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SPECIAL ARTICLES© Anästh Intensivmed 2008;49:38-41 Aktiv Druck & Verlag GmbH Zusammenfassung: Die Spitzenverbände der
Selbstverwaltung haben am 27.09.2007 bekanntge - geben, dass sie sich auf den G-DRG-Katalog Version 2008 sowie auf die Deutschen Kodierrichtlinien geei- nigt haben. Die Zahl der DRGs beträgt nun 1.137. Die Anästhesie ist weiterhin mit dem operativen Eingriff abgebildet. Die intensivmedizinische Komplexbe - hand lung gewinnt 2008 weiter gegenüber den Beat - mungs zeiten an Bedeutung und wird für einige DRGs alleiniges Gruppierungsmerkmal sein. Damit wird die Intensivmedizin im Fallpauschalenkatalog 2008 deut- lich aufgewertet.
Um auch im Jahr 2008 unser Fachgebiet leistungs- gerecht im DRG-System darstellen zu können, müs- sen die Änderungen im diesjährigen System in die Dokumentationsroutine übernommen werden.
Schlüsselwörter: Diagnosis-Related-Groups (DRGs) – Anästhesie – Intensivmedizin – Inten siv - medizinische Komplexbehandlung.
Summary:The head organizations of self-govern- ment declared on September 27, 2007 that they have agreed on the G-DRG Catalogue Version 2008 and the German Code Guidelines. The number of DRGs now amount to 1,137. Anaesthesia continues to be represented together with surgical intervention.
Intensive complex therapy continues to gain more significance relative to the respiration periods and will constitute the sole classification feature for some of the DRGs. Hence intensive medicine will be distinctly revaluated in the 2008 Catalogue of Diagnosis-Related Groups.
In order to be able to represent our area of expertise in the DRG system according to our performances in 2008 as well, the changes of this year’s system must be taken over into documentary routine.
Keywords: Diagnosis-Related Groups (DGRs) – Anaesthesia – Intensive Care Medicine – Intensive Complex Therapy.
Einleitung
Die Spitzenverbände der Selbstverwaltung haben am 25.09.2007 in einer Pressekonferenz die Einigung auf
den Fallpauschalenkatalog inklusive aller Anlagen, wie Abrechnungsbestimmungen, den Zusatzent gelt - katalog, den Katalog der noch nicht mit den DRG- Fallpauschalen vergüteten Leistungen und die Deutschen Kodierrichtlinien für das Jahr 2008, bekanntgegeben (www.g-drg.de). Die aktuelle Version des ICD-10- und des OPS-301-Katalogs wurden Ende Oktober 2007 veröffentlicht. Die Selbst verwaltung bezeichnet den DRG-Katalog 2008 in ihrer Presseerklärung als „einen weiteren Fort - schritt auf dem Weg zu einer sachgerechten Abbil - dung von Krankenhausleistungen“.
Um die erforderliche Leistungsdifferenzierung besser abbilden zu können, ist die Anzahl der DRGs erwar- tungsgemäß vermehrt worden. Die Überarbeitung der DRG-Systematik führt 2008 zu deutlich weniger Veränderungen als in den Vorjahren. Inhaltlich sind ungefähr 930 DRGs gleichgeblieben, 66 DRGs neu hin zu gekommen und 13 DRGs gestrichen worden.
Neue DRG-Splits sind durch die Kriterien Alter, PCCL oder spezielle Prozeduren entstanden. Die Bewer - tungs relationen des DRG-Kataloges 2008 wurden so justiert, dass der effektive Gesamt-Casemix auf Bundesebene, bezogen auf das Berichtsjahr 2006, durch den Katalogwechsel nicht verändert wird.
Die wesentlichen Merkmale des neuen DRG-Kata - loges sind:
1. Die Fallgruppenzahl steigt im Jahr 2008 um +55 auf 1.137 G-DRGs. Für 43 DRGs konnte keine Be - wer tungsrelation errechnet werden; diese sind somit krankenhausindividuell zu vereinbaren.
2. 2008 beträgt die Zahl der Zusatzentgelte (ZE) 115 (+10), davon sind 64 (+5) ZE bewertet. Die nicht- bewerteten, krankenhausindividuell zu vereinba- renden ZE sind um +5 auf 51 ZE gestiegen.
3. Um das System verständlicher zu machen, wur- den themenverwandte G-DRGs im diesjährigen Fall pau schalenkatalog zu Basis-DRGs zusam - men gefasst und 9 G-DRGs wurden thematisch entflochten.
4. Wie im Jahr 2007 wurde auch für den DRG- Katalog 2008 die CCL-Matrix überprüft und über- arbeitet. So wurden 151 Diagnosen hinsichtlich
G-DRG-Version 2008 – Auswirkungen auf unser Fachgebiet*
G-DRG-Version 2008 – Its impact on our area of expertise
H. Mende1, M. Bürle1, G. Geldner1, J. Martin2undA. Schleppers3
1 Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Notfallmedizin
Regionale Kliniken Holding Neckar-Schwarzwald gGmbH, Klinikum Ludwigsburg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. G. Geldner)
2 Ärztlicher Geschäftsführer der Kliniken des Landkreises Göppingen GmbH
3 Institut für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Mannheim gGmbH (Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. K. van Ackern)
* Rechte vorbehalten
ihres CCL-Levels neu bewertet und aufwandsge- recht dargestellt. Dabei wurden 32 Kodes gestri- chen (+4), 54 Kodes (+19) auf- und 46 Kodes (+17) abgewertet sowie 19 Kodes neu in die CCL- Matrix aufgenommen (Tab. 1 und 2).
5. Im ICD-10 und OPS-301 gibt es 2008 keine wesent lichen Änderungen.
Relevante Änderungen des G-DRG- Katalogs 2008, des OPS-301- sowie des ICD-10-Katalogs für unser Fachgebiet
Intensivmedizin
Die Scores der intensivmedizinischen Komplex be - handlung haben erwartungsgemäß gegenüber den Beatmungszeiten an Gewicht gewonnen und werden in Zukunft für weitere DRGs als alleiniges Gruppie - rungsmerkmal ausschlaggebend sein. In den MDC 08, MDC 17, MDC 18B und MDC 22 sind im Jahr 2008 neue DRGs abrechenbar, die mindestens 553 bzw. 1105 Aufwandspunkte erfordern. Andere Hauptdiagnosegruppen, in denen keine spezielle DRG für die Erbringung der intensivmedizinischen Komplexbehandlung vorhanden ist, können über die neue DRG A36Z in der Prä-MDC ab 553 Aufwands - punkten abgerechnet werden.
Nicht mehr relevant sind Lagerungsbehandlungen jeglicher Art jenseits der Grenze von 500 Beatmungs - stunden.
Neu zu erfassen ist der Sekundärcode U69.00!
(„anderenorts klassifizierte, im Krankenhaus erwor- bene Pneumonie bei Patienten von 18 Jahren und älter“). Diese sekundäre Schlüsselnummer zu den Kodes J12-18ff, J69ff und J85ff soll als Abgren - zungs kriterium für die Qualitätssicherung ambulant erworbener Pneumonien dienen.
Ebenfalls neu in diesem Jahr ist im OPS-301 der Kode 8-607 für den Einsatz spezieller Kühlsysteme zur Hypothermiebehandlung nach zerebraler Isch ä - mie, kardiopulmonaler Reanimation und Schädel- Hirn-Trauma. Der Kode ist nochmals unterteilt in einen Kode für den Einsatz spezieller Kühl katheter und einen Kode für die nichtinvasive Kühlung mittels eines Speziallagerungssystems. Die Kühlung und die Erwärmung müssen kontrolliert und steuerbar erfol- gen.
Bei den für die Intensivmedizin wichtigen Zusatz - entgelten haben sich nur kleine Änderungen erge- ben. Für einige Zusatzentgelte wurde lediglich die Nummerierung verändert, um neue Mengen staffe - lungen umzusetzen und damit Verwechs lungen vor- zubeugen.
Verglichen mit der Zahl der beantragten bzw. im NUB-Verfahren angefragten Methoden wurden die- ses Jahr vergleichsweise wenig neue Zusatzentgelte
aufgenommen. Die 2008 erstmalig abrechenbaren Zusatzentgelte sind in Tabelle 3 aufgeführt. Es ist jedoch nur für die orale Applikation von Posaconazol ein bundesweites Entgelt in 16 Mengenbereichen, gestaffelt von 1,0 g bis mehr als 35,4 g, kalkuliert. Die anderen Zusatzentgelte sind krankenhausindividuell zu vereinbaren.
Noch nicht abgebildet bei den Zusatzentgelten sind die Therapie mit aktiviertem Faktor VII (rFVIIa) und der Einsatz spezieller Kühlkatheter im Rahmen der Hypothermiebehandlung nach Schädel-Hirn-Trauma, zerebraler Ischämie und kardiopulmonaler Reanima - tion.
Anästhesie
Die anästhesiologischen Leistungen werden weiter- hin mit dem operativen Eingriff abgegolten, d.h. dass alle perioperativen anästhesiologischen Leistungen, wie z.B. die postoperative Schmerztherapie im ope- rativen Eingriff enthalten sind („monokausale Ko die - rung“). Wichtig ist jedoch trotzdem die genaue Dokumentation der transfundierten Blutprodukte und Plasmabestandteile, da diese zum Teil direkt durch Zusatzentgelte vergütet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die zugrundeliegende Indikation der Transfusion (z.B. D62 Blutungsanämie) kodiert und dokumentiert wird.
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Tab. 1: Neu bewertete Nebendiagnosen.
ICD-10 CCL Diagnosentext
G83.0 1-3 Diparese und Diplegie der oberen Extremität G83.4- 1-3 Cauda-(equina-) Syndrom
G83.80 1-3 Locked-in-Syndrom G83.88 1-3 Sonstige näher bezeichnete
Lähmungssyndrome G97.80 3-4 Postoperative Liquorfistel I72.0 3-4 Aneurysma der Arteria carotis
J09 3-4 Grippe durch nachgewiesene Vogelgrippe- Viren
U80.3 1-3 Enterococcus faecium mit Resistenz gegen Glycopeptid-Antibiotika, Oxacilidinon, Streptogramin oder mit High-Level-Amino- glycosid-Resistenz
U80.5 1-3 Enterobacter, Citrobacter und Serratia mit Resistenz gegen Carbapeneme, Chinolon oder Amikacin
U80.6 1-3 Pseudomonas aeruginosa und andere Nonfermenter mit Resistenz gegen Carbapenem, Chinolone, Amikacin, Ceftazidim oder Piperacillin/Tazobactam U80.7 1-3 Burkhholderia und Stenotrophomonas mit
Resistenz gegen Chinolone, Amikacin, Ceftazidim, Piperacillin/Tazobactam oder Cotrimoxazol
U81 1-3 Bakterien mit Multiresistenz gegen Antibiotika
U84 1-3 Herpesviren mit Resistenz gegen Virustatika
Der Kode Analgosedierung 8-903 darf 2008 nur noch bei Patienten bis zum 18. Lebensjahr und bei Behand lungen kodiert werden, die normalerweise ohne Anästhesie durchgeführt werden.
Zusammenfassung
Im ICD-10 und im OPS-301 gibt es 2008 nur wenige, aber dennoch relevante Änderungen für unser Fachgebiet. Im DRG-Katalog hat es durch die Ände- rung der CC-Matrix, durch die neu eingeführten DRGs und durch die Aufwertung der Bewertung der intensivmedizinischen Komplexbehandlung große Änderungen gegeben.
• Im Bereich der Anästhesie und Schmerztherapie gibt es nur geringe Änderungen.
• Die Intensivmedizin gewinnt 2008 durch die höhe- re Gewichtung der Aufwandspunkte der intensiv- medizinischen Komplexbehandlung (anstelle der Beatmungsdauer) an Bedeutung.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass auch in diesem Jahr durch die Verabschiedung des G- DRG-Katalogs 2008 ein weiterer Schritt zur lei- stungsgerechten Vergütung gemacht wurde. Auch unser Fachgebiet kann und muss sich im Bereich der
Intensivmedizin, und zum Teil auch in der Anästhesie, auf die neuen DRGs, ICD- und OPS-Kodes einstel- len, um einen leistungsgerechten Erlös für die Klinik zu erwirtschaften. Wie gewohnt, stellen wir Ihnen zur weiteren Information Ende Januar den DRG–Fach - kommentar 2008 zur Verfügung, der Ihnen wieder einen (fast) vollständigen Überblick über alle relevan- ten Änderungen bietet.
Downloads für weitere Informationen:
www.g-drg.de G-DRG-Katalog Version 2008, Deutsche Kodiervorschriften 2008 www.dimdi.de ICD 10 Version 2008, OPS 301
Version 2008
www.bda.de Erklärung und Kodiervorschrift OPS 8-980
www.dgai.de und Fachkommentar DRG 2008.
Korrespondenzadresse:
Hendrik Mende
Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Notfallmedizin Klinikum Ludwigsburg
Posilipostraße 4 71640 Ludwigsburg Deutschland
E-Mail: hendrik.mende@kliniken-lb.de
MANAGEMENT & HEALTH ECONOMICS
/ MANAGEMENT & ÖKONOMIE I 41
© Anästh Intensivmed 2008;49:38-41 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Tab. 3: Neue Zusatzentgelte 2008.
ICD-10 Diagnosentext
ZE 81 Gabe von Posaconazol, oral
ZE 86 Neurostimulatoren zur Hirnstimulation, Einkanalsystem
ZE 87 Neurostimulatoren zur Rückenmarkstimulation oder zur Stimulation des peripheren Nerven- systems, Einkanalsystems
ZE 88 Neurostimulatoren zur Rückenmarkstimulation, Mehrkanalsystem, nicht wieder aufladbar ZE 89 Neurostimulatoren zur Stimulation des peri-
pheren Nervensystems, Mehrkanalsystem, nicht wiederaufladbar
ZE 90 Adjustierbare Harnkontinenztherapie
ZE 2008-61 Neurostimulatoren zur Rückenmarkstimulation oder zur Stimulation des peripheren Nerven- systems, Mehrkanalsystem, wiederaufladbar ZE 2008-62 Mikroaxial-Blutpumpe
ZE 2008-63 Gabe von Dibotermin alfa, Implantation am Knochen
ZE 2008-64 Gabe von Eptotermin alfa, Implantation am Knochen
ZE 2008-65 Selektive intravaskuläre Radionuklidtherapie (SIRT) mit Yttrium-90-markierten Mikrosphären ZE 2008-66 Enzymersatztherapie bei lysosomalen
Speicherkrankheiten Tab. 2: Nebendiagnosen, die nicht mehr CCL-relevant sind.
ICD-10 Diagnosentext
B96.2 Escherichia coli und andere Enterobakteriazeae als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind
E14.01 Nnbez. Diabetes mellitus mit Koma, als ent- gleist bezeichnet
E14.11 Nnbez. Diabetes mellitus mit Ketoazidose, als entgleist bezeichnet
E14.2- Nnbez. Diabetes mellitus mit Nierenkomplikationen
E14.4- Nnbez. Diabetes mellitus mit neurologischen Komplikationen
E14.5- Nnbez. Diabetes mellitus mit peripher vasku- lären Komplikationen
E14.8- Nnbez. Diabetes mellitus mit nnbez.
Komplikationen
E14.91 Nnbez. Diabetes mellitus ohne Komplikationen, als entgleist bezeichnet
F17.3 bis .9 Psychische und Verhaltenstörungen durch Tabak
I48.1- Vorhofflimmern
I66.9 Verschluss und Stenose einer nnbez. zerebralen Arterie
L97 Ulcus cruris, andernorts nicht klassifiziert N18.89, .9 Chronische nicht-terminale Niereninsuffizienz
oder nnbez., Stad. nnbez.
N39.0 Harnwegsinfektion, Lokalisation nnbez., R02 Gangrän, andernorts nicht klassifiziert R32 Nnbez. Harninkontinenz
R33 Harnverhaltung