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Archiv "Körperbilder: Salvador Dalí (1904–1989) - Die Erotik des Surrealen" (05.10.2012)

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[72] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 40

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5. Oktober 2012

S C H L U S S P U N K T

KÖRPERBILDER: SALVADOR DALÍ (1904–1989)

Die Erotik des Surrealen

W

ie aus Marmor gemeißelt liegt sie da, eine Ve- nus mit muschelfarbener Haut. Ihr Körper weist perfekte Proportionen auf: von den athletischen Schul- tern über die wohlgerundeten Brüste und die Wespen- taille bis zum kräftigen Gesäß, den muskulösen Beinen und zierlichen Füßen. Immer wieder hat Salvador Dalí seine angebetete Muse und Frau porträtiert. Galas un- durchschaubares, geheimnisvolles Wesen, ihre anima- lisch-sinnliche Kraft erforschte er auf der Leinwand – und war damit zugleich den eigenen Abgründen, Ob- sessionen und unbewussten Begierden auf der Spur.

Sein in hyperrealistischer Manier gemalter Traum vom Flug einer Biene um einen Granatapfel – eine Ikone des Surrealismus – entstand 1944, als er sich im amerika- nischen Exil aufhielt und nur wenige Bilder schuf. Um irrationale Seelenschichten für die Kunst zu erschließen, hatte der Spanier einige Jahre zuvor eine Methode entwi- ckelt, die er „paranoisch-kritisch“ nannte. Diese basierte auf der psychoanalytischen Traumdeutung Sigmund Freuds, den er zutiefst bewunderte. 1962 äußerte sich Dalí zu der grellen Utopie um die nackte Gala: Damit sei es ihm zum ersten Mal gelungen, nicht nur die Irrealität des Traumgeschehens, sondern auch dessen Komplexi- tät und exakt den Moment vor dem Aufwachen der Träumenden im Bild festzuhalten. Das Gemälde aus

dem Besitz des Museums Thyssen-Bornemisza in Madrid ist derzeit in Frankfurt am Main ausgestellt.

Das Städel-Museum zeigt die psychoanalytische Studie im Rahmen einer faszinierenden Schau über die dunkle Seite der Romantik und ihre Fortführung in Symbolis- mus und Surrealismus.

Dalí bezog seine Inspirationen aus seinen persönli- chen Zwangsvorstellungen, Phobien und sadomaso- chistischen Fantasien. Der Granatapfel, die Biene, die Tiger, das Bajonett und der spindelbeinige Elefant sind allerdings weniger Alptraummotive als libidinöse Sym- bole, die von Begierde, Erotik, Fruchtbarkeit, Leben und Tod erzählen. Als er Galas Traum – oder seinen ei- genen – ins Bild setzte, hatte die Surrealistenbewegung den Künstler schon längst wegen seiner exzentrischen Eigenwilligkeit ausgeschlossen. Aber er konnte mit gu- tem Recht von sich behaupten: „Der einzige Unter- schied zwischen mir und den anderen Surrealisten ist der, dass ich Surrealist bin.“ Sabine Schuchart

Salvador Dalí: „Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Erwachen“, 1944, Öl auf Holz, 51 × 41 cm:

Dalís Momentaufnahme einer Traumsequenz zeigt die schlafende Gala, seine Frau und Muse. Ihr nackter Körper schwebt scheinbar schwerelos auf einer Felsplatte über dem Ozean. Neben ihr umschwirrt eine Biene einen Granatapfel. Galas Traum spielt sich im oberen Bildteil ab.

Aus einem explodierenden Granatapfel entspringt ein Fisch, aus dessen Schlund zwei aggressive Tiger mit einem Bajonett hervorkommen. Die Träumende assoziiert das Summen der Biene mit dem Stich des Bajonetts in ihren rechten Oberarm und wird eine Sekunde später aufwachen.

©

LITERATUR

1. „Schwarze Romantik: Von Goya bis Max Ernst“, Katalog zur Ausstel- lung, gebunden, 304 S., 360 Abb., Hatje Cantz 2012, 45 Euro.

2. „Das geheime Leben des Salvador Dalí“, Autobiografie, gebunden, 600 S., Schirmer/Mosel 2004, 39,80 Euro.

AUSSTELLUNG

„Schwarze Romantik.

Von Goya bis Max Ernst“

Städel-Museum, Schaumainkai 63, Frankfurt am Main Di. + Fr.–So. 10–18, Mi./Do. 10–21 Uhr www.staedel museum.de bis 20. Januar 2013

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