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A2726 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 407. Oktober 2005
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ilena Aguilar widmet sich in ihrem Werk, das so unterschiedliche Techniken wie Ölmalerei, Aquarell und Druckgrafik umfasst, vor allem scheinbar unspektakulären Dingen, wie etwa der Darstellung von Menschen in alltäglichen Si- tuationen, aber auch men- schenleeren Landschaften, Insekten und Stillleben von Petit Fours. Diese verschie- denartigen Sujets vermitteln den Eindruck, inmitten aller Bewegung angehalten zu sein. In der Kombination der Darstellung vergänglicher Ob-jekte, flüchtiger Bewegungen oder Naturerscheinungen mit einem „ewig“ währenden Au- genblick, in dem sie wie ein- gefroren wirken, thematisie- ren die Arbeiten von Milena Aguilar Zeit und Vergäng- lichkeit.
Zwei neue Radierungen von „Badeszenen“ erinnern nicht nur in ihrer Farbigkeit an Ölskizzen und Aquarelle des gleichen Bildgenres, son- dern spiegeln durch ihre Leichtigkeit den bewegten Gestus dieser malerischen Techniken wider. Wie in den Aquarellen sind die darge- stellten Szenen in gleißendes Licht getaucht, das durch aus- gelassene Stellen auf dem Bildträger erscheint. Dieses Spannungsverhältnis bemal- ter und ungestalteter Bild- flächen macht den besonde- ren Reiz der Arbeiten Milena Aguilars aus. Auch in der Ra- dierung „Muscheln“ domi- niert der Kontrast: die filigran und schemenhaft „gezeichne- ten“ Seeanemonen und Mee- restierskelette treten hinter den detailliert und prominent im Vordergrund dargestellten Schalentieren und dem sta-
cheligen Seeigel zurück. Die Arbeiten von Milena Aguilar bewegen sich an der Grenze zwischen figürlicher Darstel- lung und Abstraktion, denn obwohl das Spiel von Licht und Schatten die detailge- treue Gestaltung der Figuren ersetzt, sind diese mit weni- gen Mitteln umso versierter in ihrer indidviduellen Cha- rakteristik erfasst.
Milena Aguilar wurde 1968 in Linz (Österreich) geboren.
Sie studierte von 1989 bis 1995 Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) Braunschweig.
Nach ihrem Diplom im Jahr 1995 und einem einjährigen Meisterstudium bei Prof.
Malte Sartorius folgte von 1996 bis 1997 ein Aufenthalt als Stipendiatin in Paris. Von 1998 bis 2002 war sie als Lehr- beauftragte für Künstler- bücher an der HBK Braun- schweig tätig.
Milena Aguilar erhielt be- reits zahlreiche Stipendien und Preise, so beispielsweise 2000 den Druckgrafikpreis
„Premio Certamen Arte Grá- fico“ des Kupferstichkabinetts Madrid und den Druckgrafik- preis der Stadt Madrid, sowie
2004 den Grafikpreis „Accesit A-71, Ciudad de Boria“ (Za- ragoza). Arbeiten von Milena Aguilar befinden sich in den Sammlungen des Niedersäch- sischen Ministeriums für Wis- senschaft und Kultur und des Kupferstichkabinetts Calco- grafía Nácional in Madrid. Mi- lena Aguilar lebt und arbeitet in Berlin. Claudia Delank
Milena Aguilar
Ein ewig währender Augenblick
Die Arbeiten der Künstlerin thematisieren Zeit und Vergänglichkeit.
Informationen:Für die Leser des Deut- schen Ärzteblattes sind einige wenige Ori- ginal-Radierungen bei der Edition Deut- scher Ärzte-Verlag erhältlich: Badeszene I
„Steg“ und Badeszene II „Im Wasser“, 2005, Radierung von je drei Kupferplat- ten, 3-Farben-Druck, Zuckertusche, Blind- ätzung. Blattformat: 50 x 60 cm. Limitierte und signierte Auflage: je 25 Exemplare. Un- gerahmt je 350 Euro. „Muscheln“, 2005, Radierung von einer Kupferplatte, Vernis Moux, Aquatinta. Blattformat: 50 x 60 cm.
Limitierte und signierte Auflage: 25 Exem- plare. Ungerahmt je 285 Euro. Bezug: Editi- on Deutscher Ärzte-Verlag, Dieselstraße 2, 50859 Köln. Telefon: 0 22 34/70 11-3 24.
Feuilleton
In der Radierung „Muscheln“ dominiert der Kontrast.
Abbildung:VG Bild-Kunst,Bonn
Foto:Edition Deutscher Ärzte-Verlag