trotz standardisierter Untersuchungs- bedingungen nicht immer eindeutig ist.
Denn nicht immer kann sie zwischen echter Obstruktion und bereits einge- tretener Nierenfunktionseinschrän- kung unterscheiden, da Furosemid von der Lumenseite des Nierentubulus wirkt und somit bei bereits eingetrete- ner Funktionsverschlechterung nicht an seinen Wirkort gelangt (4, 5). Eine signifikante Obstruktion bewirkt eine Durchblutungsverminderung mit bi- phasischer, partieller ischämischer Schädigung der Niere (1, 3). Dies führt zu einer Freisetzung tubulärer Marker- proteine, deren Bestimmung in Zweifelsfällen eine Unterscheidung zwischen Dilatation und funktioneller Obstruktion erlaubt (5).
Darüber hinaus ist die Unter- scheidung zwischen sogenannter kompensierter Harnabflußstörung (Elimination von über 50 Prozent der Maximalaktivität des Radionuklids nach 20 Minuten) und dekompensier- ter Harnabflußstörung (Elimination von weniger als 50 Prozent) eine rela- tiv grobe Einteilung unterschiedlicher Schweregrade einer Obstruktion und sollte nicht ohne Berücksichtigung der oben genannten Variablen und Zusatzuntersuchungen zur Entschei- dung über konservatives oder opera- tives Vorgehen herangezogen wer- den.
Es bleibt festzustellen, daß die Diureseisotopennephrographie das
wichtigste diagnostische Verfahren bei der Abklärung kindlicher Hydro- nephrosen darstellt, jedoch eine 10 bis 15prozentige Rate falsch-positi- ver und nicht eindeutig beurteilbarer Befunde aufweist (2). Im Gegensatz zur Darstellung von Herrn Kollegen Liepe besteht jedoch im Schrifttum Übereinstimmung darüber, daß gera- de in der Säuglingsperiode aufgrund der erwähnten Ungenauigkeiten die seitengetrennte Beurteilung der Nie- renfunktion wichtiger ist als die Be- stimmung des Harntransportes (6).
Bei einseitiger Obstruktion mit guter Nierenfunktion und fehlender Sym- ptomatik kann ein konservatives Vorgehen gerechtfertigt sein.
Bei obstruierter Einzelniere mit eingeschränkter oder abnehmender Nierenfunktion sowie beidseits ob- struierten Nieren besteht die Not- wendigkeit zur operativen Korrektur der Abflußstörung.
Literatur
1. Chevallier RL, Gomez RA, Jones CE:
Developmental determinations of recovery after relief of partial ureteral obstruction.
Kidney International 1988; 33: 775–781 2. Howman-Giles R, Uren R, Roy LP, Filmer
RB: Volume expansion diuretic renal scan in urinary tract obstruction. J Nucl Med 1987; 28: 824–828
3. Huland H, Gonnermann D: Pathophysiolo- gy of hydronephrotic atrophy: the cause and role of active preglomerular vasocon- striction. Urol Int 1983; 38: 193–198 4. Kallerhoff M, Munz DL, Osmers R, Söllick
S, Weber MH, Weigel W, Zappel H, Zöller G, Ringert RH: Bildgebende und funktio- nelle Parameter in der Diagnostik der ob-
struktiven Nephropathie. Urologe 1992; A 31: 354–359
5. Kallerhoff M: Nierenfunktionsparameter bei Neugeborenen und Säuglingen. Aktuel- le Urologie 1993; 24: 151–154
6. Peters CA: Urinary tract obstruction in children. J Urol 1995; 154: 1874–1884
Priv.-Doz. Dr. med. J. Steffens Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie
St. Antonius-Hospital Dechant-Deckers-Straße 8 52249 Eschweiler
A-467
M E D I Z I N DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 8, 21. Februar 1997 (63) Bei Patienten mit koronarer
Herzerkrankung (KHK) und erhöh- tem Serum-Cholesterin läßt sich durch Lipidsenkung das Risiko weite- rer koronarer Ereignisse senken. Ob dieser Effekt auch bei KHK-Patien- ten mit normalen Serum-Cholesterin- werten nachweisbar ist, war Thema ei- ner amerikanisch-kanadischen Multi- zenterstudie.
4 159 Patienten (3 583 Männer und 576 Frauen) mit Myokardinfarkt und Gesamt-Serum-Cholesterinwer- ten unter 240 mg/dl (Median 209) und LDL-Cholesterinwerten von 115 bis 174 mg/dl (Median 139) wurden in ei- ne fünf Jahre dauernde prospektive Doppelblind-Studie mit Pravastatin
40 mg/die versus Plazebo eingeschlos- sen. Endpunkte der Studie waren fa- tale koronare Ereignisse oder nicht- fatale Myokardinfarkte.
Die Endpunkte wurden in der Pravastatin-Gruppe in 10,2 Prozent und in der Plazebogruppe in 13,2 Pro- zent erreicht, was einer 24prozenti- gen Risiko-Reduktion entsprach. Die Notwendigkeit revaskularisierender Eingriffe konnte um 26 Prozent redu- ziert werden, die Notwendigkeit ei- ner perkutanen transluminalen Koro- nar-Angioplastie (PTCA) um 23 Pro- zent. Die Rate an Schlaganfällen sank im Beobachtungszeitraum in der be- handelten Gruppe sogar um 31 Pro- zent. Die Morbidität und Mortalität
von nichtkardiovaskulären Erkran- kungen unterschied sich nicht signifi- kant. Frauen profitierten von der Be- handlung mehr als Männer, ebenso Patienten mit höheren Ausgangswer- ten für LDL-Cholesterin.
Die Ergebnisse der Studie de- monstrieren nach Ansicht der Auto- ren, daß auch KHK-Patienten mit normalen Serum-Cholesterinwerten von einer Sekundärprophylaxe mit Lipidsenkern profitieren. acc Sacks FM et al.: The effect of pravastatin on coronary events after myocardial in- farction in patients with average choleste- rol levels. N Engl J Med 1996; 335: 1001–9 Dr. Sacks, Brigham and Women’s Hospi- tal, 75 Francis Street, Boston, MA 02115, USA
Lipidsenkung nach Myokardinfarkt auch bei normalen Cholesterinwerten?
Diskussionsbeiträge
Zuschriften zu Beiträgen im medizinisch-wissenschaftlichen Teil – ausgenommen Editorials, Kon- greßberichte und Zeitschriftenrefe- rate – können grundsätzlich in der Rubrik „Diskussion“ zusammen mit einem dem Autor zustehenden Schlußwort veröffentlicht werden, wenn sie innerhalb vier Wochen nach Erscheinen der betreffenden Publikation bei der Medizinisch- Wissenschaftlichen Redaktion ein- gehen und bei einem Umfang von höchstens zwei Schreibmaschinen- seiten (30 Zeilen mit je 60 Anschlä- gen) wissenschaftlich begründete Ergänzungen oder Entgegnungen enthalten.
Für Leserbriefe zu anderen Beiträgen gelten keine besonderen Regelungen (siehe regelmäßige
Hinweise). DÄ/MWR