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Berichtigung zu Bd. 63, 801 f.
Von Carl Bernheimer.
Bei meiner Auslegung von Yäm ana III, 1, 1. 2 könnte man
glauben, daß die Worte: tadatidayahetavas tv alarnhäräh auf die
Vorzüge {guna's) bezogen wären ; dem ist aber nicht so, sie beziehen
sich natürlich auf die kävyadobhä. Nach Vämana nämlich sind die
alamkära's untergeordnete Eigenschaften des kävyam im Ver- s
gleiche zu den guna's, die die Hauptbedingung für den Stil bi-I..i.
welcher nach seiner Meinung die Seele der Poesie ist. Dandin
dagegen stellt guna's und alamkära's auf die gleiche Stufe als Eigen¬
schaften des poetischen Ausdrucks. Das ist der Zusammenhang und
so ist auch das Schema: rasa lo
t gunäh
, t ■
alamkärah
(S. 801) zu verstehen. Daß auch andere Autoren z. B. Udbhata,
derselben Meinung waren, kann man unter anderem aus Alaipkära-
sarvasvam S. 7 folgern. 16
Zritiohiift der D. H. G. Bd. IiZIY.
übHi
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Über die Vakrokti und über das Alter Dandin's.
Von Hermann Jacobi.
Die Veranlassung zu den nachstehenden Untersuchungen war
der Artikel ,Über die vakrokti'^ von Carl Bernheimer oben Bd. 63,
S. 797 ff. ; daher die Vereinigung scheinbar unzusammenhängender Gegenstände in der Überschrift.
I.
Vakrokti bedeutet in der Poetik dreierlei, wie ich GN. 1908,
S. 11 gezeigt habe :
1. vakrokti a,\s dichterische Ausdrucksweise über¬
haupt umfaßt das ganze Gebiet aller poetischen Figuren und
wird daher als Sammelname für poetische Figur im allgemeinen
gebraucht'). Dandin (II, 363) schränkt das Gebiet der vakrokti
insofern ein, als er davon die Figur svabkävokti (II, 8 ff.) ausschließt (siehe weiter unten S. 132).
2. Vämana IV, 3, 8 stellte einen speziellen alamkära namens
vakrokti auf: die metaphorische Ausdrucksweise {sädrdyäl
laksanä vakroktih). Vorher galt dies als ein guna, und zwar bei
Bharata XVI, 96 prasäda, bei Dandin I, lOÖ samädhi genannt
(siehe unten S. 137, Note 2). Vämana's Vorgehen blieb aber die
allgemeine Anerkennung versagt.
3. In der ganzen späteren Poetik wird ein alamkära namens
vakrokti anerkannt, den Rudrata-) II, 14—17 zuerst beschrieb und
schon Änandavardhana Dhvanyäloka p. 97 erwähnt; er besteht in
einem auf ilesa oder käku beruhenden, absichtlichen Mißverstehen
der Worte eines Andern ^).
Somit haben diese drei Vakrokti's außer dem Namen nichts
miteinander gemein ; begrifflich sind sie vollständig voneinander verschieden. So liegen die Tatsachen.
1) AI. Sarv. p. 177: vakroktUabdah . . . alamkärasämänyavacanah.
Vergleiche auch die in zweitfolgender Anmerkung anzuführenden Stellen.
2) Über Rudrata's Alter habe ich WZKM. II, S. 155 und oben Bd. 56, S. 763 Anm. gehandelt.
3) Diese vakrokti ist wohl die poetische Verwendung einer galanten Neckerei, die unter diesem Namen als die 47 ste der 64 mahiläguna's bei den Jaina's vorkommt, siehe Weber, Katalog 11^ p. 664.