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Bericht über eine Sammlung indischer Münzen.
Von W. Pertsch.
Mit 2 lithogr. Tafeln.
Vor mehreren Jahren wurde von Herrn Professor G. Bühler
in Bombay dem kgl. Münzcabinet in Berlin eine Sammlung von
1233 Stück (60 M , 1168 M, 3 Blei, 2 Zinn) indischer Münzen
zum Geschenk gemacht. Diese Sammlung wurde im Frühling dieses
Jabres auf Veranlassung des Herrn Prof. A. Weber mir zur Be¬
stimmung, Ordnung und Beschreibung übergeben; und von dem
Resultat dieser jetzt beendeten Arbeit mit kurzen Worten Bericht
zu erstatten, ist der Zweck dieser Zeilen.
Diejenige Münzkategorie, auf welche ich natürlich vor allen
Dingen meine Aufmerksamkeit wandte, die der altindischen Münzen,
ist leider nur schwach vertreten. Ausser einer sehr schlecht er¬
haltenen sogenannten indo-säsänidischen Münze (Prinsep's Essays I
PI. XXXIII No. 11 und 12) und einem gleichfalls sehr schlechten
Exemplar des unbestimmten Münzchens, welches bei Wilson, Ariana
antiqua p. 416 No. 8 beschrieben und PI. XV No. 33 (auch in
Prinsep's Essays I PI. IV No. 8 und PI. XX No. 39) abgebildet
ist, sind nur Münzen der Säh-Dynastie von Suräshtra, sowie das
sogenannte Eselsgeld \S Lffijwi") in längerer Reihe vertreten.
Auch das letztere wird , nach seinen hauptsächlichen Fundorten
Gugarät und Ugen, von Prinsep I, 341 und Wilson Ar. ant. 413
nach Suräshtra gewiesen. Vou den Säh-Fürsten sind neun sicher
bestimmbare Münzen vorhanden , welche sich unter den zweiten
König (Rudrasäh, 2 St.), deu neunten (Vi^;vasinha 1 St.), deu elf¬
ten (Atridäman 3 St.), den zwölften (Vicjvasäh 1 St.), und den
vierzehnten (Svämi Rudrasäh 2 St.) vertheilen ^) ; alle diese Münzen
.sind , haben eine Grösse von 2—3 (nach Mionnet's Müuzmesser)
und variiren im Gewicht zwischeu 1,55 und 2,46 pariser Grammen.
Ausserdem sind noch neun gleichfalls hierher gehörige, aber wegen
schlechter Erhaltung nicht näher bestimmbare Müuzen vorhanden,
welche ein Durchschnittsgewicht von 1,89 ergeben. An diese Serie
1) Vgl. besonders den Aufsatz „on the Dynasty of the Sih kings of Su- rishtra" von E. Thomas im zwölften Bande des Journal of tho R. As. Soc.
of Gr. Br. and Irei. (London 1S50).
Bd. XXV. 40
606 Pertsch, Bericht iiher eine Sammlung indischer Münzen.
der Silbermünzen scbliessen sicb zunächst zwei M. an (Gr. 2,
Gew. 2, 12), welche den Silbermünzen in ihrer Prägung ganz
entsprechen, ihrer mangelhaften Erhaltung wegen aber nicht näher
zu bestimmen sind. Diesen Münzen analog ist ein kleines, anepi-
graphes Münzchen {M., Gr. 1, Gew. 0,59), welches ebenso auf der
einen Seite einen Kopf, auf der anderen Öaitya, Linie, Stern und
Halbmond (?) zeigt; auf ein Papier, in welches dieses und noch
15 ähnliche Münzchen, deren Prägung aber gänzlich zerstört ist,
eingewickelt waren, hatte Jemand geschrieben „Svämi Rudradäma
Cas, Prinsep"; mit welchem Rechte dieselben gerade diesem Fürsten
zugetheilt werden sollen, kann ich indess nicht einsehen. — Das
„Eselsgeld", von dem wir endlich zu sprechen haben, kann zu¬
nächst, nach der geringeren oder grosseren Rohheit der Zeichnung
in zwei Classen geschieden werden, als deren Repräsentanten die
Abbildungen bei Prinsep PI. XXVII, 13. 14. 15 für die eine und
16 für die andere Classe gelten können. Von der ersten, besser
ausgeführten Classe liegt ein gut erhaltenes Exemplar in JR,. (Gr.
2— 3, Gew. 4,08) und ein sehr schlecht gehaltenes in M. (Gr. 4,
Gew. 3,15) vor; von dem zweiten, roheren Typus drei Stück M.
uud zebn JE., sämmtlich gut gehalten: sie baben gleichmässig eine
Grösse von 2—3, das Durchschnittsgewicht der iR. beträgt 4,36,
das der M. 3, 78.
Wenden wir uns nun zu den neuen indischen Münzen, so ist
zunächst die Pathän-Dynastie von Dihli mit 39 Münzen vertreten,
welche sich auf die einzelnen Fürsten in folgender Weise vertbeilen:
P'iröz Schäh II (689—95) drei Exemplare der Münze Thomas
(Chronicles of the Pathän Kings of Dehlf, London 1871) No. 122;
Muhammad Schäh (695—715) 11 Münzen: Th. 136 und 137;
Qutb-aldin Mubärakschäb (716—20) 4 St, Th. 151; Gbijätb-aldiu
Tughlaqschäh (720—25) 5 St.: Th. 164 (von den Jahren 721, 722,
724, 726 und 727, vgl. Thomas p. 191 Anm.); Muhammad b.
Tughlaqschäh (725 —52) 5 St.: Th. 189, 182, 219 und Num.
Chron. X p. 52 No. 89, ausserdem dieselbe Münze in Silber, wel¬
che Thomas p. 209 No. 173 als N. abbildet und beschreibt: das
vorliegende p]x. hat demgemäss in der Randschrift des Rv J.A*3l iÄä>
statt ^UjaJI iÄS»; Firoz Schäh III (752—90) 4 St. (oder 5, un¬
bestimmt): Th. 228, 231 oder 234, 233 oder 239; derselbe mit
seinem Sohne Fath Khän 1 St., Th. 242; Sikandar Schäh (894—
923) 2 St.: Th. 316 (?); Scher Schäh (947 — 52) 1 St.: Th. in
Num. Chron. X, 168 No. 188; Isläm Schäh (952 — 60) 2 St.:
Th. 363 (vom J. 959) und dann (bei Th. fehlend) eine Münze mit
derselben Prägung, aber nur die Hälfte der vorigen (Gr. 5 und
3— 4, Gew. 18,65 umi 9,36); das Jahr fehlt auf der letzteren. —
An die Patbän-Dynastie schliesst sich die der Schariii-Fürsten von
Gänpür an. Dieselbe ist durch eiue Münze des Ibrähim Schäh
Scharqi (804—44) vom J. 835 vertreten; dieselbe Münze, aber
Pertsch , Bericht über eine Sammimig indischer Hfünzen. 607
vom J. 836, ist abgebildet bei Marsden, Num. or. PI. XXXVII
No. DCCLII (Gr. 3, Gew. 3,81).
Nacb den Pathän - Sultanen nehmen in erster Reihe deren
Nachfolger als Bßherrscher eines grossen TheUs von Hindustän,
die Moghul-Kaiser oder Baberiden, unsere Aufmerksamkeit in An¬
spruch. Dieselben sind mit ungefähr 290 Münzen vertreten, von
denen freilicb etwa 80 St. so schlecht erhalten sind, dass man nur
noch aus den auf ihnen vorhandenen Inschriftresten auf ibre Zu¬
gehörigkeit zu dieser Dynastie scbliessen darf, ohne doch dieselben
näber bestimmen zu können. Was die bestimmbaren Münzen be¬
trifft, so ist Akbar (963—1014) mit 52 St. vertreten; von Monaten werden auf denselben Farwardin, Ardi-Babisht, Tir, Mardäd, Schar-
jür und Äbän, von Prägeorten ^p,^ jilb (vgl. Marsden No.
DCCCXXIX), Dihli und Ahmadäbäd genannt; eine Anzahl Daten
sind nach der Ilähi-Aera angegeben, andere nach der gewöhnlichen;
die letzteren meist mit Worten, nicht mit Ziffern. Von Gihangir
(1014—37) sind 5 Stück (worunter drei Zodiakal-Münzen M- mit
Zwillingen, Stier und Krebs) vorbanden; von Schäb-i-gihän (1037
— 68) 31 St. mit den Prägeorten Sürat und Multän. Besonders
zahlreich ist eine Classe von Kupfermünzen vertreten, welche auf
dem A. ...^J~^iÄ. (?)*.**- ^^Lj*. i>L.i; u5^L.« ».x*., auf dem Rv. fol¬
gende Inschrift:
j- ^^ [gi ]
y ^^TfT^
y^Ä»
zeigen. Die Bedeutung des ^ "«( l^j^T. ist mir nicht klar; der
Säbel bezeichnet wahrscheinlich den Prägeort (vgl. Symbols No.
89—94 auf PI. XLVI in der neuen Ausgabe von Prinsep's Useful
Tables). Einige dieser Münzen haben auch noch die Nebenzeichen
oder Contremarken T[ <\ \ und einzeln oder zusammen ; eine
auch (vgl. Symbols No. 108) auf dem Rv. und daneben auf
dem A. einen Dreizack (vgl. Symbols No. 42 ff.). Von Awrangzeb
(1068—1118) finden sich 26 Müuzen, die nicbts Bemerkenswertbes
bieten; von 'Älamgir II (1167 — 73) 18 St, von Schäh-i-'Älam
(1173 -1221) 13 Stück, unter welchen auch die von den Engländern
unter dem Namen des genannten Kaisers geprägten Münzen mit
inbegriffen sind. Hervorheben will ich eine M. mit c »Li und der
Zahl was, wie der Rv. ^j-y-i^- (f »*« zeigt, jedenfalls als 1186
zu lesen ist; ferner eine sogenannte Indore-Rupie mit der Sonne
(Prinsep, U. T. PI. XLV No. 11, Gr. 4, Gew. 11,23) und zwei
ebensolche Viertelrupien (Gr. 1—2, Gew. 2,8); endlich eine JE-
Münze mit il'.1..v>L auf dem A., wäiu-end Rv. in der Mitie eine
40*
608 Pertich, Bericht über eine Sammlung indischer Münzen.
längliche Scheibe, darüber ^JTT (wahrscheinlich Bezeichnnng des
Prägeortes, s. Symbols No. III) nnd links davon (j«jJb- zeigt.
Drei andere Münzen, welche Tfff statt ^TTT (Symbols No. HO),
oder statt der Scheibe einen Säbel oder die Figur Tafel II No. 41
zeigen, sind wegen ihrer Aehnlichkeit mit der durch die Jahres¬
zahl 1206 sicher bestimmten hierher gesetzt. — Von Akbar II
(1221—?) — 50 Stück — ist besonders eine ßeihe von Münzen
zu erwähnen, welche auf dem A. den Namen »Li yS\ und eine
Hi^rah-Zahl (1222-34), auf dem Rv. die Öulüs-Zahl und in der
Mitte ^1 1 öTf — wahrscheinlich Bezeichnung eines Prägeortes —
haben; die Grösse dieser Münzen varürt zwischen 3 und 5, ihr
Gewicht zwischen 3,94 und 10,25; zwei sonst ganz ebensolche
Münzen (Gew. 10,49 und 4,69) haben hinter den Devanägari-Bucb-
staben auf dem Rv. noch eine Blume. — Zum Schlüsse unsrer
Mittheilungen über die Baberiden - Münzen sei es uns gestattet,
noch einer zweifelhaften Münze Erwähnung zu thnn. Dieselbe hat,
bei einer Grösse von 6 und einem Gewicht von 6,86, folgende
Inschriften:
A. Rv.
(Jo\mm '
Ifvo —-/to
J— ^-7- J
Obgleich ich die Inschriften im Einzelnen nicht zu erklären
weiss , so ist es doch wahrscheinlich , dass der Säbel oder das
^ ; Jjf des Rv. , oder beides den Prägeort bezeichnen , kaum
zweifelhaft ferner , dass das jLjj des A. zu j^^L^ zu ergänzen ist,
und sicher, dass die Münze im J. 1275 = 1858/9 d. h. während
der Seapoy-Revolution, geprägt ist. Bedenken wir nun, dass der
letzte Moghul-Scheinkaiser , welcher sich an der Revolution bethei¬
ligte und eben deshalb der ibm bis dahin von den Engländern ge¬
lassenen Pension und äusserlichen Ehren verlustig ging, Bahädur
Schäh hiess, so liegt die Vermuthung nahe, dass die vorliegende
Münze eben von diesem Fürsten oder doch in seinem Namen wäh¬
rend der kurzen Zeit, als der Aufstand Erfolg verspracb, ausgegeben
sein dürfte. Ob diese Vermuthung gegründet ist oder nicht, wird
sich durch Benutzung besserer Exemplare entscheiden lassen. Eine
sonst sehr ähnliche Münze (aber ohne jj^^Lfj) hat auf dem Rv. über
dem Schwerte die Zahl ^'^ (Gulüs-Zahl?) und links davon eine
Figur, die ich für ein linga halte.
Die nächste Münzsuite, welche sich nnserer Betrachtung dar¬
bietet, ist die der Sultane von Gujarat, die man nach ihrem Gründer
auch Mutzaffariden nennt. Ich möchte dieselbe als den werth¬
völlsten Theil der ganzen Sammluug bezeichnen, da sie in ziemlich
Pertsch, Bericht über eine Sammlung indischer Münzen. 609
umfilnglicher Weise — es sind im Ganzen 216 Stück, welche sich
auf 8 Fürsten vertheilen — ein bis jetzt fast gänzlich unbekanntes
Gebiet der Numismatik erschliesst. Alles was von den Münzen
dieser Dynastie bis jetzt bekannt ist, beschränkt sich meines Wissens
auf eine vom General v. Bartholomaei in seinem vierten Briefe an
Soret (Rev. Beige, 4me Serie, T. II No. 33) veröffentlichte, aber
nicht richtig bestimmte Münze, sowie auf wenige Münzen, welche
soeben von Thomas in seinem Buche tiber die Pathän - Könige
p. 352 und 353 beschrieben und abgebildet worden sind. In un¬
serer Sammlung nun ist der König Nä^ir aldunjä waTdin Ahmad I
(814—46) mit 42 St. vertreten; zu bemerken ist die eigenthüm¬
liche Form der 4, welche sich auf einigen seiner Münzen zeigt
(s. Tafel I No. 1) von seinem Nachfolger, Ghijäth aldunjä wa'ldin
Muhammad (846—55) sind 8 Münzen vorhanden, von welchen
unsere Tafel I No. 2 ein Specimen vom Jahre 847 aufweist; von
seinem Sohne »Lä J^' CT^^'j La^J^-" , beigenannt
') ("863—917) 35 Stück, und darunter 8 posthume (vom
J. 919), vgl. Thomas im Num. Cbron. X, 130 und Pathän Kings
passim z. B. p. 277; eine (sehr stark legirte) Silbermünze vom J.
867 zeigt unsere Tafel I No. 3. Mutzaffar II (917 — 32) ist nur
mit zwei Münzen vertreten , von denen die eine ihm nicht einmal
ganz sicher zugewiesen werden kann; die andere (vom Jahre 922)
ist auf unserer Tafel I No. 4 abgebildet. Bahädur Schäh (Qutb
aldunjä wa'ldin, 932—43), sein Sohn, hat 12 Münzen geliefert (z. B.
Tafel I No. 5), Mahmüd III ( Näfir aldunjä wa'ldin , Sobn des
Latif Khän, welcher auf Münzen auch Latif Schäh genannt wird,
944—61) 24 Stück (z. B. Tafel I No. 6 — vom J. 946 — und
7, welch letztere Münze der bei Thomas p. 352 abgebildeten Gold¬
münze in ihrem Gepräge sehr ähnlich und hiernach auf ihrem Rv.
zu ... gJk]ftJI [^ji] ^Jl-UI [»JUlj] i-äSI^I zu ergänzen ist). Von einer
anderen Münzreihe, welche vielleicht mit diesem Fürsten in Ver¬
bindung zu setzen ist, wird weiter unten die Rede sein. Der näch¬
ste Fürst ist Ahmad II (Qutb aldunjä wa'ldin, 961—69), welchem 12
von unseren Münzen zugehören ; eine hübsche und kl^e ^-Münze
desselben vom J. 962, welche auch deshalb hemcrkenswerth ist,
weil Ahmad sich auf dem Rv. derselben iüiJl=* "ud [jy^^yl] ^.«I
nennt, ist auf unserer Tafel I als No. 8 abgebildet. Zwei andere
Münzen dieses Fürsten geben zu einigen Bemerkungen Anlass.
Zunächst eine Münze, deren Rv. fast ganz zerstört ist, während der
A. ganz deutlich III' sLä Oj.*^ »Ui j^j"! bietet. Auf
dieser Münze also (und einer kleineren ebensolchen, Gr. 4 und 2,
Gew. 14,19 und 5,52, beide JR.) wird Ahmad Schäh ein Sohn des
1) Ueber die Bedeutung dieses Namens vgl. Ali Mobammed Kb&n's History of Gujarat, transl. by James Bird. London 1835, p. 202 u. 203.
610 Pertsch, Bericht iiher eine Sammlung indischer Münzen.
Mahmud Schäh d. h. also doch wohl seines diesen Namen tragen¬
den Vorgängers, genannt. Darin indessen, dass er dies nicht war,
stimmen die Berichte der Geschichtschreiber überein (s. Ferisbta
by Briggs IV, 153 und AU Mohammed Khän p. 273), wenn auch
die Nacbrichten über seine wahre Abstammung auseinandergehen
und dunkel sind. Es liegt die Versuchung nahe, aus unseren
Münzen zu sehliessen — obgleich die Geschichtschreiber biervon
schweigen — dass Ahmad, eben um seine zweifelbafte Abkunft
vergessen zu machen, sich für einen Sohn seines Vorgängers Mah¬
müd ausgab. — Eine zweite Münze, welche etwas näher besprochen
zu werden verdient, ist die von Bartholomaei a. a. 0. bescbriebene
und abgebildete M. (Gr. 4—5, Gew. 8,68); sie zeigt auf dem A.
J^S ^jlii.l.~J! und darunter die auf Tafel II No. 42 nachge¬
ahmte Figur; über dem =- von JcT' befindet sich ein Circellus ;
der Rv. hat ...(^jaJIj Uii>.J| ^»Jaä. Bartbolomäi will das 'Tasch- 0
did über dem von ^.jLtil.«».J! als . j und die Gruppe lX^! als
lXT"! und 'X.t.^ , Alles zusammen also als «Li iA7'I(.,Ll:il-w.Jt^
ferner die Zahl als 55 lesen und zu 855 ergänzen. Diese Bestimmung
kann indess nicht richtig sein, weil 1. in der ganzen Reihe der
Könige von Gugarät kein .\hmad vorkommt, der der Sohn eines
Muhammad wäre, und 2. A/eil im J. 855 überbaupt kein Ahmad re¬
gierte, sondern ein Muhammad starb und ein Qutb Schäh auf den
Thron kam (s. z. B. Thomas, Pathän Kings p. 350). Wenn wir im
0 Uebrigen die Erklärung Bartholomäi's , dass in den Schriftzügen iAT'I die beiden Namen lA^"! und lX^^s? enthalten seien, acceptiren wollten, so würde es sich somit eher empfehlen, lX^I ^^j vA.*;*? zu
lesen, da ein Fürst dieses Namens in der That von 846 bis 855
regierte *). Dass indessen auch diese Lesung nicht richtig sein
kann, ergiebt sich schon aus dem Umstände, dass der im J. 855
verstorbene Sultan J^f ^ , wie bereits oben erwähnt worden
1) Sowohl das von Bartholomäi veröffontlichto , als das hier vorliegende Ei. enthehrt der Hunderterzahl , welche also sowohl als 8 wie als 9 ergänzt werden kann. Was die beiden anderen Zahlen betrifft, so steben bei Bar¬
tholomäi die auf Taf. II no. 43 nachgeahmten Zeichen, auf unserem Kx. zwei¬
mal dasselbe Zeichen (Taf. II no.42): die Einerzah), — welche übrigens ohne Bedeutung ist — scheint auch bei Bartholomäi uuten gekrümmt gewesen zu sein und nur dadurch verstümmelt vorzuliegen, dass der untere Theil derselben über den Schrötling hinaus fiel. Dies Zeichen nun kann allerdings, wie es von Bartholomäi getchieht, alsö (fürg), noch wahrscheinlicher aber — besouders wie es auf nnserem Ex. erscheint — als eine 6 mit ungewöhnlich gekrümmtem Unterschenkel (statt j gelesen werden. Ks ist also möglieh, die Hunderterzahl zu 8 oder 9 zu ergänzen, die Zehner und Einer als 55, 56 oder 66 zu lesen.
Pertsch, Bericht über eine Sammlung indischer Münzen. 611
ist, den Beinamen ^^jOJ! i^Iac, nicht aber den auf dem Rv. nnse¬
rer Münze stehenden (^jtXJ! ,.^Ja'i führte. Es erscheint deshalb als o
das einzig Mögliche, die Gruppe iXr! sowohl anf der vorliegenden,
als auch auf einer AnzabI anderer, nicht datirter, von mir Ahmad I
zugeschriebener Münzen einfach Ahmed zu lesen und, wie geschehen,
diejenigen Stücke, welche auf den Rv. j^^jjJi haben, Ahmad I,
diejenigen dagegen, welche, wie die verliegende, qJiAJ! ,^Ias zeigen,
Ahmad II. zuzuschreiben, und mithin als HunderterzahJ auf der
letzteren 9 zu ergänzen; Ahmad I. trug in der That den Beinamen
^.,ji\J! .*s\.i , Ahmad II. den ^.^jiXJ! ,_^Sai. Ueber die Bedeutung des Circellus über js.T'l weiss ich freilich nichts zu sagen; die Figur über
dem des Wortes ^jUal^JI aber, in welcher Bartholomäi ein ^ erken¬
nen möchte, kann, wie schon bemerkt, recht wohl eiuTaschdid sein und ist es auf einigen ganz ähnlichen Münzen sogar ziemlich zweifellos. — Zum Schlüsse erwähnen wir 8 Münzen des Mutzaffar III (969— 80[9l]),
mit welchem diese Dynastie (durch Akbar) zu Grunde ging. Als
Specimen theile ich eine Münze dieses Fürsten vom J. 975 auf der
Tafel I No. 9 mit; zu bemerken ist ausserdem eine Münze (Tafel
I No. 10), auf deren A. ich »Li, jälöA mit der Zahl 1*1' zu lesen
glaube. Indessen lässt sich diese Lesung mit den Angaben der
Geschichtschreiber nicht vereinigen; da nach 'Ali Mohammad Khän
und Firishtah Gugarät im J. 980 von Akbar erobert und Mutzaffar
abgesetzt wurde. Allerdings eroberte der letztere nach Firischtah
sein Land wieder und regierte es noch kurze Zeit, aber erst nach
neunjähriger Gefangenschaft, also erst im J. 989 oder 990. Wie
im J. 982 eine Münze mit seinem Namen geprägt sein sollte, ist
deshalb nicht wohl einzusehen. — Die sonst noch vorhandenen
Münzen dieser Dynastie (75 St.) können wegen mangelhafter Er¬
haltung einem bestimmten Fürsten mit Sicherheit nicht zugewiesen
werden.
Wenden wir unsere Aufmerksamkeit nunmehr dem Ragputen-
Staat Kach (skr. Kaccha, engl. Cutch) zu, dessen Geschichte von
James Burnes als Beigabe zu seinem Narrative of a visit to the
court of Sinde (Londou 1831) gescbrieben ist, so finden wir in
unserer Sammlung zwei Fürsten vertreten, den RAo De^algi, wel¬
cher im J. 1819 als Knabe von drei Jabren auf den Thron kara
(Burnes p. 216. 217), und den späteren Räo Prägmal^i. Von dem
ersteren liegen 11 .35.-Münzen vor, auf welchen als Suzerän theils
Akbar II, theils dessen Nachfolger, der schon erwähnte letzte
Moghul-Scheinkaiser Bahädur genannt wird. Von Prägmalgi sind
zwei Münzen, eine M- nnd eine Äl, vorhanden. Die erstere zeigt
auf A. oben (Bhüg, Hauptstadt von Kach) und einen
612 Pertsch, Bericht über eine Sammlung indischer Münzeu.
Dreizack, darunter TTTTTT? ^ITPTII^^ mit «ler Samwat-
Jahreszahl 1919. Auf dem Rv. findet sich eine persische Inschrift, vfclche von einer mit persischer Schrift nicht recht vertrauten, wahr¬
scheinlich europäischen, Hand geschnitten au sein scheint, mit der
christlichen Jahreszahl 1862. Die Inschrift des Rv. theile
ich, weil dieselbe für mich unleserlich ist, auf der Tafel I No. Ii
mit. Was die .äl.-Münzen betrifft, so stimmt der A. derselbeu mit
dem der ^.-Münze fast überein, hat aber statt JT^TT.T^ nur J|.^|vJ
und statt der Samwat-Zahl das Zeichen No. 39 der Tafel II; auf
dem Rv. steht eine ähnliche, aber kürzere Inschrift wie auf der
Silbermünze, und die gleichfalls christliche Jahreszahl 1865 (!*1o).
An diese Münzen von Kach scbliesse ich zwei wahrscheinlich
zusammengehörige Reihen von Münzen an, welche ich nicht mit
Bestimmtbeit zu attribuiren vermag, welche aber einem den Fürsten
von Kach nahe stebenden Ragputen-Geschlechte angehören dürften.
Die erste Reihe zeigt auf dem A. den persisch geschriebenen Na¬
men, dessen Züge auf der Tafel II No. 38 wiedergegeben sind
nnd welcben man füglich ^JuJaS [j^] jj.^ji' lesen kann ; man könnte
dabei an den Fürsten von Gugarät denken , welcher diesen Namen
trug und 943—61 regierte (s. oben); auch findet sich auf den am
besten erhaltenen Exemplaren über der erwähnten Gruppe
»lÄ 8L.i,
ganz ebenso geschriebeu und arrangirt, wie auf der bei Thomas
p. 352 abgebildeten Müuze des Mahmüd b. Latif Der Rv. zeigt
eine undeutliche Inschrift, in welcher die Elemente (?)oijty! und
^yjJlj Ljy>.j| zu erkennen sind; als Symbol ist die auf Tafel II
No. 40 abgebildete Figur beigefügt. Die Aehnlichkeit dieses
Zeichens mit dem auf der Kupfermünze des Prägmalgi von Kach,
sowie die Aehnlichkeit des ganzen Arrangements auf diesen und
jenen Münzen veranlasst mich, beide als auch geographisch einander
nahestehend zu betrachten. Die Münzen der Reihe, von welcber
wir jetzt sprechen, sind unter einander verschiedeu durch die Für-
stenn.amen , welche , mit Devanägari (einmal auch mit Nägri) ge¬
schrieben , auf dem A. unter 01*^^! Oy»^ steben. Diese Namen
sind (mit Weglassung des Rä,u und §ri, welche allen Namen ge¬
meinsam sind): ^W|^5ft *) - ^T'I^ ... - ... - TR
... - ..." TTST^ und »TTTnft, endlich . . .
und ^5J^^ft* Was nun den vorletzten Namen betrifft, so er-
1) Der rechte Tbeil der Grappe ist auf keinem Ex. vollständig erhalten.
2) Die Sylbe ^ ist nicht sicher; des Namens ^TT^^f^ giebt es zwei Fürsten iu der Gaikwär-Kamilie.
Pertsch , Bericht über eine Sammlumj indischer Münzen. 613
scheint unter den Fürsteu von Kach, und zwar als Vater des oben
erwähnten Rao Degalgi ein Fürst des Namens „Rao Bbarmuljee";
denselben jedoch mit dem Münzherren der uns pegenwärtig beschäf¬
tigenden Münzen zu identificiren geht deshalb nicht wohl an, weil
sowohl das ganze Aeussere der Münzen, als auch besonders das
oben erwäbnte Beizeichen dieselben als mit den Münzen der ande¬
ren eben genannten Fürsten zusammengehörig darthun, die Namen
der letzteren aber unter den Fürsten von Kach nicht vorkommen.
Aus denselben Gründen kann aucb der hier vorkommende ^TJJ^'Sf^
mit dem unter Kach erwähnten De^-algi nicht identisch sein ; ausser ¬
dem wird der letztere eben auch stets in der ersten Sylbe ^® >
der erstere geschrieben. Die erwähnten Namen ^\*\ . . .
und . . . bilden den Uebergang zu der zweiten Reihe , da
sie sich in dieser wiederfinden. Die Münzen dieser zweiten Reihe
unterscheiden sich von denen der ersten dadurch, dass 1. das Zei¬
chen Taf. II No. 40 auf denselben fehlt; und 2. an Slelle des
i^JuJai Oyt.^ hier »Ui jAEixi und darüber die Zabl ivA erscheint;
auch weicht die (unleserliche) persisebe Inschrift des Rv. ab. Auch
des Namens Mutzaffar gab es bekanntlich mehrere Sultane von
Gugarät, weshalb ich es für wahrscheinlich halte, dass wir es in
den beiden vorliegenden Münzreihen, der mit v-A^^aJ und
der mit »Ui jäh.*, mit irgend einer kleinen, von den Sultanen von
Gugarät abhängigen Rägputcn-Dynastie zu thun haben. Die auf den
Münzen der Mutzaffar - Reihe erscheinenden Hindu-Namen sind,
ausser den zwei bereits erwähnten (wieder niit Weglassnng des
♦
regelmässig erscheinenden Räu und ^'li) '^T\J . . . "nd "WTZ . . . (oder gleichfalls ^fPR...?)', einige andere sind ganz verstümmelt.
Hiermit sind die in der Sammlung vorliegenden längeren Reihen
erschöpft; cs erübrigt nuu noch, von einigen kleinen, nur durch
wenige Münzen vertretenen Dynastien zu reden. Zunäcbst erwähne
ich eine Münze (JR- Gr. 2— 'S, Gew. 2,69), welche auf dem A. das
Wort ^ (tl^MH einem aus acht nach innen offenen Halb¬
kreisen gebildeten und aussen von kurzen Strichen umgebenen
Kranze, auf dem Rv. unter einigen nicht recht deutlichen, an
tibetanische Schrift erinnernden Zeichen (Taf II No. 44) in
Devanägari den Städtenamen ^^If^^ und darunter eine Verzie¬
rung zeigt. Da die bekannteste Stadt des Namens Udayapura
(Odeypoor) die Hauptstadt von Mewar ist, so möchte icb die Münze
vermutbungsweise diesem Rägputen-Staate zuweisen; freilich kann
ich einen Fürsten des Namens Dosilaghana (und den Namen des
Münzherren soll doch wohl die Inschrift des A. nennen) nicht nach-
« 3
614 Pertsch, Bericht iiber eine Sammlung indischer Münzen.
weisen. - Von den Fürsten von Malwa sind Ghiyäth-aldin Khilgi
(887—906) und Nägirraldin Khilgi (906—16) mit je einer länglich
viereckigen Münze vertreten (Gr. 5 und 3 i), Gew. 7,27 u. 3,98);
ausserdem liegt eine ihrer schlechten Erhaltung wegen unbestimm¬
bare Münze dieses Staates vor. Bhopäl in Malwa ist mit (offenbar
aus europäischen Werkstätten hervorgegangenen) Kupferstücken von
1, 1/2 und lua aus den Jahren 1276 und 1272 vertreten (Gr.
8,5 und 4, Gew. 31,07; 15,48 und 7,74). — Vier. Stück unregel¬
mässig viereckige Münzen (M) ohne jede Inschrift, mit Darstellungen
oder Verzierungen, unter denen Pfeil- oder Lanzenspitzen am häu¬
tigsten und deutlichsten sind , setze ich nach Ugen , und zwar auf
die Autorität Tavernier's hin (Six Voyages, Partie 11, suivant la
copie imprimee ä Paris 1692, 12mo, p. 595 No. 6); sieben ganz
ähnliche, aber an Form, Grösse und Dicke von den vorigen und
unter sich verschiedene Münzen mögen sich hier ansehliessen. —
Eiue in 19 Exemplaren vorhandene Münze (iE. Gr. 4—5, Durch-
scbnittsgcw. 9,49), welche boi Marsdeu Num. or. PI. XLVII No.
MLXVllI abgebildet, aber nicht bestimmt ist, bietet auf dem A.
^i^TTfTI') WTlf^, auf dem Rv. ^ I XtItT. Was
neuere Hindudynastien betrifft (und uur einer solchen können
unsere Münzen nach Aussehen und Schriftcharakter angehören), so
finde ich deren zwei mit dem Titel cbattrapati „Herr des Sonnen¬
schirms" erwähnt: die von Satara (Hall, Bibliography of the Indian
philosophical Systems, Caleutta 1859, p. 181 no. XXXIV) und die
des Peschwä von Puna (Lassen, JAK. II, 28 Aum.); aber nur in
der ersten kommt der Name Qiva, und zwar zweimal, vor (s. Hall
a. a. 0. und Prinsep's Useful Tables no. LI, 1 und 2 der genea¬
logischen Tabellen). Ich glaube mich deshalb berechtigt, nnsere
Münzen nach Satara zu setzen. Ob unter dem von Wilson,
Mackenzie Collection II p. CCXXXVl no. 13 erwäbnten „chhatra-
pati Cas" vielleicht die uns vorliegende Münzart zu verstehen ist,
muss ich, bei der grossen Kürze, mit der sich Wilson ausdrückt,
dahin gestellt sein lasseu. — Maisür ist mit zwei Münzen A\. ver¬
treten ; eine =Neumann's Kupfermünzen No. 20,007, die andere ähnlich
Marsden no. MXLI, aber mit verwischter Jahrzahl und geprägt in
d. i. Bednore, s. Marsden p. 712. — Von Audh liegt eine Rupie
(Gr. 8, Gew. 11,01) von Nac^r-aldin Ilaidar (seit 1242) vor, welche
wohl eine nähere Beschreibung verdient. A. hat die Inschrift
1) Bei Münzen von unregelmässiger (nicht run Jer) Form habe ich bei der Grössenbestimmung den grössten Durchmesser, bei viereckigen Münzen also die Diagonale zu Grunde gelegt.
2) Das ist nicht vorhanden, aber noch auf einem Ex. durch die
vorbandene linke Eckschleife des angedeutet.
4 3
Pertsch , Bericht über eine Sammlung indischer Münzen. 615
^iOj] yaj ^A^^ w-jLj ».Jl yjc v_Ä=- y^ns ß ^jy J-i Oj ».X-
iff 1 »LioLj ^iAx> , in welcher besonders die mir sonst noch nirgends aufgestossene schi'itische Titulatur ^J^^iy^jLj „der Stellvertreter des Mahdi" zu bemerken ist. Rv. Umschrift: o^ilal^-^Jl .10 »o.I nj^-o
V / -
li^Aj.**/« u^y^^ ; in der Mitte das Wappen des
Nawwäb, ein Dolch, um welchen sich zwei Fische gegen einander
krümmen, mit den Schwänzen nach unten; darüber eine Krone
und über dieser der königliche Sonnenschirm. Schildhalter sind
zwei Tiger, deren jeder ein Fähnchen hält. Nach Marsden No.
DCCCCLXXXVII (p. 697) soll es vielmehr ein Löwe und ein Tiger
sein ; ich kann indess weder auf unserer Münze, noch auf der bei
Marsden (PI. LVII) abgebildeten zwischen den beiden Thieren einen
Unterschied finden. — Als letzte Kategorie der sicher bestimmten
indischen Münzen mögen die von Europäern und mit europäiscben
Inschriften und Emblemen für ihre indischen Besitzungen geprägten
hier eine Stelle finden. Von Portugiesischen ist eine einzige, und
zwar eine Bleimünze (Gr. 10, Gew. 15,94) vorhanden, nämlich
Neumann No. 20605/6, aber vom Jabre 1810; von englischen 14
Stück, unter welchen besonders das sehr seltene Stück Neumann
No. 19798 (vom J. 1669) hervorzuheben ist. Die übrigen Münzen
zeigen (bis auf eine mit dem späteren Wappen der Compagnie)
das bekanute herzförmige Compagnieschild mit V (nited) E (ast)
I (ndia) C (ompany), von welchem auch eiuige rohe, wahrscheinlich
von Eingeborenen herrührende Nachahmungen vorliegen.
Als Fremdlinge haben sich zwei türkische Münzen unter die
Sammlung verirrt; beide sind von Abdu'lmagid, die eiue aus dem
16., die andere aus dem 20. Jahre der Regierung. Auffallend ist,
dass, während die erstere als 20-, die letztere als 40-Pärah-Stück
bezeichnet ist, doch beide sowohl in der Grösse, als ganz beson¬
ders auch im Gewicht nur wenig differiren (Gr. 9 und 10, Gew.
15,89 und 16,44).
Ausser den von mir bis jetzt besprochenen, mit Sicherheit oder
doch Wahrscheinlichkeit bestimmten Münzen enthält die Sammlung
noch eine nicht unbedeutende Anzahl von Münzen, welche ich zu
bestimmen nicht im Stande gewesen bin. Unter denselben befinden
sich zunächst 150 Stück, welche so schlecht erhalten sind, dass
auf den meisten gar nichts, auf einigen wenigen höchstens noch
ein paar Striche zu erkennen sind. Den Rest habe ich, auch ohne
1) Die erste Hülfte dieser Inschrift ist cin ganz richtiges Ramal-Mi(;rä ;
lw - U'-O. —
iJ! ylo wÄ> J->asj( j_j Ä^«.
aus der zweiten Hälfte aber kann ich das entsprechende zweite Mii,rä metrisch nicht construiren. Im Augenblick, da ich dies schreibe, ist mir die Münze selbst zur Vergleichung nicbt mehr zur Hand ] doch glaube ich die Inschrift richtig und zuverlässig abgeschrieben zu baben.
616 Pertsch , Bericht über eine Sammlung indischer Münzen.
ihn bestimraen zu können, doch beschrieben und zn diesem Zweclce
in fünf Classen getheilt; wo ich eine Vermuthung tiber die Zuge¬
hörigkeit einer Münze aussprechen konnte, ist es geschehen. Die
erwähnten fünf Classen umfassen: 1) Münzen mit persisch-arabischen (meist arg verstümmelten und unleserlichen) Legenden ; aus dieser
Classe theile ich auf Tafel I No. 12 und II No. 13—16 fünf
Münzen mit, in der Hoffnung, dass es einem besseren Kenner ge¬
lingen möge, dieselben zu bestimmen. Ueber No. 12 und 13 will
ich bemerkeu, dass mir beide Münzen zusammen zu gehören schei¬
nen. Die Art der Scbrift ist dieselbe, und auch der Name
scheint auf beiden zu stehen; auf der ersteren (Kupfer-) Münze
lässt sich ausserdem aus mehreren vorliegenden Exemplaren das
Higrah-Jahr 1205, als dem Gui üs-Jahre 35 eutsprechend feststelleu ;
die Münze muss also einem Fürsten angehören, der im J. 1170
zur Regierung kam. Auf No. 14 ist A. O.*^ ^älill jjI ^^1 inL»Ji
[a.3Ci*]jJJl [iXJli-] , auf dem Rv. eine Zahl (965?) und in der
Mitte, wenn ich nicbt irre, sUizu lesend); auf No. 15 er¬
scheint deutlich die Jahrzahl 938; endlich auf No. 16 könnte, wie
mir scheint, die Inschrift des A. recht wohl als .Ui^^Lj
^.jLbjuJt
also: »L,aj>L ^jL ^^LLLJI gelesen und auch die Jahrzahl passend
zu 913 ergänzt werden; indessen verbietet die Inschrift des Rv.
die Münze wirklich dem Bäber beizulegen, da letzterer bekanntlich
den Ehrennamen ^^lX-JI j*^]t führte, während auf unserer Münze
ganz deutlicb .... g>*äJ! ^^jv>.J!^ UitXJI j*oLj steht. — In die
zweite Classe sind Münzen mit gemischten (arabisch - persischen
und Hindu-) Inschriften gesetzt. Ich will von dieser Classe nur
zwei wohlerhaltene Münzen erwäbnen und abbilden (No. 17 u. 18);
ein (aber abweichendes) Exemplar der ersteren wurde vor einigen
Jahren von einem mir belreundeten Herrn aus Massaua am rothen
Meere mitgebracht. Die dritte Classe umfasst Münzen mit blossen
Hindu-Inschriften, meist roh und schlecht gehalten; ich bilde zwei
der am besten erhaltenen ab (No. 19 und 20); auf dem A. der
letzteren ist unten ein so deutliches G zu bemerken, dass man an
einen Zusammenhang der Münze mit den Europäern (etwa Goa?)
zu denken versucht wird. — Die vierte Classe bilden Münzen obnc
Schrift, mit bloss bildlichen, meist sehr rohen emblematischen Dar¬
stellungen; die fünfte und letzte Classe endlich umfasst Stempel-
1) Man könnte hiernach etwa an den 38ten Pathän-König, sLi JoLc lX*^, denken, welcher die Namen lX«-^ yi^H yiS trug: allein derselbe war nicht ein Sohn, sondern ein Neffe des Scher Schah , und soll auch bereits im J. 964 getödtet worden seiu: vgl. Thomas, Pathan Kings p. 414 u. 416.
Pertsch, Bericht üher eine Sammlung iiulischer Münzen. 617
und Contreraarke-Münzen , d. h. l) unregelmässig geformte, doch
meist viereckige Kupferstücke, welchen als einzige Prägung ein
eingestempeltes Zeichen, eine Marke, aufgedrückt ist; und 2) Frag¬
mente anderer Münzen mit Spuren früherer Beprägung, welche
aber neben einer eingeschlagenen Contremarke ihre Bedeutung
verloren haben muss. Die hier vorliegenden Marken resp. Contre¬
marken sind folgende : Li _ L.i _ (vgl. Prinsep , Symbols
No. 108) und die auf Tafel II unter No. 21—37 abge¬
bildeten Zeichen; zu No. 33 und 34 kann man Prinsep, Symbols
No. 44 und 89 vergleichen. Auf einzelnen Stücken finden sich
auch zwei, ja sogar drei der vorstehend verzeichneten Marken neben einander.
Die Bestimmung bei weitem der meisten von denjenigen Mün¬
zen, welche ich habe unbestimmt lassen müssen, dürfte nicht durch
Entzifferung , sondern nur durch Kenntniss der Münzen d. h. also
nur für einen Mann möglich sein, der in Indien selbst die Zuge¬
hörigkeit derselben kennen gelernt bat. Dass selbst für einen sol¬
chen die Sache immer noch ihre grosse Schwierigkeit hat, bestätigt
Prinsep, gewiss einer der ersten Kenner indischer Münzen, wenn
er in seinen Useful Tables (p. 38 der neuen Ausgabe) sagt: „Our
information regarding the copper coin in circulation throughout
Central India is very limited, but it is well known that as much
perplexity exists in the varieties of paisä, and in the greater range
of their value, as in the coins of the more precious metals; so
that every town and village almost has its separate currency etc."
618
Semitische Lehnwörter im Aegyptischen.
Von
Prof. Dr. Lauth in IHUnciien.
Die zahlreichen Inschriften und Texte der ägyptischen Denk¬
mäler und Papyrus sind gegenwärtig insoweit entziffert, dass der
sprachliche Charakter des Wortmaterials mit genügender Sicherheit bestimmt werden kann. Es hat sich dabei die nicht uninteressante
Tbatsacbe einer innigen Verwandtscbaft des Aegyptischen mit dem
Semitischen herausgestellt und zugleich mancher Anklang ans Indo¬
germanische ergeben, was schon Bunsen (Aegyptens Stelle in der
Weltgeschichte) zu der Annabme führte, dass im Aegyptischen die
ältere Gestalt dieser beiden gleicbsam noch ungetrennten Idiome
vorliegen möchte. Neuere Arbeiten z. B. das hieroglyphisch-demo¬
tische Wörterbuch von Dr. Brugsch, zwei meiner Aufsätze in
dieser Zeitschrift (Bd. XXI, .44; XXV, 9—10) und andere, haben
das Vorwiegen der semitiscben Verwandschaft an vielen Beispielen
erhärtet. Da dieser umfangreiche Gegenstand hier nicht weiter er¬
örtert werden soll, so sei die Wissbegierde einstweilen auf die vor¬
handenen Ergebnisse verwiesen.
Es gibt ferner eine ziemlich grosse Anzahl von Ausdrücken
im hebräiscben Text des Alten Testamentes, weicbe bisher der Er¬
klärung mit semitischen Mitteln widerstanden, aber durch Beiziehung
ägyptischer Wurzeln' sofort verständlich wurden. Ich beschränke
mich hier darauf, die Auslegung solcher ägyptischen Lehnwörter
im Hebräiscben durch Ebers (die Bücher Mosis und Aegypten)
und Harkavy (Journal asiatique 1870 Aoüt) zu nennen, ohne die
Sache dadurch für erschöpft zu halten.
Womit ich mich hier befassen will, das sind die semitischen
Lehnwörter im Aegyptischen. Scbon frühzeitig wurde durch den
kriegerischen oder friedlichen Verkehr, durch die Invasion oder
Einwanderung der phönikisch-arabischen Hykschös und der Hebräer,
durch Handelsartikel und Sklaven manches ausländische Wort nach
Aegypten gebracht, welches den Schriftstellern besonders der XVIII.
und XIX. Dynastie ziemlicb geläufig wurde , abgesehen von den
vielen geographischen Namen fremder Länder, Städte, Berge und
Flüsse. Wollte Jemand letztere ausführlich behandeln — was
übrigens wegen oft mangelnder Auhaltepunkte sehr bedenklich wäre
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