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Die Anfänge der Metallurgie in Mitteleuropa

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DIE ZEIT DER HIMMELSSCHEIBE

DIE ANFANGE DER METALLURGIE IN MITTELEUROPA

Ernst Pernicka

A

Bronze tauchte in Vorderasien bereits im 3. Jahr- tausend auf und wurde zunächst vornehmtich für Prestigeobjekte und Schmuck verwendet. Die Vogel- kopfnadel stammt aus Be~ik-Tepe (Westtürkei) und datiert in die erste Hallte des 3. Jahrtausends.

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Kupferne Spangenbarren, bronzene Beile und gol- dene Ringe wurden in dem Depot von Greding (Bayern) um 1600 v. Chr. niedergelegt. Spangen- barren waren eine übliche Handelsform für Kupfer.

Der gesamte Fund wiegt knapp 30 Kilogramm, was der Traglast eines Menschen entspricht.

V

Kupfer war in Mitteleuropa bis etwa 2000 v. Chr. ein seltener und wohl auch wertvoller Werkstoff. Die Abbildung zeigt clas Kupferbeil des Eismannes vom Hauslabjoch in Südtirol {»Ötzi«) mit rekonstruierter Scl1äftung und Griff.

Die Technik der Metallgewinnung und -Verar- beitung ist ebenso wie der Ackerbau und die Viehzucht im Vorderen Orient entstanden. Ers- te Hinweise darauf gibt es bereits vor mehr als

10 000 Jahren. Nach Europa gelangten diese Kenntnisse wohl alle auf dem gleichen Weg, vornehmlich über Anatolien und Südosteuro- pa; denn dort sind die frühesten Metallfunde in Europa zu finden. Sie tauchen vereinzelt im späten 6. Jahrtausend v. Chr. auf und erscheinen nur langsam in Mitreleuropa. Die ältesten Kup- fergegenstände in Mitteldeutschland-aus Süd- osteuropa importierte Beile und Äxte - datie- ren in das späte 5. Jahrtausend.

Die Anfcinge der Metallurgie beruhen auf der Verwendung von so genanntem gediegen Kupfer, natürlich entstandenem KupfermetalL Die Verhüttung von Kupfererzen und damit die Erschließung größerer Rohstoffreserven gelang wohl erst im ausgehenden 6. Jahrtausend. Die- ser technik-und kulturgeschichtlich außeror- dentlich bedeutsame Schritt liegt noch weit- gehend im Dunkeln. Die frühesten Anzeichen dafür in Form von Schlacken und verschlack- ter Keramik finden sich im 5. Jahrrausend v. Chr.

in Vorderasien. Erst kürzlich wurden aber bei Brixlegg in Tirol sehr geringe Mengen von Kupferschlacke gefunden, die um 4000 v. Chr.

datieren und zeigen, dass zumindest die Kennt- nis dieser Technologie nach Mitteleuropa ge- langte. Es muss für die Menschen der damali- gen Zeit wie ein Wunder gewirkt haben, dass man aus einem Erz mit den Eigenschaften ei- nes Steins durch Feuer ein Material mit völlig anderen Eigenschaften herstellen konnte.

Kupfer blieb noch bis etvva 2000 V. ehr. ein seltener und wohl auch wertvoller Werkstoff.

Ein Beispiel dafür ist das Kupferbeil der Eis- mumie vom Hauslabjoch (»Ötzi«). Oft enthält das Kupfer dieser Zeit Arsen, wodurch es här- ter wird und bei hohen Gehalten silberfarben.

Es handelt sich demnach um eine Legierung,

die aber nicht wie Bronze durch das Zusam- menschmelzen von zwei oder mehr Metallen hergestellt wurde, um die Werkstoffeigenschaf- ren gezielt zu verändern. Vielmehr wurden wohl bevorzugt bestimmte Kupfererze verhüt- tet, die Arsen als natürlichen Begleirstoff ent- hielten.

Die erste intentioneile Legierung war die Bronze, eine Mischung von Kupfer und Zinn.

Diese Metalle kommen nur gelegentlich ge- meinsam in der Natur vor. Insbesondere Zinn findet sich im Vorderen Orient ebenso wie in Europa nur sehr selten. Zwei der großen un- gelösten Fragen der Archäologie sind die nach der Herkunft des Zinns und der Entstehung der Bronzetechnologie. Sicher ist, dass Bronze zu- erst in Vorderasien auftaucht, wo sie wohl zu- nächst wegen ihrer goldähnlichen Farbe und wegen des Wertes der Rohstoffe geschätzt wur- de. Ab der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. wird sie vornehmlich für Schmuck und Prestige- objekte in einem weiten Raum zwischen der Ägäis und dem persischen Golf verwendet und verleiht so einer ganzen Epoche, der »Bronze- zeit«, ihren Namen.

Nunmehr dauert es aber nicht mehr Jahr- tausende, bis sich die Kenntnis dieser Legie- rung ausbreitet. Bereits in den letzten Jahrhun- derten des 3. Jahrtausends taucht Zinnbronze auch in Mittel-und Westeuropa zunächst ver- einzelt, ab dem 2. Jahrtausend regelhafr auf.

Besonders in Westeuropa entwickelt sich die- se Legierung in kurzer Zeit zu einem weit ver- breiteten Werkstoff für Waffen und Geräte. Der Grund mag in den ergiebigen Zinnlagerstätten Cornwalls, in Südengland, zu suchen sein. Das zweite große Zinnvorkommen in Europa, das Erzgebirge, scheint dagegen in der frühen Bron- zezeit kaum genutzt worden zu sein. Zumin- dest finden sich keine archäologischen Hin- weise darauf.

Originalveröffentlichung in: Harald Meller (Hrsg.): Der geschmiedete Himmel: die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren; Begleitband zur Sonderausstellung, Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) vom 15. Oktober 2004 bis 24. April 2005, Stuttgart 2004, S. 134-135

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