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Ein unbekannter Stupa der Sammlung Gai und die

Entwicklung des Stüpa im Gebiet des alten Gandhära

Von Heinrich Gerhard Franz, Mainz

1. Der Stüpa

Im Stüpa hat der frühe Buddhismus seine eigenste Form der Sakral¬

architektur entwickelt. Sein eigentliches Wesen liegt in seinem Charakter

als Mal. Er ist nichts als pures Monument, dem alle räumlichen Elemente

fehlen. Nur wo er in Kapellen oder Tempel gestellt wird, tritt er sekundär

mit dem Raum in Verbindung. Dieses sakrale Mal ist in der Zeit ent¬

standen und geprägt worden, als der Buddhismus noch eine bildlose

Rehgion war. Erst ein halbes Jahrtausend nach seiner Gründung führte

er das Kultbild ein, das dann auch von dem Stüpa Besitz ergriffen hat.

Das ursprünglich bildlose reine und abstrakte Mal des Stüpa ist mit

der Lehre des Erleuchteten, des Buddha Säkyamuni, von Indien nach

Zentralasien gewandert und bis in die hintersten Winkel von Tibet und

der Mongolei vorgedrungen. Es hat seinen Weg nach China, nach Burma

und Hinterindien genommen und auf Java hat es seine kühnste und ge¬

waltigste Vollendung im Barabudur gefunden. Es hat wie der Buddhis¬

mus selbst viele Umformungen erlebt und unendlich viele Einflüsse in

allen Ländern, wo es auftritt, aufgenommen, so daß sein Bild in den ver¬

schiedenen Landschaften stark wechselt^.

2. Gandhära und Taxila

Im Gebiet des alten Gandhära, im Nordwesten des heutigen West¬

pakistan, und des nordöstlichen Afghanistan, war unter der Herrschaft

des Maurya-Herrschers Asoka (273—232 v.) eine der blühendsten Pro¬

vinzen des buddhistischen Glaubens entstanden. In den folgenden Jahr¬

hunderten stand die Lehre Buddhas gleichberechtigt neben den anderen

! Zur Geschichte des Stüpa: Gisbert Combaz, Le developpement du

stüpa, Melanges Chmois et Bouddhicques II (1932—33), III (1934—35),

IV (1936): im folgenden als „Combaz II" bzw. III oder IV zitiert; Gius.

Tucci, Indo-Tibetiea I. „Mc'od Rten"e „Ts'a Ts'a" nel Tibet indiano ed

occidentale, Rom 1932; Ph. Stern et Mireille BfeNisTi, flvolution du stüpa

figure dans les sculptures d'Amarävati, Bull, de la sooietö des fitudes Indo¬

chinoises XXVII (1952), No. 4, 4e trim., S. 375ff, A. C. Soper, The dome

of heaven in Asia, Art Bulletin 1947, dec, S. 22ff. ; J. Fergusson, History of Indian and Eastem Architecture"^, London 1910.

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Ein unbekannter Stupa der Sammlung Gai 129

Religionen, die durch die wechselnden Herrschergeschlechter ins Land

gekommen waren. Die Griechen, die von Baktrien aus seit 180 v. ihre

Herrschaft erneut auf dem Punjab ausgedehnt hatten, haben das Vor¬

bild für die liberale Duldsamkeit aller rehgiöser Bekenntnisse gehefert.

Die Münzprägung bietet ein lebendiges Bild von der Vielfalt der Gott¬

heiten und Glaubensformen. Unter den Kushana erscheint auf dem

Revers der Münze das Bild des stehenden Buddha mit Umschrift

(BOAAO) neben anderen Münzen mit dem des Siva, des Herkules oder

mit dem zoroastrischen Feueraltar. Vielleicht ist schon auf Münzen der

Öakaherrscher der sitzende Buddha dargestellt, doch tragen die schwer

erkennbaren Münzen keine lesbare Umschrift^. OflFenbar hat der Buddhis¬

mus allmählich eine führende Stellung errungen und die Länder mit dem

Kennzeichen seiner Lehre ausgestattet. Klöster und Stüpas zierten alle

bedeutenden Punkte. Im 4. und 6. Jahrhundert n. Ghr. haben

chinesische Mönche auf ihrer weiten Pilgerreise zu den heihgen Stätten

des Buddhismus in Indien, die sie durch die Wüsten und Hochgebirge

Zentralasiens führte, auch diese Länder besucht*. Ihre ausführhchen und

genauen Schildermigen sind heute von unschätzbarer Bedeutung. Sie

schildern nicht aUein die durchwanderten Landschaften aufs genaueste

und berichten über ihre Bewohner, sondern vermerken sorgsam alle

Monumente und Gedenkstätten des Buddhismus und erzählen in

frommer Gläubigkeit alle legendarischen Geschehnisse, die ihre Er¬

richtung veranlaßt haben. Die Schilderungen sind ein hervorragendes

Zeugnis des hoch entwickelten Sinnes für landschafthche Beobachtungen

und Eindrücke, den der Chinese besitzt, sie sind aber ebenso ein tm-

vergleichhches Quellenmaterial für die archäologische Forschung, die

heute einen Teil der verfallenen Monumente wieder aufgespürt und frei-

1 M.-Th. Allouche —■ Le Page, L'art monitaire des royaumes Bactriens,

Paris 1957; A. K. Coomabaswamy, The Origin of the Buddha Image, The

Art Bulletin IX (1927) No. 4. Die ganze Frage übersichtlich bibliogra¬

phisch zusammengestellt bei H. Deydieb, Contribution ä l'etude de l'art du

Gandhära, Paris 1950, S. XXff. und S. 46ff.

2 M. A. Foucheb, Notes sur la giographie ancienne du Oandhara, BEFEO

1901, (zitiert Foucheb I), ders., Notes on the ancient geography of Oandhara, a commentary on a chapter of Hiuan Tsang, Arehaeol. Survey of India, Calcutta

1915; Si-Yu-Ki, Buddhist records of the Westem world, translated from the

Chinese of Hiuen Tsiang (A. D. 629) by Samuel Beal, London o. J. ; Fa-

Hien, a record of Buddhist kingdoms being an account of his travels in India

and Ceylon (A. D. 399—414), transl. and annot. by Jambs Legge, Oxford

1886; Thomas Wattebs, On Yuan Chwang's travels in India, London

1904—05; I-TsiNG, A record of the Buddhist religion as practised in India

(A. D. 671—695) transl. by J. Tokaxusu, Oxford 1896; Henning, Terrae

incognitae, Leiden. M. A. Foucheb, L'Art Grico-bouddicque du Oandhara,

Paris 1908—1951, Vol. I-III (zitiert Foucheb 2).

9 ZDMG 109/1

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130 Heinbich Gebhabd Fbanz

gelegt hat. Der erste chinesische Bericht stammt von Fa Hsien, der 399

bis 414 auf der Pilgerreise war. Fa Hsien sah im Norden des heutigen

Pakistan blühende Länder, mit tausenden von Klöstern, die von un¬

gezählten Mönchen besetzt waren. Durch mehr als fünf Jahrhunderte

hatten alle Herrschergeschlechter, Graekobaktrier, Indoskythen, Parther,

Saka und Kushana den Buddhismus in diesem nordwestlichen Teü In¬

diens gefördert und seine Blüte begünstigt. Zweihundert Jahre später

bereiste Hsüan-tsang zwischen 629—645 die gleichen Länder, aber er

fand die Städte und Dörfer verödet, die Klöster verlassen und im Verfall

begriffen. Die Stüpas standen wohl noch, aber auch sie waren zum Teil

zerstört oder dem Verfall preisgegeben. Über Nordindien war in der

2. Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. der Sturm der hephtalitischen

Huimen hinweggegangen, mongolischer Nomadenhorden, die in Zentral¬

asien in Bewegung geraten waren und erst Baktrien und dann in zwei¬

maligem Ansturm 455 und 484 nach Besiegung des Sasanidenherrschers

Firuz im Iran, Indien verheerten. Seit dieser Zeit liegen die Klöster und

Heüigtümer des Buddhismus im Nordwesten des indischen Subkontinents

in Ruinen. Erst in unseren Tagen hat das Land sich von diesem Schlage

wieder erholt. Erst heute hat die Archäologie die alten Kulturzentren

■wieder freizulegen begonnen.

Ein besonders reiches Klosterleben hatte sich im Gebiet des König¬

reichs Taxüa entfaltet. An dieser Kreuzungsstelle wichtiger Handels¬

straßen aus Zentralasien, Afghanistan und Kaimir nach Indien, waren

reiche Städte entstanden, um die sich in weitem Ringe ein Kranz blü¬

hender Klöster legte, die alle Berghöhen besetzt hielten. Einen großen

Teil konnten die sorgfältigen Grabungen wieder entdecken und freüegen,

so daß hier die Entwicldung der frühbuddhistischen Kunst besonders

gut zu übersehen ist^. Allerdings bot die Chronologie bisher fast un¬

überwindliche Schwierigkeiten. Die Gandhära-Plastik hat einen großen

und reichen Bestand an Funden gehefert, aber die zeitliche Ordnung ist

bisher umstritten^.

1 John Mabshall, A guide to Taxila 3 rd ed., Delhi 1936 (zitiert als

,, Mabshall A.) ; ders., Taxila, an ill. aceount of archaeol. excavations carried out at Taxila under the orders of the government of India between the years 1913 and 1934, 3 Bd., Cambridge 1951 (zitiert als „Mabshall B."). Vgl. die

Besprechungen: JRAS 1952, No. 3 und 4, S. 167, sowie A. Ghosh, Taxila

(Sirkap), 1944—45, Ancient India, Bulletin of the Archaeological Survey of

India, No. 4 (July 1947— Jan. 1948) S. 41ff.

^ Henbi Deydieb, Contribution ä Vetude de Vart du Gandhära, Paris 1950,

gibt eine gut geordnete und ausführlich exzerpierte Bibliographie der ge¬

samten Forsehung. Die Abkürzungen der Zeitschriften, die dort S. 265ff.

gegeben sind, sind hier übemommen.

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Ein unbekannter Stüpa der Sanunlung Gai 131

Nachdem sich die Forschung seit über einem halben Jahrhundert fast

ausschließlich mit der Plastik beschäftigt hat, sollte man auch der Archi¬

tektur des Buddhismus an dieser Stelle größere Aufmerksamkeit schen¬

ken. So wie die Skulptur eine selbständige Schule bildet, die sich durch

ihre Geschlossenheit deutlich von den Kunstzentren des gleichen Zeit¬

raumes (der ersten fünf Jahrhunderte n. C.) im eigentlichen Subkonti¬

nent abhebt, so ist auch die Architektur einen selbständigen Weg ge¬

gangen, der sie von den Bauten Zentral- und Südindiens unterscheidet.

3. Der Votivstüpa der Sammlung Gai in Peshäwar

Von den zahlreichen Stüpas der Gandhära-Klöster konnten die Aus¬

grabungen nur Stümpfe, oft nur noch Fundamente freilegen. Um eine

Vorstellung vom Aussehen eines Stüpa im ganzen Zugewinnen, muß man

Nachbildungen in kleinem Format zu Rate ziehen, die, aus Stein oder

Metall gearbeitet, als Reliquienbehälter in den großen Stüpas ein¬

gemauert waren. Neben diesen 20—40 cm großen meist innen hohlen

Zwergstüpas erhielten sich größere monohthe Stüpas, die fromme Bud¬

dhisten als Weihgaben stifteten und neben dem Haupt-Stüpa in den be¬

deutenden Klöstern und Wallfahrtsstätten aufstellen ließen.

Ein solcher Votivstüpa befindet sich in der Sammlung Gai in Pe¬

shäwar (Abb. 1). Bisher unbekannt geblieben, ist der 52 cm hohe Stüpa

von besonderem Interesse, da er auch plastischen Schmuck besitzt^. Die

Stüpakuppel (unda genannt) sitzt auf einem von einem Konsolgesims

in zwei Zonen geteilten Zylinder. Von ihrem Scheitel hängen Lotus¬

blätter herab. Der untere Zylinderring enthält eine von kauernden Putti

getragene Girlande, oben läuft eine Ranke mit gegenständigen Pal¬

metten um. Auf der Kuppel saß ursprünglich — ein Bohrloch deutet

dies an — ein würfelähnhcher Sockel (harmikä) mit einem oder mehreren

Schirmen (chatra) darüber. Form wie auch Dekoration stellen diesen

Stüpa in eine bereits fortgeschrittene Phase des Stüpabaues. Ein solcher

doppelter Zylinder fehlt den allerfrühesten Stüpas.

4. Frühe Stüpas.

Unter den Großstüpas des nördlichen Pakistan und Afghanistan ge¬

hören der Frühzeit nur der von Mamkyäla und der große Dharmaräjikä-

Stüpa in einem Klosterbezirk in einem Seitental der Ebene von Taxila

an^. Vermuthch reicht letzterer in der Anlage in die Zeit des Maurya-

1 Der Stüpa fehlt auch in dem sonst vollständigen Katalog der in Pakistan

befindlichen Gandhara-Plastik von H. Ingholt u. I. Lyons, Qandhäran

Art in Pakistan, New York 1958.

2 Marshall A. S. 37ff; Marshall B. I. S. 236£f; III, Taf. 45ff.

»•

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132 Heinbich Gebhabd Fbanz

Kaisers Aäoka zurück. Auf jeden Fall stand er schon zur Zeit der frühen

Saka-Dynastie unter den Königen Maues und Azes (zwischen ca. 85 und

50 V. Gh.). Dies bezeugen die zur Zeit dieser Herrscher entstandenen

kleinen Stüpas, die im Kreis ringsum stehen. Der große Haupt-Stüpa des

Dharmaräjikä ist in seinem Oberbau aus den bestehenden Resten leicht

zu rekonstruieren (Abb. 2, 3): als riesige Halbkugel über einem

vergleichsweise niedrigen, vorspringenden zylindrischen Sockel, dessen

Verkleidung noch teilweise erhalten ist. Dieser Sockelring, der als er¬

höhter Umgang um den Stüpa als Prozessionspfad, als pradaksinä patha,

für die Gläubigen diente, ist außen mit niedrigen Pilastern gegliedert ;

die Interkolumnien waren einst mit Stuck verkleidet, der bemalt und

mit Reheffiguren verziert war. Darüber folgte ein an dieser Stelle noch

erhaltener etwa gleichhoher Fries von Pilastern mit Nischen, die ab¬

wechselnd als trapezoide und als Dreipaßnischen gestaltet sind. Diese

Verkleidung gehört aber einer späten Epoche, wahrscheinhch dem 4.

oder 5. Jahrhundert, an. Der Stüpa ist vermutlich mehrere Male er¬

neuert und verkleidet worden, wobei offenbar die ursprüngliche, von

sakraler Weihe umgebene Form des Stüpa respektiert wurde. Der um

den Stüpa laufende Prozessionspfad lag in der Anfangszeit tiefer. Drei

verschiedene Bodenlagen sind festgestellt worden, die unterste war mit

türkisgrünen Fliesen aus dickem Glas belegt, das zusammen mit der

farbigen Bemalung des Stüpa ein farbenreiches Bild abgegeben haben

muß. Der Prozessionspfad ist erst später durch einen Kranz von Ka¬

pellen eingefaßt worden, die einen vorangehenden Ring von kleineren

Rundstüpas in sich einschließen (Abb. 3). Ganz im Anfang stand der

große Stüpa frei auf dem Plateau, das sich vor dem Kloster erstreckt.

In dem Stüpa von Manikyala^ bei Rawalpindi ist der Tjrpus des Stüpa

von Dharmaräjikä um einen Grad variiert, indem über dem niedrigen

ersten Sockel ein zweiter aufgesetzt ist. In Zentralindien stehen die

Stüpas von Sänci auf der gleichen Entwicklungsstufe (Fig. 1).

Der Stüpa I von Sänci sitzt wie der Dharmaräjikä-Stüpa als riesiger

halbkugehger Tumulus, oben abgeflacht, auf einem Sockel, der als Um¬

gang vorspringt^. Er enthält als Kern einen älteren aus Backstein ge¬

bauten kleineren Stüpa, der möghcherweise auf eine Gründung des

Kaisers Asoka zurückgeht. Der äußere Stüpa ist wahrscheinhch im

2. Jahrhundert um den damals zerstörten inneren Backsteinstüpa herum¬

gebaut worden. Im Unterschied zum Dharmaräjikä-Stüpa ist in Sänci

der ebenerdige Prozessionspfad durch eine Steinbalustrade nach außen

umgrenzt, in der hölzernes Pfostenwerk in Stein imitiert ist.

1 J. Mabshall — A. Foucheb, The monumenta of Sanci, 2 Bd. Calcutta

1934; J. Mabshall, The monumenta of Sanci, ASIAR 1913—14, S. 1—39,

Taf. 1—24, Stüpa I: S. 1—7. « Foucher, fig. 9.

(6)

Ein unbekannter Stupa der Sammlung Gai 133

Der einfache Grabtumulus des frühen Stüpa ist noch kein eigenthch

architektonisches Gebilde. Er steht dem ursprünghchen Erdhügel, aus

dem er entstand, noch sehr nahe. Der Wunsch, ihn zum sakralen Mal zu

erheben, führte zu einer ersten Wandlung der Ausgangsform. Die Halb¬

kugel erhielt einen Zylinder als Unterbau, der sie über den Boden empor¬

hebt. Damit führte der Weg vom in sich ruhenden Grabbau fort zu

Fig. 1. Sänci. Stüpa I

einem Richtungsbau, dessen Sinn darin besteht, malhaft zu weisen. Der

Stüpa soll jetzt geistige Inhalte zum Sprechen und den Gläubigen in

Kontakt bringen mit übernatürlichen und überzeitlichen Zusammen¬

hängen, und ihn, ohne daß es durch konkrete Hinweise erhärtet wird, in

ein Netz kosmisch-religiöser Beziehungen hineinstellen.

Die neue Form des gestreckt zylindrischen Stüpa ist im nordwestlichen

Pakistan und in Afghanistan an einer Reihe von Beispielen zu studieren.

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134 HEnsTBicH Gebhabd Fbanz

5. Der zylindrisch gestreckte Stüpa

Der Votivstüpa der Sammlung Gai (Abb. 1) gehört dieser fort¬

geschrittenen Stufe des Stüpabaues an. Durch einen erhöhten Zylinder

ist die Halbkugel des Stüpa emporgehoben. Die Kuppel hat damit ihre

Schwere und lastende Ruhe verloren, die sie in den frühen Stüpas von

Sänci und dem Hauptstupa des Dharmaräjikä hatte. Sie ist über den

Boden emporgehoben, auf dem diese frühen Stüpas unmittelbar, nur

durch einen ganz kurzen Sockel getrennt, wie eine riesige Glocke auf¬

ruhten. Ein nach oben gestreckter Bautjrpus ist entstanden, dessen be¬

sondere Schönheit in dem Ausgleich zwischen Halbkugel und erhöhtem

Zylinder liegt.

Diese Form des gestreckten zirkulären Stüpa ist in mehreren großen

Stüpabauten erhalten. Im Bereich von Taxila ist im KJoster Pippala, ca.

3 km nördlich von Sirkap, in der Kapelle Nr. 31 (Abb. 5)i ein solcher bis

zur Halbkugel erhalten. Dieser als Stüpa H bezeichnete Votiv- oder

Memorialstüpa hat eine noch stärker gestreckte Form als die Reliquiare, indem drei Ringe unter die Halbkugel eingeschoben sind. Dem Situations¬

befund nach ist der Stüpa nicht gleichzeitig mit dem umgebenden

Kloster in der Zeit des 3.—5. Jahrhunderts n. C. entstanden, sondern

gehört zu dessen auf einem tieferen Niveau liegenden Vorgänger. Der

Stüpa wurde offensichtlich unverändert aus dem älteren in den neuen

Klosterbau übernommen, dessen Bodenhöhe etwa 0,80 m über der des

Stüpa liegt, so daß einige Stufen aus dem Hof des Klosters in die Ka¬

pelle hinabführen. Nach der Form des "diaper" -Mauerwerks gehört der

Stüpa ins 1. Jahrhundert n. C. Die einfache Form der Zylinderringe und

das Fehlen einer Pilastergliederung, die nur am untersten Zylinderring

auftritt, sprechen ebenfalls für eine Entstehung des Stüpa in relativ

früher Zeit. Die angesetzten Buddhafiguren aus Stuck sind dagegen erst

im Zusammenhang mit einer Stuckverkleidung des 4. oder 5. Jahr¬

hunderts hmzugekommen. Im Vorhof des Klosters von Pippala sind

z. T. über den Fundamenten des älteren Baues neue Stüpas errichtet,

die in ihrer Grundform den nächsten noch zu behandelnden Typus des

Stüpa mit quadratischem Sockel zeigen. An dem Rundstüpa in Ka¬

pelle 31 weist auch der Lotosschmuck am Sockel auf höheres Alter.

Wenn man annimmt, daß dieser bei der Errichtung des Stüpa der einzige

Schmuck desselben war, so deutet dies auf ein Entstehungsdatum, das

vor der Einführung bildhcher Darstellungen des Buddha liegt, die wohl

erst in nachchristlicher Zeit erfolgte, wenn auch über den genauen Zeit¬

punkt und den Ort dieser Wandlung noch keine Einigkeit herrscht. Der

zirkuläre Stüpa ist in diesem in Pippala erhaltenen Beispiel noch stärker 1 Mabshall B., I, S. 366; III, Taf. 98 (b).

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Ein unbekannter Stüpa der Sammlung Gai 135

gestreckt und in die Höhe entwickelt als in den erhaltenen Reliquien¬

behältern. Es bedarf kaum einer Erwähnung, daß als Abschluß der

Halbkugel auch in Pippala chatra zu denken sind. Allerdings gibt es

unter den Stüpareliquiaren auch solche, die keine Öffnung zum Ein¬

setzen einer harmikä mit Schirmen darüber zeigen. Doch darf das noch

nicht zu dem Schluß verleiten, es müsse auch Stupas ohne Chatra ge¬

geben haben.

Die neue Form des Stüpa ist besonders klar in den Miniaturstüpas zu

erfassen, die als Rehquienbehälter in den großen Stüpas eingemauert

waren^. Diese Miniaturstüpas sind aus Stein oder Metall. Ihre Form

folgt der Entwicklung und Wand¬

lung der großen Stüpas. Die Form

der ältesten Stüpas zeigt ein Re¬

liquiar aus Stein, das in einem der

kleinen Stüpas gefunden wurde,

die um den großen Hauptstüpa des

Dharmärajilcä bei Taxila herum¬

liegen (Abb. 3)^. Hier ist die ur¬

sprüngliche Gestalt des großen

Stüpa (Fig. 2) im Kleinformat

■Hdederholt.

Die Stufe des zylindrisch ge¬

streckten Stüpa verkörpern meh¬

rere aus grünem Steatit gear¬

beitete Reliquiare. Ira Bereich

von Taxila ist eines dieser Gat¬

tung in Sirkap, und ein anderes

in Kalawan gefunden worden

(Abb. 4, Fig. 3). Das Reliquiar von

Kalawan ist von besonderem Wert,

da es in einem Stüpa gefunden wurde, dessen kreisrunder Unterbau noch

erhalten ist (Abb. 4)». Eine Kupferplatte mit einer Stifterinschrift, die

beigelegt war, gibt als Datum das Jahr 134 des Azes an, womit ver¬

mutlich die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. C. erreicht ist*. Der ber-

1 Der Platz für diese Reliquiare war nicht immer der gleiche, manchmal

am Boden der Halbkugel, ein anderes Mal wieder am Scheitel und durchaus

nicht immer in der Mittelachse. Dieser Umstand hat es oft sehr schwer

gemacht, in dem massiven Steinwerk des Stupa die Reliquienkammer zu

finden und hat auf der anderen Seite manches Reliquiar vor Raubgrabimgen bewahrt und es bis in unsere Tage erhalten. " Mabshall, B. I. c. Bd. III,

Taf. 51 (f). ^ Mabshall, B. I. S. 32; III, Taf. 80 (g).

* Die Frage der Zeitrechnung ist ein noch immer ungelöstes Rätsel, das

der Forschung zur frühindischen Geschichte schon viel Kopfzerbrechen

Fig. 2. Reliquiar in Stüpa-Form aus Taxila, Dharmaräjikä-Stüpa

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136 Heinbich Gebhabd Fbanz

gende Stüpa ist nicht freistehend, sondern in eine achteckige Kapelle

gesetzt. Diese Stüpakapellen spielen eine große Rolle in den buddhisti¬

schen Klöstern der Frühzeit. Das Mauerwerk der Kapelle, die den Stüpa in

Kalawan umschließt, ist in einem frühen ,, small diaper" Verband gebaut,

der ebenfalls in die Zeit des 1. nachchristlichen Jahrhunderts weist^.

Zylindrisch gestreckte kleine Stüpas um¬

standen ursprünglich den großen Hauptstüpa

des Dharmaräjikä (Abb. 3). Das rohe Mauer¬

werk aus unbehauenen Steinen, das aller¬

dings außen mit einem sorgfältig behauenen

Mantel aus kanjur-Stein verkleidet ist, weist ebenso wie Münzfunde auf das 1. Jahrhundert

V. C. als Entstehungszeit. Nur der untere Teü

dieser Stüpas ist erhalten^. Als einzigen

Schmuck enthalten sie ein einfaches Sockel¬

profil. ,, Later on some of them, e.g. D 3 and

R 4 (vgl. Abb. 3) were enlarged by the

addition of square or round bases" (Marshall).

Einige dieser Rundstüpas wurden später

ummantelt durch einen runden oder aueh

quadratischen Sockelbau. Mit der Einführung

des quadratischen Sockels ist eine neue Form

im Stüpabau erreicht, die zunächst auf die

nordwesthchen Gebiete des indisch-pakista¬

nischen Subkontinents beschränkt war und

nicht bis Südindien vordrang.

Fig. 3.

Reliquiar in Stüpaform aus Sirkap.

Nach Marshall

6. Der Stüpa mit quadratischem Sockel.

In Sirkap, der zweiten Stadt von Taxila, sind in dem Niveau der

Partherzeit mehrere Stüpasockel in quadratischer Form mit Pilaster¬

gliederung und Treppe an der Front erhalten. Von dem Oberbau fehlen

aUe Spuren (Fig. 4, 5). Ein im Museum von Taxila rekonstruierter Klein-

stüpa vermittelt aber das Bild eines Idealstüpa dieser Stufe (Abb. 6).

Der quadratische Sockel ist an den Ecken durch Pfeiler mit eingelassenen

Büdrehefs betont. Zylinder und Kuppel des Stüpa lassen auf der Terrasse

des Sockels einen Umgang frei. Am Zylinder läuft wie in dem Stüpa der

bereitet hat. Vgl. dazu J. E. Van Lohuizen-de Leeuw, The „Scythian"

Period, Leiden 1949, und die Besprechungen von Thomas, JRAS 1952,

S. lOSff., sowie auf S. 169—^171; dazu neuerdings auch H. Ingholt, Qand¬

häran art in Pakistan, New York 1958. ^ Marshall, B. III, Taf. 72ff. ;

I, S. 326f. 2 Stüpas DI, D2, D3, B3, B6, B7, BIO, B 16, R 4, S 8, vgl.

Marshall, B., III. Taf. 47 (b), 49 (a).

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Ein unbekannter Stüpa der Sammlung Gai 137 D

Fig. 4. Sirkap (Taxila). Grundriß der Stadtanlage. Naeh Marshall

Fig. 5. Sirkap (Taxila). Stüpa mit Doppeladler. Nach Marshall

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138 Heinrich Gebhard Franz

Sammlung Gai (Abb. 1) eine von Putti getragene Guirlande um. Die

Zylinderhöhe ist gegenüber dem gestreckten Stüpa reduziert.

In Block E in Hof a hat sich in Sirkap ein Stüpa aus dem vorangehen¬

den Stratum erhalten^, der durch ein Erdbeben, das etwa im Jahre 30

n. C. die parthische Stadt von Sirkap verwüstet hat, eingestürzt war.

Die wohlerhaltenen Blöcke konnten wiederaufgerichtet werden und der

Stüpa von kreisrundem Grund und von gestrecktem Aufriß bis zur

Halbkugel wiederhergestellt werden. Eine Horizontalgliederung ist nicht

vorhanden, dürfte aber in Stuck auf¬

getragen gewesen sein (Fig. 6). Reste des Stucküberzuges, in den ornamen¬

tale, große, von oben herabhängende

Akanthusblätter geschnitten waren,

waren bei der Ausgrabung noch

vorhanden, ("decorated with a bold

design of conventional acanthus

foliage modelled in thick lime pla¬

ster and painted" — Marshall)^.

Dieser Stüpa steht auf einem Ni¬

veau, das beträchtlich unter dem von

Stratum 2 der Partherstadt liegt

und ,, was older than the rest ofthe

house, its base coinciding with the

floor-level, not of the second stratum

but of the third" (Marshall). Er

war aus der vorangehenden Stadt -

anläge stehengeblieben, seit seiner

Errichtung war die Stadt um ihn

herum allmähhch gealtert, vielleicht auch teilweise zerstört worden.

Als über dem Schutt ein neues Haus gebaut wurde, „the builders were

careful to preserve the stupa by constructing a sort of shallow basin

around its plinth in the courtyard". Mit Stratum III ist der Stüpa in

die 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. C. zu datieren, die gleiche Zeit, in

die auch die kleinen zirkulären Stüpas rund um den Dharmaräjikä-Stüpa

bei Taxila gehören, die dem Stüpa von Sirkap auch in dem sorgfältig

behauenen Mantel aus kanjur-Steinen um einen massiven Kern von

rohem Bruchsteinwerk gleichen.

Die in dem oberen Stratum II von Sirkap erhaltenen Stüpas folgen

durchgehend dem neuen Typus mit quadratischem und pilastergeglie-

dertem Sockel (Fig. 5). Die Vermittler dieser neuen Architekturforin

waren offensichtlich die Parther, deren Reich im Westen ans römische

1 Marshall, B. I, S. 158; III, Taf. 27 (a).

2 Marshall, B., III, Taf. 120 (a): Rekonstruktion der Stüpaverkleidung.

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Fig. 6. Sirkap.BlookE,Hofa. Stüpa.

Nach Marshall.

(12)

Ein unbekannter Stüpa der Sanunlung Gai 139

grenzte und die in Mesopatamien einen lebhaften Austausch mit helle¬

nistischer und römischer Kunst pflegten^. Die Gliederung mit Pilastern,

die sich dem Baublock des Sockels eng anlegen, deuten auf Einflüsse

der römischen Architektur. Basis und Gebälk sind sorgfältig ausgear¬

beitet. Meist sind diese Sockel mit kanjur-Quaderwerk verkleidet, aus

dem die Gliederformen gearbeitet sind. In Block A ist ein großer Sockel

in seiner untersten Partie erhalten, 9,50 X 9,50 m im Geviert, der durch

Münzen Azes II. in die späte Sakazeit, etwa den Anfang des 1. Jahr¬

hunderts n. Chr. datiert ist^. Vom Oberbau sind Einzelteile gefunden,

vor allem Reste einer Balustrade aus Stein, die die Steüibalustraden der

zentralindischen Stupas in Sänci im kleinen Format wiederholt. Der

quadratische Sockel war durch diese Balustraden umstellt. Der Stüpa-

auf bau sitzt in kreisrunder Form auf diesem Sockel auf und ist wesent¬

lich schmäler, so daß ein Umgang um ihn frei bleibt. An einer Seite ist

dem Sockel ein Risalit vorgelegt, an das eine Treppe angeschoben ist,

auf der die Gläubigen zur Verehrung des Stupa heraufsteigen konnten.

Auch die sonst meist verlorenen chatra und harmikä sind erhalten, aus

massivem Kanjur-Gestein gehauen, so daß eine Rekonstruktion des

ganzen Baues versucht werden kann. Der Oberbau ist wahrscheinlich

in der Art der Votivstüpas im kleinen Format, die im Hof um den Stüpa

A gefunden worden sind, zu rekonstruieren.

Eine besondere Form gewinnt der quadratische Sockel des Stüpa

durch Einsetzen von Nischen in den Zwischenräumen zwischen den

Pilastern, wie es an dem Stüpa in Block G der FalF ist. Hier sind es nur

Flachnischen. Später werden die Nischen tiefer zur Aufnahme von pla¬

stischen Figuren, Buddhas und Boddhisattvas. Das Hinzutreten des

Bildes leitet eine neue Phase der Gliederung des Stüpa ein.

Der Stüpa mit quadratischem Sockel hat in großem Format eine weite

Verbreitung durch den ganzen Nordwesten des Subkontinents, das heu¬

tige Pakistan, erlebt. Im Bereich von Taxila ist er in den großen Haupt-

stüpas der Klöster von Jauhäii und Mohrä Morädu vertreten (4.-5. Jahrb.).

Im letzten ist der Ansatz des runden Oberbaues erhalten undzeigt, daß

auch der Zylinder über dem Sockel mit Pilastern besetzt war* (Fig. 7, 8.)

1 Neuere Abhandlungen zur parthischen Architektur : H. Lenzen, Archi¬

tektur der Partherzeit, in : Festschrift für C. Weickebt, Berlin 1955; H. Lenzen,

Oedanken über den großen Tempel in Hatra, Sumer XI (1955), S. 93ff. ;

über die Ausgrabungen in Hatra: Fuad Saf ab, Hatra and the first season of

excavation 1951, Sumer VIII (1952), S. 3ff. ; Naji al Asü, in: Illustrated

London News vom 10. und 17. November 1951 und vom 18. und 25. Dezem¬

ber 1954; O. Reutheb, Parthian architecture in: O. U. Pope, A Survey of

Persian Art, Bd. I; M. J. Rostovtzeff, Dura and the problem of Parthian

art, Yale classical studies vol. V (1935), S. 157—304.

2 Marshall, B., Ill, Taf. 26 (c). Mabshall, B., Ill, Taf. 30 (b).

« Mabshall, B., Ill, Taf. 104—106, 93, 97 (a).

(13)

140 Heinbich Gebhabd Fbanz

(14)

Ein unbekannter Stüpa der Sammlung Gai 141

7. Stüpas in Swät und Afghanistan.

Eine ganze Anzahl von Stupas dieses Typus hat sich im Swat-Tal,

dem alten Uddäyana, erhalten. Sie haben einen großen quadratischen

Unterbau mit Pilastern, im Stupa von Topdara über Haibatgram noch

erhalten (Abb. 10), und darüber steigt der Stüpazyhnder in Propor¬

tionen auf, die den klassischen der Modellstüpas von Taxila-Sirkap ent¬

sprechen (Abb. 4)1. Dieser zylindrische Oberbau ist in dem Stupa des

Königs Uttarasena in Shankardar trotz aller Zerstörungen noch am

vollständigsten erhalten. Zwei zylindrische Ringe stehen übereinander,

der untere durch Pilaster gegliedert, der obere leicht eingetieft. An

letzterem deuten Spuren von Mörtel oder Stuckbewurf darauf hin, daß

entweder Malereien angebracht waren oder Stuckdekorationen auf¬

saßen, vielleicht in Form ganz einfacher geometrischer Ornamente, wie

sie an einem der kleinen Modellstüpas angedeutet sind, oder eine deko¬

rative Pfostenbalustrade umhef, wie sie von kleinen Stüpas in Stein

erhalten ist.

Im äußersten Nordwesten verkörpert der Stüpa von Spola im Khyber-

gebiet den gleichen Typ als noch wohlerhaltener Bau und er setzt sich

in die Gebiete des heutigen Nord- imd Nordostafghanistan fort. Wilson

hat im 19. Jahrhundert bereits diese Stüpas in Zeichnungen, sehr flüch¬

tigen Stiles allerdings, festgehalten^. Als guterhaltenes Beispiel kann der

Stupa von Shevaki bei Kabul gelten.

8. Der Stüpa mit gestuftem Sockel.

In der Folgezeit wird der quadratische Sockel des Stüpa erhöht und

auf zwei Geschosse vermehrt, so daß schheßlich drei Sockel überein¬

ander stehen, jeder durch Pilaster gegliedert und in Nischen mit Figuren

geöffnet. Die quadratischen Gteschosse sind gestaffelt und verkürzen sich

nach oben. Darüber folgen drei zylindrische Geschosse. Auch diese

waren geghedert oder mit Reliefs verziert (Fig. 9). Die Ausbildung die¬

ses reichgeghederten Stüpatj^us ist im Bereich von Taxila in den ein¬

zelnen Stufen zu fassen: Zunächst als erste Stufe die Bereicherung des

Sirkap-Typus. In den Nebenstüpas, die ringförmig den großen Dharma¬

räjikä-Stüpa bei Taxila umgeben, sind die älteren zylindrischen entweder

mit einem quadratischen Sockel umgeben oder durch neue Stüpas mit

1 Sib Aubel Stein, An Archaeological Tour in Swat and adjacent Hill

Tracts, Memoirs of the Archaeological Survey of India (,,Mem. ASJ") No. 42,

Calcutta 1931; ASIAR 1925—26, S. 160ff. und Taf. LXII; E. Baboeb und

Ph. Wbight, Excavations in Swat and Exploratons in the Oxus territories of

Afghanistan, Memoirs A. S. I. No. 64, Calcutta 1941.

2 H. H. Wilson, Ariana antiqua, a descriptive aceount of the antiquities and coins of Afghanistan, London 1841, Taf. I — IX, nach S. 118.

(15)

142 Heineich Geehaed Feanz

quadratischem Sockel ersetzt, die über ihnen errichtet wurden. Einer

noch späteren Stufe gehören die Stüpas an, die um diesen Stüpakranz

in lockerer Anordnung verteilt liegen. In diesen, wie z. B. in den Neben¬

stüpas N 4 und K 1 folgt auf den unteren quadratischen Sockel nicht

unmittelbar der zirkuläre Stüpa-Aufsatz, sondern ein zweiter schmälerer

quadratischer Sockel folgt darüber, und wahrscheinlich war noch ein

dritter nicht erhaltener vorhanden^. Alle Geschosse besaßen Pilaster-

^ u W^^r^'l^' "L.^ ' ' '

Fig. 9. Hadda. Votiustüpa, Sockel imd Zylüider. Nach Baethoux

gliederung. Zunächst ist nur eine Dreibogennische in der Mitte der

Sockelwände eingelassen, die die Stuckfigur eines sitzenden Buddha

umschließt (Abb. 2). Diese gehören zeithch in die Periode „immediately

following the displacement of diaper by semi-ashlar work, which

seems to have taken place in the latter part of the second century A. D".

Münzfunde mit dem Bild Kaniskas und Huvi§kas bestätigen die Zuge¬

hörigkeit dieser Stüpas, denen sich eine ganze Gruppe um den Dharma-

1 Maeshall, B., ni, Taf. 56 (c), 57 (a), I, S. 261/64, ASIAR 1912—1913, Taf. XII, b, — Von Maeshall als „Third group" bezeichnet.

(16)

Ein unbekannter Stüpa der Sammlimg Gia 143

räjikä-Stüpa anschließen läßt, zur Ku$äna-Zeit als datum post quem^

Die Höhe der einzelnen Sockelgeschosse ist, verghchen mit den Stüpas

der Sirkap-Gruppe (Abb. 6, 7) stark gemindert, wodurch die Pilaster

zu kurzen stämmigen, stumpfartig verkürzten Pfosten werden. Darin

spricht sich deutlich ein Verlassen der klassisch empfundenen Propor¬

tionen der Sirkap-Gruppe aus.

In die Zwischenräume zwischen die Pilaster werden dann in einer

nächsten Entwicklungsstufe Nischen eingelassen, abwechselnd Drei¬

bogen- und trapezoide Nischen, wie es an den Votivstüpas der Klöster

von Hadda in Afghanistan (Fig. 9) und in Jauhän bei Taxila zu beob¬

achten ist (Abb. 9). In den Nischen sind Buddhafiguren in sitzender

Haltung, im Meditations- oder Lehrgestus, und sitzende Boddhisattvas

eingestellt, rechts und links zwei adorierende Figuren oder wieder medi¬

tierende Buddhas. Die Geschoßhöhen sind noch niedriger geworden, so

daß die Pilaster noch plumper und schwerer wirken als in den vorher

besprochenen Stüpas. Die Figuren sind von großer Einförmigkeit, von

einigen wenigen Modeln in Stuck gepreßt. Im ganzen gewinnt aber der

Stüpa durch die kräftige Modellierung und das starke Spiel von Licht

und Schatten außerordenthch an Lebendigkeit. Diese wird noch dadurch

gesteigert, daß in den unteren zwei (ieschossen das Sockelgesims von

Löwen- oder Elephantenprotomen getragen wird, zwischen denen

kauernde Atlanten das Gesims mit ihrem Rücken hochstemmen. In

diesen Figuren herrscht eine geradezu barocke Bewegungsfülle und ein

gesteigerter Naturalismus gesuchtester Stellungen und mit betontem

Spiel der Muskeln. Diese ganze figurale Kunst verrät in dem raffinierten

technischen Schematismus der gepreßten Buddhafiguren eine dekadente

Spätphase. Die Formen sind roh und, wie besonders in den Atlanten¬

figuren, nicht auf Feinheit des Details, sondern auf rein optische Effekte

in der Gesamterscheinung berechnet. Das einzelne verliert seine Bedeu¬

tung und hat nur im übergeordneten Ganzen seinen Sinn. Die Stufe der

spätantiken Plastik der römischen Mittelmeerländer hat hier ihre Stil¬

parallele. Als Datum ist das 4. bis 5. Jahrhundert anzunehmen. Gut¬

erhaltene Beispiele dieser Gruppe von Stüpas sind in Jauhän die Stüpas

D4, A11,A5, A6 sowie der im Museum von Taxila aufgestellte Stüpa

A 162.

Die Folge von drei sich verkürzenden Geschossen ist anscheinend

eine kanonische Form geworden. Man kann dabei an die legendäre

Entstehungsgeschichte des Stüpa denken, die dem chinesischen Pilger¬

mönch Hsüantsang in Baktrien im 6. Jahrhundert erzählt wurde».

1 Gefunden in Stüpa K 3 und P 6. Mabshall, B., I., S. 263, III, Taf. 57 (c.) 2 Maeshall, B., I, S. 372f., II. S. 523ff., III, Taf. 103, 107 (a—c), III,

154 (b, c) 156, 157. ^ Combaz, vol. II, S. 176f.

(17)

144 Heinbich Gebhabd Feanz

Buddha habe semen zwei ersten Schülern selbst gezeigt, wie ein Stüpa

errichtet wird, indem er seine drei Kleidungsstücke zu je einem Quadrat

faltete, jedes schmäler als das andere, sie übereinanderlegte und dar¬

auf über eüier abgeschnittenen Haarlocke und Splittern seiner Nägel

seine Almosenschale umgekehrt darüberstülpte. Als Abschluß setzte

er seinen Bettelstab darauf. Es ist deutlich, daß die fromme Legende

nicht den Urtypus des Stüpa, wie etwa in Säfici erhalten ist, zu erklären

sucht, sondern den, der im 6. Jahrhundert in den Hindukushländern

geläufig war.

Allerdings folgte auf die drei Sockelgeschosse in Jauliän nicht un¬

mittelbar die Halbkugel, die die Almosenschale in der Legende sym¬

bolisiert, sondern es müssen zylindrische Verbindungsstücke dazwischen¬

gelegen haben, von denen sich in einigen Fällen Reste erhalten haben.

Für die Ergänzung des fehlenden Oberbaues kommt ein Modellstüpa

zu Hilfe, der sich in dem Stüpa A 11 in Jauliän eingeschlossen fand

(Abb. 8)1. Dieser aus hartem Kalkmörtel gearbeitete 1,15 m höhe Reh¬

quienbehälter hat eine überraschend gestreckte und m die Höhe ent¬

wickelte Form. Die drei quadratischen und die drei zyhndrischen Ge¬

schosse ebenso wie die chatra sind so beherrschend, daß die Halbkugel

des Stüpa ganz zurücktritt und kaum ins Auge fällt. Diese, ursprünglich

der beherrschende Hauptteü des Stüpa verschwindet fast neben den

in die Höhe gezogenen Sockel, harmücä und chatra. Ursprünghch waren

das die sekundären Teüe, die zu der Kuppel hinzutraten. Eine völhge

Umkehr hat sich vollzogen. Die harmikä ist von gleicher Höhe wie die

Halbkugel, die chatra darüber sind auf 11 vermehrt, über denen noch¬

mals eine Turmspitze aufsitzt. Nur durch die Besetzung mit Edelsteinen

ist die Kuppel als bedeutendster Teü gekennzeichnet. Kein Zweifel,

daß dieses Reliquiar monumentale Stüpas seiner Zeit kopiert. Es ist

sicher mit dem umhiülenden Stüpa All entstanden, denn die ReUquien-

kammer war genau auf dieses Stüpareliquiar berechnet und nur wenige

Zentimeter höher als dieses. Selbst bei späterem Einbau kann die Ent¬

stehungszeit des Reliquiars bestenfalls ein halbes Jahrhundert später

hegen als die des Stüpa selbst, der schon in die späteste Phase des Klo¬

sters gehört und vieUeicht 1 bis 14 Jahrhundert vor dem Einbruch der

weißen Hunnen entstanden ist, die alles in Trümmer sinken ließen

(nach 455). Die in Hadda und Jauliän erhaltenen mehrgeschossigen

quadratischen Stümpfe der Votiv-Stüpas sind in der Art des ReUquiars

zu ergänzen.

In die gleiche Zeit gehört auch der Stüpa von Zelle 9 in Mohrä Morädu

(Abb. 9).^ Die chatra sind in diesem Stüpa auf sieben Schirme vermehrt,

1 Mabshall, B., I, S. 373, III, Taf. 110 (a).

2 Marshall, B., I, S. 361, III, Taf. 95 (b).

(18)

Ein unbekannter Stüpa der Sanunlung Gai 145

aber die einzelnen Schirme sind noch nicht wie in Jauhän (Abb. 8) zu

einem Spitzkegel zusammengewachsen. Offenbar ist diese neue Form

erst im allerletzten Jahrhundert vor dem Hunneneinbruch, im 5. Jahr¬

hundert, entstanden. In diesem Stüpa hat sich der zylindrisch gestreckte

Typus parallel zu dem mit quadratischem Sockel weiterentwickelt zu

einem vielgeschossigen steil aufgereckten Bau.

9. Der Stüpa in Bhamala.

Im Gandhara-Gebiet ist diese Stufe des mehrgeschossigen Terrassen-

stüpa im großen Stüpa des Klosters von Bhamala erreicht (Fig. 10),

in einem Gebirgstal der Vorberge von Kasmir nördlich von Taxila

gelegen^. Während diese späte Entwicklungsstufe bisher nur an kleineren

Votivstüpas beobachtet werden konnte, liegt hier ein monumentaler

Fig. 10. Bhamala. Stüpa imd Kloster

Bau vor, dessen verschiedenen Geschosse über Freitreppen zugänglich

sind, die an allen vier Seiten dem quadratischen Kernbau vorgelegt

sind. Ein niedriger Sockel umzieht Treppen und Kernbau der kreuz¬

förmigen Anlage, die dem 5. Jahrh. angehören dürfte, wie auch die

Reste figürhcher Stuckplastik zeigen.

Zu einem Terrassenstüpa gehörten sicher auch die in Sah-Ji-ki-Dheri

bei Peshäwar ausgegrabenen Fundamente^. Hier fand sich das inschrift¬

Hch als Stiftung eines Kaniska bezeichnete kupferne Reliquiar (heute

im Museum in Peshäwar), das dazu führte, in diesem Bau den von den

chinesischen Pilgern gerühmten hölzernen Turmstüpa des Kaniska zu

sehen. Dieses Reliquiar geht möglicherweise gar nicht auf Kaniska I.,

1 Marshall, B., III, Taf. 116 (a).

2 Spooner, ASIAR 1908—09, S. 38ff.; H. Hargreaves, ASIAR 1910

bis 1911, S. 25fif.

10 ZDMG 109/1

(19)

146 Heinbich Gebhabd Fbanz

sondern eher auf einen Kaniska der jüngeren Kidara-Dynastie der

Kusana im 3. Jahrh. zurück. Damit entfällt die Notwendigkeit, die

Beschreibung der chinesischen PUgerberichte auf diesen Stüpa zu be¬

ziehen, dessen Grundform nicht mit diesen übereingeht. Sie zeigt einen

kreuzförmigen Plan, an jeder Ecke Rundtürmchen angefügt. Über den

Oberbau läßt sich aus den Resten keine Vorstellung gewinnen.

10. Zusammenfassung.

Im Gandhäragebiet entwickelte sich der Stüpa in seiner ersten und

zweiten Phase parallel zum zentral- und nordindischen Stüpa, der eben¬

falls den Weg zu vertikal gestreckter Form ging (Stüpas in den Höhlen

von Bedsa, Nasik Nr. 10). Eine Sonderentwicklung setzte erst im 1. oder

2. Jahrh. n. Chr. ein, als iranisch-westasiatische Einflüsse den quadra¬

tischen Sockel mit Pilastergliederung brachten. Besondere Bedeutung

gewann dieser durch seine Verbindung mit plastischen Reliefs. Der

indische Stüpa verbindet sich damit mit dem westasiatischen Terrassen¬

bau, der in hellenistischer Zeit noch als Mausoleum oder Tempel auftrat.

Die Ku§äna waren offenbar die Wegbereiter des Terrassenstüpa im

Yamuna- und Ganges-G«biet, wo er im 2. bis 3. Jh. n. Chr. auf einem

Relief in Mathurä erscheint^. Für die weitere Ausbildung des indischen

Tempels war die Einführung des quadratischen Terrassensockels von

großer Tragweite. Der mit dem quadratischen Sockel geschaffene

Terrassenstüpa gewann in Zentralindien große Bedeutung und die Ter¬

rassenanlage avurde schon in der Gupta-Zeit auch für den Tempelbau

des Hinduismus übernommen (Tempel in Deogarh und Gop)^. Der

einfache Terrassenstüpa entwickelte sich sehr bald, — auch darin dem

westasiatischen Vorbild folgend — zum mehrstufig pyramidalen Ter¬

rassenbau.

Im Gandhäragebiet vollzog sich offenbar auch diese Entwicklung im

Stüpa von Bhamala (Fig. 10), der die Grundform des für ganz Indien

und Südasien bedeutungsvollen pyramidalen Vielterrassentempels und

-stüpa wurde (Barabudur)». Terrassenanlage und quadratischer Sockel

drangen auf dem Subkontinent selbst offenbar nicht über die Godavari-

und Kistna-Grenze nach Süden vor. Die Stüpas von Amarävati, Gum-

mudidurru und Nägärjunakonda besitzen noch im 3. Jahrhundert die

1 A. CooMABASWAMY, History of Indian and Indonesian Art, London 1927,

Taf. XIX, 72.

2 Ebenda, Taf. LIV/191 ; B. Rowland, The Art and Architecture of India, Harmondsworth" 1956, S. 127, fig. 19.

3 Rowland, 1. c, S. 246, Taf. 178, 179.

(20)

TAFEL I

Sammlung Oai. Aufn. Verfasser. ^^^^^ 2

Taxila, Dharmaräjikä-Stüpa.

Im Vordergrund Nebenstüpa N 4.

Aufn. Verfasser.

Abb. 3. Taxila, Dharmaräjikä-Stupa. Grundriß. Nach Marshall.

(21)

Abb. 5

Pippala bei Taxila, Kloster. Stüpa in Zelle 31.

Anfn. ASI.

(22)

TAFEL III

Abb. 6. Votivstüpa ans Sirkap. Taxila, Musenm. Anfn. Verfasser.

Abb. 7. Sirkap (Taxila), Stüpasockel. Anfn. Verfasser.

(23)

TAFEL IV

Abb. 8

Stüpa-Reliqiiiar aus Votivstüpa A 11 in .Tauliäü. Tax ila, Museum.

Aufn. ASI.

Abb. 10. Topdara (Swät). Stupa. Aufn. Verfasser.

(24)

Ein unbekannter Stüpa der Sammlung Gai 147

kreisrvmde Tumulusform, obwohl in der Plastik der durch die Kusäna

vermittelte Einfluß der Gandhärakunst spürbar ist^.

Mit den in der Gandhärakunst verwirldichten westasiatischen Ein¬

flüssen nimmt die Entwicklung der indischen Kunst einen ganz neuen

Weg. In der Plastik setzte sich der Sinn für die funktionell gegliederte

Form durch, die das achämenidische Vorbild schon einmal vorüber¬

gehend in der Maurya-Zeit bewirkt hatte. Die Freude der frühindischen

Plastik an der ungezügelt quellenden Masse (Bhaja) erscheint seitdem ge¬

faßt und die Figur proportioniert aufgebaut. Das noch aus jungstein- und

bronzezeitlichen Wurzeln bestimmte autochthon-indische Formempfln-

den wurde von diesem neuen Impuls, dessen Grundlagen auf dem Boden

der Hochkidturen Westasiens und der Mittelmeerländer gewachsen sind,

entscheidend umgewandelt. Der gleiche Impuls setzte sich auch in der

Architektur durch. An die Stelle des einfach gewölbten Tumulusstüpa

der Bronzezeit trat der gestufte Terrassenbau, den zuerst Westasien

erdacht hat und der eine neue Etappe im Sakralbau der Völker dar¬

stellt. Bedeutungsmäßig sind Tumulus und Rundbau mit Erd-, Frucht¬

barkeits- und dem Kult von Muttergottheiten verbunden. Hinter dem

quadratischen Stufentempel stehen dagegen Kultformen, die nicht den

in der Erde und den Naturkräften zu erkennenden Gewalten dienen,

sondern jenseitig wirkende und lenkende Himmels- und Hochgötter

verehren.

1 D. Babrett, Sculptures jrom Amaravati in the British Museum, London

1954, S. 27ff.

10*

(25)

Die Beschreibung des Tarimbeckens bei Ptolemaios'.

(Ptolemaios, Geogr. 6, 16 = Wilbeeg, 429, 10—431, 27)

Von H. W. Haussig, Berlin

Wenn Ptolemaios in seinem geographischen Werk eine Beschreibung

des Tarimbeckens gibt, könnte das zu der Annahme führen, daß er das

Tarimbecken selbst besucht hat. Das ist aber nicht der Fall. Weder P.

noch Marinos von Tyros, dessen uns nicht erhaltenes geographisches

Werk P. vorgelegen hat^, haben das Tarimbecken je gesehen. Die Grund¬

lage ihrer Beschreibung, die aus einer Karte und Bemerkungen bestand,

die Positionsangaben enthielten, waren Itinerare, die Marinos durch die

Agenten des griechischen Großkaufmannes Maes Titianus beschafft

wurden*. Diese Itinerare dürften etwa aus dem ersten Jahrhundert

n. Chr. stammen*. Das Bild, das P. um 170 n. Chr. vom Tarimbecken

zeichnet, gibt also die Verhältnisse des ersten Jahrhunderts n. Chr. wieder.

1 Vortrag gehalten am 29. 8. 57 beim XXIV. Internationalen Orien¬

talistenkongreß in München.

Für wertvolle Hinweise habe ich Herm Prof. P. Demt&ville, Paris, zu

danken, der die Arbeit auch durch die Beschaffung der wichtigsten Text¬

ausgaben des Shui-chüig-chu unterstützt hat. Herrn Prof. W. Fuchs, Berlin,

verdanke ich die Übersetzung der für die Untersuchung wichtigen Stellen

des Shui-ching-chu. Auch Herm Professor HuLSEWfe, Leiden, bin ich für

Hinweise zu Dank verpflichtet.

Die Geographie des Ptolemaios (im folgenden abgekürzt: P.) wurde in

der Ausgabe von Wilberg, Essen 1838, benutzt. Gegenstand der Unter¬

suchung ist Ptolemaios, Geogr. 6,16.

Für die Literatur wird auf die Zusammenstellung bei A. Hebbmann,

Atlas of China, 1935, p. 85 u. 86, verwiesen.

2 P. sagt von Marinos (Ptolemaios 1, 6,1): Mapivo; 6 Tüpio? öaTaToi; töv xaTa T-»]v Yvüatv ttjv v][jtETEpav laTopiijCTavTOjv „Marinos von Tyros, der letzte (jüngste) unserer Gewährsmänner"; gemeint ist „der letzte, der dar¬

über geschrieben hat. Zur Lesung und Interpretation dieser Stelle vgl. zuletzt

Hans Mzik, Des Klaudios Ptolemaios Einführung in die darstellende Erd¬

kunde, Teil I, Theorie und Grundlage der darstellenden Erdkunde, Wien 1938, 25, Anm. 2.

' Ptolemaios 1, 11, 6: MaYjv y&p 97)01 Tiva, töv xai TtTiavöv avSpa MaxeSöva xal Ix TtaTpö? £[j.7Topov, ouyYpa4'aCT{)-at z'q-j äva[jiETp7]aiv, 0Ü8'aÜTi>v l7CEX<>6vTa SiaTTEjjtiJjixfXEVov 8e Tivaq npbQ toij SYjpa?.

* Hierauf weist, daß Marinos wohl die Dakerkriege Tralaus (bis 107) ge¬

kannt hat, aber von den Partherkriegen des Kaisers (114—116 n.Chr.)

noch nichts wußte. Vgl. hierzu E. Honigmann, Marinos (Geograph), Real-

Enzykl. d. klass. Altertumswissenschaft, 2. Bearb., Bd. 14, Spalte 1768.

Abbildung

Fig. 1. Sänci. Stüpa I
Fig. 2. Reliquiar in Stüpa-Form aus Taxila, Dharmaräjikä-Stüpa
Fig. 4. Sirkap (Taxila). Grundriß der Stadtanlage. Naeh Marshall
Fig. 6. Sirkap.BlookE,Hofa. Stüpa.
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