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Die nordamerikanische Gesellschaft der Kunstbibliotheken tagt in "Library heaven". Die 32. Jahrestagung von ARLIS/NA vom 15.-21. April 2004 in New York City

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JAHRESTAGUNG VON A R U S / N A 2 0 0 4

DIE NORDAMERIKANISCHE GESELLSCHAFT DER KUNSTBIBLIOTHEKEN TAGT IN „LIBRARY HEAVEN"

DIE 32. JAHRESTAGUNG VON ARUS/NA VOM 15.-21 APRIL 2004 IN NEW YORK CITY

Laura Held- (Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland) Einleitung

Schon in seiner Begrüßung sprach der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende A R U S / N A Präsident Allen Townsend (auf der Konferenz fanden Neu­

wahlen statt): „Prepare yourself for several days o f ,too m a n y choices'". D a s erwies sich als voraus­

schauend: Die Fülle der angebotenen W o r k s h o p s u n d Sessions, die Firmenausstellungen u n d Besich­

tigungen u n d nicht zuletzt die zahlreichen Attrak­

tionen des Tagungsortes N e w York machten diese W o c h e zu einem a u f - u n d anregenden, arbeits­

reichen u n d intensiven Erlebnis, so dass wohl jede Teilnehmerin u n d jeder Teilnehmer mehr als ein­

mal die „ Q u a l der W a h l " hatte. Der A u s d r u c k Library Heaven stammt von Linda Seckelson. Bei ei­

n e m Empfang in der T h o m a s J. Watson Library des Metropolitan M u s e u m s a m 21. April beschrieb sie N e w York mit seinen schier unerschöpflichen A n ­ geboten an Bibliotheken u n d speziell K u n s t ­ bibliotheken als „Bibliothekshimmel". U n d das ist nicht übertrieben!

Tagungsort

Die Tagung fand mitten in Manhattan i m Roosevelt Hotel statt, was repräsentative Räumlichkeiten, eine luxuriöse Ausstattung u n d eine ideale Lage für klei­

ne Exkursionen bedeutete. M i t über 800 Teilneh­

merinnen war diese 32. Konferenz die größte ARLIS/

NA-Konferenz, die je stattgefunden hat (normaler­

weise k o m m e n einige 100 Teilnehmerinnen). New York ist eben auch für amerikanische u n d kanadi­

sche Kunst-Bibliothekarinnen ein attraktives Ziel!

A R L I S Nordamerika umfasst geographisch Kanada, die U S A und Mexiko - wobei wenig Kontakt zu m e ­ xikanischen Kunstbibliothekarinnen besteht. Mit 30 ausländischen Teilnehmerinnen - aus Großbritan­

nien, Finnland, Frankreich, Deutschland, den Nie­

derlanden, Flandern, aber auch Kolumbien, Neusee­

land u n d anderen Ländern - gab es ebenfalls einen neuen Rekord.

Rahmenprogramm

Neben den Workshops, halb- oder sogar ganztägigen Arbeitstreffen zu speziellen T h e m e n mit begrenzter Teilnehmerzahl, die extra bezahlt werden mussten, und den Sessions (anderthalbstündigen Veranstaltungen.die aus drei bis vier Vorträgen zum Thema mit anschließen­

der Diskussion bestehen), wurde eine Fülle an Besich­

tigungen, Empfängen, Festakten und Ausstellungen angeboten. Das wichtigste gesellschaftliche Ereignis war der offizielle Empfang am Sonntagabend im Museo del Bardo, w o Getränke und lateinamerikanische Köstlich­

keiten mehreren hundert Gästen einige vergnügliche Stunden bereiteten. Das Museo del Bardo entstand in den 70er Jahren auf Initiative puertoricanischer Eltern u n d Erzieherinnen, die ihren Kindern die Geschichte ihres Ursprungslandes vermitteln wollten. Heute gehört es zur Museumsmeile und zeigt lateinamerikanische Kunst allgemein, zur Zeit der Tagung gerade die Schät­

ze lateinamerikanischer Künstlerinnen aus dem M O M A , das ja wegen Umbauten zur Zeit seine Bestän­

de nach Queens ausgelagert u n d auf Reisen geschickt hat. Im Museo del Bardo fand auch die feierliche Eh­

rung der Preisempfänger von ARLIS/NA statt. Preisver­

leihungen sind eine in den U S A viel mehr als bei uns gepflegte Sitte, w o mit Hilfe von Sponsoren sowohl her­

ausragende Arbeiten über Kunstbibliotheken, das Le­

benswerk einzelner Bibliothekarinnen wie auch die Teilnahme ausländischer Gäste gefördert u n d ausge­

zeichnet werden.

Firmenaussteller waren nicht nur die einschlägi­

gen Buchhandlungen u n d Softwarefirmen, es gab auch eine Ausstellung der künstlerisch tätigen Kunstbibliothekarinnen in Queens.

Internationale Kontakte

Zugleich war diese Tagung die Mitgliederver­

sammlung von ARLIS/NA, außerdem tagten die ver­

schiedenen Fachgruppen. D i e meisten dieser Tref­

fen waren für alle Konferenzteilnehmerinnen offen.

Ich n a h m u.a. an d e m Treffen des „International Relations Committee" teil, das Daniel Starr, Sprecher dieses Komitees u n d Ex-Präsident v o n A R L I S / N A , leitete. W i r sprachen über die Möglichkeiten eines Austausches zwischen den verschiedenen ARLISsen (wobei die A K M B inzwischen als G e r m a n A R L I S gilt) u n d über die Einbeziehung der Art Library Section der IFLA in diese Kontakte. A m Sonntag­

morgen fand ein informelles Treffen zwischen den anwesenden europäischen ARLISsen (Deutschland, Niederlande, Flandern und A R L I S Norden) statt. Bei dieser Gelegenheit wurden eine gemeinsame Tagung 2007 in Amsterdam u n d die Einrichtung einer ge­

meinsamen Webseite vereinbart, die zunächst nur (auf Englisch) Kurzinformationen und Links zu den einzelnen ARLISsen bzw. ähnlichen Gruppen u n d

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Vereinen beinhalten soll. Michiel N i j h o f f v o m Stedelijk Museum in Amsterdam bot sich als K o n - taktperson für die Sammlung dieser Adressen an - die V e r l i n k u n g zur A K M B - W e b s i t e ist bereits veranlasst. Anna-Maria Poma-Swank von der Biblio- thek des Cloisters in New York berichtete, dass die G r ü n d u n g einer italienischen A R L I S unmittelbar bevorstünde. Ein weiterer Höhepunkt des Rahmen- p r o g r a m m s war der Vortrag v o n Christo u n d Jeanne-Claude über ihre Pläne für den Central Park.

Workshops

Workshops wurden zu so unterschiedlichen T h e - m e n wie „ D i e Technik der Papierherstellung", „Pro- j e k t m a n a g e m e n t v o n digitalen S a m m l u n g e n " ,

„Bestandserhaltung für Kunstbibliotheken", „ Z u - sammenarbeit zwischen verschiedenen Einrichtun- gen m i t unterschiedlicher Unternehmenskultur"

oder „Raumplanung für die Bibliothek des 21. Jahr- hunderts" angeboten. Besonderes Interesse fand der zweiteilige Workshop: „They never covered this in Library School" - eine Veranstaltung, die i n z w i - schen i m dritten Jahr stattfindet u n d Kenntnisse zu einer bestimmten Epoche der Kunstgeschichte ver- mittelt. Dabei wird sowohl ein Überblick über die behandelte Epoche gegeben - in diesem Jahr das Mittelalter - , als auch die wichtigste Literatur sowie gedruckte u n d digitale Recherchetools vorgestellt.

Die Workshops sind mit den v o n der A K M B an- gebotenen Fortbildungsveranstaltungen zu einzel- nen T h e m e n vergleichbar, nur wird hier das, was wir über mehrere Jahre verteilt und jeweils einzeln an- bieten, k o m p a k t u n d parallel zur Mitgliederver- s a m m l u n g sowie zur Jahrestagung angeboten - was durch die größeren Entfernungen u n d die größere Anzahl an Mitgliedern zu erklären ist: Die Jahres- konferenz v o n A R L I S / N A ist zugleich Konferenz für neuere Forschungsberichte, Fortbildungs- marathon, gesellschaftlicher Höhepunkt u n d A u s - t a u s c h f o r u m für K u n s t b i b l i o t h e k a r i n n e n sowie Mitgliederversammlung u n d Fachgruppentreffen!

Sessions

Die Sessions können als das eigentliche Konferenz- p r o g r a m m bezeichnet werden. Sie fanden Samstag, Sonntag, M o n t a g u n d Dienstag statt, oft drei Sessions pro Tag u n d mindestens zwei davon par- allel. A u c h hier gab es kein übergeordnetes T h e m a : Das Spektrum reichte v o n eher klassischen T h e m e n wie „Erwerbung u n d Bestandsaufbau", „Verbund- Katalogisierung", „Katalogisierung mit FRBR"„,Zu- sammenarbeit zwischen Bibliotheken, Museen u n d Archiven",,,Anforderungen an die Ausbildung v o n z u k ü n f t i g e n K u n s t - u n d M u s e u m s b i b l i o t h e - k a r i n n e n " über „Kulturerbeverlust durch Krieg",

„Trends bei den Kunstbuchverlagen" „Queer art w o r l d " (transsexuelle, schwule u n d lesbische

Künstlerinnen u n d Kunstgeschichte) bis zu N e w York spezifischen T h e m e n wie „New Yorks Parks u n d Gärten" u n d der Archivierung der Ereignisse v o m 11. September. A u c h die Beteiligung v o n K u n s t b i b l i o t h e k a r i n n e n an der Lehre u n d For- schung zur Kunstgeschichte war ein T h e m a . I m Folgenden werde ich auf einige Sessions näher ein- gehen, die m i r aus unterschiedlichen Gründen be- merkenswert erscheinen.

Eine Suchanfrage - und die gesamte rele- vante Information der kostenpflichtigen Anbieter

D i e Session I behandelte die Z u s a m m e n a r b e i t zwischen den verschiedenen Online-Anbietern i m Kunstbereich. Die Idee ist, dass verschiedene Anbie- ter v o n bibliographischen u n d / o d e r Bilddaten- banken oder Lexika direkt aus ihrem D a t e n p o o l heraus den Zugang zu den jeweils anderen bieten:

trotz unterschiedlicher Formate u n d Standards.

Vertreterinnen v o n J S T O R , O C L C , G r o v e Dictionary o f Art, Getty u n d Wilson stellten jeweils ihre Lösungen vor. W e n n ich also i m G r o v e Dictionary o f Art oder in Wilson zu einem T h e m a Ergebnisse erhalte, soll ich per Mausklick direkt die Bilder u n d I n f o r m a t i o n e n der anderen Anbieter b e k o m m e n . Ä h n l i c h e Anstrengungen gibt es i m bibliographischen Bereich bei uns bei den Verbün- den, hier sollen aber auch Bilder, Museumsobjekte u.ä. mit durchsucht werden.

Eine Suchanfrage für Bibliotheksbestände, Archivalien und Museumsobjekte

Die Session V I behandelte das T h e m a der gemein- samen Erschließung v o n Bibliotheks-, Archiv- u n d Museumsmaterial einer Einrichtung. Voriges Jahr wurde das T h e m a - unter d e m schönen Titel

„Betwixt and between" unter d e m Aspekt der A u f - nahme von Museumsobjekten mit Hilfe des M A R C - Formats - also eher unter datenbanktechnischen Fragen - behandelt. Dieses Jahr lag der Fokus auf den intellektuell unterschiedlichen Zugangsweisen.

Soll ein Text oder ein Objekt erschlossen werden?

Was ist mit Konvoluten u n d Schätzangaben? Geht es in erster Linie u m den Nachweis eines Buches/

einer Archivalie oder u m die bereitgestellte Infor- mation? Wieweit sind Abbildungen nötig? W i e geht m a n m i t unterschiedlichem Vokabular um? W i e kann der Benutzer sehen u n d ggf. einschränken, was er gerade durchsucht?

D e r O n l i n e - K a t a l o g der P i e r p o n t M o r g a n Library hat jetzt Bücher, Fotos, Archivmaterial u n d Manuskripte in einem gemeinsamen Katalog er- schlossen - von den Schwierigkeiten, unterschied- liche Erschließungsmethoden u n d Mentalitäten unter einen Hut zu bringen, berichtete Elizabeth O ' K e e f e v o n der P i e r p o n t M o r g a n L i b r a r y

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JAHRESTAGUNG VON ARLIS/NA 2 0 0 4

(http://www.morganlibrary.org). Diana Folsom, K u - ratorin u n d Museumspädagogin v o m Los Angeles C o u n t y M u s e u m o f A r t , berichtete über ihren L A C M A Katalog: Hier w u r d e n die S a m m l u n g e n online gestellt u n d verschlagwortet u n d dabei auch die Bibliotheksbestände mit aufgeführt. D i e Daten- bank (http://CollectionsOnline.lacma.org) weist zur Zeit ca. 112.000 Bücher u n d etwa die Hälfte der ins- gesamt 89.000 Kunstobjekte des Museums nach, die vor allem visuell, d. h. mit Bildern, durchsucht wer- den können. Ausstellungstexte werden kontinuier- lich dazu gestellt. D a der Fokus auf der Präsentati- on u n d Vermittlung der S a m m l u n g des M u s e u m s liegt, sollen in Z u k u n f t auch die Bücher z u m T h e - m a höchst anschaulich präsentiert werden: m i t eingescanntem Cover, den ersten Sätzen des Buches, weiteren Links ... Sicherlich ist dieser m u s e u m s - pädagogische Ansatz, der stark auf die Vermittlung v o n Inhalten ausgerichtet ist, für Bibliotheken, die eher den Nachweis der gesamten vorhandenen Li- teratur anstreben, eine interessante Anregung.

Terry C a t a p a n o v o n der C o l u m b i a University berichtete über die Erfahrungen bei der Konvertie- rung der Christian Art Database in C O R S A I R (die Datenbank der Morgan Library). Dabei wurde n a - türliche Sprache in XSLT umgewandelt u n d I C A in ein M A R C - F o r m a t . Seine Erfahrungen gipfelten in der Empfehlung möglichst U n i c o d e / X M L für D a - tenbanken zu verwenden.

Aus dem Bibliotheksalltag amerikanischer Kunst(hoch)schulen

Die Session I X mit Berichten aus d e m Alltag klei- nerer Kunstbibliotheken - alle aus d e m Universitäts- bzw. College-Bereich - zeichnete ein überraschen- des Bild: Claudia Covert u n d Loree Bourgoin v o m Corcoran College o f Art and Design bzw. v o m Lyme College o f Fine Arts, beides kleinere Bibliotheken mit Beständen unter 30.000 Medieneinheiten (allerdings - u n d das ist wieder typisch für die Bibliotheks- situation in den U S A - mit 60 bzw. 73 Ö f f n u n g s - stunden p r o Woche!), berichteten begeistert über ihre Erfolge bei Marketing, K o n t a k t - u n d S p o n - sorensuche. Dagegen zeichnete Polly M c C o r d , ver- antwortlich für die Architekturbibliothek der U n i - versität v o n Arizona, ein pessimistisches Bild: Stän- dige Umorganisationen der gesamten Universität, Teambildungen und Neustrukturierungen sowie die Eingliederung ihrer Bibliothek in die Universitäts- bibliothek hätten den Zugang ihrer Benutzerinnen zu der gewünschten Literatur stark verschlechtert.

Auch Ruth Wällach von der University o f Southern California konnte v o n den Folgen ständiger U m - organisationen u n d neuer Managementmethoden auf die Beschäftigten der Bibliothek berichten. Ihr Vortrag aber behandelte das T h e m a „branding", die Positionierung von Kunst- u n d Museumsbibliothe-

ken. „Libraries are brothels o f the m i n d " zitierte sie u n d fügte hinzu „librarians are the madames" u n d rief so nachdrücklich z u m e h r Sichtbarkeit u n d Vermittlungsarbeit auf.

Kernkompetenzen für Kunst- und Museumsbibliothekarinnen

Besonders interessierte mich (und nicht nur mich, wie der gewaltige A n d r a n g zeigte) die Session X I I

„Establishing Core Competencies for Art Library and Visual Resources". Nicht nur wegen der n e u gegründeten Fachgruppe „Standards für K u n s t - u n d Museumsbibliotheken" der A K M B erwartete ich gespannt die Präsentation der Ergebnisse einer 2003 v o n A R L I S / N A eingesetzten Arbeitsgruppe, die zur Aufgabe hatte, Empfehlungen über die für unseren Beruf nötigen Kompetenzen (Wissen, Fä- higkeiten u n d persönliche Eigenschaften) zu erar- beiten. Heather Ball v o n der Virginia Tech stellte die

„ C o r e C o m p e t e n c i e s ( C C ) " vor. Sie sind o n l i n e unter www.uflib.ufl.edu/afa/pdc/ abzurufen, f ü r Anregungen u n d Kommentare sind die Autorinnen dankbar.

U m festzulegen, welches Wissen u n d welche Fä- higkeiten Kunstbibliothekarinnen brauchen, wer- tete die Arbeitsgruppe 52 Stellenanzeigen, sowie die bereits vorliegenden Kernkompetenzen für M u s i k - bibliothekarinnen u n d Spezialbibliothekarlnnen aus. Kernkompetenzen setzen sich für sie z u s a m - m e n aus Wissen (knowledge), Fähigkeiten (skills) u n d einer Berufsethik (professional philosophies).

W a r u m es spezifische Kernkompetenzen für Kunst- bibliothekarinnen braucht, beantwortete sie folgen- d e r m a ß e n : I m Gegensatz zu anderen Bibliothe- karinnen brauchten wir einen Kunsthintergrund, müssten auch über die Anschaffung u n d den U m - gang m i t Bildmaterial Bescheid wissen, einschließ- lich Urheberrecht, u n d hätten die spezielle A u f g a - be, das Wissen über Kunst in der Gesellschaft z u fördern. Gebraucht würden die Kernkompetenzen f ü r A u s b i l d u n g , A u s s c h r e i b u n g e n , A r b e i t s b e - schreibungen usw.

Die Kernkompetenz-Empfehlungen v o n A R L I S / N A wurden ergänzt durch verschiedene Beiträge.

Betty Jo Irvine v o n der Indiana University stellte vor, welche Inhalte ihr Seminar in A r t Librarianship vermittelt. Sie ist der Ansicht, dass K u n s t b i b l i o - t h e k a r i n n e n auch einen Abschluss in K u n s t g e - schichte bräuchten (was beträchtliche Diskussionen auslöste, da das auch in den USA nicht die Regel ist), oder zumindest Anstrengungen unternehmen m ü s - sen, sich dieses Wissen anzueignen. Für ihr Semi- nar in A r t Librarianship haben die Studentinnen idealerweise sowohl ein Seminar über Recherchie- ren in der Kunstgeschichte (stellt gedruckte u n d digitale Q u e l l e n zur Kunst u n d Kunstgeschichte vor) als auch Bibliothekswesen bereits abgeschlos-

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sen. Inhaltlich umfasst das Seminar Verwaltung v o n Kunstbibliotheken (Personalführung, nationaler u n d internationaler Kontext, Management, Finanz- planung u n d Ausstattung), Bestandsentwicklung, Auskunftsdienst, Technische Dienste (Katalogisie- rung v o n Kunstpublikationen, Erstellen v o n Biblio- graphien, U m g a n g m i t speziellen S a m m l u n g e n ) , u n d Visual Resources Collections (Verwaltung, Be- schaffung, Katalogisierung). Abgeschlossen wird das Seminar m i t einem Praktikum. Bella Gerlich v o n der H u n t Library gab eine E i n f ü h r u n g in Managementtechniken, da dieses Wissen auch für Kunstbibliothekarinnen als elementar empfunden wurde. U n d z u m Schluss stellte M a r y Wassermann, Bibliothekarin v o m Philadelphia M u s e u m o f Art, die neue S o m m e r s c h u l e für K u n s t b i b l i o t h e - karinnen vor. Das Summer Educational Institute for V i s u a l Resources a n d Image M a n a g e m e n t (SEI, http://www.vraweb.org/2004sei) wird erstmals v o m 7.-10. Juli 2004 einen Kursus anbieten, der Bibliothekarinnen, Künstlerinnen u n d Museums- m i t a r b e i t e r i n n e n K e r n k o m p e t e n z e n vermitteln w i r d i m Bereich Verwaltung, Katalogisierung, ana- loges u n d digitales Sammlungsmanagement u n d Auskunftstätigkeit in Kunstbibliotheken u n d Bild- sammlungen. D i e ursprüngliche Zahl v o n 45 Plät- zen wurde auf 54 erhöhnt, auch die Warteliste ist be- reits ausgebucht. Die Kernkompetenzen v o n ARLIS/

N A u n d das SEI ergänzen sich, wobei das Fehlen der Vermittlung einer Berufsethik beim SEI bemängelt wurde. Interessant ist das offensichtlich stark aus- geprägte Bedürfnis in den U S A an der Vermittlung der besonderen Kenntnisse v o n Kunstbibliothekar- i n n e n - v o n der Kunstgeschichte über das Urheber- recht bis z u m (auch digitalen) S a m m l u n g s - management. In Deutschland wird nach der Pen- sionierung v o n Frau Prof. G u d r u n Calov das einzige in der Ausbildungslandschaft für Bibliothekarinnen angebotene M o d u l für K u n s t - u n d M u s e u m s - bibliotheken an der Fachhochschule Stuttgart - Hochschule für Medien eingestellt. Brauchen wir d e m n ä c h s t auch in Deutschland eine S o m m e r - schule für Kunstbibliothekswissenschaft?

Katalogisierung - ohne FRBR geht nichts mehr

FRBR (Functional Requirements for Bibliographie Records - http://www.ifla.org/VII/sl3/wgfrbr/

wgfrbr.htm), ein IFLA Bericht, der bereits 1998 er- schien, hat die Katalogisierungswelt seitdem be- schäftigt. In den U S A heißt es, FRBR sei die wich- tigste Erneuerung in den Katalogisierungsregeln seit der Verabschiedung der A A C R vor rund einem hal- ben Jahrhundert. In dieser Session wurden konkre- te A n w e n d u n g e n von FRBR vorgestellt. Zunächst gab Kate Harcourt von der Columbia University eine Einführung in FRBR u n d seine Auswirkungen auf

A A C R . A A C R 3 soll 2007/2008 erscheinen u n d dar- in sollen wesentliche Teile v o n FRBR eingearbeitet werden, u m endlich auch bei der Katalogisierung den Anforderungen der multimedialen u n d virtu- ellen Welten gerecht zu werden.

Günter Waibel v o n R L G (Research Library Group) stellte RedLightGreen vor u n d seine Auswirkungen auf den R L G U n i o n Catalog, den wichtigsten Ver- b u n d f ü r wissenschaftliche Bibliotheken in den USA.

Der Katalog weist 126 Millionen A u f n a h m e n u n d r u n d 42 M i l l i o n e n Titel nach. In e i n e m v o n der Andrew W . Mellon Stiftung geförderten Projekt ging es darum, Studentinnen zurück in die Bibliotheken zu holen - mit Hilfe von FRBR. Für viele Studentin- nen der unteren Semester ist es verwirrend, bei der Sucheingabe eines bekannten Titels eine h o h e Treffermenge mit einer Fülle v o n verschiedenen Ausgaben zu b e k o m m e n , die - wenn sie sie dann durchforstet haben - vielleicht gerade a m Ort nicht vorhanden sind. Sie möchten schnell die für sie re- levanten Ergebnisse sehen, nicht Hunderte von ver- schiedenen Ausgaben u n d Übersetzungen und die Bestände sämtlicher Bibliotheken. RedLightGreen ist keine Eins-zu-eins-Anwendung v o n FRBR, aber es benutzt die Philosophie v o n FRBR u n d seine in- tellektuelle Aufteilung in Work, Expression, Manifes- tation und Item. John Espley von V T L S bietet in der neuesten Version von Virtua seinen K u n d i n n e n an, zu wählen, o b sie FRBR implementieren möchten oder nicht. Seiner Ansicht nach bringt FRBR viele Vorteile: Die Zuordnung werde leichter, weil hier die verschiedenen Expressionen eines Werkes, z. B. ein Film, ein Buch, ein Radiostück, ein Bild i m Zusam- m e n h a n g erscheinen, den sie in h e r k ö m m l i c h e n Katalogen nicht haben: Das Katalogisieren werde einfacher, da nur angehängt werden müsse. Das Auffinden der Ergebnisse werde einfacher u n d die O P A C s benutzerfreundlicher. Unter http://www.

vtls.com sind einige Beispiele über die Anwendung von FRBR in V T L S aufgeführt.

Penny Baker v o m Clark Art Institute referierte dann über ihre konkreten Erfahrungen, die sie bei der Erschließung der H a n s o n - S a m m l u n g , beste- h e n d u.a. aus Büchern, Fotos u n d Bildern, beim Einsatz von RedLightGreen der R L G gemacht hat.

Kunstsammlungen

Eine Besonderheit waren zwei Sessions über S a m m l e r i n n e n u n d Sammlungen: die eine hatte

„Frauen als Mäzeninnen u n d Sammlerinnen" z u m T h e m a , die andere „jüdische Sammlerinnen". Bei- de verdeutlichten, dass zu d e m A n s p r u c h der Kunstbibliothekarinnen, verantwortlich mit ihren Sammlungen umzugehen u n d das Wissen darüber zu verbreiten, eben auch die inhaltliche Auseinan- dersetzung mit der Entstehung u n d Geschichte von Kunstsammlungen gehört.

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JAHRESTAGUNG VON ARLIS/NA 2004

Calling hours

Ein besonderes Angebot waren die Calling hours j nach der Konferenz. A n den drei auf die Konferenz folgenden Tagen k o n n t e n sich die K o n f e r e n z - ! teilnehmerlnnen für die Zeit v o n 11 bis 15 U h r bei den i m Programm aufgeführten New Yorker Kunst- bibliotheken a n m e l d e n u n d erhielten d a n n eine j persönliche Einführung. Ich besuchte die T h o m a s j J. Watson Bibliothek des Metropolitan Museums, j die Frick Art Library, die Bibliothek des nach u m - fangreichen Modernisierungsmaßnahmen gerade j neu eröffneten Brooklyn M u s e u m s o f A r t u n d die Frances Mulhall Achilles Bibliothek des W h i t n e y j Museums: sehr unterschiedliche Bibliotheken, drei j davon riesengroß, die Frick Art Library u n d die des Brooklyn Museums o f Art mit je 250.000 Medien- j einheiten und die Watson Bibliothek, eine v o n 25(!) j Bibliotheken des Met mit über 500.000 Bänden, ; sowie die Bibliothek des W h i t n e y Museums mit ca.

40.000 Medieneinheiten. M a n c h e sind fürs allge- meine P u b l i k u m geöffnet (Frick u n d B r o o k l y n ) , m a n c h e a u f A n f r a g e ( M e t ) , andere gar nicht ( W h i t n e y ) . M i t unterschiedlichen S a m m e l - schwerpunkten - aber alle m i t kompetenten A n - sprechpartnerinnen, höchst interessanten Bestän- den u n d S o n d e r s a m m l u n g e n (z. B. sammelt die Bibliothek des Brooklyn Museums o f Art Künstler- bücher - und stellt diese in den Ausstellungsräumen regelmäßig zu bestimmten T h e m e n u n d Anlässen aus) u n d ausgezeichneten Referenzbibliotheken.

Library heaven eben! j

A u f der Webseite v o n A R L I S / N A (http://www.

arlisna.org) kann das ausführliche P r o g r a m m der Konferenz mit Abstracts zu den Sessions u n d W o r k - shops eingesehen werden. Diese sollen in den näch- sten Wochen noch ergänzt werden. Darüber hinaus werden die wichtigsten Beiträge der Sessions in der j Zeitschrift von A R L I S / N A , Art documentation, ver- j öffentlicht.

SCHULZ BIBLIOTHEKSTECHNIK GMBH Postfach

1780, D-67327

Speyer

Telefon 0 62 32 / 31 81 81

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