679
Zur Frage der Nominalbildung.
Von J. Barth.
I.
Es war meine Absicht, einige in Besprechungen meiner „Nominal¬
bildung" aufgeworfene Fragen an dieser Stelle zu erörtern und
einige bestrittene Einzelpunkte genauer zu begründen, wie dies unter
II folgen soll. Auf die Theorien Lagarde's (in seiner „Ueber¬
sicht" etc.) einzugehen, war aus den in der Vorrede meines Buchs
S. IX — X angegebenen Gründen von mir nicht beabsichtigt. Zu
meinem Bedauern nöthigen mich die Ausführungen Fr. Hommel's
(oben S. 535 — 48), diese Zurückhaltung aufzugeben. Er hält
unter MissbUligung meines Urtheils die „neuen und wichtigen Funde
und Wahrnehmungen" Lagarde's für so erwiesen und seine
eigenen hinzugebrachten Gedanken für so wichtig, dass „an und
für sich schon damit das System des Anderen (in diesem FaUe
das meinige) als unhaltbar gekennzeichnet sein" soll. In der Be¬
urtheilung der Lagarde'schen Gedanken ist er in gewissem Grad
mit E. Nestle zusammengetroffen, nur dass dieser in der Werth¬
abschätzung etwas complicirter ist ; er hat mein Grundprincip der
Nominalableitung anzuerkennen sich genöthigt geglaubt , mich da¬
für aber mit schwerem Tadel betreffs der Paginirung, der Ver¬
weisungen u. s. w. bedacht'); von Lagarde's Buch hingegen,
dessen ganze Grundlage er durch jene Anerkennung meiner dia¬
metral entgegengesetzten Auffassung preis gab , urtbeilte er acht
Tage früher') — indem er sowohl über dessen Grundprincip wie
über die Durchführung desselben mit schonendem StiUschweigen
hinwegging , also alles Entscheidende für gleichgUtig hielt —
„nicht leicht ein Werk von ähnlichem Umfang in die Hand be-
„kommen zu habeu, das so viel neue Anschauungen und frucht'
1) Lit. Centralblatt 1890, Sp. 1135.
2) Daselbst Spalte 1099.
♦ 7
680 Barth, Zur Prage der .Nominalbildung.
„bringende Gedanken geboten hätte". Man wird es, nachdem beide
Herren mein abgegebenes Urtheü über die Lagarde'schen Auf¬
stellungen bemängelt und bestritten haben, in der Ordnung finden,
wenn ich es nun durch Unterbreitung der Thatsachen begründe
und dann den Lesem das Urtheil darüber anheimgebe , ob die
beiden Kritiker oder ich gerecht und sachkundig geurtbeilt haben.
Auf die Angriffe gegen mein Buch einzugehen, die Beide mit ihrer
Bewunderung des Lagarde'schen verbinden zu sollen glaubten, unter¬
lasse ich schon darum, weil sie Beide eine sachliche Begründung
umgangen haben. Das Urtheil über meine Darstellung der Nominal¬
bildung gebe ich den sachkundigen Fachmännem anheim und soll
ihm durch das Polgende in keiner Weise vorgegriffen werden.
Ueber die vermeintliche Stütze, die Pr. Hommel durch seine
eigenen Gedanken den Lagarde'schen Thesen zu geben meinte, kann
ich mich ganz kurz fassen. Ihre schärfste Kritik liegt in ihnen
selbst ; es genügt , die hauptsächlichsten derselben im Zusammen¬
hang anzuführen, um sie auch widerlegt zu haben. Um die Ent¬
stehung von nominalen Formen zu erklären, macht Hr. Hommel
einfach freie Variationen über die zwei Silben kabü, kaiui und
fügt, wo dieses noch nicht zum Ziele führt, sonstige Vocalver-
renkungen hinzu. Auf diese Weise ist bei ihm das Passiv kubila
aus kabula, kabla differenzirt (S. 541), der intrans. Infinitiv kabal
aus kvial, kibal entstanden (542 M.), das intrans. Adjeetiv kahal
aus kabul umgebildet (S. 542 M.), das Perfect niqtal aus naqttl
hergeleitet (541) und es ist nach ihm zu erwägen, ,ob nicht sowohl
„der Imperativ kübül, kibil, als der Imperativ kabäl gleicherweise
„aus kubal, kibal entstanden seien" (538)! Auf S. 538, Z. 8 ist
^kabäl die älteste Infinitivform" ; schon 3 Zeilen weiter ist dagegen
„kubal, kibal die älteste Infinitivform". Aus dem Particip mukabbil
erschliesst er ein Perfect kabbila (546 unt.), nicht ahnend, dass
die «t-Participien nirgends und niemals mit dem Perfectstamm zu¬
sammengehören, dass man sonst nach seiner Methode z. B. aus dem
i.l o , , )
Partcp. pass, der II. und III. Conjug. Joii*, J^cU/i passive Per-
C )
fecte Jjis, J.£Ls würde erschliessen können, ya^^ setzt er =^
. - o /
qaümta., Oj*» = sairta (540) als Perfecte mit den intransitiven
Vocalen u, i unter Verkennung der Grundregel, dass im Semitischen
zwei Vocale nicht auf einander folgen können, und ohne aus ^yli,
^ju», zu ersehen, dass jene Vocale den Badical vertreten. Eine
Femininhildung dmu ist dm-ch ihn zuerst an's Licht gezogen wor¬
den, welche zudem in einer merkwürdigen Verwandlungsfähig¬
keit durch ävm hindurch schliesslich zu ä'u geworden sei
(548 M.)! Die Priorität der intransitiven Perfecte wird daraus
4 7
Barth, Zur Frage der Nominalbildung. 681
erschlossen, dass das Assyr. (und Aeth.) eine Yorm jakabul , ja¬
kabil haben , welche , was verschwiegen ist , eine ganz entgegen¬
gesetzte Stellung hat, sofern sie einmal das semitische Imperfect
und zweitens transitiven Charakters ist. Diese Citate, die leicht
zu vermehren wären, reden eine schärfere Kritik der Hommerschen
Sprachvergleichung, als ich sie hier auszusprechen vermöchte. Eine
Widerlegung derselben werden mir die Leser wohl gerne erlassen,
so dass ich gleich zu den Hauptpunkten der Lagarde'schen Auf¬
stellung übergehen kann.
Die erste von Lagarde neu entdeckte Nominalquelle ist der
O.O O c,
ImperativQal. Nomina wie «^«sl „Finger", J^JL»-! „Harnröhre",
0.,<,S * "' ^ . 7 ,
»Jui! „Finger" und sogar „Hand" seien urspr.Imperative i(;ba u.s.w.
.(S. 21—22). Es ist leicht zu sehen, dass diese Aufstellung auf
einem grammatischen Fehler beruht. Das Jooj.Jt \_äJI des Im¬
perativs und das Hamza der Substantive sind bekanntlich zwei
ganz verschiedenartige Dinge, die weder im Arabischen, noch im
o
Hebräischen etwas mit einander zu thun haben. ist -ja, (^)o;
cU.! = niä; ßj, = DC, jfifTO; Jjüi = bbl?,^Q^, ^^A;
. . - &
Jjül = bap;. Eine These, die auf diesem schwer begreiflichen
Fehler beruht, ist natürlich verfehlt. Die Herren Hommel und
Nestle haben aber den Fehler noch mit Bewunderung begrüsst;
Nestle freut sich, wie über jenes raSN, so auch ganz besonders
darüber, dass Lagarde ipa« = .Aßsvvrjg „einfach durch 15 lfl»
„Sohn des Ner" wie nits' ') erklärt", und Hommel schreitet
von dieser neuen Grundlage ans bereits dazu fort, auch binnN und
f
ICMN „gestern" zu Imperativen mit diesem interessanten I zu er¬
heben! Hierüber ein Wort zu verlieren wäre zu viel. — Es ver¬
steht sich, dass die Behauptung, die Schimpfanrufe gÜü, c^W^»
cyLJ3- seien urspr. Imperative, jedes Anhalts und daher auch jeder
Begründung entbehrt; sie sind es ebensowenig, wie ihre Masculine
jJCJ , uÄ-M^ es sind. Dagegen sind beide Bildungen als Be-
o
schreibe Wörter, dieForm jLni als specifisch weibliches Adjeetiv,
1) Natürlich Schriftreproductioii des arabische» y3\ .
682 Barth, Zur Frage der Nominalbildung.
wie in obigen Fällen , ziemlich häufig nachweisbar ^) , womit jene
Verwendung sich erklärt.
Bei Gelegenheit der grammatischen Seltsamkeiten mag hier
gleich erwähnt werden, dass Lagarde bia für eiu qatül (wie
VJ]pJ trotz hält, und ebenso n;bb (s. 32, 20; 33, 3. 11),
und dass Nestle hieraus deducirt, wie besonders „fruchtbar sich
Lag.'s Princip erweist'.
Die einsilbigen Nomina leitet Lagarde aus dem Perfect¬
stamm ab, das Abstractum qall aus qatala, qitl aus qatila, qutl
aus qatula. Demnach könnten qitl uud qutl nur intransitive Be¬
deutung haben, was aber ganz und gar nicht der Fall ist. Lagarde
erwähnt freilich unter qu^tl auf S. 28—30 und ebenso unter qitl
S. 142—3 nur solche, die zu seiner Begel passen, dagegen die
zahlreichen Nomina transitiven Ursprungs wie bsN, V\j>b, qON, iMN,
!»:>, ßji, Jiy, JJoo?, ebenso Ty, inD, y^^P, -ipo == J-It,
O c.
i_wJ9 u. s. w., die seiner Aufstellung widersprechen, finden nirgends
Erwähnung. Diese Fälle, welche jene Ableitung nicht zulassen,
bilden aber die Hälfte aller vorhandenen Formen. Dadurch erweist
sich jene Ableitung als in ihrer Allgemeinheit verfehlt.
Lagarde stellt bei dieser Gelegenheit auch noch die Regel auf:
„Wo qatula, qatila nicht durch ausdrückliches Zeugniss feststehen,
dürfen sie aus der Form des Imperativs und des Futurs erschlossen
werden" (27, 19). Er erschliesst demnach aus den Imperativen
ibii, ito-ia ehemalige Perfecte bv. , rä-ia (27, 9). Nach dieser un-
O J Oi OJOJ
möglichen Regel würde also aus J^-äjI, j-i-^^l ein „Empfindungs-
1 T f. O O O O
perfect" qattila, kafiira, aus v_»_ji3!, ,j«_fc_5>-! ein „Vorstellungs-
pei-fect" dariba, habiaa folgen. Betreffs des ersteren hat sich
Lagarde allerdings auf S. 135, 5—6 wieder eines Anderen besonnen,
betreffs des Letzteren wiederholt er aber dort nochmals jene An¬
sicht, die durch alle Thatsachen der Grammatik widerlegt wird;
denn zu jaqtilu gehört überall nicht qatila, sondem qatala.
Die Segolatformen, die Concreta bezeichnen, lässt Lagarde
„endgiltig aus der semitischen Grammatik verschwinden" (72, 5).
Oj, o ,
Im Arab, kann nämlich in den Substantiven Jjij Jjis der mittlere
Vocal auch weggelassen werden. Dass dies schon im Arabischen
nicht sehr häufig ist, lehrt der Gebrauch bei den Dichtern und im
1) Meine Nomin»IbiIdung § 129 f., § 113 f.
Barth, Zur Prage der Nominalbildung. 683
Qorän; die Fälle, die von den Grammatikem citirt werden, be¬
treffen, abgesehen von dialectischen Eigenthümlichkeiten, meist dich¬
terische unter dem Zwang des Metrums erfolgte Licenzen. Das
Hebr. hat im Ganzen zwei Fälle in dem hier allein in Betracht
kommenden Stat. absolutus Die paar specifisch hebräischen
Umbildungen des Stat. constructusin die Urzeit zu verlegen,
ist schon sehr kühn; nun aber aus der Thatsache, dass im Hebr.
vereinzelt, im Arab, etwas häufiger Verkürzungen von zwei- in ein¬
silbige Substantive vorkommen können, zu deduciren, das Ursemi¬
tische dürfe und könne keine einsilbigen Concreta gehabt haben,
ist ein ganz haltloser Schluss. Wer gibt das Recht, qatl zwar
als Abstract für uralt, aber als Concretum für abgekürzt zu halten ?
Das ist eine von aussen her durch manche neuere Grammatiken
aufgebrachte Behauptung, von der das Semitische selbst Nichts weiss.
Die uralten Benennungen der Glieder des Körpers sind meist
einsilbig *), und sie gehören zum allerältesten Inventar des Semi¬
tischen. Das Gleiche gilt von den gewöhnlichsten Namen für viele
, . 0 o . .
Thiere, wie abs, iTvO, 'icas, l-y, b?», = ty u. s. w.,
sowie für Waffen und andere Kategorien *). Was in aller Welt
giebt uns nun ein Recht, statt des allein erwiesenen ürsemitischen
nay — jyj; = J^^; abs = u. s. w. ergrübelte, aber
o -
nirgends erweisliche Formen wie j^xc dem Semitischen aufzunöthigen
gegenüber den positiven Zeugnissen aus seiner ältesten Periode?
Auch die Participien lassen die Ableitung nicht zu , die
Lagarde ihnen geben will. Die Zusammenhänge von intrans.
O - f> - _ , . 0 '-' j. , ,,
Jois, J>A*s mit joii und von intransitivem Jois, ^jxt mit Joii
sind längst festgestellt. Es giebt aber auch intransit. Adjective
O o, O -J , -
Jois , Jois , ^^bis , von welch beiden letzten Classen allerdings
Lagarde die hebräischen Correspondenzen (bp;f, bro etc., bnj,
a'-ij5 u. s. w.) nicht erkannt hat; denn er bringt sie anderwärts
0 - o -
1) rjSU = ujJU; enn = f^j- Vgl. meine Nom.-Bildung S. 165,
.\nm. 2.
2) CiriS, "n.''. I "^If. u- 6- A. — Die von Lagarde nocli angeführten Formen
^(5T , nas gehören so wenig zu den Segolatnomina, wie etwa nan, C]2S.
3; Z. B. liNn, l^y, itn, qx, -jUa, qs, nsy u. s. w., AUe ursemi¬
tisch. Vgl. weiter meine Nom.-Bildung § 18 b.
4) Das NShere vgl. a. a. O.
4 7 *
684 Barth, Zur Frage der Nominalbildung.
unter und giebt ihnen andere Deutungen, wie den arabischen (vgl.
48, 17 mit 35, 10; 69, 8 [wo nur hebr. iba verglichen] mit
o &- O j-
32, 20; 33, 11). Von diesen arabischen soll nun J«jis aus Jois
nach der oben beleuchteten Regel verkürzt sein , und aus dieser
secundär verkürzten Form soll dann wieder durch Einschub eines
0 - - C- - - O - ,
a die Form J^-x-i ( J t-» ' , ^. y erleichtert worden sein '),
während Lagarde auf S. 180, 11, wo es sich um die Theorie
eines Andem handelt, sagt: ,mit Einschiebungen aber soll man
mir vom Leibe bleiben" ! Alle diese Kunstgriffe sind nicht haltbar,
weil vnr im Semitischen eine Reihe von intransitiven Formen
haben, denen durchgehends der a-Vocal charakteristisch
Ot,, o,, 0
ist, nämlich jene Adjective Jois, Jois, Jljis, und die intransitiven
C- O, G, ,, O, ,-
Infinitive Jjij und xSUs (ftillij, »oL^j u. A.), die mit den Ad¬
jectiven eng zusammenhängen ^). Es ist also klar , dass es eine
Quelle für intransitive Nominalbildung geben muss, iu welcher
dieser a-Vocal specifisch und wesentlich ist, und aus der sich diese
Formen zusammen erklären lassen. Wenn nun Lagarde eine solche
QueUe nicht kennt und für jede Form eine neue Auskunft sucht,
Gc- 0,,
für Joii jenen Ausfall von ü , für Jois jenen Einschub von ä, zu
hebr. bys (iab 155^ bSD) «kein Vertrauen" hat (48, 18), vom In-
V,.
finitiv Joii bekennen muss nicht zu wissen, woher er stamme
G
(142, 28), das intransitive Adjeetiv jUs vorläufig „als EntsteUung
bei Seite lassen" muss (69, 13) und über den intransitiven Ge-
o, ,,
brauch von iJini sich nur wundern kann (139, 30), so erweist
sich durch diese eine Reihe allein sein ganzes Herleitungsprincip als unhaltbar.
1) Warum ist der Infinitiv qatl bei gleicher lautlicher Position nicht ebenfalls „erleichtert" worden?
o ,-
2) Dass der Infinitiv und das Adjeetiv Joti ursprünglich identiscb gind,
O , J , ,
beweist die Unveränderlichkeit des Adjectivs in Fällen wie J>jk.^ÜI [j^Jiji
G-,,,G G,,,ji> g'j>
J-*-* ^ Ham, 610, 2; ^yj.^yt.i\ (Qor,), Auch J.-*j
ist sowohl Infinitiv als Particip und darum in letzterer Eigenschaft unver¬
änderlich.
4 7*
Barih, Zur Frage der Nominalbildung. 685 G j.
Es ist ebenso klar, dass jenes active Particip ^^as , welches
so ziemlich von jedem transitiven Stamm aus gebildet werden kann
0 j, o > ,
(J^Äi, j_jÄS' ll- s. w.) und das ihm zunächst stehende aramäische
" K 0
jI rtvO) welches einen gleichen Gebrauch hat, nicht von dem starr
intransitiven fa'üla ausgegangen sein können. Wenn Lagarde
bei der letzteren Annahme selbst erklären muss, einen unter seinen
Tritten schwankenden Boden zu betreten (70, 7), und die transitive
arabische Form, die er nur sehr wenig zu kennen scheint (66, 5),
sich damit zurechtlegt, dass das intransitive fa'ül den Arabern so
„gefallen hat", dass sie es auch für das Gegentheil verwandten, so ergiebt das die gleiche Folgerung für das System, wie das Vorherige.
Ebenso wenig lässt sich Lagarde's Vertheilung der Nomina
auf die verschiedenen Conjugationen auf Grund ihrer blos
äusserlichen Aehnlichkeit aufrecht halten. Adjective wie dVn, iyy,
n.in sollen aus einem alten Piel abstammen , während doch in der
wirklichen Sprache das Piel durchweg transitiven, diese Adjective
aber sammt und sonders intransitive Bedeutung haben. Indessen
soll nach Lagarde „die Folgerichtigkeit des inneren Lebens der
Sprache" es verlangen, dass vom intransitiven qatila, qitila einst
auch eine intransitive Steigerungsform bestanden habe. Wäre das
richtig, so müsste auch die III. Conjug. ein intransitives Perfect
qätila, qätüla, die IV. Conjug. ein 'aqtila, 'aqtüla gehabt haben, wo¬
von aber selbst bei Lagarde Nichts verlautet. Ist etwa die Folge¬
richtigkeit von der II. Conjug. ab suspendirt, wo man ihrer nicht
mehr bedarf?
Dass ebenso das Steigerungsparticip qattdl gegen Lag.'s Theorie
mit dem Qal und nicht mit dem Piel correspondirt, ist ihm bereits
früher entgegengehalten wordenDass ihm aber der arabische
Sprachgebrauch so fremd ist, dass er das ganz gewöhnliche ^) Par-
G
ticip ,)L*s auf eine missverstandene Stelle in Nöldeke's mand. Gramm,
hin für eine fremde Bildung halten konnte (89, 13), muss sehr
befremden, hat aber Nestle und Hommel nicht gestört.
Aus der III. Conjugation j^iis soll sich onn „Siegel" herleiten,
das auch noch mit inn im Stamm zusammenhängen soll! Jenes
viel misshandelte Wort, aus welchem man ehedem auch die Existenz
des nicht vorhandenen Particips qätal zu beweisen pflegte, ist in¬
dessen ein Lehnwort aus dem Aegyptischen. Dass es dem Semi¬
tischen fremd ist , beweist seine unsemitische Form qfttäl '). Auf
1) Nöldeke, ZDMG. 32, 402.
2) Meine Nom.-Bildung § 33.
3) In Dbiy wird das D— Nominalendung sein. Sollte nicht das assyrische
686 Barth, Zvtr Frage der Nominalbildung.
meine hierdurch veranlasste Anfrage erklärten mir Aegyptologen
schon vor Jahren übereinstimmend , dass sowohl das Verbum , wie
das Nomen in alten ägyptischen Texten häufig erscheine und
zweifellos dort einheimisch sei.
-
Von der IV. Conjugation Jois! sollen nach Lagarde die Ad-
1 ,t,E
jectivformen Joiit abstammen (120, 12). Dass diese Annahme hin¬
fällig ist, beweist das Hebräische in üebereinstimmung mit dem
Sabäischen, sofem in beiden Sprachen die Adjective N-Präfix haben
(vgl. "IJ2N, 3ISN*)), während das verbale Präfix in beiden Sprachen n ist«).'
Somit erweisen sich diese Ableitungen der Nomina von den
vermehrten Stämmen als unhaltbar.
Die mit _/ präfigirten Nomina soUen nach Lagarde
vom Imperfect abgeleitet sein. Er hat hier zwei disparate Dinge
vermengt. Dass Eigennamen, namentlich von Menschen '), mit
verbalen (wie auch mit nominalen) Sätzen gebUdet werden, beweisen
die nicht seltenen FäUe >in;D7:p% bNlta)?';, itiJp.Tnv Dass das
Subject auch wegbleiben und dann ein blosses Imperfect, in Wirk¬
lichkeit ein verbaler Satz mit dem Subject ,er" („sie") die Namen bUden kann, ist gleichfalls zweifellos ; vgl. qcr , \>»V) , ^li-r mit
> , > CJ.
den weiblichen Correlaten 0>~iy , i,.Sjü, yjun. Das ist wohl auch
von Niemanden verkannt worden. Für die Appellativa beweist
das aber nicht nur nicht das Gleiche , sondem das GegentheU.
Denn da bei den Eigennamen wirkliche Imperfecte erscheinen, so
müssten die Appellative, wären sie ebenso entstanden, gleichfalls
wirkliche Imperfectformen haben. Dass aber niiü?;', Uipb^, Tinn],
Ojo- Oio- O o- ,04-^-.
Oj.^, ^.aäJ^j, Ij-'*^'^ - keme Imperfecte sind, bedarf
keiner Erörterung. Da die Eigennamen niemals die letztere Form,
ultu ümi ulläti „seit fernen Tagen", istu ulld „von Ewigkeit lier" ver¬
wandt sein? — Dillmann hat äth. 'elat, mo'ait „Tag" verglichen.
1) Diese Formen, die seine Theorie umgestossen hätten, werden von Lagarde nicht erwähnt, dagegen bs""!!, welches nicht hergehören kann, weil
J - oE 0 - o -
im Arab, nicht ^^SSi sondern Jw^^ä" entspricht.
2) Heine Nom.-Bildung, 2. Hälfte, S. 423, Anm. 2.— S. auch Hommel S. 647.
3) Ortsnamen w-erden häuiiger mit beschreibenden Appellativwörteni jaqtfil (s. weiter) gebildet-, doch feblt es auch uicht an der vorliegenden Form.
Barth, Zur fVage der Nominalbüdung. 687
die Appellative so gut wie niemals die erstere ') haben, so beweist
das die Verschiedenheit beider Classen Nicht umsonst hat daher
das Arabische die erstere Classe nur diptotisch flectirt, weil sie
Verba sind, die letzteren aber triptotisch als volle Nomina. Die
Thatsache allein , dass solche Nomina mit j ■ Präfix hinten ein
G - - c. ,
feminines » anhängen können , wie X, 1., • < ,eine arbeitsame',
»o»Äi , , , Xjj.»«wL) (Ortsnamen) , dass wir also nach
Lagarde's Annahme Imperfecte hätten, die vorn das mascu¬
line und hinten das feminine Abzeichen trügen, be¬
weist, dass diese Identification der Appellative mit dem Imperfect
verfehlt ist ').
Die Ableitung der Infinitive unterscheidet sich ebenfalls
nicht von dem Uebrigen. Der Zusammenhang des hebr. Inf.'s bbp
rait dem Impf-Stamm von bbp'j , den schon hebräische Gramma¬
tiken lehren, ist Lagarde fremd, nicht minder die Vertreter des-
p ^ p 1
selben in den anderen Sprachen. — Aram. ü^sSo und ^^yS j^ sollen
Infinitive der II. Conjug. sein , ebenso äi:". ; — vj'cn'j^ ein solcher
der in. Conjug., während doch das Aram., vrie das Hebr. (und
Aeth.) diesen Infinitiv mit ä in der ersten Silbe als baj2i bbp bil-
p 0 " 0 -
den und das aram. ) t »\ vgl. mit qL»J zeigt, in welchem Ver-
p O - O o -
häitniss '<i1i£o zu Jji*^ steht. — Zu Jjcä als transitivem Infinitiv
kennt er im Hebr. nur das intransitive iiba und einige
Gutturalbeispielo als Aequivalente, nicht aber die in Wirklichkeit
entsprechende Classe ilin, qs; , bap , blos weil sie Abstracte sind,
o JJ
— Zum arab. ^jja wird nach Ablehnung von «iab aus dem Hebr.
nur aram. o^L , Gespei" angeführt, während beide Sprachen reich-
C-j o - j ü ,
1) Fälle wie JlittJ;^ neben C]1iS5i ; j-«-^^^ neben ^^.i^ sind isoUrt und erklären sich wie ihre gedehnten Formen.
2) Derselbe Unterschied geht durch die zweierlei i-Nomina; vgl. oiner-
J c - J
seits die Eigennamen v_jLij, O^jjj , VlIpFi, welche Imperfecta sind, mit den
O-o-O ^ > ^
Formen der Appellative jL«_ftj', J.-^-»,J-J , bl735n firoin, jl-'CJ^L , die kein solches sein können.
3) In das Positive einzugehen, unterlasse ich hier, um nicht das in meiner Nom.-Bildung, 2. Hälfte, § 154 ff. Gesagte zu wiederholen.
688 Barth, Zur Frage der Nominalbildung.
o .
liebe Fälle darbieten ; ebenso wenig sind die arab. Infinitive J,^«
transitiven Charakters erwähnt, die allerdings nicht gut eine Ab¬
leitung von Jjis vertragen haben würden.
Von den Nomina mit n - P r ä f i x reproducirt Lagarde die alte
Theorie , dass sie Derivate eines Taphel seien, ohne den Nachweis
dieser Conjugation zu versuchen und ohne zu prüfen, wie die zahl¬
reichen Qal-Nomina (aujin, D"''ii"i');ri , lnnn:n, ni7;x?ri, die grosse - " -
Classe des arab. jL«_äj' u. s. w.) sich aus dem vermeintlichen
Taphel, der in Wirklichkeit gar nicht existirt, hätten ableiten können.
Hätte Lagarde nicht diese schwierige Classe in 11 Zeilen ohne
ein Eingehen auf ihre Bildungen und deren Gebrauch erledigt
(S. 182, 17 — 83, 4), so würde ihm die Unmöglichkeit jener alten
Theorie bewusst geworden sein. — Wie hier , so hat er bei der
grossen Classe der Nomina mit 7:-Präfix die Probleme, welche ihre
verschiedenartige Bildung und Verwendung in den einzelnen Idiomen
bietet, nicht einmal aufgestellt, geschweige denn zu lösen versucht;
das Einzige , was ihn an dieser Classe interessirt , ist , an seine
früheren Versuche zu erinnem, die beiden Wörter bNÜ und "iNj:
hier unterzubringen , und seine unhaltbare Deutung von -A >f\ y >
(183—5).
Hiermit glaube ich vorläufig diesen Gegenstand verlassen zu
dürfen. Für denjenigen , der mit den Thatsachen der semitischen
Grammatik vertraut ist, genügt wohl das bisher Angeführte, um
über den Werth der besprochenen Theorien sich ein Urtheil zu
bilden. Eine Freude haben mir diese Ausführangen wahrlich nicht
gemacht; dass ich sie unter peinlichen Empfindungen nieder¬
geschrieben , ist mir ein Bedürfniss auszusprechen , und ohne
äussere Nöthigung hätte ich mich zu ihnen nicht veranlasst
gesehen. Wenn aber die Herren Nestle und Hommel Auf¬
stellungen wie diese als eine selten reichhaltige Enthüllung neuer
und fruchtbringender Anschauungen feiern, wenn die gramma¬
tischen Fehler selbst in dieser Zeitschrift mit freudigster Zustimmung
begrüsst und auf ihnen wieder neue Theorien aufgebaut werden,
und wenn in beiden Pällen mir angesonnen wird , Angriffe dafür
hinzunehmen , weil ich unhaltbare Theorien für unhaltbar erklärt
habe, so mögen nun die Fachmänner entscheiden, mit welchem
Hechte ich und mit welchem Grad von Verständniss Nestle nnd
Hommel ihre Urtheile abgegeben haben und welcher Werth den
Lagarde'schen Aufstellungen in Wahrheit zukommt.
Barth, Zur Frage der Nominalbildung. 689 n.
Es sei mir nun gestattet, einige mit dem Obigen zusammen¬
hängende principielle Fragen zur Nominalbildung, die in Beurthei¬
lungen meines Buchs zur Discussion gestellt worden sind, zu be¬
sprechen.
Zunächst die Frage, ob die einfachsten Nominalformen, welche
mit dem Stamm des Perfects bezw. des Imperfects identisch sind,
als Grundlage dieser Tempora oder umgekehrt die Verba als das
Frühere anzusehen sind. Weder das Eine noch das Andere lässt
sich m. E. feststellen, da in der Epoche, in der wir die Sprachen
kennen lemen, beide Wortarten bereits unabhängig neben einander
stehen. Die sprachliche üntersuchung lehrt nur, dass die einfachsten
Formen der Nomina mit den Stämmen der beiden Tempora iden¬
tisch sind, dass es eine doppelte nominale Beihe gibt, die mit den
beiden Verbalstämmen im Vocalismus correspondirt. Ob aber in
der ürzeit Verbum oder Nomen das Frühere oder Beide gleich alt
gewesen, darüber lässt sich sprachlich nichts Sicheres mehr aus¬
sagen Das Nachfolgende möge nur das mir relativ Wahrschein¬
lichere begründen , das ich in meinem Buch ohne weitere Aus¬
führung angenommen habe.
Das Perfect des Qal, der Ausgangspunkt der gesammten
Conjugation, ist bekanntlich in seinem Stamm identisch mit den
drei nominalen Participien qätal, qatil, qatül. Da nun die Par¬
ticipien das Einfache sind, das Verbum aber das aus ihnen
und den Suffixen Zusammengesetzte, so giebt dies den Schluss an
die Hand, dem ich S. 10, Z. 6 v. u. Ausdruck gegeben habe:
„Diese (die Participien) sind der Stamm des Perfects,
„welches an sie nur seine Suffixe noch ansetzt. Das betreffende
„Nomen kann natürlich vorkommen, auch wenn das Verbum von
„ihm nicht ausgebildet wird". Der Ausdrack „Perfectnomina" bei
mir bedeutet also Nomina aus dem nominalen Stamm , aus d«m
auch das Perfect hervorgegangen ist (vgl. S. XX, Anm. 2).
Anders liegt m. E. die Sache bei den Nomina des Impf. -
Stamms. Zwar , dass die gedehnten und sonstwie fortgebildeten
Nomina desselben zunächst ebenfalls von den einfachen Stamm-
Ö C -
uomina ausgegangen sind, ist gewiss; Impf.-Nomina vrie j^_J-/o,
^j„.j;^KA sind aus mä + Infin. näzil, nui -\- habia, der intransitive
Infinitiv fa'äl(at) zunächst vom intrans. Stamminfinitiv fä'äl, der
Schallinfinitiv fa'U von dem ungedehnten Infinitiv fa'il ausgegangen.
Darum sagte ich von den Impf.-Nomina: „Die Entwicklungsreihe
1) Vgl. die treffenden Ausführungen W i n d i s c h's über die gleichen indo¬
germanischen Erscheinungen in Ber. d. Sächs. Ges. d. W. 2./3. 1889, S. 10—11 des Sep.-A.'s.
690 Barth, Zur Frage der Nominalbildung.
der Substantive geht vom Imp f.-In finitiv aus" (§ 64 b) und
die Adjective und Participien seien in ihrer Form von den Sub¬
stantiven nicht verschieden (§ 64c). Aber ob die einfachsten
Stammnomina des Imperfects dem Imperfect zeitlich voran¬
gegangen oder von ihm erst zurückgebildet seien, ist eine andere
Frage. Es macht für die in meinem Buche vertretene Auffassung
über die Entwicklungsreihen der Nomina keinen wesentlichen Unter¬
schied aus, zu welcher von beiden Ansichten man sich bekennt. Denn
diese Frage betrifft nur die Priorität des Imperfects und seines
Stamm-Infinitivs; dass für die übrigen Impf.-Nomina der
Letztere der Ausgangspunkt gewesen, bleibt hiervon unberührt').
Ich glaube, dass das Imperfect das Prühere und sein Infinitiv d. h.
sein vermeintlicher Stamm erst aus ihm zurückgebildet ist. Denn
im Ursemitischen steht sowohl das Imperfect in einem durch¬
greifenden charakteristischen vocalischen Gegensatz zu dem Perfect,
als auch die Stammnomina des Imperfects zu denen des Perfects.
Vgl. qatala - jaqtwlu ; qatHa - jaqtalu *); qattala - juqattilu u. s. w.
Ebenso verhalten sich zu einander die beiderseitigen Nomina; z. B.
G , c.
im Qal qätäl znqütul; im Niph. bbps ^iUÜol zu büi?ti; im Piel
qattäl (qfttäl) zu ba;;. Dieser Gegensatz der Vocale zu denen des
Perfectstamms ist uns begreiflich auf dem verbalen Gebiet, sofem
das Imperfect begrifflich mit dem Perfect stets und überall in
einem Gegensatz stand, welcher durch die durchgehende Divergenz
im Charaktervocal uud in der Ansetzung der Pronomina zum Aus¬
druck gebracht wurde. Auf dem nominalen Gebiet bliebe das Ent¬
stehen dieses Gegensatzes ganz unverständlich, da ja die Nomina
des imperfectischen Stamms genau dieselbe Bedeutung wie die des
Perfectstamms haben. Es bliebe ein Bäthsel, wieso für jede Con¬
jugation vor der Bildung dieser Conjugationen selbst zweierlei in
Yocalen verschiedene Nomina vorhanden gewesen sein sollten , die
dieselbe Bedeutung und Function gehabt haben würden. Vielmehr
bildete sich m. E. im Gegensatz zu qattala direet sein verbales
Gegenstück juqattSlu, zu 'aqtala - ju'aqtelu , im Grnndstamm zu
qatala - jaq(a)titlu , zu qatila-jaqtalu u. s. w. Nachdem so auf
verbalem Boden das Imperfect sich dem Perfect gegenüber rait
durchgehends entgegengesetzten Vocalen ausgebildet hatte , wurde
der vermeintliche Stamm des Imperfects aus diesera herausgeschält
imd zurückgebildet; aus juqattilu unter Weglassung der verbalen
Elemente ein qattil , aus ju'aqtilu ein 'aqtil, aus jaqtulu ein qü-
tül u. s. w. Aus diesen Stammnomina hat sich dann die weitere
1) Vgl. S. XX, Anm meines Buchs.
2) Vom «-Perfect aus bildet zwar das Arab, jaqtulu, aber das Hebräische regelmässig btip^ , ebenso wio das Aetbiop., das zum intransitiven qatcla unter¬
schiedslos jeqtal hat.
Barth, Zur Frage der Nominalbildung. 691
Reihe der Impf.-Nomina fortgebildet. — Es ist ganz selbstverständ¬
lich, dass der zeitliche ünterschied der Vollendetheit und ünvoU-
endetheit nur auf dem verbalen Gebiet Platz greifen konnte, nicht
auf dem der Nomina, welchen das zeitliche Element fremd ist. —
Dadurch, dass die Stammnomina beider Verbalstämme je eine Reihe
von Nominibus aus sich fortentwickelten, gewann das Semitische
allmälig eine Doppelreihe von Substantiven, deren correspondirende Glieder vollständig synonym waren, wie die Infinitive qStäl-qütul
des Qal, qattdl, qättil des Piel, das intransitive Adjeetiv qatil —
qatdl correspondirend mit den beiden Stämmen qattl : qatäl des
Perf's und Impf's u. s. w. Hierdurch wurden einzelne Sprachen
hin und wieder zu untergeordneten Differenzirungen veranlasst ; das
Gesammtsemitische hat solche nirgends durchgeführt.
Einen positiven Anhalt für die Rückbildung der Stamniintinitive
des Impf.'s aus dem Imperfect liefem uns im Hebr.-Aramäischen
die Infinitive der ;"d -Verba. Diese büssen hier bekanntlich unter
gewissen Bedingungen, auf die es an dieser Stelle nicht ankommt,
ihr 3 ein; vgl. nffl;. , pJ'U, jLop, J^Q^ ii- s. w. Im Arab, und
Aethiop. bleibt hingegen das n sowohl im Imperativ, wie in den
den obigen Infinitiven entsprechenden Pormen stets erhalten. Wie
erklärt sich dieser ünterschied? Im Hebr. und Aram. geht das 3
im Imperfect durch Insertion verloren (TBa^ ya^, . p»p»^i u. s. w.),
im Arab, und Aethiop. aber bleibt es stets unverändert erhalten
f (1 , > J o ,
J^JLä_j). Es ist aus diesem Zusammentreffen beider Mo¬
mente augenscheinlich, dass der Wegfall im Infinitiv, bezw. Im¬
perativ des Hebr. und Aram. davon bedingt ist, dass es im Im¬
perfect durch die Assimilation für das Gefühl der Sprache verloren
gegangen war, nSü ist durch die Verkürzung in yay, Jl^Q^
durch die in »2>0^ bedingt. Dass der Wegfall des ; im Infinitiv- Imperativ primär sei, ist ausgeschlossen, weil ein ; an erster Stelle
sonst nicht weg&Ut; die Vergleichung des Aeth.-Arab. bestätigt
den Schluss. An dieser Classe ist also zu sehen, dass der Infinitiv
und Imperativ vom Imperfect aus gebildet wird, nicht umgekehrt.
Die Anknüpfung der Nomina an den verbalen Stamm ist für
uns übrigens nur bei denjenigen möglich, welehe sich als aus einem
Begriffsstamm abgeleitet vermuthen lassen. Das Semitische enthält
aber ausser diesen eine grosse Zahl uralter Nomina, welche für uns
ohne Anlehnung an einen Stamm dastehen, wie DV, inb^b, yv,
ilj32, abs, nraffl u. s. w. Alle solche Nomina können' keinen
Gegenstand genetischer üntersuchung für uns bilden^ Alles, was
ßd. XLIV.
692 Barth, Zur Frage der Nominalbüdung.
wir bezüglich ihrer thun können, ist, sie in die Classe der Nomina, denen sie äusserlich gleichen, unterzubringen. Diese selbstverständ¬
liche Beschränkung in der genetischen Untersuchung ist von mir
ausdrücklich an der Spitze meines Buchs § 1 a ausgesprochen wor¬
den, und die Bemerkung von Prätorius (DLZtg. 1890, Sp. 550),
als seien nach mir vor den Nomina der beiden verbalen Stamm¬
formen die nominalen Bildungen der Vorzeit geschwunden, geht von
einer Verkennung dieser meiner Themastellung aus.
Philippi hat in der Zeitschr. £ Völkerpsychologie u. Sprache
1890, 349 ff. gegen meine Aufstellungen einige Einwürfe erhoben,
deren Stichhaltigkeit ich weiter unten prüfen werde. Was ich
sehr bedaure, ist, dass die thatsächlichen Unterlagen, welche die
Abkunft einer doppelten Nominalreihe vom Perfect- und vom Impf.-
Stamm begründen, und welche ich darum als Begründung meiner
Eintheilung an die Spitze meines Buchs gestellt habe, für Philippi
nicht zu existiren scheinen. Wer sich zur Nominalbildung äussert,
muss sich darüber klar werden, ob die nachfolgenden von mir
geltend gemachten doppelartigen Correspondenzen , von denen jede
eine ganze Classe vertritt, etwas beweisen oder nicht:
■jbi — rab;
Nl£2 — nsii;
j -, o -,
gvAj — iLcO;
i , Ol
g>*aj — ;
In-^isi — Diie;
oH-^H — a^;
s'r^^
O o,
ob die Thatsache etwas beweist, dass die Nomina der Form Sj'^,
O o -
^,^^\A . wie schon die Araber erkannt haben, bis auf wenige Aus-
-^7- T^v
NSIT T _ Nis;|
- Sl
5 - 0 ..
^ -
Dia —
Diiöl
> - >l
- , Ot,
ci^- TLfT
nahmen mit Imperfectis wie Sy^., correspondireu, und ob
O.Ji- O-JO- JJO.
man demnach für jcUU — J-i'lj, für — ^-t'^Xäj u. dgl. m.
einen Schluss hieraus zu ziehen berechtigt ist; ob man auf Grund
O-ü. ... Oo. JO.
obiger Correspondenzen Jj^-L» und ^y sowie und lijJ-j zu¬
sammenreihen darf; ob mau aus der wichtigen Thatsache, dass von
o -
den Infinitiven , welche Schalläusserungen bezeichnen , etwa
Barth, Zur Frage der Nominalbildung. ggg 3 O.
'/g neben Imperfecten Joiaj stehen , den Schluss ziehen darf und
muss , dass sie mit ihnen organisch zusammenhängen ? ob dann
^ ''
auch für das intransitive »Jjis, für das transitive J»«s etwas folgt
oder nicht? ob der intransitive Infinitiv Jwjij, der mit J. « 0 ^
o . , .
correspondirt, und das intransitive iüL*.s nebst dem intransitiven o , ,
Adjeetiv jujö wohl zusammenhängen? ob die Parallelität des in-
. , ^ - - - - . o ,
transitiven Adjectiv's ^.jjti und Jini, sowie die Thatsache, dass Jwa*s
o ' -1 . o -
Masculin, i3w*s Feminin, ein ander Mal Singular, juc Plural
ist und die andere Tbatsacbe , dass diese Stämme im Verbum die
- - > - o -
structur Jois — J-»aj haben , angesichts obiger Correspondenzen
auseinander- oder zusammengehören ? Diesen Thatsachen , die für
mich die Grundlage der genetischen Aufstellung gewesen sind, ein¬
fach aus dem Wege gehen, wie es Philippi thun will, kann ich
nicht für zulässig halten.
Die Einwürfe, welche statt dessen Philippi aus aprioristischen
Erwägungen entnimmt, würden m. E. der Sprache der Thatsacheii
gegenüber auch dann belanglos sein, wenn sie schwerwiegender
wäreu, als sie wirklich sind.
Man würde, meint Philippi zunächst, erwarten, dass die
Nomina eine verschiedene Bedeutung hätten, je nachdem sie
vom Perfect- oder Impf.-Stamm ausgehen. Diese Erwartung ist
indessen eine unberechtigte ; denn Infinitive, die zweifellos von diesen
beiderlei Stämmen sich ableiten, haben gleichwohl thatsächlich die-
•"• - - - ,.
selbe Bedeutung ; ^Ijij vom Stamm gjj ist z. B. = xco vom Stamm
gjo; der Infin. «bap von qattäl(a) gleich dem hebr. bap (zu
bap-). Das Particip bap:, das zum Perf-Stamm bap.: gehört,
0 ,0 J ) -
ist = J.ÄiLuo, das mit dem Impf. Jjliij eines Stammes ist
Eine Nominalform, behauptet weiter Philippi, deren erster
Vocal \ oder ü sein kann, könne sich nicht vom Stamm des Per¬
fects, dessen erster Vocal durchweg ä sei, ableiten (S. 350—1).
Auch diese Behauptung wird von der Sprache selbst widerlegt.
Den Zusammenhang des intransitiven Adjectivs Jjis mit Jjij hat
noch Niemand bezweifelt; gleichwohl lautet es im Vulg.-Aegyp¬
to*
694 Barth, Zur Fi-age dei- Nominalbikhmg.
tischen stets Joii (wisilj, nigis u. s. w., Spitta § 44c); also hat
das Adjeetiv trotz seiner Herkunft von einem fa'il-Stamm die Fähig¬
keit besessen, seinen ersten, nicht charakteristischen Vocal um¬
zubilden. — Der Zusammenhang von Formen wie DISS mit dem
- ' - . ~ ' - .
Stamm von und dem Adj. J>_)ij ist ebensowenig bisher be¬
stritten gewesen ; trotzdem haben sie im Aethiop. sich in qetul
umgebildet , also ihren ersten nicht charakteristischen Vocal ver¬
wandelt. Dies und vieles Andere (z. B. die Schärfungen und
Dehnungen der Participien, die rein nominalen Ursprungs sind)
beweisen, dass die Nomina in ihrer Fortbildung aus der ein¬
fachsten Grundform Nüancirungen des ersten, nicht charakteristischen
Vocals wie andere Modificationen hervorgebracht haben, ohne hierin
an die Grundform des Stammnomens gebunden zu bleiben. — Um
gleich noch eines anzufügen , so ist bei den Participien die erste,
nicht charakteristische Silbe öfter der Träger der Schärfung der¬
selben, z. B. in qatül, quttul. Wenn nun diese selbe Silbe in dem
Particip qäfil einmal Träger der Dehnung geworden ist, wenn aus
O - . 5> , O ,
Participien wie ^ a» „zerreissend' ein uraltes j_a3L5>, aus i^^Jl/^
ö' - ' '
„Herrscher' ein ujJu geworden ist , so kann ich nicht einsehen,
warum die Dehnung dieser Silbe nach Philippi unerträglicher
sein soll, als in obigen Pällen deren Schärfung *).
Nomina, meint Philippi ferner, die aus dem Impf-Stamm
zurückgebildet seien und demnach zunächst mit Doppelconsonanz
begonnen haben würden, hätten ein J.>ojJ! ^JlW im Arabischen, in
anderen Sprachen einen Hauchlaut vorschlagen müssen. Wer dieseu
Anstoss nimmt, muss sich zunächst daran erinnern, dass das Aethiop.
ein jenager übereinstimmend mit dem Assyrischen (t-pahür, i-paßr)
hat; diese Uebereinstimmimg weist auf eine alte vollere Form des
Imperfects, dessen Stamm nicht mit Doppelconsonanz begann. Ich
sehe aber nirgends einen Beweis dafür, dass das Altsemitische bei
eintretender Doppelconsonanz im Wortbeginn nicht das natürliche
Mittel der Vocalinsertion angewandt hätte. Die Fremdwörter ent¬
halten, wie Philippi selbst zugiebt, Beweise genug dafür (gJ.jJt, j
^yo^'j. Sehen wir uns emmal einen einheimischen Musterfall
II
1) Das Particip JJoAi3 verliält sich nnnäherud ebenso zum Stamm von jaqtulu, wie q&til zu dem von jagitlu. Jenes ä ist nicht rein lautlich zu erklären, wie es nach § 122 d bei mir scheinen könnte, auf welchen Wider¬
spruch bei mir Philippi mit Recht aufmerksam macht.
Barth, Zur Prage der Nominalbildung. 695 O > OJ
an. Der Imperativ J^JCJit wäre nach Philippi ein solcher, in
welchem wegen der Doppelconsonanz das J^o^t v_ä.Jl vorgetreten
ist. Wie lautet es nun gemeinsemitisch ? Hebr. bbp = aram.
"^O^jO = äth. = ä&syr. hiiiud. Man , sieht, das Ur¬
semitische hatte kein Bedürfniss nach einem Hauchvorschlag, wo
das Arabische ein | hat. Ueberhaupt ist die Meinung, dass das
JutfsJ! v_äJ! wegen einer Doppelconsonanz im Wortbegmn vortrete,
in fast allen Fällen unhaltbar, ^j! ist nicht = bn, sondern =
o 0 o
■)a; ^! = D'äi; == Wörter, die doch wohl nicht urspr.
' * <j o
vocallos gewesen sein sollen , ^_^! = J;^ (= mar'ä) und jJLäJt
ist = Vap; Das J^o^t i_aJ1 ist in all diesen Fällen im Arab.
nur dadurch veranlasst, dass der ursprünglich hinter den ersten
Badical gehörige Vocal im Arab, vor denselben getreten war und
nun, damit das Wort nicht mit einem Vocal begönne, im Satz¬
beginn einen schwachen Hauch vor sich haben musste, sonst aber
in enger Verbindung von dem Endvocal des vorigen Worts ver¬
drängt ward. Worauf will nun Philippi den Anspruch gründen,
dass das Semitische gezwungen gewesen sei , bei Doppelconsonanz
einen Hauchlaut vorzuschlagen, und nicht einen Vocal habe inseriren
können? Dass das Erstere auch vorkommt, bestreite ich nicht;
dass es aber irgend constant oder ausserhalb der Fremdwörter
häufig sei , bestreite ich entschieden.
Noch auf zwei Einzelpunkte von allgemeinerer Bedeutung muss
ich eingehen. •— Was Philippi gegen meine Gleichsetzung von
auslautendem virtuellen ij und hebr. li-n- , stat. constr. n— *)
bemerkt , ist ganz unhaltbar. Ich habe sämmtliche mir
bekannte im Hebr. vorkommende Fälle von virtuellem ij am
Wortende aufgeführt und nachgewiesen, dass consequent überall
ein rjv- (n-.~ im estr.) erscheint; so in ~bii, ~V37i, mn,
"Ni. Hiergegen gäbe es nur eine Art der Anfechtung. Philippi
.o . ~ ' o
ll Das I in J^.i,' Ä.'*)! muss so lauge unbesprochen bleiben, bis wir wissen , wie sich dieses j't zu dem arab. J in JOULj und dem äth.
einer-, dem hebr. TVr\ andererseits verhält. Vgl. himj. annS, Mrp.
2) Dass das Verhältniss dieser beiden Formen nicht durch eine Nunation bedingt ist, wie ich früher ZDMG. 41, 610 Anm. 3 angenommen, beweist das gleiche Verhältniss beim Verb nbs^ — nbii (Jussiv).
4 •
696 Barth, Zur Frage der Nominalbildung.
hätte im Stande sein müssen, einen oder mehrere Pälle bei¬
zubringen , wo virt. y am Wortschluss im Hebr. zu i . - würde,
wie er es behauptet. Das hat er nun aber nicht gekonnt. Er
stellt ein auslautendes ij = i - auf, welches durch keinen einzigen
Fall zu belegen ist und von ihm auch nicht belegt wird; eine
seltsame Regel! Es ist auch ein Irrthum, wenn Philippi meint,
in den obigen Fällen läge im Arab, nach dem Wegfall der Nunation
ein 1 vor. Er brauchte nur den Artikel vorzusetzen, um gewahr
zu werden, dass dann Formen ^UiJ! , ^Lsül u. s. w. zum Vor¬
schein kommen , dass jenes — also = — h n ist. Das Ver¬
hältniss vom Arab, zum Hebr. ist also :
1) virt. Ij ist arab. = hebr. i— , fem. ""—; z. B.
S - S -
^ - ^P3> n^p;; — ^i» = ^Tv-
2) virt. ij ist arab. , mit Nunation = hebr. n— , n-.— ,
G- ,
z. B. jLs-, iuJiS" = nb>i, Mbi. u. s. w. ■).
Das Wort -'s = Genit. ^ gehört weder zur ersteren noch
zur zweiten Classe; denn es hat im Endlaut von allem Anfang an
nur einen langen Vocal i, nicht aber ein i -\- radicalem j ge¬
habt. Dieses lange I entspricht sich im Arab, und Hebr., wie ^j»^al
= i'Ot'.. Von diesem I allein habe ich vermuthungsweise an¬
genommen , dass es im FaU des Zutritts einer Nunation in alter
Zeit zu 1 -f- n = 1 n hat werden können und sich so der Unter¬
schied von determin. iE nnd indetei-m. üE, ähnlich auch der von
"as und 3N erklären würde; von ip;, dessen i— geschärft ist
(cf. ri^p:), habe ich das wohlweislich nie gesagt. Diese Vermuthung
über IE — ME mag nun richtig sein oder nicht , an den obigen
Gleichsetzungen in 1) und 2), die durch sämmtUche Fälle belegt
werden können, wird dadurch Nichts geändert ^). Ob wir nun die
1) Das bibl.-aram. y.'-"^, ist eine falsche Auflösung aus V.iS . Dass man nicht, wie noch jetzt Philippi will, aus ihnen ein Particip Peal 1.2 orschliessen darf, beweisen die analogen Participien des Pael TibiJS und des Aphel libjJp; active Participien muqatt«l, muqt«! sind ebenso unmöglich, wie ein Qal-Particip qät«l.
2) Bei dieser Gelegenheit sei hervorgehoben , dass Philippi die Gleicli- setzung von ribüp mit qätilt in ZDMG. 32, 42 schon vor mir gemacht hat, was ich Band 41, GOG übersehen habe.
4 I
Barth, Zur Frage der Nominalbüdung. QQ'J
Correspondenz von 7-, ^5— = fiv~> lautlich erklären
könnten oder nicht, wüide für ihre Identität gleichgiltig sein;
denn die grammatischen Regeln haben sich nach der Sprache, nicht
diese nach jenen zu richten. Indessen ist sie nicht schwer zu be¬
greifen. Das kurze 1 wird, wo es erhalten bleibt, im Hebr. und
Aram. unter bestimmten Bedingungen in e gedehnt. Dieser Process,
den das Aram. (z. B. "^^.y = dahil») , wie das Hebr. aufweisen,
ist gemeinnordsemitisch. War also in der virtuellen Endung y das
i in e übergegangen, so konnte sich das radicale Element am
Schluss mit ihm nicht mehr zu einem 1 verbinden. Ob in jener
Zeit dieses Element noch als consonantisches J am Wortende über¬
haupt existirte , ist sehr zu bezweifeln. Dass dieses schliessende
n.. dann im Absolutus als n— erscheint, ist nicht, wie Philippi
meint, „im Hebr. nicht nachweisbar", sondern durch die nach¬
gewiesene Uebereinstimmung aller Fälle als ein regelmässiges
Gesetz, dem m. W. keine Ausnahme gegenübersteht, gesichert.
Unhaltbar ist ferner Philippi's Auffassung von der Flexion des
Perfects der Verba i''^ und Er behauptet, das ü in
sei aus Analogie nach dem starr intransitiven vüJlij, ebenso das 1
o
in nach dem i des intransitiven ^^.^S> zu erklären, umgekehrt
hätten sich "^^m transitiven |.Li gerichtet. Das
Erstere ist irrig; denn die II. Conjug. |._^s, ^—f—M, ebenso wie
> i . I . . o > . o
die Imperfecte |.yb, ^-x.-».*-) zeigen, dass das ü, 1 von o-**, o.-«
- o
das mittlere radicale Element sind, während z. B. ,^^^9 kein
.^Ip und kein bildet, weil bei ihm das i nur der intransi-
OJ
tive Vocal ist. Es stimmt demnach das arab. ^ü^«js mit «jj^?^ fl ;
. o . '
o,*« mit m^^fl zusammen. Hieraus ist zu erschliessen, dass
auch in der 3. Person JJi der lange Vocal ursprünglich die
Färbung a, derjenige in ^L» die Färbung a gehabt haben müssen.
In der Mitte des Worts konnte nur die arabische Schrift diese
Unterschiede nicht bezeichnen*). Hr. Prof. Nöldeke machte raich
1) Die Wörter, wo dies gescliielit, sind Fremdwörter, bei welchen die
C- I o . Ol,
Schrift des Ursprungsorts nachgeahmt wird: »Jj^J = '♦ri"'''* ! »p-o =
698 Barth, Zur Frage dei- Nominalbildung.
Dachträglich zur liestätigung dessen noch auf die Angaben der
Grammatiker aufmerksam, wonach Wörter wie v_jL:> mit Imäle
als chäfa zu sprechen sind.
Das Nordsemitische hat nun demgegenüber im Perfect Qal
keine Spur eines radicalen Elements w, j (vgl. D]: — aii: mit
indifferentem ft) ; allerdings aber im Impf. Dip^ , O^i^i — )oaQj ,
)n . nr> I . Im Perfect haben vielmehr diese Verba nach dem
Schema der festen Stämme die drei unterschiedlichen Vocale a
für transitive, i, u für intransitive Structur, vgl. n;;, m, -dz.
Wie nun aber beim transitiven Imperfect jaqüm , jasSm das
radicale Element thatsächlich auch hier vorhanden ist, so beweist
uns das hebr. Particip das Gleiche für das ehemalige Perfect.
Denn da alle diese Stämme im Hebr. ihr Particip aus dem Stamme
des Pei-fects bilden (op „stehend", au; „zurückkehrend"), so weisen
Participien dieser transitiven Stämme mit einem e-Vocal auf ein
transitives e-Perfect. So gut wie „sterbend" ein Perfect n?3
beweist, ebenso nothwendig folgt aus den Participien yr, iT,
ein ebensolches Perfect. Hierdurcb erklärt sich sowohl die Spaltung im Imperfect zwischen cip"' — V'"'"'') "''I^ (entspr. der von d;^ — yb,
"), als auch wird durch jenes gespaltene Perfect die ehe¬
malige Einheit in der Bildung desselben zwischen dem Nord- und
Südsemitischen wiedergewonnen, und endlich firden hiermit die
nordsemitischen bisher unerklärlichen Abstracte wie nir, Np, nin,
\Ljt , |2)i». als Dehnungsnomina des Perf.-Stamms von i"y-Verben,
* * . . "p p
Correlate der i"y-Nomina "li , ?p, Jii, JLo, ihre natürliche Er¬
klärung ').
Ol- o . -
NrnrSt; »^j = Nnl3T. — 'iytP* ist entweder den Letzteren nachgebildet oder ebenfaUs nach 6tmin zu erltlären. — Nur am Wort ende driicltt das
Arab, den Unterschied aus; vgl. Sic. — ^^^^ \J^^J ef^'j^ *
1 ) Meine Nominalbildung § 52 b.
699
Der Paradiesfluss Gihon in Arabien?
Von Th. Köldeke.
So viel verschiedene Meinungen aueh schon über die 4 Paradies-
fiüsse geäussert sind, man suchte sie früher doch immer nur unter
den grossen Strömen, ünd mit Eecht. Zum Euphrat und Tigris
müssen auch die beiden andern passen; dazu kommt, dass es von
ihnen heisst, sie umgäben ganze Länder. In neuerer Zeit hat nun
aber die Forschung nach jenen räthselhaften Flüssen auch unter den
Wädl's von Arabien ümschau gehalten. Dass "nri: im Hebräischen
(wie im Aramäischen und Arabischen) nur von Flüssen resp. Canälen
mit beständigem Wasser gebraucht wird, hat man dabei allerdings
übersehen '). Immerhin kann es aber doch Aufsehen erregen, dass
o ,
Glaser ^) jetzt den ^LsSw^ä- , dessen Name mit yniJ identisch ist,
im Herzen Arabiens entdeckt hat; sein Gewährsmann ist kein Ge¬
ringelter als Bekri. Dieser führt nämlich (S. 314) den Vers des
'Adi b. arRiqä' an:
3 . 3 y -->o- Oj- -3 3 c-j o-
^SyflS v^»^!} Ö'^i i-H'^ o^-^^ o^^i-
Da nun Cbaz äzä nicht weit von Darija liegt, so scheint der
Gailän eben dahin zu gehören ; Glaser erklärt ihn demnach für
den Wädi 'rRum(m)a und sieht in diesem den biblischen Gihon.
Nun hat uns jedoch glücklicherweise Jäqüt nicht bloss diesen
einen Vers, sondem auch ein ganzes Stück des Gedichtes erhalten,
worin er steht. Schon die Stelle 2, 259, 5 f mit den beiden
Versen ')
3 3 of 3 3 ' O- 3
,5i|yiJt j'LxfÜ! ot;.i;ij <^y^ö cioA;c*t U>^i ciJjis
3 O -
u>j.Jl jjLsu>j
1) Ein Wädi liann im Hebräischen nur durch bnS bezeichnet werden. — D"<"1S73 "ins Gen. 15,18 bedeutet den Nil, oder es ist ein alter Fehler für 'u bn:.
2) Skizze der Gesch. und Geogr. Arabiens 2, 355.
3) Der erstere steht übrigens, aber wieder vereinzelt, auch boi Bekri 347.
4 8*