Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 1–2|
9. Januar 2012 A 35 Das Untersuchen von Präparatenist ein wichtiger Bestandteil des Me- dizinstudiums. Üblicherweise erhält jeder Student zu Semesterbeginn einen Kasten mit 50 bis 100 Prä - paraten, mit denen er selbstständig arbeiten kann. Dazu ist er jedoch an die universitäre Infrastruktur gebunden. So sind die Öffnungs- zeiten der Mikroskopiersäle und die Anzahl der Vergrößerungsgerä- te begrenzt.
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS, Er- langen, des Universitätsklinikums Erlangen sowie der Universität Er- langen-Nürnberg haben ein Zusatz- angebot geschaffen, das den Lernen- den rund um die Uhr zur Verfügung steht: eine Plattform für webba - siertes Mikroskopieren. Die Projekt- partner haben dazu bislang 200 Proben in 40-facher Vergrößerung digitalisiert und in einer Daten- bank angelegt. Dort können die Nutzer Präparate nach bestimmten Stichpunkten – etwa Körperregio- nen oder Krankheitsbefunden – re- cherchieren. Per Mausklick lassen sich die Aufnahmen unter bestimm- ten Vergrößerungen betrachten oder stufenlos zoomen. Bildausschnitte, die relevante Gewebeveränderun- gen oder andere Besonderheiten aufweisen, sind interaktiv markiert.
ONLINE-LERNPLATTFORM
Im virtuellen Mikroskopiersaal
Damit auch kleinste Details in den Präparaten gut erkennbar sind, müssen die Aufnahmen in sehr ho- her Auflösung zur Verfügung stehen.
Die Bilddateien erreichen so schnell eine Größe von bis zu fünf GByte.
Damit die Studenten effektiv mit den Daten arbeiten können, werden die Aufnahmen daher in Bildka- cheln unterteilt. Je nachdem, wel- chen Bildausschnitt der Nutzer gera- de ansieht, müssen nur die entspre- chenden Kacheln in der notwendigen Auflösung übertragen werden – ein ähnliches Prinzip wie bei Google Earth. Je nach Bildausschnitt wird die Auflösung pyramidenförmig Schritt für Schritt reduziert: Je grö- ßer der Bildausschnitt, desto gerin- ger die Auflösung und umgekehrt.
Das Portal für webbasiertes Mi- kroskopieren stellt Studierenden eine umfangreiche Prä- paratesammlung zur Verfügung.
Foto: Fraunhofer-IIS
Die Deutsche Gesellschaft für Hä- matologie und Onkologie e.V. hat auf der Online-Plattform Onkopedia eine Leitlinie zu venösen Thromb - embolien bei Tumorpatienten ver - öffentlicht. Venöse Thrombembo- lien zählen zu den häufigen Kom - plikationen bei Tumorpatienten. Sie umfassen akute Venenthrombosen einschließlich der durch Katheter verursachten Thrombosen und Lun- genembolien. Das individuelle Risi- ko ist abhängig von Art und Stadium der Grundkrankheit, von Art und In- tensität der kausalen und der sup- portiven Therapie sowie von Fakto- LEITLINIE
Venöse Thromboembolien bei Tumorpatienten
ren der individuellen genetischen Veranlagung und der weiteren vor- liegenden Erkrankungen.
Venöse Thrombembolien können mit den zugelassenen Medikamen- ten behandelt und bei der Mehrzahl der Patienten verhindert werden.
Kritische Fragen sind die Identifi- kation der Risikopatienten, die Wahl der optimalen Therapie und die Ab- wägung des Blutungsrisikos.
Verschiedene Organisationen ha- ben in den letzten Jahren Empfeh- lungen zur Prophylaxe und Thera- pie von venösen Thrombembo- lien publiziert. Die aktuelle Leitli-
Die Plattform soll das „richtige“
Mikroskopieren nicht ersetzen, son- dern ergänzen. Mit ihr können die Studierenden flexibler lernen und über die Datenbank auf eine viel umfangreichere Präparatesammlung zugreifen. Seit dem Sommersemes- ter 2011 können Studierende der Universität Erlangen die Plattform ergänzend zu den Pathologie-Vorle- sungen nutzen. Mit der Online-An- meldung zur Vorlesung erhalten sie einen passwortgeschützten Zugang zur Datenbank, anschließend erfolgt eine kursbegleitende Evaluation des Lernerfolgs und der Zufriedenheit der Studierenden. Aufgrund der po- sitiven Rückmeldungen soll die Ko- operation auf andere Institute ausge-
weitet werden. EB
nie fasst den Stand des Wissens zusammen. Sie gibt Empfehlungen auf der Basis der Evidenz unter Berücksichtigung der individuel- len Situation der betroffenen Pa- tienten.
Die Leitlinie wurde gemeinsam mit der Gesellschaft für Thrombo- se- und Hämostaseforschung, der Deutschen Gesellschaft für Pallia- tivmedizin und der Österreichi - schen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie erarbeitet. EB
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Die Leitlinie im Internet:www.aerzteblatt.de/1235a