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Umweltverhalten von Hydraulikflüssigkeiten aus nachwachsenden Rohstoffen

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Academic year: 2022

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LANDWIRTSCHAFT UND UMWELT

350

55 LANDTECHNIK 5/2000

Christine Schütt, Braunschweig, Johannes Landwehr, Hamburg, und Matthias Lemke, Erlangen

Umweltverhalten von Hydraulikflüssig- keiten aus nachwachsenden Rohstoffen

I

n einem Verbundforschungsprojekt wird neben Toxizität und Abbaubarkeit vertieft das Ausbreitungsverhalten von biogenen Hydraulikflüssigkeiten im Boden und auf Bodenoberflächen untersucht. Die Arbeiten befassen sich nicht allein mit dem Vergleich von Bioölen und Mineralölen, sondern be- ziehen auch definiert gealterte Hydrauliköle mit ein. Weiterhin wird betrachtet, welche Messtechniken zur Beurteilung eines Öl- schadens im Boden geeignet sind und inwie- weit Risikomodelle bei Ölunfällen Abschät- zungen hinsichtlich notwendiger Sanie- rungsmaßnahmen geben.

Nachdem in einem ersten Beitrag (Land- technik 5/99, S. 296-297) die Messtechniken zur Beurteilung von

Ölen im Boden vorge- stellt wurden, sollen hier erste Ergebnisse hinsichtlich des Um- weltverhaltens von Hydraulikflüssigkei- ten aus nachwachsen- den Rohstoffen im Vergleich zu Mine- ralölen gegeben wer- den. Für das Ausbrei- tungsverhalten wer- den Versuche in Lysimetern mit ver- schiedenen Bodenar- ten (gewachsenen Böden und künstli- chen Schüttungen), verschiedenen Öl- mengen, unterschied- lichen Bodenfeuchtig- keiten und verschiede- nen Öltemperaturen durchgeführt. Einge-

setzt werden handelsübliche Hydraulikflüs- sigkeiten sowie Kraft- und Schmierstoffe auf Triglyceridbasis (HETG – Öle) und Esterba- sis (HEES – Öle). Besondere Kriterien für die Auswahl der zu untersuchenden biolo- gisch schnell abbaubaren Hydraulikflüssig- keiten waren im Besonderen die Viskosität, die Oxidationsstabilität, die Einsatztempera- turen in Traktoren und Landmaschinen und die biologische Abbaubarkeit nach dem CEC L-33-A-94-Test. Im Projekt werden so- wohl frische als auch im hydraulischen Prüf- stand definiert gealterte Öle betrachtet. Die Änderungen physikalisch-chemischer Kenngrößen und Elementgehalte der Hy- drauliköle sowie die Temperatur- und

Hydraulikflüssigkeiten aus nach- wachsenden Rohstoffen (NR) sind biologisch leichter abbaubar und ökotoxikologisch weniger bedenk- lich als Mineralöle. Allerdings fin- den ökologische Vorteile bis heute keinen Niederschlag in verringer- ten Haftpflichtversicherungsprä- mien oder in angepassten Auflagen im Schadensfall. Um die Akzeptanz der Hydraulikflüssigkeiten aus NR zu erhöhen, besteht dringender Forschungsbedarf, welche ange- passten Maßnahmen bei einem Öl- unfall zu treffen sind. Über erste Ergebnisse zum Umweltverhalten von Hydraulikflüssigkeiten aus nachwachsenden Rohstoffen hin- sichtlich deren Verhalten im Boden (Ausbreitung, Abbaubarkeit und Pflanzentoxizität) wird berichtet.

Dipl.-Ing. (FH) Christine Schütt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technologie und Biosystemtechnik der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig, Bundesallee 50, 38116 Braunschweig; e-mail:

christine.schuett@fal.de

Dipl.-Chem. Johannes Landwehr ist wissenschaftli- cher Mitarbeiter am Institut für Bodenkunde der Universität Hamburg.

Dr. Matthias Lemke ist wissenschaftlicher Mitarbei- ter am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Universität Erlangen-Nürnberg.

Die Autoren danken der Fachagentur Nachwach- sende Rohstoffe e.V. für die finanzielle Förderung.

Schlüsselwörter

Nachwachsende Rohstoffe, biologisch schnell abbaubare Öle, Risikoabschätzung bei Ölunfällen

Keywords

Renewable raw materials, rapidly degradable oil, risk estimate of oil disaster

Bild 1: Eindringverhalten einer biologisch schnell abbaubaren Hydraulik- flüssigkeit im Boden Fig. 1: Penetration of a rapidly degradable hydraulic fluid into a soil

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Druckbelastung der Öle geben Auskunft über die Gebrauchseigenschaften der Öle.

Es konnte gezeigt werden, dass diese geän- derten Kenngrößen im Schadensfall nur ei- nen kleinen Einfluss auf das Eindringverhal- ten der Öle im Boden haben.

Umweltverhalten der Öle im Boden Die physikalisch-chemischen Eigenschaften der Bodenmatrix haben auf die Beurteilung eines Ölschadens den größten Einfluss. Das Ausbreitungsverhalten der Öle im Boden wird sehr stark durch die Art des Bodens (Parameter wie Bodenfeuchte, Porosität, Dichte, hydraulische Leitfähigkeit) be- stimmt. Neben der Bodenart ist die Ölmen- ge im Schadensfall entscheidend, weniger die Art des Öles (Viskosität, Alterung). Bild 1 zeigt beispielhaft die vertikale Ausbreitung nach Ölunfällen mit schlagartigem Ölaustritt eines HETG-Öls anhand ausgewählter Bo- denarten mit verschiedenen Belastungsstu- fen. Die gewählten Belastungsstufen von 0,25 l, 0,5 l und 0,75 l entsprechen im Scha- densfall einer Ölmenge von 28,9 l/m2, 57,7 l/m2und 86,6 l/m2. Die vorliegenden Ergebnisse liefern erste Ansätze, um daraus Gesetzmäßigkeiten wie die Versickerungs- geschwindigkeit und Versickerungstiefe ab- zuleiten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Versickerungsgeschwindigkeit mit fort- schreitendem Versickerungsweg abnimmt.

Ferner ergibt sich eine linerare Abhängigkeit der erreichten Eindringtiefe von der Ölmen- ge. Auch zeigt sich der enorme Unterschied in der Versickerungsgeschwindigkeit zwi- schen sorptionsschwachen und sorptions- starken Böden. Der Einfluss des Bodens auf das Verlagerungsverhalten ist außer durch Sorption und Bindung auch durch die Bo- denfeuchte und damit durch die zu verdrän- gende Wassermenge gegeben. In feuchten Böden verläuft die Ausbreitung deutlich langsamer.

Für die Messung des Abbauverhaltens werden im Allgemeinen die von der Organi- sation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) entwickelten Ver- fahren – OECD-Guidelines – sowie die von der Kommission für Kooperation in Um- weltfragen (CEC) definierten CEC-Abbau-

tests verwendet. Die Problematik dieser Prüfverfahren liegt darin, dass bei keiner der genormten Prüfbedingungen die Bedingun- gen im Boden oder der real vorliegende Alterungszustand der zu prüfenden Hydrau- likflüssigkeiten exakt reproduziert werden können. In einem gesonderten Forschungs- vorhaben wird deshalb die biologische Ab- baubarkeit der Hydraulikflüssigkeiten aus nachwachsenden Rohstoffen im Vergleich zu Mineralöl unter realen Verhältnissen im Boden untersucht. Bild 2 zeigt die gemesse- nen Verläufe des biologischen Abbaus eines Mineralöls im Vergleich zu Pflanzenöl im Boden und die theoretisch berechneten Ab- baukurven ausgewählter Ölformulierungen.

Nach dem CEC L-33-A-94-Test wurden für die ausgewählten HETG- und HEES-Öle biologische Abbaugrade von rund 90 % für frische und gebrauchte Öle nach 21 Tagen gemessen. Für die Mineralöle wurden Ab- baugrade um die 50 % festgestellt. Man er- kennt, dass die tatsächliche biologische Ab- baurate im Boden insbesondere bei Mine- ralölen deutlich niedriger anzusetzen ist als nach dem genormten Verfahren. Unter rea- len Verhältnissen sind biogene Öle hinsicht- lich der Abbaubarkeit völlig anders zu beur- teilen als Mineralöle.

Zur Abschätzung des aquatischen Gefähr- dungspotenzials der Hydraulikflüssigkeiten werden organische Testverfahren mit Einzel- spezies, im Besonderen: Leuchtbakterien (Vibrio fischeri), Fla-

gellaten (Euglena gracilis) und Gartenkres- se (Lepidium sativum), durchgeführt. Zur Beurteilung der Pflanzentoxizität dient das Wachstum von Gartenkresse in ölbelasteten Böden. In Bild 3 ist beispielhaft die mittlere Frischmasse der oberirdischen Sprossteile der Kresse in Abhängigkeit von der Schad- stoffbelastung des HETG-Öls im Vergleich zur mineralölbasierten Hydraulikflüssigkeit im Boden dargestellt. Bei diesem biologi- schen Prüfsystem liefert das reduzierte Wachstum der Kressepflanzen den Hinweis auf Phytotoxizität. Nach diesem Ergebnis liegt bei einer Schadstoffbelastung von 5 bis 50 g Öl/ kg Boden eine Pflanzentoxizität so- wohl für das Mineralöl als auch für das HETG-Öl vor. Jedoch ist bei hohen Ölbe- lastungen die Toxizität von Mineralölen deutlich stärker als bei biogenen Ölen.

Zusammenfassung und Ausblick

Entscheidend für das Umweltverhalten der untersuchten Öle sind deren Ausbreitungs- verhalten, Abbaubarkeit und Toxizität. Für das Ausbreitungsverhalten ergeben sich nur geringe Unterschiede zwischen Hydraulik- flüssigkeiten aus nachwachsenden Rohstof- fen und Mineralölen. Hier sind die physika- lisch-chemischen Eigenschaften des Bodens wie Feuchte, Dichte und hydraulische Leit- fähigkeit entscheidend. Die praktischen Auswirkungen der Parameter gealterter Hy- drauliköle wie erhöhte Neutralisationszahl und geänderte kinematische Viskosität sind von untergeordneter Bedeutung für das Aus- breitungsverhalten.

Aus den bisherigen Untersuchungen erge- ben sich deutliche Hinweise für eine gerin- gere Umweltbelastung von Hydraulikflüs- sigkeiten aus nachwachsenden Rohstoffen hinsichtlich Abbaubarkeit und Toxizität. Da- mit sind verlässlichere Aussagen über die Risikoabschätzung bei Ölunfällen im Boden und Wasser möglich.

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Bild 2: Biologi- scher Abbau von Mineralöl und Pflanzenöl Fig. 2: Biological degradation of mineral oil and vegetable oil

Bild 3: Auswirkungen unterschiedlicher Ölbelastungen auf das Pflanzenwachstum (Vergleich rapsölbasier- te Hydraulikflüssigkeit / Mineralöl) Fig. 3: Effects of different oil contaminations on plant growth (compari- son rape seed and mineral oil based hydraulic fluid)

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