A K T U E L L
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ie Kassenärztliche Vereini- gung Nordrhein (KVNo) will die psychosoziale Versor- gung von Patientinnen mit Brustkrebs verbessern. Über die Aufnahme eines psycho- therapeutisch-psychoonkolo- gischen Behandlungsmoduls in das Disease-Management- Programm (DMP) Brustkrebs verhandelt die KV zurzeit mit den Krankenkassen. Bundes- weit wäre es das erste Mal, dass Psychotherapeuten in ein DMP einbezogen würden.Grundlage der Verhandlun- gen ist ein von ärztlichen und Psychologischen Psychothera- peuten erarbeitetes dreistufi- ges Konzept, das der Beraten- de Fachausschuss „Psychothe- rapie“ bei der KVNo empfoh- len hat. In einem Screening- Verfahren soll zunächst die psychische Belastung aller DMP-Brustkrebs-Patientin- nen erfasst werden. Die zweite
Stufe umfasst niedrigschwelli- ge psychotherapeutisch-psy- choedukative Angebote. Die dritte sieht psychotherapeuti- sche Interventionen bei psy- chischer Komorbidität vor, bei psychisch mitverursachten kör- perlichen Beschwerden und bei familiären Belastungen, die aus der Krebserkrankung resultieren.
Die Empfehlung an die Pa- tientin für eine psychothera- peutische Intervention soll der DMP-verantwortliche Arzt, in der Regel der niedergelassene Gynäkologe oder der Arzt im Brustzentrum, geben. Ulrich Meier, Vorstandsmitglied der KVNo, schätzt den Bedarf auf etwa 15 Prozent. Die am DMP-Brustkrebs teilnehmen- den Psychotherapeuten benö- tigen psychoonkologisches Wissen. Hierzu werden Fort- bildungscurricula entwickelt, deren Nachweis nach einer
Übergangsfrist von zwei Jah- ren verpflichtend werden soll.
Im Rahmen der „Konzer- tierten Aktion gegen Brust- krebs in NRW“ sind 50 Brustzentren in Nordrhein- Westfalen geplant, die auch psychoonkologische Betreu- ung gewährleisten müssen. „In Kürze werden die ersten Ein- richtungen in den Kranken-
hausplan aufgenommen“, sag- te die Staatssekretärin im Lan- desgesundheitsministerium, Cornelia Prüfer-Storcks, beim Landespsychotherapeutentag in Neuss. Die Psychotherapeu- tenkammer NRW leitet in der Konzertierten Aktion eine Ar- beitsgruppe, die Konzepte zur psychoonkologischen Beglei- tung ausarbeitet. PB
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er aktualisierte „Europäi- sche Kodex zur Krebs- bekämpfung“ stand im Mittel- punkt der 15. „Europawoche gegen den Krebs“ vom 6. bis 12. Oktober. Er enthält zehn Empfehlungen zur Verminde- rung des Krebsrisikos, die die Deutsche Krebshilfe gemein- sam mit der Deutschen Krebs- gesellschaft und dem Deut-schen Krebsforschungszen- trum an die deutschen Verhält- nisse angepasst hat.
Nicht zu rauchen, sich zu bewegen, sich gesund zu ernähren und Übergewicht zu vermeiden sowie sich vor Sonne und Krebs erregenden Stoffen zu schützen gehört zu den wichtigsten Ratschlägen.
Entsprechend den Änderun- gen im Früherkennungspro- gramm enthält der Kodex auch neue Empfehlungen zur Vorsorge von Darm-, Brust- und Gebärmutterhalskrebs.
Außerdem wird eine Hepati- tis-B-Impfung empfohlen.
„Wir dürfen nicht nur die Heilung im Blick haben“, sag- te Prof. Dr. med. Dagmar Schipanski, Präsidentin der Deutschen Krebshilfe. Auch bei Ärzten müsse das Be- wusstsein noch wachsen, dass Krebsprävention ein wichti- ges Thema sei. Bislang gingen nur 48 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer regelmäßig zur Krebsfrüher- kennung. Der Kodex ist unter www.cancercode.org abruf- bar, Infomaterial: Deutsche Krebshilfe, Thomas-Mann- Straße 40, 53111 Bonn. ER
Hilfe für Obdachlose
De la Torre arbeitet weiter
Berliner Ärztin sucht nach Unterstützung für neue Obdachlosen-Praxis.
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ie Ärztin Jenny de la Torre sucht Unterstützung für den Aufbau einer neuen me- dizinischen Einrichtung für Obdachlose in Berlin. Ihre langjährige Arbeit in der Pra- xis für Obdachlose am Ber- liner Ostbahnhof musste sie einstellen. Hintergrund ist, dass ihr bisheriger Arbeit- geber, die MUT-Gesellschaft für Gesundheit GmbH, de la Torres Arbeitsvertrag aus Kürzungszwängen zum 30.September gekündigt hat.
Das Angebot, statt wie bisher 40 künftig nur noch 25 Stun- den wöchentlich zu arbeiten, lehnte die Ärztin mit der Be- gründung ab, die erforderli- che Behandlung sowie die so- ziale und psychologische Be- treuung der Patienten könne in der gekürzten Arbeitszeit nicht geleistet werden. Die Intensität der Behandlung sei
mit der in „normalen“ Praxen nicht zu vergleichen.
Nach Angaben eines Spre- chers der Jenny-de-la-Torre- Stiftung wird die Praxis am Ostbahnhof seit dem 1. Ok- tober von wechselnden eh- renamtlich arbeitenden Ärz- ten weitergeführt. Informa- tionen unter www.delatorre-
stiftung.de MM
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A2686 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4217. Oktober 2003
Brustkrebs-Patientinnen
Psychosoziale Versorgung verbessern
Nordrhein will Psychotherapeuten an DMP beteiligen.
Jahrelang versorgte Jenny de la Torre (l.) in einer Praxis am Berliner Ostbahnhof obdachlose Patienten.
Europawoche
Neuer Kodex gegen Krebs
Zehn Empfehlungen zur Krebsbekämpfung vorgestellt
Foto:epd