• Keine Ergebnisse gefunden

Diagnose bietet Schwierigkeiten

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Diagnose bietet Schwierigkeiten"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

50 52007 · UFA-REVUE NUTZTIERE

Ziegenmilch kommt der aktuellen Entwicklung im Bereich der Ernäh- rungsgewohnheiten entgegen. Her- vorgehoben wird zum Beispiel die bessere Verträglichkeit gegenüber Kuh- milch. Zudem verlangen die Konsumen- tinnen und Konsumenten vermehrt Pro- dukte, die bezüglich Herkunft und Geschmack etwas Spezielles bieten. In den letzten Jahren hat deshalb die Zie- genmilchproduktion in der Schweiz wieder eine grössere Bedeutung erlangt:

Im Jahre 2005 wurden in der Schweiz knapp 34 500 Milchziegen gehalten.

Die durchschnittliche Milchleistung lag bei etwa 580 kg je Tier und Jahr. Ein grosser Teil der 20 000 t Ziegenmilch ging in die Herstellung von Ziegenkäse.

Um die Qualität der Ziegenmilchpro- dukte sicherzustellen, nehmen auch die Anforderungen an die Eutergesundheit und der Bedarf nach einfachen und zu- verlässigen Diagnostikmethoden zu.

Grosse Verluste Euterentzündun- gen haben sowohl für den Produzenten

als auch den Verarbeiter Verluste zur Folge. Dabei sind in der Produktion nicht nur die direkten Kosten wie Tier- arzt- und Medikamentenkosten oder allfällige Milchpreisabzüge zu berück- sichtigen. Wesentlich wichtiger, aber häufig weniger auffällig, sind die Kosten durch Produktionsverluste, die Verwer- tung nicht verkehrsfähiger Milch, vor- zeitige Remontierung (bedeutendster Kostenfaktor, schwierig zu berechnen), erhöhtes Infektionsrisiko für andere Tie- re und einen grösseren Arbeitsaufwand.

Die Kosten bei der Verarbeitung werden vor allem durch eine tiefere Ausbeute und eine schlechtere Qualität der Pro- dukte verursacht. Zusätzlich steigt auch das Risiko des Verkaufs von gesund- heitsgefährdenden Produkten, zum Bei- spiel Käse mit Staphylokokkentoxinen.

Falls derartige Produkte in den Handel gelangen, sind damit eine Imageschädi- gung und negative Auswirkungen auf die Verkäufe verbunden.

Ursachen Wie bei den Kühen kön- nen Euterentzündungen auch bei den Ziegen akut oder chronisch verlaufen.

Akute Entzündungen können sich in- nerhalb weniger Stunden entwickeln und führen nicht selten zum Verlust der Euterhälfte oder gar des ganzen Tieres.

Die häufigsten Verursacher solcher In- fektionen sind Staphylokokken, genau- er Staphylococcus aureus. Allerdings kommen auch noch andere Erreger als Ursache in Frage. Normalerweise ist nur eine Euterhälfte betroffen. Bei chroni- schen Euterentzündungen findet man als Erreger vorwiegend andere Staphy- lokokken oder Corynebakterien. Solche Infektionen verlaufen häufig klinisch un- auffällig und können während der ge-

samten Laktation bestehen. Chronisch verlaufende Euterentzündungen können auch durch Staphylococcus aureus oder selten durch Streptokokken verursacht werden. In diesen Fällen sind allerdings häufig zumindest zeitweise klinische Eu- terveränderungen zu beobachten. Da- neben kommen auch noch eine ganze Anzahl anderer Bakterien und Viren als Auslöser von Euterentzündungen in Fra- ge. Bei gehäuften Fällen von Euterent- zündungen muss deshalb unbedingt ei- ne Abklärung der mikrobiologischen Ursache durchgeführt werden.

Diagnostik Bei den Kühen wird seit Jahrzehnten die Zellzahl in der Milch für die Kontrolle der Eutergesundheit ein- gesetzt. Bei der Ziege stellt die Interpre- tation der Zellzahl ein Problem dar. Dies, weil Ziegenmilch wegen der im Ver- gleich zu Kuh und Schafen unterschied- lichen Milchbildung einen deutlich hö- heren Zellgehalt (bis 1 Million Zellen pro ml) aufweisen kann. Bei den Zellen in Ziegenmilch scheint es sich nicht aus- schliesslich um Abwehrzellen, sondern in variierendem Anteil auch um Epithel- zellen zu handeln. Da diese Zellen auch Zellkerne enthalten, lassen sich diese weder bei der direkten Zellzahlbestim- mung noch mit dem Schalmtest unter- scheiden. Zum anderen wird die Zellzahl im Vorgemelk und im Gesamtgemelk nicht nur durch Euterinfektionen, son- dern auch durch das Laktationsstadium, die Rasse, die Anzahl Laktationen, Stress und betriebspezifische Faktoren mehr oder weniger deutlich beeinflusst.

Wie die Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux in einer Untersu- chung auf drei Betrieben festgestellt hat, unterschieden sich die Zellzahlen der Ein-

EUTERENTZÜNDUNGEN BEI MILCHZIEGEN Auch bei Milchziegen können Euterentzündungen grosse Verluste verursachen. Schalmtest und Zellzahl liefern

bei der Diagnostik im Gegensatz zur Milchkuh unpräzise Resultate. Es müssen deshalb bakteriologische Milchanalysen gemacht werden.

Diagnose bietet Schwierigkeiten

Walter Schaeren

Grafik 1: Schalmtestergebnisse der Euterhälftenvorgemelkproben

negativ

% 80 70 60 50 40 30 20 10

0 +/– +

Schalmtestreaktion

Anteil Schalmteste

++ +++

keine Infektion S. aureus

Corynebakterien Diverse

Staphylokokken

(2)

UFA-REVUE ·52007 51 NUTZTIERE

zelgemelkproben von Ziegen, bei denen in mindestens einer Euterhälfte eine In- fektion nachgewiesen werden konnte, kaum von denjenigen ohne Euterinfekti- on. In 30 % der infizierten beziehungs- weise in 20 % der nicht infizierten Ziegen lagen sie über 750 000 Zellen/ml. Auch der Zusammenhang zwischen den Schalmtestergebnissen und einer Euter- infektion war nicht sehr eng: Über 20 % der mit Staphylokokken infizierten Eu- terhälften wurden als Schalmtest-negativ beurteilt. Auf der andern Seite reagierten gut 25 % der Proben aus nicht infizierten Euterhälften im Schalmtest klar positiv (Grafik 1).

Grosse betriebs- und tierindividuelle Unterschiede deuten darauf hin, dass zusätzlich produktionstechnische und züchterische Ursachen mitverantwort- lich sind. Im Gegensatz zu den Milch- kühen wurden bei den Ziegen die Zell- gehalte in der Zucht bis heute kaum berücksichtigt. Deshalb dürfte auch die

«natürliche», physiologische Schwan- kungsbreite der Zellzahlen deutlich grösser sein. Damit wird die Festlegung einer Limite zur Unterscheidung zwi- schen gesunden und entzündeten Euterhälften stark erschwert. Dies hat zur Folge, dass bei den Ziegen die gebräuchlichsten Mastitisindikatoren

Schalmtest und Zellzahl nur sehr be- schränkt Aussagen über die Euterge- sundheit zulassen. In Eutergesundheits- und Milchqualitätskontrollprogrammen für Ziegen müssen daher zum jetzigen Zeitpunkt auch bakteriologische Milch- analysen miteinbezogen werden. Da Ziegen nur zwei Euterhälften haben und damit der Verdünnungseffekt im Einzel- tiergemelk kleiner ist als bei den Kühen und nur ein beschränkter Zusammen- hang zwischen den Milchqualitätsei- genschaften und dem Zellgehalt vor- handen zu sein scheint (Grafik 2), dürfte momentan ein Beanstandungsgrenz- wert von 1 Million Zellen pro ml ver- nünftig sein.

Therapie Bei der Therapie akuter Mastitiden geht es oft auch darum, das Tier zu retten. Ein rasches und zielge- richtetes Eingreifen ist daher entschei- dend. Zur Unterstützung einer antibio- tischen Behandlung empfiehlt sich das häufige Ausmelken der betroffenen Eu- terhälfte. Um Hemmstoffrückstände zu vermeiden sind die notwendigen War- tefristen mit dem Tierarzt zu besprechen und strikte einzuhalten. Bei chroni- schen, subklinischen Euterentzündun- gen lohnt sich eine Behandlung wäh- rend der Laktation kaum. Falls allerdings mehrere Tiere betroffen sind oder im Betrieb Infektionen mit leicht übertrag- baren Keimen dominieren, muss – idea- lerweise zusammen mit dem Tierarzt – ein Sanierungskonzept entwickelt wer- den, das sowohl gezielte Behandlungen,

eine regelmässige Überwachung als auch Vorbeugemassnahmen umfasst.

VorbeugemassnahmenWahrschein- lich wird es kaum gelingen, Euterent- zündungen vollständig zu verhindern.

Deren Häufigkeit lässt sich aber auf ei- nem tiefen Niveau stabilisieren durch:

• Saubere und trockene Liegeflächen.

• Gute Melkhygiene (Zitzenreinigung nur mit Einwegmaterial, eventuell Zitzen mit einem rückfettenden Mit- tel tauchen).

• Auf gleichmässige, für die jeweilige Melkart (Maschine, Handmelken) ge- eignete Zitzen- und Euterformen züchten.

• Bedarfs- und leistungsgerechte Fütte- rung, Mineral- und Spurenelement- mängel vermeiden.

• Regelmässige Kontrolle der Euter, bei sicht- oder fühlbaren Veränderungen entsprechende Massnahmen ergrei- fen (bakteriologische Milchun- tersuchung, Behandlung,

Ausmerzung).

• Regelmässige Kontrolle und Wartung der Melkan-

lage. 䡵

Autor Walter Schaeren, Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Schwarzen- burgstrasse 161, 3003 Bern

Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung der Forschungsarbeit «Häufigkeiten subklinischer Euterinfektionen und individuelle Zellzahlen in drei Ziegen- herden», die unter www.alp.admin.ch (ALP, Milchqualität) in voller Länge herunter geladen werden kann.

INF

INFO BOX BOX INFO BOX INFO BOX

www.ufarevue.ch 5 · 07

Grafik 2: Milchleistung, Eiweiss- und Fettgehalte in Abhängigkeit der Zellzahlen

9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

10 100

Zellzahlen (x 1000 Zellen/ml)

1000 10 000

Michleistung Eiweiss

Fett

Gehalte (g/100 g) bzw. Milchleistung (kg/Tag)

Die aktuellen Trends in der Ernährung lassen Ziegenmilch- produzenten in eine viel- versprechende Zukunft schauen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

E ine Schwangerschaft kann hervorragend mit Schüßler-Salzen be gleitet werden und Beschwerden wie Depressionen, Übelkeit, Krampfadern, Zahnbe- schwerden, Hautjucken und

Einen schnellen Wirk eintritt und eine besonders gute Wirkung bei akuten, mäßig starken Schmerzen (worunter auch schmerzhafte Regelblutun­. gen fallen) verspricht auch die

Wie kann Europa mehr strategische Souveränität gegen- über den Vereinigten Staaten, Russland und China erlangen.. Während die Chancen transatlantisch so gut wie nie stehen,

Allmählich werden sich auch dort die Menschen der Tatsache bewusst, dass eine bessere Hygiene, Medizin und Er- nährungsversorgung einen höheren Anteil der Kinder überleben lässt,

Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt, aber man geht davon aus, dass etwa die Tagesmüdigkeit zu den Aufmerksamkeitsdefi ziten führen kann, während zum anderen

Gut sitzende Büsten- halter, Sport-BHs oder nahtlose Bustiers sind jetzt eine gute Wahl, damit sich Kundinnen wohlfühlen.. Viele Frauen freuen sich über ein Plus an Busen und

Endlich wieder erholsam schla- fen Patienten mit Ein- und Durch- schlafstörungen wünschen sich, endlich einmal wieder eine Nacht richtig schlafen zu können.. Eventuell

Befindet sich eine Frau im typischen Alter des Hormon- umschwungs und klagt über die cha- rakteristischen Beschwerden, soll- ten Sie aufmerksam sein: Fragen Sie vorsichtig weiter