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Teilflächenspezifisches Spritzen von Pflanzenschutzmitteln

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Academic year: 2022

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TEILSCHLAGTECHNIK

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55 LANDTECHNIK 6/2000

Gerhard Wartenberg, Potsdam-Bornim

Teilflächenspezifisches Spritzen von Pflanzenschutzmitteln

P

raxisversuche zum teilflächenspezifi- schen Applizieren von Herbiziden wei- sen beispielweise bei Getreide und Mais ei- nen Flächenanteil von mehr als 2/3 aus, auf dem die Reduzierung der Unkrautbekämp- fungsmittel pflanzenbaulich vertretbar ist.

Die mehrjährige Anwendung eines off line- Verfahrens, gekennzeichnet durch die

• manuelle Bonitur,

• Erstellung von Unkrautkarten und

• elektronisch gesteuerte Applikation, brachte durchschnittlich Einsparungen von rund 30 % der empfohlenen Herbizidmenge oder 20 bis 30 DM/ha an Mittelkosten [1].

Weitere Anwendungsbeispiele für die diffe- renzierte Applikation von Fungiziden und Halmstabilisatoren zeigen ähnliche Ergeb- nisse [2]. Diese Vorteile lassen sich jedoch erst nutzen, wenn kostengünstige Verfahren für den teilflächenspezifischen Pflanzen- schutz zur Verfügung stehen.

Absehbare Fortschritte bei der Entwick- lung alternativer Erkennungsstrategien und schneller Detektionstechnik für die ortsdif- ferenzierte Applikation von Pflanzenschutz- mitteln in Echtzeit [4, 5, 6] werden in naher Zukunft neue Lösungen, besonders für die hydraulische Steuerung der Spritztechnik, verlangen.

Untersuchungen zur teilflächenspezifi- schen Applikation und Steuerung einer marktverfügbaren Pflanzenschutzmaschine durch Sensoren, etwa zum Erfassen der Un- krautdichte, führten zu ersten Erfahrungen der neuen Anforderungen an zukünftige Spritztechnik.

Führungsgrößen der Spritzenregelung

Die Regelung von Pflanzenschutzmaschinen erfolgt bei teilflächenspezifischer Applikati- on nach Führungsgrößen, die sich aus der Heterogenität und Verteilungsstruktur der zu behandelnden Flächen ableiten. Bei der An- wendung von Herbiziden ergibt sich die Führungsgröße im Hinblick auf gegenwärti- ge Verfahrensentwicklungen aus der Un- krautdichte oder dem berechneten Ertrags- verlust des Unkrautaufwuchses. Auch für den Einsatz von Halmstabilisatoren oder Fungiziden werden die Bestandsentwick- lung (Pflanzenmasse) oder die vorhandene Pflanzenoberfläche als Führungsgrößen für die Differenzierung der Wirkstoffapplikati- on herangezogen [6].

Die Stellfrequenz, die das Regelsystem umsetzen soll, ist eine Funktion der Hetero- genitätsverteilung feldspezifischer Parame- ter. Demzufolge bestimmt auch die Genau- igkeit der Anpassung des Spritzflüssigkeits- aufwandes an den teilflächenspezifischen Verlauf der Führungsgröße den wirtschaftli- chen Nutzen einer teilflächenspezifischen Behandlung.

Heterogenität der Unkrautverteilung Die Variationsbreite von Heterogenitätspara- metern der Unkrautpopulation (Dichte, Er- tragsverlust) ist groß und häufig durch hoch- frequentes Änderungsverhalten gekenn- zeichnet. Innerhalb weniger Dezimeter sind extreme Unterschiede von 500 % ermittelt worden [7]. Sie lassen sich häufig auf Be- wirtschaftungsfehler zurückführen.

Teilflächenspezifisches Spritzen von Pflanzenschutzmitteln stellt neue Anforderungen an das Do- sierverhalten der Feldspritztech- nik. Während das Regelsystem bei einheitlicher Applikation ein flä- chenproportionales Fördervolu- men bereitstellen muss, erfordert das teilflächenspezifische Spritzen die Regelung des auszubringenden Flüssigkeitsvolumens nach einer variablen Führungsgröße. Diese ergibt sich aus den meist kleinräu- mig verteilten Heterogenitätsmus- tern von Unkräutern, Krankheiten oder des Pflanzenbestandes.

Dr.-Ing. Gerhard Wartenberg ist Mitarbeiter in der Abteilung Technik im Pflanzenbau, Arbeitsgebiet – Anwendungstechnik Pflanzenschutz, Technik und Verfahrenstechnik des teilflächenspezifischen Herbizideinsatzes – im Institut für Agrartechnik Bornim (Wissenschaftlicher Direktor: Prof. Dr.-Ing.

J. Zaske), Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam, e-mail:gwartenberg@atb-potsdam.de

Die Untersuchungen konnten dank der Unterstüt- zung und Mitarbeit der Firma Müller Elektronik, Salzkotten, durchgeführt werden.

Schlüsselwörter

Teilflächenspezifische Bewirtschaftung, Pflanzen- schutzmaschine, Hydraulische Regelung

Keywords

Site specific agriculture, field sprayer, hydraulic control

Literaturhinweise sind unter LT 00606 über Internet http://www.landwirtschaftsverlag.com/landtech/lo- cal/fliteratur.htm abrufbar.

Bild 1: Beispiel zur Heterogenität des Ertragsverlustes der Unkrautpopulation in Winterweizen bei hoch auflösender Rasterbonitur Fig. 1: Example for the

heterogenety of yield loss due of the weeds population into winter wheat by high resolution screen sampling.

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Generell gilt für die Verteilung von Un- kräutern, dass die örtliche Verteilung der ge- nannten Heterogenitätsparameter dem Prin- zip überlagerter Schwingungen folgt. Der langwellige Wechsel von Abschnitten mit niedriger oder hoher Populationsdichte wird kontinuierlich von kurzwelligen Verände- rungen mit geringer Flächenausdehnung überlagert. Diese Strukturmerkmale bilden die Verteilung des Samenpotenzials im Bo- den und kleinflächigen Unterschiede in den Auflaufbedingungen ab.

Untersuchungen in einem Raster von 1 m2 verdeutlichen annähernd das Ausmaß der kleinflächigen Variabilität von Unkrautpo- pulationen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei einer angewendeten Boniturfläche von 0,5 m2 die ursprüngliche Variabilität noch geglättet wird (Bild 1).

Quer zur Hauptbearbeitungsrichtung des Feldes erstrecken sich zusammenfassbare Flächenanteile mit einheitlichem Behand- lungsanspruch nicht wesentlich weiter als 10 m. Weitere Untersuchungsergebnisse zei- gen, dass in der Längsausdehnung des Fel- des aufgrund des Einflusses von Bearbei- tungs- und Pflegemaßnahmen größere Ab- schnitte mit vergleichbarem Niveau zu erwarten sind. Wird dieses Verhalten der Un- krautpopulation auf die praxisüblichen Ar- beitsbreiten von Pflanzenschutzmaschinen bezogen, ergibt sich daraus die Notwendig- keit, zukünftig auch technische Vorausset- zungen für eine sektionsweise Spritzvolu- mensteuerung zu schaffen.

Regelverhalten der Spritze und Praxisuntersuchungen

Pflanzenschutzmaschinen der heutigen Ge- neration verfügen über eine Bypass Rege- lung. Die zapfwellenbetriebene Pumpe för- dert gegen den Widerstand aller geöffneten Düsenquerschnitte. Bei Zu- oder Abschal- tung des Spritzauslegers vollzieht ein Haupt- ventil den sofortigen Druckauf- oder -abbau in den Düsenleitungen durch Öffnen oder Schließen des Bypasses in den Flüssigkeits- behälter. Für die Aufrechterhaltung des

flächenproportionalen Pflanzenschutzmit- telaufwandes ist eine Regelstrecke vorgese- hen. Diese besteht aus einem motorbetriebe- nen Stellventil und den Messgliedern zur Ermittlung von Fahrgeschwindigkeit und Volumenstrom. Vom Job-Computer wird aus beiden Messgrößen und dem vorgewählten Sollwert (l/ha) das resultierende Fördervolu- men berechnet. Die Abfrage der Messglieder und Signalübertragung an das Stellventil er- folgt nach einem konstanten Zeitintervall.

Aus der Verstellgeschwindigkeit und dem Abfrage-Zeitintervall ergibt sich die Nach- führungsgeschwindigkeit des Istwertes. Das dynamische Verhalten des Regelkreises hängt von der Proportionalität beider Größen ab. Aus Kostengründen werden Re- gelkreise mit längerem Abfrage-Zeitinter- vall und langsamen Verstellgeschwindigkei- ten verwendet. Sie dämpfen das Über- schwingen des Regelprozesses, bedingen aber auch längere Nachführungszeiten bei der Anpassung des Istwertes an den Soll- wert.

Für Felduntersuchungen wurde eine pra- xisüblichen Spritze zur Steuerung nach ver- änderlichen Führungsgrößen umgerüstet.

Das erfolgte durch die Entwicklung einer speziellen Software, die den gerätespezi- fisch verwendeten Regelalgorithmus erwei- tert. Hardwareseitig sind keine Veränderun- gen vorgenommen worden. Im praktischen Einsatz zeigte sich, dass eine befriedigende Qualität der Nachführung des Istwertes nur bei niederfrequenten Veränderungen zu er- reichen ist (Bild 2).

Die begrenzte Geschwindigkeit der Nach- führung der Stellgröße – Aufwandvolumen – führt bei plötzlicher Zu- oder Abnahme der Unkrautdichte zu Abweichungen, die über 5 % des Sollwertes liegen. Die Untersuchun- gen zeigen im Allgemeinen, dass im Durch- schnitt bei 60 % der Einzelwerte Abwei- chungen auftreten, die über diesem Grenz- wert liegen.

Dieses Problem lässt sich lösen, indem al- ternativ

• softwareseitig die Abfrage der Messglieder in kürzeren Zeitintervallen erfolgt,

• hardwareseitig das Stellventil mit schnelle- rem Motorantrieb ausgerüstet wird, oder ein

• Proportionalregler zum Einsatz gelangt.

Fazit

Anwendungslösungen für den teilflächen- spezifischen Pflanzenschutz in Echtzeit können dem Landwirt wirtschaftliche und umweltrelevante Vorteile bringen. Die sen- sorische Erfassung der Unkrautpopulation wird in wenigen Jahren Praxisreife erlangen.

Im Hinblick auf gegenwärtige Entwick- lungsziele der Sensorentwicklung für die Unkrauterfassung ergeben sich besonders für die hydraulische Steuerung der Feldsprit- ze unterschiedliche Anforderungen. Diese werden überwiegend vom Detektionsprinzip und der Anordnung entsprechender Senso- ren an der Spritze abhängig sein (Tab. 1).

Weitere Anforderungen ergeben sich durch Praktiken, die beim flächeneinheitli- chen Spritzen von den Landwirten bereits heute angewendet werden. Dazu zählen vor- rangig

• die sukzessive Applikation verschiedener Mittel, jedoch auf unterschiedlichen Feld- bereichen,

• die kombinierte Anwendung teilflächen- spezifischer und flächeneinheitlicher Be- handlungsmaßnahmen (Pflanzenschutz, Düngung) und

• die parallele Anwendung verschiedener Behandlungsmaßnahmen mit unterschied- lichen Verteilungsmustern der Führungs- größen (gleichzeitiger Einsatz verschiede- ner Sensoren, (Herbizide, Halmstabilisato- ren, Fungizide).

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Verfahrenslösung Anforderungen an die Regelung

der Spitze Sensor im Frontbau des Zugmittels der Spitze und • kurze Stellzeiten 1 Mittelwertbildung über einen möglichst langen Abschnitt • hohe Verstelldynamik,

der Strecke zwischen Sensor und Spitzrohr • kein Überschwingen Mehere Sensoren im Frontbau des Zugmittels der • s. Punkte unter 1, 2 Spitze am Hilfsgestänge (Teilarbeitsbreite) und Mittel- • sektionsweise Regelung,

wertbildung über einen möglichst langen Abschnitt der Strecke zwischen Sensor und Spitzrohr

Sensoren am Spitzrohr (Sektionsweise Detektion, Ein- • geringste Stellzeiten (ms), 3 zeldüsensteuerung), höchste Auflösung, Einzelplotsteue- • düsenbezogene Steuereung,

rung praktisch ohne Vorlauf, keine Mittelwertbildung • Einhaltung Zerstäubungsqualität Tab. 1: Einfluss der Unkraut-Detektionstechnik auf die Regelung der Feldspritze

Table 1: Influence of weed detection technique on field sprayer

Bild 2: Verhältnis zwischen Soll- und Istwert beim sensorgesteuerten Spritzen in Echtzeit Fig. 2: Relationship beween set value and actual value of sensor controlled spray application in real time

Referenzen

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