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Archiv "„Helen“: Nur ein Schritt zwischen mir und dem Wahnsinn" (27.11.2009)

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A 2426 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 48

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27. November 2009

„HELEN“

Nur ein Schritt zwischen mir und dem Wahnsinn

Die Volkskrankheit Depression reißt die erfolgreiche Musikprofessorin Helen aus ihrem Leben und führt sie auf eine schmerzhafte Reise zu sich selbst.

L

achende Gesichter, viele Ge- schenke, das Glück ein Rausch an ihrem Geburtstag, die Zuneigung von allen Seiten ist mit den Händen zu greifen. Helen hat alles, was sich viele Menschen für ihr Leben wün- schen. Eine liebevolle Familie, ei- nen erfüllenden Beruf als Musik- professorin an der Universität von Vancouver, Wohlstand. Doch das Glück ist wie ein Gespenst. Man kann es nicht festhalten. Und so beginnen nur kurze Zeit später die Symptome. Niedergeschlagenheit.

Antriebslosigkeit. Konzentrations- störungen. Hilflosigkeit. Die Dia- gnose lautet Depression. Doch He- len will es nicht wahrhaben. Sie

sieht die Depression nicht als Krankheit, sondern als persönliches Versagen, versucht zu verheimli- chen, was nicht zu verheimlichen ist. Und auch ihr Mann kann es nicht verstehen. „Sie ist eine glück- liche Frau“, insistiert er gegenüber Helens Arzt, der erwidert: „Ihre Frau ist nicht unglücklich. Ihre Frau ist krank.“ Und so zieht sich Helen mehr und mehr zurück, bricht ihre Therapie ab, verlässt ihren überfor- derten Mann. Halt findet sie allein bei der jungen, psychisch kranken Mathilda, die Helen als Einzige auch mit ihrer Krankheit akzeptiert.

Der Film „Helen“ zeigt reali- tätsnah und nachdrücklich, wes-

halb psychische Erkrankungen in der westlichen Welt eine andere Qualität haben als somatische. Ih- nen haftet nach wie vor ein Stigma an, das sowohl vielen Erkrankten selbst als auch ihrem Umfeld die Akzeptanz dieser Krankheiten äu- ßerst erschwert. Während ein ge- brochenes Bein Mitleid hervor- ruft, erzeugt eine kranke Seele, sei es aus Unwissenheit, Hilflosigkeit oder Ignoranz, Unbehagen und Ablehnung. „Helen“ wirbt für To- leranz und zeigt auch die Mög- lichkeiten der Medizin ebenso wie das Engagement der Mediziner. Es ist ein Film über das Menschsein, der seine Protagonistinnen mit ihren Verwundbarkeiten, Ängsten und Abhängigkeiten einfühlsam beobachtet. Zugleich ist er die Bestandsaufnahme einer Gesell- schaft, in der Krankheit in erster Linie nicht als Teil des menschli- chen Lebens empfunden wird, sondern als ein Fremdkörper, den es schnellstmöglich zu eliminie- ren gilt.

Wunde Seele

Regisseurin Sandra Nettelbeck („Bella Martha“) zeigt die Depres- sion einer Frau Mitte vierzig in empfindsamen Bildern, überhell mitunter, um die wunde Seele ihrer Protagonistin zu versinnbildlichen.

In einer flüssigen, stimmungsvollen Inszenierung mit feingliedriger Musik begleitet sie Helen auf einer elegischen Reise zu sich selbst.

Hauptdarstellerin Ashley Judd („Wo dein Herz schlägt“) gelingt dabei eine eindrucksvolle Darstel- lung. „Helen“ enthüllt den Men- schen als verwundbares Wesen und das Glück als einen fragilen Zu- stand, auf den es kein Anrecht gibt.

Der Film ist ein Plädoyer dafür, offen und offensiv mit einer De- pression umzugehen und weder in einer Betroffenheitskultur zu erstar- ren noch Hilflosigkeit durch ausge- sprochene oder unausgesprochene Vorhaltungen zu überdecken. Und er zeigt, dass es möglich ist, diese zum Teil schwere Krankheit mit Erfolg zu behandeln, wenn auch das Filmende ein wenig zu schlicht herbeigeführt wird. ■

Falk Osterloh Krank, nicht

unglücklich: Es braucht viel Zeit, bis Helen die Dia - gnose Depression

akzeptiert.

Foto: Warner Bros. Ent.

K U L T U R

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