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^f^- Von 0. Böhtlingk.
^ ist bis jetzt nur als Masculinum belegt; ein Nomen
abstr. von oder f^l^ , auf die man ^ zurückzuführen
versucht hat, würde ein Neutrum ergeben. Beide Ableitungen bieten
ausserdem lautliche Schwierigkeiten, insbesondere die von f^^^, die
Lüdei-s in scharfsinniger Weise bespricht*), und die von Aufrecht
gutgeheissen wird '). Auch die damit gewonnenen Bedeutungen lassen
Etwas zu wünschen übrig. ^ würde nicht das Gelüste einer
Schwangeren, sondern etwa den Widerwillen gegen bestimmte Speisen
ausdrücken, während das Nomen abstr. von foil^ zunächst nur die
Schwangerschaft zu bezeichnen geeignet wäre.
Allen Schwierigkeiten entgehen wir, wenn wir in
+ ^ zerlegen und das Wort als substantiviertes Adjeetiv
fassen mit etwaiger Ergänzung von ^TTf oder 'WfHWT^. Nicht
die allmähliche Entwickelung des Kindes im Mutterleibe war dera
Inder eine rätselhafte Erscheinung , wohl aber die wiihrend der
Schwangerschaft vorsichgehende Milcherzeugung in den Brüsten.
Lag es nun nicht nahe, diese dem Genuss von Speisen zuzuschreiben,
nach denen eine Schwangere besonderes Gelüste trägt? wäre
demnach das Verlangen nach dem, was Milch erzeugt.
Neben dem gut beglaubigten kann das bei Suäruta
wuchernde, etymologisch angehauchte nicht weiter in Betracht
kommen. ^ in dor Bedeutung von ^1$^ ist ein missglückter
etymologischer Versuch Hemacandras. Auch fo^^^Ml als Bezeich¬
nung einer Schwangeren ist, wie schon das l'W. unter ^^n^«l\
bemerkt, eine etymologische Spielerei, wie wir deren viele schon
in den Brähmana antreffen.
1) In Nacliricliten der K. (leselbclmrt der Wissenschaften zu Göttingen, Phil.-hist. Klasse 1898, S. 1 fgg.
2) In Bd. 52 dieser Zeitschrift, S. 763.
N. S. Ein Freund macht mich darauf aufmerksam, dass auch
Jolly in Idg. F. X, 213 fgg. Lüders' Ableitung billigt und weiter
7.U begründen versucht. Autli diese, Autoritilt hat mich von der
Richtigkeit der Ableitung und Erkliirung des Wortes nicht über¬
zeugt: der Weg ist zu lang und zu gewunden.
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Verzeichnis der tibetischen Handschriften der König¬
lichen Bibliothek zu Dresden.
Von Berthold Laufer.
Über die tibetiseben Werke der Königlichen Bibliothek zu
Dresden lagen bisher keine ]\Iitteilungen vor. Auch der dortige
Handscbriftenkatalog enthält keine Angaben über dieselben. Wo
nichts bemerkt, handelt es sich um Handschriften ; Holzdrucke sind
nur drei vorhanden, nämlich Nr. 77, 105, 133. Eine sachliche
Einteilung liess sich bei der Beschaffenheit des Materials nicht
durchführen. Pür die Anordnung der im Kanjur befindlichen
Schriften war natui'geniäss die Keilienfolge derselben im Index des
Kanjur massgebend. Unter A n s se n ti t e 1 ist die in die Mitte des ersten Blattes gesetzte Aufschrift zu verstehen, unter Iiinentitel
der oder die das Werk zu Beginn des zweiten Blattes eröffnenden
Titel, unter Kan d ti te 1 die lilngs des linken Randes jeder Vorder¬
seite (juer geschriebenen Titel , unter >Sc h 1 u s s t i t el die vor dem
Kolophon am Sdilu.ss des Werkes stehenden Titel. Innen- und
Schlusstitel sind in der Regel identisch, Aussen- und Innentitel oft
verschiedeu gefasst; in manclien Büchern weichen alle dnu Titel
von einander ab, manche besitzen nur Innentitel. Die liandtitel
geben den Haupttitel verkürzt in seinen wesentlichen Stichwörtern
wieder. Wo im Verzeichnis kein Raiultitel angegehen, ist anzu¬
nehmen, dass derselhe fehlt. Die Kenntnis der Randtitel ist von
grosser Wiclitigkeit, da in dor Litteratur gewöhnlich nach diesen
citiert wird ; daher hahe icli dieselben auch alphabetisch in ein ^in
Index zusanunengestellt. Schliesslich sei bemerkt, dass es sich bei
diesem Verzeichnis nicht um eine offizielle Katalogisierung handelt, vielmehr die Arheit meiner |)er.sönlicheii Tnitiiitive entspringt. Dit;
zahlreichen Miliigel, die derselben anliaft(?n, mögen ihre Kntschnhli- gung in dem UinstJinde finden, dass i(^li nur wenige Tagi^ in Dre.sden
zubringen konnte. Der Verwaltung der Königlichen Hibliothcik sei
für die au.sseronlentliche /uvorkoiiinienheit, mit der mir sowohl
ihre tibetisclien als iiiongolisehen Handschriftenschiltze zur Ver¬
fügung gestellt wnrden, auch an dieser Stelle der verbindlichste
Dank ausgesprocium.