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Archiv "Gerhard Domagk: Eine bahnbrechende Erfindung" (19.08.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 33–34

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19. August 2013 A 1573

B

ei Bayer in Elberfeld be - schäftigte man sich mit Farb- stoffen und auch mit den Wechsel - wir kungen zwischen Farbstoffen und Bakterien. Professor Hörlein, damals Forschungsleiter des Unter- nehmens, rief 1927 den 32-jährigen Pathologen Gerhard Domagk zur Erforschung dieser Zusammenhänge nach Elberfeld. Domagk (1895–

1964) begann sein Medizinstudium in Kiel, meldete sich im Ersten Welt- krieg als Kriegsfreiwilliger, wurde bereits 1914 verletzt und überstand den Krieg als Sanitäter. Er überlebte ein Zugunglück bei Kreiensen und bekam nach dem Medizinstudium in Greifswald eine Stelle als Assistent am Pathologischen Institut, wo ihn das Angebot von Hörlein erreichte.

In Elberfeld traf Domagk auf den Chemiker Josef Klarer. Klarer erdachte ständig neue Substanzen mit jeweils unterschiedlichen Seiten- gruppen, die spezifisch wie „Zauber- kugeln“ (Paul Ehrlich) gegen bakte-

rielle Erreger wirken sollten. Alle werden von Domagk auf ihre Wirk - samkeit hin geprüft, aber keine führte auf der Petrischale oder im Probenröhrchen zu einer Hemmung des Bakterienwachstums. Im Dezem - ber 1931 gab er dann ein eben neu synthetisiertes Sulfonamid mit der Nummer KL-730 einer Gruppe mit Streptokokken infizierter Mäusen, die alle nach einigen Tagen noch lebten. Die Kontrollgruppe ohne Sulfonamid überlebte hingegen nicht. Sofort machte sich Domagk an die Arbeit und fand bei den to - ten Mäusen in Hunderten über die Weihnachtstage angefer tigten pa- thologisch-anatomischen Schnitten zahllose Streptokokken, bei den überlebenden aber keine.

Kein Zweifel: Die Substanz KL-370 war wirksam. „Wir waren erstaunt und fühlten uns, als hätten wir einen elektrischen Schlag erhal- ten“, wird Domagk zitiert. Das kris- talline KL-730 war aber nicht

wasserlöslich, konnte also nicht ohne weiteres als Medikament ge- testet werden. Der Chemiker Fritz Mietzsch nahm sich des Problems an und kreierte das wasserlösliche Natriumsalz des KL-730. Jetzt war die tiefrote Substanz injizierbar und konnte toxikologisch untersucht werden. Domagk bot sie, dann Pron - tosil genannt, seinem Freund Klee an, dem damaligen Chefarzt des Elberfelder Städtischen Kranken- hauses, wo man 1933 um das Leben einer 18-Jährigen kämpfte. Sie war an einer schweren septischen Strep- tokokkenangina mit riesigen Abs- zessen, Nierenversagen und Jugu- larveneninfektion erkrankt. Klee war davon überzeugt, dass es für seine junge Patientin keine wirksame Therapie mehr gab und sie unbehan- delt sterben würde. Er gab ihr erst- malig das Prontosil, und sie genas innerhalb weniger Tage.

Am 15. Februar 1935 berichteten in einem Heft der Deutschen Medi- zinischen Wochenschrift Domagk über die Substanz Prontosil und Klee über seine Behandlungserfolge in Elberfeld. Aufgrund der sensa - tionellen Entdeckung des ersten modernen Antibiotikums, sollte Do- magk 1939 den Nobelpreis erhalten.

Doch das Naziregime hatte ihm die Annahme des Preises verboten. Do- magk erhielt ihn erst 1947. Wupper- tal ist also die Stadt, von der aus die modernen Antibiotika in die Welt kamen. Die Medizinisch-Naturwis- senschaftliche Gesellschaft Wupper- tal schlug 2011 vor, an diese wissen- schaftliche Großtat mit einer Skulp- tur zu erinnern, und Tony Cragg konnte für eine Skulptur, mit der auf Domagk und seine bahnbrechende Erfindung in Wuppertal hingewie- sen wird, gewonnen werden. Seit dem 1. August steht jetzt seine Bronzeskulptur „Domagk“ vor den historischen Zoosälen an der Huber - us allee, unmittelbar vor dem Wohn- haus des Nobelpreisträgers. Bayer hat die Skulptur anlässlich ihres 150-jährigen Firmenjubiläums der Stadt Wuppertal geschenkt.

Dr. med. Johannes Vesper

@

Informationen: www.mng-Wuppertal.

de; www.musenblaetter.de/artikel.

php?aid=11082&suche=Cragg

GERHARD DOMAGK

Eine bahn brechende Erfindung

Seit dem 1. August steht Tony Craggs Bronzeskulptur „Domagk“ vor den historischen Zoosälen in Wuppertal.

Die Firma Bayer hat die Skulptur von Tony Cragg anläss- lich ihres 150-jähri- gen Firmenjubilä- ums der Stadt Wup- pertal geschenkt.

Foto: Johannes Vesper

K U L T U R

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