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Das südlichste Postamt der Welt und seine Schwestern

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Academic year: 2022

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Tief im Süden

In Port Lockroy auf Goudier Island liegt in einem Naturhafen auf der Antarktischen Halbinsel das südlichste Postamt der Welt. Um genau zu sein, handelt es sich um das südlichste zivile Postamt der Welt, und es befindet sich auf 64° südlicher Breite und 63° westlicher Länge. Anfangs diente Port Lockroy als Walfangbasis und später als briti- sche Wetter- und Funkwellenstation, die 1962 aufgelassen wurde. Während der folgenden Jahrzehnte blieben die Gebäude Wind, Eis und Schnee überlassen. Im Jahr 1996 wurde die Station unter Denkmalschutz gestellt und in den darauffolgenden Jahren renoviert. Verwaltet wird sie vom UK Antarctic Heritage Trust.

Heute ist Port Lockroy eine der beliebtesten Touristenattraktionen in der Antarktis und beherbergt ein Museum, einen Souvenirladen und eben das Postamt. Zahlreiche Kreuzfahrtschiffe machen hier Halt, doch dürfen die Touristen nur einen bestimmten Teil der Insel betreten und müssen sich auf den dafür vorgesehenen Pfaden bewegen. Der Haupt- teil der Insel bleibt zum Schutz der Pinguine gesperrt. Neben dem Postbeamten befinden sich auf der Station auch drei Forscher, die das Verhalten der Eselspinguine und die Auswirkungen des Tourismus erforschen. Möglicherweise könnte der Besuch von Touristen hier sogar einen positiven Effekt haben, da durch die Anwesenheit von Menschen Raubmöwen fernbleiben, die normalerweise Pinguinküken und Eier erbeuten.

Besetzt ist die Station während des antarktischen Sommers von November bis Ende Februar. Im Postamt werden ausschließlich Briefmarken des British Antarctic Territory verwendet. Auch ein eigener Poststempel findet Anwen- dung. Bestellen kann man die Briefmarken über die Homepage des Philateliebüros der Falklandinseln auf www.

falklandstamps.com. Interessierte können Postkarten und andere philatelistische Artikel über den UK Antarctic Heri- tage Trust aus Port Lockroy bestellen. Für die Postsendung direkt aus Port Lockroy bittet der Antarctic Heritage Trust um eine Spende von 5 Pound. Für Anfragen kann man sich an die E-Mail-Adresse info@ukaht.org wenden oder die Homepage www.ukaht.org besuchen.

Der hier gezeigte Beleg ist ein Einschreibebrief von Port Lockroy, gestempelt am 21. Februar 2017. Postbelege von Port Lockroy werden nicht ins näher gelegene Argentinien weitergeleitet, sondern an die Falklandinseln, welche bri- tisches Überseegebiet sind. Auf Port Lockroy wird ein alter blau-weißer Rekozettel „British Antarctic Territory – Port Lockroy“ aufgeklebt, dann kommt alles in eine durchsichtige Schutzhülle. Auf den Falklandinseln wird der alte Reko- zettel mit einem internationalen Rekozettel überklebt. Die Abbildungen zeigen den Beleg mit und ohne Schutzhülle.

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und seine Schwestern

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Auch diese Postkarte lief von Port Lockroy nach Brixen in Italien. Vorderseitig präsentiert sie Landesbilder und Ein- drücke der Forschungsstation inklusive Küche und Postkasten, rückseitig trägt sie den Poststempel und den Stempel der Station mit Datum und Koordinatenangaben.

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3/2019 Plus Interessant ist auch der Beleg von Horseshoe Island, einer Insel im Britischen Antarktis-Territorium, auf der sich in den 1950er Jahren ebenfalls eine britische Forschungsstation befand. 2017 wurde ein Team des UK Antarctic Heritage Trust berufen, die seit 1995 denkmalgeschützte Station zu renovieren. Auf der hier gezeigten Karte hat das gesamte Team unterschrieben; der Beleg trägt den eigens eingerichteten Poststempel des temporären Postamts

„Horseshoe Island“.

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Übrigens: Das absolut südlichste – aber nicht zivile – Postamt befindet sich auf der Forschungsstation Amundsen Scott Station der USA, welches von der US Airforce geführt wird. Die Forschungsstation liegt auf 2835 Metern Höhe und ist nur etwa 250 Meter vom geographischen Südpol entfernt. Die Temperaturen bewegen sich hier zwischen –13 und –90°C. An die 130 Forscher arbeiten während des antarktischen Sommers auf der Station und etwa 50 von ihnen überwintern auch hier. Versorgt wird die Station von Flugzeugen der US Airforce in den Monaten Oktober bis Februar. Zur Nahrungsergänzung ist auch ein Treibhaus vorhanden, in dem Pflanzen gezogen werden.

Der abgebildete Beleg trägt den Stempel der US Air Force „APO AP 96598-5400 South Pole, Antarctica“ vom 12.

November 2017. Links unten wurde eine Cachet-Stempel der Station mit Datum angebracht. Auf der Rückseite befindet sich ein weiterer Cachet-Stempel, der die Forschungsstation zeigt.

MICHEL-Australien/Ozeanien/Antarktis

40. Auflage, 982 Seiten ISBN: 978-3-95402-147-5 Preis: 84,– €

Bestellungen über +49 (0)89 3 23 93-207

oder im Shop unter www.michel.de

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3/2019 Plus Einführung in den MICHEL-Übersee

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Hoch im Norden

Der Gegenpart von Port Lockroy ist Ny Ålesund, ein kleiner Ort auf der zu Norwegen gehörenden Insel Spitzbergen.

Ny Ålesund ist eine der nördlichsten ganzjährig bewohnten Siedlungen, und dort liegt auch das nördlichste Postamt der Welt. In dem graugrün gestrichenen Holzhaus können Besucher ihre Postkarten – die natürlich norwegische Postwertzeichen tragen – mit dem Poststempel des Ortes versehen lassen. In Acht nehmen muß man sich allerdings vor den Eisbären, die durch die Gegend streifen und ab und zu auch Ny Ålesund besuchen.

Die Entfernung von hier zum Nordpol ist mit 1231 km deutlich geringer als zur norwegischen Hauptstadt Oslo mit 2420 km. Der kälteste Monat ist der Februar mit einer Durchschnittstemperatur von –14,6° C. Bedingt durch den relativ warmen Westspitzbergenstrom fällt die Temperatur hier nicht so extrem aus. Die Versorgung des kleinen Ortes erfolgt im Sommer mittels Schiff und im Winter auf dem Luftweg. Traditionell wurde in der Gegend um Ny Ålesund Steinkohle abgebaut, doch stellte man die Förderung nach dem Grubenunglück des Jahres 1963 ein. Zur Zeit der Kohleförderung lebten dort an die 200 Menschen; danach wurden die Gebäude zu einer Polarforschungsstation umfunktioniert, die auch heute noch in Betrieb ist und die Tradition der Arktisexpeditionen fortleben lässt. Von hier aus waren Roald Amundsen und Umberto Nobile mit dem Luftschiff Norge zu ihrer Nordpolexpedition aufgebrochen.

Die Abbildung zeigt einen Brief vom nördlichsten Postamt der Welt in Ny Ålesund, abgestempelt am 28. März 2017.

Auf der Briefmarke zu 10 Kronen steht rechts oben „Svalbard“, zu Deutsch „Spitzbergen“.

Und dazwischen

Irgendwo in der großen Weite zwischen Port Lockroy und Ny Ålesund liegt die Schweiz. Und dort, in einer Höhe von

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3/2019 Plus 3454 Metern thront auf dem Jungfraujoch das höchstgelegene Postamt – nicht der Welt – aber doch immerhin Europas. Das Postamt hat sogar eine eigene Postleitzahl: die 3801, die auch im Tagesstempel des Postamtes Jung- fraujoch auftaucht. Dort kann man Postkarten, Briefe und Einschreibebriefe aufgeben, die – natürlich – mit Schweizer Briefmarken freigemacht werden müssen. Die Postbeamten, die hier Dienst tun, sind vielsprachig, wie die Touristen, die das Jungfraujoch besuchen, und die Sprache, die sie am häufigsten brauchen ist Japanisch, denn keine andere Nation schreibt so viele Postkarten aus der schroffen Eiswelt der Schweizer Berge. Wer hier oben arbeitet, weiß, wie er sich seine Atemluft, seine Bewegungen einteilt, denn hier herrschen extreme Klimabedingungen mit Temperatur- schwankungen von +12 bis –37°C.

Neben dem höchsten Postamt Europas befindet sich hier auch der höchstgelegene Bahnhof Europas. Das Joch ist nämlich seit 1912 mit der Zahnradbahn erreichbar, die durch Eiger und Mönch bis hinauf auf das Jungfraujoch führt. Dieses bildet die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Wallis und gewährt einen herrlichen Ausblick auf die Schweizer Bergwelt.

Der abgebildete Brief vom Jungfraujoch nach Italien trägt den Poststempel mit Datum 24. März 2017 und Postleitzahl 3801.

Übrigens …

Postämter liegen nicht nur an geographischen Grenzen. Der unabhängige Staat Samoa, der sich aus verschiedenen

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Inseln im südwestlichen Pazifik zusammensetzt, liegt direkt an der internationalen Datumsgrenze. Ende 2011 wechselte der Inselstaat zusammen mit Tokelau auf die westliche Seite der Datumsgrenze und passte sich der Zeitzone seiner wichtigsten Handelspartner Neuseeland, Australien und Asien an, indem es den 30. Dezember übersprang. Die Postäm- ter auf Samoa gehören somit zu den ersten in der Welt, die täglich ihre Türen öffnen mit einem Plus von 13 Stunden auf die koordinierte Weltzeit. Die Einwohner Samoas sind auch die ersten, die den Jahreswechsel feiern können.

Niue dagegen, eine Koralleninsel im Südpazifik und nur etwa 600 Kilometer von Samoa entfernt, liegt östlich der internationalen Datumsgrenze. Im Vergleich zu Samoa muss die Uhrzeit also um 24 Stunden oder das Datum um einen Tag zurückgestellt werden. Im Vergleich zur koordinierten Weltzeit sind das –11 Stunden. Somit gehören die Einwohner von Niue zu den letzten weltweit, die den Jahreswechsel feiern.

Die Abbildungen auf dieser und der nächsten Seite zeigen zwei Einschreibebriefe nach Italien – einen von Samoa mit Poststempel vom 19. April 2017 und einen von Niue aus der Hauptstadt Alofi. In Niue wird noch der alte Rekozettel verwendet; erst in Italien wurde der internationale Rekozettel angebracht. Das Datum des Poststempels lautet 1. Mai 2017, der in Niue kein Feiertag ist. Die Rückseite des Briefes aus Niue zeigt den Aufgabeschein.

Gerhard Freund

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3/2019 Plus Quellen:

www.jungfrau.ch www.ukaht.org

www.norwegenservice.net www.wikipedia.de

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MICHEL-Weltatlas der Philatelie von Andreas Birken und Hans-Henning Gerlach

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3/2019 Plus MICHEL-Weltatlas der Philatelie von Andreas Birken und Hans-Henning Gerlach

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