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Impressum: ZIEL DER INTERVIEWS DIE PROJEKTIDEE IN KÜRZE

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Academic year: 2022

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Zürich West - Die Lebenswerte Stadt im Dialog Zürich West - Die Lebenswerte Stadt im Dialog

Ein Themenheft mit Nachrichten zu den Aktuellen Entwicklungen In Zürich West

Ein Themenheft mit Nachrichten zu den Aktuellen Entwicklungen In Zürich West

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Impressum:

Themenheft Zürich West Die Lebenswerte Stadt im Dialog Teil der Masterthesis im Sommersemester 2021 Technische Universität München, Fakultät für Architektur, Urbanistik M.Sc.

Verfasser: Joris Allemann, Tim Keim und Spyridon N. Koulouris Betreuung: Prof. Dr. Benedikt Boucsein, Professur für Urban Design

Gastkritik: Prof. Dr. Alain Thierstein, Lehrstuhl für Raumentwicklung

EDitorial EDitorial

DIE PROJEKTIDEE IN KÜRZE

Mit den Entscheidungen über das Projekt Ensem- ble am Hardturm und über den möglichen Rückbau der MAAG Halle scheinen zwei der letzten größeren Bausteine in Zürich West gesetzt zu sein. Die bei- den Projekte zeigen symbolisch, wie kontrovers die Diskussion über den Städtebau in Zürich West stets geführt wurde. Drei Jahrzehnte sind seit Beginn der Transformation vom Industrie- in ein Trendquartier vergangen. Unserer Ansicht nach ist es Zeit, um innezuhalten und über den Tellerrand hinauszubli- cken. Was ist gelungen? Was weniger? Wie weit ist die Kontroverse und allenfalls auch Kritik gerecht- fertigt? Und vor allem: Wie kann man Zürich West weiterentwickeln und dem Quartier mehr Lebens- qualität einhauchen – obwohl es scheinbar schon zu einem großen Teil fertig gebaut ist?

Wegweisende Antworten auf die Fragen werden mit einem städtebaulichen Entwurf im Rahmen der Masterthesis an der Professur für Urban Design erforscht und illustriert. Das Ziel des Entwurfs:

Ein „Wegweiser“ für eine mögliche Transformation von Zürich West und Altstetten Nord hin zu einer

„Lebenswerten Stadt“ zu skizzieren.

INTERVIEWS ALS TEIL DES KOMMUNIKATIONSKONZEPTS

Uns ist wichtig, dass die Entwurfsideen in die städ- tische Realität eingebettet sind. Daher soll einerseits das Wissen, die Erfahrungen und die Vorstellungen bestimmter Stakeholder (Personen/Institutionen) abgeholt und in unseren Entwurf eingearbeitet wer- den. Andererseits sollen die produzierten Ideen und Konzepte in die Stadt hinausgetragen sowie vor Ort diskutiert und auch kritisiert werden. Um diesen Dis- kurs anzuregen, haben wir ein Kommunikationskon- zept entworfen, welches aus einer Website (www.

dielebenswertestadt.ch), dem vorliegenden Themen- heft (Zürich West- Die Lebenswerte Stadt im Dialog) sowie einer Schlussveranstaltung in Zürich besteht.

ZIEL DER INTERVIEWS

Die Interviews haben hauptsächlich zum Ziel, dass Experten- und Stakeholder ihr Wissen (z.B. über zu abgeschlossenen oder anstehenden Arealentwick- lungen) sowie entsprechende Meinungen abgeben können. Auch kann mit den Interviews unser Kon- zept einer weiteren Transformation von Zürich West mit den Stakeholdern diskutiert werden.

STRUKTUR DES THEMENHEFTS UND DER TRANSKRIPTION

Begleitet von aktuellen Fotoaufnahmen aus Zürich West liefern die Texte wertvolle Hintergrundinfor- mationen. Die Texte sind das Resultat einer geglät- teten Transkription, die den Interviewpartner*innen zur Durchsicht zugestellt wurden.

Nachrichten zu den Aktuellen

Nachrichten zu den Aktuellen

Entwicklungen in Zürich West

Entwicklungen in Zürich West

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Themenheft - Zürich West im Dialog Themenheft - Zürich West im Dialog

Darüber hinaus stärkt der Verein durch unterschied- liche Veranstaltungen, wie Vernetzungsanlässen, Kinderfeste oder sonstigen Anlässen, den Kontakt und das soziale Leben im Quartier.

Die Wohnungsknappheit in Zürich ist eine bekannte Thematik. Darüber hinaus stellen wir eine Desintegration von Familien in vie- len Teilen der Stadt fest. Welche Hebel kann der Verein, welche die Stadt, aktivieren, um diesem Trend entgegenzuwirken? (Stichwort:

Bau- und Wohngenossenschaften)

Wir sind der Ansicht, dass das Ziel der Stadt, in Zürich West einen Wohnanteil von 30% zu errei- chen, nicht ausreicht. Es wichtig, kontinuierlich preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Diese Ent- scheide müssen aber situativ und nach den aktu- ellen Bedürfnissen im Quartier angepasst werden.

Was sind die Hauptaufgaben als Präsident des Quartierverein Kreis 5 Industrie? Welche Funktionen übernimmt der Quartierverein 5 Industrie in/für Zürich West?

Als Präsident des Quartiervereins vertrete ich unter- schiedliche Interessen bzw. Interessengruppen und bin dementsprechend erster Ansprechpartner für die Bewohner*innen des Quartiers sowie für die Stadtverwaltung. Es ist ein Ehrenamt.

Der Verein agiert nicht politisch. Wir bemühen uns, dass der Dialog zwischen Interessengemeinschaf- ten und der Stadt gefördert wird, indem wir Dia- logbühnen, Podiumsdiskussionen und weitere Ver- anstaltungen organisieren und so der Austausch gestärkt wird. So wirkt der Verein auch unterstüt- zend bei Bauprojekten und sammelt beispielsweise Einsprachen und Zugeständnisse aus dem Quartier.

Im Gespräch mit Alex Goetz, Präsident Quartierverein Kreis 5 Industrie

Die jetzige Containersiedlung bietet bezahlbare Arbeitsräume für Start-ups, Kleingewerbe und -unternehmen, Kunstschaffenden und weiteren Arbeitsmodellen. Diese Strukturen bleiben voraus- sichtlich bis 2027 bestehen.

Um solche Orte mit einer solchen Nutzungsvielfalt zu erhalten, entstand aus einer Arbeitsgruppe die IG Basislager, welche sich für die gemeinsamen Anliegen der verschiedenen Lebensentwürfen auf dem Areal einsetzt und nach Außen hin vertritt.

Wie weit ist die Planung bei der Hardturm- strasse? Welche Interessen vertreten die ver- schiedenen Vereine zum Projekt?

Im Moment steht man in reger Verbindung mit dem Tiefbauamt Zürich. Seitens der Stadt wird das Pro- jekt nun neu aufgegleist. Um die lange Dauer der Planung und Umsetzung zu überbrücken, sind ab 2022 Expressmaßnahmen vorgesehen, um eine bessere Verkehrsberuhigung zu erreichen. Bereits umgesetzt ist die Tempo-30-Zone.

Was halten Sie vom aktuellen Projekt „Auto- bahnanschluss Zürich West/Lärmschutzwand Siedlung Grünau“?

Das Verkehrsproblem muss in ganz Zürich West gelöst werden. Praktisch das gesamte Quartier lei- det unter Lärm und unattraktiven Verkehrsräumen.

Daher begrüßen wir grundsätzlich die Idee der Lärmreduzierung im Quartier. Was für uns weniger verständlich ist, sind die Visualisierungen des TAZ zum aktuellen Projekt. Auf denen werden Bäume im Mittelstreifen gezeigt, ohne jegliche Sicherheits- leitplanken. Hier stellt sich die Frage, ob dies aus Sicherheitsaspekten wirklich so gebaut werden kann.

Der Verein kann in diesem Sinn keinen „Hebel“ akti- vieren.

Am Stadteingang wird mit dem Entscheid über den privaten Gestaltungsplan Areal Hard- turm eine neue Identität geschaffen. Welchen Mehrwert generiert das Projekt Ensemble für das bestehende Quartier? Welche städtebau- lichen und räumlichen Gefahren bringt das Projekt mit sich?

Werden die Visualisierungen des Siegerprojekts betrachtet, so fällt auf, dass die Türme nicht in ihrer ganzen „Wuchtigkeit“ und Größe gezeigt werden.

Es wurden explizit Winkel ausgesucht, die die zwei Türme kleiner erscheinen lassen. Auch bezüglich des Themas «Hitzeminderung» stellen sich mir noch viele Fragen, weil z.B. die meisten Freiflächen versiegelt dargestellt werden.

Momentan fehlt in Zürich West ein Quartierzent- rum, ein Treffpunkt für Anwohner*innen, wie es z.B.

der Limmatplatz im Gewerbeschulquartier ist. Das Gesamtprojekt Ensemble strahlt jedoch zu wenig gemeinschaftlichen Charakter aus. Obwohl man auch zugestehen muss, dass zurzeit Bemühungen und Überlegungen angestellt werden, Turnhallen ins Stadion mit einzuplanen, mehrere Schulklassen in den Türmen anzusiedeln und durch partizipative Prozesse, Bedürfnisgerechte EG-Nutzungen zu entwickeln. Zudem wird mit der ABZ eine weitere Wohngenossenschaft ins Quartier geholt, welches mehr Engagement im Quartier fördern wird.

Die Frage, wo die neuen Anwohner*innen einkau- fen, wo sie sich erholen und wo ihre Kinder zur Kita gehen, bleibt jedoch noch offen.

Was wissen Sie über die langfristigen Ent- wicklungsabsichten des „Basislager Areals“

zwischen Bernerstrasse Süd und Aargauer- strasse? (u.a. Standort ihres Büros)

Das Basislager war vorher in der Binz angesiedelt und wurde 2012 nach Zürich West verlegt. Heute finden verschiedene Nutzungen auf dem Areal statt. Das Land der Stadt wird von der Swiss Life gepachtet und bildet eine strategische Reserve- zone für die Stadt Zürich. Der Depotweg wurde so genannt, weil dieses Areal ein potenzieller Standort für ein Tram- und Busdepots bildet.

“Das Verkehrsproblem muss in ganz Zürich West gelöst werden. Praktisch das gesamte Quartier leidet unter Lärm und unattrak-

tiven Verkehrsräumen. ”

Alex Goetz übernimmt das Eherenamt als Präsidenten des Quatiervereins Kreis 5 Industrie und bildet mit weiteren Mitglie- dern den Vorstand. Ebenfalls ist er politisch bei der SP aktiv.

Zürich west als neues

Zürich west als neues

Q u a rt i e r z e n tr u m

Q u a rt i e r z e n tr u m

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Themenheft - Zürich West im Dialog

Welchen Freiraum in Zürich West liegt Ihnen ganz besonders am Herzen und übernimmt für Sie persönlich wichtige Funktionen?

Zürich West ist mit dem Limmatraum gesegnet, er ist ein regelrechtes Juwel für das Quartier und stei- gert die Freiraumqualität enorm. Jedoch besteht auch die Gefahr der Übernutzung des Ufers, Bei- spiel Wipkinger Park. Diese Übernutzung führt dazu, dass die Biodiversität der Flussraumes zunehmend gefährdet sein wird.

Im europäischen Vergleich gilt die Stadt Zürich als „grüne und lebenswerte“ Stadt.

Trifft dies auch für das Quartier Zürich West zu? Was sollte man ihrer Meinung nach prio- ritär verbessern?

Ich finde es super, dass momentan in Zürich West vier Testprojekte zur Hitzeminderung laufen. So werden beispielsweise von Grünstadt Zürich punk- tuelle Maßnahmen getestet. Diese sind: Oberflä- chenbeläge aufhellen, Oberflächenwasser anders zu managen und in Baumgruben mit spez. wasser- speicherndem Baumsubstrat leiten, Baumpflan- zungen und Flächenentsiegelungen.

Bild rechts: Blick auf den Prime Tower und die Hardbrücke von der Geroldstrasse.

Zwei identitätsstiftende Bauwerke in Zürich West.

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Themenheft - Zürich West im Dialog Themenheft - Zürich West im Dialog

Die Stadionbrache ist auf Eigeninitiative der Anwohner/innen entstanden. Der Verein sagt:

„Die Stadt hätte nie einen solchen lebendigen Ort „von oben“ kreieren können“. Was genau meint der Verein damit?

Ein Spaziergang durch die Stadionbrache im Gegensatz durch den Pfingstweidpark, unter- scheiden sich deutlich. Man spürt den Qualitäts- unterschied und eine andere „Energie“ im Park. Der Pfingstweidpark ein schöner funktionaler Park, mit vielen Möglichkeiten zum Verweilen und Spielen. In der Stadionbrache ist allerdings alles etwas „wil- der“, selbstgewachsen, die Nutzer*innen bestim- men selbst wie sich dieser Ort entwickelt. Hier sieht Kromer den großen Unterschied.

Ein Beispiel: Jemand hat gedacht es wäre cool, wenn hier eine Möglichkeit zum bouldern geben Schon seit 10 Jahren existiert die Stadionbra-

che. Wie kam es zu dieser spontanen Stadt- raumaneignung?

Im Frühjahr 2007 ist der FCZ Schweizer Fußball- meister geworden und im September 2007 fand das letzte Spiel im Hardturmstadion statt. Dann wurde das Stadion für ein Wochenende besetzt und später abgerissen. Seit dann gibt es diese Bra- che. Am Anfang war das Areal sehr gut beschützt und man hat sich nicht getraut, reinzugehen. Lang- sam kam es aber dazu, dass wir -die Anwohner*in- nen- gedacht haben, wir „brechen“ mal ein, wenn niemand da ist.

Infolgedessen hat sich eine Gruppe formiert und mit der Stadt über die Thematik, wie man die- ses Areal zwischennutzen kann, solange da nicht gebaut wird, diskutiert und verhandelt.

Im Gespräch mit Lisa Kromer, Verein Pro Stadionbrache

Im Moment laufen noch Stimmrechtsbeschwerden gegen die Abstimmung, die nichts mit der IG Frei- räumen zu tun haben. Sobald diese bearbeitet sind, wird der Gestaltungsplan vom Regierungsrat abge- segnet. Danach können nach wie vor juristische Einsprachen gegen den Gestaltungsplan erhoben werden, und dieser Widerstand ist bereits am Start.

Man kann sagen, dass die politische Schiene des Projektes weg ist, jetzt kommt aber die juristische.

Es gibt ganz viele Menschen, die fest daran inter- essiert sind, dass das Ensemble nicht gebaut wird.

Sie sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen und gegen den Gestaltungsplan Einsprache zu erhe- ben, wenn es sein muss, bis vors Bundesgericht.

Außerdem gibt es Gespräche mit der Stadt, einen Ersatzstandort für die Stadionbrache zu finden.

Eine Idee war, die Tramschlaufe am Hardturm zu entwickeln. Der Verein Pro Stadionbrache und die IG Freiräume Zürich West fänden es eine gute Chance, auch wenn sie flächenmäßig keinen direk- ten Ersatz bildet, aber besser als nichts. Weiter- hin hat uns die Stadt alternativ den Freiraum beim Basislager angeboten (zwischen der Containern Siedlung, der Autobahn und dem Strichplatz) zu übernehmen. Wir können auch diesen Stadtraum nutzen, aber die Erschließung und städtebauliche Qualität lässt zu wünschen übrig.

Werden die Visualisierungen betrachtet, so sieht man ein Meer aus Asphalt. Die Hitze- insel Problematik in Zürich West ist mit Kli- madaten belegt und drastisch. Man hat das Gefühl die Stadt entwickelt gegen ihre Grund- sätze (günstige stadtklimatische Verhältnisse, Preisgünstiger Wohnraum, mehr Frei- und Grünflächen etc.). Was denkst du, wie kam es zu solchen Bildern, die eigentlich gar nicht gewünscht sind?

Die Stadt verpasst die Möglichkeit, eines der letz- ten großen städtischen Areale zukunftsorientiert zu entwickeln, mit dem Wissen, wie die Klimaverände- rung den Städtebau beeinflussen wird. Wir setzten die gleichen Fehler um, die seit zwanzig Jahren in Zürich West gemacht wurden.

wäre. Zuerst wurden gemeinsame Gedanken zu dieser Möglichkeit angestellt und Experten*innen geholt, die eine solche Anlage planen könnten. In einer „Brachensitzung“ wurde diese Möglichkeit vorgestellt und die Zustimmung geholt, bevor es zur Realisierung kam. Der Unterhalt liegt immer bei dieser Gruppe, die die Anlage regelmäßig pflegt.

Gleiches gilt für die Skateranlage, für den Garten und für die Pizzaöfen. Es sind alles einzelne Pro- jekte von ganz Unterschiedlichen Nutzergruppen.

Wir haben eine Diskussionskultur entwickelt und Abmachungen getroffen, wie wir gestalten wollen und wie nicht. Alles ist immer wieder verhandel- und veränderbar, dies macht den ganzen Prozess auf der Stadionbrache sehr interessant.

Kann man also von einem Erfolgsrezept spre- chen, wenn die Gestaltung und Nutzung des Freiraums direkt den Bedürfnissen der Ein- wohner entspricht?

Die gesamte Stadionbrache widerspiegelt das vor- handene Bedürfnis, den Stadtraum aktiv mitzuge- stalten. Auf dem Pfingstweidpark kann man sich erholen, Fußball oder Tischtennis spielen, grillen und die Kinder im Brunnen baden. Auf der Stadion- brache ist dies auch möglich, aber in der gleichen Zeit meinen Garten pflegen oder ein Brot backen.

Dieses „tätig sein können“, etwas mitgestalten zu können, wird sehr geschätzt und bringt auch viele neue Menschen aus dem Quartier. Mittlerweile kommen sogar Schulklassen aus dem anderen Ende der Stadt zur Stadionbrache.

Inwiefern setzt sich der Verein nach dem JA für das Projekt «Ensemble» der Stadtbevölke- rung noch für die Stadionbrache oder zukünf- tige Arealentwicklung ein? Weiterhin Kampf- ansage oder ist es zu spät?

“Man sagt, das Ensemble Projekt wird den Ort aufwerten, aber das wollen wir nicht. Wir wol- len einen Ort zur Partizipation und dieser ist in

der jetzigen Planung nicht vorhanden. ”

Bild Seite 10-11: Impression der Stadionbrache mit Blick Richtung SIX Gebäude entlang der Pfingstweidstrasse.

Lisa Kromer ist Mitinitiantin des Vereins Pro Stadionbrache und des Referendums gegen das geplante Hardturm. Ebenfalls ist Sie Mitglied der Grüne Schweiz.

Kreative Initiativen Kreative Initiativen

made by

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Themenheft - Zürich West im Dialog Themenheft - Zürich West im Dialog

braucht sind preisgünstige Wohnräume, die im Kreis fünf fehlen und das Projekt Ensemble scheint dieses Bedürfnis zu ignorieren.

Der Rückbau der Autobahn ist eine vielverspre- chende Idee. Wenn man die Straße verkleinert, gewinnt man an wertvollen Raum. Bezüglich der angrenzenden Sportanlage Hardhof sollte man bereit sein, etwas an Grünraum zu opfern, damit man Platz für Genossenschaften freistellt, dieses Argument finde ich gut. Was es in Zürich West

Bild unten: Impression der Stadionbrache mit Blick Richtung Gemeinschafts- unterstand mit Pizzaöfen

Das Projekt Ensemble kam durch einen Investoren- wettbewerb zustande. Der Großteil des Grundstü- ckes gehört der Stadt und wurde an die CS unter der Bedingung „Baurechtvergabe“ abgegeben, dass hier rechtzeitig ein Fußballstadion gebaut wird. Mit den Mieteinnahmen der Türme wird eigentlich das Fußballstadion finanziert und nach 99 Jahren fallen diese zurück an die Stadt, gegen eine Ablösesumme.

Als Trostpflaster beim jetzigen Projektstand gibt es immerhin eine neue Genossenschaft (ABZ) im Areal und dadurch allgemein in Zürich West. Wenn das Stadion allerdings nicht rechtzeitig gebaut wird – darum haben auch viele für das Projekt zugestimmt – kann die CS von ihrem Rückkaufrecht Gebrauch machen und somit werden hier gar keine gemein- nützigen Wohnungen hingestellt.

Nach meiner Ansicht haben die Verstrickung mit der CS und die daraus resultierende Vorausset- zung des Stadions zur suboptimalen Entwicklung des Projektes beigetragen. Vielleicht hätte man bei den Verhandlungen erkennen müssen, dass hier zukünftig kein optimaler Ort für ein Stadion ist, weil sich die Stadt, inkl. Wohnraumbedürfnis weiter nach Altstetten entwickelt.

wir angefangen haben, Unterschriften zu sammeln hat Ensemble partizipative Prozesse ins Leben gerufen. Man hat dadurch versucht, die Leute früh einzubinden, um zu erfahren, was das Quartier tat- sächlich benötigt. Wegen der COVID-19 Pande- mie wurden die Mitwirkungsprozesse allerdings abgesagt und gingen nicht mehr weiter (Stand heute). Jedoch betrachte ich aus heutiger Sicht die EG-Nutzungen als suboptimal ein.

Alle öffentlichen Flächen rund um das Stadion wer- den aus Sicherheitsvorschriften asphaltiert. Es wer- den beispielsweise auch wenige Bäume oder hohe Sträucher gepflanzt, damit sich die Hooligans nicht dahinter verstecken können.

Man sagt, das Projekt wird das Quartier aufwerten, aber das wollen wir nicht. Wir wünschen uns einen Ort zur Partizipation und dieser ist in der jetzigen Planung nicht vorhanden.

Man spürt gewisse Bedenken gegenüber den beiden Türmen. Geht es lediglich um die

Typologie des Hochhauses, oder eher um die sich darin befindenden Nutzungen und Nut- zer*innen? Könnten die Türme nicht zu einer gewünschten, dichten, urbanen Situation bei- tragen?

Es geht um beides, sowohl um die morphologische Erscheinungsform als auch um die Nutzungen, die innerhalb der Türme stattfinden.

Erstens bringt man mit diesen zwei Hochbauten keine ausreichende Dichte hin, weil sie daneben so viel Abstand benötigen. Somit entsteht zwischen den Häusern ein sehr unattraktiver, leerer Zwi- schenraum mit niedriger Aufenthaltsqualität. Eine dichte, aufgelöste Blockrandbebauung hat hinge- gen keine solche Nachteile und wäre vielleicht eine geeignetere Typologie für Zürich West.

Zweitens werden in den Hochhäusern große, teure Wohnungen gebaut und wahrscheinlich werden viele davon als Zweitwohnungen genutzt, weil es „attraktiv“ ist in so einem Turm zu wohnen.

Dadurch werden die zukünftigen Einwohner*innen wahrscheinlich wenig Bezug zu den umliegenden Nachbarschaften haben.

Wo siehst du potenzielle Synergien zwischen der Genossenschaft Kraftwerk 1 und der zukünftigen „Nachbarin“ ABZ?

Zwischen Kraftwerk 1 und der ABZ gibt es durch- aus das Potenzial für Synergien bei einer allfälligen Quartierentwicklung. Bei Kraftwerk 1 gibt es zum Beispiel zu wenig Mehrgenerationenwohnen, es fehlen kleinere Wohneinheiten und nicht alles ist barrierefrei geplant. Die ABZ könnte diese „Lücken“

füllen. Bei den laufenden Partizipationsprozessen rund um die Erdgeschossnutzungen auf dem Hard- turm Areal sind beide Genossenschaften vertreten.

Weiterhin arbeiten momentan beide Genossen- schaften beim Koch Areal zusammen.

Was halten Sie von unseren Konzeptansätzen (Verbindung Altstetten & Zürich West, Erhö- hung Wohnanteil, Erhöhung soziale Durch- mischung, flexible Arbeitsplatzstrukturen, Begrünung der Stadt, Rückbau autogerech- ter Stadtstrukturen), die ein lebenswertes Quartier schaffen sollen?

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zu anderen Projekten? Was sind die Heraus- forderungen?

Sicherlich sind die „Nachbarn“ auf dem Areal und das gesamte Investorenprojekt einzigartig. Die ABZ realisiert im Vergleich zu den anderen Partnern das kleinste Projekt, darum sind wir weniger in die Pla- nung involviert. Wir sind uns auch bewusst, dass wir mit den heutigen Miet- und Bodenpreisen an attraktiven Lagen innerhalb der Stadt praktisch nur noch auf Baurechtsland bauen können. Und dieses Baurecht ist immer an Bedingungen geknüpft, die wir erfüllen müssen.

Als Eigenheit ist auch die Nähe zur Genossenschaft Kraftwerk 1 zu nennen. Gemeinsam können wir das künftige Quartierleben positiv beeinflussen, wie wir es zurzeit auch bei der gemeinsamen Planung der Neubauten auf dem Koch-Areal tun.

Was sind die Strategien der ABZ, um das Quartierleben in Zürich West zu fördern?

Im Bereich des ABZ-Gebäudes agieren wir im Rah- men des Möglichen. Durch den relativ schmalen Fußabdruck des Hauses können im EG nur bedingt größere öffentliche Einrichtungen Platz finden.

Neben den rund 170 preisgünstigen Wohnungen sind im Erdgeschoss ein „Quartierbeck“, rund 450 Quadratmeter für Publikum orientiertes Gewerbe, ein Kindergarten sowie ein Gemeinschaftsraum im Haus geplant. Auf der Ostseite werden kühlende Gärten das Nachbarschaftsbild prägen.

Das Areal wird auch im Bereich der ABZ einen öffentlichen Charakter haben, so dass sich zukünf- tige und bestehende Bewohner*innen und Nach- baren*innen begegnen können. So besteht die Chance, dass sich dieser Raum als Treffpunkt im Quartier entwickeln kann. Ein Ort oder Areal muss Das Projekt bildet keine einfache Ausgangslage für

die Stadt. Dies unter anderem durch den Deal mit verschiedenen Bauträgerinnen: Das Fußballstadion kostet die Bürger/innen nichts, weil es quersubven- tioniert wird durch die CS-Türme. Dazu kommen die gemeinnützigen Wohnungen der ABZ.

Mich freut es zu sehen, dass im frühen Stadium der Planung partizipative Prozesse über die Qualität der Erdgeschoss- und Außenraumnutzungen statt- finden und gemeinsam diskutiert werden. Die Pla- ner*innen geben sich größte Mühe, den Außenraum trotz einschränkenden Sicherheitsbestimmungen attraktiv zu gestalten für viele verschiedene Bedürf- nisse. Mit der Veranstaltung am 25. September wird der zweite Mitwirkungsanlass durchgeführt.

Ein weiterer gelungener Punkt am Projekt ist für mich die Durchlässigkeit des Areals, die insbeson- dere mit der Fußwegverbindung durch den östlich angeordneten «Park» geschaffen wird. So wird die bestehende poröse Quartierstruktur weitergeführt und gleichzeitig ein qualitativ hochwertiger öffent- licher Freiraum geschaffen. Insgesamt gibt es eine Durchlässigkeit des Quartiers und Limmatraum.

Ich bin gespannt auf das Potential vom Stadion, dass es auch an den 320 spielfreien Tage Mehrwert für Quartier bringt.

Werden die Visualisierungen des Projekts Ensemble betrachtet, so sieht man ein „Meer aus Asphalt“. Die Hitzeinsel Problematik in Zürich West ist mit Klimadaten belegt und drastisch. Man hat das Gefühl „die Stadt“

entwickelt gegen ihre Grundsätze (stadtkli- matische Verhältnisse, Preisgünstiger Wohn- raum, mehr Frei- und Grünflächen etc.). Was denken Sie, wie kam es zu solchen Bildern, die eigentlich gar nicht gewünscht sind?

Die Außenraumgestaltung wird stark durch die Sicherheitsbestimmungen des Stadionbetriebs beeinflusst. Kiesbeläge können zum Beispiel nicht eingesetzt werden, da sie ein Sicherheitsrisiko dar- stellen. Zudem können über der Tiefgarage keine großen Bäume gepflanzt werden.

Was ist beim Neubauprojekt (genossenschaft- liches Gewerbe- und Wohnhaus der ABZ vom Projekt „Ensemble“) einzigartig im Vergleich

“WIr versuchen nicht nur Wohnungen zu bauen, sondern wir setzen uns für lebendige und lebenswerte Quartiere ein, über die Grenzen

unserer Siedlungen hinaus.. ”

Unser erstes Ziel sind preisgünstige Wohnungen, dementsprechend verfolgt die ABZ im Vergleich zu jüngeren Genossenschaften eine andere, vielleicht weniger proaktive, Partizipationsstrategie.

Ebenfalls zu nennen ist unsere breite Bewohner- struktur in den Siedlungen, wobei diese immer auf das jeweilige Quartier abgestimmt wird. Hierbei wird sich beim Ensemble Projekt erst zeigen, wel- che Bewohnerstruktur mit dem „Ramba Zamba“

des Fußballstadions umgehen kann.

Am Stadteingang wird mit dem Projekt Ensem- ble eine neue Identität geschaffen. Welchen Mehrwert generiert das Projekt für das beste- hende Quartier? Welche städtebaulichen und räumlichen Gefahren bringt das Projekt mit sich?

Was ist das Erfolgsrezept der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich (ABZ)?

Die Strategie unserer gemeinnützigen Wohnbau- genossenschaft ist stark auf preisgünstigen und lebenswerten Wohnungsraum ausgelegt. Die Woh- nungen sind und bleiben im städtischen Vergleich sehr günstig, da sie zur Kostenmiete vermietet wer- den und nicht dem Marktwert angepasst sind. Die meisten der ca. 5‘100 Wohnungen stehen auf Land, welches der ABZ gehört.

Die ABZ zeichnet sich auch durch eine erfolgreiche Sozialabteilung aus, die sich stark für alle ihre Bewoh- ner*innen einsetzt, damit sich jede und jeder in den rund 60 Siedlungen zu Hause fühlt. Für die ABZ sind die Themen Nachhaltigkeit im Bau, soziales Zusam- menleben und Mitwirkung bei der Nutzung der gemein- schaftlichen Innen- und Außenräume gleichbedeutend.

Im Gespräch mit Faust Lehni, Leiter Mitglieder und Wohnen bei der Allgemeine Baugenossen- schaft Zürich

Faust Lehni arbeitet bei der Allge- meine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) als Leiter Mitglieder und Wohnen.

Neuer Genossenschafts- Neuer Genossenschafts- cluster

cluster in in Zürich West? Zürich West?

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Bild unten: Visualisierung des geplanten Wohn- und Gewerbegebäude neben dem Hardturm Stadion. Bild von: Nightnurse Images, Zürich

immer größer betrachtet werden. Daher versuchen wir nicht nur Wohnungen zu bauen, sondern wir setzen uns für lebendige und lebenswerte Quartiere ein, über die Grenzen unserer Siedlungen hinaus.

Existieren Projekte, bei denen die ABZ das Kleingewerbe oder kleinere urbane Produk- tionsstätten aktiv fördert?

Die ABZ fördert aktiv das Kleingewerbe im Quar- tier. So werden beispielsweise Gewerberäume für Quartiercafés (z.B. Café du Bonheur) vermietet, zum Teil zu günstigen Konditionen. Dies, um attrak- tive Nutzungsangebote oder Start-Ups zu fördern.

Je nach Quartiersbedürfnis und Raumverfügbarkei- ten kann ein Gewerbe in der Nachbarschaft durch die ABZ etabliert werden.

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ein „Blinder Fleck“, der eigentlich nur von wenigen Erholungssuchenden betreten wird.

Wie beeinflussen klimatische Veränderungen der letzten Jahrzehnte die städtische Flora - und Fauna und im Speziellen in Zürich West?

CB: Stadtbäume haben es zunehmend schwer.

Vor allem Straßenbäume sind der Klimaverände- rung und steigenden Temperaturen am meisten ausgesetzt. Daher sind „Zukunftsbäume“ ein sehr wichtiges und aktuelles Diskussionsthema. Die aktuelle Forschung zeigt, dass sich in Zukunft die Balkan-Baumarten z.B. von der Zagreb Region, in der Schweiz resilient etablieren könnten.

Welchen Freiraum in Zürich West liegt Ihnen ganz besonders am Herzen und übernimmt für Sie persönlich wichtige Funktionen?

CB: Christine Bräm RI: Rita Illien

RI: Wenn man nicht in Zürich West wohnt, geht man eher selten zur Erholung in die Freiräume in Zürich West. Daher ist es schwierig eine Beziehung zu die- sen Freiräumen aufzubauen. Auch wenn man bei der Sportanlage Hardhof über einen städtischen Erholungspark spricht, liegt er für mich bereits außerhalb der Stadt.

CB: Durch die beruflichen Tätigkeiten konnte ich eine Verbindung zu den Freiräumen in Zürich West aufbauen. Vor allem mit dem Pfingstweidpark, welcher mir mit seinem „Re-use Konzept“ speziell gefällt. Auch für mich ist die Sportanlage Hardhof

Bild rechts: Neue Baumpflanzung nach dem „Konzept der Schwammstadt“

entlang der Giessereistrasse. Eine Expressmaßnahme abgeleitet von der Fach- planung Hitzeminderung in Zürich West.

Blühende

Blühende Nachrichten Nachrichten aus dem Quartier aus dem Quartier

Im Gespräch mit Christine Bräm, Direktorin Grün Stadt Zürich und Rita Illien, Mitinhaberin Müller Illien Landschaftsarchitekten

Christine Bräm vollendete ihr Architekturstudium an der ETH und ist seit 2013 Direktorin der Grün Stadt Zürich.

Rita Illien ist eine Landschafts- architektin aus Zürich und Mitinha- berin von Müller Illien Landschafts- architekten.

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Themenheft - Zürich West im Dialog Themenheft - Zürich West im Dialog

es im Betrieb aufwendiger ist. Es wird mehr und mehr angezweifelt, ob man so viel Asphaltflächen noch benötigt. Wenn nicht, dann sollten die Rest- flächen „rausgeschält“ und entsiegelt werden. Hier stellt sich aber die gestalterische Frage, ob dieser

„Oberflächen Flickenteppich“ tatsächlich wün- schenswert ist.

Um die direkte Sonneneinstrahlung zu ver- mindern kann die Fassadenbegrünung einen wichtigen Beitrag leisten. Welche Chancen und Hürden sehen Sie für die Umsetzung sol- cher „vertical garden“ Konstruktionen?

RI: Um eine optimale Größe der Kletterpflanzung zu bekommen ist es wichtig, dass ein guter Stand- ort gegeben ist. Dies bedeutet, dass die Baum- gruben inkl. Art der Baumscheibe durchlässig und genügend groß dimensioniert werden sollten. Die Problematik sehe ich eher im Unterhalt solcher Fassadenbegrünungen. Einerseits ist es teuer, andererseits schwierig, langfristig „Kontrolle“ über die Pflanzen, die von oben nach unten wachsen, zu haben. Zusätzlich kommt dazu, dass die Pflanzen einen integralen Bestand zur „Fassadenästhetik“

beitragen sollten, was im Moment noch bei weitem nicht bei jedem Neubau diskutiert wird.

Gibt es seitens Grün Stadt Zürich Strategien zur Förderung von urbaner Lebensmittelpro- duktionen?

CB: Grün Stadt Zürich fördert das gemeinschaft- liche Gärtnern mit Auftrag des Gemeinderates sehr aktiv. Es gibt Projekte, die dann tatsächlich einen substanziellen Beitrag zur Ernährung darstellen, wie z.B. „meh als gmües“ zwischen Affoltern und Seebach, welches sicherlich eine erfolgreiche Referenz für die Förderung der urbanen Lebens- mittelproduktion ist.

Die Stadtwälder, Baumgruppen in Grünflä- chen aber auch Einzelbäume übernehmen wichtige bioklimatische Funktionen inner- halb der Stadt. Was waren die Hürden bei den Baumpflanzungen in Zürich West? (z.B.

Pfingstweidstrasse)

CB: Der Klimawandel ist leider nur eine von meh- reren Herausforderungen für unsere städtische Vegetation. Weitere sind beispielsweise der hohe Nutzungsdruck (ober- und unterirdisch) sowie die Nachverdichtungsprojekte in den Quartieren. Des- wegen sind nicht nur die zukünftigen Baumarten entscheidend, sondern auch die Größe der Baum- grube inkl. Art der Baumscheibe. Zurzeit laufen in Zusammenarbeit mit der ZHAW School of Engi- neering neue Pflanzungsprojekte, unteranderem in Zürich West, in denen auch Pflanzenkohle (ein- gearbeitet in ein Pflanzsubstrat, mit dem Effekt, dass Wasser gespeichert und daneben noch Co2 gebunden wird) eingesetzt wird

RI: Es ist außerdem wichtig, dass wir in Zukunft viel- fältig pflanzen und die Baumart sowie die Erschei- nungsform der Stadtbäume hinterfragen. Eventuell eignen sich schnellwüchsige Bäume mit großem Blattwerk besser als langsam wachsende Bäume mit kleinen Blättern. Vielleicht wird der Straßen- baum in Zukunft „nur“ noch 60 Jahre alt und nicht mehr 100, dafür werden schneller wachsende Arten verwendet.

CB: Die Stadt verfolgt tendenziell die Strategie, dass in Parks einheimische Bäume gepflanzt wer- den. Bei Straßenräumen hingegen werden eher wärmeverträgliche Zukunftsbäume gepflanzt.

CB: Hürden für Baumpflanzungen stellen oftmals Unterbauungen mit Leitungen im Boden und Tief- garagen dar. Diese verhindern eine ausreichende Größe der Baumgruben. Betrachtet man das einge- reichte Projekt des Studienauftrags „maaglive“ von Sauerbruch & Hutton, so sehen wir, dass mit einem ca. 1.5m Dachaufbau über einer unterirdischen Parkgarage ein Walderscheinungsbild gesucht wird. Wir gehen aktuell davon aus, dass man mit dieser Überdeckungshöhe tatsächlich eine dichte intensive Dachbegrünung mit Baumbestand, mit schnellwüchsigen Bäumen, wie Rita oben erläu- tert, erreichen kann. Schwierig wird es, wenn in den gebauten Straßenraum mehr Bäume gepflanzt

werden sollen, was ein Ziel ist. Der Verkehr bean- sprucht viel Platz und im Untergrund befinden sich oft Leitungen. All das verunmöglicht eine unkom- plizierte und schnelle Erhöhung des Baumbestands im Straßenraum.

Um die Lebensqualität zu steigern, soll der thermische Komfort des Menschen im Freien (PET) begünstigt werden. Welche Hitze-re- duzierende Maßnahmen bewähren sich Ihrer Meinung nach am besten? Wie sieht aus ihrer Sicht die zukünftige Stadtbegrünung aus?

RI: Jede Grünfläche, jede Fassadenbegrünung, sowie jeder Baum tragen zum Kühlen der Stadt bei. Dies bedeutet, wir müssen Flächen entsiegeln, Bäume pflanzen, Kletterpflanzen einplanen und bienenfreundliche Wiesen mit Stauden und Kräu- ter fördern. Dabei sollte immer auch an die Stand- ortgerechtigkeit und Biodiversität gedacht werden.

Die Natur sollte in die Stadt „reingelassen“ werden, daher ist es wichtig, die Akzeptanz gegenüber die- sen Stadtnaturthemen in der Bevölkerung zu stär- ken.

CB: Ich stimme mit Rita überein. Ergänzend will ich betonen, dass die grünen Maßnahmen, die Pflan- zung von Bäumen, die Fassaden- und Dachbe- grünung und die Entsiegelung und Begrünung laut der Studien der Fachplanung Hitzeminderung die effektivsten Maßnahmen sind, um kühlende Pro- zesse zu fördern. Aber generell kann mit verschie- denen Kombinationen der 13 dargestellten mög- lichen Maßnahmen, z.B. auch mit Wasserläufen, Teichen, geschickter Stellung der Bauten, hellen Farben eine Reduzierung der PET erreicht werden.

CB: Gefragt ist ein Umdenken bei der Oberflächen- beschaffenheit. Noch vor rund 10 Jahren wurde alles asphaltiert, heute sind hingegen durchlässige Kiesbeläge gewünscht, nur sind noch nicht alle Betreiber*innen bereit, dies zu umzusetzen, weil

“Die Natur sollte in die Stadt reingelassen werden, daher ist es wichtig, die Akzeptanz

gegenüber diesen Stadtnaturthemen in der Bevölkerung zu stärken.”

Bild Seite 22-23: Kiesiger Grünstreifen an der Schiffbaustrasse mit japanischen Schnurbäumen (Sopohora japonica).

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Themenheft - Zürich West im Dialog Themenheft - Zürich West im Dialog

Sportanlage Hardhof entlang der Autobahn bau- lich einzugreifen. Das erklärte Ziel, mehr Grünraum zu schaffen, liesse sich damit nicht mehr einlösen.

Außerdem befindet sich ein Teil der vorgeschlage- nen baulichen Entwicklung in der Grundwasser- schutzzone des Hardhofs.

Die Konnektivität und Qualität des öffentli- chen Raums in Zürich West sind aus unserer Sicht teilweise mangelhaft. Wie beurteilen Sie das? Welche Möglichkeiten sehen Sie, um dies zu verbessern? Welche Änderungen der gängigen Planungsinstrumente wären Ihrer Meinung nach vorstellbar, um tief greifen- der über die Arealgrenzen hinaus planen und gestalten zu können?

CT: Die Entwicklung geht eindeutig in Richtung Öff- nung der ehemals geschlossenen Industrieareale.

Diese Öffnung wird mit den Planungsinstrumenten auch gefordert. Jedoch gilt es auch, die Bedürf- nisse der noch ansässigen Industrie- und Gewer- bebetriebe zu beachten. Ihre Produktion weiterhin zu ermöglichen ist dabei Prioritär. Meist handelt es sich hierbei um Areale, die aufgrund ihrer Nutzung sicherheitshalber kontrolliert und abgeschlossen werden müssen.

Gibt es für das FOGO Areal langfristige Absichten und Entwicklungsüberlegungen?

BW: Das Areal gegenüber dem Vulkanplatz am Alts- tetten Bahnhof gehört der Stadt Zürich. Die heutige Nutzung durch FOGO ist zeitlich befristet. Momen- tan ist die langfristige Entwicklung des Areals noch unklar und es wird als städtische Reservefläche betrachtet. Im kommunalen Richtplan besteht ein Eintrag für ein Reisebus-Terminal an der Aargauer- strasse als Ersatz für den heutigen Standort Sihl- quai. Dies ist bei einer künftigen Entwicklung zu berücksichtigen.

Mehrausnutzung, sprich mehr Wohnungen gebaut werden als gefordert. Wie sich dieser Artikel in der Praxis bewährt, muss sich noch zeigen.

Die große und kleine urbane Produktion hat in Zürich West eine lange Tradition. Besteht in Zürich West die Nachfrage für kleine urbane Produktionsstätten? Inwiefern fördert die Stadt kleine Industrie- und Produktionsunter- nehmen?

CT: Zürich-West ist nach wie vor ein Arbeitsplatz- gebiet, heute jedoch mit einem höheren Wohnanteil als früher. Generell schreibt die BZO bzw. die für viele Areale geltenden Sondernutzungsplanungen vor, welche Art von Industrie und Gewerbe in den Zonen stattfindet (Produktion, Güterversorgung, Lagerung etc.). In den in Zürich-West häufigen Sondernutzungsplanungen werden noch präziser als in der BZO gewerbliche Nutzungen, z.B. im EG, planerisch eingefordert.

Was halten Sie von unserem Konzeptansatz, den Autobahnausläufer SN 1.4.1 zu einer Stadtstraße zurückzubauen und die Quartiere zu verbinden? Welche planerischen Hürden müssten dafür überwunden werden?

CT: Ich finde es immer wieder erfrischend zu sehen, wie man als Student*in „freier denken“ kann und gewisse Rahmenbedingungen nicht stringent ein- gehalten werden müssen. Der Konzeptansatz mit dem Rückbau der SN 1.4.1 zu einer Stadtstraße würde viel zur Lebensqualität beitragen – aus Sicht der verschiedenen Nutzungen, die stark von die- ser Erschließung abhängen, erscheint mir mit der Realitätssicht die Idee jedoch in absehbarer Zeit utopisch.

BW: Es wurde innerhalb der Arbeit das Ziel defi- niert, die Stadt mehr zu begrünen. Gleichzeitig wird der Vorschlag gemacht, in den Grünraum der günstigen Wohnraum 30% des gesamten Wohn-

raums beträgt.

Wie kann die Stadt in Zürich West preisgüns- tigen Wohnraum schaffen, obwohl ihr das entsprechende Eigentum fehlt?

CT: Wenn die Stadt nicht im Besitz eines Grundstü- ckes ist, gestaltet sich die Aufgabe, preisgünstigen Wohnraum anzubieten, schwierig. Jedoch haben die Stimmberechtigten des Kantons im Jahr 2014 einer Ergänzung im PBG (Art 49b) zugestimmt, die einen Mindestanteil an preisgünstigem Wohnraum festschreibt.

So kann beispielsweise bei Umzonung, basierend auf §49b des kantonalen PBGs, ein Mindestanteil an preisgünstigem Wohnraum gefordert werden.

Dies trifft jedoch nur zu, wenn eine zusätzliche Wohnraum generell und insbesondere preis-

günstiges Wohnen sind in der Stadt Zürich knappe Güter. Darüber hinaus stellen wir eine Desintegration der Familien in vielen Teilen der Stadt fest. Welche Hebel kann die Stadt aktivieren, um diesem Trend entgegenzuwir- ken (Stichwort: Bau- und Wohngenossen- schaften)?

CT: Cornelia Taiana BW: Bernhard Wolff

CT: Damit die Stadt für eine vielfältige Bewohner- schaft attraktiv bleibt, braucht es zahlbaren Wohn- raum. Um den Anteil von preisgünstigen Wohnraum zu erhöhen, baut die Stadt diesen entweder selbst oder gibt ihr Land an Baugenossenschaften ab.

Gemäß Gemeindeordnung ist die Stadt verpflich- tet, darauf hinzuwirken, dass der Anteil an preis-

Im Gespräch mit Cornelia Taiana, Gebietsmanagement, Amt für Städtebau Stadt Zürich und Bernhard Wolff, Amt für Städtebau Stadt Zürich

“WENN DIE STADT NICHT IM BESITZ EINES GRUNDSTÜCKES IST, GESTALTET SICH DIE AUF- GABE, PREISGÜNSTIGEN WOHNRAUM ANZUBIETEN,

SCHWIERIG.”

“Die Entwicklung geht eindeutig in Rich- tung Öffnung der ehemals geschlossenen

Industrieareale.”

Vom

Vom IndustrieStadtteil IndustrieStadtteil zum

zum Trendquartier Trendquartier

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Themenheft - Zürich West im Dialog

Gibt es langfristige Absichten und Entwick- lungsüberlegungen für das Areal Förrlibuck- strasse Nr. 59, Ecke Duttweilerstrasse Nr. 3?

BW: Die Grundstücke an der Kreuzung Duttweiler- und Förrlibuckstrasse gehören ebenfalls der Stadt Zürich. Momentan ist die langfristige Entwick- lung des Gebietes noch unklar. Die bestehenden Gebäude sind teilweise im kommunalen Inventar der Denkmalpflege aufgeführt.

Welche Hürden bestanden in der Planung der Pfingstweidstrasse (Leitungen im Unter- grund, Städtebau vs Leistungsfähigkeit)?

Welche Hürden haben wir in der Planung der Bernerstrasse zu erwarten?

CT: Die Straßen liegen in der Zuständigkeit des ASTRA und wurden gebaut bzw. sind in der Erstel- lung.

Bild rechts oben: Areal an der Förrlibuckstrasse Nr. 59, Ecke Duttweilerstrasse Nr. 3 Bild rechts unten: „FOGO Areal“ nördlich der Aargauerstrasse in Altstetten

Areal an der Förrlibuckstrasse Nr. 59, Ecke Duttweilerstrasse Nr. 3

„FOGO Areal“ nördlich der Aargauerstrasse in Altstetten

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Die Werke sind untereinander über eine Stollen- leitung (Durchmesser > 2m) verbunden. Nachdem das Wasser in den unterschiedlichen Werken auf- bereitet wurde, wird es über die verschiedenen Reservoire ins Verteilnetz eingespeist.

Welche Aufgabenbereiche deckt das Werk am Grundwasserfeld Hardhof ab? Welche Bedeu- tung hat das Grundwasserfeld Hardhof inkl.

Wasserversorgungsinfrastruktur/-betrieb für die städtische Trinkwasserversorgung?

Das Grundwasserwerk im Hardhof hat eine wich- tige Rolle in der städtischen Trinkwasserversor- gung. Mit der Grundwasserförderung können die Wie funktioniert die Trinkwasserversorgung

der Stadt Zürich? Wo wird das Wasser aufge- arbeitet und wie verteilt?

Die Stadt Zürich bezieht ihr Trinkwasser aus vier unterschiedlichen Werken. Aus den Seewasser- werken Lengg und Moos (wird demnächst erneu- ert), dem Grundwasserwerk Hardhof und dem Quellwasserwerk Sihlbrugg. Zusammen gerech- net beträgt die Produktionskapazität der Werke 500‘000m3 pro Tag. Die Zusammensetzung des Trinkwassers besteht in der Regel aus 70% Was- ser aus dem See, 15% aus Quellen und 15% aus dem Grundwasser. Neben der Stadt Zürich werden auch weitere Gemeinden im Umland mit Trinkwas- ser versorgt. Insgesamt werden knapp 1 Mio. Men- schen täglich mit frischem Wasser versorgt.

Bild rechts: Abbildung eines Horizontalfilterbrunnen zur Gewinnung von Trink- wasser im Grundwasserfeld Hardhof. Illustration von: Prof. Christian Meyer zu Ermgassen

Im Gespräch mit Dr. Rahel Oechslin, Abteilungsleiterin Chemie, Wasserversorgung Stadt Zürich, Grundwasserwerk Hardhof

Dr. Rahel Oechslin ist Abteilungs- leiterin Chemie in der Wasser- versorgung der Stadt Zürich und arbeitet in der Anlage Hardhof.

Eintauchen in die Tiefen

Eintauchen in die Tiefen

des Grundwasserfeldes

des Grundwasserfeldes

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Themenheft - Zürich West im Dialog Themenheft - Zürich West im Dialog

Wissen Sie von allfälligen Änderungen der Schutzzone im Bereich Grundwasserfelds Hardhof, die eine „Lockerung“ von S2a in S2b vorsieht? Vor welchen Hürden stehen Bau- projekte in einer Grundwasserschutzzone all- gemein?

Ja und Nein, es wird nicht wirklich „gelockert“. Es ist aber so, dass die bisherige Schutzzone S2a in eine S2b geändert wird. In der S2a ist das Erstel- len und Erweitern bestehender Hochbauten nicht zulässig ist. Dies ist in der S2b dann zulässig, wenn es sich um die Erneuerung und Sanierung beste- hender Bauten handelt und eine Bewilligung des AWEL vorliegt.

Dazu ein kurzer Exkurs zu der Aufgabe einer Schutzzone S2. Die engere Schutzzone S2 soll die Trinkwasserfassung, Anreicherungsanlagen und Uferfiltratbrunnen vor schädlichen Einflüssen und baulichen Eingriffen schützen, sprich: Grundwasser von Verunreinigung durch Grabungen oder unter- irdische Arbeiten schützen. Weiter soll sie verhin- dern, dass die natürliche Filterwirkung des Bodens/

Untergrundes verringert wird und dass der Zufluss zur Grundwasserfassung durch unterirdische Anla- gen behindert wird.

Wir gehen von einer Grundwasserschutz- zone S2b aus, in welchen gemäß dem Reg- lement „Zum Schutze des Grundwasserfelds im Gebiet Hardhof“ der Stadt von 1993 bauli- chen Tätigkeiten zulässig sind, wie tief könnte man bauen? Wie muss man die Gebäude- fundamente zum Schutz des Grundwassers (-strom) bauen? Gibt es Bausysteme, die es zulassen im Untergrund zu bauen, ohne das Grundwasserfeld und den Grundwasserstrom negativ zu beeinflussen?

Ich möchte nochmals betonen, dass Bauvorhaben nur in der Schutzzone S3 mit entsprechenden Auf- lagen realisiert werden können. Wie schon erwähnt sind in der Schutzzone S2b nur bedingt Bauvorha- ben (Erneuerung oder Sanierung bestehender Bau- ten) möglich.

Bei Bauprojekten wird ein umfassendes Grundwas- sermonitoring durchgeführt. Zudem bestehen

Einschränkungen bezüglich des Einsatzes von Materialien wie z.B. bei den jetzigen Sanierungs- arbeiten des Tramtrasses der Linie 6.

In Grundwasserschutzzone S3 gilt, dass bau- liche Eingriffe (Einbauten / Tiefbauten) unterhalb des höchsten Grundwasserspiegels, bzw. in den Bereich der wasserführenden Schichten grund- sätzlich nicht zugelassen sind. Ausnahmen können in zwingend notwendigen Fällen (z.B. Pfählung oder Mikropfählungen in geringem %-Anteil der Grund- stücksfläche) und wenn sie zu keiner qualitativen oder quantitativen Verschlechterung der Grund- wasserverhältnisse (z.B. Modellierung Grundwas- serverhältnisse bezüglich der geplanten Einbauten) führen, durch das AWEL bewilligt werden.

Durch das Grundwasserfeld fließt ein einge- dolter Bach. Auf welcher Tiefe fließt der ein- gedolte Bach unter der Sportanlage Hardhof durch?

Ja, der „Döltschibach“. Er entspringt am Üetliberg- nordhang und verläuft oberflächig bis zur „Kängu- ruwiese“ in Wiedikon, danach fließt er eingedolt unter das Gleisfeld und Zürich West weiter. Er mün- det in den Fabrikkanal und schlussendlich in die Limmat. Im Jahr 1995 revitalisierte die Stadt rund 2000m des Bachlaufes und es entwickelte sich eine vitale Bachflora und -fauna.

Im Gebiet der Sportanlage Hardhof verläuft er neben dem Tramtrasse und ist ca. 3-4m unter der Oberfläche.

Vor welchen Hürden stehen Bauprojekte in einer Gewässerschutzzone Ao?

Entlang der Limmatufern und darüber hinaus gilt diese Schutzzone Ao. Hier dürfen nur Bauten zum Schutz von Hochwasser realisiert werden. Weitere Auskünfte kann das AWEL geben.

Bild S.32-33: Ein Anreicherungsbecken in Betrieb im Grundwasserfeld Hardhof vor dem denkmalgeschützten Swisscom Gebäude

täglichen Schwankungen der benötigen Mengen Trinkwasser einfach ausgeglichen werden. Zudem stellt das Grundwasserwerk mit seinen Förder- anlagen und den Notstromaggregaten die Versor- gungssicherheit in außergewöhnlichen Lagen (z.B.

Stromausfall) sicher.

Inwiefern unterscheidet sich die Trinkwas- seraufbereitung von Grundwasser und Ober- flächenwasser, die in den Seewasserwerken aufbereitet werden?

Grundsätzlich ist Grundwasser direkt förderbar und kann nach einer UV-(Sicherheits-)Desinfektion direkt ins städtische Trinkwassernetz eingespeist werden. Durch die natürlichen Sickerprozesse/

Bodenpassage im Boden ist die Qualität des Grundwassers sehr gut.

Seewasser hingegen muss einen mehrstufigen Auf- bereitungsprozess durchlaufen und lässt sich wie folgt unterteilen: 0. Rohwasserpumpwerk vom See 1. Vorozonung 2. Schnellfilter 3. Zwischenozonung 4. Aktivkohlefilter 5. Filtratpumpwerk 6. Langsam- filter 7.Reinwasserreservoir und Pumpwerk. Diese Schritte dienen zur Desinfektion, Oxidation und Fil- tration (inkl. biologischer Stabilisierung des Trink- wassers durch Nährstoffabbau) des Seewassers.

Welche Rolle spielt das Grundwasserfeld im Grundwasserstrom? Welchen Einfluss hat die Limmat auf den Grundwasserstrom und das Grundwasserfeld Hardhof? Herrschen influ- ente oder effluente Verhältnisse?

Die beiden Flüsse Limmat und Sihl sorgen für influ- ente Verhältnisse im Limmattal und somit auch im Grundwasserfeld Hardhof. Das bedeutet, dass ein Übertritt aus dem Oberflächengewässer in das Grundwasser stattfindet und das Oberflächenwas- ser auf natürliche Weise in den Grundwasserstrom

„eintritt oder infiltriert“.

Wie kann aus dem Grundwasserstrom im Grund- wasserfeld Hardhofs Trinkwasser gewonnen wer- den? Wie funktioniert der Entnahmeprozess?

In ungefähr 25m Tiefe wird das Grundwasser durch vier Horizontalfilterbrunnen unterhalb der Grün- und Sportan- lage Hardhof über Filterrohre gefasst, an die Oberfläche gefördert, (kontinuierlich) auf seine Qualität überprüft und dann direkt ins Netz eingespeist.

Zur Sicherung der Qualität des Grundwassers gegenüber Wasser aus dem Bereich des Altlastenstandorts Herdern wird im Bereich der Bernerstrasse Uferfiltratwasser ver- sickert. Dafür gibt es zwei Systeme:

Bei einem System wird Uferfiltrat mit Brunnen entlang der Limmat entnommen und im Gebiet Bernerstrasse punk- tuell (u.a. entlang der SN 1.4.1) in sog. Schluckbrunnen versickert. Dies geschieht mit der Absicht, das belastete Grundwasser aus dem Bereich Herdern „zu verdrängen und abzulenken“.

Beim anderen System wird ein Teil des Uferfiltrats in die drei oberflächigen Anreicherungsbecken geleitet und dort durch Sandböden versickert.

Wie funktionieren die Anreicherungsbecken und was ist ihr spezifischer Nutzen? Gibt es einen Grund, wieso sie so angeordnet sind? Besteht die Möglichkeiten diese neu zu organisieren?

Der übergeordnete Zweck der Anreicherungsanlagen ist der Grundwasserhaushalt im Hardhof. Als die Anlage in den 70er Jahren gebaut wurde, hat sich die Lage der Becken zusätzlich am Ziel der Verdrängung des Grund- wassers aus dem Bereich der ehemaligen Deponie Herdern orientiert. Die Standorte wurden somit bewusst gewählt.

Momentan wird ein System geprüft, wie dies Anreiche- rungsbecken geschlossen oder überdeckt (d.h. ohne offene Wasserfläche) funktionieren können.

Wie hoch sind die Höchststände des Grundwassers (-stroms) vor Ort (speziell zur Autobahn hin)?

An gewissen Punkten im Grundwasserfeld Hardhof ist der unterschiedlich mächtige Grundwasserstrom (teil- weise mehr als 20m) nur ungefähr 4-6m unterhalb der bedeckten Oberfläche.

“Die natürliche Filterfunktion des Bodens erzeugt ein einwandfreies Trinkwasser. In ca. 25m Tiefe wird das Grundwasser durch vier Horizontalfilterbrunnen hochgepumpt“

Bild S.34-35: Blick über die Grün- und Sportanalage Hardhof, auch bekannt als Grundwasserfeld

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Themenheft - Zürich West im Dialog Themenheft - Zürich West im Dialog

Durch unseren Konzeptansatz sollen einer- seits die Anbindung zur Autobahn neu kon- zipiert und andererseits das Areal multifunk- tional genutzt werden. Ist der Konzeptansatz (Rückbau Autobahnausläufer zu einer Stadt- straße sowie Nutzungsüberlagerung auf Are- alen) für Sie vorstellbar? Wo sehen Sie Syner- gien, wo Konflikte? Wäre eine LKW-Schleuse, bei der der LKW-Verkehr am Rückstau vor der Stadt vorbeifahren kann, aus Ihrer Sicht prak- tikabel?

Bei einem Rückbau des Autobahnausläufers SN 1.4.1 zu einer Stadtstraße entstehen unter gewis- sen Bedingungen kaum Konflikte für die City-Lo- gistik. Eine LKW-Schleuse wäre aus unserer Sicht die Bedingung für die Umplatzierung des beste- henden Straßenpförtners, der heute die Kreuzung Pfingstweid-/Aargauerstrasse bildet, an den Stadt- rand. Für die reibungslose Umlagerung und Vertei- lung der Lebensmittel ist wichtig, dass der Verkehr stadteinwärts flüssig funktioniert.

Nutzungsüberlagerungen in Logistik-Arealen sehe ich als positiver Trend an, müssen aber stets einen Nutzen für Grundeigentümer oder Betreiber haben.

Der Idee, Fußball-Trainingsfelder auf dem Dach zu planen, spricht grundsätzlich nichts entgegen.

Am „Stadteingang“ wird neue Identität geschaffen. Welchen Mehrwert generiert das Projekt Ensemble für das bestehende Quar- tier? Wo sehen Sie Schwierigkeiten?

Die Stadt wächst. Das Areal des Engrosmarkts wird in Zukunft als Scharnierfläche im Stadtgefüge fun- gieren. Es ist zu hoffen, dass das Projekt umgesetzt wird, da das Areal des Engrosmarkts besser in die Stadt und in ihre lebendigen Funktionen eingebet- tet sein wird.

großen LKW’s hinein und bringen die Lebensmittel- produkte zum jeweiligen Großhändler, welche die Waren entgegennimmt, kommissioniert und auf kleine LKW’s umlagert oder direkt vor Ort verkauft.

Die City-Logistik mit den kleinen LKW’s beliefern von den frühen Morgenstunden bis in den Abend unterschiedliche Käufer in der Stadt. Insgesamt fahren durchschnittlich 1‘200 LKW’s und PKW’s pro Tag in das Engrosmarkt Areal.

Wird das Bahngleis für die Anlieferung von verschiedenen Produkten benötigt?

Vor rund 40 Jahren wurde das frische Obst- und Gemüse direkt von den Zugwaggons verkauft.

Heute funktioniert die Strecken- und Citylogistik anders, da das europäische und regionale Zugnetz nicht die gleiche Flexibilität und Schnelligkeit wie das Straßennetz aufweist. Daher wird das Bahn- gleis nicht mehr für die Anlieferung genutzt. Die EMIG hält jedoch am Vertrag für die Anschluss- gleise fest, um für eine potenzielle Verlagerung zurück auf die Schienen vorbereitet zu sein.

Wie beurteilen Sie den Standort des Engros- markts und der Migros Herden als wichtige Bestandteile der regionalen Lebensmittel- versorgungskette? Ist die Lage innerhalb des Staugürtels in Bezug auf die Versorgung der Stadt und/oder der Agglomeration günstig oder ungünstig?

Der Standort innerhalb der Stadt ist für den Markt- betrieb sehr günstig, da die überregionale und die innerstädtische Anbindung gut gegeben sind und der Staugürtel die innerstädtische Versorgung nicht tangiert. Für den Betrieb ist es von Vorteil, wenn die LKW’s ohne zeitliche Verzögerungen direkt von der Autobahn aufs Areal fahren können. Wäre der Markt außerhalb der Stadt gelegen, so würde die Umlagerung auf die City-Logistik inkl. Verteilung der Produkte in die Stadt mehr Zeit, mehr Fahr-Ki- lometer und somit mehr Geld beanspruchen und eine größere Umweltbelastung bedeuten.

Der Autobahnzubringer SN 1.4.1 spielt somit für den Engrosmarkt, aber auch für die Migros Verteil- zentrale Herden eine zentrale Rolle, um reibungslos von der (inter-)nationalen Strecken-Logistik auf die regionale City-Logistik umzulagern sowie zu ver- teilen.

“Die Stadt wächst. Das Areal des Engros- markts wird in Zukunft als Scharnierfläche

im Stadtgefüge fungieren.”

Bild S.38-39 Anlieferungsort der großen LKW‘s auf dem Logistikareal des Engros- markts mit Blick Richtung Migros Herden.

die Zemag, Zürcher Engros Markthalle AG (ca. 150 Aktionäre). Die Zemag betreibt die Plattform und vermietet Verkaufsflächen im Engrosmarkt an ca.

60 Handelsfirmen, die teilweise auch Zemag-Aktio- näre sind. Das Land des Areals gehört der Stadt Zürich und wurde im Baurecht (bis 2058) an die EMIG abgegeben.

Wie funktioniert die Lebensmittelversor- gungskette (z.B. Transport/Tageszeiten) Ihres Betriebes?

Das Areal an der Aargauerstrasse 1 öffnet für Händ- ler ab 1:30 Uhr morgens und wird bis ca. 8:00 Uhr von regem Markttreiben belebt. Danach wird es kontinuierlich ruhiger auf dem Gelände.

Verteilt über den Tag und auch während der Nacht

„tröpfeln“ internationale und regionale Anbieter mit Welche Funktion erfüllt der Engrosmarkt

Zürich genau?

Der Engrosmarkt ist ein wichtiges Glied in der Lie- ferkette der Lebensmittelversorgung von Zürich.

Hier werden regionale und internationale Lebens- mittel angeliefert, gelagert, kommissioniert und anschließend weiterverkauft und ausgeliefert.

Neben der Lebensmittelversorgung ist die Arealflä- che des Engrosmarkts eine wichtige Parkfläche bei Großveranstaltungen (z.B. bei Konzerten im Letzig- rund Stadion oder zukünftigen Eishockey Spielen in der ZSC Lions Arena).

Der Engrosmarkt wird von 2 privatrechtlichen Akti- engesellschaften geführt. Die EMIG Engrosmarkt Immobilien AG (2 Aktionäre) vermietet die von ihr erstellte Markthalle mittels Generalmietvertrag an

Im Gespräch mit Michael Raduner, Geschäftsführer Engrosmarkt-Immobiliengesellschaft AG

Michael Raduner ist Geschäfts- führer der EMIG Engrosmarkt Immobiliengesellschaft und Mit- glied des Vereins Grundeigentü- mer Zürich West.

Chancen für die Urbane

Chancen für die Urbane

Lebensmittelversorgung

Lebensmittelversorgung

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Themenheft - Zürich West im Dialog Themenheft - Zürich West im Dialog

in Zukunft tendenziell mehr konsumiert wird. All dies bedingt auch, dass eine Frischeplattform wie der Engrosmarkt eine ist, im Zentrum oder zumin- dest sehr zentrumsnah platziert sein muss. Dies mit allen Konsequenzen einerseits für den Engrosmarkt (Logistik) aber auch für die umliegenden Quartiere (Verkehr, Emissionen). Dies bietet aber auch Chan- cen für eine durchmischte und somit lebendige Stadtentwicklung.

Auch entwickelt sich eine „24/7 Gesellschaft“, die ihr Produkt am selben Tag, wie die Bestellungsauf- gabe erfolgt, wünscht. So sind traditionelle Unter- nehmen wie das Unsere immer mehr dem Druck des Online-Handels ausgesetzt, was vermehrt zu kleineren Bestellmengen und einer Zunahme an kleineren Lieferwagen innerhalb der Stadt führt.

Dem gegenüber steht das Argument, ständig weni- ger Lagerflächen im Detailhandel zu nutzen, obwohl

Bild unten: Visualisierung des Bauvorhabens inkl. öffentlicher Markt auf dem Logis- tikareal. Bildrechte gehören: EMIG Engrosmarkt-Immobiliengesellschaft AG

Die Veränderungen des Umfelds erfordern Anpas- sungen des Engrosmarkts. Zurzeit läuft eine stra- tegische Planung zur Infrastrukturerweiterung auf dem Areal, in der auch ein öffentlicher Markt, ein Food-Hub oder neue Erschließungsmöglichkeiten mit Passerelle über die Pfingstweidstrasse geprüft und realisiert werden. Die Teilöffnung des Areals und somit Verzahnung mit dem Stadtraum ist hier ein wichtiges Element und eine zukunftsweisende räumliche Entwicklung.

Vor welchen ökonomischen und gesellschaft- lichen Herausforderungen steht der Engros- markt in Zukunft (z.B. Wohnungspolitik, stei- gende Gewerbesteuer etc.)?

Als wichtiger Bestandteil der Lebensmittelkette sieht sich unser Betrieb den allgemeinen Herausfor- derungen der Logistikwirtschaft konfrontiert. Dazu gehören die steigende Bevölkerungszunahme, wel- che wiederum zu einer Zunahme des MIV führt.

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Themenheft - Zürich West im Dialog

Danksagung Danksagung

Wir möchten uns herzlich bei allen bedanken, wel- che dieses Themenheft, ein integraler Bestandteil unserer Masterthesis, möglich gemacht haben.

Zuallererst geht unser Dank an unsere Professo- ren, die diese Arbeit betreut und auch Kontakte zu möglichen Gesprächspartnern und Gesprächspart- nerinnen hergestellt haben.

Vor allem wollen wir uns bei allen Interviewpartnern und Interviewpartnerinnen, die sich viel Zeit für die Gespräche inkl. Gegenlesen der Transkriptions- texte genommen haben, für die zielführende und gewinnbringende Zusammenarbeit herzlich bedan- ken.

Vielen Dank auch speziell an Herrn Seiz, Gründer der Hamasil Stiftung, für die tatkräftige Unterstüt- zung der gesamten Arbeit und die Zurverfügung- stellung des Arbeitsraumes in Zürich während unserer Interviewwoche.

Herzlich,

Joris Allemann, Tim Keim und Spyros Koulouris

Ein grosses Merci

Ein grosses Merci

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