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Gemüse- und Obstprodukte als Nahrungsergänzungsmittel

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Gemüse- und Obstprodukte als Nahrungsergänzungsmittel

In zahlreichen retrospektiven und pros- pektiven Studien wurde mitsteigender Zufuhr von Gemüse und Obst ein verringertes Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall, koronare Herzkrankheit, Adipositas und bestimmte Krebskrank- heiten beobachtet (DGE 2007, DGE 2008, WCRF/AICR 2007, Takachi et al.

2008, Buijsse et al. 2009). Nach den derzeitigen Schlussfolgerungen wirken weniger einzelne Inhaltsstoffe (essenzi- elle Nährstoffe, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe), sondern vielmehr die Vielfalt biologisch aktiver Substanzen in Obst und Gemüse und das durch einen hohen Obst- und Gemüsekonsum er- reichte Ernährungsmuster positiv auf die Gesundheit (DGE 2007).

In Interventionsstudien mit isolierten essenziellen Nährstoffen konnte in aller Regel keine Senkung eines Krankheitsri- sikos nachgewiesen werden. Bei Zufuhr hoher Dosen an bestimmten Antioxi- danzien war das Risiko erhöht, früher zu sterben (ATBC 1994, Hauner u. Watzl 2001, Bjelakovic 2008a, Bjelakovic 2008b). Die D~utsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt daher die Zufuhr Gemüse- und Obst-spezifi- scher sekundärer Pflanzenstoffe über den Verzehr von Obst und Gemüse si- cherzustellen und unterstützt die „ 5 am Tag"-Kampagne, d. h. täglich 3 Portionen Gemüse (ca. 400 g) und 2 Portionen Obst (ca. 250 g) zu essen. Wegen der unterschiedlichen sekundären Pflanzen- stoffe in den verschiedenen Obst- und Gemüsearten sollte die ganze Vielfalt des Angebots an Gemüse und Obst ge- nutzt werden. Dadurch wird ein höherer präventiver Effekt erreicht.

Laut den Ergebnissen der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II; Max Rubner- lnstitut 2008) liegt der durchschnittliche Obstverzehr in Deutschland bei Frauen mit 270 g pro Tag und bei Männern mit 222 g pro Tag im Bereich der DGE-Emp-

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fehlung. Die Empfehlung zum Gemüse- verzehr wird im Durchschnitt unterschrit- ten, Frauen verzehren 243 g pro Tag und Männer 222 g pro Tag. Insgesamt unterschreiten 87,4 % der Befragten in der NVS II die DGE-Empfehlung zum Gemüseverzehr und 59 % (43 %, wenn Saft/Nektar einbezogen wird) die DGE- Empfehlung zum Obstverzehr.

Diese Defizite wurden von verschiedenen Herstellern von Nahrungsergänzungsmit- teln erkannt. Sie bieten Nahrungsergän- zungsmittel auf der Basis von Gemüse- und Obstprodukten (Pulver, Presslinge, Konzentrate, Tabletten) an, die es den Personen, die aus unterschiedlichen Gründen täglich zu wenig Gemüse und Obst verzehren, ermöglichen sollen, die Lücke bis zur empfohlenen Zufuhrmenge zu schließen. Die ernährungsphysiologi- sche Qualität dieser Produkte ist jedoch selten wissenschaftlich überprüft. Aus wissenschaftlichen Studien über die ge- sundheitlichen Wirkungen von Gemüse

~nd Obst werden Schlussfolgerungen direkt übernommen und auf die Extrakte übertragen. Ein solches Vorgehen ist jedoch wissenschaftlich keineswegs zulässig.

Darüber hinaus wird mit sachlich fal- schen Aussagen beim Verbraucher der Eindruck erweckt, dass das im Einzel- handel angebotene Gemüse und Obst

„ nährstoffarm ",

überlagert" sowie bei industriell verarbeiteten Produkten

„stark verarbeitet" ist und letztendlich nicht mehr die benötigten Inhaltsstoffe liefert. Dem Verbraucher wird suggeriert, auf Nahrungsergänzungsmittel zurück- greifen zu müssen, um seine Gesundheit positiv zu beeinflussen. Den Aussagen von Werbebroschüren und Internetseiten zu diesen Gemüse- und Obstprodukten steht eine Reihe von Argumenten gegen- über, die die propagierten gesundheitli- chen Vorzüge solcher Produkte eindeutig in Frage stellen.

Forschung, Klinik, Praxis

Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel, die

111 dazu bestimmt sind, die allgemeine Ernährung zu ergänzen,

111 ein Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungs- spezifischer oder physiologischer Wir- kung (z.B. Vitamine, Mineralstoffe, · Aminosäuren, Ballaststoffe, Pflanzen- ader Kräuterextrakte) alleine oder in Zusammensetzung darstellen und

111 in dosierter Form wie Kapseln, Ta- bletten, Pulverbeuteln und anderen Jebensmitteluntypischen.Darrei- chungsformen zurAufnahme in . abgemessenen kleinen Mengen in V~rkehr gebracht werden.

Nahrungsergänzungsmittel.müssen aus gesun9heitli~hen .Gründ.en mit einer Angabe über die empfohlene tägliche Verzehrsmenge versehen s~in. •. ·

Nahrungsergänzung~~ittel

unterliegen.

dem Lebensmittel- und futtermittelge- setzbuch (LFGB).und derVerqrdnullg über Nahrungsergähiurig~mittel (Nemv): Sieunterliegen im Gegensatz zu Arzneimitteln keiner Zulassungspflicht.

Gemäß der NemV m.üssen Nahrungs- ergänzungsmittel beimBUndesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsi- ch.erheit (BVL) registriert werden;

Aus der Tatsache, dass ein Nahrungser- gänzungsmittel im Handel ist, kann der Käufer nicht schließen, dass es sich um ein sinn- oder wertvolles Lebensmittel handelt.

Verbindliche Höchstmengen für Inhalts- stoffe (Nährstoffe oder sonstige Stoffe mit ernährungsspezifischer oder physio- logischer Wirkung) von Nahrungsergän- zungsmitteln existieren derzeit weder auf nationaler noch aUf europäischer Ebene.

(Quelle und weitere Informationen:

www.bfr.bund.de)

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Forschung, Klinik, Praxis

Angaben zum Gehalt an

kontrollierten Studien stammen und die beobachteten Veränderungen hervorrie-

wertgebenden Inhaltsstoffen

teilweise konträre Ergebnisse liefern. So fen (Watzl und Bub 2003).

Die Hersteller von solchen als Nah- wird in einer Publikation hierzu geschrie-

Fazit:

ben, dass die Lutein- bzw. Zeaxanthin- rungsergänzungsmittel angebotenen

konzentration im Plasma nach vierwö- Für die ernährungsphysiologisch wirksa- Gemüse- und Obstprodukten machen in

ehiger Aufnahme des entsprechenden men Inhaltsstoffe solcher als Nahrungs- aller Regel keine Angaben dazu, welches

Produkts unverändert war (Wagner ergänzungsmittel angebotenen Gemüse- Spektrum an sekundären Pflanzenstoffen

et al. 1996). Weitere Studien konnten und Obstprodukte fehlt in aller Regel der und wie viel davon in den Produkten

nach 80 Tagen ebenfalls keinen Effekt Nachweis der Bioverfügbarkeit.

vorliegt. Generell können nicht alle

auf die Plasmakonzentration von Lutein

Biologische Wirksamkeit

sekundären Pflanzenstoffe aus einer

(Smith et al. 1999) bzw. nach 77 Tagen Gemüsepflanze mit einer Extraktionsme-

auf die von Zeaxanthin, cr-Carotin, Der Nachweis von in-vitro-Effekten thode gewonnen werden, da wasserlös-

cr-Cryptoxanthin und ß-Cryptoxanthin mit verschiedenen Pflanzenextrakten liehe Stoffe (z. B. Glucosinolate) andere

(Nantz et al. 2006) feststellen. Hingegen bzw. -konzentraten (z.B. antioxidative Extraktionsverfahren benötigen als z.B.

war in manchen Studien der Plasmalu- Wirkung) kann nicht direkt auf den fettlösliche Carotinoide. Die Aussage, ein teingehalt (Wise et al. 1996) bzw. auch Menschen übertragen werden. Für viele entsprechendes Produkt sei „ Obst- und der Gehalt an ß-Carotin und Lykopin Anthocyane ist z.B.

in vitro

eine antioxi- Gemüsesaft in getrockneter Form" und (Nantz et al. 2006} nach Supplementie- dative Wirkung belegt. Allerdings liegen enthalte alles, was in vollreifem Obst rung mit dem Produkt erhöht. Allerdings die hierfür benötigten Konzentrationen und Gemüse enthalten ist, ist nicht wiesen die Studienteilnehmer zu Beginn weit über den Anthocyankonzentratio- durch wissenschaftliche Daten belegt. der Studie von Wise et al. (1996) extrem nen, wie sie beim Menschen nach der Für Apfelsaft ist z.B. bekannt, dass über geringe Plasmacarotinoidkonzentratio- Aufnahme von Anthocyanen (isoliert 80 % der Flavonoide beim Pressvorgang nen auf, wofür die Autoren der Studie oder in natürlicher Form vorliegend, wie im Apfeltrester verbleiben und nur ca.

keine Begründung geben. Auf Grund z.B. in Traubensaft) gemessen wurden 20 % in den Saft übergehen (van der

von Erfahrungen auf dem Gebiet der (Bub et al. 2001).

Sluis et al. 1997).

Carotinoidanalytik im Humanblut ist es Die mit Gemüse- und Obstextrakten Ein Vergleich der Inhaltsstoffe der Nah- äußerst schwierig, Versuchspersonen mit durchgeführten Interventionsstudien rungsergänzungsmittel auf Gemüse- und solch extrem niedrigen Carotinoidplas- untersuchten jeweils nur wenige Stu- Obstbasis mit kommerziell erhältlichen makonzentrationen überhaupt zu finden dienteilnehmer (ca. 20 bis 60) über Gemüse- und Obstsäften, wie von einem (Müller et al. 1999, Watzl et al. 2000, relativ kurze Zeiträume sowie keine Hersteller durchgeführt, ist sachlich Institute of Medicine 2000). Leeds et al. klinisch relevanten Endpunkte. Fast alle nicht korrekt, da diese Säfte ebenfalls (2001} ernährten 16 Gesunde vier Tage im Folgenden aufgeführten Studien nicht das komplette Spektrum an In- carotinoidarm und stellten daraufhin wurden mit einem Gemüse- und Obst- haltsstoffen, wie sie im unverarbeiteten nach sechstägiger Gabe des Gemüse- extrakt durchgeführt, dem Vitamine und Ausgangsprodukt vorliegen, aufweisen. und Obstprodukts einen erhöhten Anti- Mineralstoffe zugesetzt sind. Somit ist Ein analytischer Nachweis über das oxidanzienstatus im Blut fest. In doppel- dabei nicht von einer Bioaktivität aus- Vorkommen und die Konzentration von blind, placebokontrolliert durchgeführten zugehen, die auf den reinen Extrakt aus sekundären Pflanzenstoffen (z.B. Glu- Interventionsstudien mit Gabe von Gemüse und Obst zurückzuführen ist;

cosinolate, Flavonoide, Lignane) ist für Gemüse- und Obstkapseln wurden bei die Wirkung könnte durch die zugesetz- die Bewertung dieser Produkte jedoch Personen, deren Ernährung nicht beein- ten Nährstoffe bedingt sein. In zum Teil unbedingt erforderlich. flusst wurde bzw. die gewohnheitsmäßig randomisiert, placebokontrolliert und

Bioverfügbarkeit

5 Portionen Obst und Gemüse am Tag doppel-blind durchgeführten lnterventi- aßen, erhöhte Plasmakonzentrationen onsstudien wurde nach Einnahme eines Kenntnisse über die Bioverfügbarkeit an Antioxidanzien und Folat (Kawashima Gemüse- und Obstextrakts eine gesenk- sekundärer Pflanzenstoffe aus den et al. 2007, Kiefer et al. 2004, Samman te Homocysteinkonzentration gemessen, Gemüse- und Obstprodukten sind et al. 2003) gefunden. Hauptkritikpunkt sowohl bei Personen mit niedrigem als unabdingbar, um die ernährungsphy- an diesen Studien ist, dass das unter- auch mit hohem Obst- und Gemüsekon- siologische Qualität dieser Nahrungs- suchte Gemüse- und Obstprodukt mit sum (Kawashima et al. 2007, Panunzio ergänzungsmittel bewerten zu können. ß-Carotin, Ascorbinsäure, Vitamin E und et al. 2003, Samman et al. 2003). In ei- Bisher liegen nur zu wenigen Produkten Folsäure angereichert ist. So bleibt unge- ner Pilotstudie mit 16 Rauchern und 16 Informationen zur Bioverfügbarkeit der klärt, ob der Obst- und Gemüseextrakt Nichtrauchern wurde kein veränderter vorhandenen sekundären Pflanzenstof- einen signifikanten Einfluss hatte oder Antioxidanzien- oder Homocysteinstatus fe vor, die allerdings nicht immer aus ob allein die zugesetzten Nährstoffe die durch Gabe eines Extrakts festgestellt;

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die Malondialdehyd1-Konzentration war bei den Rauchern nach 30 Tagen ge- senkt (Bamonti et al. 2006). Plotnick et al. (2003) beschrieben, dass die tägliche Zufuhr eines Gemüse- und Obstsaft- extrakts bei fettreichen Mahlzeiten die Gefäßfunktion verbesserte und die Ni- tritkonzentration im Blut erhöhte. Ob die gestiegene Nitritkonzentration tatsäch- lich auf einer erhöhten Nitritproduktion beruhte oder auf die Proteinzufuhr mit der Nahrung oder dem Extrakt zurück- zuführen war, bleibt unklar.

In Interventionsstudien mit Ausdauer- sportlern wurde beschrieben, dass die Zufuhr eines Gemüse- und Obstextrakts oxidativen Stress (Proteinmodifikatio- nen) (Bloomer et al. 2006, Lamprecht et al. 2007, Lamprecht et al. 2009) und die TNF-a-Bildung (Lamprecht et al.

2007) verringerte. Nantz et al. (2006) postulierten aufgrund ihrer randomisiert, placebokontrolliert und doppel-blind durchgeführten Intervention bei gesun- den Personen einen positiven Effekt des Obst- und Gemüseextrakts auf verschiedene Marker der Immunfunktion und auf DNA-Schäden. Bei den älteren Studien zur Immunmodulation und zum Schutz vor DNA-Schäden durch die tägliche Zufuhr eines bestimmten Produkts wurden keine Kontrollgruppen mitgeführt (lhserra et al. 1998, Smith et al. 1999). Dies war auch in einer Pi- lotstudie zum Einfluss auf verschiedene Indikatoren des kardiovaskulären Risikos der Fall (Hauston et al. 2007). Dadurch ist die Aussagekraft der gewonnenen Daten sehr in Frage zu stellen. Saisonale Effekte könnten die gewonnenen Ergeb- nisse mit beeinflusst haben. Zusätzlich könnten bestimmte Ernährungsfaktoren und nicht di~ supplementierten Gemüse- und Obstprodukte für die beobachteten Effekte verantwortlich sein. Teilweise wurden für diese Studien Kollektive ausgewählt, deren Ausgangswerte sehr gering bzw. sehr hoch waren. Dies trifft sowohl für die niedrigen Ausgangswerte der Plasmacarotinoide (Wise et al. 1996) und der Plasmaascorbinsäure (Wagner et al. 1996) als auch für den sehr hohen 'Produkt der Lipidperoxidation durch freie Radikale

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DNA-Schädigungsgrad zu Beginn bei Teilnehmern der Studie von Smith et al.

(1999) zu. Es ist nicht überraschend, dass eine Supplementierung bei Man- gelernährung zu deutlichen Effekten hinsichtlich Plasmaascorbinsäure, Plas- macarotinoiden, Antioxidanzienstatus und DNA-Schädigungsrate führte. Solche Effekte lassen sich bei Personen mit Mangelernährung auch mit konventio- nellen Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitaminpräparaten erzielen.

Für die von mehreren Herstellern an- gebotenen Rotweinkapseln gibt es keine aussagekräftigen Belege für die biologische Wirksamkeit (Nuttall et al.

1998, Chopra et al. 2000, Young et al.

2001, Vigna et al. 2003, Vogels et al.

2004, Ward et al. 2004, Hansen et al.

2005, Lekakis et al. 2005, Shenoy et al.

2007, Polagruto et al. 2007, Sano et al.

2007). Zudem enthalten Rotweinkapseln teilweise zusätzlich Vitamin- und Mine- ralstoffzusätze, z.B. die Vitamine C, B2,

B6, B12, Folsäure und Magnesium. Welche Wirkungen direkt auf den Rotweinex- trakt zurückzuführen sind, ist dabei wis- senschaftlich kaum festzustellen, es sei denn, durch eine gezielte Interventions- studie und den Vergleich der Wirkungen , mit bzw. ohne Rotweinextrakt in dem

Nahrungsergänzungsmittel.

Fazit:

Extrakte, Konzentrate etc. aus Gemüse und Obst sirid grundsätzlich keine Alter- native zum täglichen Verzehr von 5 Por- tionen Gemüse und Obst in unerhitzter und erhitzter Form. Nur bei direktem Ver- zehr wird wirklich das ganze Spektrum an essenziellen und bioaktiven Substan- zen aufgenommen. Dies gilt besonders auch für die Ballaststoffe, die z.B. bei Presssäften und ähnlichen Produkten kaum im Endprodukt enthalten sind.

Ein grundsätzlicher Punkt, der neben einer geringen Zufuhr von Gemüse und Obst eine unausgewogene Ernährung charakterisiert, ist eine hohe Energie- und Fettzfuhr. Durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich dies nicht verbessern (z.B. keine Sätti- gungswirkung), durch den regelmäßigen Verzehr von mindestens 5 Portionen

Gemüse und Obst ist dies jedoch mög- lich: Obst und Gemüse sind wegen des hohen Wasser- und Ballaststoffgehalts energiearm und volumenreich und ihr Verzehr kann - sofern er energiereiche Lebensmittel ersetzt - die Energie- und Fettzufuhr senken und damit zur Vermei- dung von Übergewicht beitragen.

Abschließend ist auch der ökonomische Aspekt solcher Nahrungsergänzungs- mittel zu berücksichtigen. Gemüse- und Obstkapseln nach Herstellerempfehlung eingenommen verursachen Kosten in Höhe von etwa 1,60€ pro Tag. Laut Seuser (2007) können zum halben Preis je nach Lebensmittelauswahl bereits 5 Portionen Gemüse und Obst gekauft werden, die Geschmack, Genuss und positive Wirkungen auf die Gesundheit bringen können.

Schlussfolgerungen

Bei Nahrungsergänzungsmitteln auf der Basis von Gemüse- und Obstextrakten fehlen gegenwärtig in der Regel ausrei- chende wissenschaftliche Beweise für die behaupteten gesundheitlichen Wir- kungen. Die Übertragung wissenschaft- licher Befunde aus Studien, die direkt die Wirkung von Obst und/oder Gemüse untersucht haben, auf Nahrungsergän- zungsmittel ist wissenschaftlich nicht zulässig. Der Nachweis einer gesundheit- lich relevanten Wirkung muss jeweils für das einzelne Nahrungsergänzungsmittel sowie in Langzeitstudien mit größeren Studienpopulationen und klinisch rele- vanten Endpunkten erbracht werden, da ansonsten der Verbraucher irregeführt und getäuscht wird. Gemüse- und Obst- produkte, die mit Vitaminen und Mine- ralstoffen angereichert sind, sind in ihrer Wirkung grundsätzlich nicht vergleichbar mit der Wirkung von Gemüse und Obst.

Prof. Dr. Bernhard Watzl, Max Rubner-lnstitut, Karlsruhe

Referat Wissenschaft, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn

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