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Die Borkenkäfergefahr ist nach wie vor gross, besonders in Berglagen

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CH 8903 Birmensdorf

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Februar 1986 Nr.10

Die Empfanger der „M1tteliungen" und der .Berichte" erhalten die „Merkblatter fur den Forstpraktiker" direkt von der EAFV, die Förster von ihren Kantonsforstämtern • Weitere Exemplare ken- nen bei der EAFV IBibl1othek) bestellt werden • Das Kopieren ist erlaubt und erwünscht • Anregungen und Wünsche betreffend die Merkblätter richten Sie bitte an die EAFV (Herrn W. Winter)

merkblatt

für den Forstpraktiker

Borkenkäfer: Bekämpf ungsmassnahmen 1986

von J.K. Maksymov und W. Kuhn 1

Oxf • : 411 • 12 413.2/.3 : 145.7xl9.92

Die Borkenkäfergefahr ist nach wie vor gross, besonders in Berglagen

A. Situation

Die Borkenkäfersituation muss im Frühjahr 1986 unterschiedlich beurteilt werden, je nach dem, ob es sich um das Mittelland oder um Berglagen handelt.

a) Mittelland

Im Mittelland sind die Populationen des Buchdruckers, Ips typographus L., und des Kupferstechers, Pityogenes chalcographus L., meistens stark redu- ziert worden. Sie sanken mancherorts auf das Niveau des "eisernen Bestan- des". Das ist das Ergebnis konsequent durchgeführter Bekämpfungsmassnah- men, die sowohl das Ausräumen der Käferherde als auch das Aufstellen und die Kontrolle von Pheromonfallen (I.typographus) umfassten. Die im Frilh-

jahr 1985 vorherrschende nasskalte Witterung hat dazu beigetragen, dass viele dieser Massnahmen noch rechtzeitig durchgeführt werden konnten.

1 Oberforstmeister, ZUrich

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Es wäre jedoch falsch, sich angesichts dieser Tatsache in Bezug auf die Borkenkäfersituation im Mittelland in Sicherheit zu wiegen. Die anhal- tende ausserordentlich milde und trockene Witterung im Herbst 1985 hat da und dort jüngere und ältere Bäume geschwächt, die dann noch zur An- lage von Geschwisterbruten benutzt wurden. Es heisst also auch fUr die Forstorgane des Mittellandes, sehr wachsam zu bleiben und die Bekämp- fungsmassnahmen weiterhin rechtzeitig, konsequent und umfassend durchzu- führen.

b) Berggebiete

Im Gegensatz zum Mittelland, wo das Forstpersonal die Borkenkäfersitua- tion weitgehend wieder in den Griff bekommen hat, ist die Lage in den Berggebieten im allgemeinen nach wie vor höchst unbefriedigend. Die Bor- kenkäferpopulation, vor allem diejenige des Buchdruckers, lps typo- graphus, ist nicht nur stationär geblieben, sie hat vielerorts eher noch zugenommen.

Die Gründe dafür sind mannigfach:

Schwere Zugänglichkeit, im Einzelfall sogar Unzugänglichkeit der Käferherde.

Grosse Ausdehnung der Forstkreise, wo der zuständige Wirtschafter häufig überfordert ist, mit dem ihm zur Verfügung stehenden Personal und den vorhandenen Geräten die erforderlichen Massnahmen rechtzeitig in Angriff zu nehmen.

Holzverkauf vielerorts noch auf Stock, wo der rechtzeitige Einschlag von Käferholz, das Entrinden über Unterlagen und Verbrennen der Rin- de, Aeste und Gipfelstücke samt der Brut nicht immer gewährleistet ist, bzw. unterlassen wird.

Unterschätzung der Gefahr, die von befallenen Einzelbäumen oder von ursprünglich kleinen, stehengelassenen Käferherden ausgeht.

- Angst vor verbleibenden Restkosten, die trotz der geltenden Subven- tionsansätze oft sehr hoch sind.

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B. Massnahmen

a) Organisation der Bekämpfung in Berggebieten

Trotz dieser Schwierigkeiten ist auch in den Berggebieten eine positive Wende der Borkenkäfersituation nur durch ein konsequentes Ausräumen der Käferherde vor Beginn der Vegetationszeit und anschliessende, aktive, ge- zielte Bekämpfung des Buchdruckers möglich. Um Voraussetzungen zu schaf- fen, dass dieses Ziel unter den erwähnten Verhältnissen überall erreicht werden kann, scheint uns folgende organisatorische Massnahme auf Kantons- ebene erforderlich:

Ein Forstingenieur erhält hauptamtlich die Aufgabe und die erforderli- chen Kompetenzen, die Borkenkäferbekämpfung zu planen, zu organisieren und mit Hilfe der Kreisoberförster und Förster durchzufffhren. Er verfügt über mobile Holzerequipen, die er zweckmässig einsetzt. Er koordiniert ihre Tätigkeit, z.B. mit dem Einsatzplan des Helikopters, den er für den Abtransport von Käferholz aus schwer zugänglichen Gebieten vorsieht. Er verwendet den Seilkran und grosse Entrindungsmaschinen, wo es vorteilhaft ist. Er leitet den Einsatz von Lockstoff-Fallen und sorgt für ihre regel- mässige Kontrolle. Wo die Verwendung von Fallen nicht möglich ist, wird das Legen von wartungsfreien Fangbäumen veranlasst, die mit Insektizid- belag und Lockstoff versehen sind.

b) Wichtigste Grundsätze einer wirksamen Bekämpfung

Im Ubrigen empfehlen wir für 1986 grundsätzlich die gleichen Gegenmass- nahmen, wie sie im Merkblatt der EAFV Nr. 9/1985 enthalten sind. Die Be- kämpfung des Buchdruckers, Ips typographus L., steht dabei nach wie vor im Vordergrund.

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Allgemein

1. Am Anfang jeder wirksamen Borkenkäferbekämpfung steht das konsequen- te Ausräumen der befallenen Bäume im Laufe des Winters sowie sorgfälti- ges Entrinden der Stämme über Unterlagen mit nachfolgendem Verbrennen der Rinde, Aeste und Gipfelstücke samt der Brut.

1.1. Wird zu Beginn der Vegetationszeit nur ein einziger Käferbaum stehengelassen, dann kann es zur Folge haben, dass Ende Sommer ein Viel- faches an Bäumen befallen sein wird.

1.2. Wird das Käferholz unweit vom Wald gelagert und nicht entrindet, dann können die Käfer zum Wald zurückfinden und weitere Bäume infizie- ren, wie unter 1.1. erwähnt.

1.3. Wird die Rinde samt den Aesten und Gipfelstücken nicht verbrannt, sondern liegengelassen, gleichgültig, ob die Entrindung mit Schäleisen, mit handgeführten oder mit grossen Entrindungsmaschinen erfolgte, dann wird der Infektion weiterer Bäume Vorschub geleistet.

2. Ist ein Anfachen von Feuer infolge Steilheit des Geländes nicht m~g- lich oder wegen Waldbrandgefahr nicht zu verantworten, so können die Rin- de, Aeste und Gipfelstücke in grosse Säcke aus zähem Kunststoff verpackt, gut verschlossen und sonnig gelagert werden. Infolge Luftabschluss, Wär- me und Kondenswasser kommt es zu Schimmelbildung und zum Absterben der Brut. Die Säcke können in wenigen Wochen an Ort und Stelle entleert wer- den. Dieses Vorgehen ist arbeitsintensiver und mühsamer als das Verbren- nen und daher als Behelfsmassnahme zu werten.

Fichte

3. Pheromonfallen gegen den Buchdrucker wirken nur dann optimal, wenn die drei folgenden Bedingungen erfüllt sind: Plazieren am richtigen Ort, Einhalten des Sicherheitsabstandes zur nächsten stehenden Fichte und mindestens v~chentliches Leeren der Fallen.

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3.1. In jedem ausgeräumten Käferherd im Sinne von Punkt 1 sind Fallen aufzustellen.

3.2. Der Abstand der Falle zur nächsten stehenden Fichte (Sicherheits- abstand) darf 10 m nicht unterschreiten. Kann diese Distanz nicht einge- halten werden, dann sind an Stelle der Fallen Fangbäume zu legen (Trämel von 4 m Länge und mindestens 20 cm Durchmesser).

Die Fangbäume sind in jedem Fall mit Lockstoff zu versehen. Sie können zusätzlich mit einem geeigneten Insektizid behandelt werden2. Der Insek- tizidbelag ist nach 6 Wochen, bei häufigem Regen spätestens nach 4 Wochen zu erneuern. Solche Fangbäume sind wartungsfrei. Vorschriften über Grund- wasserschutzzonen sind dabei strikte zu beachten.

Fangbäume ohne Insektizid sind zu kontrollieren und bei Befall über Un- terlagen zu entrinden, bevor sich die Larven verpuppen. Die Rinde ist zu verbrennen.

3.3. Wöchentliche Kontrolle und graphisches Auftragen der Käferzahlen in Funktion der Zeit informiert den Förster über die Wirkung der Fallen.

Aus dem Kurvenverlauf wird er auch auf unerkannt gebliebene Käferbäume in der Umgebung aufmerksam (Merkblatt der EAFV Nr. 2/1984, Punkt 11).

Kontrollabstände von mehr als zwei Wochen haben einerseits verminderte Lockwirkung infolge Fäulnis abgestorbener Käfer zur Folge. Andererseits musste wiederholt festgestellt werden, dass sich Käfer aus den Fallen ins Freie gebohrt haben.

4. Dunkle Fallen haben am Waldrand eine bessere Lockwirkung als weis- se. Im Bestandesinneren sind wiederum weisse Fallen den dunklen überle- gen. Beifänge von blütenbesuchenden Insekten (Hummeln, Bienen, Schweb- fliegen) werden jedoch durch die dunkle Fallenfarbe weitgehend vermieden.

S. Buchdrucker-Fallen sind nicht im Fichten-Jungwuchs, in -Dickungen oder -Stangenhölzern aufzustellen, da es sonst zu einem Befall durch den Kupferstecher kommen kann.

2 Präparate auf Endosulfan-, Fenitrothion- oder Pyrethroid-Basis, wie (in alphabetischer Reihenfolge): Arbezol-Rundholz, Basiment 480, Cislin, Conservol, Endosulfanol, Pentocid, Xerondo P.

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6. Der Kupferstecher, Pityogenes chalcographus L., Uberwintert nur am Brutbaum. Durch Heraushauen und Verbrennen befallener Fichten im Dik- kungsalter wird er wirksam bekämpft.

Weisstanne

7. Der krummzähnige Weisstannenborkenkäfer, Pityokteines curvidens Germ., überwintert ausser am Brutbaum in kurzen Gängen in der Rinde gesunder Weisstannen, die mit Harztropfen gekennzeichnet sind. Solche Ueberwinte- rungsbäume werden im Frilhjahr wieder verlassen.

Fangbäume ohne Lockstoff sind daher im Randgebiet ausgeräumter Käferher- de zu legen. Sie sind im frilhen Larvenstadium zu entrinden, bevor die Larven zur Verpuppung in den Splint eindringen.

Föhre

8. Gegen Borkenkäfer in Föhrenwaldungen ist sinngemäss nach Punkt 1 dieses Merkblattes vorzugehen.

Alle Nadelhölzer

In Ausnahmefällen, in denen das entrindete Käferholz liegengelassen wer- den muss, sollten die Kantonsbeiträge so erhöht werden, dass sie zusam- men mit den Bundesbeiträgen die effektiven Bekämpfungskosten decken.

9. Die Bekämpfung des liniierten Nutzholzborkenkäfers, Trypodendron lineatum Oliv., ist gleichzeitig auf zwei Ebenen zu führen: Einerseits durch Behandlung des gelagerten Holzes mit einem geeigneten Insektizid, um einem Befall vorzubeugen 2 • Andererseits durch Einsatz von Fallen mit dem Nutzholzborkenklfer-Lockstoff, um die im Boden Uberwinterte Käferpo- pulation zu reduzieren.

10. Im Wald sind die Fallen gegen den Nutzholzborkenkäfer grundsätzlich an vorjlhrigen Lagerplätzen aufzustellen, wo dieses Jahr kein Holz gela- gert wird. Die neuen Holzlager sind mindestens 50 bis 100 m entfernt von den bisherigen zu errichten.

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11. Der Einsatz von Lockstoff-Fallen gegen den liniierten Nutzholz- borkenkäfer ist auch überall auf Lagerplätzen der holzverarbeitenden Industrie systematisch an die Hand zu nehmen. Die Fallen sind im Ab- stand von 10 m vom gelagerten Holz und mit Zwischenräumen von SO m auf- zustellen.

12. Die Fallen sind, wie beim Buchdrucker, mindestens einmal w~chent- lich zu kontrollieren und zu leeren, um eine gute Wirkung zu gewähr- leisten.

Im weiteren verweisen wir auf das Merkblatt der EAFV Nr. 9/1985.

Holzlagerplatz einer Sägerei

Anordnung der Fallen zur Bekämpfung des liniierten Nutzholzborkenkäfers

Referenzen

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