'^S^Pä
r^^-
SK^^
'^r-v.--
.3?
^y^
"^^.
"*V^
'%sv.
'i >>.
^-_.
I'fi639 M 32
'i^^
'A
J"'^.#-
m-^^^
/
Ueber den Bau
des
Gehirns der Fische
in Beziehung ö
auf eine darauf gegründete Eintheüung dieser Tliierklasse.
Von
Dr. F.
J.C. Mayer,
M. D. K. L. C. A. D.K.
Mit sieben Stciutafelii.
Eingegang'en
beider Akademie den
0.November 1803.
Dresden.
Druck vou
E.Bloclimauu & Sohn.
v^'
\^
l
crvn
Einleitung.
Die vergleichende Anatomie des Gehirns der Fische war schon
infrühester
ZeitGegenstand der Torschiing der Physiologen. Casseriiis
(de vocis et auditiis
organis 1600) beschrieb zuerst das Gehirn des Hechtes. Thomas Willis (Anatome
cerebriCap.
1.1664) erwähnt
vom Fischgehirn duae protuberantiae insignes excavatae
uti in avibiis,molecula dua nervi
olfactorii,infundibulum
, etglandula
pituitaria.Malpighi
(Epistola1669) kennt schon den Lobus
posterior cere-belh
beider Tinea; Co
11ins (System of anatomy 1685)
dieGanglien
am Markstamme
beider
Trigla.Ich darf übrigens
inBeziehung auf
die ältere Litteraturhierüber auf Cuvier
(Histoire nat.des poissons
1828 Tome
I),auf
dievorzügliche Arbeit von Gottsche (Müllers Archiv
fürPhysiologie 1838) und
für dieneuere
Litteraturauf das
reichhaltigeWerk von Stannius
(vergl.Anatomie der Fische
2. Aufl.1854) verweisen. Unter den neuesten Arbeiten erwähne ich noch Philipe au X
etVulpian (Memoire
inden Comptes rendus Tome XXXIV), welche aber das
kleineGehirn, obgleich
hinter seiner stabilenDemarkationslinie, dem Nervus
patheticus.,hegend, verkannten und überhaupt einen wesentlichen Unterschied im Baue des Gehirns der Fische gänzhch läugneten; ferner Klaatsch
(de cerebrispiscium
1*
4
Dr. F. J. C.Mayer.
Halae 1850). Mikroskopische Studien über das
Fiscligeliirnfinden
sich inden Schriften der Dorpater Schule von Bidder, Kupfer, Reissner und Andern,
dieaber meinem gegenwärtigen Vorwurfe fern hegen. Neuere Specialabhandhmgen werde ich
\. s.aufführen.
Die Arbeiten von Cuvier, Carus, Tiedemann, Trevi- ranus, A. Serres, Desmoulins, Arsaky, Glottsche, Joh.
Müller und Stannius bieten
ein soreiches Material über
dieAna- tomie des Fischgehirnes und
dieder Letztern
so sorgfältigeund
scharfsinnige Charakterisirungen der einzelnen Famihen dar, dass
esschwer
ist,etwas Neues hinzuzufügen. Meine geringen Beiträge hierzu erstrecken
sichzwar auf eigene
ältereund neueste Unter- suchuna'en des Gehirns der meisten "Familien der Fische, aber
alsCT
mein Verdienst kann ich etwa nur
dieanatomische Ermittlung des Typus und Baues
einigerwichtigen, noch nicht untersuchten Knorpel-
fische, als z.
B. Zygaena Tudes, Myliobatis Aquila, Squatina Angelus, Acipenser Ruthenus, Lepidosteus osseus, Polyodon
s.Spatularia,
so-dann insbesondere unter den
Teleostei dieErforschung des Gehirns
inden Familien der
Silurioideiund Gymnotini, über deren
interes-santen Gehirn -Bau noch
dieUntersuchungen
fastgänzlich
fehlten,beanspruchen.
Ich werde nun den Bau des Gehirns der Fische
ingedrängter Kürze,
grösstentheilseigenen Beobachtungen folgend, und
inBezieh- ung auf
eineichthyologische Anordnung der Fische besprechen;
so-dann daran den Versuch
einerEintheilung der Fische nach dem
Typus und Bau des Gehirns knüpfen.
Ueber den Bau
des Gehirns der Fische.Erste Abtlieiliing.
Vom Typus und Bau des Gehirns der Fische.
Beim Menschen
theilenwir das Enceplialiim oder das Ge- gammtliirn
indas
(Trosshirn.Proencephahmi
.Mittelhirn. Mesence- phahun, Kleinhirn. Epiencephalum
luidStamm-Mark (verlängertes Mark)
ein,
an welches
sichdas Eückenmark (Wnrzelmark)
anschliesst.Bei den Fischen sind
inder einfachsten Form
dreiLappen, lobus
olfactorius.lobus opticus
•und lobus cerebelh. nebst Stamm-Mark
vorhanden. Es zeigen aber
diese dreiLappen
beiden verschiedenen Fischen einen verschiedenen Grad äusserer und innerer Entwickelung und diesem Unterschiede
istder Dissensus zuzuschreiben, dass
dieAnatomen bald den lobus
olfactorius blos alseinfachen lobus,
bald, als eineClehirnhemisphäre betrachteten, ebenso den lobus
opticusnur
alsdas Analogon der Vierhügel der höhern Yertebraten, zunächst der Amphibien und Vögel, ansahen, während Andere
inihm
ein vollständig ausgebildetes,freihch sehr
auffallenderWeise
jetzt erst beiden Fischen wiederkehrendes, der Grosshirnsphäre des Menschen und
der Säugethiere entsprechendes Gebilde erkannten. Es musste näm-
lich
jedem Forscher, welchem eine auch nur
kleineReihe von Ge- hirnen der Knorpel- und Knochenfische vorlag, sogleich
insAuge
springen, dass
beiden
erstender lobus
olfactoriuseinen Typus und Bau
zeigt,welche ihn zu
einerGehirnhemisphäre erhebt, und dass
bei
den letztem der lobus
opticus,wie Haller
esschon am Gehirn
von Oyprinus bewundernd bemerkte,
eine so zarte,aber vollkommne
Nachbildung der Innern Organisationen des menschlichen Grosshirns
inMiniatur, den Bau des Gehirns der Vögel und Amphibien gleichsam
6 Dr. F. J. C.
Mayer.
überspringend, wahrnehmen
lässt,und dadurch
sichauf
die Stufeeiner Hemisphäre
erhebt, alsonur äusserhch
alsVierhügelgebilde
er-scheint oder etwa Corpus bigeminum im weitern Sinne genannt werden müsste, da
einCorpus bigeminum im engern Sinne noch
inseinem Innern verborgen
lag.Ich habe daher nach dem jedesmahgen Grade der Entwickelung das Proencephalum bald
alsHemisphaerium olfactorium oder Cerebrum
olfactorium, das Mesencephalum
l)ald alslobus
opticus,bald
alsHemisphaerium opticum oder Cerebrum opticum betrachtet und
sobenannt.
Ehe ich zu den Einzelnheiten der riehirnbildung der Fische übergehe,
willich noch
dieEvolution des Gehirnes der Fische aus seinem Markstamme kurz berühren, oder eine Analyse
seinereinzelnen Hüudel und
ihrerperipherischen Evolution
inden Gehirngebildeu geben. Wie
beiden höhern Vertebraten und
beidem Menschen
sind
es diezwei Columnen des Rückenmarkes (Wurzelmarkes), welche sich im Encephalum
entfalten, diehintere Columne
alsCorpus
resti-forme (pedunculus
posterior cerebelli), diehintere Hälfte des Klein- hirns bildend,
dievordere Columne.
ineine Crus
laterale(Corpus
olivare)
und Crus
anterius s.internum
zerfallend,welche beide
in dievordere Hälfte des Kleinhirns,
in »dasMesencephalum und
indas Proencephalum
ausstrahlen.Corpus pyramidale und Crus
cerebelliad pontem sind weggefallen.
I)asCrus
lateraleoder
olivaregiebt zuerst einen Markschenkel nach aufwärts zur vordem Hälfte des Kleinhirns
ab,pedunculus
anterior cerebelli.und
theilt sichnun
in dreiBündel, wovon das obere
indas Corpus geminum.
als radiatio superior.aus-
strahlt,das
mittlere inden
sog.Thalamus tretend und aus ihm
alsStabkranz hervorkommend,
diePeripherie des Mesencephalums
bildet, radiatiomajor seu media, das
dritteuntere kurze
in dieLobi
basilares«ich verzweigt. Das obere Bündel zum Corpus geminum wird ge-
• Ueber
den Bau
des Gehirns der Fische. 7wöhnlicli aber
unriclitigOrns
cerebelliad corpora qnadvigemina ge- nannt, da
esvielmehr aus der Med. oblongata unter dem pedanculus
anterior cerebellizum Vorschein kommt. Das genannte Crus
anteriuss.
internum
trittoben im
viertenVentrikel zu Tage, dessen und
so- fortdes
drittenVentrikels seitUchen Balken
l)ildend,wo
esbisweilen
in einGanglien
anschwillt,sodann unter der Oommissura
anteriorunmittelbar
alspedunculus
anterior cruris cerebri,oder dessen Fort- setzung nämlich,
indas Proencephalum übergeht. Endlich
ist beiden
Teleosteidas Corpus callosum
alsKadiatio suprema und der Fornix,
alsRadiatio adscendens.
dieRadiationen des Corpus ohvare mit der Radiatio suprema.
alsCommissura
lateralis s. verticalisver- bindend, zu erwähnen. In Betreff der kleinern
transversellenCom-
missuren finden wir solche mehr oder minder
isolirtzwischen den
lobi olfactorii, eine starke
Commissura
anteriorder Hemisphäre des Mesencephalums
.schwächere Querfasern im
drittenVentrikel
bis inden
vierten sicherstreckend; an der Basis eine
seltnereCommissur am Ursprung der Sehnerven
beieinigen
Teleostei,das Chiasma
dieserNerven
beiden Chondropterygiern, eine Commissura der
lobi basilares laterales(Commissura
ansulata).Das Stamm- Mark zeichnet
sichbei den Chondropterygiern durch Dicke und Breite aus, während
es beiden
Teleosteischmäler und rundlich
ist.Bei den Elasmobranchiern und zum Theil
bei <lenSturionen bemerken wir ziemhch
starkezer-
streute
Querfasern, welche
einRudiment der Brücke andeuten, welche wir
alsdem Corpus callosum des
Glrosshirnesentsprechendes
(lebilde fürdas Kleinhirn ansehen können. Es
trägtdaher
diesesRudiment
der Pons nur wenig zur Bildung der
Seitenflügel beijenen ^Fischen
bei,welche ganz von den
Cori)oribusrestiformibus gebildet werden.
Noch schwächer, doch deutlich gezeichnet,
sind dieQuerfasern an
der
Stelleder Pons
beiden
Teleostei.Die Schädelhöhle
istbekannt-
Uchbei denElasniobranchii, den Ganoideen und
beiden meisten
Teleostei8
Dr. F. C. J.Mayer.
sehr geräumig- und der Zwischenraum zwischen der Schädeldecke und dem Grehirn mit
Zellfett ausgefüllt.Anschliessend an das Grehirn
zeigt sich dieSchädelhöhle
heiden Petromyzonten und
beieinigen
Teleostei.den Siluroiden
u. s. f.Bei Einigen
z.B. Caranx
,Cepola drücken
sich die
Lappen des Gehirns
selbst inder Calvaria
so ab,dass man
die
Form des
Grehirnsschon äusserhch erkennen und gleichsam cranio- logisch bestimmen kann.
I.
Das Proencephalum.
Der Lohns
olfactorius ist beiden Chondropterygiern
,wie
er-wähnt, zu einem Hemisphaerium entwickeU, dagegen wird
er beiden
Teleostei
regressiv mehr
einfach.Ein Ganghon olfactorium (Tuber- culum) trennt
sichvon
dieserHemisphäre
beiden Plagiostomen und den meisten Chondropterygiern, wie wir
dieseErscheinung auch am
Gehirn des Menschen und der Säugethiere wahrnehmen,
nicht ab.Als Ersatz
hierfürkommt
beiden Plagiostomen
vielleicht einvorderes Ganglion ethmoidale
vor.Dagegen wird
diesesTuberculum
beikeinem Genus der
Teleostei verniisst.Unter den Chondropterygiern
zeigt beiden Squalen und Rochen das Hemisphaerium olfactorium nicht nur
ein die lobi opticiweit übertreffendes Volumen, sondern, wie im
Detail
bereits J.Müller. Busch und Stannius hervorgehoben, schon äusserlich eine dem Grosshirn des Menschen und der Säuge-
thiereähnlichen Typus durch Zerfallen
inLappen und durch Furchung der Oberfläche, sowie im Innern durch eine Höhle mit Anschwellungen auf der Grundfläche derselben. Meistens
ist eineZweitheilung der Hemisphäre deutlich ausgedrückt. Bei den Ganoiden
findet theilssolche Zweitheilung der Hemisphäre
ineinen vordem und hintern Lappen, sowie eine innere Höhle darin
statt, theilswird, wie
beiden Hemi-Ganoiden
,Lepidosteus, Polypterus, Amia. der vordere Lappen
kleiner und nähert
sicheinem Tuberculum
an.Dagegen sind beide
Ucher den
Bau
des Gehirns der Fische. 9Lappen
]xnBdelloHtoma und Myxine meines Erachtens gleich gross
und schön entwickelt und
l^ildenzusammen, was
ichgegen
J.Müllers Bezeichnung aufrecht halten nmss,
dieganze Hemisphäre. Die Furchung
der Hemisphäre
zeigt sichnoch deutlich
])eiden Ganoiden und
selbst beiden Petromyzonten. Auch kommt ]m Petromyzon
eindurch
eineQuerfahe zweigetheilter Ventrikel auf jeder
Seite vor.Bei den
Teleosteibesteht
dierückschreitende Metamorphose des lobus
olfactoriusdarin
.dass
erentweder noch
einbeträchthches,
dem lobus
opticusan. Grösse gleichkommendes Volumen,
al^erohne
innere Organisation,
l)esitzt, inzwei ungleiche Lappen oder
inzwei deiche
zerftillt.oder endlich beträchtlich
kleinerentwickelt,
alsder
lo])us opticusvorkommt.
II.
Das Mesencephalum.
Der Lobus opticus
ist beiden sämmtlichen (Jhondropterygiern durch einen Markschenkel, welcher
alsendliche Fortsetzung des Crus
olivarepedunculus
anterior cruris cerebrizu nennen
ist.Er
reichtaber, im Ganzen nur 3—6 Linien messend, nur
bisan den Rand
des Hemisphaerium olfactorium
,und
seineVerlängerung
indiesem
istschon
Basilartheilvon diesem und nicht mehr crus
cerebrizu nennen, daher
ich inder Bezeichnung
diesesTheils von Busch und Stan-
nius abweiche. Bei dem
Teleosteihegt der Lobus opticus an dem
Lobus
olfactoriusganz nahe
an.Hier
istnun auch
die sog.Epi- physis zu erwähnen. Obwohl
beiden Fischen immer vorhanden,
er-hebt
sie sichdoch nicht
l^eiden Elasmobranchiern
,den Ganoiden und den meisten
Teleosteizu einem deutlich drüsenkörnigen Organ und besteht
blosaus einem Geiassconvolut des
dritten Ventrikels, enthältjedoch
einigeMarkkerne und gelbliche Kerne. Bei den Petro- myzonten hegt
sieauf dem Tuberculum des
drittenVentrikels,
istrundlich,
platt,kreideweiss und
enthältsehr
viele Kalkkrystalle. SieVol.
XXX.
210
Dr. F. J. C.Mayer.
wurde bisher
hiernicht gekannt. Bei P.
fiuviatihsund P. Planeri schimmert
sieschon durch
dieKopfhaut durch.
Das Mesencephahim der Chondropterygiern
istbekannthch
klein, diebeiden Hügel wenig geschieden, ohne Corpus callosum, welche
sie
verbände und nur im jugendhchen Zustande mit
einerHöhle ver- sehen, welche aber
beiden Elasmobranchii keine Anschwellungen
zeigt, die sich als
Kudimente
erst beiden Ganoiden und
beiPetro-
myzon vorfinden. Bei Acipenser
Sturio istkaum
einRudiment von Thalamus, dagegen
eineinfaches Corpus geminum, welches wir
l)eiden
Teleostei alsdas eigenthche Analog der Corpora bigemina oder
als
Zwilhngshügel im engern Sinn
antreffen,vorhanden.
Prof.Stan- nius hat
diesesGebilde
bereitserwähnt, aber
esunrichtig,
alsdem
Kleinhirn angehörend, gedeutet. Aehnhches fand ich
beiAcipenser Euthenus
, sofort beiLepidosteus americanus
,endlich
selbstim Innern der Höhle des lobus
opticus beiPetromyzon marinus und
fluviatilis.Das Mesencephalum der
Teleostei zeigtnun durch
seine rela- tiveGrösse, durch
seine einerwahren Hemisphäre des Gehirns nahe
kommende Lappen und Gyri, welche besonders
beieinigen
Teleostei z.B.
beiClupea Harengus
soschön entwickelt
sichfinden,
alsauch durch seine zarten Innern Organisationen
,dass
es sich hierzu einem wahren Hemisphaerium opticum emporgehoben
hat.Diese Organi-
sationen sind
dieBildung O sTosser
CTSeitenhöhlen
./worin
sich dieanaloü'en O Gebilde
einesCorpus callosum sammt Fornix,
einganzes Corpus geminum von
2.3 und mehren Zwillingsanschwellungen,
einThala-
mus mit Ausstrahlung
einercorona
radiata. ein dritterVentrikel mit meistens
seitlicherAnschwellung des ihn begränzenden Crus
cerebri (sog.Tubercula intermedia) befinden, lieber
dieseTheile habe
ichnur noch kurze Bemerkungen hinzuzufügen zu dem, was
bereitsvon
Gottsche
in seiner vortrefflichenAbhandlung schon ausführhch vor-
gebracht worden
ist.Ceber den
Bau
des Gehirns der Fische. 11Corpus
callosum et Fornix.Das Corpus callosum
(zuerstbemerkt von Camper,
späterdeutlich hervorgehoben von Carus (1814), unbegreiflicher AVeise von Tie'demann (1816) noch nicht gekannt!)
ist beiden Osteopterygiern,
wo
es alleinund
in allenFamilien derselben
sich vorfindet,von
ver-schiedener Länge,
sodass
esdas unter ihm und
hinterihm liegende
Grebilde, die sog.Corpora quadrigemina im engern Sinne, mehr oder minder bedeckt oder nur hinten
blossliegen
lässt.Diese grosse Markcommissur,
dem
Grrosshirndes Menschen und der Säugethiere eigen und nur
alsSpur an den
(hintern)Vierhügeln der Vögel noch wahrnehmbar,
er-scheint
hier in soschöner und
zarterEntwickelung
indenselben Yier- hügeln.
dieaber
jetztwieder einen Aufschwung
in ihrerOrganisation
und
einAnnähern zur Grosshirnl)ildung zeigen. Auch
einanderes Cebilde, welches
wir eigentlichnur im
(reliirndes Menschen und
der Säugethiere kennen
.der
sog.Fornix oder Markbogen
, findet sich,nach der
erstenEntdeckung desselben durch
Prof.Carus. beim Häringe,
bei allenChondropterygiern wieder. Gott sc he
(1. c.)hat das Verdienst
, diesesGebilde
l^esondershervorgehoben zu haben. Ich sah dasselbe
niefehlen, jedoch
gilt dieserAusspruch nur
für dievordem Schenkel desselben, aus welchen
es allein bestellt,indem
diehintern Schenkel nach meinen Untersuchungen insofern fehlen,
als sienur aus feinen Fasern
l)estehen.welche
sichnach hinten und von der untern Fläche des Corpus callosum
sichabtrennend
in dieMasse der Lobi
opticioder optischen Hemisphären verheren.
Siegehen
alsonicht
inGebilde über,
dieman
alsAnaloga der Cornua Ammonis. welche
nichtvorhanden
sind,ansehen könnte. Auch habe ich
niebeobachtet, dass
sich diesehintern Fasern des Fornix mit
dem darunter liegenden Gebilde, das man
als (.'orporaquadri- gemina im engern Sinne zu l)enennen
hat, sichvereinigten
(ausser mittelstfeinen Gefässen), wie
diesesGottsche behauptet
hat.Die
0*
12
Dr. F. J. C,Mayer,
vordem Säulen des Fornix sind aber
beieinigen Grätenfischen sehr dick oder massiv, nehmen
dievordere Commissür des Gehirns zwischen sich und steigen durch
dieKnoten zur
Seitedes
drittenVentrikels
bis
zu den Seiten-Lappen der Basis des Gehirns herab. Besonders dick fand ich
sie beiHydrolycus
, 0.Tinea. Dagegen
istdas ganze Gebilde des Fornix
he\den Cyprinen, besonders
beiCyprinus Carpio
äusserst zart,wie das Corpus callosum
selbst,und bestehen
seinevordem Schenkel, welche
seitlich Aveitauseinander liegen,
blosaus zarten gebogenen Fasern,
unterhall)des Corpus callosum. nahe 'am Eande des Ventrikels, mit welchen
sichauch sehr schöne Längsfasern oder Bogenfasern von der Oberfläche der Loln
optici vei-binden.Corpus yeminum.
Badiatio mecluUaris superior.In dem dreieckigen Kaume der hintern Lappen des Hemi- sphaerium opticum
trittnun mehr oder minder, wie gesagt, vom
Corpus callosum bedeckt,
einGebilde zum Vorschein, welches man
seiner
Form und Lage nach
alsAnalogon der Vierhügel im engern Sinne ansehen muss. Hall er nannte
esCorpus cordiforme wegen
seiner herzförmigen
Gestalt.Diese
istaber sehr vielförmig und
zeigtdas Gebilde nicht
blosZwillings-Hügel, sondern noch andere Hervor- ragungen. Es
ist alsomit dem Namen Vierhügel nicht immer
richtigund vollständig
l)ezeichnet.Da
esaber immer Doppelerhabenheiten
in sich vereinigt,habe
ich esüberhaupt Corpus geminum, Zwillings-
körper, genannt, zugleich um mit dem Namen Corpus callosum und
corpus striatum eine gleichlautende Benennung zu gewinnen. Es wird dieses Corpus geminum aus dem obern Aste des Crus
olivaregebildet, eine Bildung, welche man eben
sodeutlich
alsschön
beiden Cyprinen
siehtund
leicht entfaltenkann. Desshalb habe ich
ihm den genetischen Namen Badiatio meduUaris superior gegeben.
Das ganze Gebilde
ist fürsich bestehend, und nach vorn, oder am
TJeber
den Bau
des Gehirns der Fische.13 vordeni
iindSeiten-Kande
frei, sodass
eswie eine Klappe
(Valva)den Aquoductus
Sylviideckt und nach hinten aufgehoben und zu- rückgeschlagen werden kann.
Man kann an diesem Gebilde eine einfache und zusammenge-
setzte
Form unterscheiden. Im einfachen Zustande kommen
blosrmidliche kleine Knötchen zur Ansicht
,bisweilen scheinbar nur
zwei,welche aber immer, sowie das Präparat trocknet oder
inWeingeist eeleüt wird,
als vierErhabenheiten erscheinen.
.
Die absolute und
relativeGrösse
diesesVierhttgel- Körpers
istverschieden, wie
esaus den von mir beigegebenen Abbildungen
er-sichthch
ist.Auch
seinTypus oder
seineForm
varirt.namentlich sind
dievordem Knoten
beieinigen Fischen hackenförmig gekrümmt.
Wenn aber
diesesZwillingsgebilde einen höhern Grad von Entwicke- lung
zeigt,nenne ich
es einzusammengesetztes, Corpus geminum compositum und
sobesteht
essodann aus einem mittlem
Theile, Mittelstück,welches entweder
ein gestreiftesPlättchen ohne Knötchen oder aus solchen
oftaus
einerganzen Keihe derselben wie
z.B. bei
Ammodytes zusammengesetzt
istund aus einem grössern
Seitentheil,Seitenflügeln
(ala),welche entweder grosse runde Knoten oder Hügelchen
darstellen,
oder eine
gerollte,gewundene Form haben und mit Win- dungen des Gehirns verghchen werden können. Da
dieseFlügel ganz
freiliegen
.kann man
sienicht mit Ammonshörner vergleichen.
W^ohl sehen wir beim Menschen und noch mehr ausgesprochen bei Säugethieren zur
Seiteder Vierhügel meistens zwei andere Hügel, welche man Corpora geniculata genannt
hat, sodass man acht solche
Hügel
z.B. beim Hunde,
beider Katze unterscheiden kann, mit welchen
Oorporibus
geniculatisman jene
Seitentheiledes Corpus geminum
beiFischen vergleichen könnte. Die schönste Entwickeluug
diesesZwillings-
körpers finden wir
beiden Scomberoiden
,wie
bereitsCuvier selbe
beim Thunfisch beschrieben
hat,und wo
sieeigentliche Gyri
cerebri bilden.14
Dr. F. J. C.Mayer.
Thalamus
etCorpus
striatum, radiatiomeduUaris
inferior.Wenn man das Corpus geminum zurückschlägt,
so treten diepedunculi medii der Corpora
olivariazu Tage, welche oben
alsRand-
leisten
des
dritten Ventrikels,pedunculi
anteriores,nach Vorwärts gehen, sodann
alspedunculi medii seu
lateralesnach der
Seitedurch
eindem Thalamus ganz analoges halbmondförmiges Ganglion hindurch- gehend
, ebenfallswie beim Menschen und den Säugethieren
alsStab- kranz
,Corona
radiata,aber ohne Decke von grauer Substanz
, in dieuntere und
seitlicheWölbung des Hemisphaerium opticum
ausstrahlen,endlich
alspedunculi
inferiores s.minores noch
inden Lobi
basi- laressich verzweigen.
Die Grösse des Thalamus und des Stabkranzes
stehtmit der Grösse der optischen Hemisphäre
ingeradem Verhältniss und somit auch mit der Grösse des Augapfels
selbst.Die Markstrahlungen, welche
ichmiter Radiatio medullaris superior,
inferior.Corpus geminum und Corpus striatum begriffen habe, lassen sich
beiden Cyprinen namenthch sehr schön
entfaltenund
stellen eineReihe von Markblättern, gleichsam
einAlbum
dar,worauf
diezarten Markfasern
vielleichtauch hier
beiden Fischen noch
inVibrationen mid
inden Schallfiguren ähnliche, innere Er- zitterungen gerathen
,welche das materielle Substrat der
intelligentenActionen, der Innern Sensationen oder Wahrnehmungen des Innern Sinnes
bilden.Der unterste Ast des Crus ohvare geht
sofortnach der Basis des Gehirns und
bildet dieLobi
basilares daselbst. Siesind
dieanalogen Theile der Corpora mammilaria der höhern Thiere und haben dasselbe Verhältniss zur Hypophysis
cerebriwie
bei diesen.Sie
zeigen
beiden Fischen eine ungleiche Entwickeluug,
diege- ringer
beiden Knorpelfischen, dagegen grösser
beiden Knochen-
fischen
ist,wo
sie beiEinigen
fast dieGrösse der Hemisphaeria
optica
erreichen. Schon desshalb und wegen
ihrerLage unter den
Ueher
den Bau
des Gehirns der Fische.15 Lobi
optici,sowie,
weilder Nervus
tertiusmotorius
ociiliaus den
seitlichen
Läppchen
entspringt,könnte man
sie alseinen untern An- hang des Lobus opticus
. als seinepars motoria betrachten. Bei den Elasmobranchii finden wir das Gebilde nur undeutlich
getheilt,jedoch mit mittlerem Vorsprung, Infundibulum
.versehen. Kleiner und zu einem rundlichen Körper
sind beiden Sturionen
die Seitentheilever- schmolzen,
diemittlem Lappen aber
relativdick und
länglich.Un-
richtig
hat man diesen Hypophysis genannt. Noch
einfacher, kleinerund
glatt istdas
(lebilde beiLepidosteus, Polypterus, Protopterus,
Amia und Lepidosiren. Auch
beiPetromyzon, Bdellostoma und Myxine
ist eseinfaches Läppchen. Man hat bisher
diesesInfundi-
bulum oder den mittlem Lappen
beiden Elasmobranchiern mit der Hypophysis
selbstverwechselt. Diese besteht nämlich
hieraus einem Gefasspiexus, worin das Infundibulum
sich verliert.Bei Petromyzon bemerke
ichaber
eine kleineschon drüsenähnliche Hypophysis.
Bei
allen Teleosteisind deutliche Seitenlappen, und
ein getheilter mittlererLappen mit seinem conischen Anhang, welcher an
dieGlan- dula
pituitaria sich ansetzt, selbstnoch
beiden Muränen, vorhanden.
Man l)emerkt auch eigentliche Gyri der Seitenlappen
z.B.
beimehren Cyprinen und
öfter eineHöhle
inihrem Innern. Die Glandula
pituitaria ist
hier immer
relativ gross, nie getheilt,aber
inungefähr zwölf GlomeruH, welche kreisförmig
liegen, zerfallen.Eine
eigentlichedrüsige Structur
lässt sichhier
nichtverkennen und möchte
diesesDrüschen markhaltige Kerne, auch gelbgefärbte
in dieHöhle des Infundil)uliums excerniren,
diedem Serum des mittlem Ventrikels beigemischt werden.
Hinter den
lolji basilaresbemerkt man grössere Gefässplexus,
beiden
Teleostei alsSaccus vasculosus schon von Hall er gekannt.
Auch beim Stör
ist diesesSäckchen noch
einfach.Dagegen
beiden
Rochen insbesondere finden
sichzwei derbe, gelbröthhche. gefässreiche
16
Dr. F. J. C.Mayer.
Blasen
,deren Höhle aber
in sichgeschlossen
ist.Ihre dichte Wand
zeigt
ausser Gefässen gelbliche Kerne von
^jiso'"- Siestehen durch ihren Gefässplexus mit dem der Hypophysis
inVerbindung.
Siemögen wohl zur abwechselnden Hemmung und Förderung der lokalen Circulation durch ihre Contraction und Expansion beitragen können?
III.
Das Epiencephalum.
Das Epiencephalum oder Kleinhirn
zeigt beiden Knorpelfischen sowohl,
alsbei den Osteospondyh eine graduelle Verschiedenheit der Entwickelung. Unter jenen culminirt dieselbe
beiden Raien und Kochen
, sinktdagegen
beiden Cyklostomen auf einen niedern Grad der Entwickelung herab, wie wir
esschon
inden am
tiefstenauf
der Stufe der Amphibien stehenden Batrachiern. Salamandern und Ophidiern vorfinden. Eine ähnliche grössere Stufenfolge
seinerBil-
dung nehmen wir
beiden Teleostei von den Famihen der
Siluroidei,der Gymnotini an
bisabwärts zu den Muränen wahr. Dieses
giltim Einzelnen von dem mittlem Theile des Kleinhirns, dem Wurm, und den
Seitenflügeln.Bisweilen
findet sichnoch
einkleines accesso-
rischesKnötchen an den Letztem
alsGanglion Ventriculi
quarti.An Grösse und FaUungen des Wurms und der
Seitenflügelragt das Epiencephalum der Squalen und sodann der Rochen hervor.
Der Wurm
besitzt beidiesen einen vordem und hintern Lappen. Beide sind ausgezeichnet gross
beiZygaena Tudes und
beiden meisten Squalen und Rochen, welche
nicht elektrischsind, mehr
entwickelt, als beiRaja Torpedo. Es giebt
so dieAnatomie keinen Anhalts- punkt, den Wurm der
Zitterfischemit dem Namen lobus
electricuszu belegen, wie ich
diesesfrüher
nionirthabe. Ein ähnliches Ver-
hältnissfinden wir
jaauch zwischen dem Epiencephalum des Malap- terurus und den übrigen Siluroiden
,und zwischen Gymnotus
electricusund den übrigen Gymnotini. Es müssten nur etwa unbekannte oder
JJeher
den Bau
des Gehirns der Fische.17 unmerkliche chemisch-elektrische Actionen bei den nicht elektrischen Genera der genannten Familien
sichzur Eechtfertigung
dieserBe- nennung noch erweisen
lassen.Eben solche Entwickelung zeigen
die Seitenflügeldes Epience- phalums
beiden Elasmobranchiern
,welche
bereitsunter den Säuge- thieren
beiden Nagern nur einen kleinen Knopf
bildeten,der bei den Vögeln und höhern Amphibien wenig
vortritt, beiden Plagiosto-
men aber durch
ihreWindungen und Schlängelungen an das Gebilde im Kleinhirn des Menschen, welches wir mit dem Namen Mandeln und Flocken belegen,
erinnert.Bei den Ganoiden sind beide Theile des Epiencephalums we- niger vorspringend und zwar abnehmend
inden Hemiganoiden. Es
ist bei
den Sturionen
blos einVermis simplex und einfache Windung
des
Seitenflügelsvorhanden. Noch einfacher
gestalten sichbeide
beiPolypterus und
beiAmia
istder Seitenlappen nur unbedeutend
Unter den Oyklostomen
istdas Kleinhirn
beiMyxine und Bdellostoma nur
eindreieckiges Plättchen
,ähnlich auch
beiLepido-
sirenund
beider Famihe Petromyzon
blos eineinlaches Quer- bändchen. Das Einzelne imd Nähere
findet sich inder Tabelle der Eintheilung der Fische ausgeführt.
Unter den
Teleosteibegegnen
wir,wie
gesagt,bei den Siluroiden
imd Gymnotini einer hervorragenden Entwickelung des Kleinhirns.
Ferner
zeigt beiden Scomberoiden und
selbstnoch etwas
beiden Percoiden der Wurm eine grössere Entwickelung nach vorwärts, wodurch
er sichetwas
aufrichtet,ohne jedoch
soweit nach vorwärts zu
treten,wie
dieses beiden Siluroiden und Gymnotini der
Fall istund ohne solche Entwickelung der Breite des Wurms und der
Seitenflügel. ^Die übrigen Famihen der Knochenfische besitzen nur
ein ein-faches
ovalesWurmstück mit anhängenden kurzen Seitenläppchen.
Vol.
XXX.
358 • Dr. F. J. C.
Mayer.
Nur bei der Familie der Cyprini (beim Karpfen
lialProf. E. "Weber
dies
zuerst
gezeigt) findet sichein glänzendes,
weisses, grosses,hin-,
teres CTanglion,auf dessen OberÜcäche
dieWurzeln des Nervus
vag-usblenden, und welches
vielleichtdem
erectilenCTaumenorgan
dieserFische angehört. Es
ist diesesOrgan vermöge seiner grossen Papulae gustatoviae
vallatae (s.Mayer über
dieZunge
inden Act. Acad.
]!i.(J.
Vol. XX Pars
II) einGeschmacksorgan und mögen hier
vielleichtbei der Öpeichelsekretion chemisch-elektrische Prozesse obwalten. Die
Erektilität
im Graumen beschränkt sich aber
beiandern Species der Cyprinen nicht auf das hier weniger entwickelte Organ, sondern
ist,wie
beiKarpfen auch, auf
dieganze Oberfläche der Haut des Gau- mens,
diean
allen selbstden hintern
Stellenauf mechanische Reiz-
ung sich
errigirt. verbreitet.Ich erwähne noch eine auffallende Erscheinung, dass
beimehren
Teleostei, Sciaenoidei,
am schönsten
beiUranoscopus, der obere und
innere Canalis semicircularis membranaceus dem
Seitentheildes Klein- hirns ganz nahe Hegt
,ihn
eigentlichberührt und somit
dieVibrationen
in
jenen Kanälen diesem unmittelbar mitgetheilt werden können.
Ist
diese Einrichtung
beijenem Fische, dessen Auge nach oben ge-
richtet, seine
Feinde nicht wohl sehen kann,
einErsatz
dafür,deren Annäherung besser zu hören und
soauch
beiandern Fischen? Bei den
feinesGehör besitzenden Nagethieren
legt sichder Seitenlappen des Kleinhirns auch schon
in dieHöhlung der Bogengänge!
Die voranstehenden anatomischen Expositionen geben uns nun
mannigfaltige Data oder Charaktere an
dieHand, worauf wir eine
Eintheilung der Fische nach dem Baue
ihresEncephalums zu grün-
den versuchen können. Indem wir von den
einzelnArten der Fische
zu den Gattungen, zu den FamiUen, sodann zu den Unterordnungen
Ueher
den Bau
des Gehirns der Fische.19 imd Ordnungen
fortschreiten,finden
wir,dass
sichmehr Verschieden- heiten im Baue des Gehirns der Fische ergeben,
alswir
dieses beiden Vögehi und Amphibien l)eobachten und dass
dieseverschiedenen Charaktere
eineEintheihuig der Fische nach dem Baue des Gehirns
d. i.
nach dem Typus desjenigen Organes, welches den Gipfelpunkt der Organisation, den der
Intelligenz, unstreitignach
allenErfahr- ungen
bildet,ermöglichen, und zwar noch mehr,
alsandere wichtige innere Organe, welche man zur Vervollständigung der
blosäussern zoographischen Beschreibung der Thiere zu
Hilfegenommen
hat, als z.B.
dieKlappen der Aorte nach
J.Müller,
dieKiemenlbrmeu,
die
Spiralklappe des Unterdarms
u. s. f.Die encephalotomische Eintheilung der Fische, wenn auch nicht
diegerade von mir ver- suchte und entworfene
,wird
jedenfalls für dieZukunft
einewichtige Augmentation zur zoographischen Beschreibung des Aeussern der Fische darbieten. Ja
siewird
,nicht wie
diese blosden Zweck der leichtern Diagnostik der Fische haben, sondern uns eine
Stufenleiterder Organe der InteUigenz und des Willens nachweisen, welche wir in den verschiedenen Familien des Geschlechtes der Fische ausge- sprochen finden und
sowird
sieuns eine innere höhere
,inteUigente Verwandtschaft der Familien der Fische ahnen
lassen,welche
sichsodann auch im Aeussern des Körpers
abspiegelt.Wenn somit
inZukunft
einneuer noch nicht gekannter Fisch entdeckt wird
. sowird man nicht
blos- seinAeusseres beachten und ihm darnach
seine Stelleim ichthyographischen Systeme anweisen
,sondern zugleich auch den Bau
seinesGehirns zu Rathe ziehen, ob
dieserBau mit
dieser Classitikationoder Einordnung desselben im Systeme übereinstinmit oder
ihr widerspricht.Ich habe
bereits indem von mir versuchten encephalo-
tomischen Systeme der Fische
inder nachfolgenden Tabelle mehre solche
Abweichungen vom bisherigen ichthyographischen Systeme aufgeführt, von welchen ich
hoffe,dass
sieZustimmimg erhalten möchten.
3*
20
Dr. F. J. C.Mayer.
•
Ich habe die Fische nun zuerst,
jenachdem
beiihnen der Lobus
olfactoriusoder der Lobus opticus, das Vorderhirn oder das Mittelhirn zu
einerGrehirn
-Hemisphäre entwickelt sich
zeigt,in Pisces Proßucephali und Pisces Mesencephali
eingetheiltund
läuftdiese Eintheilung mit der
altern inPisces ChondrospondyU oder Chondropterigii und
in Teleostii parallel.Die Charaktere
für dieweitere Eintheilung
in dieUnterordnungen und Familien der Pisces Proencephali habe ich von dem
sosehr verschiedenen Typus des Epiencephalums oder Kleinhirns entnommen. Für
dieOrdnung der
Teleosteiund
ihreweitere Gliederung habe ich den Lobus
olfactorius,welcher hier
in seinerEntwickelung
liuneinen deutlichen graduellen Rückschritt bekundete
,gewählt
.indem derselbe
beieinigen Teleostei
a noch ziemlich gross, aber ohne innere Organisation zu Tage
tritt,und entweder herzförmig- oder triangulär -zweigelappt, oder oval- gleichgelappt vorkommt, wofür
ich dieBenennung Pisces Hemi-
proencephali wählte, b ganz
klein oftwenig grösser
alsdas Tuber- culum oder GangUon olfactorium erscheint, welche Abtheilung ich
dieder Pisces Microproencephali genannt habe. Zugleich habe ich zur Unterscheidung und Charakterisirung der Famihen, Genera und
Species den Typus des Kleinhirns, insbesondere aber auch den des Zwillingskörpers. Corpus geminum, hinzugezogen, wie das Nähere
inder nun folgenden Tabelle angeführt
ist.Ich sehe aber
inBetreff der Benutzung des Corpus geminum zur Charakterisirung der Genera auf dessen Form oder Typus und nicht auf
dieZahl der Hügel, ob Vier- oder Zweihügel vorhanden
seien,wie
esGottsche hervorhob.
Es giebt eigentlich
beikeinem Fische blose Zweihügel, sondern
selbst
bei Clupea
istimmer, mehr oder minder nach Alter, eine Theilung bemerklich.
Eine Eintheilung der Fische nach dem Baue des Gehirns
istzuerst von Carus
in seiner geistvollenDarstellung des Nervensystems
Ueher
den Bau
des Gehirns der Fische.21 gegeben worden, wo
es Seite161
heisst:Wir vermögen drei Grund- formen des
Fiscligeliirnszu unterscheiden:
die erste stellt einGehirn dar, welches
sichüber den Typus des Rückenmarkes nur wenig
er-hebt (Muränen),
diezweite, wobei
dieCentralmasse des Lichtsinues
dieübrigen Massen an Volumen und innerer Ausbildung
übertrifft, die dritte, beiwelcher
dievorderste Oentralmasse
alshöchste Central- masse betrachtet werden kann. Ich habe aber nur zwei Haupteiu- theihmgen des Gehirns der Fische
statuirenkönnen, indem ich
dieAale zu meiner zweiten Ordnung zu zählen glaubte berechtigt zu
sein.
Es war aber
eigentlicheAufgabe
, dieseHaupteintheilung weiter
insEinzelne durch Zuhilfenahme anderer Merkmale zu verfolgen und
auf
dieUnterordnungen. Famihen. Gattungen und Arten auszudehnen.
In Beziehung auf
diePhysiologie des Gehirns und
seinerHauptorgane habe ich noch einmal das
räthselhaftePhänomen her-
vorzuheben, dass
jetzt erst inder Klasse der Fische, während
beiden Vögeln und Amphibien Grosshirn und Vierhügel nur eine com-
pacte Masse mit geringer Faser- und Ganglienbildung im Innern dar-
stellen,
solche aus der Masse
sichentwickelt haben und
als zarteGebilde
freizu Tage
treten.So
beiden Chondropterygiern im Lobus
olfactorius. bei
den OsteospondyU im Lobus
opticus.Insbesondere
gilt dieses für dieLetztern von dem schwer zu erklärenden Wiederauftreten höherer, nur dem Menschen und Säugethieren eignen Organisationen (Corpus callosum und Fornix). Die grössere Entwickelung des Lobus
olfactoriusbei
den Chondropterygiern
erklärtsich kaum aus dem Bau des
Geruchsorganes
,da dasselbe
beiden Cyclostomen wenig entwickelt und
nur von den Hayen bekannt
ist,dass
sie ingrosser Entfernung
fauleLeichen riechen: Wobei noch nicht entschieden, ob solches Riechen
unter dem Wasser und im Wasser (Wassergeruch wie Wasserathmen)
oder nur über dem Wasser, Riechen der Dünste der Leichen, ge-
schehe! Die geringere Entwickelung der
lobi optici findet, beiden
22
Dr. F. J. C.Mayer.
Eoclien namentlicli
,einiger Massen eine Erklärung
indem
tlieilweisenBedecken der Pupille durch einen besoudern Vorhang. Aber
es gieJjtuns
dieetwas vollkommnere Bildung des Augapfels der
Teleosteinoch keinen hinreichenden Grund
für die sozarten
Grebildeund Markstrahlungen
inihren optischen Hemisphären. Ich
findeetwa nur in Betreff des wechselseitigen Ueberwiegens des Pro- und Mesence- phalums einiger Massen einen Anhaltspunkt zur Erklärung
dieserSonderbarkeit der Natur und zwar darin
,dass
, sowie bei den Fischen das Grosshirn
inzwei Gehirne'
sichabtrennt (Animalia amphiönce- phala), auch der
Instinktoder
die thierischeIntelhgenz
dort, beiden Chondropterygiern
,vorwaltend im Proencephalum
,hier
, beiden
Teleostei,
vorwiegend im Mesencephalum
auftrittund
resp.dieses oder jenes quasi zu seinem Organon executorium, seinen Sedes
potior iu-telhgentiae ausgewählt
hat.Es werden sich daher wohl
alle Instinktedort vorzugsweise an den Geruchsinn, hier an den Gesichtssinn an- schUessen.
Dieselbe Schwierigkeit der Erklärung
trittuns
'beider Er- scheinung entgegen, dass das Kleinhirn
in seinerEntwickelung bei verschiedenen Fischfamilien
soabweichende Gradationen derselben
zeigt.
Setzt man
dieFunktion des Kleinhirns mit Flourens
in dieEeguhrung der Ortsbewegung
, sogewähren
diegrosse Beweglichkeit und weite Wanderung der Hayen,
dieGreifbewegungen der Scham- gheder der Kochen und der Artikulation der ArmgUeder der
Silu-roiden einen schwachen Anhaltspunkt, während solcher
fiir dieGym-
notine
fehltund
andrerseitsdas Epieucephalum
beiden Triglen und
Pediculati wenig entwickelt
sich findet.Eben
sowenig beweisend
sind
dieErscheinmigen
,welche man
für dieBeziehung des Klein-
hiruK zu den Geschlechtsfunktionen anführen könnte, indem
sichdie
viviparen Species der Fische von den laichenden nicht unterscheiden,
dieHaut der Eier der Fische
theilsmit grossem Epieucephalum
Ueher den
Bau
des Gehirns der Fische.23
hart,
tlieilsweich
erscheint.Nennen wir endlich das Kleinhirn mit Oken das Ohrgehirn,
so sprichtzwar das Eudement
einesäussern Gehörganges
beiden Eochen und Hayen
inEtwas dafür, aber die Härte der Kopf- und Rumpflinochen der
Teleostei istdoch der Fort- pflanzung der Schallschwingungen günstiger
alsdas Knorpelskelet, wie wir auch das
feineGehör der Karpfen kennen, von der Bei- hülfe der Schwimmblase nicht zu sprechen. Das Ganglion hinter
dem Kleinhirn des Karpfen kommt hier nicht
inAnschlag, da
esnicht dem Nervus acusticus, sondern dem Vagus angehört.
24
Dr. F. J. C.Mayer.
Eintheilung der Fisclie
nach dera Typus xind dem Baue des Eucephalums.
Ordo I. Pisces Proencepliali.
Der Lobus olfactorius
istzu einem Hemisphaerium (Cerebrum) olfactorium entwickelt.
Der Lobus olfactorius ist
2—4
mal grösser als der Lobus opticus, zeigt auf seiner Oberfläche Faltungen oder Lappen,und
zwei in der Mitte offenstehende Seiten- höhlen mit Anschwellungen im Innern. Der Lobus opticus ist dagegen klein, kugel- förmig, ohne oberflächliche Verbindung der beiden Halbkugeln, oder ohne Corpus callosum,und
ist durch einen vortretenden pedunculus anterior des Crus cerebrivom
Hemisphaerium olfactorium abgetrennt. Die Basilarlappen sind wenig entwickelt.Das Epiencephalum ist graduel verschieden gross. Ein Chiasma nervorum opticorum ist vorhanden.
Subordo
I.Macroepiencephali.
*)Der Lobus opticus enthält nur im jugendlichen Zustand Seitenhöhlen, welche später mit
dem
dritten Ventrikel verschmelzen, aber keine Innern Anschwellungen. Das Chiasma ist breit. Das Epiencephalum besitzt ein vorderesund
hinteresWurmstück und
einenvordem und
hi]j/;ei-n (gerollten) Seitenlappenmehr
oder weniger entwickelt.Farn. I.
Das
Proencephalum ist längerals breitoder lang oval. Squali.*) Der
Name
Chonch-oiitevygii ist nicht giltig, wegen des Stachels der Rückenflosse bei Spinas Chimaera, Centrina; und derName
Osteopterygii ebenfalls fehlerliaft, wegen der knorplichen Weichheit der Flossen derselben. Dasselbe gilt gegen denNamen
Teleostei.Ich würde vorziehen, die Benennung Chondrospondyli und OsteospondyU zu substituiren.
Es sind nur im Allgemeinen diejenigen Genera piscium genannt, welche ich seftst untersucht und ad nat. gezeichnet, ausserdem auch einige andere fi-emde werthvoUe Abbil- dungen, wovon jedoch bei Einigen immer die
Namen
stehen. Vor Allem muss ich hier die freundlich-collegiahsche Unterstützung durch Specimina aus dem NaturbistorischenMuseum
zu Poppeisdorf erwähnen, welche mir hierbei von Seite des Directors desselben, des Herrn Prof.Troschel
zu Theil wurde.Bei Raja Torpedo wü'd der hintere Lappen des
Wurmes
des Kleinhirns vonMat-
teucci als Lobus electricus betrachtet. Ich habe schon früher 0- c. 1843) bemerkt, dassUeber
denBau
des Gehirns der Fische.25
A. Das Epiencei)halum ausserordentlich entwickelt
und
deckt das Hemi- spbaerium olfactoriumzum
Theil.Gen.
Zygana Tudes, Squatina Angelus. Mustelus vulgaris(Busch).
B. Das Epiencephaltini reicht nur bis gegen die Mitte der Lobi optici.
Gen.
Galeus Canis,Scymnus
Lichia, Carcharias glaucus, Scyllium Catulus,Scymnus
borealis, Chimaera nionstrosa, Callorhynchus (exBusch
1. c.)Farn.n. Das Proencephalum ist eben so breit als lang, oder vier- eckig,
Rajae.
Gen.
Raja batis, Raja Torpedo. Myliobatis Aquila(Mayer
1. c).Subordo
II.Hemiepiencephali.
*)Das Epiencephalum ist blos zweilappig oder
Wiu'm und
Seitenlappen desselben sind einfach gebildet. Das Cliiasma nerv. opt. ist eine schmale Commissur.auch die übrigen Gattungen der Rochen, sowie die der Squali eiue gleiche, ja weit grössere Entwickelung des hintern
Wurmes
zeigen und ist dieses besonders bei Zygana und Squatina im hohen Grade der Fall. Weiter unten werden wir dieselbe Erscheinung für die Familien Siluroiidei und Gynniotini erweisen. Es ist diese Erscheinung schwer zu erklären und fordert zu einer Wiederbohing der darauf bezüglichen Experimente auf, wobei der Nervus vagus, nonus und quiutus nicht zugleich mit verlegt werden durften.Das Proencephalum ist besonders schmal und lang bei Lichia und Chimaera.
Va
1en-tin's Figur des Gehirns von Chimaera (Müller's Archiv 1842) konnte wegen abweichender Deutung der Theile nicht benutzen. Jedenfalls wäre Cerebellum, was
Valentin
lobus ventri- cuH tertii nennt.Die Fig. 4 stellt das Encephalum eines Fötus von Squalus canis, welchem noch der Dottersack mit langem Gange anhing, dar.
Man
sieht die noch unvollkommene Entwickelung des kleinen Gehirns, namentlich das Fehlen derKrümmungen
des Seitenlappens nach dem allgemeinen Gesetz, dass das kleine Gehirn erst später als die Vierhügel (oder der lobus opticus hier) an Grösse hervorragen. Ed.Weber
theilte in Müller's Archiv 1846 die Zeichnung eines Fötus von Tineamit, wobeiebenfalls oderhiermit'ühereinstimmend der Lappen, wovon der Nervus vagus bei den Cyprinen entspringt, noch wenig entwickelt erscheint, ob- gleich die Zeichnung nicht ganz correct ist.*) Der
Name
Gauoidei hat gegen sich, dass auch Squali, Raja und Scleroclermen glasartige Schienen und mehre Ganoiden blose Schuppen besitzen, Polyodon endhch nackt ist.Auch den
Namen
Holostei (Müller) habe ich vermieden, weil doch die Teleostei die eigent- lichen Holostei sind. Polyodon ist aber auch dem Gehirnbau nach von den Acipenseres zu trennen.Die Aehnlichkeit im Gehirnbau von Lepidosiren paradoxa und annectens mitdem der niedern Amphibien ist allerdings ein Complimeut zu der vom äussern Bau und kehrtsie wieder bei den zunächst stehenden Fischen, den Petromyzonten. Die Figur des Gehirns von Lepi- dosiren paradoxa von
Hyrtl
in den schönen Untersuchungen Desselben (Abhandl. der Böhm.Gesellschaft der Wissenschaften 1845), konnte, weil durch Fäulniss dasGehirn in seiner
Form
gelitten hatte, hier leider nicht benutzt werden.
Vol.
XXX. 4
26
Dr. F. J. C.Mayer.
A. Uolo-GanoüleL
Die Eiecliliemisphären noch gefaltet oder gelappt
und
ihre Höhle in der Mitte offenstehend.Der Lohns opticus zeigt in seiner Höhle schon das Kudiment eines
Thalamus and
eines einfachen Corpus geminum.Gen.
Acipenser Sturio, A. Ruthenus. Lepidosteus osseusund
Lepidosteus semiradiatus.B.
Hemi-
Gandidei.Die Riechhemisphären nur schwach zweigelappt.
Der
Seitenlappen des Klein- hirns wenig vortretend.a. Der mittlere
Lappen
des Kleinhü-ns rundlichund
vortretend.Gen.
Polypterus, Amia, ProtopterusOwen,
Lepidosiren paradoxa.b. Der mittlere
Lappen
des Kleinhü-ns sehr klein, der Seitenlappen ins Crus restiforme übergehend.Gen.
Polyodou (Spatularia).Subordo
III.Micro epiencephali.
*)Das
Kleinhirn hat blos ein Mittelstück ohne Seitenlappen.Das
Chiasma be- steht blos aus schwachen Querfasern.*) Alias: Marsipobrancbii. Cyclostomi passen auf Leptocardii nicht.
Bei Myxine und Bdellostoma betrachte ich, etwas abweichend von J. Müller, beide vordem Lappen als Riechhemisphiiren.
Was
die Petromyzonini betrifft, unterscheide ich die pedunculi anteriores der Crura cerebri und zwischen ihuen den Knoten des dritten Ventrikels, ausserdem aber auf diesem und vor ihm ruhend einrundes
kleines weisses Kalkplättcheu, welches die Epiphysis ist und bisher übersehen wm-de. Es enthält viele Kalldiörperchen, welche unter dem Mikroskope als uuregelmässige Ki-ystalle erscheinen. Bei Petromyzou PI.und fluviatilis schimmert es durch die Haut durch, dagegen ist es bei Petromyzon marinus unter der weissen knorpelharten Hautstellc daselbst nicht von Aussen wahrzunehmen.
Noch ist hier ein räthselhaftes Organ im Gehirn von Petr. Plaeneri und P. fluv. zu erwähnen (vergl. Tab. IL Fig. 12. X.). Bei Petr. marinus habe ich es niemals angetroifen.
Es ist zuerst von