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Christine de Pizan Friihfeministin,

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Christine de Pizan Friihfeministin,

Friihhumanistin, »femme de lettres« ? Neuere

Forschungen

Christine de Pizan: Das Buch von der Stadt der Frauen. Aus dem Mittelfranzö- sischen übertragen, mit einem Kommentar und einer Einleitung versehen von M. Zim- mermann. Berlin: Orlanda Frauenbuchver- lag 1986, München: dtv/1990, 319 S. u.

3 Abb., DM 14,80.

Margarethe Kottenhoff: » Du lebst in einer schlimmen Zeit«. Christine de Pizans Frauenstadt zwischen Sozialkritik und Utopie. Kol n/Wei mar/Wien: Böhlau 1994, 280 S„ DM 58,-.

Katharina Fietze: Spiegel der Vernunft.

Theorien zum Menschsein der Frau in der Anthropologie des 15. Jahrhunderts.

Paderborn/München/Wien/Zürich: F. Schö- ningh 1991, 189 S. u. 1 Abb., DM 66,-.

Bärbel Zühlke: Christine de Pizan in Text und Bild. Zur Selbstdarstellung ei- ner frühhumanistischen Intellektuellen.

Stuttgart/Weimar: Metzler 1994, 368 S. u.

12 Abb., DM 58,-.

The City of Scholars. New Approaches to Christine de Pizan. Hrsg. von Margarete Zimmermann u. Dina De Rentiis. Berlin:

de Gruytter 1994, XI u. 314 Seiten mit 32 Abb., DM 98,-.

Als der Berliner Orlanda-Frauenverlag 1986 das »Buch von der Stadt der Frauen«

der ersten französischen »femme de lettres« Christine de Pizan (1364-ca. 1420) in deutscher Übersetzung herausbrachte, die die Romanistin Margarete Zimmer- mann besorgte, war der Erfolg dieses Un- ternehmens kaum abzusehen gewesen:

Mittlerweile ist es als Taschenbuchausgabe bereits in die zweite Auflage gegangen, und auch die Autorin ist hierzulande keine Un- bekannte mehr. Etliche neuere Forschungs- arbeiten sind teilweise oder ausschließlich dieser ebenso eigen- wie einzigartigen spät- mittelalterlichen Autorin gewidmet, wobei die »Stadt der Frauen« einen prominenten Platz einnimmt.

Margarethe Kottenhoff etwa befaßt sich in ihrer Dissertation ausschließlich mit der

»Stadt der Frauen« (1405), insbesondere deshalb, weil diese Schrift bereits ein län- gerdauerndes Forschungsinteresse für sich verbuchen kann, wie sie einleitend festhält.

Nicht zuletzt, so meint sie, werden femini- stische Erkenntnisinteressen bzw. Identifi- kationswünsche an diesem Werk festge- macht, das schon als »Frauenutopie«, als

»Weltgeschichte der Frauen« und als früh- feministische Kritik an der frauenfeindli-

Feministische Studien 1 / 9 5

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chen Schrifttradition des europäischen We- stens gedeutet wurde.

Kottenhoff lehnt diese Art der Verein- nahmung einer (spät-)mittelalterlichen Schrift strikt ab. Sie will vielmehr aufgrund einer konzentrierten Textlektüre ganz allge- mein utopische bzw. sozialkritische Aspek- te in der »Frauenstadt« suchen. In einem weiteren Schritt fragt sie, inwiefern die

»Stadt der Frauen« als Ausdruck der Kri- sensituation des späten Mittelalters und in- soweit auch als Dokument einer spezifisch (spät-)mittelalterlichen Mentalität ihrer Verfasserin zu lesen ist - eine Frage, die sie bejaht, was denn auch der Titel der Arbeit (»Du lebst in einer schlimmen Zeit«) zum Ausdruck bringt.

Kottenhoff setzt sich mit dieser (Hypo-) These deutlich ab vom Forschungsstand, wo bislang die ausgesprochen zukunftwei- sende, frühhumanistische Schreib- und Denkhaltung de Pizans hervorgehoben und gewürdigt wird. Es gelingt ihr indes nicht, ihre Thesen überzeugend darzulegen und zu belegen. Ihre Textanalyse bleibt ober- flächlich. Das Aufzeigen von literarischen Traditionen und Vorbildern, das die Debat- te um die »Stadt der Frauen« durchaus wei- terbringen könnte, erscheint als Selbst- zweck, weil meist eine kritische Betrach- tung konkurrierender Erklärungsmöglich- keiten vermieden wird. Auch werden inno- vative bzw. nicht-mittelalterliche Aspekte der Schrift de Pizans einfach weginterpre- tiert. Dies wird besonders augenfällig, wenn Kottenhoff zu der Erkenntnis ge- langt, das Pizan'sche Denken sei nicht in- novativ, weil sich die Verfasserin die Schriften v.a. des Augustin (Der Gottes- staat - Civitas Dei) in der Vermittlung Alains de Lille aus dem 12. Jahrhundert zum Vorbild genommen habe. Ihr Frauen- bild zeichne insofern »nur« das Menschen- bild des hohen Mittelalters nach, bzw.

schreibe dies für Frauen lediglich um (216).

Das ist im wesentlichen die Argumen- tationsweise der älteren (romanistischen) Literaturgeschichte, die mittlerweile von der Forschung in vieler Hinsicht widerlegt

wurde. Wenn Kottenhoff zu dieser Ein- schätzung gewissermaßen zurückkommt (ohne sich dessen allerdings bewußt zu sein), so liegt das zum einen wohl daran, daß sie die neuere (insbesondere US-ame- rikanische) Forschungsliteratur gar nicht zur Kenntnis genommen hat, wie ein Blick in ihr Literaturverzeichnis verrät.1

Zum anderen ist hier eine zentrale Fra- ge schlicht ausgeblendet geblieben - die Frage nämlich, inwieweit (mittelalterliche) Konzepte, die vom »Menschen« sprechen, nicht eigentlich im wesentlichen den

»Mann« meinen. Die Frage nach der Úber- tragbarkeit solcher Entwürfe auf die Frau bleibt bei Kottenhoff offen. Dies hat dann weitreichende Konsequenzen auch für die Einordnung von Autorin und Werk in den Kontext des späten Mittelalters: Gerade durch diese Umwidmung der traditionellen theologischen und literarischen Entwürfe in der »Stadt der Frauen« hat sich Christine de Pizan weit vom »Weltbild des mittelal- terlichen Menschen« entfernt.

Dies zeigte schon Katharina Fietze in ihrer 1991 erschienenen Arbeit über

»Theorie zum Menschsein der Frau in der Anthropologie des 15. Jahrhunderts«. Ne- ben diversen Schriften italienischer Friih- humanistinnen befaßt sie sich darin auch mit Christine de Pizans »Buch von der Stadt der Frauen«. Auch hier werden zu- nächst Traditionslinien von der Antike (Aristoteles, Paulus) über das christliche Mittelalter (Augustin und Thomas von Aquin) bis zu den neuentstehenden Vorstel- lungen und Entwürfen des Renaissance- Humanismus nachgezeichnet - weit syste- matischer und aussagekräftiger im übrigen als bei Kottenhoff.

In einem zweiten Schritt zeigt Fietze anhand der Schriften dreier Frauen des 15. Jahrhunderts (neben dem »Buch von der Stadt der Frauen« die Abhandlung Isot- ta Nogarolas »Über die gleiche und unglei- che Sünde Evas und Adams« v. 1451 und die Schriften Laura Ceretas zur Verteidi- gung der Frauenbildung) Ansätze für eine Anthropologie der Frau im 15. Jahrhundert auf. Sie ordnet dabei Christine de Pizans

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Konzepte ganz eindeutig - und nachvoll- ziehbar - der humanistischen (Neu-)Defi- nition des Menschseins (von Mann und Frau!) zu. Sie erklärt de Pizan sogar zur bedeutendsten Theoretikerin der Epoche, weil sie als erste über die Verteidigungshal- tung hinausgeht, die bislang die Verortung von Frauen im Welt- und Heilsgeschehen charakterisierte.

Pizan vertritt die Gleichheit der Ge- schlechter. Trotzdem steht am Ende eines jeden behandelten Themas die rhetorische Frage: »Gab es jemals einen Mann, der ebensolche Qualitäten aufwies?« Hiermit kündigt sich ein Stilmittel an, dessen sich die Querelle des femmes des 16. Jahrhun- derts ausgiebig bedient: Die glaubhafte Höherstellung der Frauen zielt darauf ab, die Gleichheit der Geschlechter umso wahrscheinlicher zu machen ( 114).

Nach Auffassung Fietzes spricht Christine de Pizan den Frauen eine eigene, vom Man- ne differente Bestimmung und Charakteri- sierung zu - gegen die bis dahin vorherr- schende »andronormative« Tradition, die von der Höherwertigkeit des männlichen Geschlechts und infolgedessen - für die Frau - von einer quasi »naturbedingte(n) Unterordnung unter den Mann« ausging (21).

Ob de Pizan tatsächlich einen »Prozeß der Selbstentfaltung und Selbstfindung durch die Rückbeziehung auf sich selbst und auf andere Frauen« in Gang setzte und insofern die Aufhebung der weiblichen Fremdbestimmung bereits hier, in einer Schrift des 15. Jahrhunderts, durch die

»Identifikation mit einer geistesgeschicht- lichen Tradition von Frauen« so weit vor- angetrieben werden konnte, wie Fietze meint, erscheint mir fraglich. Überzeugend jedoch kann Fietze die Verankerung von de Pizans Welt- und Frauenbild im Renais- sance-Denken nachweisen und die innova- tiven Aspekte, die ihr konsequentes Weiter- Denken von humanistischen Entwürfen für das Mensch- und Frau-Sein hatte, offenle- gen.

Daß Christine de Pizan in ebenso inno- vativer wie erfolgreicher Weise an ihrer Selbstdarstellung als Autorin und an ihrer weiblich-künstlerischen Identität gearbeitet hat, zeigt neuerdings in einer umfassenden, interdisziplinär angelegten Arbeit Bärbel Zühlke. Hier wird die Selbstdarstellung de Pizans aufgrund ihrer Texte und deren bild- licher Ausschmückung untersucht. Neben der »Stadt der Frauen« werden hier der au- tobiographisch orientierte »Livre du Che- min de Long Estude« (1402/03) und die zeit- und gesellschaftskritische Schrift »Le Livre des Fais d'Armes et de Chevalerie«

(1410) herangezogen.

Dabei geht Zühlke zwar von biogra- phisch-historischen Gegebenheiten und Zusammenhängen aus, will aber nicht »die historische Persönlichkeit Christine de Pi- zan ... rekonstruieren, sondern die litera- risch vermittelte Selbstwahrnehmung einer spätmittelalterlichen Intellektuellen ... eru- ieren« (7). In zwei Schritten versucht Zühl- ke, dieses Programm umzusetzen. Zu- nächst zeichnet sie Christines biographisch motivierte Selbstdarstellung nach: Von der Tochter eines Gelehrten über die Gattin ei- nes Hofbeamten, Mutter dreier Kinder bis hin zu ihrer Witwenschaft, ihrem (späten) Selbststudium und ihrer Stellung als (durchaus gefragte und erfolgreiche) Auto- rin. Dieser letzte Aspekt wird dann zum Schwerpunkt der Analyse der genannten Werke, zugespitzt auf die Frage nach lite- rarischer und bildlich-ikonographischer Selbstdarstellung. Dabei tritt der Typus der

»virago« - der »männergleichen Jungfrau«

- sowohl in traditionell-mittelalterlicher (Nonne, Märtyrerin), wie auch in innova- tiv-humanistischer Ausgestaltung (Sybille und Minerva) als Identifikationsmodell hervor (191 ff.). Dadurch konnte, so Zühl- ke, Christine de Pizan als frühhumanisti- sche Intellektuelle wahrgenommen werden, als eine Frau also, deren Identität als weib- licher Autor ganz unbestreitbar im Mittel- punkt ihres Schreibens (und wohl auch Le- bens) stand, »der alle übrigen Komponen- ten der Selbstdarstellung untergeordnet wurden« (201).

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Dies ist auf dem Hintergrund der seit etwa zwei Jahrzehnten stark anwachsenden internationalen Pizan-Forschung zwar kein überraschendes Ergebnis, doch ist bislang noch kaum in vergleichbar intensiver und dichter Weise über den literarischen und ikonographischen Hintergrund der Pizan- Werke nachgedacht worden. Insofern stellt Zühlkes Arbeit auch eine wichtige Basis für die weitergehende Betrachtung und Bear- beitung der zahlreichen Werke de Pizans dar, die bislang (nicht nur von Frauenfor- scherinnen) kaum in ihrer vollen Breite Be- achtung und Würdigung fanden.

U m einen solchen Brückenschlag zum Gesamtwerk de Pizans bemüht sich die bundesdeutsche »Pizan-Pionierin« Marga- rete Zimmermann in dem zusammen mit Dina De Rentiis jüngst herausgegebenen Tagungsband »The City of Scholars. New Approaches to Christine-de-Pizan«. In ihm sind die Ergebnisse der von ihr veranstalte- ten Ersten internationalen Christine-de-Pi- zan-Konferenz zusammengetragen, die

1992 an der FU Berlin stattfand.

In insgesamt zwanzig Beiträgen versu- chen Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler verschiedener Nationalitäten und Disziplinen (Kunst- und Literaturgeschich- te, Politik- und Geschichtswissenschaft), das breite Feld der Pizan-Forschung abzu- stecken und zu vermessen. Dabei werden Vorbilder und Einflüsse auf das Pizan'sche Schreiben und Denken aufgezeigt - von der antiken Mythologie über die christliche Schrifttradition und Heilsgeschichte bis hin zu den »modernen« Schriften Petrarcas und Boccaccios. Auch rezeptions- und überlie- ferungsgeschichtliche Aspekte ihres Wer- kes werden diskutiert. Beiträge über poeti- sche Fragen ergänzen den umfangreichen literarhistorischen Teil, der durch drei (auch) kunstgeschichtliche Studien abge- rundet wird. Der Hauptakzent liegt indes auf dem Versuch der Einordnung des Pi- zan'sehen Oeuvres in den Kontext der spät- mittelalterlichen bzw. frühhumanistischen Literaturproduktion - von der Liebesdich- tung bis zur Geschichtsschreibung, von den Fürstenspiegeln bis zu den enzyklopädi-

schen Schriften. Deutlich spürbar ist hier der Versuch der Aufwertung einer bislang von der Literarhistorie kaum geschätzten Autorin.

Aber auch die Frage nach dem »frauen- freundlichen« - oder gar »feministischen«?

- Engagement dieser Autorin steht weiter- hin explizit oder implizit zur Diskussion:

Glenda McLeod und Katharina Wilson etwa zeigen, mit welcher Umsicht und Ver- ve de Pizan in der »Stadt der Frauen« gegen die ehe- und frauenfeindliche Schrifttradi- tion Stellung bezog (»A Clerk In Name Only - A Clerk In All But Name. The Mi- sogamous Tradition and >La Cité des Da- mes<«). Bereits in der (frühen) Liebesdich- tung, so Sara Hindman und Stephen Per- kinson, läßt sich dieses Bemühen um eine Umdeutung der misogynen Schrifttradition in Text und Bild ausmachen (»Insurgent Voices. Illuminated Versions of Christine de Pizan's >Le Livre du Duc des vrais amants<«). Selbst in Schriften, die die

»Frauenfrage« nicht explizit zum Gegen- stand haben, wie etwa dem »Livre du corps de policie«, zeigt sich dieses Bemühen de Pizans um ein konsequentes Zurechtrücken der vielfältigen Fehlurteile über das weib- liche Geschlecht und die Mißachtung der (schwierigen) gesellschaftlichen Position der Frauen, wie Marie-Thérèse Lorcin in ihrem Beitrag betont (»Christine de Pizan analyste de la société«).

Allerdings weisen die Autorinnen (fast) alle auch auf die (spätmittelalterlichen, ständisch definierten) Grenzen des Pi- zan'schen Denkens und Schaffens hin: So zeigt Marie-Thérèse Lorcin eben auch die insgesamt konservative Weltsicht und Wertsetzung de Pizans; Andrea Tarnowski schließlich verweist in ihrem Beitrag auf Christines patrilineares Erbe, das von der Autorin bewußt gepflegt und in ihren auto- biographischen Schriften stark betont wur- de (»Maternity and Paternity in >La Mut- ación de la Fortune<«). Dieser Befund weist denn auch über die androgynen Selbstent- würfe der »virago«, wie sie Zühlke heraus- gearbeitet hat und die sie auch in diesem Band nochmals in einem Beitrag vorstellt,

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deutlich hinaus, bzw. beleuchtet sie von ei- ner ganz neuen Seite.

Als »Heldin des weiblichen Ge- schlechts« bzw. »Feministin« wird de Pi- zan im vorliegenden Sammelband denn auch zu Recht nicht gefeiert - aber doch als eine Autorin, die in ihrer - weiblichen? - Eigen-Art Spätmittelalterliches und Huma- nistisches in ganz spezifischer Weise ver- eint und ein ebenso »originelles« wie wi- dersprüchliches Bild ihrer Person und ihrer Zeit zeichnet.

Der schön ausgestattete Tagungsband, an dem international renommierte Wissen- schaftlerinnen mitgearbeitet haben, zeigt schließlich auch Qualität und Bandbreite der internationalen und (interdisziplinä- ren Pizan-Forschung. Daß die hier versam- melten, ebenso beeindruckenden wie anre- genden Forschungsergebnisse allerdings ausschließlich in englischer und französi- scher Sprache publiziert wurden, macht deutlich, wie weit gerade die deutschspra- chige Pizan-Forschung - zumindest quan- titativ - noch vom internationalen Niveau entfernt ist. Bleibt zu hoffen, daß sich auch hierzulande demnächst - innerhalb und außerhalb der Universitäten - eine wahre

»Renaissance« der Christine de Pizan er- eignet.

Claudia Opitz

Anmerkung

1 S. zum Stand der internationalen Pizan-For- schung die ausführliche Bibliographie in: »The City of Scholars«, 2 7 3 - % .

Susanne Amrain: So geheim und vertraut.

Virginia Woolf und Vita Sackville-West.

Frankfurt/M.: Suhrkamp 1994, 339 S., DM 19,80.

In der Einleitung zu ihrem Buch begründet Susanne Amrain die Wahl ihres Sujets in zweifacher Weise. Zum einen zitiert sie Woolfs eigene Auffassung davon, worüber uns eine Biographie Auskunft geben sollte:

»Wann und wo hat die reale Person gelebt, wie sah sie aus ..., wer waren ihre Tanten und ihre Freunde, wie putzte sie sich die Nase, wen liebte sie, und wie?« (aus: »The Art of Biography«, zit. 9). Besonders der letzte Punkt steht im Zentrum von Amrains Studie, nicht etwa, weil darüber noch nie etwas gesagt worden wäre, sondern, und darin liegt der zweite Grund für die Not- wendigkeit des vorliegenden Buches, weil die meisten Biographien - bis in die jüngste Zeit hinein - klischeehaft die vor allem von ihrem Neffen und ersten Biographen Quen- tin Bell verbreitete Vorstellung wiederho- len, daß Virginia Woolfs Liebesbeziehung zu Vita Sackville-West wenig intensiv, kurzlebig und für beide Frauen ohne große Bedeutung gewesen sei, und es sich dabei zudem aufgrund von Virginias notorischer Frigidität im wesentlichen um eine platoni- sche Angelegenheit gehandelt habe. Diesen eher abwehrenden Bemerkungen und Ba- gatellisierungen steht, wie Amrain anführt, ein fast zwanzig Jahre andauernder Brief- wechsel der beiden Frauen entgegen, beste- hend aus etwa siebenhundert Briefen, die eine sehr vielschichtige, komplizierte und lang anhaltende Beziehung dokumentieren, welche sowohl für Virginia als auch für Vita in persönlicher und künstlerischer Hinsicht einen großen Stellenwert hatte.

Ebenso wäre Virginia Woolfs biographi- scher Roman Orlando, in dem sie Vitas Persönlichkeit für sich rekreierte und der eine Vielzahl von privaten und intimen An- spielungen enthält, ohne die enge Bezie- hung zwischen ihr und Vita niemals ge- schrieben worden. Die Gegenüberstellung dieser beiden Positionen läßt die begründe- te Vermutung aufkommen, daß die Aussa-

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gen Bells und zahlreicher späterer Biogra- phinnen weniger das Produkt einer unvor- eingenommenen Auswertung des Quellen- materials sind, als vielmehr Ausdruck der eigenen Schwierigkeiten, sich von konven- tionellen Vorstellungen von Liebe und Se- xualität zu lösen, sowie eines unübersehba- ren Unbehagens, die gleichgeschlechtliche Liebe zweier Frauen in ihrem vollen Um- fang und in ihrer ganzen Tragweite in den Blick zu nehmen.

Susanne Amrain kommt in ihrem Buch zu ganz anderen Ergebnissen als Bell, wo- bei sie ihre Rekonstruktion der verschiede- nen Facetten der Beziehung Virginias und Vitas auf einen reichen Schatz von Briefen und Tagebucheinträgen stützen kann, denn, wie sie selbst ausführt, »man braucht nichts weiter zu tun, als ihre Äußerungen ernst zu nehmen« (12). Bereits die einleitenden Pas- sagen von So geheim und vertraut, die sich ausschließlich mit der einschlägigen Woolf-Forschung auseinandersetzen, deu- ten darauf hin, daß es Amrain in erster Li- nie um eine Auseinandersetzung mit dem bestehenden Woolf-Bild geht, auch wenn sie in ihren Ausführungen eingehend die Situation beider Frauen beleuchtet.

Welches Bild der Beziehung zwischen Virginia Woolf und Vita Sackville-West wird uns in der vorliegenden Studie vermit- telt und welches neue Licht wirft es insbe- sondere auf Virginia Woolf?

Die beiden Frauen lernten sich im De- zember 1922 bei einem Dinner bei Woolfs Schwager Clive Bell kennen und zeigten gleich großes Interesse füreinander (Vita schrieb wenige Tage später, nach einer zweiten Begegnung, an ihren Mann Harold Nicolson: »Ich bete Virginia an, und das würdest Du auch tun.« - zit. 23). Dies war der Auftakt zu einer langjährigen Freund- schaft und Liebe, die allerdings von Anfang an gekennzeichnet war durch einen ständi- gen Wechsel von sehr intensiven Phasen und längeren Pausen des Getrenntseins, von Augenblicken großer geistiger und körperlicher Nähe und Zeiten der Entfrem- dung. Mit Vita konnte Virginia eine Seite ihrer Persönlichkeit entfalten und kultivie-

ren, die in ihren anderen Lebensbezügen weniger zum Tragen kam: »Wo Blooms- bury ihr angestrengteste Intellektualität, Ironie und Witz bot, Leonard eherne Ver- läßlichkeit und unbeugsame Rationalität darstellte, bedeutete Vita ihr Leichtsinn, Überfluß, Genuß, Lachen, große Zärtlich- keit, Erotik und vor allem >Trost<. Das

>Tröstliche<, das Vita für sie hatte, benannte sie immer wieder. Es war etwas, das sie aus der Folter ihrer ständig vorhandenen Unter- strömung von Grauen und Depression ret- tete« (105). Virginia durchschaute und ver- stand das zwiespältige Wesen Vitas sehr schnell, ihre liebevolle Art und ihre sadisti- schen Neigungen sowie ihren Drang, per- sönliche Beziehungen immer wieder zu zerstören, Verhaltensmuster, die im wesent- lichen durch das schwierige Verhältnis zu ihrer »hochgradig neurotischen Mutter«

(30) geprägt worden waren und durch die sie die bereits als Kind erfahrenen Krän- kungen mit ihren späteren Geliebten gera- dezu zwanghaft immer wieder ausagierte.

Dieses Verständnis Virginia Woolfs für die Beweggründe von Vitas Verhalten ist u.a.

dafür verantwortlich, daß sie für Vita ihre Gefühle auch dann noch aufrechterhielt, als diese sich von ihr zurückzog und sich an- deren Liebschaften zuwandte. Für Vita war dieses Gefühl des Erkanntseins ebenfalls eine wichtige Erfahrung, wie sich aus ei- nem Brief entnehmen läßt, den sie Virginia

1926, am Beginn ihrer Orientreise schrieb:

»Ich vermisse Dich einfach, auf eine schlichte, verzweifelte, menschliche Art.

... Du hast keine Ahnung, wie unnahbar ich bei Menschen sein kann, die ich nicht liebe.

Das habe ich zu einer hohen Kunst ent- wickelt. Aber Du hast meine Schutzwälle durchbrochen. Und ich nehme es Dir nicht einmal übel« (zit. 91). Die jeweilige Per- sönlichkeitsstruktur und psychische Dispo- sition der beiden Frauen ließ jedoch Mo- mente extremer Nähe nur sporadisch zu.

Ambivalenzen sind auf beiden Seiten im- mer wieder spürbar; Virginia und Vita er- scheinen, in Susanne Amrains Worten, wie zwei »ewig Aufeinanderzugehende, sich niemals ganz Begegnende« (240). Virginia

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war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sich einem anderen Menschen ganz zu öffnen, und ihrer gleichzeitigen Angst davor, ähnlich ihrer Furcht des Selbstverlustes in der sexuellen Hingabe.

Vita wiederum war zurückhaltend, in Vir- ginia körperliche Gefühle zu wecken aus Angst, dadurch ihre Geisteskrankheit wie- der zum Ausbruch zu bringen. Sie selbst fühlte sich wiederholt eingeschüchtert durch Virginias schriftstellerische Bega- bung sowie deren zum Teil herbe Kritik an ihren Texten. Schließlich leitete Vitas stän- diges »Getriebensein und ihre Rastlosig- keit« (239) sowie ihre Unfähigkeit, tiefe zwischenmenschliche Beziehungen einzu- gehen, Anfang 1929 einen Prozeß der Di- stanzierung ein, der begleitet wurde von vielfachen Affären Vitas, diversen Eifer- suchtsszenen, aber auch von einem

»jähe[n] und unstete[n] Aufflackern der Liebe zwischen den beiden von Zeit zu Zeit« (261). Trotz dieser Entfremdung blieb ihre tiefe Zuneigung zueinander je- doch bis zum Schluß erhalten. Während ei- ner der Luftangriffe der Deutschen im Au- gust 1940, einige Monate vor ihrem Selbst- mord, schrieb Virginia an Vita die folgen- den Zeilen: »Was kann man sagen - außer daß ich Dich liebe ... Liebste - schreib mir eine Zeile ... Du hast mir solches Glück geschenkt« (zit. 20f.).

Diese psychologisch einfühlsame und durch gründlich recherchierte Quellen ge- stützte Studie Susanne Amrains ergänzt und revidiert die bereits bestehenden Woolf-Porträts in entscheidenden Punkten.

Wie bei jeder biographischen Darstellung handelt es sich auch hier um ein Konstrukt, das sich auf eine durch bestimmte Prämis- sen geleitete Selektion und Interpretation des Materials gründet. Die lesbisch-femini- stische Perspektive von So geheim und ver- traut rückt Virginia Woolfs persönliche Be- ziehung zu Vita Sackville-West in den Vor- dergrund und betont vor allem auch ihr sehr wohl dokumentiertes körperliches Begeh- ren, das ihr in den meisten Biographien ab- gesprochen wird - weil es sich nicht auf ein männliches Objekt richtete.1 Der Vergleich

von Amrains Befunden mit den allenthal- ben vertretenen heterozentrischen Positio- nen2 zeigt einmal mehr, wie sehr auch der Diskurs über Privates und Intimes in einem feministischen Sinne eminent politisch ist.

Eveline Kilian

Anmerkungen

1 Vor allem Quentin Bells Ausführungen zu diesem Punkt sprechen Bände. Aufgrund von Virginia Woolfs Abneigung gegen männliche Sexualität at- testiert er ihr ein geradezu unerotisches Wesen sowie absolute Verständnislosigkeit gegenüber dem Phänomen Sexualität. Dieser Befund läßt ihn weiterhin eine »beunruhigend ätherische Quali- tät« sowohl in ihrer Kunst als auch in ihrer Per- sönlichkeit entdecken: »I think that the erotic ele- ment in her personality was faint and tenuous. . I would ... suggest that she regarded sex, not so much with horror, as with incomprehen- sion, there was, both in her personality and her art, a disconcertingly aetherial quality« .. (in Quentin Bell: Virginia Woolf: A Biography. Vol. II, Lon- don, Hogarth, 1972, 6).

2 Adrienne Rich spricht in ihrem Aufsatz »Compul- sory Heterosexuality and Lesbian Existence« aus dem Jahre 1980 von unhinterfragtem Heterozen- trismus: »a perspective of unexamined heterocen- tricity« (in Adrienne Rich: Blood, Bread an Po- etry: Selected Prose 1979-1985. London, Vira- go, 1987, 24). Zum lesbischen Blick vgl. auch Karla Jay und Joanne Glasgow (Hrsg.): Lesbian Texts and Contexts: Radical Revisions. London, Onlywomen Press, 1992, »Introduction«, 1 - 1 0 .

Irme Schaber: Augenhunger. Cierta Taro.

Fotoreporterin im spanischen Bürger- krieg. Eine Biographie. Marburg: Jonas- Verlag 1994, 240 S„ DM 48,-.

Zugegeben, eigentlich war es der Mann an ihrer Seite, der meine Neugierde auf die Biographie von Gerta Taro weckte. Wie manchen anderen auch, war mir Gerta Taro nur als Lebensgefährtin des berühmten Fo- tografen und Mitgründers der weltbekann- ten Fotoagentur »Magnum« Robert Capa bekannt. Ein ganz anderes Bild dagegen wurde von ihr in der ehemaligen DDR tra-

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diert: das einer »mustergültigen Jungkom- munistin ohne Ecken und Kanten« (213), der zu Ehren in Leipzig sogar eine Straße benannt wurde.

Wie diese unterschiedlichen Bilder ei- ner Frau entstanden, und daß sie bei weitem nicht dem Leben der Fotoreporterin Gerta Taro, die mit ihren Fotoreportagen über den spanischen Bürgerkrieg bekannt geworden war, entsprechen, auch davon handelt die von Irme Schaber verfaßte Biographie.

Nicht im Stil herkömmlicher Lebensbe- schreibungen werden Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter einer Frau erzählt. Die persönliche Lebensgeschichte wird in der Verwobenheit mit der politischen Ge- schichte rekonstruiert. Diese Darstellungs- weise ist vermutlich auf den Ausgangs- punkt des Vorhabens zurückzuführen: Auf der Suche nach den »besseren Deutschen«

(Ernest Hemingway), die im spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten, war Irme Schaber auf Gerta Taro aufmerksam ge- worden. Aber keine zur Heldin stilisierte Frau, die mit der Kamera gegen den Fa- schismus in Spanien kämpfte, wird vorge- stellt. Statt dessen rekonstruiert die Biogra- phin das Leben einer jungen Frau, stellt sie in ihrer Widersprüchlichkeit dar und wür- digt ihre parteinehmende Arbeit als Fotore- porterin im spanischen Bürgerkrieg. Dabei geht Irme Schaber der Frage nach, warum Gerta Taro Fotografin wurde. Ein schwie- riges Unterfangen, denn Gerta Taro hinter- ließ keine Tagebücher und kein autobiogra- phisches Manuskript, nur wenige Briefe sind überliefert. Gleichsam einem Puzzle- spiel ähnlich, wurde die Lebensgeschichte Gerta Taros durch aufwendige Recherchen in 14 Archiven in Deutschland, Frankreich und den USA sowie durch die Befragung von 37 Zeitzeuginnen über einzelne Statio- nen ihres Lebens zusammengesetzt.

Die Veröffentlichung ist mehr als eine Biographie. Sie ist auch eine Geschichte über das Leben deutscher Emigrantinnen im Pariser Exil, über den spanischen Bür- gerkrieg, und sie ist eine Geschichte über die Kriegsfotografie dieser Zeit.

In 19 Kapiteln zeichnet die Biographin

das Leben von Gerta Pohorylle - Taro wird erst 1936 ihr Künstlername werden - , die am 1. August 1910 in Stuttgart als Tochter galizischer Juden geboren wurde und am 26. Juli 1937 in Spanien gestorben ist, nach. Die Darstellung ihrer Kindheit im Er- sten Weltkrieg und ihrer Jugendzeit in den zwanziger Jahre beruht v.a. auf Erinnerun- gen ehemaliger Schulfreundinnen. Als ent- scheidend für diese Jahre werden frühe Er- fahrungen des Andersseins aufgrund der jü- dischen Herkunft, die Gerta Taro später verleugnet, angesehen. Die von einer Tante mitfinanzierte Erziehung ermöglichte Ger- ta, als Tochter begüterter Eltern auftreten zu können. Modische Kleidung ein Aufent- halt in der französischsprachigen Schweiz, der Besuch einer Handelsschule, die Mit- gliedschaft in einem exklusiven Tennisclub sind Zeichen dieses Scheins: das von Irm- gard Keun im »Kunstseidenen Mädchen«

für Berlin beschriebene »Tauentzien-Girl«

auch in der schwäbischen Metropole. Als eine selbstsichere, durchsetzungsstarke, polyglotte und mit einem praktischen Ge- schäftssinn ausgestattete junge Frau wird sie erinnert. Eigenschaften, die ihr - so ar- beitet Schaber heraus - helfen werden, sich in Paris und in Spanien durchzusetzen.

Mit dem Umzug der Eltern 1929 nach Leipzig waren die »netten sorglosen Jahre«

(35) vorbei. Die »erste leichte Politisie- rung« (40) setzt ein. Durch die Freund- schaft mit einem Medizinstudenten, dessen Mutter Dina Gelbke nach 1945 an der Le- gende der aufrechten Kommunistin stricken wird, war sie in Kontakt mit dem sozialistischen Schülerbund gekommen, hatte Bekanntschaft mit Angehörigen der KPD und der SAP geschlossen. Während sie im März 1933 aus politischen Gründen für einige Wochen verhaftet wurde, berei- teten Freunde die Flucht ins Ausland vor.

Diese bedeutete für die 22jährige und ihre Freundin mehr, als der Gefahr in Deutsch- land zu entkommen, sie verbanden damit die Hoffnung auf neue persönliche und politische Perspektiven.

Der größte Teil der Biographie handelt von Gerta Taros letzten vier Lebensjahren

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in Paris und ihrer Arbeit in Spanien. Ein- drücklich werden die Lebensumstände der Emigrantinnen beschrieben: die Finanznö- te, die Schwarzarbeit, die Wohnverhältnis- se und die einzelnen politischen Gruppen.

Schaber zieht aus den Quellen über das Pa- riser Leben den Schluß, daß es Gerta Taro - im Gegensatz zu vielen Emigranten - leicht gefallen sein muß, sich durch ihre Sprachkenntnisse, ihre Kontaktfreudigkeit und Weltoffenheit in der neuen Umgebung zurecht zu finden.

In das erste Exiljahr fielen auch die er- sten Erfahrungen mit der Fotografie und die Freundschaft mit dem Ungarn Robert Capa, der damals noch André Friedmann hieß. Das fotografische Handwerk brachte ihr Capa bei. Als Assistentin in der Foto- agentur »Alliance Photo« lernte sie als Bildagentin die Aufnahmen zu vermarkten:

Erfahrungen, die später der Arbeit des Teams Capa-Taro zugute kamen. »Ihr abso- luter Glaube an ihn und seine Begabung muß seit Beginn der Freundschaft an kon- krete Bilder von Zufriedenheit, Erfolg oder Ruhm gekoppelt gewesen sein« (85 f.). Sie trieb das Team voran. Dazu gehörte auch die Namensänderung: Aus André Friedmann wurde Robert Capa, aus Po- horylle Taro. Für Schaber kommt darin Ta- ros Geschäftssinn zum Ausdruck: Die Auf- nahmen eines Fotografen mit einem inter- nationalen Namen ließen sich finanziell besser vermarkten. Für Gertas Namensän- derung bietet die Autorin folgende Deutun- gen an: Einerseits gab der neue Name

»nichts über die Herkunft preis und erlaub- te ebensowenig ethnische oder religiöse Zuordnungen« (91), andererseits »weist [die ernsthafte Namensaneignung] auf zu- künftige oder symbolische äußerliche Um- gestaltungswünsche hin, sie läßt aber auch folgern, daß Gerta Pohorylle zu diesem Zeitpunkt eine Transformation durchlaufen hatte, die ein verändertes Identitätsgefühl hervorbrachte« (ebd.).

Ausführlich wird der spanische Bürger- krieg, seine Bedeutung für linke und libe- rale Kreise und die Arbeit des Teams Capa- Taro geschildert. Mit vielen anderen Foto-

grafen und Journalisten informierten diese beiden Fotoreporter, klärten auf und war- ben mit ihren Aufnahmen für die Republik, protestierten gegen die Non-Intervention- Politik. Capa-Taro konnten ihre Aufnah- men in angesehenen linken und liberalen Zeitungen unterbringen. Die zahlreichen in der Biographie nachgedruckten Aufnah- men machen sehr eindrücklich klar, was ihr Anliegen war: Sie wollten nicht nur doku- mentieren, sie nahmen Partei für die Volks- frontbewegung. Dabei setzten sie nicht nur aus beruflichem Ehrgeiz sondern auch aus politischer Überzeugung ihr Leben aufs Spiel. Sie zeigten in ihren Aufnahmen die positiven Erscheinungen im republikani- schen Spanien: Soldaten an der Front, Ar- beiter mit enteigneten Maschinen, Bauern mit erhobener Faust. Der widersprüchliche Alltag wurde selten festgehalten. Am Bei- spiel der Berichterstattung über den spani- schen Bürgerkrieg verdeutlicht Schaber, daß die Teamarbeit und der noch sehr nach- lässige Umgang der Zeitungen mit dem Co- pyright die Zuordnung der Taroschen Bil- der heute sehr schwierig macht.

Die Lösung der Fotoreporterin Taro aus dem Team Capa-Taro vollzog sich im Früh- jahr 1937. Es war das Ende ihrer »Lehr-

zeit« bei Capa, die Liebesbeziehung lockerte sich, und sie setzte ein eigenes Co- pyright durch. Einen eigenständigen Ruf als besonders mutige Fotoreporterin be- gründete Taro im Juli 1937 durch die Do- kumentation der Offensive von Brúñete.

Immer wieder wird auch die Frage auf- geworfen, warum Gerta Taro zur Kamera griff. Mehrere Erklärungen bietet Schaber an: Aufgrund der politischen Einstellung war die auf Anschaulichkeit und Authenti- zität bedachte Fotografie Taros Beitrag zum spanischen Widerstand, ihre Werbung für die Republik. Im Vergleich mit der ita- lienischen Fotografin Tina Modotti führt Schaber es nicht nur auf die jeweiligen Lehrer zurück, sondern auch darauf, daß es - beide Fotografinnen waren schöne Frau- en - »auch das Bedürfnis gewesen sein [mag], das >Angestauntwerden< zu kontrol- lieren und in ein >Selberschauen< umzukeh-

(10)

Rezensionen 149 ren. Es kann durchaus als Gegenentwurf

zur Reduzierung auf Äußerlichkeit gedeu- tet werden« (149).

Gerta Taro starb bei einem Autounfall auf dem Rückweg von der Front. Ihr von der kommunistischen Partei als prunkhafte Masseninszenierung ausgerichtetes Be- gräbnis wurde gleichzeitig zu einer Mani- festation der Solidarität mit dem spani- schen Widerstand. Für eine kurze Zeit wur- de sie als Heldin von der KP vereinnahmt:

Die Redakteure der kommunistischen Zei- tung Ce Soir, die viele ihrer Aufnahmen abgedruckt hatten, erwiesen sich als rühri- ge Hagiographen, stilisierten Taro zur mo- dernen Jeanne d'Arc, derer man noch lange gedenken werde. Ihr Lebensgefährte Ro- bert Capa erinnerte mit dem 1938 veröf- fentlichten und Taro gewidmeten Bildband

»Death of the making« an die gemeinsame Arbeit.

Aber bereits wenige Monate nach ihrem Tod war die Erinnerung an die Fotorepor- terin verblaßt. In New York wurde sie nur noch als die Frau an der Seite von Robert Capa dargestellt, auf ihre Bilder nicht mehr eingegangen. Von anderen wurde sie als das Vorbild der arbeitenden, kämpfenden Frau stilisiert.

Diesen Prozeß des Vergessens allein darauf zurückzuführen, daß sie eine Frau war, greift für Schaber zu kurz. »Vielmehr scheinen Wesenselemente von Bürokratie und mediale Vermarktungsinteressen eine die Geschichte negierende Allianz gebildet zu haben« (13), die es ermöglichte, die Ar- beit Taros dem Werk Capas zuzuschlagen.

Inwieweit die Kombination Frau-Jüdin- Kommunistin auch zu diesem Prozeß des Vergessens beigetragen habe, wirft die Au- torin zwar als Frage auf, verweist aber auf notwendige weitere Untersuchungen.

Insgesamt ist diese Publikation ein ge- lungener Versuch, das Leben einer Frau zu rekonstruieren. Deutlich wurde für mich der Einfluß der kurzen aber fast symbioti- schen Beziehung Capa-Taro auf die weitere Arbeit Capas. Da diese Publikation die Be- schreibung der Arbeit einer Bildreporterin ist, finde ich es bedauerlich, daß den Pro-

dukten ihrer Arbeit bei der Buchgestaltung nicht mehr Platz eingeräumt und nicht mehr Mühe bei den Reproduktionen aufge- wandt worden ist.

Edith Glaser

Karin Hausen (Hrsg.): Geschlechterhier- archie und Arbeitsteilung. Zur Ge- schichte ungleicher Erwerbschancen von Männern und Frauen. Göttingen: Van- denhoeck & Ruprecht 1993, 239 S., DM 39,-.

Frauen sind im Berufsleben benachteiligt.

Diese banale und doch so konsequenzen- reiche Feststellung ist der Ausgangspunkt für einen anregenden Sammelband, in dem Historikerinnen Ergebnisse aus schon ge- druckten oder im Entstehen befindlichen Dissertationen bzw. Forschungsprojekten vorstellen. Die Frauen diskriminierende geschlechtsspezifische Strukturierung von Arbeits- und Erwerbsverhältnissen steht im Zentrum des hier vorgestellten Bandes und damit insbesondere die von Karin Hausen in der Einleitung formulierte Frage, wie es möglich war und in welchem Interesse es lag, »gegen die Dynamik technischer und wirtschaftlicher Veränderungen immer wieder das geschlechtsspezifische Grund- muster der Hierarchisierung und Segregie- rung von männlichen und weiblichen Ar- beitskräften stabil zu halten« (11). Die Au- torinnen wenden sich gegen Positionen, die die konsequente Scheidung der Frauen- von den Männerarbeitsplätzen und die niedrigere Bezahlung von Frauen mit der den Wirtschaftsprozessen inhärenten öko- nomischen Logik erklären, und öffnen den Blick auf Prozesse des »gendering« im Er- werbsleben, denen sie anhand verschiede- ner historischer Situationen nachspüren.

Herzstück des Bandes ist ein Essay von Karin Hausen über das »Wirtschaften mit der Geschlechterordnung«. Ihre theoreti- schen Überlegungen besitzen programma- tischen Charakter für dringend benötigte weitere Arbeiten. Sie plädiert dafür, die Wirtschaftsgeschichte seit der Industriali-

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sierung mit den in den letzten 20 Jahren erworbenen Instmmentarien der histori- schen Frauenforschung neu zu überdenken.

Die Behandlung der Frauen- und Män- nerarbeit in der Wirtschafts- und Tech- nikgeschichte basiere auf zählebigen Kli- schees, die den Blick auf die tatsächlichen Abläufe und Strukturen verstellt haben.

Diese Klischees beruhen auf Argumentati- onsmustern, die die Geschlechterordnung in den kritischen Zeiten historischen Wan- dels stabil halten sollten und die schon seit dem 19. Jahrhundert den Diskurs über Ar- beit und Familie bestimmten. So lautet etwa eine Behauptung, daß in der Phase der Hochindustrialisierung die niedriger ent- lohnten Frauen Männer verdrängt und da- mit deren Arbeit entwertet hätten. Ausge- hend von der Tatsache, daß die Verdrän- gungsthese inhaltlich falsch ist (es arbeite- ten noch bis zur Mitte des letzten Jahrhun- derts weniger Frauen als Männer in Fabri- ken; in Verwaltung, Verkauf und repetitiven Teilarbeiten z.B. nahmen Frauen nicht Männerarbeitsplätze ein, sondern es wur- den völlig neue Jobmöglichkeiten geschaf- fen) sollte sie vielleicht - so Hausen - die traditionelle bürgerliche Geschlechterhier- archie zementieren. Später wurde sie zum Standardargument der sozial- und wirt- schaftsgeschichtlichen Diskussion. Wie aber kam es dazu, daß im Zuge der Indu- strialisierung die Arbeitsplätze für Männer und Frauen klarer, absoluter und dauerhaf- ter segregiert wurden? Mehrere Gründe be- nennt Hausen hierfür: Das Prinzip einer nach Geschlechtern geteilten und hierar- chisch strukturierten Arbeitsordnung er- wies sich als außerordentlich elastisch, und diese Elastizität war und ist offenbar ur- sächlich für sein Beharrungsvermögen.

Grundlegend war und blieb außerdem, daß die Arbeitsteilung die gesellschaftlich herr- schende Männerdominanz ausdrücken mußte. Hinzu kam, daß sich die Vorstellung vom »Ernährer« und seiner »Hausfrau« als Geschlechterordnungsprinzip der Ge- samtgesellschaft durchsetzte. Die Auftei- lung in bezahlte und unbezahlte Arbeit wurde zum allgemeinen Prinzip erhoben.

Neue soziale Gruppen wie Unternehmer, Verwaltungen, Kirchen, sozialreformeri- sche Vereine konnten in einem ganz ande- ren Maße normensetzend wirken als die frühmoderne Obrigkeit. Damit waren die

»für die Geschlechter segregiert und hier- archisiert angebotenen Arbeitsplätze (...) nicht das Ergebnis des freien Spiels von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeits- markt, sondern die Übersetzung kulturell verankerter gesellschaftspolitischer Grund- überzeugungen (...) in das moderne Wirt- schaftsleben« (56).

Heide Wunder veranschaulicht die Aus- gangssituation vor der Industrialisierung, nämlich die geschlechtsspezifische Teilung und Bewertung von Arbeit in der Frühen Neuzeit. Die Hierarchie der Geschlechter war in der Frühen Neuzeit selbstverständ- lich. Jedoch waren die Grenzziehungen zwischen Männern und Frauen niemals eindeutig und - anders als später im bürger- lichen Projekt - auch keineswegs als »na- türlich« apostrophiert. Das dominante Mo- dell war das eheliche Haushalten und Wirt- schaften, das sich als »außerordentlich fle- xibel für die Organisation von Arbeit und die Ordnung der Geschlechter« (25) er- wies. Zwar war der Ehemann das »Haupt«

seiner Frau, doch waren beide im Sinne von Gleichwertigkeit funktional aufeinander verwiesen. Die Eheschließung hatte beiden erst die Loslösung aus hausrechtlichen Ab- hängigkeiten, etwa als Magd und Knecht gebracht. Haushalten war damit für Männer und Frauen gleichermaßen »Ausdruck so- zialer Selbständigkeit und Verantwortlich- keit« (26). Die gesellschaftliche Bewertung der jeweiligen Arbeiten hing infolgedessen vom Status der Arbeitenden ab, wobei das Verheiratetsein beiden Geschlechtern einen höherwertigen Platz in der Gesellschaft verschaffte. Insofern bestand in der Frühen Neuzeit ein Zusammenhang von Ge- schlechterhierarchie und Arbeitsteilung, der aber vielfältig durch Merkmale der ständischen Zugehörigkeit gebrochen wer- den konnte.

Drei Untersuchungen zur geschlechts- spezifischen Ordnung der Lohnarbeitsver·

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Rezensionen 151

hältnisse auf der Ebene von Betrieben schließen sich an. Karin Zachmann weist auf den Zusammenhang von Technologie- entwicklung und Geschlecht am Beispiel der Baumwollspinnerei, der Weberei und der Strumpfwirkerei im 19. Jahrhundert hin. Männlichen Lohnarbeitern gelang es, so ihr Ergebnis, die aus der Zunfttradition gewohnte Privilegierung der Männerarbeit auch noch unter den Bedingungen neuer Techniken zu verteidigen. Das hatte unter anderem deshalb Erfolg, weil es einen klas- senübergreifenden Konsens gab, der die Hausvater-Familienökonomie als verbind- liches Leitbild erhalten sehen wollte. Dar- aus wurde die Forderung nach höherer Ent- lohnung für Männer abgeleitet. Gleichzei- tig beanspruchten die Arbeiter die exklusi- ve Zuständigkeit für die Maschinenwar- tung, die Aufsichtsfunktionen und die

»Hauptarbeiten«, so daß die Lohnprivile- gierung auch von dieser Technikseite fest- gezurrt werden konnte.

Barbara Orland kommt in ihrem infor- mativen und sehr anschaulichen Artikel über Männer in der Wäscherei zu ähnlichen Resultaten. Sie dokumentiert, wie sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Etablierung von großen Dampfwäscherei- en eine Konkurrenz zu diesem traditions- reichen Frauengewerbe auftat. Ebenso selbstverständlich wie Frauen qua Ge- schlecht eine Qualifikation für das Wa- schen zugeschrieben und damit die schlechte Bezahlung begründet wurde, wurde ihnen der Sinn für Maschinen abge- sprochen. Unter Verweis auf angeblich ty- pische Geschlechterkennzeichen wurden bestimmte Arbeitsplätze für Frauen, andere für Männer vorgesehen. Dabei verdrängten in der Dampfwäscherei nicht Männer Frau- en, sondern diese nahmen neue, technik- verbundene Arbeitsplätze ein. Die Gleich- setzung von Maschinenarbeit und Män- nerarbeit legitimierte neue männliche Ar- beitsfelder und verwies Frauen auf die schlechteren Plätze im Betrieb. Diese wa- ren aber keineswegs so technikfern wie im- mer behauptet wurde. Schließlich erfüllten die Frauen den eigentlichen Zweck des Ge-

werbes, nämlich die Wäschereiarbeit. Ar- beiterinnen mußten mithin diverse Maschi- nen wie z.B. Stärke- und Spezialplättma- schinen, Bügelmaschinen oder Dampfman- geln bedienen können.

Abgerundet wird dieser Abschnitt des Buches durch einen Aufsatz von Birgit Kassel über Ausbildung und Qualifikation in der Metallindustrie vor 1930. Sie hinter- fragt die Verwendung der Begriffe der »an- gelernten« oder »ungelernten« Arbeiterin und kommt zu dem Ergebnis, daß sie fast nichts über die tatsächlichen Arbeitslei- stungen und -anforderungen aussagen, son- dern im wesentlichen benutzt wurden, um den Lohn von Frauen zu drücken.

Den dritten Teil des Sammelbandes bil- den zwei Beiträge zur kulturell-politischen Stabilisierung der geschlechtshierarchi- schen Erwerbsverhältnisse. Ursula Bau- manns Analyse über Frauenarbeit in kirch- licher Diskussion und Praxis im Kaiser- reich demonstriert am Beispiel der Rede über die Fabrikarbeit von Ehefrauen, daß insbesondere die konservativen Protestan- ten durch ihren Diskurs entscheidend dazu beitrugen, die Doppel- und Mehrfachbela- stung von Frauen normativ abzusichern und damit gleichzeitig eine Erwerbstätig- keit a priori als sekundär und defizient ge- genüber ihrer »eigentlichen« Bestimmung als Familienarbeiterinnen einzustufen. Su- sanne Rouetts Untersuchung zur Periode nach dem Ersten Weltkrieg als einem »Zu- rück zur normalen Hierarchie der Ge- schlechter« befaßt sich - anders als der Ti- tel vorgibt - überwiegend mit der Kriegs- zeit. Denn schon während der Jahre 19 Μ - Ι 918 wurde von verschiedenen Seiten auf eine Friedensordnung hingearbeitet, die die kriegsbedingte »Unordnung der Ge- schlechter« rückgängig machen und auf dem Arbeitsmarkt die Privilegierung von Männern - den heimkehrenden Soldaten - rekonstruieren sollte. Die Argumentations- muster griffen auf das Ernährerideal zu- rück, indem sie auf die erwerbslosen Fami- lienväter rekurrierten, die es zunächst mit einem Arbeitsplatz zu versorgen gelte.

Zwei weitere Studien befassen sich mit

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der Weimarer Republik, einer Zeit des Aus- baus der öffentlichen und privaten Wohl- fahrtspflege, von der sich nicht wenige Frauen neue Möglichkeiten der Berufsar- beit erhofften. Christiane Eifert hebt am Beispiel der sozialdemokratischen Arbei- terwohlfahrt (AW) hervor, daß ein großer Teil der Wohlfahrtsarbeit, wie schon vor 1919, ehrenamtlich geleistet wurde. Bei der Besetzung bezahlter Stellen hatten Frauen trotz ihrer fürsorgerischen Qualifikation häufig das Nachsehen. Zum einen bildete Wohlfahrtsarbeit auch für Männer ein inter- essantes Berufsfeld. Zum anderen ver- mischten sich in der AW vorgebliche Sach- zwänge und politische Vorgaben zu einer Bevorzugung von Männern bei der Vergabe von Positionen. So wurden z.B. Verwal- tungserfahrungen und politische Betäti- gung, die eher Männer aufzuweisen hatten, Vorrang gegeben vor praktischer Kompe- tenz und Fachwissen.

Abgerundet wird die Vorstellung dieser Teilergebnisse zu den ungleichen Erwerbs- chancen für Männer und Frauen durch Ka- ren Hagemanns Analyse der Berufswün- sche, -wähl und -chancen Hamburger Volksschülerinnen in der Weimarer Repu- blik. Schon in der Ausbildung wurde und wird der Grundstein für die Geschlechter- hierarchisierung gelegt: »Den Mädchen standen nicht nur weniger Lehrberufe of- fen, ihre Ausbildung war auch kürzer als die der Jungen« (218). Die kürzere Ausbil- dung wurde als geringere Qualifikation ge- wertet, die wiederum geringere Bezahlung nach sich zog. Schließlich wurde die Be- rufseinstellung von Mädchen und Jungen durch die Leitbilder der Geschlechterrollen geprägt. Jedoch, so konstatiert Hagemann, sei in den 20er Jahren das Modell der weib- lichen Doppelrolle intensiviert worden: Ei- nerseits förderte es einen gesellschaftlichen Konsens, daß Frauen zumindest bis zur Heirat erwerbstätig waren und damit auch einen Ausbildungsberuf lernen sollten. An- dererseits erhöhte es die Anforderungen an Frauen. Schließlich zog die Formalisierung von Qualifikationen eine weitere ge- schlechtshierarchische Segmentierung des

Arbeitsmarktes in den beruflich qualifizier- ten, vollerwerbstätigen Ernährer und die minder qualifizierte, diskontinuierliche Zu- verdienerin nach sich.

Der Band veranschaulicht, daß Begriffe wie Wandel und Beharrung der Konstruk- tionen von männlicher und weiblicher Ar- beit sich nicht dichotomisch gegenüberste- hen, sondern in ihren komplexen interakti- ven Wirkungsmechanismen gesehen wer- den müssen. Schließlich halten sich bis heute zählebig viele Argumentationsmuster für die geschlechtsspezifische Segregation und Hierarchisierung von Arbeit, auch wenn diese andere Formen angenommen haben. Insofern können die Beiträge durch- aus nicht nur der historischen, sondern auch der aktuellen politischen Auseinan- dersetzung um die geschlechtstypische Er- werbsdiskriminierung von Frauen Einsich- ten und Argumente vermitteln.

Birthe Kundrus

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