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Archiv "Unterdrückt das Deutsche Ärzteblatt „Expertenkritik“? Ein Plädoyer in eigener Sache" (11.06.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Ein Plädoyer in eigener Sache

Unterdrückt das Deutsche Ärzteblatt

„Expertenkritik"?

Die Vorgeschichte

Vor einigen Jahren baten die Deutsche Krebsgesellschaft und die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tu- morzentren (ADT) auf der Grundla- ge von Mitgliederbeschlüssen das Deutsche Ärzteblatt, kurze stan- dardisierte Empfehlungen zur Tu- mortherapie zu veröffentlichen. We- gen der bekannten Knappheit unse- res Raumes und der Vielzahl der an- gesprochenen Themen aus der allge- meinen und speziellen Onkologie (rund 50 Beiträge) wurden zunächst jeweils drei Maschinenseiten verein- bart, diese später auf fünf erweitert.

Bücher zur onkologischen Therapie gibt es in größerer Zahl und in un- terschiedlichem Umfang — darunter eine große, vom Verfasser dieser Er- widerung mit herausgegebene „Kli- nische Onkologie", in der der Di- rektor der I. Universitäts-Frauenkli- nik in München das Kapitel über die Tumoren des Endometriums ge- schrieben hat.

Die Auswahl der namhaften Autoren für die Serie und die erste Redaktion besorgten die von ihren Fachgesellschaften beauftragten Prof. Dr. Dr. h. c. mult. F. Linder und Prof. Dr. med. H. Sack. Die Schriftleitung des Deutschen Ärzte- blattes griff ein, wenn die Beiträge (wie relativ oft) zu lang geraten wa- ren oder am verabredeten Ziel vor- beigingen. Selbstverständlich konn- te diese „Minima legenda" nur Hin- weise mit weiterführender Literatur sein und waren schon deshalb jeder Art von Diskussion oder Ergänzun- gen ausgesetzt. Die Deutsche Ärzte- schaft brachte aber offensichtlich da- für Verständnis auf: So kann sich der Leiter der medizinisch-wissen- schaftlichen Redaktion — außer den beiden nachfolgend diskutierten Le- serbriefen — nur an einen oder zwei

zur ganzen Serie erinnern, während er sonst im Wochendurchschnitt fünf bis zehn Leserbriefe zum medizi- nisch-wissenschaftlichen Teil erhält.

Nicht so der Leiter des Laboratori- ums der L Universitäts-Frauenklinik in München. Er hatte offenbar eben- so wie die von ihm benutzte Wo- chenzeitung aus Wiesbaden weder die im DÄ 84, Heft 1/2 vom 2. Ja- nuar 1987 veröffentlichten Grund- sätze vom „Lesen und Schreiben im Deutschen Ärzteblatt" noch das vom Autor dieses Beitrags verfaßte Editorial über das Prinzip der onko- logischen Kurzbeiträge (DÄ 81, Heft 3 vom 20. Januar 1984) gele- sen. Jedenfalls wird in den Angriffen nur auf die später jedem Beitrag an- gefügte Fußnote Bezug genommen.

Die Geschichte

Um so überraschter war der Verfasser dieser Erwiderung, als er in der Kongreßnummer zum Interni- sten-Kongreß (!) 1987 in einer dort erscheinenden und verteilten ärzt- lichen Wochenzeitung einen Beitrag fand mit der Überschrift: „Deut- sches Ärzteblatt setzt falsche Maß- stäbe . . . und Expertenkritik wurde unterdrückt". Damit der im Inneren der Zeitung stehende Beitrag nicht übersehen werden sollte, wurden die Leser noch mit einer Notiz „Opfer der Zensur" auf die Seite 25 verwie- sen. Diese enthielt neben einem vom Autor nicht gebilligten Foto ei- ne Karikatur, die in ihrer Primitivi- tät wohl dem Thema nicht angemes- sen war. Ob der Münchener C 3-Pro- fessor für klinische Chemie und Bio- chemie, Leiter des Laboratoriums einer Universitäts-Frauenklinik, die Angriffe auf das Deutsche Ärzte- blatt und den Leiter seiner medizi- nisch-wissenschaftlichen Redaktion selbst verfaßt, veranlaßt, gelesen und gebilligt hat, ist uns nicht be- kannt, aber unwesentlich: Jedenfalls hat er den Briefwechsel für die

„richtige" Auswahl von Zitaten zur Verfügung gestellt. Auch die Zeit- wahl war sorgfältig: Der vorausge- gangene Briefwechsel (jeweils über ein halbes Dutzend) hatte bereits mit dem Dezember 1986 geendet.

Die kritisierten Beiträge

Der genannte Münchener Kol- lege hatte hintereinander zwei Le- serbriefe geschrieben:

Der erste war eine Stellung- nahme zu dem Beitrag der dafür in- ternational ausgewiesenen Professo- ren R. Fischer, H. Pichlmaier, H. 0.

Klein, H. Sack über die bösartigen Erkrankungen der Gallenwege — DÄ 83, Heft 18 vom 30. April 1986) (!). Er vermißte in den Kurzbeiträ- gen eine literarische Dokumentation zu so gängigen prätherapeutischen Untersuchungen wie alkalische Phosphatase, Transaminasen, CEA, Alpha-Fetoprotein und anderen.

Sein Brief wurde an zwei der ge- nannten Autoren weitergeleitet (Briefe vom 5. 6. und 28. November 1986) mit dem Hinweis an ihn, daß die Autoren ihm sicher gern eine persönliche Antwort geben würden, und: „Ich bin auch bereit, Ihre An- frage und die Antwort der Autoren zu veröffentlichen . . " Leider er- hielt die Redaktion von dem wohl am ehesten zuständigen internisti- schen Onkologen keine Antwort. In einem nachträglichen Gespräch hielt dieser die einfachen prätherapeuti- schen Untersuchungen für unerläß- lich in der Auswahl der langfristigen Behandlungsstrategie. Der Verfas- ser dieser Erwiderung fragt sich auch nach 40 Jahren Innerer Medi- zin und Onkologie, darunter 35 Jah- ren am Krankenbett, wo und wie der Laborleiter einer Universitäts-Frau- enklinik die Erfahrung erworben hat, um der Ärzteschaft als „Exper- te" für die Erkrankungen der Leber und Gallenwege vorgestellt zu wer- den. Wohl deshalb ist die Redaktion der ausgebliebenen Antwort der wirklichen Experten nicht weiter nachgegangen.

49 Schwieriger war für den Ver- fasser dieser Antwort der zweite Brief zum Karzinom des Endome- triums und der Tuben (DÄ 83, Heft 39 vom 24. September 1986), deren Autoren Professor R. Kaiser, Prof.

H. Schmidt-Matthiesen,

Prof. H. H.

Zippel (unter Mitarbeit von Frau Prof. Dallenbach-Hellweg und Prof.

Dr. von Fournier) auch wohl kaum die Eigenschaft in der Praxis erfah- Dt. Ärztebl. 84 , Heft 24, 11. Juni 1987 (61) A-1731

(2)

Die Arzneimittelkommission

der deutschen Ärzteschaft informiert:

Heparin-Dihydergot® nicht mehr im Handel

rener onkologischer Gynäkologen abgesprochen werden kann. Hier wurde der Abschnitt kritisiert (6.1):

„Nach Möglichkeit Bestimmung der Östrogen- und Progesteron-Rezep- toren am Operationspräparat, be- sonders bei progredienten Fäl- len . . " Dazu hat Professor Kaiser

— übrigens zeitweilig kommissari- scher Leiter der genannten Universi- täts-Frauenklinik — mit Brief vom 30. Oktober 1986 mitgeteilt, „daß der Progesteron-Rezeptor, nach übereinstimmenden Ergebnissen in den USA, in Freiburg und in Köln, in hoch differenzierten Karzinomen bei fast 90 Prozent, in mäßig diffe- renzierten („grading 2") in 55 Pro- zent und bei den undifferenzierten Formen („grading 3") immer noch in 22 Prozent nachzuweisen ist. Es besteht also nur eine annähernde Übereinstimmung zwischen Mor- phologie und Rezeptorbefund." Ei- ne für die Therapiewahl unter Um- ständen wichtige Situation. Der Ver- fasser dieser Erwiderung hat später einen weiteren — ganz unabhängigen

— führenden Gynäkologen befragt, der die Rezeptorbestimmungen an seiner Klinik ebenfalls durchführt.

Er hat den Briefwechsel, der sich vom „Dank für die prompte Ant- wort" (Brief vom 9. Juni 1986) bis zur Drohung („ich bitte zum letzten- mal um die Veröffentlichung meines Leserbriefes", Brief vom 28. Novem- ber 1986) entwickelte, nach Abschluß der ganzen Serie abgebrochen.

Die juristische Situation

Am Schluß des Artikels, in dem der Münchener Laborleiter seinem Ärger Ausdruck gab oder geben ließ, wird auf die Gefahren hinge- wiesen, in die Operateure geraten könnten, die keine Rezeptorbestim- mungen durchführen ließen. Hier gilt aus den Empfehlungen der wirk- lichen Experten der ausdrückliche Zusatz „nach Möglichkeit" — im üb- rigen der alte Grundsatz des römi- schen Rechts: „Ultra posse nemo obligatur . . "

Prof. Dr. med. Rudolf Gross Herbert-Lewin-Straße 5 5000 Köln 41

Die Fertigarzneimittel He- parin-Dihydergot® und Hepa- rin-Dihydergot® 2500 werden seit dem 1. 4. 1987 nicht mehr in den Verkehr gebracht, nachdem vor einem Jahr ein niedermole- kulares Heparin-Präparat mit einmal täglicher Verabreichung und damit einer auf die Hälfte verminderten täglichen Dihy- droergotamin-D os is eingeführt wurde. Es sei darauf hingewie- sen, daß nicht mehr, wie bisher, aus dem Handelsnamen hervor- geht, daß das neue Präparat Di- hydroergotamin enthält.

Anlaß für die eigenverant- wortlichen Maßnahmen des Herstellers waren die seit lan- gem diskutierten Beobachtun- gen, besonders peripherer va- sospastischer Reaktionen, die mit der Heparin-Dihydergot®- Gabe in Zusammenhang ge- bracht wurden. In der Herstel- lerinformation wird darauf hin- gewiesen, daß die unter Hepa- rin-Dihydergot®-Therapie in seltenen Fällen beobachteten Gefäßspasmen, vornehmlich der unteren Extremitäten, auch mit dem neuen Präparat nicht auszuschließen sind. Das Risiko von Spasmen besteht vor allem bei polytraumatisierten Patien- ten mit schweren Weichteilver- letzungen, die ohnehin zu spon- tanen Gefäßspasmen neigen, und bei Querschnittsgelähmten, da bei diesen Patientengruppen eine erhöhte Ansprechbarkeit auf vasokonstriktorische Reize besteht. Bei ersten Anzeichen von Durchblutungsstörungen soll das neue Präparat sofort ab- gesetzt und eine konsequente vasodilatatorische Therapie ein- geleitet werden.

Der Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzteschaft gingen in den Jahren 1981 bis 1986 mehr als 40 entsprechende Berichte zu, wobei darauf hin- zuweisen ist, daß sich auch 1986 noch drei vasospastische Kom- plikationen ereigneten. Auf die allgemeine Problematik der va- sospastischen Wirkung des Di- hydroergotamin hat die Arznei- mittelkommission bereits 1982 in einer Publikation im „Deut- schen Ärzteblatt" 1982 (79) 32, hingewiesen. Eine 1986 veröf- fentlichte multizentrische Er- hebung an 82 österreichischen Unfallkrankenhäusern mit dem bisherigen Präparat Heparin- Dihydergot® ergab eine Häufig- keit vasospastischer Komplika- tionen von 2,3 auf 1000 Behan- delte; bei 5 Prozent der Betrof- fenen mußte amputiert werden („Lancet 1986; ii: 638-639).

Im „bga Pressedienst" vom 11. Mai 1987 wird darauf hinge- wiesen, daß zu dem neueren Arzneimittel „Embolex® NM"

bislang nur begrenzte, therapeu- tische Erfahrung vorliegt. Aus diesem Grunde kann „zur Zeit keine abschließende Aussage darüber gemacht werden, ob Komplikationen mit dieser Neu- entwicklung tatsächlich weniger häufig und weniger schwerwie- gend sind. Das Bundesgesund- heitsamt empfiehlt eine strenge Indikationsstellung und Thera- piekontrolle" (Bundesgesund- heitsblatt 30, Nr. 4, April 1987).

Präparat: Embolex® NM

A-1732 (62) Dt. Ärztebl. 84, Heft 24, 11. Juni 1987

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