1997 jährte sich der Ge- burtstag von Max Lieber- mann (1847 bis 1935) zum 150. Mal. In der Hamburger Kunsthalle findet aus diesem Anlaß eine Ausstellung statt, die seinem Werk bis zur Jahr- hundertwende gewidmet ist.
1847 wurde Liebermann in Berlin geboren. Im Alter von 24 Jahren schockierte er mit seinem ersten Bild „Gänse- rupferinnen“ die akademi-
sche Kunstwelt. Sein Stil war ungewohnt sachlich, von ei- ner nüchternen Wahrheit oh- ne das zu dieser Zeit übliche Pathos. Die Themen: Men- schen aus dem Volk. Die Zeitgenossen nannten es Schmutzmalerei und sahen in Liebermann einen gefährli- chen Kulturrebellen, ja sogar einen Sympathisanten der verbotenen Sozialdemokra- tie. Erst die Teilnahme an der Pariser Weltausstellung 1889 bedeutete Liebermanns Durchbruch. Hier stellte er
„Die Netzflickerinnen“ aus.
Seine Beliebtheit währte bis zu Beginn des Naziregimes.
Ab diesem Zeitpunkt wurde
er als Jude verfemt und seine Malerei diffamiert.
Der junge Liebermann begeistert sich für die anti- akademischen Franzosen.
Courbet, vor allem Millet und weitere Maler von Barbizon dienen ihm als Vorbild.
Während seiner Pariser Jahre 1873 bis 1878 hat er Gelegen- heit, die Künstler und ihre Werke näher kennenzu- lernen. Doch schon bald
wird seine künstleri- sche und reale Wahl- heimat Holland. Dort studiert der Maler die von ihm verehrten Meister des 17. Jahr- hunderts, vor allem Frans Hals und Rem- brandt. Bauern und Handwerker, Szenen aus dem alltäglichen Leben bestimmen von nun an die Thematik seiner Gemälde. Die
„Poesie des einfachen Lebens“ zieht ihn an.
In einer unpräten- tiösen, eigenwilligen Malerei versucht er, sie darzustellen. Dabei begreift er sich mehr als Maler denn als urtei- lender Realist. Für ihn zählt die Phantasie:
„Die Phantasie in der Kunst geht von rein sinnlichen Vor- aussetzungen aus. Sie ist die Vorstellung der ideellen Form für die reelle Erscheinung.
Verstärkt in den 90er Jahren beginnt Liebermann mit der Kunst des Weglassens. Ein Impressionist ist er jedoch nie geworden. Die Ausstellung ist bis 25. Januar 1998 in der Hamburger Kunsthalle zu se- hen. Im Anschluß daran wird sie vom Städelschen Kunstin- stitut Frankfurt/Main und dem Museum für bildende Kunst Leipzig übernommen.
Ein Ausstellungskatalog ist für 38 DM erhältlich.
Dr. med. Kirsten Stollhoff
A-51 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 1–2, 5. Januar 1998 (51)
V A R I A KULTUR-TIP