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Lautwandel und Aerodynamik: Inwiefern wird die Verteilung der Laute in den Sprachen der Welt durch aerodynamische Faktoren beeinflusst?1

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Academic year: 2021

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LMU-München WS2006/07

Institut für Phonetik und sprachliche Kommunikation

Hauptseminar: Die Phonetische Basis des Lautwandels Dozent: Prof. J. Harrington Referentin: Mareike Plüschke Datum: 08.11.06

Lautwandel und Aerodynamik: Inwiefern wird die Verteilung der Laute in den Sprachen der Welt durch aerodynamische Faktoren beeinflusst?

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Der Vokaltrakt als System von Kolben und Ventilen

3 Kolben: Brustwand, Kehlkopf und Zunge

3 Initiationsmechanismen: pulmonal, glottal und velar

2 Luftstromrichtungen: egressiv und ingressiv

theoretisch 6 Lauttypen möglich, in den Sprachen der Welt aber pulmonal ingressiv und velar egressiv nicht verwendet

viele Beschränkungen in den Sprachen auf die Eigenschaften des Kolbensystems zurückzuführen

Aerodynamic Voicing Constraint (AVC)

zwei Voraussetzungen für Stimmhaftigkeit:

1. richtige Spannung und richtiger Grad an Adduktion der Stimmbänder 2. Luft muss zwischen den Stimmbändern durchfließen

AVC und Plosive

durch den Verschluss entspricht der intraorale Luftdruck dem subglottalen Luftdruck in weniger als 15 ms → Stimmbänder hören auf zu schwingen

es gibt Plosive, die länger als 15 ms stimmhaft sind

→ Verlängerung der Stimmhaftigkeit: Absenken des intraoralen Luftdrucks durch:

1. Vergrößern der Mundhöhle

passiv: besondere Oberflächenstruktur des Vokaltrakts

aktiv: Absenken von Kehlkopf und Zunge, weiteres Anheben des bereits angehobenen Velums, Weiten der Rachenwände

2. Entweichenlassen von Luft durch die Nase

1 Ohala, J.J. 1983. The origin of sound patterns in vocal tract constraints. In: P.F.MacNeilage (ed.), The Production of Speech. New York: Springer-Verlag. 189-216.

Ohala, J.J. 1997. Aerodynamics of phonology. Proc. 4th Seoul International Conference on Linguistics [SICOL] 11-15 Aug 1997. 92-97.

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3. kurze Verschlussphase

4. Verlagerung der Artikulationsstelle nach vorne

AVC und Frikative

Problem bei den Frikativen:

optimale Stimmhaftigkeit: Differenz zwischen subglottalem und intraoralem Luftdruck muss maximal sein

optimale Friktion: Differenz zwischen intraoralem und atmosphärischem Druck muss maximal sein.

→ Friktion und Stimmhaftigkeit können nicht gleichzeitig optimal sein!

Zwölf Phonologische Generalisierungen

haben alle unter anderem AVC als Erklärung

1 Obstruenten bevorzugen Stimmlosigkeit

vgl. oben

2 Stimmlose unaspirierte Plosive sind häufiger als stimmhafte und stimmlos aspirierte Plosive

stimmlos aspirierte Plosive sind komplexer von der Bildung her

3 Lange Plosive (Geminaten) bevorzugen Stimmlosigkeit mehr wie kurze Plosive

je länger die Verschlussphase, desto weniger kann sich Mundraum ausdehnen 4 Weiter hinten artikulierte Plosive bevorzugen Stimmlosigkeit mehr wie weiter vor artikulierte Plosive

je weiter hinten, desto weniger Oberfläche für Expansion des Mundraums vorhanden

5 Stimmhafte Implosive können sich aus stimmhaften Plosiv-Geminaten entwickeln

Verlängerung der Stimmhaftigkeit durch Absenken des Kehlkopfs

Beispiel: Sindhi

6 Frikative bevorzugen Stimmlosigkeit (mehr wie vergleichbare Plosive)

vgl. oben

7 Der Kontrast zwischen stimmlosen und stimmhaften Obstruenten kann den Kontrast zwischen niedrigem und hohem Ton bei nachfolgenden Vokalen verursachen

erhöhte Aktivität des Cricothyroid während der Produktion von stimmlosen Plosiven → erhöhte Spannung hält bis in den folgenden Vokal an

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8 Gleitlaute und hohe Vokale haben eine größere Tendenz zur Entstimmtheit wie vergleichbare tiefere Vokale

durch die enge Konstriktion behindern sie Luftfluss mehr und stellen fast Obstruenten dar

9 Hohe nasalierte Vokale tragen nicht zur Entstimmtheit bei

intraoraler Luftdruck baut sich nicht in dem Maße auf

10 Vor hohen geschlossenen Vokalen kann sich Aspiration bei Plosiven als Unterscheidungsmerkmal entwickeln

Bsp. Ikalanga (Bantu-Sprache) hat vor den "super-close"Vokalen des Proto- Bantu Aspiration bei darauffolgenden Plosiven, nicht aber vor den nächst tieferen Vokalen des Proto-Bantu

11 Stimmhafte Plosive sind eher mit Pränasalierung verbunden wie stimmlose Plosive

Nasalierung verlängert Stimmhaftigkeit, bei stimmlosem Plosiv nicht notwendig

12 Intervokalische stimmhafte Plosive haben eine größere Tendenz zu Approximanten zu werden wie stimmlose Plosive

übermäßige Verkürzung eines Plosivs kann zu unvollständigem Verschluss führen → Plosiv wird zum Approximant

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