Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 68. Februar 2008 A247
A K T U E L L
Wenn sie einen Clown sah – und das kommt zur Karnevalszeit in Köln häufiger vor –, schrie meine kleine Tochter und war kaum mehr zu be- ruhigen. Gar nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie bei ei- nem Krankenhausaufenthalt auf Bil- der von lustigen Clowns gestoßen oder einem lebendigen Spaßmacher begegnet wäre. Der Therapieerfolg wäre ernsthaft gefährdet gewesen.
Ungewöhnlich war das Verhalten meiner Tochter aber gar nicht – das zeigt nun eine Studie der University of Sheffield, deren Ergebnisse gera- de im britischen Magazin „Nursing Standard“ veröffentlicht wurden. Auf Kinderstationen in britischen Kran- kenhäusern wurden 250 Patienten im Alter von vier bis 16 Jahren da- nach befragt, wie sie Bilder von Clowns wahrnehmen, die auf den Stationen zur Stimmungsaufhellung beitragen sollen. Überraschendes Ergebnis: Keines der Kinder fand die Bilder lustig, niemand mochte die Darstellungen. Viele der kleine- ren Kinder fürchteten sich sogar da- vor. Schlussfolgerung der Studien- leiterin Dr. Penny Curtis: „We found that clowns are universally disliked by children.“ Bei der Gestaltung der Krankenhausräume müsse man sich künftig stärker nach den Wün- schen der kleinen Patienten richten und auf Clown-Darstellungen ver- zichten.
Folgerichtig sollte man jetzt noch eine Studie darüber anschließen, wie Kinder im Krankenhaus auf das Erscheinen leibhaftiger Clowns rea- gieren. Nicht dass die „lustigen Clowns im tristen Krankenhausall- tag“ bei den kleinen Patienten ge- nau das Gegenteil von dem bewir- ken, was die Erwachsenen glauben.
Vielleicht wird man sie dann bald nur noch an Halloween in die Kran- kenhäuser lassen.
RANDNOTIZ
Thomas Gerst
Clown
schööööön ?
Drei neue Vorsorgeuntersuchungen sollen Kindern einen besseren Schutz bieten, indem frühzeitig kör- perliche und auch psychosoziale Probleme erkannt werden. Dafür setzt sich die Kassenärztliche Bun- desvereinigung (KBV) ein. Derzeit erarbeitet die KBV einen Vorschlag für den Gemeinsamen Bundesaus- schuss von Ärzten und Kranken- kassen, um das Untersuchungspro- gramm zu ergänzen.
Die bestehenden Untersuchun- gen U1 bis U9, die zur Früherken- nung von Krankheiten direkt nach der Geburt und dann in weiteren Abständen von Wochen und Mona- ten bis zum sechsten Lebensjahr durchgeführt werden, sind für ge- setzlich Versicherte kostenfrei. Nun sollen noch die Untersuchungen 7 a (zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr), U10 (achtes Lebens- jahr) sowie U11 (zehntes Lebens- jahr) hinzukommen.
Die Ärzte nehmen dabei die Rol- le des Betreuers ein, der durch die
regelmäßigen Vorsorgeuntersuchun- gen rechtzeitig soziale Probleme er- kennen kann, die sich besonders im Grundschulalter stark auf die kör- perliche Gesundheit auswirken kön- nen. Die Krankenkassen sollen dar- auf achten, dass die Versicherten die Untersuchungstermine auch wahr-
nehmen. LW
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) will die Er- forschung von seltenen Erkrankun- gen, sogenannten Orphan Diseases, ausbauen. Es stellt dazu in den kom- menden zwölf Jahren 80 Millionen Euro bereit. Das gab Bundesfor- schungsministerin Annette Schavan in Berlin bekannt. „Viele seltene Krankheiten haben verheerende Kon- sequenzen, nicht nur für die Patien- ten, sondern auch für die betroffe- nen Familien“, betonte die Ministe- rin. Sie verursachten chronische Lei- den, senkten die Lebenserwartung und führten zum Teil schon im Kin- des- und Jugendalter zum Tod.
Die geförderten Forschungsver- bünde sollen verschiedene For- schungs- und Entwicklungsschritte verknüpfen. „Sowohl die Umset- zung von Ergebnissen der Grundla- genforschung in die klinische For- schung als auch die Umsetzung in
die Versorgung von Patientinnen und Patienten soll nachhaltig ver- bessert werden“, sagte Schavan.
Sie rief Wissenschaftler dazu auf, bis zum 12. Februar 2008 ihre Anträge zu Forschungsvorhaben einzureichen. Die Ministerin wies zudem darauf hin, dass deutsche Wissenschaftler bei der Erfor- schung seltener Erkrankungen in- ternational sehr erfolgreich seien.
Zum Beispiel koordinierten deut- sche Forscher sechs von 13 ent- sprechenden EU-Projekten zum Thema, an zehn seien deutsche Partner beteiligt.
Krankheiten gelten als selten, wenn weniger als eine von 2 000 Personen davon betroffen ist. An einer einzelnen Krankheit leiden somit zwar nur wenige Patienten, aber da es rund 5 000 bis 8 000 sol- cher Erkrankungen gibt, sind Mil- lionen Menschen betroffen. hil VORSORGEUNTERSUCHUNGEN
KBV fordert Ausweitung bei Kindern
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Die KBV schlägt drei zusätzliche
„U-Untersu- chungen“ vor.
Foto:dpa
SELTENE ERKRANKUNGEN