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Eisenbilanz im Minus

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Academic year: 2022

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egen des re- g e l m ä ß i g e n Verlusts von Blut – und da- mit auch von Eisen – während der Menstruation weisen beson- ders häufig Frauen im gebärfä- higen Alter ein Defizit an dem

Spurenelement auf. Circa jede zehnte Frau dieser Altersspanne soll betroffen sein. Es können aber auch andere Blutungen zugrunde liegen, etwa im Ma- gen-Darm-Trakt, wie zum Bei- spiel bei Magengeschwüren, Karzinomen, aber auch bei Hä-

morriden. Nach möglichen Blu- tungsquellen muss immer ge- sucht werden, damit die Ur- sache ausgeschaltet werden kann.

Neben einem Blutverlust kann der Eisenmangel auch durch zu geringe Aufnahmebzw. Zu-

fuhr entstehen – sei es absolut, durch streng vegane/vegetari- sche Ernährung, oder relativ, wenn einem erhöhten Eisenbe- darf in bestimmten Lebenspha- sen nicht entsprechend Rech- nung getragen wird. Kritisch sind hier vor allem Schwanger- schaft und Stillzeit sowie Wachstumsphasen von Kin- dern. Oder aber es liegt eine ge- störte Eisenresorption vor, wie bei chronisch-entzündli- chen Darmerkrankungen, bei Sprue (Glutenunverträglichkeit) oder wenn – etwa wegen einer Krebserkrankung – Teile des Magens entfernt werden muss- ten. Auch ein zu hoher pH-Wert im Magen (Antazida!) verhin- dert die normale Aufnahme von Eisen aus der Nahrung.

Zusätzlich zu den bekannten Anämiesymptomen wie Blässe der Haut und Schleimhäute so- wie Schwäche und Ermüdbar- keit entwickeln sich unter Ei- senmangel häufig eine sehr trockene Haut, Einrisse an den Mundwinkeln (Rhagaden), Rillen in den Nägeln und brü- chige Haare.

Laborwerte Die Diagnostik der Eisenmangelanämie stützt sich im Wesentlichen auf zwei Laboruntersuchungen. Im Ge- gensatz zu anderen Mangelanä- mien (siehe Anämien Teil 1) sind die Erythrozyten hier klei- ner und ärmer an Hämoglobin als normal (mikrozytäre hy- pochrome Anämie). Ein wich- tiger Messwert ist zudem das Ei- senspeicherprotein Ferritin,

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Manchmal reicht die Versorgung über die Nahrung nicht aus – neben Blutarmut verursacht ein chronisches Eisendefizit bestimmte Veränderungen und Schäden im Gewebe.

Eisenbilanz im Minus

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2011 | www.pta-aktuell.de

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PRAXIS ANÄMIEN – TEIL II

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dessen Wert häufig bereits bei latentem Eisenmangel er- niedrigt ist. Dieser Parameter ist allerdings nur dann aussage- kräftig, wenn nicht gleichzeitig eine chronische Erkrankung oder Entzündung vorliegt. In diesen Fällen ist der Wert falsch hoch. In Zweifelsfällen kann die Bestimmung des löslichen Trans- ferrinrezeptors (sTFR), einem Rezeptor des Eisentransport- proteins Transferrin, Klarheit bringen.

Der Serumeisenspiegel dagegen unterliegt im Tagesrhythmus viel zu großen Schwankungen, um aussagekräftig zu sein.

Eisensubstitution Selbstver- ständlich muss zunächst die zugrunde liegende Erkrankung – beispielsweise des Magen- Darm-Trakts – behandelt wer- den. Zur symptomatischen The- rapie wird das Element subs- tituiert, im Normalfall in Form von zweiwertigem Eisen (Eisen- II-Salze wie z. B. Eisen(II)-Glu- conat oder –Succinat), das in verschiedenen peroralen Dar- reichungsformen angeboten wird. Normalerweise wird das Präparat eine Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Essen eingenommen.

Auch wenn unter dieser Thera- pie schon nach kurzer Zeit die Erythrozytenproduktion hoch- gefahren wird: Bis die Eisen- speicher wieder aufgefüllt sind, dauert es mindestens drei Mo- nate.

Die Eisengabe kann gastrointes- tinale Beschwerden wie Übel-

keit, Verstopfung, Bauchschmer- zen oder Durchfall hervorrufen.

Ein Wechsel auf ein anderes Präparat ist einen Versuch wert, da die Verträglichkeit offenbar individuell unterschiedlich ist.

Auch eine Dosisreduktion kann helfen. Besser vertragen wird die Einnahme zum oder nach dem Essen – was allerdings mit verminderter Resorption er- kauft wird.

Eine Eiseninjektion kann ver- schiedene unerwünschte Wir- kungen von Schmerzen über Übelkeit und Hypotonie bis zur seltenen allergischen Aku- treaktion (anaphylaktischer Schock) auslösen. Die parente- rale Gabe ist nur in besonderen Fällen angezeigt, etwa bei ent- zündlichen Magen-Darm-Er- krankungen.

Vor unkontrollierter Einnah- me warnen Eine Überdosie- rung kann insbesondere für kleine Kinder (lebens)gefährlich sein; darüber müssen Patienten informiert sein. Auch eine War- nung vor unbekümmertem Kon- sum freiverkäuflicher Eisenprä- parate bzw. eisenhaltiger Nah- rungsergänzungsmittel ist ange- bracht: Generell sind Eisenprä- parate nur bei ärztlich festge-

stelltem Mangel nötig – auch bei Schwangeren!

Überschüssiges Eisen kann der Körper nämlich nicht ausschei- den; es wird in verschiedenen Organen abgelagert. Im Extrem- fall drohen Organschäden. Wird bei Eisenüberladungdie Bin- dungskapazität für Eisen über-

schritten, kann außerdem die Bildung freier Radikale begüns- tigt werden, mit möglichen un- erwünschten Folgen wie einem erhöhten Risiko für Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen oder Tu- moren.

Was Ihre Kunden noch wis- sen sollten Nur ein Teil – etwa zehn Prozent – des zugeführten Eisens kann resorbiert werden, der Rest wird ausgeschieden

und färbt als Eisensulfid den Stuhl dunkel bzw. schwarz. Über die Harmlosigkeit dieses Phäno- mens sollten die Patienten in- formiert sein.

Wechselwirkungensind ein wichtiges Thema bei der Eisen- substitution: Als polyvalente Kationen können Eisensalze

über die Bildung von Komple- xen zu Interaktionen mit diver- sen Arzneimitteln führen. Re- levant kann dies unter anderem bei gleichzeitiger Einnahme von Antibiotika wie Gyrasehem- mern oder Tetrazyklinen sein.

Hier muss auf einen ausreichen- den zeitlichen Abstand geachtet werden, um den Erfolg der anti- mikrobiellen Therapie nicht zu gefährden. Auch die Bioverfüg- barkeit von Thyroxin kann, ge- meinsam mit einer Eisenverbin- dung genommen, herabgesetzt werden, ebenso wie die von Bisphosphonaten, welche schwer lösliche Verbindungen mit Ei- sen eingehen.

Um eine gute Aufnahme des Ei- sens zu gewährleisten, sollten die Supplemente besser nicht zusammen mit größeren Men- gen Milch oder mit Kaffee oder Tee genommen werden: Kalzi- um hemmt ebenso wie Tannin die Eisenresorption.

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Waldtraud Paukstadt, Medizinjournalistin

»Einem Eisenmangel kann im

Allgemeinen durch ausgewogene Ernährung vorgebeugt werden.«

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ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNG

Der Eisengehaltvon Lebensmitteln ist die eine Seite. Wichtig ist daneben die Verfügbarkeitdes Mineralstoffs. Am besten resorbierbar ist das in Fleisch enthaltene Häm-Eisen (zweiwertiges Fe).

Bei Nicht-Häm-Eisen (dreiwertiges Fe) aus pflanzlichen Nahrungsmitteln kommt es darauf an, wie die Mahlzeit zusammengesetzt ist: In Anwesenheit von Fleischeiweiß oder Ascorbin- säure wird seine Resorption gefördert. Werden dagegen gleichzeitig Phosphate, Oxalsäure oder Phytate gegessen, kann das Eisen aus dem Darm nur schlecht aufgenommen werden.

Phytate sind Bestandteile von Hülsenfrüchten, Getreide und Nüssen, die mit Mineralstoffen unlösliche Komplexe bilden.

PRAXIS ANÄMIEN – TEIL II

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