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Archiv "Europäische Hausärztevereinigung: „Wir haben uns zusammengerauft“" (23.03.2007)

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A768 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 12⏐⏐23. März 2007

T H E M E N D E R Z E I T

D

er Allgemeinmedizin überall in Europa zum Facharztstatus zu verhelfen, ist eines der zentralen Anliegen der Europäischen Hausärz- tevereinigung UEMO. Unter deren Dach sammeln sich 21 nationale Delegationen, darunter der Deutsche Hausärzteverband, um die politi- schen Interessen der Allgemeinärzte auf europäischer Ebene zu bündeln.

In der UEMO sind Organisationen aus fast allen Ländern der Europä- ischen Union (EU) sowie aus Nor- wegen und der Schweiz vertreten.

Bis sich die UEMO-Mitglieder al- lerdings endlich darüber einig waren, dass europäische Allgemeinärzte grundsätzlich einen Facharzttitel tra- gen sollen, hatte es langwieriger Ver- handlungen bedurft. „Den Durch- bruch erreichten wir auf unserer Ple- nartagung 2002 in Florenz“, berichtet Allgemeinarzt Dr. med. Volker von der Damerau-Dambrowski. Das Mit- glied des Deutschen Hausärztever- bandes ist seit 1995 in der UEMO ak- tiv. Seither sind sich die Delegationen einig, dass nur der Facharztstatus ver- hindern kann, dass Allgemeinärzte durch „Barfußmediziner“ oder Kran- kenschwestern ersetzt werden.

Dass zunächst nicht alle Interes- senvertreter an einem Strang zogen, lag vor allem an den unterschied- lichen Weiterbildungszeiten in den

einzelnen Ländern und auch daran, dass beispielsweise in Großbritannien der Hausarzt auch ohne Facharztsta- tus ein hohes Ansehen genießt.

Von der Damerau-Dambrowski können solch zähe Verhandlungs- marathons jedoch nicht schrecken. Dafür ist es ihm viel zu wichtig, auf EU-Ebene für die Be- lange deutscher Haus- ärzte einzutreten. „Au- ßerdem glaube ich, dass der Berufsverband Deut- scher Allgemeinärzte damals froh war, in mir einen streitbaren Akti- visten für die politische Interessenvertretung un- seres Fachs gefunden zu

haben“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Sein Engagement hat bereits Früch- te getragen. Als Vorsitzender des Arbeitskreises „Weiterbildungsord- nung“ in der UEMO hat von der Damerau-Dambrowski mit dafür gesorgt, dass die Mindestweiter- bildungszeit für Allgemeinärzte in Europa auf drei Jahre angehoben wurde. „In der Praxis bedeutet das, dass deutsche Allgemeinärzte nicht mit geringer qualifizierten Kollegen, die aus anderen europäischen Län- dern nach Deutschland migrieren, in Wettbewerb treten müssen“, so der Allgemeinarzt.

Während seiner vierjährigen Vi- zepräsidentschaft bei der UEMO, die im vergangenen Jahr endete, hat sich von der Damerau-Dambrowski auch dafür stark gemacht, die Arbeitsbedingungen für weibliche und angestellte Ärzte zu verbessern.

„In vielen Ländern können Allge- meinärzte nur im Angestelltenver- hältnis arbeiten. Das bedeutet, dass sie ihre Freizeit, Fortbildungen und Ähnliches nicht so flexibel planen können wie freiberuflich tätige Kol- legen. Hinzu kommt, dass der Anteil an Frauen bei den angestellten All- gemeinärzten stetig steigt und Mög- lichkeiten für die Familienplanung geschaffen werden müssen“, so die Begründung für seinen Einsatz.

Der Deutsche Hausärzteverband nutzt die Mitgliedschaft in der UEMO aber auch, um von anderen Ländern zu lernen und Argumente für die Vertretung allgemeinärztli- cher Interessen gegenüber Kosten- trägern, Selbstverwaltung und Poli- tik in Deutschland zu sammeln. Dies betrifft zum Beispiel den Zu- gang zur Versorgung und die Bezahlung der Allgemeinärzte.

Denn nach wie vor sähe es der Deutsche Hausärzteverband gern, wenn auch in Deutschland wie in den meisten europäischen Ländern das Primärarztsystem ein- geführt würde.

Und so wie die deutschen Haus- ärzte von der Mitgliedschaft ihres Dachverbandes in der UEMO profi- tieren, profitiert die UEMO von der Zusammenarbeit mit anderen euro- päischen Organisationen, wie dem Ständigen Ausschuss der europä- ischen Ärzte, CPME. „Wir teilen nicht nur die Büroräume mit dem CPME, sondern bündeln unsere In- teressen ab und an auch, um auf dem EU-Parkett schlagkräftiger auftreten zu können“, sagt von der Damerau- Dambrowski. Als Beispiel nennt er die im Jahr 2002 gemeinsam verfass- te Erklärung zum Erhalt sektoraler Richtlinien, die die Freizügigkeit und die gegenseitige Anerkennung der Berufsqualifikationen und Ab- schlüsse von Ärzten regeln. I Petra Spielberg

EUROPÄISCHE HAUSÄRZTEVEREINIGUNG

„Wir haben uns zusammengerauft“

Die Europäische Hausärztevereinigung UEMO setzt sich dafür ein, die hausärztliche Versorgung und das Ansehen der Allgemeinmedizin in Europa zu verbessern.

KOMPETENZEN

Die UEMO und die WONCA (internationale Fachgesell- schaft für Allgemeinmedizin) definieren sechs Kernkompe- tenzen für das Fach Allgemeinmedizin:

>Management der primärärztlichen Versorgung

>patientenbezogene und persönliche Versorgung

>spezifische Problemlösungsfähigkeiten

>Integration unterschiedlicher medizinischer und nicht medizinischer Versorgungsangebote

>Gemeindeorientierung

>ganzheitliche Versorung.

Wir bündeln unsere Interessen, um auf dem EU-Parkett schlagkräftiger auftreten zu können.

Dr. med. Volker von der Damerau-Dambrowski

Foto:privat

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