Er tröstet sich und seinen Freund
von Johann Christian Günther
Notizen / Anmerkungen 1 Gott Lob, ich merck es innerlich,
2 Des Höchsten Eifer lindert sich, 3 Es raft sich mein bedrängtes Herze;
4 Und sieht es gleich noch nicht woher.
5 So meint's doch mitten in dem Schmerze, 6 Als wenn gleichwohl ein Hang zur Hofnung
übrig wär.
7 Was war das nicht vor Bangigkeit!
8 Durch meine ganze Lebenszeit 9 Befind ich nichts von ihres gleichen;
10 Kein Zuspruch konte meinen Gram, 11 Kein Trost den Eigensinn erweichen, 12 Der immer von sich selbst mehr Kraft und
Nahrung nahm.
13 Ach, allerliebster Herzensfreund, 14 Bey dem mein Elend größer scheint, 15 Indem du in Gesellschaft leidest, 16 Ach glaube, daß die große Treu, 17 Wodurch du dich in Noth bescheidest, 18 Mir noch die lezte Lust zu diesem Leben
sey.
19 So sehnlich ein noch zartes Kind 20 Auf Brüste, Milch und Docken sinnt, 21 So sehnlich brennt auch mein Verlangen, 22 Dich einmahl in vergnügter Zeit
23 Und in dem Alter zu umfangen, 24 Wo viel Erinnerung vergangner Noth
erfreut.
25 Die Welt soll kein Exempel sehn,
29 Doch bistu Jonathan, so glaube,
30 Dein David fühlt sie auch, doch überhaupt vor dich.
31 Es mag uns ein Prophetengeist, 32 So klug und weis er immer heist, 33 Auf Erden wenig Guts versprechen, 34 Wir wollen durch Vernunft und Fleiß 35 Die Schlüße böser Schickung brechen;
36 Ich troze drauf, weil Gott den frommen Vorsaz weis.
37 Du siehst allhier, der Abendthau 38 Macht Gräser, Laub und Kräuter grau 39 Und stärckt sie nach der Mittagshize:
40 Ach, lerne Trost, und klage nicht, 41 Daß unser Herz zu lange schwize;
42 Wer weis, wo uns ein Quell auch aus dem Felsen bricht!
43 Das schön- und wundervolle Licht 44 Entführt uns jezt sein Angesicht 45 Und denckt gleichwohl aufs
Wiederkommen;
46 Es bringt auch sein verjüngter Schritt 47 Dies, was es uns anjezt genommen, 48 Glanz, Farben, Wärm und Lust vielleicht
noch reicher mit.
49 Es darf dich kein Verlust gereun;
50 Die Zukunft wird des Glückes Schein 51 Mit reichem Wucher wiedersenden.
52 Wir kehren wieder in die Stadt 53 Zur alten Noth mit leeren Händen;
54 Jedoch wer weis, wo Gott vor uns gesorget hat!
Das Gedicht „Er tröstet sich und seinen Freund“ von Johann Christian Günther ist auf abi- pur.de veröffentlicht.
Autor Johann Christian Günther Titel „Er tröstet sich und seinen Freund“
Verse 54 Wörter 333
Strophen 9
Checkliste zur Analyse / Interpretation eines Gedichtes
Einleitung der Gedichtanalyse
Titel des Gedichtes, Name des Autors und Entstehungs- oder Erscheinungsjahr
Gedichtart (Sonett, Ode, Haiku, Ballade, Hymne usw.)
Thema des Gedichtes (Liebesgedicht, Naturgedicht, Krieg usw.)
zeitliche Einordnung / Literaturepoche benennen
kurze Beschreibung des Gedichtes
Absicht des Gedichtes
Hauptteil der Gedichtanalyse
Inhalt
Thema des Gedichts
Was beschreibt das Gedicht (Erlebnis, Jahreszeit oder eine bestimmte Zeit)?
Zusammenhang zwischen Titel und Gedicht
Lyrisches Ich - Wer spricht im Gedicht? Woran erkennt man das?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Aufbau
Verse und Strophen
Reimschema (Kreuzreim, Paarreim, umarmender Reim, Haufenreim, verschränkter Reim, Schweifreim etc.)
Gibt es ein Versmaß? Versmaß (Metrum) bestimmen.
Kadenz: Wie sind die Endsilben im Gedicht?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Sprache
Auffälligkeiten der Sprache (Werden beispielsweise viele Adjektive, nur Substantive, Vokale etc. verwendet?)
Wie spricht das lyrische Ich (traurig oder fröhlich)?
Benenne die Stilmittel und Reimformen, die zum Einsatz kommen.
Satzbau: Parataktischer & hypotaktischer Satzbau
Welche Zeitform wird genutzt (Präsens, Präteritum, Futur)?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Gedichtinterpretation
Was bewirken die Ergebnisse der vorangegangenen Analyse?
Welche Stimmung ruft die Sprache in uns hervor?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inhalt und Funktion?
Schlussteil
Gedichtinterpretation
Intention des Gedichtes: Was will das Gedicht?
Wurde unsere Vermutung (Deutungshypothese Einleitung) darüber bestätigt?
Gibt es Fragen, die im Gedicht unbeantwortet bleiben?
Wertung: Ist das Gedicht typisch für die Epoche? Ist es charakteristisch für den Autor?
Ist das Gedicht (Form, Sprache, Inhalt, Aussage) aus heutiger Sicht noch bedeutungsvoll?
Persönliche Stellungnahme (sofern ausdrücklich verlangt)
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