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Workshop zur Verwendung der Lohnsteuerstatistik in der wissenschaftlichen Lehre

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Academic year: 2022

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STATISTISCHES SYSTEM

1 Einleitung

Seit Dezember 2006 stellt die STATISTIK AUSTRIA der wissenschaftlichen Forschung und Lehre Mikrodaten über das Service „Mikrodaten für Forschung und Lehre“ zur Ver- fügung. Zu den Datensätzen, die als „Standardisierte Daten- sätze“ (SDS) bezogen werden können, zählen auch Mikro- daten aus der Lohnsteuerstatistik 2005 und 2006. Seit der Freigabe des SDS aus der Lohnsteuerstatistik 2005 zu Be- ginn des Wintersemesters 2006/07 hat sich dieser zu einem beliebten und vielfach nachgefragten Produkt entwickelt.

Insbesondere wird dieser SDS als Basis von studentischen Arbeiten wie Seminar- und Diplomarbeiten eingesetzt. Ein Workshop sollte die Gelegenheit bieten, studentische Ar- beiten, die auf Basis der Lohnsteuerdaten der STATISTIK AUSTRIA entstanden sind, vorzustellen.

Der Workshop zur Verwendung der Lohnsteuerstatistik in der wissenschaftlichen Lehre fand am 29. Oktober 2008 in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien in den Räumen der STATISTIK AUSTRIA statt. Im Mittelpunkt des Workshops standen Arbeiten, die im Zuge des von ao.

Univ.-Prof. Dr. Wilfried Altzinger abgehaltenen Seminars

„Eine empirische Analyse der Einkommens- und Vermö- gensverteilung in Österreich“ (SS 2008) verfasst wurden.

Die Veranstaltung wurde von rund 35 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus der Wissenschaft, der öffentlichen Ver- waltung und nicht zuletzt von der STATISTIK AUSTRIA besucht. In weiterer Folge wird ein kurzer Überblick über die Vorträge und die abschließende Diskussion gegeben.

Workshop zur Verwendung der Lohnsteuerstatistik in der wissenschaftlichen Lehre

Ein Bericht

JOHANNES WALLY

2 Die Vorträge

2.1 Experten und Expertinnen der STATISTIK AUSTRIA:

1

) Das Service Forschung und Lehre und die Lohnsteuerstatistik im Überblick

Der fachliche Generaldirektor der STATISTIK AUSTRIA, Univ.-Prof. Dr. Peter Hackl, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und der STATISTIK AUSTRIA: Gerade die SDS aus der Lohnsteuerstatistik sind ein deutliches Beispiel für das Gelingen dieser Kooperation. So konnte der SDS auf Initiative der Wirtschaftsuniversität Wien und nach Prüfung der Anfrage durch Experten der STATISTIK AUS- TRIA der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden. In weiterer Folge zeigte sich zum wiederholten Male, dass die Verwendung von Daten der STATISTIK AUSTRIA als besonderes Gütesiegel der Lehre gewertet wird. Wie bereits im Jahr 2006, in dem Matthias Till und Ursula Till- Tentschert für ihre Verwendung von EU-SILC-Daten im universitären Unterricht ausgezeichnet wurden,2) erhielt auch Wilfried Altzinger für das Seminar „Eine empirische Analyse der Einkommens- und Vermögensverteilung in Österreich“, in dem Mikrodaten aus der Lohnsteuerstatistik der STATISTIK AUSTRIA sowie eine von der Oesterrei- chischen Nationalbank zur Verfügung gestellte Stichprobe

1) Peter Hackl, Johannes Biricz und Johannes Wally.

2) Im Rahmen eines zweisemestrigen Forschungslabors beginnend im Wintersemester 2005/06 wurde die Lehrveranstaltung „Angewandte Ar- muts- und Sozialberichterstattung“ abgehalten.

Am 29. Oktober 2008 veranstaltete die STATISTIK AUSTRIA in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien einen Workshop zur Verwendung der Lohnsteuerstatistik in Projekten der wissenschaftlichen Lehre. Im Mittelpunkt des Work- shops standen studentische Arbeiten, die im Rahmen des von ao. Univ.-Prof. Dr. Wilfried Altzinger abgehaltenen Seminars

„Eine empirische Analyse der Einkommens- und Vermögensverteilung in Österreich“ (SS 2008) verfasst wurden. Unter den vorgestellten Arbeiten verdient das Projekt „Modell zur Simulation von Steuerreformvorschlägen und Auswirkung auf die Einkommensverteilung“ besondere Beachtung: Im Rahmen einer Seminararbeit wurde ein Simulationsinstrument entwickelt, das die Beurteilung der Auswirkungen von Szenarien der Steuerreform auf die Einkommensverteilung erlaubt.

Das Instrument soll in einer Diplomarbeit weiter entwickelt werden. In der abschließenden Diskussion wurden Möglich- keiten einer Vertiefung der Kooperation erörtert.

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Nach der Begrüßung durch den Generaldirektor stellte Jo- hannes Wally in einem Kurzreferat das Service „Mikrodaten für Forschung und Lehre“ vor. Wally wies darauf hin, dass seit Einrichtung dieses Services im Herbst 2006 das Daten- angebot wesentlich ausgeweitet wurde und pro Studienjahr rund 75 Anfragen nach SDS positiv bearbeitet werden konnten. Dabei lässt sich seit dem Studienjahr 07/08 eine schwerpunktmäßige Verwendung der SDS in der universitä- ren Lehre feststellen. Neben der Zugriffsmöglichkeit auf SDS bietet das Service „Mikrodaten für Forschung und Lehre“ auch die Möglichkeit, „Aufgabenspezifische Daten- sätze“ (ADS) für spezifische Projekte zu erstellen. Die Er- stellung von ADS ist kostenpflichtig und verlangt eine ein- gehende Prüfung der Anfrage hinsichtlich ihrer Überein- stimmung mit den Anforderungen des Datenschutzes. Da das Bundesstatistikgesetz 2000 die Weitergabe von perso- nenbezogenen Daten verbietet, können Mikrodaten der STATISTIK AUSTRIA häufig nicht direkt von Forsche- rinnen und Forschern analysiert werden. Eine Möglichkeit, die dennoch die wissenschaftliche Verwertung amtlicher Mikrodaten ermöglicht, ist das „kontrollierte Fernrechnen“

bzw. „die kontrollierte Datenfernverarbeitung“. „Kontrol- liertes Fernrechnen“ ist eine Synthese von direktem Zutritt für Forscherinnen und Forschern zu Mikrodaten der Amt- lichen Statistik und einer Sonderauswertung, also einer Spezialauswertung von Mikrodaten durch das Nationale Statistikamt nach Vorgaben eines Auftraggebers. Wie bei der Sonderauswertung übernimmt bei kontrolliertem Fernrech- nen die Amtliche Statistik die Rolle der Auftragnehmerin, Forschende sind Auftraggebende. Die IT-mäßige Auswer- tung erfolgt unter Anwendung eines vom Auftraggeber ge- schrieben Analyseprogramms. Derzeit führt die STATISTIK AUSTRIA im Auftrag des BMWF eine Machbarkeitsstudie über Möglichkeiten zur standardmäßigen Aufnahme von kontrolliertem Fernrechnen in die Servicepalette der STA- TISTIK AUSTRIA sowie über Möglichkeiten zur Errich- tung eines Safe Centers durch.

In seinem Referat stellte Johannes Biricz die Lohnsteuer- statistik allgemein und den SDS aus der Lohnsteuerstatistik im Besonderen vor. Bei der Lohnsteuerstatistik handelt es sich um eine Vollerhebung mit sekundärstatistischem Cha- rakter, da Daten der Finanzverwaltung ausgewertet werden.

Sie basiert auf rund 8,1 Mio. Lohnzetteln für Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer sowie Pensionsbezieherinnen und Pensionsbezieher. Die Lohnsteuer ist eine spezielle Form der Einkommensteuer und wird durch Abzug vom Arbeits- lohn bzw. Pensionsbezug eingehoben; der Lohnsteuertarif ist ein progressiver Stufentarif. Die Erstellung der Lohnsteuer- statistik umfasst die Datenaufbereitung und Datenauswer- tung. Im Rahmen der Datenaufbereitung findet eine Prü- fung und - soweit notwendig - Korrektur der Daten statt

tativen Merkmalen angereichert. Zudem werden die zu einer Person gehörenden Lohnzettel zusammengefasst, wobei qualitative Merkmale schwerpunktmäßig (nach dem höchs- ten Bruttobezug) vergeben und quantitative Merkmale auf- addiert werden. Die Datenauswertung umfasst das Erstellen von Standardauswertungen inklusive der Beschreibung der Ergebnisse sowie Sonderauswertungen.

Beim SDS aus der Lohnsteuerstatistik handelt es sich um eine 1%-Stichprobe der Personen im Lohnsteuerstatistik- datenbestand. Der SDS beinhaltet

• an qualitativen Variablen: Geschlecht, Alter, soziale Stel- lung, Beschäftigungsausmaß, Anzahl der Lohnzettel, Be- zugsdauer (in Wochen), Bundesland des Wohnortes und ÖNACE des Arbeitgebers;

• an quantitativen Variablen: Bruttobezug, sonstige Bezüge im Rahmen des Jahressechstels (z.B. 13., 14. Gehalt), sons- tige mit festen Sätzen versteuerte Bezüge (z.B. Abfertigun- gen), nach Tarif versteuerte sonstige Bezüge (z.B. erfolgs- abhängiger Bezugsanteil), steuerpflichtiger Bezug, Sozial- versicherungsbeiträge, insgesamt einbehaltene Lohn steuer, Lohnsteuer für sonstige mit festen Steuersätzen versteuerte Bezüge;

• und als weitere Variable: das Stichprobengewicht.

Abschließend wies Biricz auf Besonderheiten hin, die bei der Verwendung der Lohnsteuerdaten zu beachten sind. Her- vorgehoben wurde u.a., dass nur die Einkommen aus un- selbständiger Erwerbstätigkeit sowie Pensionen erfasst seien, es Unschärfen bei der ÖNACE-Zuordnung im Bereich

„Öffentliche Verwaltung“ gebe, und dass die regionale Zu- ordnung auf Basis des Wohnortes und nicht des Arbeitsortes erfolge. Werden Untersuchungen mit einem der beiden SDS aus der Lohnsteuerstatistik durchgeführt, ist zu beachten, dass im SDS aufgrund der Stichprobenziehung Abweichun- gen der Verteilungen der quantitativen Variablen im Ver- gleich zur Gesamtmasse nicht gänzlich vermieden werden können.

2.2 Wilfried Altzinger:

Eine empirische Analyse der Einkommens- und Vermögensverteilung in Österreich

In seinem Vortrag präsentierte Wilfried Altzinger das von ihm mit Unterstützung der Tutorin Klara Zwickl und des Tutors Matthias Schnetzer abgehaltene Seminar „Eine em- pirische Analyse der Einkommens- und Vermögensvertei- lung in Österreich.“ Das Seminar war Teil des Spezialisie- rungsfachs „Verteilungstheorie und -politik“. Unter der An- nahme, dass die Einkommens- und Vermögensverteilung für die wirtschaftspolitische Debatte von zentralem Interesse ist, wurden Studierende zunächst mit den theoretischen und methodischen Grundlagen (z.B. ökonomische Erklärungen,

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STATISTISCHES SYSTEM

Verteilungsindikatoren, Einkommensverteilung in Öster- reich, Deutschland und USA; Einführung in die Statis- tik-Software „R“) vertraut gemacht. Danach erfolgte eine Einführung in die Empirie, im Zuge derer auch Klemens Himpele (STATISTIK AUSTRIA) den SDS aus der Lohn- steuererhebung 2005 vorstellte. Schließlich hatten Studie- rende eine eigene Seminararbeit zu erstellen, wobei die be- arbeiteten Themen u.a. branchenspezifische, genderspezi- fische oder bundesländerspezifische Einkommensunter- schiede, Effekte der Migration auf die Lohnhöhe sowie Auswirkungen von Steuerreformvorschlägen auf die Ein- kommensverteilung abdeckten.

Die Arbeiten aus dem Seminar wurden neben dem hier besprochenen Workshop auch bei der Konferenz „Vertei- lung und Demokratie“ an der WU Wien mit AK Wien und BEIGEWUM (Beirat für gesellschafts-, wirtschafts-, und umweltpolitische Alternativen) vorgestellt. In insge- samt sechs Diplomarbeiten soll das Thema der Vermögens- verteilung vertieft werden. Die Veröffentlichung einzelner Arbeiten ist geplant bzw. teilweise bereits geschehen.3)

2.3 Bert Azizoglu und Edith Waltner:

Einkommensunterschiede nach Branchen

4

)

In ihrem Referat setzten sich Waltner und Azizoglu zum Ziel, einen Überblick über die Einkommensverteilung auf der Branchen- und Sektorenebene zu geben. Ihre Fragestel- lung betrifft einerseits die Höhe der Einkommensunter- schiede zwischen den Wirtschaftsbereichen und andererseits die Verteilung der Einkommen innerhalb derselben. Als Grundlage für die Untersuchung wurden die publizierten Lohnsteuerstatistiken und die SDS der Lohnsteuerdaten der Jahre 2005 und 2006 herangezogen. Die SDS sind beson- ders geeignet, da mit ihnen die die Ränder der Einkom- mensverteilung gut abgebildet werden können. Die Unter- suchung ergab, dass auch innerhalb von homogenen bzw.

vergleichbaren Gruppen unselbstständig Erwerbstätiger we- sentliche Einkommensdifferenzen vorherrschen, die auf sektorale Spezifika zurückzuführen sind. Innerhalb der Branchen bestehen zudem beachtliche Einkommensunter- schiede (v.a. Landwirtschaft und Tourismus) mit starken Variationen. Die Stichprobenergebnisse in den wesentlichen Verteilungskennzahlen stimmten mit den Werten aus der publizierten Lohnsteuerstatistik überein. Als Anregung für weitere Untersuchungen schlugen die Vortragenden vor, Lohnsteuerdaten auf einem niedrigeren Branchenaggrega- tionsniveau, insbesondere im Bereich der Sachgüterproduk- tion, für die Wissenschaft zugänglich zu machen.

3) http://www.verteilung.at/downloads/papers/VuD_Berka_ua.pdf und http://www.verteilung.at/downloads/papers/VuD_Azizoglu_ua.pdf

4) Der Autor dankt Bert Azizoglu und Edith Waltner für die schriftliche Zusammenfassung ihres Beitrags, die als Grundlage dieser Zusammenfas- sung diente.

2.4 Nicole Anna Cvitkovich und Anna Rachlinger:

Einkommensunterschiede im Tourismus

5

)

Unter Verwendung der SDS aus der Lohnsteuerstatistik 2005 und 2006 (ohne Pensionisten) analysierten die Refe- rentinnen in ihrem Vortrag Einkommensunterschiede im Tourismus. Das Referat konzentrierte sich dabei auf den Bereich Beherbergungs- und Gaststättenwesen, wobei die Analyse zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigung sowie nach Geschlecht unterschied.

Die Ergebnisse zeigen, dass es zwischen 2005 und 2006 starke Veränderungen in der Einkommensverteilung im Beherbergungs- und Gaststättenwesen gab. Generell ist die Verteilung der Bruttolöhne im Sektor Tourismus ungleich- mäßiger als die Lohnverteilung über alle Branchen in Öster- reich. Dies ist jedoch ausschließlich auf die ungleichmäßi- gere Verteilung bei den Teilzeitbeschäftigten zurückzuführen.

Aufgrund des vergleichsweise hohen Anteils der Teilzeitbe- schäftigten im Beherbergungs- und Gaststättenwesen (für 2005: 35,55% gegenüber 25,37% in allen Branchen) zeigt sich auch bei allen Beschäftigten im Tourismus eine un- gleichmäßigere Bruttolohnverteilung. Werden hingegen nur die Vollzeitbeschäftigten betrachtet, dann ergibt die Analyse ein anderes Bild: Die Bruttolöhne der Vollzeitbeschäftigten sind im Beherbergungs- und Gaststättenwesen gleichmäßi- ger verteilt als im Durchschnitt aller Branchen. Ursächlich hierfür ist vor allem die geringere Spannweite der Löhne, da die Höchsteinkommen im Tourismus wesentlich niedriger sind als jene in anderen Branchen.

Die Referentinnen argumentierten, dass zu diesem Ergebnis jedoch auch Probleme bei der exakten Messung des An- stellungszeitraums beitrügen. Ferner führten sie an, dass die Ergebnisse für 2005 und 2006 nicht vollkommen konsistent sind. Als eine mögliche Ursache führten sie die ungenügen- de Größe der Stichprobe an.

2.5 Christopher Berka, Stefan Humer und Mathias Moser:

Steuerreformvorschläge und Auswirkungen auf die Einkommensverteilung

6

)

In Anbetracht der politischen Debatte um die Ausgestaltung der angekündigten Reform des österreichischen Lohn- und Einkommenssteuersystems entwickelten und implementier- ten die Referenten ein Modell zur Simulation der Auswir- kungen von Sozialversicherungs- und Lohnsteuervariationen auf Einkommensverteilung und Steueraufkommen.

5) Der Autor dankt Nicole Anna Cvitkovich und Anna Rachlinger für die schriftliche Zusammenfassung ihres Beitrags, die als Grundlage dieser Zu- sammenfassung diente.

6) Der Autor dankt Christopher Berka, Stefan Humer und Mathias Moser und für die schriftliche Zusammenfassung ihres Beitrags, die als Grund- lage dieser Zusammenfassung diente.

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tionen: Mit den SDS aus der Lohnsteuerstatistik als Daten- grundlage können die Auswirkungen der einzelnen Szenarien auf der Ebene von fiktiven Einzeldaten berechnet werden, ohne auf die Gesamtmasse der STATISTIK AUSTRIA zu- greifen zu müssen.7) Im Vergleich zu anderen Verfahren, die ihre Berechnungen auf aggregierte Daten stützen, können so Kennzahlen wie das Abgabenaufkommen der österrei- chischen Lohnempfänger und Lohnempfängerinnen und Verteilungsmaßzahlen mit einer wesentlich höheren Genau- igkeit berechnet werden (Überschätzung der Sozialversiche- rungsbeiträge: 0,8%; Überschätzung des Lohnsteuerauf- kommens: 0,4%). Ferner kann das Programm auf einem Webserver implementiert und über eine Weboberfläche ge- steuert werden. Daraus resultiert ein detailliertes Modell des österreichischen Sozialversicherungs- und Lohnsteuerwe- sens, dessen Bedienung einfach ist und keinerlei program- miertechnisches Vorwissen voraussetzt und eine Vielzahl an Variationsmöglichkeiten bietet.

Das Programm wurde verwendet, um eine Reihe von Re- formszenarien zu untersuchen. Die Referenten hoben her- vor, dass die Effekte einer Variation vielschichtig und daher in ihrer Interpretation nicht immer trivial seien. Deutlich zeigte sich jedoch, dass die untersten 40% der Lohnemp- fänger und -empfängerinnen nur über eine Abwandlung des Sozialversicherungssystems besser gestellt werden kön- nen. Ein monatlicher Freibetrag innerhalb der Sozialversi- cherung von 333 €, der sich degressiv in zehn gleichen Teilen bis zu einem Einkommen von 1.000 € verkleinert, reduziert einerseits die Belastung dieser Einkommensgrup- pe deutlich und verursacht andererseits einen relativ gerin- gen Aufkommensverlust von ca. 500 Mio. €. Im Gegensatz dazu führt nahezu jeder der analysierten Vorschläge bezüg- lich der Lohnsteuer, auch eine Senkung des Eingangssteu- ersatzes, zu einer weniger egalitären Verteilung der Lohn- einkommen. Der Grund dafür ist die rechtsschiefe Vertei- lung der Einkommen: 40% der Menschen würden von dieser Maßnahme überhaupt nicht profitieren. Diese große Gruppe würde somit, relativ zu den Personen, die mehr als 10.000 € Jahreseinkommen beziehen, schlechter gestellt werden. Die sekundäre Einkommensverteilung würde so- mit ungleichmäßiger werden. Eine Flat Tax von 25% hät- te zur Folge, dass sich - neben einer deutlich ungleich- mäßigeren Verteilung der Nettoeinkommen das Lohn- steueraufkommen um die Hälfte reduzieren würde. Der Wegfall der steuerlichen Begünstigung des 13. und 14.

Monatsgehaltes hätte eine Aufkommenssteigerung von 5 Mrd. € zur Folge.

7) Vgl. Himpele, K. „Wirkung der steuerlichen Sonderbehandlung der sonstigen Bezüge gemäß §67 Abs.1 und 2 EStG“. Statistische Nachrichten, Heft 10/2008, S. 953-959. Bislang konnten vergleichbare Analysen nur an der Gesamtmasse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der STATIS- TIK AUSTRIA durchgeführt werden.

baut wird.

3. Abschließende Diskussion

Die abschließende Diskussion wurde von zwei Themen dominiert: Erstens von der Möglichkeit für die Wissenschaft auf detailliertere Mikrodaten als die SDS zur Lohnsteuer- statistik zuzugreifen, und zweitens von der Frage, inwiefern das von Berka, Moser und Humer erstellte Modell von Dritten genützt werden könne.

Generell wurde die Bereitstellung von Mikrodaten für wis- senschaftliche Projekte seitens der Referenten sehr posi- tiv bewertet. Konkrete Anregungen für weitere Daten gab es hinsichtlich einer Verfeinerung des SDS-Merkmals

„ÖNACE“ im Bereich der Sachgüterproduktion. Wie in weiterer Folge geprüft wurde, ist eine tiefere Gliederung prinzipiell machbar, allerdings müssten aus Datenschutz- gründen andere Merkmale ausgeblendet werden. Im Hin- blick auf die bereits zur Verfügung gestellten Lohnsteuer- SDS 2005 und 2006 wären ferner auch Gegenlöschungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass aus der Kombination der bereits bestehenden SDS 2005 und 2006 und der neuen, mit einem verfeinerten Merkmal „ÖNACE“ versehenen SDS 2005 und 2006 keine Reidentifikation eines Merk- malsträgers erfolgen kann. Da die Erstellung neuer SDS aus der Lohnsteuer 2005 und 2006 auch mit einem Mehrauf- wand verbunden ist, erscheint es folglich sinnvoll, einen derart angereicherten Lohnsteuer-SDS nur für frühere oder spätere Jahre bereitzustellen.

Ferner wurde ein SDS der Einkommensteuer 2005 in Aus- sicht gestellt.8)

Von Vertretern der Arbeiterkammer wurde die Frage auf- geworfen, inwiefern das unter 2.5 vorgestellte Instrument für die Verwaltung nutzbar gemacht werden könne. In der Diskussion wurde festgestellt, dass das Modell geistiges Ei- gentum der Schöpfer ist und es somit ihnen obliegt, über weitere Verwendungen zu entscheiden. Die Daten der Lohn- steuerstatistik unterliegen jedoch dem Statistikgeheimnis der STATISTIK AUSTRIA. Daraus ergibt sich, dass etwa eine Anwendung des Analyseprogramms auf den vollen Daten- bestand der Lohnsteuerstatistik nur unter Anwendung von kontrolliertem Fernrechnen möglich ist.

Der Workshop zur Verwendung der Lohnsteuerstatistik in der wissenschaftlichen Lehre wurde sehr positiv aufgenom- men; weitere Projekte zur Vertiefung der Kooperation zwi- schen der STATISTIK AUSTRIA und der Wirtschaftsuni- versität Wien wurden in Aussicht gestellt.

8) Mittlerweile steht ein derartiger SDS für die Forschung bereits zur Ver- fügung.

(5)

STATISTISCHES SYSTEM

Summary

On 29 October 2008, STATISTICS AUSTRIA hosted a workshop on the use of wage tax statistics in academic educa- tion. The workshop was held in cooperation with the Vienna University of Economics and Business Administration and served as a forum for papers produced by participants of the seminar “Eine empirische Analyse der Einkommens- und Vermögensverteilung in Österreich” (“An empirical analysis of the distribution of income and property in Austria”). Of particular interest was the project “Modell zur Simulation von Steuerreformvorschlägen und Auswirkungen auf die Einkommensverteilung” (“Model for simulating tax reform proposals and their impact on the distribution of income“).

Students developed a software tool by means of which different scenarios of a wage tax reform can be assessed. The project will be further pursued in a Master Thesis. In the concluding discussion, ways to strengthen the cooperation were de- bated.

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