DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
KURZBERICHTE
Ärger beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz
Das Deutsche Rote Kreuz, DRK, bleibt von den Wogen, die über das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) herein- gebrochen sind, unberührt. Das je- denfalls ist die Ansicht verschiede- ner Landesverbände und der Zentra- le in Bonn. DRK-Pressesprecherin Margitta Zimmermann: „Eine Aus- tritts-Serie unserer Mitarbeiter gibt es nicht. Kritik, wie sie in der Schweiz laut geworden ist, war beim DRK noch nicht zu hören. Das ist deren Sache."
Der Hintergrund: Beim Interna- tionalen Komitee vom Roten Kreuz in Genf, IKRK, gab es Ärger. Rund 200 hauptamtliche Mitarbeiter hat- ten in einem bis dahin geheimgehal- tenen Brief ihre Unzufriedenheit mit der Politik der Organisation ausge- drückt und einen wachsenden Ver- trauensschwund an der Basis be- klagt. Gerade „rechtzeitig" zu den Feierlichkeiten zum 125. Jahrestag der 1. Genfer Konvention über die
„Verbesserung des Schicksals ver- wundeter Feldarmeen" war der Brief bekannt geworden — ein Brief, der schon seit Monaten in den höheren Etagen des IKRK diskutiert wurde und eigentlich geräuschlos gelöst werden sollte, wie es Michele Mer- cier, die Pressereferentin, ausdrück- te. Immerhin hatten die Mitarbeiter kein Blatt vor den Mund genommen - Ihrem Präsidenten Cornelio Somma- ruga werfen sie in dem Brief „gravie- rende Führungsschwäche", „Kon- zeptlosigkeit" sowie „zuwenig Mut gegenüber Regierungen" vor. In der Organisation herrsche eine „allge- meine Vertrauenskrise". Und weiter:
„Die Welle von Kündigungen reißt nicht ab. Wenn es im IKRK so wei- tergeht, dann kommt dies einem kol- lektiven Selbstmord der Organisa- tion gleich." So weit wollte die Pres- sechefin der Schweizer Zentrale aber nicht gehen. Michele Mercier gegenüber dem Deutschen Ärzte- blatt: „Ja, es hat in den vergangenen Monaten verstärkt Austritte gege- ben. Wir registrieren das, aber es ist
Mitarbeiter: „Zuwenig Mut gegen- über Regierungen" • Kündigungswelle
noch überschaubar. Von einer Aus- trittswelle kann keine Rede sein."
„die tageszeitung" aus Berlin prä- sentierte einen Mitarbeiter der Gen- fer IKRK-Zentrale, der den Protest anonym konkretisiert haben soll: Falls das IKRK weiterhin zu den schlimm- sten Menschenrechtsverletzungen schweige und jede Regierung mit Samthandschuhen anfasse, seien die im Ausland schon gefallenen Vorwür- fe vom „schweigenden Komplizen IKRK" wohl berechtigt. So entspre- che die Behandlung der über 100 000 Kriegsgefangenen im Iran-Irak-Kon- flikt auf beiden Seiten immer noch nicht den in den Genfer Konventio- nen vereinbarten Standards.
Wie schwierig die Lage für das IKRK in solchen Kriegs- und Krisen- gebieten tatsächlich ist, erläuterte Bernt Edelhoff, Pressesprecher des
Sammlung gebrauchter medizinischer Geräte
Anläßlich des „3. Welt Tages"
des Bundesministeriums für wirt- schaftliche Zusammenarbeit am 12.
September startete die in Marburg ansässige „terra tech" eine Initiative zur Beschaffung gebrauchter medizi- nischer Geräte unter dem Motto
„terra tech trail '89".
Terra Tech, Förderprojekte Dritte Welt e. V., ist ein gemeinnüt- ziger Verein, der seit einigen Jahren schwerpunktmäßig den Auf- und Ausbau von Basisgesundheitsein- richtungen in ländlichen Regionen der Dritten Welt fördert. In der bun- desweiten Aktion wird gebrauchtes medizinisches Gerät gesammelt, nach Marburg gebracht, wo es von Fachleuten der Firma Technologie- transfer Marburg aufgearbeitet und an die Verhältnisse in den Ziellän- dern der Dritten Welt angepaßt wird. Schwerpunktmäßig werden mit den medizinischen Geräten Basisge- sundheitseinrichtungen in ländlichen
DRK-Landesverbandes Hamburg:
„Wenn wir uns gegen eine der bei- den Seiten wenden, fliegen wir raus.
Dann sind die Leute in den Lagern wirklich ungeschützt." Doch dieser neutrale Einsatz ist mitunter teuer erkauft. Bernt Edelhoff: „Für den einzelnen Mitarbeiter kann es zu ei- ner ungeheuren Belastung werden, schweigen zu müssen, wo man schreien möchte."
Das sieht auch Michele Mercier nicht anders. Die Genfer Pressespre- cherin: „Wir haben eine ziemlich ho- he Fluktuation unter unseren Mitar- beitern. Sehr viele kehren in ihr nor- males Berufsleben zurück, wenn sie für zwei Jahre irgendwo ,im Feld' im Einsatz waren." IKRK-Präsident Cornelio Sommaruga indes reagierte harsch auf den Protest in seinem Haus. In einem Antwortschreiben vom 5. April, der bis zum Bekannt- werden des Briefes einzigen Reak- tion, speiste der Präsident seine Mit- arbeiter mit der Aufforderung „Ta- ten statt Worte!" ab, schreibt „die ta- geszeitung" in Berlin. rör
Regionen der Entwicklungsländer ausgestattet. Schirmherrin über „ter- ra tech trail '89" ist die Präsidentin des Deutschen Bundestages, Prof.
Dr. Rita Süssmuth.
Grundsätzlich besteht für alle Geräte eine Verwendung, deren Einsatz in der Dritten Welt auch sinnvoll ist. High Tech scheidet ebenso aus wie einfache Kranken- betten, die vernünftigerweise im Land selber hergestellt werden kön- nen. Vordringlicher Bedarf besteht insbesondere an
• EKG-Geräten, EEG-Geräten
• Ultraschallgeräten
• OP-Tischen
• gynäkologischen Stühlen
• Entbindungsbetten
• OP-Lampen
• Fotometern, Mikroskopen Weitere Informationen hierzu werden über die Telefonnummern 0 64 21-8 20 31 und 0 64 21-60 62 27 vermittelt. Die Bundesärztekammer hatte schon mehrfach Gelegenheit, sich von der wirkungsvollen Entwick- lungshilfearbeit der Marburger In- itiatoren zu überzeugen. GO/BÄK Dt. Ärztebl. 86, Heft 39, 28. September 1989 (25) A-2717