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DIE FÜNF SINNE: VON DER SENSORIK ZUR WAHRNEHMUNG

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DIE ROTE § SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR OBST- UND WEINBAU 16/2019

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SERIE: DIE FÜNF SINNE

DIE FÜNF SINNE: VON DER

SENSORIK ZUR WAHRNEHMUNG

Sehen, hören, riechen, schmecken, tasten – die menschliche Wahrnehmung hängt von diesen fünf Sinnen ab. Nur dank ihnen ist es uns möglich, die Welt zu erfassen. Doch wie genau entsteht die Wahrnehmung?

Die Begriffe «Realität» und «Wahrnehmung» sind äusserst kom- plex und vielschichtig. Wie wird die Welt wahrgenommen? Was ist

«real» und was nicht? Gibt es eine objektive Realität, die für uns al- le gilt? Und was ist das eigentlich genau, «Realität»?

Mögen Antworten auf diese Fragen vielleicht intuitiv klar er- scheinen («die Realität ist das, was um uns herum ist»), wird beim genaueren Betrachten deutlich, dass die Wahrnehmung weitaus mehr ist als nur das reine Auffassen der Umgebung. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, so entsteht unsere Wahrnehmung der Realität durch die multisensorische Analyse von Umweltreizen.

Exkurs: Philosophie und Wahrnehmung

Bereits der griechische Philosoph Platon hat sich um 400 Jah- re v. Chr. mit der Wahrnehmung befasst. Sein «Höhlengleichnis»

gilt als eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie und beschreibt den Menschen als Gefangenen in einer Höhle, der die komplexe Welt ausserhalb der Höhle nur als Schattenbild an der Höhlenwand wahrnimmt. Während Platon und auch Vertreter

des «Klassischen Realismus» den Menschen als naiven Betrachter darstellen, schreiben diverse Theoretiker wie beispielsweise Locke oder Hume dem Menschen in der Wahrnehmungsbildung eine ak- tivere Rolle zu. Während Locke das menschliche Befinden als ent- scheidender Faktor beschreibt, hält Hume fest, dass die kreative Rolle des menschlichen Gehirns von grösster Relevanz ist und die Wahrnehmung der Realität massgebend beeinflusst.

Die Geburt von Realität und Gedanken

Am Anfang jeder Umweltwahrnehmung steht ein externer Reiz, sei dies z.B. eine Berührung, ein Geräusch oder ein visuelles Bild. Die- se und anderweitige Reize werden zu Nervenimpulsen übersetzt über die Nervenbahnen ans Gehirn weitergeleitet. Dort werden sie durch komplexe Vorgänge verarbeitet, sodass ein Abbild der Um- welt entsteht (Abb. 1).

Die Sinne stellen die Verbindung von der «externen» zur «in- ternen» Welt dar. So entsteht ein Abbild der Realität, das die Grundlage für die Gedanken und das menschliche Handeln dar- stellt. Aus philosophischer Sicht stellen sich folgende Fragen: Kön-

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SERIE: DIE FÜNF SINNE

nen ohne Umweltstimuli, also sensorische Reize, Ge- danken entstehen? Und wenn alle sensorischen Infor- mationen nur ein verzerrtes Abbild der Realität sind, sind dann auch alle unsere Gedanken verzerrt?

Sowohl aus philosophischer als auch naturwissen- schaftlicher Sicht kann die Wahrnehmung als Ergebnis von Verarbeitung von Umweltreizen beschrieben wer- den. Durch diese Analyse erhält der Mensch wichtige Informationen zur Realität. Daraus entstehen Erwartun- gen an die Umwelt, was wiederum das menschliche Verhalten steuert. So reagiert der Mensch auf seine Umwelt und passt sein Verhalten den Herausforderun- gen der Realität an.

Die Rolle der Sensorik

Jedoch ist die (subjektive) Wahrnehmung häufig nicht deckungsgleich mit instrumentellen Messungen (Abb. 2). Während die instrumentelle Analytik isolierte Eigenschaften eines Objektes misst (wie z.B. Farbe oder pH-Wert), kann die Sensorik die Wahrnehmung als Resultat einer multisensorischen Verarbeitung be- schreiben und quantifizieren.

Die Wahrnehmung steuert nicht nur alltägliche Handlungen, sondern auch Kaufentscheidungen und Konsumverhalten. Für Produzenten sämtlicher Bran- chen bedeutet dies, dass es ratsam ist, sich nicht nur mit der analytischen Zusammensetzung der Produkte zu befassen, sondern auch damit, wie unsere Sinne per se funktionieren und wie die Produkte mit allen Sinnen

wahrgenommen werden. §

SERIE «SENSORIK»

Im vorliegenden Heft und den kommenden vier Nummern widmet sich die SZOW den fünf Sin- nen. In der fünfteiligen Serie möchten wir Ihnen einen Zugang zum Thema «Wahrnehmung»

und den fünf Sinnen verschaffen. Diese Einblicke sollen nicht nur für das Verständnis dienen und für Alltagssituationen gelten, sondern können auch auf spezifische Gebiete wie Produkt- entwicklung, Marketing, Kommunikation, Degustationen und vieles mehr angewendet wer- den. Auf den folgenden Seiten erhalten Sie im ersten Teil einen Einblick in die Funktionswei- se des Sehsinns sowie seine Eigenheiten.

LEYLA ROTH-KAHROM SZOW

leyla.roth@szow.ch JONAS INDERBITZIN Agroscope, Wädenswil

jonas.inderbitzin@agroscope.admin.ch

Abb. 1: Die Wahrnehmungskette: Vom Reiz bis hin zur Handlung.

Abb. 2: Die Müller-Lyer-Illusion: Die horizontalen Linien wirken nicht gleich lang – obwohl sie tatsächlich identisch sind.

Handeln

Reiz

Transduktion Verarbeitung

Wahrnehmung

Wiedererkennung

Referenzen

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