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Archiv "Bauherr wegen des Image" (12.06.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DIE GLOSSE

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Bauherr

wegen des Image

„Herr Dr. Wagner, ich sage Ihnen, das ist ein Superangebot. Bei die- sem Bauherrenmodell haben Sie eine Verlustzuweisung von 220 Prozent — bei nur 15 Prozent Ei- genkapital!"

„Aber man liest doch immer wie- der, daß diese Kapitalanlage nicht mehr funktioniert ..."

„Ja natürlich, bei der windigen Konkurrenz, die nur absahnen will. Bei uns, der Bauprofit GmbH

& Co KG, ist alles sauber durchge- rechnet."

„Nur die anderen rechnen also unsauber?"

„Herr Dr. Wagner, bei unserer Ge- sellschaft sind die Werbungsko- sten, vom Disagio bis zum Hono- rar für die Steuerberatung, astrein kalkuliert und ausgewiesen."

„Wissen Sie, ich kann nicht einse- hen, daß ich bei einem Quadrat- meterpreis von fast 7000 DM hier noch eine Rendite erzielen kann . ."

und ob Sie können. Wenn wir von einem Grenzsteuersatz von 56 Prozent ausgehen, trägt ja das Finanzamt mehr als die Hälfte Ih- rer Werbungskosten."

„Aber wenn ich eine normale Ei- gentumswohnung in unserer Ge- gend kaufe, dann zahle ich für den Quadratmeter höchstens 4000 DM oder so..."

„Dafür liefern Sie brav Ihre Steu- ern bei Vater Staat ab!"

„Weil ich am Ende doch damit besser fahre. Das ist doch ein ein- faches Rechenexempel!"

„Was glauben Sie, wie Ihre Arzt- kollegen Sie anschauen, wenn Sie kein Bauherren- oder Erwerber- modell haben, sondern nur eine 08/15-Wohnung?"

„Das juckt mich wenig."

„Aha, Man muß doch in unserer Stadt annehmen, daß Ihre Praxis nicht geht. Das spricht sich schnell herum. Was dann?"

„Hören Sie, mir reicht's jetzt aber so langsam ... Eine offene Frage an Sie: Sind Sie eigentlich beim Bauherrenmodell groß eingestie- gen?"

„Wissen Sie, bei mir ist das was anderes. Ich hetze von einem Kunden zum andern und habe keine Zeit für so was. Und dann der Ärger mit den Mietern, mit dem Finanzamt, der Hausverwal- tung ... Ich habe was Sicheres, was keine Arbeit macht ..." BE

Pandora

Es hat selten so gedonnert am Olymp als an dem Tage, als Zeus, der Göttervater, erfahren mußte, daß ein gewisser Prometheus, Sohn des Titanen lapetos und der Kymene, dem alten Herrn das Weltpatent auf Erzeugung von

Feuer entwendet hatte.

Die Rache des Zeus war grausam und hinterhältig zugleich. Der Prometheus wurde an einen Fel- sen im Kaukasus geschmiedet, auf daß ihm ein Adler täglich zum Frühstück an der Leber knabbere.

Der übrigen Menschheit aber schickte der Zeus eine Dame na- mens Pandora, nebst Make-up- Koffer. Darin waren alle Übel der Welt in hochkonzentrierter Form enthalten, unter anderem auch Pestbazillen und Grippe-Viren, die übelsten Chlorphenole und nicht zuletzt: Dioxin!

Während der Prometheus, der

„Vorausdenkende", dem alten Zeus niemals auf den Leim gegan- gen wäre, fiel sein Bruder Epime- theus, der Dummkopf, sofort auf die schöne Pandora herein. Kaum hatte er sie in seinen Bungalow eingelassen, begann sie, sich zu-

rechtzumachen, und öffnete wie selbstverständlich ihren Utensi- lienkoffer.

Da strömten sie aus in alle Welt, die Dämpfe der Herbizide, die hochgiftigen Phosphorsäure- Ester, die polychlorierten Binphe- nyle, und — da ein dicht belaubtes Buschwerk den Bombern hinder- lich schien—auch das Endprodukt der Trichlorphenole: Dioxin. Seit- her findet sich das Zeug überall auf der Welt. Die. bescheidenen 135 Gramm, die seinerzeit bei Se- veso in die Luft geblasen wurden, geben nur eine kleine Vorwar- nung. Dioxin erzeugt Hautaus- schläge („Chlorakne"), gilt als krebserregend und könnte sehr wohl genetische Mißbildungen verursachen.

Dioxin entsteht aber auch auf der Mülldeponie und in der Müllver- brennung, wenn die immer noch lustig gespritzten Trichlor-Pheno- le, im Pflanzenschutzverzeichnis der Biologischen Bundesanstalt nach wie vor aufgeführt, folglich erlaubtermaßen bei uns verwen- det werden.

Pandora konnte das, was sie aus- gestreut hatte, nicht mehr ein-

sammeln. H. D. H.

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 24 vom 12. Juni 1985 (21) 1833

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