Die Engelversammlung
Ein Weihnachtsstück von Richard Mösslinger Personen der Handlung: 1 Erzähler, 1 Stern, 17 Engel
Erzähler: Die Engel hier versammelt sind, denn sie beschenken jedes Kind.
Sie ruh’n sich aus von Eile, Hast, sie hielten die verdiente Rast.
Da seh’n sie plötzlich einen Stern, und Folgendes ist jetzt zu hör’n:
1.Engel: Ich kann es wahrlich fast nicht glauben, kann man uns denn der Zeit berauben?
Ich sage es dir, lieber Stern,
die letzte Weihnacht liegt nicht fern, mir ist, als war sie grad noch da, es ist mir alles ja so nah!
2. Engel: Du musst dich täuschen, wirklich wahr, dazwischen liegt doch schon ein Jahr!
Was unsereines nicht versteht,
wie schnell die Zeit doch so vergeht!
3. Engel: Was hilft das Raten, hilft das Raunen, man will das Christkind doch bestaunen und die Geschenke, die man kriegt, was alles in den Päckchen liegt!
4. Engel.: Ich sage euch, ich will nicht mehr!
Wo nehm’ ich all die Sachen her, die sich die Kinder wünschen jetzt, ich bin frustriert und echt entsetzt!
5. Engel: Einst waren die Geschenke klein, das geht jetzt wirklich nicht mehr – nein!
Statt einem Teddy kuschelweich,
da wünscht man sich Computer gleich, Videospiele und CDs,
Fernsteuerautos mit viel PS.
6. Engel: Ich weiß gar nicht, wohin das führt, denn früher war man echt berührt.
Man hat gebastelt und gesungen, sich selbst Geschenke abgerungen, die man mit Zeit und Liebe machte, was allen helle Freude brachte!
7. Engel: Was hilft erinnern, wie’s gewesen, wir sollten doch die Briefe lesen, die uns die vielen Kinder schreiben, dass wir nur ja nichts schuldig bleiben, was sie sich wünschen, sich erhoffen, sie haben viele Wünsche offen!
(Jeder nimmt einen Brief und liest daraus vor. Bei langen Briefen wird der Brief einfach weiter gereicht und gelesen.)
8. Engel: Lieb’s Christkind, bitte sei so nett, bring’ mir, was ich am liebsten hätt’:
So zwei, fünf Spiele für’n PC – was ich so möchte, weißt du eh.
Von Büchern, ach, verschone mich, die finde ich echt fürchterlich.
Sie sind so fad, sie sind gebunden, hab’ mich oft damit abgeschunden.
Das Lesen mag ich gar nicht gern.
Da möcht’ ich lieber Musik hör’n, doch nicht TRARA, nur Pop und Rock, (für meine Eltern doch zum Schock!)
9. Engel: Ich wünsche mir, du weißt es schon, ein nagelneues Saxophon,
den Koffer bitte gleich dazu, dann wieder neue Eislaufschuh’, die Schiausrüstung ist schon alt – ich wünsch’ mir eine neue halt.
Der alte Fernseher, ein Graus, da geht sich doch ein neuer aus, der flach und viel, viel größer ist;
den CD Player du nicht vergisst, auch DVDs wär’n wunderschön.
Ich möchte echte „ACTION“ seh’n,
nicht Märchen, Wickie, Weihnachtsmann, das schau’n sich doch nur Babys an!
Erzähler: Sie lesen stundenlang und staunen über die Wünsche und die Launen, die in den Brieflein alle stehen.
Sie können’s wenden, können’s drehen, sie hör’n sich alle ähnlich an,
was niemand recht begreifen kann:
Da ruft ein Engel:
10. Engel: Hört mal her!
Lieb’s Christkind, weiß, du hast es schwer den Kindern alles das zu bringen,
wonach sie ihre Hände ringen.
11. Engel: Ich wünsche mir, es ist ein Traum, für mich allein ’nen Weihnachtsbaum, wo jede Kerze Lieder singt,
so Freude in die Herzen bringt.
12. Engel: Und noch etwas hätte ich gern:
Ganz oben einen gold’nen Stern,
der dann, wenn’s Streit gibt, diesen schlicht’t, denn böse Worte mag ich nicht!
13. Engel: Und was mir dann noch gut gefällt:
Ein Band, das fest zusammen hält, damit die Menschen sich versteh’n und friedlich in die Augen seh’n!
14. Engel: Wenn’s nicht zuviel ist, etwas Zeit, für alle Welt Zufriedenheit.
Ich bitte dich, sei nicht vergrämt, ich hoff’, ich bin nicht unverschämt!
15. Engel (nimmt den Brief und schüttelt den Kopf):
Ich staune wohl und hör’ nicht schlecht.
Der Kinderwunschbrief ist nicht echt!
Lies doch den Absender genau,
weil gern ich nach der Herkunft schau!
16. Engel: Gib her, ich sehe superscharf, entschlüssle alles nach Bedarf, ich konnte bisher alles lesen,
was für euch Rätsel sind gewesen!
17. Engel: Da steht: Marie-Luise, klein,
ich wohn’ einsam am Wolkenstein, die Eltern und ich sind sehr arm, wir freu’n uns, ist die Stube warm.
Es reicht, wenn wir zu essen haben und uns an Sonnenstrahlen laben!
(Sagt zu den Engeln gewandt):
Ich meine, diese Wünsche sind recht ungewöhnlich für ein Kind, doch mit der Hilfe von uns allen wird das Ergebnis ihm gefallen!
Alle Engel zusammen:
Wir müssen dieses Kind beschenken, nicht an die andern alle denken.
Dies’ Kind ist arm und doch so reich – wir fangen an, und das sogleich!
(Sie stellen sich zusammen und singen das Lied: „Glöckchen, Glöckchen, klingeling“ von R. Mösslinger – zu finden unter: Wegerer/Musik)
(Anschließend schwärmen sie nach allen Seiten aus.)