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Faszinierende Kontraste von gestern und heute

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Faszinierende Kontraste von gestern und heute

Brienz | 4. Juli 2017

Die Webgruppe feiert ihr 50-Jahr-Jubiläum mit einer Ausstellung in der Burgergalerie.

Dabei gelingt ihnen ein eindrücklicher Einblick in das traditionelle Handwerk, mit einer breiten Palette an Werken aus den Anfängen wie auch auserlesenen Stücken frisch ab dem Webstuhl.

von Zora Herren

Hanspeter Flück erzählt bei der Vernissage von der Entstehung der Webgruppe und wie sie nach und nach zu ihren Webstühlen kam. Da die Webstube zur Trachtengruppe gehöre, werde im Vereinsprotokoll immer aufgeführt, was und wieviel gewoben wird.

Beim Start vor 50 Jahren erstellten 17 Frauen im ersten Jahr 60 Laufmeter Kissen, 170 Meter Tischläufer und 80 Meter Bankkissen her.

Fotos: Zora Herren Die aktuelle Ausstellung in der Burgergalerie unter dem Motto «Weben gestern und heute» zeigt vielfältige Werke.

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Männersache

Mit den Jahren kamen weitere Webstühle, und oft mussten neue Lokale aufgesucht werden. Seit zehn Jahren befindet sich die Webstube mit vier Stühlen bei Kobi

Grossmann. Dieser stellt nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung, sondern ist selber aktiv dabei. Früher hätten die Männer gesponnen und gewebt, weiss Grossmann, der gerade einige Schaffwollenknäuel fertigstellte. «Jetzt habe ich noch Wolle vom Lama, das ich verspinne, und danach webe ich eine Wolldecke», erzählt der 75-Jährige. Auch in der Ausstellung sind einige seiner Werke zu sehen. Gemeinsam mit Claire-Lise Vuilleumier sei er für das Aufzetteln der Webstühle verantwortlich.

Hanspeter Flück eröffnet die Vernissage mit einem geschichtlichen Abriss. Er hat einen persönlichen Bezug zum Handwerk, durch Erinnerungen an seine Mutter, die den Winter durch webte und im Sommer ihre Werke verkau"e.

Kobi Grossmann webt noch immer aktiv und weiss auch, wie man den Webstuhl aufzettelt. In seiner Hand hält er eine selbst gesponnene «Krungel» Schafwolle, mit der er eine Wolldecke weben wird.

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Richtig verknüp!

Wenn man der gelernten Weberin zuhört, merkt man, wie komplex dieses traditionelle Handwerk ist. Lachend erklärt sie: «Der Webstuhl ist der Vorgänger des Computers.»

Damit spricht Vuilleumier die Erfindung des Franzosen Joseph-Marie Jacquard an, der einen Webstuhl mit Lochkartenprogrammierung entwickelte. Dadurch konnten endlose Muster von beliebiger Komplexität mechanisch hergestellt werden. Es war die erste Lochkarten gesteuerte Maschine in der Geschichte und damit der Grundstein zur Entwicklung der modernen Datenverarbeitung und des Computers.

Claire-Lise Vuilleumier ist gelernte Weberin und bietet ihre Kenntnisse auch neu Interessierten gerne an. Der hier ausgestellte Stuhl steht gewöhnlich in ihrer Stube und ist eines ihrer Lieblingswerke.

Den Fantasien seien keine Grenzen gesetzt, schwärmt die 69-Jährige, die sich ein Leben ohne Weben gar nicht vorstellen kann.

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Grenzenlose Kreativität

Es geht aber auch ganz einfach, Claire-Lise Vuilleumier zeigt auf den Webkarton in der Ausstellung, etwas, das jeder wohl aus seiner Kindheit noch kennt. «Den Fantasien sind keine Grenzen gesetzt», schwärmt die 69-Jährige. «Man kann alles machen, praktische Sachen oder eine Zeichnung umsetzen wie beispielsweise diese gewobenen Vögel», Vuilleumier deutet auf einen Wandbehang. Ihr Lieblingsstück, das gewöhnlich in ihrer Stube steht, ist ein Fauteuil, bezogen mit dem selbstgewobenen Stoff.

Die Webkarte wie auch die Webkiste …

… lösen Kindheitserinnerungen aus und zeigen die einfache Handarbeit ohne Webstuhl.

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Auch konkrete Bilder können gewebt werden.

Die Ausstellung präsentiert eine farbenfrohe Palette an Kunstwerken. Wer will, darf während der Öffnungszeiten das Weben am Webstuhl selber ausprobieren.

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Stephanie Trauffer kam ganz zufällig zur Webgruppe. «Ich kaufte in der Brockenstube einen Tischwebstuhl und wusste nicht, wie man zettelt, so kam ich zu Claire-Lise.» Sie sei hier aufgewachsen, habe aber gar nicht gewusst, dass es in Brienz eine Webgruppe gebe. Fasziniert von der Technik und den unendlichen Möglichkeiten hat Stephanie Trauffer noch mit einer Ausbildung, die die Grundkenntnisse vermittelt, begonnen. In der Ausstellung zeigt sie Kleider aus selbstgewobenem Stoff, aber auch auf ihren

Lampenschirm ist sie stolz.

Frisch ab Webstuhl ist das Kleid von Stephanie Trauffer, sie konnte es noch nicht einmal tragen, weil es direkt in die Burgergalerie in die Ausstellung kam.

Dieser Lampenschirm ist ein weiteres gelungenes Werk der Brienzerin.

Anita Lüthi zeigt das Klöppeln mit Rosshaar, das gar nicht so einfach zu bekommen ist.

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Ihre Stärke ist das Anfertigen der Spitze für die Trachtenhaube.

Das Kissen wie auch die 68 Klöppel hat sie gemeinsam mit ihrem Mann angefertigt. Auch erkennbar auf dem Bild sind die feinen Knöpfe, mit denen sie die einzelnen Pferdehaare verbindet.

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Demonstration Handwerk

Nebst den gewobenen Werken kann man während der Öffnungszeiten Klöpplerinnen bei der Arbeit zuschauen. «Das ist das 'Garnchlungeli'», Klöpplerin Anita Lüthi zeigt schmunzelnd auf den Pferdeschweif, der an der Wand zur Illustration aufgemacht ist.

Sie klöppelt die Rosshaarspitze für die Samthaube der Berner Sonntagstracht. Für das 15 Zentimeter breite und 180 Zentimeter lange Stück ist Lüthi 80 bis 100 Stunden an der Arbeit. Auf 68 Klöppel seien zehn bis zwölf Haare zusammengeknöpft, daran sehe man, ob mit Rosshaaren oder Nylonfaden gearbeitet wird. Während der Ausstellung wird auch das Filochieren demonstriert, informiert Mitorganisatorin Therese von Bergen.

Marianne Baumann zeigt während der Ausstellungszeiten das Herstellen der Spitzen für die Schultern der Simmentaler Tracht. Ansonsten stellt sie auch Kunstobjekte oder Schmuck her.

Ein Werk aus den Anfängen der Webgruppe.

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Die Kissen links sind neueren Datums.

In der Ausstellung findet man viel Wissenswertes zu diesem traditionellen Handwerk.

Ausstellung «Weben gestern und heute»

Öffnungszeiten:

vom 1. Juli bis 27. August jeweils Mittwoch und Samstag von 13.00 bis 18.00 Uhr und sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr.

Burgergalerie Hauptstrasse 62 3855 Brienz

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ARTIKELINFO

Artikel Nr. 155898 4.7.2017 – 20.00 Uhr Autor/in: Zora Herren

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