• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Politik des knappen Geldes" (05.07.1990)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Politik des knappen Geldes" (05.07.1990)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

LESERDIENST

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

I

n Zeiten hoher Zinsen müßte man annehmen, daß jeder Bankmann nur zu bereitwillig den Kreditrah- men lockert; aber gerade in solchen Zeiten sind die Bank- er gerne zugeknöpft — die Zinsmarge ist für sie nach der reichen Übergangszeit nicht interessanter als sonst, die Zukunft ist ihnen so ungewiß wie anderen informierten Menschen auch, also gibt man sich lieber bedeckt.

Nicht jeder Mensch in die- ser reichen Republik, nicht einmal jeder Akademiker und auch nicht alle Mediziner durften in den Vor-Blüm- schen Jahren dem privaten Konto eine Wohlstands-The- rapie verschreiben — akute Notlagen können in diesem Umfeld schon durch das un- glückliche Zusammentreffen von kleineren Verbindlichkei- ten entstehen, und größere Malaisen beschwören gar In- farkt-Risiken herauf.

Aber unabhängig davon, wie prekär die Situation sein mag, ist das Kreditgespräch für den Kunden immer unan- genehm. Und für den Banker?

Aus Kunden-Perspektive ist er jetzt ein Gott in Dunkel- blau — er entscheidet über das neue Spielzeug, den alten Frust aus eigenem Einkom- men oder gar über Schlimme- res. Und wie der nackte An- blick der Schlange genügt, das Kaninchen zu lähmen, so ist auch die Konfrontation im Schulden-Separee für den Geldmann ein sicherer Auf- tritt. Dabei müßte gerade die Eleganz des Metiers dem Kunden ein paar aufbauende Gedanken wert sein:

Vom Marmor des Entrees bis zu den futuristischen Glas- und Alu-Konstruktio- nen, dem Hochglanz-Messing der Privatbankiers, den dik- ken Teppichen und dem Haben-Zinsen-Grauen oder -Blauen Habit der Akteure — überall spiegelt sich dasselbe Bemühen um Seriosität. Aus gutem Grund, denn in dieser Branche ist kaum mehr seri- ös, als die Adressen, die Inte- rieurs und die Anzüge: Ihr Kundenberater wird Ihnen

genauso aufrichtig in die Au- gen blicken, wenn er Ihnen einen hauseigenen Fonds mit Performance null als beson- ders günstige Anlage anbie- tet, wie er es tut, wenn er Ih- nen die sofortige Fälligstel- lung eines Kredites offenbart.

Da ist Zurückhaltung die fal- sche Taktik und Rücksicht- nahme wird auch nicht gefor- dert. Stattdessen empfiehlt es sich, zum Tete-ä-Tete mit dem Banker nach demselben unseriösen Seriositäts-Prinzip zu verfahren, mit dem die Zu- kunft das eigene Tun über- deckt.

Zum Bankgang begleitet uns zunächst eine Erkenntnis des berühmten Dandys

„Beau" Brummel, vorgetra- gen von Edward Bulwers

„Pelham": „Ein Mann muß tief abwägend sein, um sich vollkommen zu kleiden. Man darf sich nicht gleich kleiden, wenn man zu einem Minister oder zu einer Frau geht, zu einem geizigen Onkel oder ei- nem prahlerischen Vetter:

Denn es gibt keine feinere Diplomatie als die der Klei- dung . . ."

In der Kleiderordnung setzt der Banker den Maß- stab. Wollen Sie also Geld von ihm, müssen Sie gut und teuer gekleidet sein. Das Thema „unaufdringliche Ele-

ganz" kann nur in den Varia- tionen „sportlich" oder „busi- ness" gespielt werden. Aber Vorsicht: Sportlicher Chic darf nicht Play-Style assoziie- ren — Bruder Leichtfuß ge- nießt keine Bonität. Und auch beim Karriere-Outfit soll keinesfalls der Sonntags- Staat durchschimmern: Wer sich „fein" macht, hat's nötig

— und bekommt nichts. Somit am besten Kiton-Kaschmir über Fred-Perry-Polo mit Bu- dapestern und Patek für den Herrn, einen Hauch von Jil S.

für Damen, und der Pfennig- fuchser weiß auf jeden Fall, daß hier nicht Not am Mann (an der Frau) ist.

Doch das eigentliche In- strument ist nicht der Anzug;

damit wird das Kreditgewer- be nur auf Distanz gehalten.

Geschlachtet wird ihr Ban- kier mit dem Konzept.

Der Begriff klingt aller- dings anspruchsvoller, als es das Vexierspiel mit fünf oder sechs Zahlen eigentlich ist.

Das Konzept ist das Dreh- buch für ein Fünf- bis Zehn- Minuten-Gespräch (länger sollten Sie für eine reibungs- lose Dispo-Anhebung keines- falls brauchen), in dem Sie dem Bankier an Hand eines Ihnen in Kopie vorliegenden Blatts darlegen, welche Sum- me Sie für welchen Zweck

wie lange benötigen, und eventuell, aus welcher Quelle die Rückzahlung erfolgt und welche Sicherheiten zur Ver- fügung stehen.

Die Summe, die Sie brau- chen, muß rund und eindeu- tig sein. Niemand trifft sich mit seinem Bankmann, weil er 1000 oder 1500 DM braucht. Das macht man tele- fonisch. Also sind 5000 DM das Minimum, dann in Fün- fer-Sprüngen aufwärts. Der Zweck, für den Sie das Mehr- Geld benötigen, ist Ihnen na- türlich ebenfalls geläufig, aber er heiligt bekanntlich die Mittel und muß deshalb nur genannt werden, wenn er in klassischer Banker-Balz swingt: Eine Investition, die sich eindeutig „rechnet", eine Erwerbung, die geldwert und gebührenträchtig zugleich ist oder allenfalls eine Spekulati- on in bankeigenen Angebo- ten. Wenn Sie Ihr Gegenüber sehr gut kennen, wenn Sie et- wa genau wissen, daß Ihr Sparkassen-Leiter mit dersel- ben Hingabe altsächsische Briefmarken, Neue Wilde, Terrakotten oder sonstwas sammelt, mögen Sie ihm Ihre Traum-Trouvaille vielleicht schildern, sonst ist besser zu nützlicher Diskretion zu ra- ten. Also sagen Sie nicht, daß die 10 000 DM einen Sprung in die Karibik finanzieren sol- len, deuten Sie lieber die Op- tion auf ein Feriengrundstück in deutschen Landen an; so wird der Pelz für die Freun- din zur Erdgas-Konvertierung für den Bungalow, die Segel- jolle zur Computer-Installa- tion.

Die Rückführung des Kre- dits auf die ursprünglichen Rahmenbedingungen sollten Sie nur ansprechen, wenn Sie gute Argumente haben. In al- len anderen Fällen legen Sie sich nur unnötig fest. Meiden Sie diesen Aspekt sonst ge- nauso wie das Thema Sicher- heiten.

Natürlich haben Sie Si- cherheiten, jeder Mensch ver- fügt darüber, aber häufig sind die zur Verfügung stehenden Sicherheiten banktechnisch unzureichend. Dann sind sie für diesen Zweck nichts wert.

Politik des knappen Geldes

oder: Bei der Bonitätsprüfung entscheidet auch das persönliche Auftreten

”Bewerbung - Kommunikation mit dem neuen Chef"

-

so lautete der Titel einer siebenteiligen Serie, die in Heft 20 endete. Darin schilderte ein Bewerbungsberater, welche Fehler man im Bewerbungsschreiben vermeiden sollte, wenn einem an einer Stelle gelegen ist. Seither hat die Redaktion zahlreiche Anfragen von Leserinnen und Lesern erhalten, deren spezielle Fragen in der Serie selbst unbeantwortet blieben. Falls es Ihnen ebenso geht: Wenden Sie sich direkt an Pro Concept, Fachbera- tung, Efeuweg 7, 2000 Hamburg 60, Telefon 0 40/4 20 64 10. DÄ

Dt. Ärztebl. 87, Heft 27, 5. Juli 1990 (69) A-2181

(2)

Rheuma

zu Hause therapieren

seit ca. 60 Jahren

Leukona °- Rheuma- Bad

im subakuten Stadium rheumatischer Erkrankungen.

Indikationen: Zur balneolo- gischen Therapie rheumatischer Erkrankungen wie: Subakutes rheumatisches Fieber, Gelenk- entzündungen bei Infektionen (Infektarthritis) sowie im sub- akuten Stadium einer primär chronischen Polyarthritis; ferner akute rheumatische Wirbelsäu- lenbeschwerden (besonders Lumbal- und Zervikalsyndrom), Weichteilrheumatismus. Kon- traindikationen: Fieberhafte Erkrankungen, Tuberkulose, schwere Herz- und Kreislauf- insuffizienz, Hypertonie,•

Salicylatallergie. Zusammenset- zung: 100 g enthalten: Methylsa- licylat 15,0 g; gereinigtes Terpen- tinöl 10,0 g; Thymianöl 4,0 g;

Campher 3,0 g; Fichtennadelöl 1,5 g. Packungsgrößen und Prei- se: 200 ml (7 Vollbäder) DM 16,95. 1000 ml DM 59,90 incl.

Mwst.

Kassenerstattungsfähig, nur in Apotheken erhältlich.

Dr. Atzinger & Co.KG 8390 Passau

Die vernünftige Lösung ist ei- ne Risiko-Lebensversiche- rung, die man ohnehin mit et- was Luft nach oben als Unter- fütterung des Dispositions- Kredits haben sollte und die bis in die Bereiche von 50 000 DM in aller Regel ohne medi- zinischen Check-up von den Versicherern akzeptiert wird.

Im Gespräch sind Sie freundlich-aufgeschlossen, dabei zielgerichtet und präzi- se. „Herr Meier, ich möchte gerne kurzfristig meinen Dis- positions-Kredit um x-tau- send Mark erhöhen". Dann reichen Sie ihm das Blatt.

Darauf steht Ihr Name, Ihre Anschrift, Ihre Telefon-Num- mer. Dann eine Kopfzeile

„wg. Dispositionskredit Kto.

Nummer".

Nach einigen Leerzeilen dann die Zeile mit dem bishe- rigen Limit. Dann die Zeile mit dem neuen Limit-

Als Aktie des Monats stellte Börsebius in der vor- hergehenden Ausgabe die französische Moulinex vor.

Keine Angst, an der positiven Einschätzung hat sich nichts geändert, aber vielleicht hat doch der eine oder andere et- was mehr Geschmack an Wertpapieren aus unserem Nachbarland gewonnen.

Ein Blick über die galli- sehe Grenze dürfte sich durchaus lohnen, denn ver- mutlich zählen französische Valoren mittel- bis langfristig zu den Top-Performern in Europa. Am Rande bemerkt:

Von der deutschen Börse er- warte ich für die nächsten zwölf Monate auch weiterhin nicht viel Gutes. Wer genau auf die Entwicklung des deut- schen Börsenbarometers DAX achtet, weiß, daß dieser Aktienindex nun sogar be- reits unter dem Jahresauf- taktniveau notiert. Die eu- phorischen Prognosen zum Jahresbeginn sind damit alle- samt Makulatur und die

Wunsch, darunter „im Zu- sammenhang mit . . . der Erd- gas-Konvertierung des Heiz- kessels meines Einfamilien- hauses in Kleckersdorf 2 oder ähnliches. Haben Sie eine Ri- siko-Police parat, kann die nächste Zeile darauf hinwei- sen, daß „der Bank die LV- Police Nummer XXX über DM XX XXX,— als Sicher- heit vorliegt" beziehungswei- se „. . wird der Bank als Si- cherheit beigefügt." Um noch etwas Fülle aufs Papier zu bringen, folgt nun noch Ihre Unterschrift, darunter Ihr Name in Schreibmaschine und schließlich eine Zeile für Ort und Datum. Da bleibt dem Bankmann genug Platz für seine Paraphe und ein paar zusätzliche Notizen. So hat er's gerne und so gibt er hoffentlich auch gerne.

Thomas S. Engelmann, Hamburg

Zweifler, die den damals pes- simistischen Börsebius Lügen strafen wollten, eines Besse- ren belehrt. Diese Anmer- kung weiß Gott nicht wegen der Häme, sondern in aller Bescheidenheit die Erkennt- nis, daß gegen den Strom schwimmen manchmal ehrli- cher — und weniger verlust- trächtig — ist, als mit den Wöl- fen zu heulen.

Die Begeisterung für den französischen Aktienmarkt bedarf natürlich einer ordent- lichen Begründung, sonst ist sie nichts wert. Die will ich gerne versuchen. Schaut man sich einmal Frankreichs Wirt- schaft genauer an, erkennt man einen anhaltenden Mo-

Leserservice: Wenn Sie Fragen rund ums Geld ha- ben, können Sie sich gerne an den Autor wenden.

Schreiben Sie an Diplom- Ökonom Reinhold Rom- bach, Rudolfweg 3, 5000 Köln 50

dernisierungsprozeß, der In- vestitionen und Exporte als Motoren der konjunkturellen Dynamik anschwellen läßt.

Durchgreifende Maßnahmen bei der Haushaltssanierung sowie eine straffe Geld- und Währungspolitik stützen von der politischen Seite her die- sen Prozeß. Durch das „Mit- spielen" der Regierung wird der Preisauftrieb begrenzt und der französische Franc gestärkt. Sinkende Zinsen (in Deutschland: steigende!) un- terstützen die überdurch- schnittliche Gewinndynamik französischer Unternehmen und machen französische Ak- tien von der niedrigen Bewer- tung her immer attraktiver.

Auch von der Öffnung im Osten dürften Frankreichs Firmen besonders profitie- ren. Die Kosten der deut- schen Einheit bezahlen ja eh andere und die traditionell guten Beziehungen Frank- reichs zum Osten sind fast schon Legende. Wer in der Berichterstattung einmal ge- nau darauf achtet, wie oft Mitterand in jüngster Zeit schon in Osteuropa war und noch sein wird, erkennt das kluge strategische Vorgehen dieses Staatsmannes, der na- türlich immer von einer Schar unternehmerischer Lands- männer begleitet wird.

Manch deutscher Konzern wird noch mit Entsetzen fest- stellen, daß „die schon da wa- ren" und Verträge bereits in der Tasche haben.

Neben der bereits bespro- chenen Moulinex halte ich BSN und CGE für recht in- teressant. Sehr gut gefällt mir auch Accor, eines der ertrags- stärksten europäischen Un- ternehmen im Hotel- und Re- staurantbereich. Im Hotelge- schäft hält der französische Gastronomiekonzern die füh- rende Position auf dem Kon- tinent und gehört zudem zu den acht größten Hotelgrup- pen weltweit. Accor beabsich- tigt, in diesem Jahr mehr als 120 neue Hotels in Europa und im mittleren Osten zu er- öffnen. Wenn das keine Per- spektiven sind!

Börsebius

Börsebius: Frankreich lockt zu Recht

Nach Europa müßt ihr blicken!

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

In den vergangenen 25 Jahren war es meine Aufgabe, die wirtschaftliche Seite der Monatsschrift zu betreuen und gute Voraussetzungen für deren weiteres Erscheinen und deren Qualität

Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen.. Dies gilt auch für

therapeutisch/psychosomati- sehen Versorgung der Bevölke- rung" um eine "Berücksichtigung der inzwischen eingetretenen Ver- änderungen" bemüht ist. Wollen wir

Die meisten älteren Kranken können den außerordentlichen Kassenwechsel meistens nicht ohne fremde Hilfe voll- ziehen – oder sie unterlassen dies und zahlen bei Erkrankung doppelt,

Für immer mehr Ärzte ist das Kran- kenhaus zum Lebensarbeitsplatz geworden – und nicht alle von ihnen können in leitende Positionen aufrücken.. Vereinbarkeit von Familie und

Schreibe die folgenden Sätze in der Vergangenheit (am Morgen) und in der Zukunft (am Abend).. Erik schreibt einen Brief an

Auch in einem persischen Gedicht aus dem Jahre 600 wird schon das indische Schachspiel erwähnt, das demnach aus Indien nach Persien herübergewandert wäre.. Diese Vermutung wird

Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen.. Dies gilt auch für