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zum Erhalt und zur Förderung des Bayerischen Löffelkrauts und weiterer Endemiten

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Löffelkraut & Co.

Biodiversitätsprojekt

zum Erhalt und zur Förderung des Bayerischen Löffelkrauts und weiterer Endemiten

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Biologische Vielfalt

Unter dem Begriff „biologische Vielfalt“ oder „Biodiversität“ versteht man die Vielfalt der Arten, die Vielfalt der Lebensräume und die genetische Vielfalt innerhalb der Tier- und Pflanzenarten. Alle drei Bereiche sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich

gegenseitig. Die biologische Vielfalt umfasst somit weit mehr als nur „Artenvielfalt“, mit der sie fälschlicherweise häufig gleichgesetzt wird.

Von den rund 3.000 einheimischen Farn- und Blütenpflanzen sind nach der aktuellen Roten Liste 26,8 % bestandsgefährdet und 1,6 % ausgestorben oder verschollen. Von den einheimischen Tierarten sind 36 % bestandsgefährdet und 3 % ausgestorben oder verschollen. Von den bei uns vorkommenden Lebensräumen sind 72,5 % gefährdet. Deutschland erreicht mit diesen Gefährdungs- raten mit die höchsten Werte in Europa.

Das Bundesumweltministerium (BMU) hat ein Förderprogramm zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt

aufgelegt. Mit dem „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ werden Vorhaben gefördert, denen im Rahmen der Nationalen Strategie eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter und maßstabsetzender Weise umsetzen. Ziel der Strategie ist es, alle gesellschaftlichen Kräfte zu mobilisieren und zu bündeln, so dass sich die Gefährdung der biologischen Vielfalt in Deutschland deutlich verringert, schließ- lich ganz gestoppt wird und als Fernziel die biologische Vielfalt einschließlich ihrer regionaltypischen

Besonderheiten wieder zunimmt.

Endemitensind Arten, deren Verbreitungs- gebiet eng umgrenzt ist oder sich - aus weltweiter Sicht - auf eine bestimmte Region beschränkt. Beispiele für ende-

mische Tierarten Bayerns sind die Bayerische Kurzohrmaus (Microtus bavaricus) und die Bayerische Quellschnecke (Bythinella bavarica). Endemische Pflanzen sind u.a. die Riednelke (Armeria purpurea), der Böhmische Enzian (Gentianella bohemica) und das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica).

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Löffelkraut & Co

Löffelkraut & Co.

Das Biodiversitätsprojekt „Löffelkraut & Co“ umfasst die Landkreise Ebersberg, München (Land), Ober-, Ost- und Unterallgäu, Rosenheim und Weilheim-Schongau sowie die kreisfreie Stadt Kaufbeuren. Es ist das erste Projekt, das durch das neue Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird.

Vorrangiges Ziel des Biodiversitätsprojekt „Löffelkraut & Co“ ist es, die Wuchsorte des Bayerischen Löffelkrautes und weiterer überregional bedeutsamer Arten - z.B. Dörrs Gold-Hahnenfuß (Ranunculus doerii),

Gelber Lein (Linum flavum), Geschnäbelter Gold-Hahnenfuß (Ranunculus rostratulus) - nachhaltig zu sichern und zu entwickeln.

Die genannten Arten sind beispielhafte Leitarten charakteristischer Biotope im Projektgebiet und besitzen hier teilweise den Ort ihrer

Erstbeschreibung. Sie stehen zum einen exem- plarisch für naturnahe Kalk-Quellfluren, wenig beeinträchtigte Quellbäche und Bachoberläufe und zum anderen für kleinere Bachtäler mit feuchten, extensiven Wiesen, oder die im Gebiet recht selten gewordenen Halbtrockenrasen.

Zusammenfassend handelt es sich um Biotop- komplexe, die in den letzten Jahren durch den steigenden Landdruck und die Nutzungsinten- sivierung zunehmend gefährdet sind.

Typische Löffelkrautstandorte

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Vom Bund Naturschutz in Bayern (BN) getragen, gelang es mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) und des Bayerischen Naturschutzfonds dieses Projekt ins Leben zu rufen.

Im Rahmen der Projektumsetzung strebt der BN eine intensive Zusammenarbeit mit weiteren Verbänden, Vereinen und Behörden an.

Durch das BfN-Projekt werden somit neue Maßnahmen initiiert und bereits laufende, lokale Schutzbestrebungen miteinander vernetzt.

Für das Projekt konnten folgende Institutionen als Kooperationspartner gewonnen werden:

Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayern Bayerische Staatsforsten, sowie diverse:

Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden Landschaftspflegeverbände

Maschinen- und Betriebshilfsringe Naturschutzverbände

Stiftungen

Wasserwirtschaftsämter

Die wichtigsten Kooperationspartner sind jedoch Grundstücks- eigentümerInnen und LandwirtInnen, die ihre Flächen für die Projekt- umsetzung zur Verfügung stellen und teilweise selbst pflegen.

Löffelkraut & Co

Plattbauch

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Ökologie der Quelle

Als Quellen werden örtlich eng begrenzte Grundwasseraustritte bezeichnet. Quellen werden nach dem Austrittsverhalten des Wassers in drei Grundtypen eingeteilt:

Fließquellen

Sie besitzen einen sichtbar fließenden, lokal begrenzten Abfluss.

Dieser ist in der Regel rasch fließend und kann einzelne Still- wasserzonen aufweisen. Bei kalkhaltigem Grundwasser kann es zur Tuffbildung kommen.

Tümpelquellen

Der Quellaustritt liegt am Grunde einer Mulde, in der sich das aus- tretende Grundwasser sammelt und einen Quelltümpel bildet, aus dem der Quellbach austritt.

Sickerquellen

Das Grundwasser tritt in zahlreichen kleinen Wasseradern aus, die das Erdreich durchtränken und einen mehr oder weniger großen flächigen Quell- sumpf bilden.

Löffelkraut & Co.

Quelltypen, von li. nach re.: Fließquelle, Tümpelquelle, Sickerquelle

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Viele Menschen verbinden mit dem Begriff Quelle die Vorstellung von reinem, klarem, lebenspendenden Wasser und unberührter Natur.

Quellen sind einzigartige Lebensräume für viele hochspezialisierte Pflanzen und Tiere. In den Quellen sind aquatische und terrestrische Bereiche mosaikartig eng miteinander verzahnt. Sie bieten somit einen außergewöhnlichen Strukturreichtum. Arten, die auf nähr- stoffarmes, ganzjährig kühles Wasser angewiesen sind, finden hier einen idealen Biotop. Diesen Lebensraum nutzen auch Relikte, die im außeralpinen Raum dort ihre letzten Refugien haben.

Im bayerischen Alpenraum sind noch viele Quellen in einem sehr guten bzw. naturnahen Zustand und ließen sich mit geringem Auf- wand renaturieren. Aber in der vom Menschen stärker geprägten Kulturlandschaft des Alpenvorlandes sind viele Quellen mittlerweile stark beeinträchtigt. Teilweise sind sie nicht mehr auffindbar oder werden nicht mehr als solche wahrgenommen.

Quellen sind durch die geringe Größe der einzelnen Teilbe- reiche und der Spezialisie- rung vieler Quellbewohner sehr anfällig für Störungen.

Die Lebensgemeinschaften reagieren ausgesprochen empfindlich, selbst auf kleine mechanische Eingriffe oder Nähr- und Schadstoffeinträge.

Die Ursache hierfür muss nicht im direkten Umfeld der Quelle liegen, sondern kann auch in entfernten Teilen des Einzugsgebiets zu finden sein.

Ökologie der Quelle

Typischer Quellbewohner: Quelljungfer

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Löffelkraut & Co.

Typische Quellbewohner: Blaupfeil, Helm-Azurjungfer, Quellschnecke

Quellbewohner

Die Besiedlung von Quellbereichen durch Pflanzen wird in großem Maße durch die Kontinuität der Quellschüttung bestimmt. Das

Lichtangebot, die chemische Zusammensetzung des Quellwassers und die Strömungsgeschwindigkeit sind dabei entscheidend für eine Ansiedlung. Quellen bieten die gleichmäßigsten Lebensbedingungen, die im mitteleuropäischen Klima möglich sind. Temperatur, Feuch- tigkeit sowie Mineralstoffangebot sind das ganze Jahr über sehr

konstant. Da die Temperatur des Quellwassers auch im Winter nicht unter den Gefrierpunkt sinkt, ergeben sich interessante Lebensbedingungen, die Pflanzenwachstum sogar in den Winter- monaten zulassen und auch für Tiere ein ganzjährig gleichblei- bendes Milieu bereithalten.

In den Quellen Mitteleuropas leben rund 1.500 verschiedene Tierarten. Davon sind 465 Arten echte Quellspezialisten. Die faunistische Besiedlung von Quellen hängt von vielen Umwelt- faktoren ab. Dazu gehören v.a. Strömungsgeschwindigkeit, Sub- stratbeschaffenheit sowie Eintrag von Laub- und Mineralstoffen.

Eine große Rolle spielen auch Temperatur und Sauerstoff- konzentration des Wassers. Über das Arteninventar können - ähnlich wie in Fließgewässern - Rückschlüsse auf die Wasser- qualität gezogen werden.

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Bayerisches Löffelkraut

Die Gattung Löffelkraut Löffelkräuter gehören zur Familie der Kreuzblütengewächse, die sich aus etwa 338 Gattungen mit rund 3.700 Arten zusammensetzt.

Den Namen tragen die Kreuzblü- tengewächse, weil die vier Kron- blätter der Blüte in der Form eines Kreuzes angeordnet sind. Die vier, unterhalb stehenden Kelchblätter stehen in den Lücken zwischen den Kronblättern. Ein weiteres wichtiges Erkennungsmerkmal der Kreuzblütler sind zwei Staubblattkreise mit insgesamt sechs Staub- blättern. Der äußere Kreis besteht aus nur zwei kurzen, der innere Kreis aus vier langen Staubblättern. Die Bestäubung erfolgt häufig durch Insekten oder seltener durch den Wind.

Unter den Vertretern der Kreuzblütler befinden sich einige bekannte Wildpflanzen wie Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) und Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) sowie wichtige Kultur-

pflanzen. Zu nennen sind dabei bei- spielsweise Weiß-, Rot-, Blumen- und Rosenkohl. Weitere nahe Verwandte sind u.a. Kohlrabi, Brokkoli, Senf, Rettich, Radieschen und Raps.

Die Löffelkräuter sind einjährige, zwei- jährige oder ausdauernde Pflanzen, die aufrecht wachsen und wenig verzweigt

sind. Die Blätter sind häufig fleischig, einfach und ganzrandig oder gezähnt. Der Blütenstand ist eine meist schirmförmige Traube, die aus hauptsächlich weißen Blüten besteht. Die Kelchblätter sind abstehend, die Kronblätter verkehrt-

eiförmig-länglich. Der eiförmig bis kugelige Fruchtknoten trägt einen kurzen Griffel mit kopfiger Narbe.

Die Frucht (Schötchen) ist eiförmig, kugelig oder ellipsoidisch.

Einzelfrucht des Bayerischen Löffelkrauts Blütenstand und Schötchen

Frucht: Schötchen Fruchtstiel

Fruchtknoten Staubblatt Kelchblatt Kronblatt

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Löffelkraut & Co.

Bayerisches Löffelkraut

Das Bayerische Löffelkraut

Das Bayerische Löffelkraut ist eine nur im südlichen Teil Bayerns endemisch vorkommende Art, die wohl nach der letzten Eiszeit aus der Kreuzung zwischen dem Pyrenäen-Löffelkraut (Cochlearia pyrenaica) und dem Echten Löffelkraut (Cochlearia officinalis) entstanden ist. Von den Eltern-Arten kommt im Projektgebiet nur noch das Pyrenäen-Löffelkraut vor. In seinem Erscheinungsbild steht das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) deshalb

auch zwischen diesen beiden Arten. Es wächst in Quellflurge- sellschaften auf Kalktuff oder in Kalkflachmooren und bevorzugt dann wassergesättigte kalkhaltige Quelltorfe. Das Bayerische Löffelkraut blüht vorwiegend in den Monaten Mai und Juni. Blüten- ansatz und Samenbildung überlappen sich zeitlich oft. Während im unteren Teil des Blütenstandes schon Samen gebildet werden, blüht dieser oben noch.

Blätter des Bayerischen Löffelkrauts Grundblatt

Stängel- blatt

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Das Bayerische Löffelkraut ist in seinem Vorkommen auf den Moränengürtel des Bayerischen Alpenvorlandes beschränkt.

Derzeit sind lediglich 22 Vorkommen weltweit bekannt. Die Art besiedelt zwei getrennte Teilareale: Eines in Oberbayern und das andere im nördlichen Allgäu. Die Pflanzen beider Teilareale unterscheiden sich durch eine arealspezifische Genausstattung.

Bestandssituation in Schwaben

14 Wuchsorte mit 84 Teilwuchsorten, davon

3 Teilwuchsorte mit mehr als 10.000 Exemplaren 9 Teilwuchsorte mit 1.000 – 10.000 Exemplaren 72 Teilwuchsorte mit weniger als 1.000 Exemplaren In den letzten 15 Jahren sind 25 Teilwuchsorte erloschen!

Das Vorkommen in Schwaben

Memmingen

Bad Grönenbach

Dietmannsried

Haldenwang Ottobeuren

Ronsberg

Obergünzburg Markt Rettenbach

Bad Wörishofen Buchloe

Kaufbeuren

Biessenhofen Krebsbach

Schwelk westl.

Günz östl.

Günz

Mindel

Wertach

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Das Vorkommen in Oberbayern

Acht ökologisch sehr hochwertige Teilwuchsorte des Bayerischen Löffelkrauts liegen in Oberbayern. 15 der oberbayerischen Teil- populationen befinden sich in einem sehr instabilen Zustand und sind dringend auf Erhaltungsmaßnahmen angewiesen, weitere vier Teilwuchsorte können nur mit geeigneten Pflegemaßnahmen längerfristig erhalten werden. Wegen des geringen Reproduktions- erfolgs haben Populationen mit weniger als 100 blühenden Individuen nur eine geringe Überlebenschance.

Bestandssituation in Oberbayern

8 Wuchsorte mit insgesamt 91 Teilwuchsorten. Nur von 38 Teilwuchsorten liegen aktuelle Daten vor:

4 Teilwuchsorte mit 1.000 - 10.000 Exemplaren 34 Teilwuchsorte mit weniger als 1.000 Exemplaren

Glonn Aying

Seehamer See Feldkirchen

Bad Aibling

Rosenheim

Bad Endorf Halfing

Eggstätt

Simssee

Chiemsee Mangfall

Leitzach

Glonn Aßling

Grafing

Rott am Inn

Wasserburg am Inn

Inn Murn

Löffelkraut & Co.

Für 30 Teilwuchsorte liegt seit über 10 Jahren kein Nachweis vor.

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Das Bayerische Löffelkraut kommt an einigen oberbayerischen Wuchsorten mit seiner Eltern-Art,

dem Pyrenäen-Löffelkraut gemeinsam vor. Dieses ist mittlerweile mindestens ebenso selten und

gefährdet wie das Bayerische Löffelkraut, hat jedoch insgesamt ein größeres Verbrei-

tungsareal und ist nicht endemisch. Als Zeit- zeuge der Artentstehung ist das Pyrenäen- Löffelkraut ebenfalls eine besonders wichtige Zielart des Biodiversitätsprojekts.

Neben den beiden Löffelkrautarten werden weitere endemische bzw. besonders wertgebende Arten betreut. In erster Linie handelt es sich dabei um streng geschützte oder stark gefährdete Arten, für die der Landkreis und die jeweilige Kommune eine besondere Verantwortung zur langfristigen Sicherung trägt. Nachfolgend gehen wir auf einige dieser „Co-Arten“ ein, die stellvertretend für das Projekt stehen und aufzeigen, wie wichtig ein intensives Monitoring der Verhältnisse am jeweiligen Standort ist.

Die häufig im Umgriff der Quellen auftretenden Quellmoore zeichnen sich durch eine hohe Vielfalt an Arten und Standorten aus. Stark gefährdete Arten wie Langblättriger Sonnentau (Drosera anglica), Glanzstendel (Liparis loeselii) und Strohgelbes Knabenkraut (Dac- tylorhiza ochroleuca) haben hier ihren Lebensraum und können in enger Nachbarschaft des Bayerischen Löffelkrauts vorkommen.

Nur noch ausnahmsweise sind Quellmoore in einer vergleichbaren Qualität und Ausdehnung wie im Kupferbachtal (Obb.) erhalten.

Langblättriger Sonnentau, Sumpfschrecke und Strohgelbes Knabenkraut Abbiß-Scheckenfalter

Co-Arten

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Co-Arten

Löffelkraut & Co.

Feuersalamander: Larve und Imago Individuenreiche Vorkommen von Ringelnatter (Natrix natrix), Gelb-

bauchunke (Bombina variegata), Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) und Abbiß-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) zeugen in dem naturnahen Talraum von intakten Lebensgemeinschaften.

Ein besonderes Naturphänomen an starken Grundwasseraustritten sind Schwingdecken mit untergelagerten Wasserkissen. Sie befinden sich bevorzugt im Übergangsbereich zwischen den Kalktuff-Quellen und Quellmooren. Auch diese fast unzu- gänglichen Standorte werden vom Löffelkraut besiedelt.

Als endemische Art konnte in den Quellfluren mehrfach die Bayerische Quellschnecke (Bythinella bavarica) nachgewiesen werden. Sie kommt fast ausschließlich in Bayern vor. Ein typischer Begleiter der alpennahen

oberbayerischen Löffelkrautvorkommen an Waldquellbächen ist der Feuersalamander (Salamandra salamandra), dessen Larven auf einen unbeeinträchtigten Wasserhaushalt und ausreichende Lichtverhältnisse angewiesen sind. Oft teilt sich das Bayerische Löffelkraut seinen Lebensraum mit der Wasserform des Kriechenden Scheiberichs (Apium repens), einer durch die FFH-Richtlinie streng geschützten Pflanzenart. Auch er verfügt nur über ein kleines, kaum über Mitteleuropa hinaus gehendes Verbreitungsgebiet und zählt zu den Arten, für die Bayern eine besondere

Erhaltungsverantwortung trägt.

Kriechender Scheiberich

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Co-Arten

Aurikel (Primula auricula) und Hirschzunge (Asplenium scolo- pendrium) zeigen hingegen leicht positive Entwicklungsten- denzen und es scheint aufgrund langjähriger Aufzeichnungen so, als ob ihr Bestand an den kontrol- lierten Vorkommen sogar leicht

zugenommen hat. Doch auch hier gilt, dass die Entwicklung genauestens beobachtet werden muss, denn oftmals sind es nur geringfügige Ursachen, die schuld am Rückgang bzw. dem Verschwinden einer Art sind.

Typische Co-Arten:

Aurikel, Strauch-Birke, Hirschzunge, Glanzstendel, Gelber Lein

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Co-Arten

Nördlich von Memmingen wächst der Gelbe Lein (Linum flavum), der hier eines seiner letzten Vorkommen in ganz Bayern hat. Der Bestand ist erfreulicherweise in den letzten Jahren konstant geblieben, was auf die regelmäßige Pflege durch den Land- schaftspflegeverband Unterallgäu zurückzuführen ist.

Weitaus schlechter ist dagegen die Situation mehrerer Hahnen- fußarten im Umfeld von Erkheim, Lkr. Unterallgäu. So hat hier

der Geschnäbelte Gold-Hahnenfuß (Ranunculus rostratulus) sein weltweit einziges Vorkommen, das inzwischen auf nur wenige Quadratmeter zusammengeschmolzen ist.

Ähnlich verhält es sich mit dem Dörrs Gold-Hahnenfuß (Ranunculus doerii), von dem in ganz Deutschland nur noch wenige Vorkommen bekannt sind.

Gelber Lein, Dörrs Gold-Hahnenfuß, Geschnäbelter Gold-Hahnenfuß

Löffelkraut & Co.

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Gefährdungen

ehemals Standort, jetzt Viehtränke

Mittlerweile ist der einzigartige Lebensraum „Quelle“ häufig stark geschädigt oder zerstört. Besonders von landwirtschaftlich genutz-

ten Flächen sind Quellen fast ganz verschwunden. Andere Quellen wurden wiederum gefasst, um Trink- oder Brauchwasser zu gewinnen. Oft wird dabei so viel Quellwasser abgeleitet, dass der Quellbach im Sommer trocken fällt - und mit ihm der Lebens- raum hoch spezialisierter Wasser- tiere und Pflanzen verschwindet.

Da die Wasserqualität oft nicht mehr den Anforderungen ent- spricht, sind viele dieser Quellfassungen heute nicht mehr in Gebrauch. Die Bauwerke wurden aber meist nicht entfernt, sondern verfallen immer mehr.

Nicht zu unterschätzen sind auch Trittschäden, die Mensch und

Tier an Quellen verursachen können, wenn der Quellbereich unkontrolliert betreten wird. Geschieht dies häufiger, z.B. durch

Tränken oder Wassertretbecken in unmittelbarer Nähe, so kann der wertvolle Lebensraum dadurch zerstört werden. Ausgesprochen tritt empfindlich sind darüber hinaus die filigranen Strukturen der Kalktuffe.

Verbuschung, Grabenräumung

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Im Wald werden Quellen am häufigsten durch Fichten beeinträchtigt, die anstelle von standortgerechten Laubbaumarten wie Esche oder Erle gepflanzt wurden. Die dichten Kronen beschatten die Quell- pflanzen ganzjährig so stark, dass diese oftmals absterben. Zudem verändert die Nadelstreu die Struktur und die chemisch-physikali- schen Bedingungen im Boden so, dass Boden und Quellwasser versauern.

Weitere Gefahren entstehen für Quellbiotope durch verschiedenste Ablagerungen oder Verfüllungen. Durch die starke Vernässung ist der Boden im gesamten Quellbereich zudem wenig tragfähig. Beim Befahren mit Maschinen wird das Tufflager häufig zerstört oder es kommt zur „Verbreiung“ der empfindlichen Bodenstrukturen.

Dadurch kann die ursprüngliche Struktur einer Quelle und des Quellbachs verändert werden. Quellläufe im Bereich von Wegen werden oft verrohrt. Dadurch wird aber die Durchgängigkeit des Gewässers unterbrochen, was den Lebensraum und die Wande- rungen der Quellorganismen wiederum entscheidend einschränkt.

In der Vergangenheit wurden nahezu alle Quellbäche in Feucht- flächen begradigt, um diese Flächen trocken zu legen. Die damit eingeleitete Nährstofffreisetzung aus den Moorböden und die zusätzliche Einschwemmung von Nährstoffen aus angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen verändern und beeinträchtigen den empfindlichen Lebensraum erheblich, da nun konkurrenzstarke Pflanzenarten die meist schwach-

wüchsigen Quellarten verdrängen.

Löffelkraut & Co.

Gefährdungen

Zerstörung durch Ausgrabung, Algen als Nährstoffzeiger

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Schutz

Quellen und Quellmoore sind durch Gesetze und Richtlinien geschützt.

Nach den Naturschutzgesetzen des Bundes und der Länder zählen naturnahe Quellbereiche zu den gesetzlich geschützten Biotopen.

Deshalb sind alle Maßnahmen verboten, die Quellen zerstören oder erheblich beeinträchtigen. Kalkflachmoore und Kalktuffquellen gehören zu den in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie(FFH-RL) aufgeführten schützenswerten Lebensräumen. Diese Quelltypen sind von besonderem europaweitem Interesse. In den FFH-Gebieten sollen diese in einem guten Zustand erhalten werden.

In der nationalen Regelung des Wasserrechts ist die Quellnutzung gesetzlich verankert. Demnach sind unter anderem folgende Hand- lungen an Quellen erlaubnis- bzw. bewilligungspflichtig und bei der örtlichen Kreisverwaltungsbehörde anzumelden:

Fassen von Quellen Anstauung und Absenkung Veränderungen des Quellabflusses Beim Quellschutz wird daher nicht nur eine ein- zelne Tier- oder Pflanzenart geschützt, vielmehr steht der gesamte Lebensraum an erster Stelle.

Bayern hat hierbei aufgrund seiner hervorra- genden Naturausstattung eine besondere Verantwortung.

Sommerwurz

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Umsetzung

Um Quellen zu erhalten oder ihre ökologische Funktion wieder- herzustellen, müssen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

Diese können nur gemeinsam mit den EigentümerInnen, Wasser- rechtsinhaberInnen und AnliegerInnen umgesetzt werden.

Folgende Maßnahmen zum Quellschutz sind wünschenswert:

Anlegung von Holzrückegassennicht im Quellbereich Beseitigungvon Rohren an Wegquerungen

Entfernung von Verfüllungen, Müllablagerungen oder Bauschutt Freihaltungder Quellen von Gehölzen

Rückbauvon gefassten Quellen nach Beendigung der Nutzung Schaffungvon Pufferflächenum die Quellen

Umbaustandortfremder Fichtenforste in Laub-Mischwälder Verbesserungder Lichtsituation durch standorttypische Baumarten wie Erle und Esche

Vermeidungvon Störungen und Trittschäden im Quellbereich Wiederherstellungder Durchgängigkeit

Zur Finanzierung von Umsetzungs- und Renaturierungsmaßnahmen stehen u.a. nachfolgende Förder- möglichkeiten zur Verfügung:

Ökokonto (Kommunen) Landschaftspflegemittel (Naturschutzbehörden) Ausgleichs- und Ersatz-

maßnahmen (Naturschutzbehörden) wasserwirtschaftliche Maßnahmen (WWA) Vertragsnaturschutz im Wald (AELF) Ersatzzahlungen (Kreisbehörden)

Löffelkraut & Co.

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Finanzierung

Für Kommunen sind folgende Fördermöglichkeiten von Interesse:

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (A & E)

Die Eingriffsregelung ist ein wichtiges Instrument des Naturschutz- rechts, mit dem negative Folgen von Eingriffen in Natur und Land- schaft vermieden und minimiert werden sollen. Nicht vermeidbare Eingriffe sollen durch Maßnahmen des Naturschutzes ausgeglichen werden. Ist es nicht möglich, Beeinträchtigungen auszugleichen, so sind gleichwertige andere Aufwertungen in Natur und Land- schaft vorzunehmen.

Ersatzzahlungen

Statt A & E-Maßnahmen kann der Verursacher auch eine Ersatz- zahlung entrichten, die für Pflegemaßnahmen vor Ort verwendet werden. Mit diesen Ersatzzahlungen können insbesondere folgende Maßnahmen finanziert werden: Kauf von ökologisch entwicklungs- fähigen Flächen; Maßnahmen, die der Biotopherstellung bzw. -ent- wicklung dienen; Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen mit klarer naturschutzfachlicher Zieldefinition; Renaturierungsmaßnahmen;

Artenhilfsmaßnahmen wie z.B. Wuchsortpflege hoch bedrohter Pflanzenarten.

Ökokonto

Das Ökokonto ist ein Instrument zur Bevorratung künftig erforderlicher Ausgleichsflächen und -maßnahmen. Im Rahmen eines Ökokontos können Gemeinden bereits vor der Planung von Baugebieten Aus- gleichsmaßnahmen durchführen und diese später refinanzieren. In der Bebauungsplanung kann die Gemeinde dann auf die Flächen des Ökokontos zurückgreifen und den aktuellen Bedarf abbuchen.

Diese frühzeitige und aktive Bevorratung trägt dazu bei, die Kosten für den Ausgleich zu senken.

Landschaftspflegemaßnahmen (LNPR)

In Bayern werden Zuschüsse für Maßnahmen zur Pflege, Erhal- tung und Entwicklung geschützter und schutzwürdiger Flächen und Einzelbestandteile der Natur gezahlt. Sie dienen u.a. dazu, Lebensräume gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu sichern oder neu zu schaffen.

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Betreuungsnetzwerk

Löffelkraut & Co.

Ein wichtiges strategisches Ziel des Projekts ist der Aufbau eines Betreuungsnetzwerkes für die Wuchsorte des Bayerischen Löffel- krautes und weiterer wertvoller Pflanzenstandorte im Projektgebiet.

An jedem Wuchsort soll es mindestens eine Betreuungsperson geben, die mehrmals pro Jahr den Zustand der Vorkommen kontrol- liert und die Bestandsentwicklung der Arten und die Wirkung durch- geführter Maßnahmen dokumentiert. Diese Informationen werden

dann an einer Koordinierungsstelle gesammelt und entsprechend ausgewertet. Zeichnen sich dabei Veränderungen ab, die die jeweili- gen Vorkommen gefährden, werden die zuständigen Stellen informiert, um Gegenmaßnahmen zu initiieren.

Zur Zeit kann das Projektmanagement schon auf einige Betreuer und Betreuerinnen zurückgreifen, die mit großem Engagement, Sachverstand und Freude bei der Sache sind. Selbstverständlich wollen wir keinen Raritäten-Tourismus an den Standorten.

Unterstützen Sie die Projektarbeit durch aktive Mitarbeit oder eine Spende auf folgendes Konto:

Empfänger: Bund Naturschutz in Bayern e.V.

Kontonummer: 300 604 100

Kreditinstitut: Volksbank Regensburg, BLZ 750 900 00 Verwendungszweck: Spende -Kostenstelle I.E17 - Löffelkraut & Co Kontakt: info@loeffelkraut.de

Bestandszählung, Öffentlichkeitsarbeit, Standortkontrolle

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Projektbetreuer Peter Harsch Tel.: 0831 / 15 14 9

e-mail: peter.harsch@loeffelkraut.de

Landratsamt Oberallgäu, Naturschutzbehörde Tel.: 08342 / 612-0

e-mail: info@lra-oa.bayern.de

Landschaftspflegeverband Oberallgäu Tel.: 08342 / 61 24 12

e-mail: info@lra-oa.bayern.de

Landratsamt Ostallgäu, Naturschutzbehörde Tel.: 08342 / 911-0

e-mail: umwelt@lra-oal.bayern.de Landschaftspflegeverband Ostallgäu Tel.: 08342 / 91 13 75

e-mail: lpv.oal@lra-oal.bayern.de

Landratsamt Unterallgäu, Naturschutzbehörde Tel.: 08261 / 995-0

e-mail: naturschutz@lra.unterallgaeu.de Landschaftspflegeverband Unterallgäu Tel.: 08261 / 75 90 05

e-mail: lpv-unterallgaeu@gmx.de Stadt Kaufbeuren, Umweltamt Tel.: 08341 / 437-0

e-mail: umweltamt@kaufbeuren.de Regierung von Schwaben Tel.: 0821 / 327-01

e-mail: poststelle@reg-schw.bayern.de

Selbstverständlich können Sie auf unserer Internetseite www.loeffelkraut.devorbeischauen. Dort finden Sie interessante Informationen zu Arten, Vorkommen und Schutz.

Ansprechpersonen in Schwaben

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Projektbetreuerin Gabriela Schneider Tel.: 08026 / 13 67

e-mail: gabriela.schneider@loeffelkraut.de Landratsamt Ebersberg, Naturschutzbehörde Tel.: 08092 / 823-0

e-mail: poststelle@lra-ebe.de

Landschaftspflegeverband Ebersberg Tel.: 08092 / 823-216

e-mail: josef.rueegg@lra-ebe.de

Landratsamt München, Naturschutzbehörde Tel.: 089 / 6221-0

e-mail: naturschutz@lra-m.bayern.de

Landschaftspflegeverband München-Land e.V.

Tel.: 08063 / 8103-0

Kontaktformular im Internet: www.lpv-muenchen.de

Landratsamt Rosenheim, Naturschutzbehörde Tel.: 08031 / 392-01

e-mail: poststelle@lra-rosenheim.de

Maschinenring Aibling-Miesbach-München e.V.

Tel.: 08063 / 8103-0

Kontaktformular im Internet: www.mr-aibling.de Maschinen- und Betriebshilfsring Rosenheim e.V.

Tel.: 08031 / 40073-0

e-mail: mr.rosenheim@maschinenringe.de Regierung von Oberbayern

Tel.: 089 / 2176-0

e-mail: poststelle@reg-ob.bayern.de

Wir freuen uns über eine Nachricht von Ihnen!

Ansprechpersonen in Oberbayern

Löffelkraut & Co.

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Impressum

Löffelkraut & Co.

Stiftung KulturLandschaft Günztal

Text: Peter Harsch, Gabriela Schneider, German Weber Layout:Lyn Taylor, mut & feder

Bildnachweise: Für diese Broschüre haben dankenswerterweise folgende Personen ihr Bildmaterial zur Verfügung gestellt: Hubert Anwander, Arbeitskreis Heimische Orchideeen (AHO) in Bayern e.V., Markus Bräu, Günter Hansbauer, Peter Harsch, Klaus Heinze, Dieter Hopf, Elisabeth Krautheim, Burkhard Quinger, Josef Rüegg, Gabriela Schneider, Wolfgang Völkl, German Weber, WWA Kempten - Dirk Klos, Olav König.

Copyrights verbleiben bei den Bildautoren.

Druck:Memminger MedienCentrum Stand:Juli 2012, 5.000 Exemplare

Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Gefördert mit Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds.

Kooperationen:

Referenzen

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