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Archiv "DDR: Keine autochthone Erscheinung" (12.04.1990)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT LESERBRIEFE

DDR

Zu dem „seite eins"-Beitrag

„Der Wendehals — kein orthopä- disches Leiden" von Dr. Burgk- hardt, Leipzig, in Heft 8/1990:

Keine autochthone Erscheinung

40jährige bukolisch-sozia- listisch-stalinistische Abge- schiedenheit vom wissen- schaftlichen Treiben der übri- gen Welt mag schuld daran sein, daß Michael Burgk- hardt, Leipzig, meint, der M.

Wendehalsii sei eine auto- chthone Erscheinung der DDR.

So ist es nicht!

Bereits vor mehr als 40 Jahren wurde hier ein ähnli- ches Phänomen beschrieben, das später als „Globke-Filbin- ger-Syndrom" in die Annalen einging. Mentale Torsions- dyskinesie ward es geheißen, als Ursache ein apokryphes Gen vermutet.

Psychologen sprachen da- mals schon die Vermutung aus, gesellschaftliche Um- stände könnten dazu beige- tragen haben, ruckartig Hin- und Abwendung ausgelöst zu haben. Mangels geeigneter Vorschläge war die Therapie symptomatisch und erfolg- reich: Abwarten.

Der Wendehals ver- schwand wie Pest oder Blat- tern — die Krankheit geriet in Vergessenheit. Schon zu Zei- ten unseres Kollegen Theo- phrastus Bombastus war die Erkrankung bekannt und wurde auf geniale Art natur- heilkundlich-musisch thera- piert: Wes Brot ich eß, des Lied ich sing!

Dr. med. Wolfgang Ban- gen, Bodelschwinghstraße 15, 4400 Münster-Hiltrup

Prognose günstig

Die Glosse paßte gut zur heutigen Fastnachtsausgabe.

Der Autor — M. Burgkhardt aus Leipzig — hätte sich in je- der Bütt hören lassen kön- nen. Witzig und schmun- zelnd, ja lachend die Wahr- heit zu sagen, ist immer gut.

So kann auch ein bitterer

Stoff geschluckt werden, oh- ne daß er den Schlund und Rachen verätzt und nichthei- lende Geschwüre hinter- läßt . . .

Ansonsten gab es ja auch 1945 in der BRD „Wendehäl- se" hunderttausendfach. Man nannte sie damals weniger witzig „Mitläufer". Die mei- sten dieser Gattung waren und sind gutartig, gutgläubig und gut zu lenken.

Deshalb war und ist — wie der Autor auch schon zum Ausdruck gebracht hat — die Prognose auch günstig. Unse- re BRD darf hier doch ruhig als Beispiel angeführt wer- den. Auszumustern sind al- lerdings die (Ver-)Führer, die für das Unheil verantwortlich waren oder sind!

Dr. Hans Nagel, Südring 41, 7240 Horb/Neckar

Zu dem Leserbrief „Fehlende Ethik unseres Berufsstandes" von Dr. Richter in Heft 48/1989 und den dazu veröffentlichten Briefen in Heft 7/1990:

Mißbrauchter Begriff

. . . Wenn Herr Richter sich über die mangelnde Ethik der Kollegen aus der DDR empört, die in die BRD übersiedeln, möchte ich ihn doch bitten, sich mal mit Kol- legen Kokott (Heft 7/90) in Verbindung zu setzen. Herr Kokott und ich sind gute alte Freunde und haben beide in der DDR gearbeitet.

Herr Dr. Kokott hat die DDR vor sechs Jahren verlas- sen, weil für ihn die Arbeit aus konfessionellen Gründen kaum möglich war. Ich habe hier meine Stellung im Vor- feld der Medizin, nämlich als Landarzt in Mecklenburg, ge- halten. Nie würde ich mei- nem Kollegen einen Mangel an ärztlicher Ethik vorwerfen.

Wer den Begriff ärztliche Ethik auf das Ausharren in einem Staat beschränkt, in dem Menschenwürde mit den Füßen getreten wurde, hat den Eid des Hippokrates wohl nicht recht verstanden.

Die meisten, die gegangen sind, sind wohl nicht nur aus rein finanziellen Gründen ge-

Zusammensetzung: 1 Tablette enthält: Triamteren 50 mg, Hydrochlorothiazid 25 mg. Indikationen: Bluthochdruck (arte- rielle Hypertonie). Krankhafte Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) bei Herz-, Leber-oder Nierenerkrankungen. Chro- nische Herzinsuffizienz. Kontraindikationen: Schwere Nieren- funktionsstörungen (Niereninsuffizienz mit stark einge- schränkter Harnproduktion) Kreatinin-Clearance kleiner als 30 ml/min und/oder Serum-Kreatinin über 1,8 mg/100 ml, Sulfonamidüberempfindlichkeit (mögliche Kreuzreaktionen beachten) und Hyperkaliämie, Coma hepaticum, Hypokali- ämie, Hyponatriämie, Glomerulonephritis, Anurie. Bei mäßig eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance unter 60 ml/min; Serum-Kreatinin 1,5 mg/100 ml und darüber) darf die Anwendung von Dytide H nur unter sorgfältiger Kontrolle des Serumkreatinin- und Serumkaliumspiegels erfolgen.

Obwohl es bisher keinen Hinweis dafür gibt, daß Dytide H fruchtschädigend wirkt, sollte das Arzneimittel während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht gegeben werden.

Nebenwirkungen: Beim Einnehmen auf nüchternen Magen kön- nen Übelkeit und Erbrechen auftreten. Diese Nebenwirkungen lassen sich in der Regel vermeiden, wenn das Arzneimittel nach den Mahlzeiten eingenommen wird. Gelegentlich werden Ober- bauchbeschwerden, krampfartige Beschwerden im Bauch- raum, Obstipation, Diarrhöe, Muskelverspannungen (Waden- krämpfe) beobachtet. In seltenen Fällen kann es zu Schwindel- oder Schwächegefühl (orthostatische Regulationsstörungen), Müdigkeit, geringgradigen Sehstörungen, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Nervosität, Mundtrockenheit, Durst, Arzneimittel- fieber und Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (photo- allergisches Exanthem, Erytheme) kommen. An die mögliche Entstehung von Blutbildveränderungen (Anämie, Leukopenie, Thrombopenie) sowie Erhöhung der Blutfette und Pankreatitis ist zu denken. Es kann zu Harnsteinbildung oder zu einem vor- übergehenden Anstieg stickstoffhaltiger harnpflichtiger Stoffe (Harnstoff, Kreatinin) kommen. Bei Verdacht auf eine Ein- schränkung der Nierenfunktion sollten vor Behandlungsbeginn Serum-Kalium und Serum-Kreatinin bestimmt werden. Ober- halb eines Serum-Kreatinin-Wertes von 1,5 mg/100 ml sollte verstärkt auf das Auftreten einer Hyperkaliämie geachtet wer- den. Gegebenenfalls ist die Dosis zu reduzieren oder das Präpa- rat abzusetzen. Bei Patienten mit Verdacht auf Folsäuremangel (Leberzirrhose, chronischer Alkoholabusus, Gravidität mit Mangelernährung) soll auf medikamentenunabhängige Ver- änderungen des Blutbildes geachtet werden, da es unter diesen Bedingungen zu Veränderungen des roten Blutbildes (Megaloblastose) kommen kann. Gegebenenfalls kann d ie The- rapie unter Gabe von Folinsäure (Leucoverin) fortgeführt wer- den. In Einzelfällen sind auch Hämolysen durch Bildung von Antikörpern gegen Hydrochlorothiazid bei gleichzeitiger Ein- nahme von Methyldopa beobachtet worden. Weiter wurden beschrieben eine akute interstitielle Nephritis, ein Ikterus und eine Gefäßentzündung (Vasculitis). Die Auslösung einer Gal- lenblasenentzündung ist bei bestehenden Gallensteinleiden möglich. Sehr selten wurde bei hyd roch lorothiazid haltigen Arz- neimitteln ein plötzlich auftretendes Lungenödem mit Schock- symptomatik beschrieben. Eine allergische Ursache wird ange- nommen. Ein latenter oder manifester Diabetes oder eine latente oder manifeste Gicht kann sich bei Dauerbehandlung verschlechtern. Es empfiehlt sich daher, bei längerfristiger An- wendung die Blutzucker- und Harnsäurewerte sowie die Serumelektrolyte (vor allem Kalium wegen der Möglichkeit des Auftretens einer Hypo- bzw. Hyperkaliämie) zu kontrollieren.

Dosierung: Die Einnahme soll nach den Mahlzeiten erfolgen.

Hypertonietherapie: Bei Behandlungsbeginn morgens und mit- tags je 1 Tablette. Zur Dauerbehandlung genügt meist eine Tablette morgens. Ödemtherapie: Bei Behandlungsbeginn 2 mal täglich 1-2 Tabletten bis zum Einsetzen der Diurese.

Erhaltungsdosis: 1 Tablette jeden zweiten Tag bis 2 Tabletten täglich. Herzinsuffizienz: Die Dosierung sollte in Abhängigkeit vom Untersuchungsbefund variiert werden. Dabei spielt eine regelmäßige Gewichtskontrolle und die Festlegung eines Soll- gewichtes eine dominierende Rolle. 1 bzw. 2 mal 1 Tablette täglich morgens bzw. morgens und mittags sollten diesen Anforderungen gerecht werden, um einen ausgeglichenen Hydratationsgrad herbeizuführen. Handelsformen und Preise:

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gangen, sondern weil sie un- ter modernen Bedingungen ohne Bevormundung durch einen totalitären Staat arbei- ten wollten. Die geblieben sind, bleiben, weil es auch so etwas wie ein Heimatgefühl und Hoffnung auf eine Ande- rung gibt.

Der Begriff ärztliche Ethik ist hier bei uns in der DDR in Beziehung auf Republik- flucht so mißbraucht worden, daß wir hiergebliebenen Ärz- te ihn nicht mehr hören mö- gen. Es gibt vielerlei Gründe für das Gehen und Bleiben, aber man sollte uns Medizi- nern nicht alles unter dem Begriff der ärztlichen Ethik anlasten.

Für uns in der DDR Ge- bliebene ist es jetzt erforder- lich, daß man uns hilft, damit wir nicht den Anschluß ver- lieren. Wichtig ist dabei nicht nur die materielle Unterstüt- zung für das Staatliche Ge- sundheitswesen (ich fahre zum Beispiel einen 23 Jahre alten Wartburg als Dienstwa- gen, von dem ich nicht weiß, ob ich nachts vom Hausbe- such wieder zurückkomme), sondern auch Hinweise, Kur- se und Kongresse für DDR- Ärzte, die es uns möglich ma- chen, sich mit dem privaten Gesundheitswesen (Abrech- nungsmodus etc.) bekanntzu- machen.

Sicher werden dabei auch von uns viele Aspekte für ein gemeinsames Gesundheits- wesen eingebracht werden, die nicht nur unseren Finan- zen, sondern auch unseren Patienten zum Wohle sind.

SR Dr. med. P. Pallack, Neubau 1/3, DDR-2201 Kem- nitz

Bericht von der 25. Tagung der Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaft der Internisten Meck- lenburgs:

Intime Herzlichkeit

Die Schleswig-Holsteini- sche Ärztekammer bekam et- liche Einladungen ins östliche Nachbarland Mecklenburg zur Internistentagung in Ro- stock vom 1. bis 3. März 1990.

Ich hatte das Glück, eine da- von zu bekommen.

Ich fuhr am Tag nach dem 5. Orkan (Wiebcke) (als der Zug von Basel nach Hamburg 7 [!] Stunden Verspätung hat- te) im Pkw los.

Vom Grenzübertritt an (Lübeck/Schlutup) war das Wetter freundlich, die Paß- kontrolle problemlos rasch, die Straßen (über Wismar, zum Teil lange gerade Alleen mit altem Baumbestand) in sehr gutem Zustand. Einige unbeschrankte Bahnübergän- ge mit zum Teil scharfer Kur- ve sollen manchen Fahrer bei Dunkelheit erschrecken.

Das Quartier im Interho- tel Warnow, das die Gastge- ber organisiert hatten (be- zahlt hatte ich im Westen), war ausgezeichnet. Auf dem Parkplatz davor trieben — wie schon lange vor der Mau- eröffnung — eifrige Knaben ihre Geschäfte um Kugel- schreiber und D-Mark. Noch nie sah ich bei diesem Ge- schäft Mädchen.

Die Tagung fand im Fest- saal des Rathauses statt. Der etwa 200 Sitzplätze fassende Saal ist mit sensiblem Kunst- verstand renoviert. Raffgardi- nen und Wandbespannung von gelber Seide vermitteln zusammen mit dem vorfrüh- linghaften Blau im Mittelfeld der Stuckdecke ein Harmo- niegefühl, das zum „Vom Ei- se befreit .. ." paßt.

Bei Treffen jeglicher Art in der DDR fällt mir immer wieder eine gewisse intime Herzlichkeit auf. Für einen Außenstehenden, den die lo- kalen Alltagssorgen nicht drücken, lebt es sich daher dort leichter als im Westen.

Die Begrüßungsreden (von Ost- und West-Rednern) vi- brierten — in dieser Zeit vor der Wahl — von dieser Hoff- nung auf künftige Gemein- samkeiten, besonders erfreu- lich die leise, unpathetische, das Wesentliche ausdrücken- de Art und ein trockner Hu- mor. (Begrüßt wurden etliche mitteldeutsche und etliche westdeutsche Kollegen, unter anderem der Präsident der westdeutschen Bundesärzte- kammer, Vilmar). Auffallend A-1152 (8) Dt. Ärztebl. 87, Heft 15, 12. April 1990

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