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Archiv "78. DEUTSCHER ÄRZTETAG: Zwischenstation Hamburg — Beweise konstruktiver Zusammenarbeit" (22.05.1975)

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72. Jahrgang / Heft 21 22. Mai 1975

Postverlagsort Köln

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Die Information:

Bericht und Meinung DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

78. DEUTSCHER ÄRZTETAG

Zwischenstation Hamburg

Beweise konstruktiver Zusammenarbeit

Es war kein Ärztetag der spektakulären Ereignisse, eher einer der seismographisch zu registrierenden Veränderungen. Spek- takuläres gab es nicht einmal bei der Wahl des Präsidenten der Bundesärztekammer, trotz der (zum Teil unerfreulichen) Vorgeplän- kel in den Wochen vor dem Ärztetag. Professor Hans J. Sewering wurde unangefochten bestätigt. Das Fehlen von aufsehenerregen- den Ereignissen (nicht einmal eine Organisationspanne gab es!) mag lediglich der bedauern, der von Tagesaktualitäten lebt und auf dem Hamburger Ärztetag ersatzweise mit einigen Randerschei- nungen vorliebnehmen mußte, die von einer bescheidenen Oppo- sition inszeniert wurden. Was bleibt, sind die Verschiebungen im Gefüge. Dafür gibt es bereits jetzt erkennbare Indizien:

O Die Integration der angestellten jüngeren Ärzte — gemessen an der Art, wie diese ihre Position auf dem Ärztetag vertraten; nach außen deutlich sichtbar geworden durch die Neuwahlen zum Vor- stand der Bundesärztekammer.

© Die über bloße Deklamationen hinausgehende Bereitschaft des Ärztetages, bei aller Wahrung des ärztlichen Interesses Kompro- missen zuzustimmen — am deutlichsten sichtbar geworden in der Debatte und der Beschlußfassung zur Änderung des Kassenarzt- rechtes; zu erkennen aber auch bei den Beratungen über die Neu- regelung der ärztlichen Weiterbildung und über die künftigen Wege der ärztlichen Fortbildung.

O Der vorsichtige Versuch von politischer Seite, Konfrontationen abzubauen — zu erkennen an einem Grußtelegramm Herbert Weh- ners, dessen Gehalt über sonst übliches Grußwortgerede weit hin- ausging; zu spüren auch an neuen Tönen in der Ansprache von Frau Dr. Katharina Focke (die allerdings wenige Tage später zu alten Tönen zurückfand; vielleicht deshalb, weil sie unzulänglich über die tatsächlichen Beratungsergebnisse informiert war).

Die vorsichtigen Positionsänderungen, die Bereitschaft zu kon- struktiver, freilich kritischer Mitarbeit sind zu sehen vor dem

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 21 vom 22. Mai 1975 1619

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Bericht und Meinung

78. DEUTSCHER ÄRZTETAG

Hintergrund (und zum Teil auch wohl veranlaßt von) einer in Sa- chen Gesundheitswesen hellhörig gewordenen Öffentlichkeit. Das öf- fentliche Interesse wurde bei die- sem Ärztetag nicht zuletzt deutlich durch die ungewöhnlich große Zahl von Journalisten — rund 120 waren bei der Pressestelle gemel- det —, die gewiß nicht allein we- gen der Tagesordnung des Ärzteta- ges gekommen waren, denn diese verhieß wahrlich nichts Aufregen- des; von Interesse war freilich, wie der Ärztetag letztlich dazu Stellung nehmen würde.

Bei einer Wertung des „Wie" fällt vor allem das Verhalten der jünge- ren angestellten Ärzte auf. Ihre In- tegration geht eindeutig einher mit einer Stärkung ihrer Position. Das hat sicherlich einiges damit zu tun, daß diese Gruppe im Marburger Bund eine Vertretung besitzt, deren Organisationsgrad von fast 70 Pro- zent von keiner Gewerkschaft nur annähernd erreicht wird. Der Nach- wuchs engagierte sich vor allem bei der Debatte um die Weiterentwick- lung des Kassenarztrechtes. Aus ihren Diskussionsbeiträgen ergab sich gerade wegen ihrer massiven Kritik (der Referent, Dr. Muschallik, hat da einiges einstecken müssen;

aber er hat gut pariert) an einigen Punkten des geplanten Kassenarzt- rechtes letztlich eine erstaunliche Identifikation mit unserem gewach- senen System der ärztlichen Ver- sorgung. Vor allem, weil dieses Sy- stem Patienten wie Ärzten ein rela- tiv hohes Maß an Freiheit beschert.

Daß diese Freiheit durch die anste- henden Gesetzentwürfe einge- schränkt werden soll, wenn auch als „Ultimo ratio", hat die jüngeren Ärzte zu besonders heftigen Attak- ken veranlaßt. Sie sprachen sich massiv gegen jegliche Zulassungs- beschränkung aus. Schließlich stimmten sie jedoch einer ver- mittelnden Formulierung zu. Auch das, der Wille zu konstruktiver Mit- arbeit, ist schließlich ein Zeichen der Integration, denn diese bedingt ja Aufnahmebereitschaft auf beiden Seiten — bei den „Alten" wie bei den „Jungen".

Eine gewisse Signalwirkung hat unter diesen Aspekten die Wahl des neuen mb-Vorsitzenden, Dr.

Karsten Vilmar, zu einem der Vize- präsidenten der Bundesärztekam- mer. Es würde einer Kennzeich- nung der Stimmung unter den De- legierten nicht gerecht, verschwie- ge man, daß diese Wahl bei den niedergelassenen Ärzten, vor allen Praktikern, gewisse Enttäuschun- gen zurückließ, waren sie doch bis- lang durch einen Vizepräsidenten repräsentiert. Jedoch besteht si- cherlich kein Anlaß, angesichts der Zusammensetzung des Vorstandes insgesamt von einer Unterreprä- sentation niedergelassener Ärzte zu sprechen. Die künftige Berufs- politik wird sicherlich auch im Fak- tischen bestätigen, daß derartige Besorgnisse nicht begründet sind, zumal ja auch der Marburger Bund deutlich genug zu erkennen gibt, daß für jüngere Ärzte die Nieder- lassung in eigener Praxis erneut als erstrebenswerte Berufsalterna- tive gilt. Im übrigen sei der Hinweis erlaubt, daß für die Wahl eines wei- teren Verbandsrepräsentanten in den Vorstand der Bundesärztekam- mer die Weichen bereits auf dem Münchener Ärztetag 1973 gestellt wurden, als nämlich der Vorsitzen- de des Hartmannbundes, Dr. med.

Horst Bourmer, zum Vizepräsiden- ten gewählt wurde. Auf dem 78.

Deutschen Ärztetag wurde Bour- mer als Vizepräsident bestätigt.

DieWahl prominenter Verbandsver- treter ändert nichts daran, daß die Bundesärztekammer nach wie vor ihr spezifisches Interesse vertritt:

das Gesamtinteresse, der Ärzte- schaft. Als deren demokratisch le- gitimierter Repräsentant versteht sich auch der in seinem Amt ein- drucksvoll bestätigte Präsident der

Bundesärztekammer, Prof. Dr. med.

Hans Joachim Sewering. Er sei kein bequemer Mann, erklärte er vor dem Ärztetag. Dennoch wähl- ten ihn die Delegierten mit einer so großen Mehrheit, wie sie unbeque- me Leute gemeinhin nicht errei- chen können. Das zeigt, daß auch unbequeme Auffassungen, sind sie überzeugend begründet, vom Ärz- tetag akzeptiert werden.

Nicht nur vom Deutschen Ärztetag.

Eindeutige Standpunkte sind zwei- fellos entscheidend dafür, in der „großen" Gesundheitspolitik, bei der die Ärzteschaft nur ein Fak- tor ist, ernst genommen zu werden.

Vorausgesetzt natürlich, die Legiti- mation der Repräsentanten, die den Standpunkt vertreten, ist ein- deutig. Aus beidem erklärt sich das für einige Vertreter der Öffentlich- keit überraschende Verhalten des Vorsitzenden der SPD-Bundestags- fraktion und des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesund- heit. Herbert Wehner, der alte Tak- tiker, hat vermutlich einmal durch- gezählt, welche Akteure in der Ge- sundheitspolitik eine Rolle spie- len.

Ähnlich wie Frau Focke, die sicher- lich ähnliches unternahm, ist er dann zu dem Ergebnis gekommen:

Ohne die gewählten Vertreter der Ärzte geht es nicht. Frau Focke hat das Ergebnis derartiger Überlegun- gen auch in der Öffentlichen Kund- gebung des Deutschen Ärztetages kundgetan, als sie nämlich zum ei- nen sagte, die Ärzte seien doch diejenigen, die letztendlich die Ver- anlasser im Gesundheitswesen sei- en, und als sie zum anderen deren legitimierte Vertreter — und nicht irgendwen — um Mitarbeit bat.

Frau Focke hatte das zunächst auf die Kosten bezogen und damit ver- sucht, den „Schwarzen Peter" wie- der mal weiterzugeben. Die Ärzte haben ihn nicht aufgenommen.

Was nicht heißen kann, daß sie sich vor der Verantwortung um die Kostenentwicklung, soweit sie an- gesprochen sind, drücken. Freilich, auf diesm Ärztetag spielte das The- ma „Kosten" eine nur untergeord- nete Rolle. Hier ist es ohnehin nicht damit getan, Banalitäten von sich zu geben, sondern es muß ernsthaft nach Ursachen und Lösungen ge- forscht werden. So wie die Diskus- sion um die Kosten bislang läuft, sieht es danach aus, als werde sich der Ärztetag künftig nachdrückli- cher mit diesem Thema auseinan- dersetzen müssen. Was nicht hei- ßen soll, das Heil könne allein von den Ärzten kommen. NJ

1620 Heft 21 vom 22. Mai 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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