• Keine Ergebnisse gefunden

Dimensionen der Internationalisierung: Ergebnisse der Unternehmensdatenbank "Internationalisierung der 100 größten Unternehmen in Deutschland"

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Dimensionen der Internationalisierung: Ergebnisse der Unternehmensdatenbank "Internationalisierung der 100 größten Unternehmen in Deutschland""

Copied!
39
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Dimensionen der Internationalisierung: Ergebnisse der Unternehmensdatenbank "Internationalisierung der 100 größten Unternehmen in Deutschland"

Hassel, Anke; Höpner, Martin; Kurdelbusch, Antje; Rehder, Britta; Zugehör, Rainer

Veröffentlichungsversion / Published Version Arbeitspapier / working paper

Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with:

SSG Sozialwissenschaften, USB Köln

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation:

Hassel, A., Höpner, M., Kurdelbusch, A., Rehder, B., & Zugehör, R. (2000). Dimensionen der Internationalisierung:

Ergebnisse der Unternehmensdatenbank "Internationalisierung der 100 größten Unternehmen in Deutschland". (MPIfG Working Paper, 1). Köln: Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. https://hdl.handle.net/10419/44264

Nutzungsbedingungen:

Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung - keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt.

Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt.

Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen.

Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an.

Terms of use:

This document is made available under Deposit Licence (No Redistribution - no modifications). We grant a non-exclusive, non- transferable, individual and limited right to using this document.

This document is solely intended for your personal, non- commercial use. All of the copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute or otherwise use the document in public.

By using this particular document, you accept the above-stated conditions of use.

(2)

MPIfG Working Paper 00/1, Januar 2000

Dimensionen der Internationalisierung: Ergebnisse der

Unternehmensdatenbank "Internationalisierung der 100 größten Unternehmen in Deutschland"

von Anke Hassel, Martin Höpner, Antje Kurdelbusch, Britta Rehder und Rainer Zugehör (MPIfG)

Zusammenfassung

Anhand eines Samples der 100 größten deutschen Unternehmen wird die Frage diskutiert, wie sich der Internationalisierungsgrad von Unternehmen messen läßt. Es wird vorgeschlagen, zwischen zwei

Internationalisierungsdimensionen zu unterscheiden: Einer realwirtschaftlichen und einer kapitalmarktbezogenen Dimension der Internationalisierung. Beide Internationalisierungsdimensionen werden durch jeweils einen zusammengesetzten unternehmensbezogenen Internationalisierungsindex repräsentiert. Die realwirtschaftliche Seite der Internationalisierung wird anhand des Anteils Auslandsbeschäftigter an der Belegschaft, anhand des Anteils des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz und anhand der regionalen Streuung der

Unternehmensaktivitäten gemessen. Die kapitalmarktbezogene Seite der Internationalisierung wird durch den Aktienanteil im Besitz ausländischer Anleger, die Anwendung internationaler Bilanzierungsmethoden und Notierungen an ausländischen Börsen abgebildet. Es zeigt sich, daß die drei Indikatoren beider Dimensionen stark miteinander korreliert sind, während sich zwischen beiden Internationalisierungsdimensionen nur ein schwacher Zusammenhang ergibt.

Inhalt

1 Einführung

2 Die Messung der Internationalisierung von Unternehmen 3 Die 100 größten Unternehmen in Deutschland

3.1 Branchenzugehörigkeit 3.2 Beteiligungsverhältnisse 3.3 Beschäftigungsentwicklung 3.4 Wertschöpfung

4 Dimensionen der Internationalisierung 4.1 Die güterwirtschaftliche Dimension 4.2 Die Dimension der Produktion 4.2.1 Auslandsanteil an den Beschäftigten 4.2.2 Investitionen

4.2.3 Wertschöpfung

4.3 Die regionale Streuung 4.3.1 Meßverfahren und -probleme 4.3.2 Datenverfügbarkeit

(3)

4.3.3 Ergebnisse

4.4 Die kapitalmarktbezogene Dimension

4.4.1 Internationalisierung der Eigentümerstrukturen 4.4.2 Notierung an ausländischen Börsen

4.4.3 Bilanzierung nach internationalen Vorschriften 4.5 Die strategische Dimension: Leitbilder

4.5.1 Forschungsstand 4.5.2 Ergebnisse

4.6 Eindimensionalität von Internationalisierung?

5 Zusammenfassung

6 Anhang

6.1 Datenquellen

6.2 Konzeptionalisierung des Leitbildindex

1 Einführung

In diesem Papier wollen wir Meßverfahren für den Internationalisierungsgrad von

Großunternehmen in Deutschland konzeptionalisieren und erste Ergebnisse eigener empirischer Erhebungen vorstellen. Die Messung der Internationalisierung von Großunternehmen in

Deutschland ist Teil eines Forschungsprojekts über den Einfluß der Internationalisierung auf das deutsche System industrieller Beziehungen.[1]

Warum ist die Messung von Internationalisierung relevant? In der Literatur über den institutionellen Wandel in Systemen industrieller Beziehungen findet sich regelmäßig das Argument, daß die wirtschaftliche Internationalisierung zu den wichtigsten exogenen Faktoren gehört, die auf nationale Institutionensysteme einwirken (Dörre 1997). Wirtschaftliche

Internationalisierung bezieht sich auf die Ausweitung von Märkten für Produkte und

Vorprodukte, Arbeit (einschließlich im Ausland erbrachter produktiver Vorleistungen) und Kapital (Kredite ebenso wie Unternehmensanteile) über nationale Grenzen hinweg, also über die

Reichweite nationaler Institutionen hinaus. Die internationale Durchdringung von Märkten für Produkte und Kapital steigert den Druck auf nationale Institutionensysteme, sich entweder den neuen Bedingungen der Kapitalverwertung anzupassen oder empfindliche Einbußen an

Investorentätigkeit in ihren Ländern hinnehmen zu müssen.

Wie sich der aus der wirtschaftlichen Internationalisierung entstehende Wettbewerb zwischen nationalen institutionellen Systemen auf deren Wandel auswirkt, ist weitgehend unklar. Oftmals wird argumentiert, daß die zunehmende internationale Mobilität von Kapital und Produktion die Stellung von Arbeitgebern stärkt, die ihren Machtzuwachs für eine Flexibilisierung von vormals rigiden und zentralisierten Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt nutzen können (Kapstein 1996).

Andererseits lassen sich Anzeichen dafür finden, daß Arbeitgeber im deutschen System der industriellen Beziehungen es aufgrund der Internationalisierung und der dadurch gewachsenen Empfindlichkeit gegenüber drohenden Produktionsausfällen schwieriger finden, ihre Forderungen gegenüber Gewerkschaften durchzusetzen (Thelen 1999). In beiden Fällen ist der wirtschaftliche Internationalisierungsgrad ein wichtiger Prädiktor für das Verhalten der Arbeitgeber im System der industriellen Beziehungen.

Wirkt die wirtschaftliche Internationalisierung auf alle Arbeitgeber gleichermaßen? Ein Teil der Literatur nimmt die Internationalisierung von Volkswirtschaften anhand makroökonomischer Kennziffern über Außenhandelsquoten und Direktinvestitionen zum Ausgangspunkt und leitet aus der Zunahme der internationalen Wirtschaftsaktivitäten Implikationen für die

(4)

Durchsetzungsfähigkeit einzelner nationaler Akteure, insbesondere Regierungen, Arbeitgeber und Gewerkschaften, ab.[2] Man muß jedoch davon ausgehen, daß nur der Teil der passiven

wirtschaftlichen Internationalisierung (wie z.B. die Importquote) auf die Akteure gleichermaßen wirkt und auch das nur spezifisch für einzelne Sektoren. Der größere Teil der aktiven

wirtschaftlichen Internationalisierung (wie Auslandsinvestitionen, Beteiligungen usw.) betrifft nicht alle Akteure gleichermaßen, sondern ist unternehmensspezifisch. Vor diesem Hintergrund scheint es wichtig, Internationalisierung auch anhand unternehmensspezifischer Indikatoren zu messen. Zwei weitere Gründe sprechen dafür:

Erstens sind Unternehmen die wichtigsten Akteure der wirtschaftlichen Internationalisierung. Sie exportieren einen erheblichen Teil ihrer Produktion, verfügen in wachsendem Maße über

ausländische Produktionsstätten und Belegschaften, müssen ihr Kapital auf internationalen Märkten beschaffen und sich auf nicht-deutsche, oft "ungeduldigere" Anteilseigner einstellen.

Daher ist wirtschaftliche Internationalisierung mit einer wachsenden Intensität des Wettbewerbs verbunden: zwischen Firmen um Absatz, zwischen Arbeitnehmern um Beschäftigung und zwischen Unternehmen sowie nationalen Gesellschaften um Investitionskapital.

Zweitens sind große Unternehmen wesentliche Gestalter und Empfänger von Regulierung innerhalb des deutschen Systems der industriellen Beziehungen. Großunternehmen haben stets eine führende Rolle bei der Gestaltung der industriellen Beziehungen gespielt, vor allem aufgrund ihrer starken Stellung in den Verbänden der Arbeitgeber. Die Bedeutung großer Unternehmen als strategische Akteure wird im Bereich der industriellen Beziehungen seit den achtziger Jahren betont (Kochan et al. 1986).[3] Ob die großen deutschen Unternehmen weiterhin bereit und in der Lage sind, ihre Interessen kollektiv im Rahmen von verbandlicher Interessenvermittlung zu verfolgen, oder ob sie auf eine Internalisierung und damit eine strategische Individualisierung ihrer Arbeitspolitik setzen werden, ist eine der wichtigsten Fragen in der Debatte um die Zukunft des Modells der industriellen Beziehungen.

Zwei Schlußfolgerungen lassen sich aus den bisherigen Überlegungen ziehen: Wenn man davon ausgeht, daß große Unternehmen die wichtigsten strategischen Akteure sowohl im Bereich der wirtschaftlichen Internationalisierung als auch im Bereich der industriellen Beziehungen sind, dann ist es zweckmäßig, große Unternehmen als Untersuchungsobjekt heranzuziehen. Vor diesem Hintergrund wollen wir die Internationalisierung der 100 größten deutschen Unternehmen

messen. Wenn zudem nicht alle Unternehmen gleichermaßen von Internationalisierung betroffen sind, dann muß man ein Meßverfahren finden, das diese Varianz abbildet. Unternehmen können sich sowohl im Grad der Internationalisierung als auch im Hinblick auf verschiedene

Dimensionen der Internationalisierung unterscheiden. Der Schwerpunkt unserer Bemühungen liegt daher auf der Konzeptionalisierung sowie der Abbildung unterschiedlicher Meßverfahren und Dimensionen von Internationalisierung.

2 Die Messung der Internationalisierung von Unternehmen

Die Zahl der möglichen Indikatoren zur Messung von Internationalisierung ist groß. In einer Übersicht haben Germann, Rürup und Setzer 47 mögliche Indikatoren zur Messung von Internationalisierung identifiziert.[4] Von diesen Indikatoren lassen sich allein 30 zur Messung von Internationalisierungsgraden von Unternehmen verwenden. 30 unterschiedliche

Möglichkeiten zur Operationalisierung sind letztlich ebenso viele Antworten auf die Frage, wie internationalisiert ein Unternehmen ist. Wie läßt sich Ordnung in eine solche Vielzahl von Indikatoren bringen? Gibt es eine begrenzte Anzahl von Dimensionen der Internationalisierung, die man sinnvoll auseinanderhalten und an denen man sich orientieren kann? Es gibt drei Möglichkeiten, mit diesem Problem umzugehen:

(5)

Man entscheidet sich für einen Indikator, den man als die wichtigste Ausprägung für den

Internationalisierungsgrad eines Unternehmens erkannt hat, und definiert Internationalität anhand dieser Ausprägung. Martin Glaum zum Beispiel macht Internationalisierung an der

Internationalität der Produktion fest (Glaum 1996: 10). Das Ergebnis könnte man als unidimensionalen Internationalisierungsindikator bezeichnen.

Eine zweite Möglichkeit besteht darin, mehrere Indikatoren über verschiedene Dimensionen hinweg zu einem Index zu verknüpfen. Das Ergebnis ist ein mehrdimensionaler

Internationalisierungsindex. In der Diskussion spielen drei mehrdimensionale Indizes eine Rolle:

der Transnationalitätsindex der UNCTAD (z.B. UNCTAD 1999: 78-80), der

Internationalisierungsindex von Daniel Sullivan (1998) und der Internationalisierungsindex von Grazia Ietto-Gillies (1998).

Die dritte Möglichkeit besteht darin, verschiedene Internationalisierungsdimensionen zu

unterscheiden und fortlaufend mit mehreren Dimensionen zu arbeiten. Folgt man diesem Ansatz, läßt sich die Frage, ob ein Unternehmen internationalisierter ist als ein anderes, nicht bzw. nur im Hinblick auf die jeweilige Dimension beantworten - es sei denn, ein Unternehmen ist in allen beobachteten Dimensionen internationalisierter als ein anderes (Schmidl 1997: 17). Das wäre die Entscheidung für mehrere eindimensionale Internationalisierungsindizes.

Der Vorteil eines eindimensionalen Internationalisierungsindikators liegt in seiner Eindeutigkeit.

Geht man davon aus, daß eine Dimension oder gar ein einzelner Indikator den

Internationalisierungsgrad der Unternehmen bestmöglich abbildet, sollte man nur den einen Indikator verwenden. Allerdings gibt es Anzeichen dafür, daß sich im Laufe der

Internationalisierung eines Unternehmens (wie auch der Wirtschaft insgesamt) die Form der Internationalisierung verändert. Die Internationalisierung von Unternehmen folgt bestimmten Mustern, die sich in gleicher oder ähnlicher Abfolge immer wieder beobachten lassen und die - wenn auch immer wieder einmal modifiziert - zum gesicherten Erkenntnisstand der

Internationalisierungsforschung gehören: Die Internationalisierung von Unternehmen beginnt mit dem Export. Es folgt die Errichtung von Vertriebs-, Lager- und Serviceeinrichtungen sowie Lizenzvergabe und Franchising. Dann folgen häufig eigene Produktionsstätten, die in einer letzten Stufe zu eigenständigen Tochtergesellschaften werden können (Johanson/Vahlne 1977: 24, Glaum 1996: 19, Deutsche Bundesbank 1997b: 67, Dülfer 1999: 103). Unterschiedliche Ausprägungen in verschiedenen Internationalisierungsdimensionen können auch eine zeitlich definierte Stufe der Internationalisierung angeben. Ein stagnierender ausländischer Anteil an Umsatz oder

Beschäftigten muß daher nicht notwendigerweise bedeuten, daß Unternehmen sich nicht weiter internationalisieren. Es kann sich auch lediglich die Form geändert haben.[5]

Wenn man davon ausgeht, daß die Internationalisierung von Unternehmen keine unidimensionale Entwicklung ist, dann muß man sich der Kategorisierung unterschiedlicher Dimensionen oder der Kombination von Indikatoren durch mehrdimensionale Indizes zuwenden. Dabei kann es

durchaus Sinn machen, mehrere Beobachtungen zu einem kombinierten Index

zusammenzufassen. An solche mehrdimensionalen Internationalisierungsindizes sollten allerdings harte Prüfkriterien angelegt werden. Die zusammenzufassenden Beobachtungen müssen zu einem erheblichen Grade ähnliche Merkmale aufweisen. Andernfalls besteht die Gefahr, daß ein Index entsteht, dem mit hoher Wahrscheinlichkeit weder Bestimmungsgründe noch Konsequenzen eindeutig zugeordnet werden können. Ein auf definitorischem Wege erzeugter Index bildet dann nichts ab, das es in der beobachteten Wirklichkeit tatsächlich gibt.

Es gibt in der Literatur drei relevante Internationalisierungsindizes. Der Index der UNCTAD besteht aus drei Variablen, die mit jeweils gleichem Gewicht in den Index eingehen: dem Anteil der ausländischen an den gesamten Vermögenswerten, dem Anteil des Auslandsumsatzes am

(6)

Gesamtumsatz und dem Anteil der Auslands- an der Gesamtbeschäftigung. In ihrem jährlichen

"World Investment Report" weist die UNCTAD diesen Index einschließlich der

zugrundeliegenden Rohdaten für die 100 größten multinationalen Konzerne aus. Im aktuellen UNCTAD-Sample finden sich 11 deutsche Konzerne (UNCTAD 1999).

Wie ist der Internationalisierungsindex der UNCTAD zu bewerten? Eine eigene Berechnung anhand der UNCTAD-Daten ergibt, daß sich - überraschenderweise - die ausländischen

Vermögenswerte und der Auslandsumsatz zu einem gemeinsamen Faktor bündeln lassen, mit dem die Beschäftigungsdimension aber empirisch nicht einher geht. Das kann zweierlei Ursachen haben: Zum einen variiert die Kapitalausstattung pro Beschäftigtem im internationalen Vergleich.

Zudem gibt es einen Zusammenhang zwischen Größe des Basislandes und Internationalität eines Unternehmens: Schweizer Unternehmen internationalisieren sich schneller als amerikanische. Die drei in der nützlichen Datensammlung der UNCTAD erhobenen

Internationalisierungsdimensionen sollten deshalb unabhängig voneinander betrachtet werden.

Der Transnationalitätsindex ist von keinem sehr großen Nutzen.

Der Internationalisierungsindex von Grazia Ietto-Gillies (1998) nutzt die Daten der UNCTAD aus dem Jahr 1997, um auf dieser Grundlage das Problem der regionalen Streuung zu thematisieren.

Sie argumentiert, daß die Dichotomie zwischen ausländisch und inländisch, auf der gängige Indizes basieren, der Komplexität der Internationalisierung von Unternehmen nicht gerecht werde, da der Grad an regionaler Konzentration oder Streuung bei solcher Betrachtungsweise unberücksichtigt bleibe. Ein deutsches Unternehmen mit einem Auslandsanteil von 50%

Beschäftigten in einem Land gelte demnach als gleichermaßen internationalisiert wie ein Unternehmen, das in 100 Ländern vertreten ist. Demgegenüber sei die regionale

Konzentration/Streuung für die Internationalisierung eines Unternehmens von Bedeutung. Ein hoher Grad an regionaler Streuung verbessere zum Beispiel die Möglichkeit, Standortvorteile gezielt auszunutzen. Zudem befördere eine starke Streuung die Fragmentierung der

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie schwäche somit deren Verhandlungsposition (Ietto- Gillies 1998: 23).

Für die Berechnung des Ietto-Gillies-Index wird der Anteil an Ländern, in denen das jeweilige Unternehmen vertreten ist, mit den jeweiligen Ausprägungen der drei

Internationalisierungsdimensionen der UNCTAD multipliziert. Auf diese Weise entstehen Indizes, die sowohl den Grad an internationaler Streuung als auch "klassische"

Internationalisierungsdimensionen umfassen (Ietto-Gillies 1998: 27ff.).

Es handelt sich bei dem Aufsatz um einen innovativen Beitrag zur

Internationalisierungsdiskussion. Allerdings überzeugt die Bildung eines Produktterms aus einer Länderanzahl und ausländischen Beschäftigungs-, Umsatz- und Vermögensanteilen nicht auf Anhieb. Ein Streuungsmaß nach dem Vorbild von Ietto-Gillies kann man ebenso als

eigenständigen Internationalisierungsindikator ansehen.

Ein dritter Internationalisierungsindex ist von Daniel Sullivan (1994) erarbeitet worden. Es handelt sich um einen mehrdimensionalen Index mit folgenden Bestandteilen: die

Auslandserfahrung des Top-Managements, die "psychische Streuung" der Auslandsaktivitäten, der Anteil an nichtamerikanischen Tochtergesellschaften, der ausländische Anteil an den

Vermögenswerten und der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz (Sullivan 1994: 330).

Sullivan konstruiert seinen Index anhand eines Samples der 100 größten amerikanischen

Unternehmen. Positiv ist anzumerken, daß der Autor sein Vorgehen faktorenanalytisch absichert (Sullivan 1994: 334). Es ist kritisiert worden, daß die zusammengefaßten

(7)

Internationalisierungsdimensionen auf sehr unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sind. Sullivan gießt Verhaltenseigenschaften, Struktureigenschaften und ein Performanzkriterium in einen gemeinsamen Index (Ramaswamy/Kroeck 1996: 174). Innovativ ist die Einbeziehung der beiden erst genannten Internationalisierungsdimensionen. Die Internationalisierung des Managements, Auslandserfahrung von Managern und die Internationalisierung des Arbeitsmarktes für

Führungskräfte sind interessante und potentiell erklärungskräftige Variablen bei der Untersuchung von Ausprägungen der Unternehmenspolitik. Auch die Berücksichtigung der "psychischen

Streuung" ist eine Besonderheit. Dahinter verbirgt sich folgendes: Unternehmen mit

Produktionsstätten in weit voneinander entfernten Ländern, etwa USA und Ägypten, sollen als internationalisierter angesehen werden als Länder mit Produktionsstätten in z.B. den USA und Kanada. Entscheidend dabei ist aber nicht die geographische Distanz zwischen den Ländern, sondern das Vorhandensein immenser Kulturunterschiede zwischen ihnen, die so etwas wie eine

"psychische Distanz" begründen.[6]

Akzeptiert man, daß die Internationalisierung von Unternehmen eine Vielzahl von Dimensionen umfaßt, die nicht immer kovariieren müssen, dann besteht die Herausforderung darin, sinnvolle

"Internationalisierungsbündel" zu identifizieren und unabhängig voneinander zu messen. Diesen Dimensionen können mehrere Meßeinheiten - Indikatoren - zu Grunde liegen. Für die Messung der Internationalisierungsgrade der Großunternehmen in Deutschland haben wir uns bislang für folgende Internationalisierungsdimensionen entschieden.

Die Dimension der Produktion: Wie viel Produktion des Unternehmens findet im Ausland statt?

Indikatoren wie der Anteil Beschäftigter im Ausland, der internationale Anteil an der Wertschöpfung oder das Gewicht von Auslandsinvestitionen können dieser Dimension zugeordnet werden.

Die güterwirtschaftliche Dimension: Wie viel wird im Ausland abgesetzt? Indikatoren zur Messung dieses Sachverhalts sind z.B. der internationale Anteil am Umsatz oder die Exporte.

Die regionale Streuung der Auslandsaktivitäten: In wie vielen Ländern ist das Unternehmen aktiv?

Die Dimension der kapitalmarktbezogenen Internationalisierung: Zu dieser Dimension gehören die Internationalisierung der Aktionärsstruktur, die Notierung an ausländischen Börsen und die Anwendung internationaler Rechnungslegungsvorschriften.

Die strategische Dimension: Diese Dimension umfaßt die Selbstbindung des Unternehmens an die Internationalisierung als langfristiges Ziel, Norm und Teil der eigenen Identität.

Die Auflistung möglicher Internationalisierungsdimensionen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt weitere Operationalisierungs- und Meßmöglichkeiten, die keiner der bisher genannten Dimensionen zuzuordnen sind. Die personenbezogene Internationalisierung läßt sich beispielsweise anhand des ausländischen Anteils an der Belegschaft, der Zahl von

Ausländern im Vorstand oder über die Auslandserfahrung von Belegschaft und Managern erheben. Denkbar wären auch Indikatoren wie z.B. der internationale Anteil an Forschung und Entwicklung oder an der Werbung. Im weiteren Verlauf unseres Projekts gehen wir davon aus, daß einzelne Internationalisierungsdimensionen unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten der Unternehmen in dem System industrieller Beziehungen haben.

3 Die 100 größten Unternehmen in Deutschland

Die hundert größten deutschen Unternehmen von 1986 und 1996 wurden - angelehnt an die

(8)

Darstellungen der Monopolkommission - anhand der Wertschöpfung ermittelt. Die Wertschöpfung ist im Vergleich zum häufig verwendeten Indikator "Umsatz" die bessere

Meßgröße, da der Wertschöpfungsindikator die Einbeziehung von Unternehmen des Kredit- und Versicherungsgewerbes erlaubt und unterschiedliche Preisentwicklungen in den einzelnen Branchen, die die Geschäftsentwicklungen der betrachteten Unternehmen verzerrt wiedergeben, ausschaltet. Zudem ist die Wertschöpfung besser geeignet, die vertikale Integration verschiedener Branchen darzustellen. So ist z. B. bei Handelsunternehmen, die nicht oder nur in unbedeutendem Umfang vertikal integriert sind, das Verhältnis Wertschöpfung zu Umsatz regelmäßig geringer als bei Unternehmen anderer Branchen (Monopolkommission 1998: 153).

Wir vergleichen die Jahre 1986 und 1996, um die Veränderungsprozesse über Zeit beschreiben zu können. 61 Unternehmen, die 1986 zu den 100 größten zählten, waren auch 1996 in der

Unternehmensrangliste der "100 Größten". 39 Unternehmen kamen neu hinzu. Die Zeitpunkte wurden so gewählt, da erstens 1996 das jüngste Hauptgutachten der Monopolkommission veröffentlicht wurde und zweitens am 1. Januar 1986 das Bilanzrichtlinien-Gesetz (BiRiLiG) in Kraft trat. Dies beinhaltete eine grundlegende Veränderung der Bilanzierungsvorschriften.

Erstmals wurden für Unternehmen aller Rechtsformen ausführliche Rechnungslegungsregeln festgeschrieben. Auf die Bilanzierung der hundert größten Unternehmen und Konzerne haben sich vor allem die Vorschriften über den Konsolidierungskreis ausgewirkt, die zwingend erstmals auf das nach dem 31. Dezember 1989 beginnende Geschäftsjahr anzuwenden waren

(Monopolkommission 1998: 152). Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) kommt zu dem Ergebnis, daß die Vergleichbarkeit der Bilanzdaten vor und nach der Umstellung 1986/87 durch Veränderungen des Konsolidierungskreises sowie der

Konsolidierungsmethode beeinträchtigt wird (Döhrn 1997: 9).

Im folgenden werden die "100 Größten" näher beleuchtet - insbesondere die Bedeutung der Großunternehmen im deutschen Kontext. Es wird ein kurzer Blick auf die Branchenverteilung und die Eigentümerstruktur geworfen. Darüber hinaus soll in diesem Kapital beschrieben werden, welche Rolle die "100 Größten" in bezug auf die Beschäftigung und die Wertschöpfung im Vergleich zu allen Unternehmen in Deutschland spielen.

3.1 Branchenzugehörigkeit

Die Brancheneinteilung der 100 größten Unternehmen erfolgt in Anlehnung an die Einteilung der Monopolkommission, die sich wiederum an der Klassifikation der Wirtschaftszweige des

Statistischen Bundesamtes orientiert. Zwischen den Jahren 1986 und 1996 wurde der Schlüssel zur Klassifikation der Wirtschaftszweige verändert. 1986 teilte das Statistische Bundesamt die Unternehmen mit dem WZ-79-Schlüssel in Branchen ein. 1993 wurde die Klassifikation der Wirtschaftszweige im Rahmen einer Angleichung an die statistische Systematik der

Wirtschaftszweige der Europäischen Gemeinschaft (NACE Rev. 1) modifiziert. Die neue Einteilung - WZ 93 - wird demnach auf die Gruppe der hundert größten Unternehmen im Jahre 1996 angewendet.

Tabelle 1: Unternehmen mit verändertem Tätigkeitsschwerpunkt

Unternehmen Tätigkeitsschwerpunkt 1986 Tätigkeitsschwerpunkt 1996 Bosch, Robert GmbH Elektrotechnik Herstellung von

Kraftfahrzeugteilen Hewlett-Packard GmbH Elektrotechnik Industrie

Metallgesellschaft AG Metallerzeugung Maschinenbau

(9)

Preussag AG Metallerzeugung Industrie

RWE AG Energieversorgung Industrie

Thyssen AG Metallerzeugung Maschinenbau

Die Monopolkommission benennt in ihrem Zweijahresbericht die verschiedenen

Wirtschaftszweige, in denen die Unternehmen tätig sind, und kennzeichnet in der Regel den Schwerpunktbereich des jeweiligen Unternehmens. Einigen Unternehmen konnte jedoch kein Tätigkeitsschwerpunkt zugewiesen werden. In diesen Fällen wurde im Rahmen unserer

Brancheneinteilung entweder auf die Interpretation der Monopolkommission zurückgegriffen, die versucht, den Unternehmen anhand der Angaben des Statistischen Bundesamtes einen

Tätigkeitsschwerpunkt zuzuordnen, oder es wurde anhand von Geschäftsberichten, Pressemeldungen oder anderen Unternehmensbeschreibungen ein Tätigkeitsschwerpunkt festgelegt. Unter die Sammelbezeichnung "Industrie" bzw. "Dienstleistung" wurden alle

Unternehmen subsumiert, denen entweder kein klarer Schwerpunkt zugeordnet werden konnte, oder deren Branche zu beiden Untersuchungszeitpunkten nicht mehr als zwei Unternehmen umfaßte.

Wenig verwunderlich ist, daß die Unternehmen, die sich in den Jahren 1986 und 1996 im Kreis der "100 Größten" befanden, ihren Tätigkeitsschwerpunkt kaum verändert haben. Die Deutsche Bank ist immer noch ein Kreditinstitut und Volkswagen ein Automobilhersteller. Veränderungen sind im Untersuchungszeitraum lediglich bei sechs Unternehmen festzustellen (Tabelle 1). Die Metallgesellschaft AG und Thyssen AG haben ihren Schwerpunkt von "Metallerzeugung" auf

"Maschinenbau" verlagert. Die RWE AG konnte 1986 als "Energieversorger" bezeichnet werden.

Bis 1996 hatte die RWE AG ihre Aktivitäten auf weitere Geschäftsfelder ausgedehnt. Eine klare Zuordnung eines Schwerpunkts ist 1996 nicht mehr möglich. Die RWE AG wurde daher unter den Sammelposten "Industrie" gefaßt. Ähnliches gilt für die Preussag AG, die 1986 ihren Schwerpunkt noch in der "Metallerzeugung" hatte und 1996 ein Mischkonzern ist. Die Robert Bosch GmbH und die Hewlett-Packard GmbH hatten ihre Tätigkeitsschwerpunkte im Jahr 1986 im Bereich der "Elektrotechnik". Die Robert Bosch GmbH wechselte zur "Herstellung von Kraftfahrzeugteilen", und die Hewlett-Packard GmbH weitete ihren Geschäftsbereich so stark aus, daß das Unternehmen 1996 zum weit gefaßten Bereich "Industrie" subsumiert wurde.

Aus der Tabelle 2 wird ersichtlich, daß die Zahl der Industrieunternehmen unter den "100 Größten" in der Zeit von 1986 bis 1996 von 78 auf 64 gefallen ist. Dementsprechend ist die Zahl der Dienstleistungsunternehmen von 22 auf 36 gestiegen. Die Industrieunternehmen wurden in den 10 Jahren Schritt für Schritt durch die Dienstleistungsunternehmen von den oberen Plätzen der Unternehmensrangliste verdrängt.

Die Automobil-, Chemie- und Energieindustrie ist relativ konstant in beiden Samples vertreten.

Die Zahl der Unternehmen, die im Maschinenbau tätig sind, nimmt deutlich zu. Die Branchen Metallerzeugung und Elektrotechnik, die 1986 relativ stark vertreten waren, sind 1996 bis auf zwei Elektrounternehmen nicht mehr in den hundert größten Unternehmen repräsentiert. In der wachsenden Dienstleistungsbranche legen Banken und Versicherungen im

Untersuchungszeitraum überproportional zu. Auch die Branche "Handel" gewinnt unter den "100 Größten" an Bedeutung.

Tabelle 2: Branchenstruktur und -veränderungen der 100 Größten Branche 1986Weggefallene

Unternehmen neu

hinzugekommene Unternehmen

Veränderung des

Tätigkeitsschwerpunkts1996

(10)

Automobil 6 1 0 5

Maschinenbau 7 1 2 +2 10

Chemie 12 2 1 11

Energieversorgung 10 3 2 -1 8

Herstellung von

Kraftwagenteilen 3 3 2 +1 3

Bau 3 1 2 4

Elektrotechnik 8 4 0 -2 2

Metallerzeugung und

Verarbeitung 7 4 0 -3 0

Rest Industrie 22 12 8 +3 21

Gesamt Industrie 78 31 17 0 64

Kreditwesen 7 1 4 10

Versicherung 2 1 7 8

Handel 8 5 7 10

Allg. Dienstleistung 5 1 4 8

Gesamt

Dienstleistung 22 8 22 0 36

3.2 Beteiligungsverhältnisse

Große deutsche Unternehmen zeichnen sich durch enge personelle und finanzielle Verflechtungen aus. Im Jahr 1996 hielten 51 (1986: 26) der hundert größten Unternehmen Eigenkapitalanteile untereinander. Trotz der Privatisierungswelle der letzten 15 Jahre hat sich kaum etwas am Mehrheitsbesitz der öffentlichen Hand in bezug auf die hundert größten Unternehmen geändert.

Aus den ehemaligen Staatsbetrieben Deutsche Bundespost und Deutsche Bundesbahn wurden zwar private Aktiengesellschaften, aber der Staat zeichnet 100% des Eigenkapitals. Eine deutliche Reduzierung ist bei Mehrheitsbeteiligungen von Einzelpersonen, Familien und

Familienstiftungen festzustellen. Die Mehrheitsanteile des DGB und seiner Einzelgewerkschaften an zwei Großunternehmen im Jahr 1986 - der Co op AG und der Neuen Heimat - fielen weg.

Entgegen allgemeiner Einschätzungen hat die Zahl der ausländischen Mehrheitsbeteiligungen 1996 gegenüber 1986 - trotz Intensivierung der Internationalisierung - abgenommen. Im Jahr 1986 befanden sich unter den hundert größten Unternehmen 18 deutsche Tochterunternehmen[7]

ausländischer Konzerne. Zehn Jahre später hat sich die Zahl auf 14 verringert.[8]

Tabelle 3: Eigentümerstrukturen der 100 größten Unternehmen Beteiligungsverhältnis Anzahl der Unternehmen

1986

Anzahl der Unternehmen 1996

Mehrheit im Besitz der "100 Größten" 0 1 Mehrheit im ausländischen

Einzelbesitz 18 14

Mehrheit im Besitz der öffentlichen

Hand 14 13

Mehrheit im Besitz von Einzelpersonen, Familien und Familienstiftungen

23 19

(11)

Mehrheit im Besitz des DGB und

seiner Einzelgewerkschaften 2 0

Über 50% Streubesitz 25 27

Sonstiger Mehrheitsbesitz 2 5

Keine Mehrheit 16 21

Quelle: Monopolkommission 1988 und 1998.

Die "100 Größten" haben nicht nur einen hohen Grad an finanzieller Verflechtung, sondern auch eine - im Vergleich zu allen Unternehmen - hohe Zahl an Unternehmenszusammenschlüssen aufzuweisen. In der Berichtsperiode 1996/97 waren die Unternehmen aus dem Kreis der hundert Größten insgesamt an 889 (im Vergleich 1986: 580) Zusammenschlüssen beteiligt. In Fällen, in denen mehr als ein Unternehmen aus der Grundgesamtheit an einer Fusion beteiligt war, wurden diese jedem der Unternehmen zugerechnet. Bereinigt um Doppelzählungen ergibt sich mit 834 (im Vergleich 1986: 536) die Anzahl der Zusammenschlüsse mit Beteiligungen von mindestens einem Unternehmen aus dem Kreis der hundert Größten. Die "100 Größten" waren 1996/97 an 26,2%

aller in Deutschland stattfindenden Unternehmenszusammenschlüsse beteiligt. Verglichen mit dem Anteilswert im Zeitraum 1994/95 von 40,6% und 1986/87 von 31,9% erscheint diese Zahl gering (Monopolkommission 1998: 265). Dies könnte daran liegen, daß die größte Welle an Fusionen - ausgelöst durch die Verwirklichung des Europäischen Binnenmarktes 1993 - bereits Mitte der neunziger Jahre abgeebbt ist.

Tabelle 4: Beschäftigungsanteil der 100 Größten an der Beschäftigung aller Unternehmen JahrInländische Beschäftigte

der 100 Größten

Inländische Beschäftigte aller Unternehmen[9]

Anteil der "100 Größten"

an allen Unternehmen

1986 3.360.418 19.452.707 17,3%

1996 3.949.621 24.934.117 15,8%

Quelle: Monopolkommissionsberichte 1988 und 1998 und eigene Berechnungen

Tabelle 5: Die zehn größten Unternehmen nach Beschäftigung im Jahr 1986 Rang nach

Beschäftigten

Rang nach

Wertschöpfung Unternehmen Beschäftigte Deutsche Bundespost 552.625 Deutsche Bundesbahn 268.178

1 1 Daimler-Benz AG 257.538

2 2 Siemens AG 248.900

3 3 Volkswagen AG 175.384

4 4 Ruhrkohle AG 131.600

5 10 Thyssen AG 105.104

6 9 Robert Bosch GmbH 99.465

7 5 Bayer AG 93.653

8 7 Hoechst AG 89.156

9 6 BASF AG 88.015

10 14 Mannesmann AG 74.295

Quelle: Monopolkommissionsbericht 1988: 122

(12)

3.3 Beschäftigungsentwicklung

Die 100 größten Unternehmen sind bedeutende Arbeitgeber. 1986 beschäftigten sie 17,3% der inländischen Beschäftigten aller Privatunternehmen. 1996 hat der Anteil leicht abgenommen (Tabelle 4). Die Varianz er beschäftigungspolitischen Bedeutung zwischen den hundert größten Unternehmen in beiden Samples ist groß. 1986 ist die inländische Beschäftigtenzahl bei der Daimler-Benz AG knapp 440 mal so groß wie bei der Gerling-Konzern Versicherungs- Beteiligungs-AG. 1996 verringert sich zwar der Abstand zwischen dem Spitzenreiter, der Deutschen Bahn AG, und der Gerling-Konzern AG auf das 240-fache, dennoch variiert die beschäftigungspolitische Bedeutung der hundert größten Unternehmen weiterhin sehr stark.

Wenn man die Beschäftigungsentwicklung der Unternehmen im Zeitraum von 1986 bis 1996 vergleichen möchte, sollte man den Effekt "Privatisierung der Staatsbetriebe" ausschalten. Bahn und Post waren auch 1986 die größten

Abbildung 1: Beschäftigungsentwicklung der größten deutschen Unternehmen von 1986 bis 1996

(zur Vergrößerung Grafik anklicken)

Arbeitgeber, jedoch aufgrund ihrer Rechtsform noch nicht im Sample vertreten (Tabelle 5). Daher ist es sinnvoll, die Unternehmen zu vergleichen, die 1986 und 1996 zu den "100 Größten" zählten.

Dies trifft auf 61 Unternehmen zu. Von 56 Unternehmen liegen Daten über die inländische und ausländische Beschäftigungsentwicklung vor.

Hier zeigt sich, daß die Beschäftigung in dem genannten Zeitraum um 10,3% zugenommen hat.

Allerdings verläuft die inländische und ausländische Beschäftigungsentwicklung gegenläufig:

Während die Auslandsbeschäftigung um knapp 60% zugenommen hat, ist die inländische

Beschäftigung von 1986 bis 1996 um knapp 6% gesunken. Diese Zahlen beschreiben lediglich die durchschnittliche Beschäftigungsentwicklung aller 56 Unternehmen. Die Varianz der inländischen und ausländischen Beschäftigungsentwicklung zwischen den Unternehmen ist jedoch groß.[10]

3.4 Wertschöpfung

Die Liste der hundert größten Unternehmen bemißt sich nach der Wertschöpfung der inländischen Konzernbereiche. Die betriebliche Wertschöpfung stellt den von einem

Unternehmen in einer vorgegebenen Periode geschaffenen Wertzuwachs dar, der den Beitrag des Unternehmens zum Sozialprodukt widerspiegelt. Erfaßt werden alle durch Produktion, Handel und Dienstleistungen geschaffenen Werte. Die Wertschöpfung der inländischen Konzernbereiche ist das Pendant zum Inlandsprodukt und findet in dieser Größe einen geeigneten

gesamtwirtschaftlichen Bezug. Eine solche Bezugsgröße existiert für Erhebungen auf der Basis der Weltkonzernabschlüsse nicht (Monopolkommission 1998: 152).

In Tabelle 6 wird die Wertschöpfung der hundert größten Unternehmen im Vergleich zur Nettowertschöpfung aller Unternehmen in der Bundesrepublik für die Jahre 1986 bis 1996

(13)

dargestellt. Die Nettowertschöpfung aller Unternehmen bezieht sich 1994 erstmals auf

Gesamtdeutschland. Die Vergleichbarkeit gegenüber den Vorjahren bleibt aber bestehen, weil der Beitrag der ostdeutschen Unternehmen zu dieser Größe gering ist. Der Anstieg zwischen 1992 und 1994 war einzig auf die erstmalige Einbeziehung der Deutschen Post AG und der Deutschen Bahn AG zurückzuführen. Ohne diesen Effekt hätte sich der Anteil auch in diesem Zeitraum verringert. Mit dem Sinken der relativen Bedeutung der hundert größten Unternehmen setzt sich der Trend der Vorperioden fort, in denen das Wachstum der "100 Größten" regelmäßig unter demjenigen aller Unternehmen lag (Monopolkommission 1998: 175f).

Auch in der Wertschöpfung ist die Varianz zwischen den hundert größten Unternehmen groß.

1996 übersteigt die im Inland erzielte Wertschöpfung der Deutschen Telekom AG die des Gerling-Konzerns um das 30-fache. 1986 unterschieden sich das größte und das kleinste Unternehmen der "100 Größten" um den Faktor 107.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die hundert größten Unternehmen im deutschen Kontext eine überproportional wichtige Rolle spielen. Immerhin sind 1996 rund 15 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland bei einem der Unternehmen, die sich unter den "100 Größten" befinden, beschäftigt. Der Trend ist zwar rückläufig, aber die offizielle

Beschäftigungsstatistik der Großunternehmen klammert bei der Berechnung die Arbeitsplätze aus, die indirekt von der Produktion der Großunternehmen abhängen - wie z. B. die gesamte Zulieferindustrie. Wenn dies mit in die Betrachtung einbezogen würde, dann spielen die hundert größten Unternehmen für die Beschäftigung eine noch größere Rolle. Für die Wertschöpfung der

"100 Größten" gilt ähnliches: Die hundert größten Unternehmen haben 1996 einen Anteil von rund 17% an der inländischen Wertschöpfung aller Unternehmen. Das bedeutet, daß 15% der deutschen Beschäftigten 17% der Wertschöpfung erwirtschaften.

3.4 Wertschöpfung

Die Liste der hundert größten Unternehmen bemißt sich nach der Wertschöpfung der inländischen Konzernbereiche. Die betriebliche Wertschöpfung stellt den von einem

Unternehmen in einer vorgegebenen Periode geschaffenen Wertzuwachs dar, der den Beitrag des Unternehmens zum Sozialprodukt widerspiegelt. Erfaßt werden alle durch Produktion, Handel und Dienstleistungen geschaffenen Werte. Die Wertschöpfung der inländischen Konzernbereiche ist das Pendant zum Inlandsprodukt und findet in dieser Größe einen geeigneten

gesamtwirtschaftlichen Bezug. Eine solche Bezugsgröße existiert für Erhebungen auf der Basis der Weltkonzernabschlüsse nicht (Monopolkommission 1998: 152).

In Tabelle 6 wird die Wertschöpfung der hundert größten Unternehmen im Vergleich zur Nettowertschöpfung aller Unternehmen in der Bundesrepublik für die Jahre 1986 bis 1996 dargestellt. Die Nettowertschöpfung aller Unternehmen bezieht sich 1994 erstmals auf

Gesamtdeutschland. Die Vergleichbarkeit gegenüber den Vorjahren bleibt aber bestehen, weil der Beitrag der ostdeutschen Unternehmen zu dieser Größe gering ist. Der Anstieg zwischen 1992 und 1994 war einzig auf die erstmalige Einbeziehung der Deutschen Post AG und der Deutschen Bahn AG zurückzuführen. Ohne diesen Effekt hätte sich der Anteil auch in diesem Zeitraum verringert. Mit dem Sinken der relativen Bedeutung der hundert größten Unternehmen setzt sich der Trend der Vorperioden fort, in denen das Wachstum der "100 Größten" regelmäßig unter demjenigen aller Unternehmen lag (Monopolkommission 1998: 175f).

Auch in der Wertschöpfung ist die Varianz zwischen den hundert größten Unternehmen groß.

1996 übersteigt die im Inland erzielte Wertschöpfung der Deutschen Telekom AG die des Gerling-Konzerns um das 30-fache. 1986 unterschieden sich das größte und das kleinste

(14)

Unternehmen der "100 Größten" um den Faktor 107.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die hundert größten Unternehmen im deutschen Kontext eine überproportional wichtige Rolle spielen. Immerhin sind 1996 rund 15 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland bei einem der Unternehmen, die sich unter den "100 Größten" befinden, beschäftigt. Der Trend ist zwar rückläufig, aber die offizielle

Beschäftigungsstatistik der Großunternehmen klammert bei der Berechnung die Arbeitsplätze aus, die indirekt von der Produktion der Großunternehmen abhängen - wie z. B. die gesamte Zulieferindustrie. Wenn dies mit in die Betrachtung einbezogen würde, dann spielen die hundert größten Unternehmen für die Beschäftigung eine noch größere Rolle. Für die Wertschöpfung der

"100 Größten" gilt ähnliches: Die hundert größten Unternehmen haben 1996 einen Anteil von rund 17% an der inländischen Wertschöpfung aller Unternehmen. Das bedeutet, daß 15% der deutschen Beschäftigten 17% der Wertschöpfung erwirtschaften.

Tabelle 6: Wertschöpfungsanteil der "100 Größten" an der Wertschöpfung aller Unternehmen

Jahr 100 größten Unternehmen

alle

Unternehmen

Anteil der 100 Unternehmen

1986 253.636 1.324.260 19,15%

1988 272.506 1.443.910 18,87%

1990 306.465 1.675.780 18,28%

1992 336.263 1.910.100 17,60%

1994 407.814 2.079.080 19,62%

1996 423.537 2.382.930 17,77%

Quelle: Monopolkommission 1998: 173 f.

4 Dimensionen der Internationalisierung

Fast alle empirischen Studien zur Messung der Internationalisierung von Unternehmen beziehen sich auf die Auslandsanteile an der Produktion und am Absatz, insbesondere an Beschäftigung, Investitionen und Umsatz (Hirst/Thompson 1996; UNCTAD 1997, 28). Diese Indikatoren konzentrieren sich auf den Ort der Inputfaktoren und des Absatzes von produzierenden Unternehmen. Je höher der ausländische Anteil an Beschäftigung/Umsatz/Investitionen, desto internationaler das Unternehmen. Andere Dimensionen, insbesondere die Dimension der Kapitalbeschaffung und die Streuung von Unternehmensaktivitäten, sind seltener und

hauptsächlich in jüngeren Beiträgen zu finden. Die Dimension der strategischen Ausrichtung des Konzerns (Leitbilder) ist noch nicht erhoben worden.

4.1 Die güterwirtschaftliche Dimension

Da die Internationalisierung von Unternehmen traditionell mit dem Export beginnt, gehört die güterwirtschaftliche Dimension an den Anfang. Allerdings sind Angaben über Exporte selten in Geschäftsberichten vorhanden. Für das Jahr 1986 gibt es für 27 Unternehmen Angaben über Exporte, für das Jahr 1996 lagen nur in 14 Fällen Angaben vor. Diese Fallzahl ist zu klein, um sinnvolle Aussagen über den Exportanteil am Umsatz der Unternehmen zu machen. Anders ist die Datenlage jedoch für den ausländischen Anteil am Umsatz (Auslandsumsatz). Der

Auslandsumsatz wird selten als eindimensionaler Internationalisierungsindikator benutzt. Die einzige uns bekannte Studie ist die von Riahi-Belkaoui, die den Einfluß des

(15)

Internationalisierungsgrads der Unternehmen auf ihre Performanz untersucht (Riahi-Belkaoui 1998). In den meisten Studien wird allerdings der Auslandsumsatz nicht als eigenständiger Internationalisierungsindikator benutzt, sondern er fließt als ein Bestandteil in

Internationalisierungsindizes ein (UNCTAD 1999, Schmidl 1997, Sullivan 1994; Dülfer 1999).

Der Auslandsanteil am Umsatz läßt sich für 73 Unternehmen ermitteln, die in den beiden Jahren 1986 und 1996 existieren und mindestens in einem der beiden Zeitpunkte zu den hundert größten Unternehmen zählen.[11] Insgesamt steigt der Konzernumsatz der größten Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen zwischen 1986 und 1996 stark an, nämlich von 837 Mrd. DM im Jahr 1986 auf 1,4 Billionen DM im Jahr 1996. Der Auslandsumsatz steigt ebenfalls deutlich an:

Im Jahr 1986 erreicht er 371 Mrd. DM und 10 Jahre später 756 Mrd. DM. Der Auslandsumsatz (+103%) wächst mehr als doppelt so schnell wie der inländische Umsatz (+ 40%). Somit konnte der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz von 37,4 % (1986) auf 47,2% (1996) gesteigert werden. Der Median steigt von 43,8% auf 51%.

In beiden Jahren sind die Varianz und Ausprägung des Auslandsumsatz sehr ähnlich: 1996 betrug der höchste Auslandsanteil am Konzernumsatz eines einzelnen Unternehmens in unserem Sample 85% (1986: 80,8%). Unter den 10 Unternehmen mit dem höchsten Auslandsanteil am Umsatz befanden sich 1996 sieben Unternehmen der chemischen Industrie[12] sowie die SAP AG, BMW AG und Philip Morris GmbH. Auch 1986 waren sieben Unternehmen der ersten 10 aus der chemischen Industrie, jedoch mit einer leicht anderen Zusammensetzung[13].

In 13 Fällen lag der Auslandsumsatz 1996 bei Null (1986 bei 15 Fällen). Von diesen Fällen waren 1996 die größten Gruppen Energieversorgungsunternehmen (4 Fälle) und

Dienstleistungsunternehmen (4 Fälle). Zwei Handelsunternehmen (C&A Mode und Spar Handels-AG) sowie zwei Industrieunternehmen (Deutsche Unilever GmbH und die Hamburger Gesellschaft für Beteiligungsverwaltung mbH) und eine Versicherung (Vereinte Holding AG) hatten keinen Auslandsumsatz angegeben. Im Jahr 1986 war auch die Kategorie der Unternehmen ohne Auslandsumsatz am stärksten von Industrieunternehmen bestimmt (5 Fälle). Hier

überwogen die Töchter ausländischer Mütter (Deutsche Unilever GmbH, Esso AG und

Compagnie de Saint-Gobain). Von den Industrieunternehmen mit deutschen Eigentümern hatten MBB GmbH und die Salzgitter AG einen Auslandsumsatz von Null angegeben.

4.2 Die Dimension der Produktion

Der Anteil der Auslandsbeschäftigung an der Gesamtbeschäftigung ist der gängigste

Internationalisierungsindikator (UNCTAD 1999, Hirst/Thompson 1996). Manche Autoren sehen in der Auslandsbeschäftigung auch einen hinreichenden Indikator für die Internationalisierung von Unternehmen (Glaum 1996). In jedem Fall ist der Anteil der Auslandsbeschäftigung an der Gesamtbeschäftigung der wichtigste Indikator dafür, wie sehr sich die Produktion bzw.

Dienstleistung eines Unternehmens internationalisiert hat. Ein hoher Auslandsanteil an den Beschäftigten eines Unternehmens gibt an, daß das Unternehmen nicht nur einen internationalen Absatzmarkt hat, sondern darüber hinaus auch international Waren oder Dienstleistungen herstellt.

4.2.1 Auslandsanteil an den Beschäftigten

Die Entwicklung der Auslandsbeschäftigung kann anhand von 84 Unternehmen aufgezeigt werden, die 1986 und 1996 existieren und in einem der beiden Zeitpunkte zu den "100 Größten"

zählen. Die weltweite Beschäftigung dieser Unternehmen steigt zwischen 1986 und 1996 von 3,7

(16)

Mio. Arbeitnehmer auf 4 Mio. Arbeitnehmer. Davon waren im Jahr 1996 1,45 Mio. Arbeitnehmer im Ausland beschäftigt; im Jahr 1986 waren es nur 890.000 Arbeitnehmer. Damit ist der Umfang der Auslandsbeschäftigung in 10 Jahren um 63% gestiegen. Der durchschnittliche Anteil der Auslandsbeschäftigung an der Gesamtbeschäftigung stieg von 17,8% im Jahr 1986 auf 27,3% im Jahr 1996. Der Median steigt rund 10 Prozentpunkte von 12,8% auf 23,1% an.

Im Jahr 1996 hatte Bilfinger + Berger Bau AG mit 73,2 Prozent den größten Auslandsanteil an der Gesamtbeschäftigung von allen Unternehmen unseres Samples. Unter den ersten 10

Unternehmen war dies jedoch das einzige Bauunternehmen. Die Unternehmen der

Chemieindustrie stellen auch hier die größte Gruppe mit 4 Unternehmen[14]. Die restlichen Plätze der ersten zehn verteilen sich auf Handel (Franz Haniel & Cie. GmbH), Banken

(Westdeutsche Landesbank), Dienstleistungen (Bertelsmann AG) und zwei Industrieunternehmen (Continental AG und Freudenberg & Co. KG). 1986 waren die 10 Unternehmen mit der größten Auslandsbeschäftigung noch deutlicher von den Unternehmen der Chemieindustrie dominiert (6 Fälle). Erst danach folgen Handel (Otto-Versand GmbH & Co.), Bau (Holzmann AG),

Versicherung (Allianz AG) und Dienstleistungen (Bertelsmann AG).

22 Unternehmen hatten im Jahr 1996 keine Auslandsbeschäftigten (1986: 25 Unternehmen).

Darunter befinden sich neben den Unternehmen in ausländischem Eigentum (7 Fälle) im wesentlichen Energieversorgungsunternehmen (5 Fälle) sowie auf den Binnenmarkt orientierte Dienstleistungsunternehmen (Flughafen Frankfurt AG, Axel Springer Verlag AG). Im Jahr 1986 waren von den 25 Unternehmen ohne Auslandsbeschäftigung allein 13 Töchter ausländischer Mutterunternehmen. Von den restlichen 12 Unternehmen gehörten vier zu den Energieversorgern, zwei zum Handel, ein Unternehmen zur chemischen Industrie und zwei zur metallverarbeitenden Industrie. Zu den Dienstleistungsunternehmen gehörten auch hier die Flughafen Frankfurt AG und die Neue Heimat.

Nicht alle der 84 Unternehmen haben ihre Beschäftigtenzahl im Ausland erhöht. 16 Unternehmen haben weder im Jahr 1986 noch im Jahr 1996 Beschäftigte im Ausland. Acht weitere

Unternehmen haben den Anteil der Auslandsbeschäftigung während des Zeitraums reduziert[15].

Sieben Unternehmen hatten 1986 keine Auslandsbeschäftigten, jedoch im Jahr 1996[16]. Bei zwei Unternehmen (der Südzucker AG und der Bosch-Siemens GmbH) sind die Zuwächse beträchtlich. Bei der Südzucker AG springt der Auslandsanteil von 0 auf 44%, bei der Bosch- Siemens GmbH von 0 auf 45% in 10 Jahren.

Das Unternehmen mit dem stärksten Anstieg der Auslandsbeschäftigung ist die Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH mit einem Zuwachs von über 65 Prozentpunkte von 5% auf 70%. Vier weitere Unternehmen hatten einen Anstieg des Auslandsanteils an der Beschäftigung um über 40 Prozentpunkte[17]. Darüber hinaus haben acht Unternehmen eine Steigerung ihrer

Auslandsbeschäftigung um über 20 Prozentpunkte zu verzeichnen.[18] Damit ist die Varianz in der Entwicklung der Auslandsbeschäftigung zwischen den Unternehmen unseres Samples sehr hoch.

4.2.2 Investitionen

Investitionen sind Stromgrößen, also keine Bestandsgrößen. In den Berechnungen der UNCTAD wird daher nicht der ausländische Anteil an den Investitionen, sondern am Sachanlagevermögen gemessen (UNCTAD 1999). Lediglich die Globalisierungsdatenbank des RWI Essen benutzt den ausländischen Anteil an den Investitionen als einen Internationalisierungsindikator (Döhrn 1997).

Allerdings sind die Angaben über Auslandsinvestitionen selten in Geschäftsberichten vorhanden.[19] Für das Jahr 1986 gibt es 31 Unternehmen, die Angaben über

Auslandsinvestitionen in ihren Geschäftsberichten machen. Davon berichten 15 Unternehmen einen Auslandsanteil von Null. Im Jahr 1996 ist die Datenlage noch schlechter: nur 18

(17)

Unternehmen nennen Auslandsanteile bei ihrer Investitionstätigkeit. Diese betragen in zehn Fällen Null. Aufgrund der schlechten Datenverfügbarkeit haben wir daher auf eine weitere Auswertung der Investitionsangaben verzichtet.

4.2.3 Wertschöpfung

Der Auslandsanteil an der Wertschöpfung ist ein Indikator für den Auslandsanteil an der im Ausland geleisteten Produktion. Leider sind auch die Angaben über den ausländischen Anteil an der Wertschöpfung nicht erhältlich. Man kann den ausländischen Anteil der Wertschöpfung selbst berechnen, indem man von dem im Ausland erzielten Umsatz den Umfang der Exporte abzieht und somit eine Proxy-Variable für die im Ausland erzielte Wertschöpfung erhält. Aufgrund der schlechten Datenlage bei Exportangaben mußten wir auch hier auf eine gesonderte Auswertung und eine Berechnung des reinen Auslandsumsatzes als Proxy für die Wertschöpfung im Ausland verzichten.

4.3 Die regionale Streuung

Die weltweite Verteilung der Auslandsaktivitäten kann einen wichtigen Erklärungsbeitrag zum Verständnis transnationaler Unternehmen leisten. Eine breite Streuung ausländischer Aktivitäten führt zu einer breiteren Risikostreuung, und die Präsenz vor Ort auf wichtigen Märkten kann Wettbewerbsvorteile mit sich bringen. Darüber hinaus kann die breite Streuung der

Auslandsaktivitäten die Verhandlungsmacht der Unternehmen gegenüber der heimischen Regierung stärken, da die Drohung der Standortverlagerung an Glaubwürdigkeit gewinnt. Auf Arbeitnehmerseite bedeutet die breite Streuung eine hohe Fragmentierung der

Arbeitnehmerschaft, die ihre Verhandlungsposition potentiell schwächt.

Die gängigen Internationalisierungsindizes verwenden in der Regel quantitative Kennziffern, die auf der Gegenüberstellung von Aktivitäten im Inland versus Ausland basieren. Meist wird nur ein Mindestmaß der Verteilung der grenzüberschreitenden Produktion als Bedingung festgelegt, um von Internationalisierung sprechen zu können (Glaum 1996: 9). Ein internationales Unternehmen muß nach diesem Verständnis in mehrere Volkswirtschaften integriert sein (Glaum 1996: 10).

Dieser Auffassung entspricht auch unser Verständnis von Internationalisierung, dem zufolge es einen qualitativen Unterschied darstellt, ob sich 30% Auslandsbeschäftigung auf 2 oder auf 20 Staaten verteilen. Wie weit die Auslandsaktivitäten regional streuen, wird jedoch nur selten als Maß der Internationalisierung herangezogen. Einzige Ausnahme in der jüngeren Literatur ist der Beitrag von Ietto-Gillies (1998). Sie entwickelt eine Streuungsvariable, um sie mit dem

Transnationalitätsindex der UNCTAD zu verknüpfen.

4.3.1 Meßverfahren und -probleme

Die Erhebung der Anzahl der Länder, in denen Unternehmen aktiv sind, ist allerdings mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die erste Schwierigkeit liegt in der Definition einer Auslandsaktivität.

Ietto-Gillies beschränkt sich auf die Anzahl der Länder mit verbundenen Unternehmen, wobei weder die Größe noch die Art des Unternehmens (Produktionsstätte oder Vertriebsgesellschaft) von Bedeutung ist bzw. unterschieden wird. Frühere Studien dieser Art haben die Länder mit verbundenen, assoziierten oder beiden Unternehmensformen[20] erhoben (Ietto-Gillies 1998:

24ff). In der Globalisierungsdatenbank des RWI Essen werden die ausgewiesenen Beteiligungen gezählt und anschließend aggregiert auf die unterschiedlichen Regionen verteilt (Döhrn 1997: 18).

(18)

Die zweite große Schwierigkeit liegt in der unterschiedlichen Veröffentlichungspraxis der einzelnen Unternehmen. Einige Unternehmen veröffentlichen eine fast vollständige Auflistung aller Beteiligungen, während andere nur die "wesentlichen Beteiligungen" angeben. Dabei scheint

"wesentlich" ein dehnbarer Begriff zu sein, der z.B. nicht von der Größe der Beteiligung abhängt.

So gibt die Berliner Kraft- und Licht (BEWAG) ihre 0,53% Beteiligung in Moskau unter der Rubrik wesentliche Beteiligungen an. Hinzu kommt, daß sich die Praxis auch im Zeitverlauf ändert, so daß nicht nur der Vergleich zwischen Unternehmen sondern auch bei einem

Unternehmen über die Zeit nur unter Vorbehalt durchgeführt werden kann.[21] So ist die Bayer AG ihrem Geschäftsbericht 1996 zufolge nur noch in 14 Ländern mit wesentlichen Beteiligungen vertreten. Für das Jahr 1986 sind dagegen konsolidierte Beteiligungen in 59 Ländern aufgeführt.

Dieser drastische Rückgang ist im durch eine veränderte Berichtspraxis zu erklären. In unserem Sample befinden sich 13 Unternehmen, deren Auslandsbeteiligungen nach Angaben der

Geschäftsberichte deutlich zurückgehen. Davon legen allein 8 Fälle eine geänderte

Publikationspraxis als Erklärung nahe, da statt "Gesellschaften und Beteiligungen" z.B. zehn Jahre später "Wesentliche Gesellschaften und Beteiligungen" angegeben werden oder die

Auflistung aller konsolidierten Unternehmen aufgegeben wurde. Aus dem Sample ausgeschlossen wurden jedoch nur die Beteiligungsangaben, bei denen durch ergänzende Informationen eine gegenläufige Entwicklung der Streuung angezeigt wurde.

Aufgrund der Abhängigkeit der Beteiligungsdaten von der Publikationspraxis des Unternehmens können anhand der numerischen Angaben nur sehr vorsichtige Aussagen getroffen werden. Die Datenunsicherheit rechtfertigt zum Beispiel keine Erstellung einer Rangliste. Ebensowenig können für jedes Unternehmen zuverlässige Aussagen über den prozentualen Zuwachs der Streuung eines Unternehmens zwischen 1986 und 1996 getroffen werden. Unternehmen, deren Angaben über Auslandsaktivitäten sich offensichtlich auf eine geänderte Berichtspraxis zurückführen lassen, müssen bei der Auswertung unberücksichtigt bleiben. Vor diesem

Hintergrund kann man dennoch davon ausgehen, daß die Daten "eine Informationslücke" füllen und eine breite Basis bilden, "um die Regionalstruktur der Auslandsaktivitäten darzustellen"

(Döhrn 1997: 17).

Um der Datenunsicherheit zu begegnen, wurden die Unternehmen nicht nach der absoluten Anzahl der Länder klassifiziert, in denen sie tätig sind, sondern es wurde eine Einteilung der Streuung in die Kategorien "stark", "mittel" und "schwach" vorgenommen. Dieser

Unterscheidung liegen die Beteiligungsdaten zugrunde. Wir haben uns dafür entschieden, jede Beteiligung im Ausland zu berücksichtigen, unabhängig davon, wie groß die Anteile sind oder ob es sich um verbundene, assoziierte oder konsolidierte, Tochter- oder Enkelunternehmen

handelt.[22] Offensichtliche Änderungen der Publikationspraxis und überzeugende Angaben darüber, daß die genannten Beteiligungen nur einen geringen Anteil der tatsächlichen

Auslandsaktivitäten abbilden, wurden bei der Zuordnung in die Gruppen berücksichtigt. In diesen Fällen wurden auch Angaben über Produktionsstätten und Vertriebsgesellschaften sowie über die

"weltweite Präsenz" herangezogen. So wurde die Bayer AG trotz drastisch gekürzter

Beteiligungsübersicht weiterhin als ein stark gestreutes Unternehmen eingestuft, da sie an anderer Stelle angibt, in 150 Ländern mit Niederlassungen und Vertriebsgesellschaften vertreten zu sein.

4.3.2 Datenverfügbarkeit

In fast jedem Geschäftsbericht findet sich eine Auflistung der wesentlichen Beteiligungen des Konzerns im Ausland. Damit ist die Anzahl der Länder mit Beteiligungen der sinnvollste Indikator für die weltweite Streuung eines Unternehmens. Sie konnte für 1986 in 62 Fällen und für 1996 in 84 Fällen ermittelt werden.

(19)

Demgegenüber gab es in den Geschäftsberichten 1986 nur in 13 Fällen Angaben zu

Produktionsstätten und in 12 Fällen Angaben zur Streuung der Vertriebsgesellschaften oder Filialen. 1996 betrug die Fallzahl 23 bzw. 20, wobei für beide Jahre nur in 9 Fällen die absolute Anzahl der Länder auszumachen war, da die Schnittmenge zwischen Ländern mit

Produktionsstätten und Ländern mit Vertriebsgesellschaften nicht aus den Daten hervorging.

Obwohl die Anzahl der Länder mit Vertriebsgesellschaften im Jahr 1996 zwischen 4 und 190 streut und somit die potentielle Aussagekraft dieser Variablen demonstriert, reicht die Anzahl der erhobenen Fälle bei weitem nicht aus, um robuste Aussagen zu treffen.

Zusätzlich zu den Produktions- und Vertriebsgesellschaften wurden bei der Durchsicht der Geschäftsberichte allgemeine Angaben zur weltweiten Präsenz erhoben. Ergänzend wurde diese Recherche auf den Homepages der noch existierenden Unternehmen für 1999 durchgeführt.

Statements dieser Art waren 1986 in 12, 1996 in 29 und 1999 in 56 Unternehmen zu finden, wobei Informationen wie "weltweit" oder "in fast allen Ländern der Erde" nicht numerisch kodiert wurden. Diese Daten lassen sich jedoch nur schwer interpretieren. Es wird daraus lediglich deutlich, daß das Bekenntnis zur Internationalität heute als wichtiger erachtet wird als noch 1986. Darüber hinaus sind die Fallzahlen für eine Auswertung zu gering.

4.3.3 Ergebnisse

Für die Einteilung der Streuung in schwach, mittel und stark wurden die Unternehmen in drei etwa gleich große Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe umfaßt Unternehmen mit Beteiligungen in bis zu 6 Ländern, die zweite Unternehmen mit Beteiligungen in sieben bis 16 Ländern und die dritte Gruppe enthält Unternehmen mit Beteiligungen in mehr als 16 Ländern.

Im Jahr 1986 haben demnach 24 Unternehmen eine starke Streuung ihrer Auslandsaktivitäten (1996: 33); 22 Unternehmen haben eine mittlere Streuung (1996: 31) und 18 Unternehmen eine schwache Streuung (1996: 23). 1986 stellt die Bayer AG den Spitzenreiter mit Beteiligungen in 59 Ländern; 1996 teilen sich den ersten Platz die Bertelsmann AG, die Beiersdorf AG und die Mannesmann AG mit Beteiligungen in 45 Ländern.

Für 1986 geben 7 Unternehmen keine ausländischen Beteiligungen an.[23] Zugleich weisen sie nicht darauf hin, daß es sich ausdrücklich um ein Verzeichnis der inländischen Beteiligungen handelt. Es wird daher davon ausgegangen, daß in diesen Fällen keine (erwähnenswerten) Auslandsbeteiligungen vorliegen. Mit Ausnahme der Bayer AG streuen alle Unternehmen über den Bereich von 0 bis 39 Ländern. 50% der Unternehmen gaben Beteiligungen in bis zu 14 Ländern an, die andere Hälfte streut breiter über den Bereich von 15 bis 59 Ländern.

Beschränkt man die Betrachtung auf Europa, so finden sich Beteiligungen in bis zu 16 europäischen Ländern. Zwei Unternehmen haben ausschließlich Beteiligungen im

außereuropäischen Ausland (Hamburgische Electricitäts-Werke (HEW) AG, Ruhrgas AG) und drei Unternehmen ausschließlich in Europa.[24]

Die Verteilung im Jahr 1996 ist der von 1986 sehr ähnlich.[25] Fünf Unternehmen sind nicht im Ausland vertreten.[26] Das Unternehmen mit der stärksten regionalen Streuung hat Beteiligungen in 45 Ländern. 50% der Unternehmen geben maximal 13 Länder mit Auslandsbeteiligungen an.

Das Unternehmen mit der höchsten Präsenz in Europa ist die Bertelsmann AG, die in 23 Ländern vertreten ist. Die Hälfte der Unternehmen gibt Beteiligungen in bis zu 8 europäischen Ländern an.

Kein einziges Unternehmen ist mehr ausschließlich im außereuropäischen Ausland vertreten. Die Zahl der rein europäischen Unternehmen steigt jedoch im Vergleich zu 1986 von 3 auf 28.[27]

Damit zeichnet sich in der regionalen Streuung ein deutlicher Bedeutungszuwachs europäischer

(20)

Beteiligungen im Vergleich zum außereuropäischen Ausland ab.

Betrachtet man die Unternehmen, die 1986 oder 1996 zu den größten 100 zählen, dann nimmt in 46 Unternehmen die Zahl der Länder zu. In 17 Fällen nimmt die Zahl der Länder ab. Im Schnitt ergibt sich eine Zunahme um 3,7 Länder. Den höchsten Zuwachs in absoluten Zahlen verzeichnet die Freudenberg & Co. KG mit einem Anstieg um 21 Länder. Insgesamt nimmt also die Streuung der Unternehmen eher zu als ab.

Insgesamt 53 Unternehmen haben während dieses Zeitraums die Kategorie nicht gewechselt. In 7 Unternehmen[28] gelingt ein Aufstieg von "schwach" zu "mittel". 9 Unternehmen[29] bewegen sich von einer "mittleren" Streuung auf eine "starke" Streuung zu. In einem Fall - der Ruhrgas AG - gelingt sogar ein Sprung von "schwach" auf "stark". Nur in wenigen Fällen vermindern

Unternehmen ihre regionale Streuung. Drei Unternehmen rutschen aus der Kategorie "mittel" in die Kategorie "schwach".[30] Zwei Unternehmen sinken von der starken in die mittlere Kategorie (VEBA AG, Thyssen AG).

Die gestiegene Streuung findet man stärker in Europa als im außereuropäischen Ausland. In 51 Unternehmen nimmt die Zahl der europäischen Länder mit Beteiligungen zu; nur in 29

Unternehmen nimmt die Zahl der außereuropäischen Länder mit Beteiligungen zu.

Durchschnittlich steigt die Zahl der europäischen Länder, in denen Unternehmen Beteiligungen haben um 3 Länder; die Zahl der außereuropäischen Länder jedoch nur um 0,7. Damit ist die zunehmende regionale Streuung deutscher Großunternehmen in erster Linie eine Europäisierung.

4.4 Die kapitalmarktbezogene Dimension

In diesem Abschnitt werden Internationalisierungsindikatoren behandelt, die sich eher um die Kapitalmärkte als um die Produktmärkte gruppieren. Der erste dieser Indikatoren soll etwas über den Grad an Internationalität der Eigentümerstrukturen aussagen. Die Angaben zur

Bilanzierungsmethode - nach deutschen oder internationalen Regeln - wurden in diese Gruppe aufgenommen, weil die Rechnungslegung nach den International Accounting Standards oder den General Accepted Accounting Standards von der Forschung als ein Signal an die Kapitalmärkte im Sinne von "Shareholder Value" interpretiert wird (z.B. Graf et al. 1997: 10f). Auch die Notierung an ausländischen Börsen ist als Mittel zur Demonstration von Kapitalmarktnähe zu interpretieren.

4.4.1 Internationalisierung der Eigentümerstrukturen

Die Veränderung der Eigentümerstrukturen großer deutscher Unternehmen wird besonders in der Debatte um die Zukunft des "deutschen Modells" der Corporate Governance diskutiert. Die Internationalisierung und die Institutionalisierung des Aktienbesitzes werden von vielen Beobachtern für die aktuelle Welle von Unternehmensumstrukturierungen und für die

"Shareholder Value"-Orientierungen mancher deutscher Unternehmen verantwortlich gemacht (Feddersen u.a. 1996: 3, Büschgen 1997: 17, Perina 1997). Im Zentrum der Diskussion stehen dabei angloamerikanische Aktienhalter: Insbesondere in den USA ist der Aktienbesitz in hohem Maße institutionalisiert, und amerikanischen Fonds wie Calpers oder Fidelity nehmen auf verschiedenen Wegen Einfluß auf die Unternehmen, an denen sie durch Aktienbesitz beteiligt sind (Rubach/Sebora 1998: 171, Fehr 1997).

Bei deutschen Tochterunternehmen ausländischer Mutterkonzerne beträgt der ausländische Eigentümeranteil 100%. Das gilt z.B. für die Adam Opel AG, IBM Deutschland GmbH oder die

(21)

Philip Morris GmbH. Im Falle von Aktiengesellschaften setzt sich der ausländische Anteil an den Eigentümern aus Einzelbesitz außerhalb Deutschlands und dem ausländischen Anteil am

Streubesitz zusammen. Beispiele für größere ausländisch gehaltene Aktienpakete sind die kuwaitischen Anteile an der Hoechst AG und der Daimler-Benz AG.

Ein knappes Drittel der 100 betrachteten Unternehmen - genau 30 - sind zum Zeitpunkt 1996 in ausschließlich deutscher Eigentümerschaft und somit in dieser Dimension überhaupt nicht internationalisiert. 14 Unternehmen sind deutsche Tochterunternehmen ausländischer

Mutterkonzerne, die somit zu 100% oder annähernd 100% in ausländischem Eigentum sind. In 7 der 14 Fälle handelt es sich um amerikanische Eigentümerschaft.[31] Die verbliebenen

Unternehmen sind deutsche Töchter niederländischer (Deutsche Unilever GmbH, Philips GmbH), schweizerische (ABB AG, Nestlé Deutschland AG) oder französischer (Alcatel SEL AG,

Compagnie de Saint-Gobain, Colonia Konzern AG) Mutterkonzerne.

Die restlichen 56 Unternehmen weisen eine mehr oder weniger starke Internationalisierung ihrer Eigentümerstrukturen auf. Nicht in allen Fällen gelang es, den internationalen Anteil am

Streubesitz deutscher Aktiengesellschaften zu ermitteln: In 17 Fällen konnte diese Auskunft nicht erhoben werden. Die Angaben beziehen sich außerdem nicht auf einen präzisen Zeitpunkt, sondern auf unterschiedliche Zeitpunkte in den späten 1990er Jahren. Denn die befragten Unternehmen führen nur in unregelmäßigen Abständen Untersuchungen zur Erhebung ihrer Aktionärsstruktur durch. Unternehmen mit viel Streubesitz (siehe Monopolkommission 1998:

228ff.) können eine besonders weitreichende Internationalisierung ihrer Aktionärsstrukturen vorweisen.

An der Spitze stehen die Mannesmann AG und die Metallgesellschaft AG, für die 60-70% an Aktien ermittelt wurden, die außerhalb Deutschlands gehalten werden. Bei 8 Konzernen zeigt sich ein Internationalisierungsgrad der Aktionärsstruktur zwischen 40% und 60%.[32] Bei den restlichen Unternehmen sind maximal 30% der Anteile in nichtdeutschem Besitz. Bezieht man die deutschen Auslandstöchter nicht in die Betrachtung mit ein, dann ergibt sich ein

durchschnittlicher Anteil von 16% der Unternehmensanteile, die in ausländischer Eigentümerschaft sind.

4.4.2 Notierung an ausländischen Börsen

Börsennotierungen gehören zu den Kapitalbeschaffungsstrategien, ein Finanzierungseffekt kommt allerdings nur im Falle einer Kapitalerhöhung zustande. Patrick Schmidl (1997: 110ff.) kommt in einer Fallstudie zur Notierung der Daimler Benz AG an der New Yorker Börse zu dem Ergebnis, daß ihr eher Werbegründe und die Begleitung ausländischer operativer Tätigkeiten als

Finanzierungsmotive zugrunde lagen. Vor allem aber sind ausländische Börsennotierungen als Kommunikationsmittel zwischen Unternehmen und Kapitalmarktteilnehmern zu interpretieren:

Die Unternehmen demonstrieren ihre Nähe zum Kapitalmarkt.

Es wurden 25 deutsche Unternehmen ermittelt, die an ausländischen Börsen notiert sind. Die Unternehmen mit den meisten Auslandsnotierungen sind die Bayer AG (an 13 ausländischen Börsen notiert), Volkswagen AG (11), Hoechst AG (10) und die Deutsche Bank AG (9). Die Anteile an Aktien deutscher Unternehmen, die an diesen Börsen umgesetzt werden, sind aber sehr gering. Mit ausländischen Börsennotierungen verfolgen deutsche Unternehmen vermutlich in der Tat eher Prestige- als Finanzierungsmotive. Als besonderes Signal an die internationalen Kapitalmärkte müssen Notierungen an der New York Stock Exchange (NYSE) interpretiert

werden. Unternehmen, die in New York notiert sind, müssen sich der strengen US-Börsenaufsicht unterwerfen. Fünf Unternehmen aus der betrachteten Grundgesamtheit haben diesen Börsengang

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Offensichtliche Unterschiede in Zusammensetzung und/oder Position einzelner Unternehmen, die bei dem Vergleich der Liste der größten Arbeitgeber mit der der umsatzstärksten

Nach wie vor führt die Talanx-Gruppe (u.a. Marke HDI) die Liste der größten Versicherer mit einem deutlichen Vorsprung an. Der Konzern konnte im Geschäftsjahr 2019

Entgelte für Wartung und Reparatur an Waren, welche im Rahmen des Ausbesserungsver- kehrs vorübergehend in die Schweiz ein- oder aus der Schweiz ausgeführt werden -> nicht

Abschlussjahre 2001 bis 2010, Beobachtungsjahr 2011, ISCO-88 Hauptgruppen 1 und 2 Angaben in Prozent. Zuwanderer über die

• Integration internationaler Dimensionen (= Internationalisierung) ist eine der Querschnittsaufgaben in einer hochschulweiten Strategie. • Internationalisierung erfolgt in

Anders als in der FAZ-Beilage werden für die Analyse aus- schließlich die Mutterkonzerne (z.B. Deutsche Post AG) her- angezogen, sodass sich die Gesamtzahl der Unternehmen um

Die Erfahrungen mit Politikdiffusion zeigen aber deutlich, dass die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermarktung eigener Politikansätze der Erfolg dieser Ansätze

Da diese Daten zunächst bei den lie- fernden Stellen aufbereitet und geprüft und dann nochmals im BBSR für eine Veröffentlichung in Form von Indikatoren aufbereitet werden, gibt