Fortgeschrittenes NSCLC: Besseres Ansprechen mit dualer ICI plus Chemo
— Die Erstlinientherapie mit Nivolumab plus Ipilimumab (Nivo+Ipi) ist bei Patienten mit fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) mit einem ver- besserten Gesamtüberleben (OS) assoziiert.
Ob sich der klinische Nutzen dieser dualen Immuncheckpointblockade (ICI) mit zwei Zyklen Chemotherapie weiter steigern lässt, wurde in der offenen Phase-III-Studie CheckMate 9LA untersucht [Paz-Ares et al.
Lancet Oncol. 2021;22(2):198-211].
Wie Martin Reck, Großhansdorf, erläuterte, erhielten die Patienten randomisiert Nivo-
lumab (360 mg, q3w) plus Ipilimumab (1 mg/kg, q6w) mit 2 Zyklen Chemotherapie (q3w) oder 4 Zyklen Chemotherapie allein (Mono-Chemo). Nach einem medianen Follow-up von 13,2 Monaten lag das medi- ane OS unter Nivo+Ipi bei 15,6 Monaten versus 10,9 Monaten im Monotherapie-Arm (Hazard Ratio [HR] 0,66; 95 %-Konfidenzin- tervall [95 %-KI] 0,55–0,80). Es hätten alle Subgruppen profitiert, unabhängig von PD-L1-Status, Metastasierung (z. B. Leber, ZNS oder Knochen) und Histologie (Platten- epithelkarzinom oder nicht), betonte Reck.
Die häufigsten Nebenwirkungen vom Grad 3/4 waren Neutropenie (7 vs. 9 % in der Mono-Chemo-Gruppe), Anämie (6 vs. 14 %), Diarrhö (4 vs. 1 %), erhöhte Lipase (6 vs. 1 %) und Asthenie (1 vs. 2 %).
Diese Daten deuten auf einen potenziellen synergistischen Effekt der Kombination aus Nivo+Ipi plus Chemotherapie hin, mit Chance auf langanhaltende Wirksamkeit.
Daher könnte dieses Therapieregime als neue Erstlinienbehandlungsoption für Pati- enten mit fortgeschrittenem NSCLC infrage
kommen. Christine Willen
Virtuelles Satellitensymposium „Von der Vision zur Wirklichkeit: neue Erkenntnisse zur dualen Immuntherapie + 2 Zyklen Chemotherapie in der 1L NSCLC“ im Rahmen des DGP 2021 digital, 4 Juni 2021; Veranstalter: Bristol-Myers Squibb
CML: Dosisreduktion von Ponatinib bei kardiovaskulärem Risiko
— Der BCR-ABL-Inhibitor Ponatinib (Iclusig®) ist indiziert zur Behandlung erwachsener Patienten mit chronischer myeloischer Leuk- ämie (CML) oder Philadelphia-Chromosom- positiver akuter Lymphoblastenleuk ämie, die resistent gegenüber Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) der zweiten Generation sind, diese nicht vertragen oder bei denen eine T315I-Mutati- on vorliegt. Nach Bewertung eines Experten- gremiums in einer konsolidierenden Konsen- sus-Empfehlung zum optimierten Therapie- management ist Ponatinib der potenteste TKI der dritten Generation. Unter der Therapie
kann aber das kardiovaskuläre Risiko erhöht sein. Die beschriebenen kardio vaskulären, insbesondere arteriell-thrombotischen Er- eignisse ent wickeln sich laut An dreas Hoch- haus, Jena, dosisabhängig. Das bedeute nicht, dass Risikopatienten von der Behand- lung nicht profitieren könnten. Allerdings solle eine Dosisreduktion erfolgen, sobald die Patienten in Remission sind.
Nach Hochhaus, sollte die Behandlung bei Patienten mit einer T315I-Mutation und ge- ringem kardiovaskulärem Risiko mit einer Dosierung von 45 mg/Tag gestartet werden.
Bei Patienten ohne Mutation und höherem kardiovaskulärem Risiko empfiehlt sich ein Therapiebeginn mit 30 mg/Tag. Sobald ein BCR-ABL unter 1 % vorliegt, sollte die Dosie- rung auf 15 mg/Tag reduziert werden. Diese Empfehlung steht im Einklang mit den Er- gebnissen der PACE-Studie [Cortes JE et al.
EHA. 2016;Abstr P228], in der sich das Risiko für Gefäßkomplikationen mit jeder Redukti- on der Ponatinib-Dosis um 33 % verringerte.
Zugleich blieb unter der Dosisreduktion bei mehr als 90 % der Patienten das erreichte Ansprechniveau erhalten. Christine Vetter
Virtuelle Fachpressekonferenz „Iclusig® - Einord- nung von Ponatinib in die Therapielandschaft der CML“, 23. Februar 2021, Veranstalter: Incyte
COLUMBUS-Studie: BRAF-/MEK-Inhibition langfristig effektiv
— Die Kombination aus BRAF- und MEK- Inhibitor ist bereits eine Standardtherapie für erwachsene Patienten mit nicht resezierba- rem oder fortgeschrittenem, BRAF-V600- mutiertem Melanom. Nun bestätigen die 5-Jahres-Daten der Phase-III-Studie COLUM- BUS den Langzeitvorteil der Therapie [Dum- mer R et al. ASCO. 2021;Abstr 9507].
Liegt bei Melanomen im Stadium IV eine BRAF-V600-Mutation vor, „haben wir die Qual der Wahl“, erklärte Christoffer Gebhardt vom Hauttumorzentrum am Universitätskli- nikum Hamburg-Eppendorf. Für die zielge-
richtete Therapie spricht deren Nebenwir- kungsprofil, das laut Gebhardt im Gegensatz zu Checkpointinhibitoren nur reversible un- erwünschte Wirkungen aufweist. Von den drei verfügbaren zielgerichteten Kombinati- onen sei der BRAF-Inhibitor Encorafenib (Braftovi®) in Kombination mit dem MEK- Inhibitor Binimetinib (Mektovi®) insgesamt besonders gut verträglich und habe ein sehr ausgeglichenes Toxizitätsprofil.
Die 5-Jahres-Daten der COLUMBUS zeigen nach Meinung von Gebhardt einen anhal- tenden Langzeitnutzen der Kombination in
der Erstlinie ohne neue Sicherheitssignale.
Nach einem Follow-up von mindestens 65,2 Monaten bestätigte das mediane progressi- onsfreie Überleben (PFS) unter der Kombina- tion Encorafenib/Binimetinib von 14,9 Mona- ten, was einer PFS-Rate von 22,9 % entsprach.
Insgesamt lag die 5-Jahres-Gesamtüberle- bensrate bei 34,7 %. Sabrina Kempe Online-Pressgespräch „Update COLUMBUS:
5-Jahres-Daten zu BRAFTOVI® plus MEKTOVI®“
anlässlich des 11. European Post-Chicago Mela- noma/Skin Cancer Meeting 2021, 13. Juli 2021;
Veranstalter: Pierre Fabre Pharma
Im Fokus Onkologie 2021; 24 (4)