Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Kürzlich wurde über 2 Kinder berichtet*), bei denen nach Anwendung eines quecksil- berhaltigen Mund- und Ra- chendesinfiziens ein Feer- Syndrom auftrat. Der Arznei- mittelkommission der deut- schen Ärzteschaft ist ein wei- terer Fall bekanntgeworden.
Das Feer-Syndrom, auch Akrodynie genannt, wird durch eine toxische oder to- xisch-allergische Läsion des Sympathikuszentrums im Mesenzephalon hervorgeru- fen. Die charakteristischen Symptome sind: Psychische Veränderungen (das Kind wird traurig, mürrisch und reizbar;
Schlafstörungen: Umkehr der Schlaf-Wach-Zeiten); poly- morphe Exantheme, profuses Schwitzen mit Schw&ßfrie- seln, Exsikkose, livide Rötung der Akren (Hände, Füße, Na- senspitze), Mazerierung der Haut und groblamellöse Schuppung; Brüchigkeit und Ausfall der Haare und Nägel;
Gingivitis; Zahnausfall; starke Muskelhypotonie (Zusammen- klappen des aufgesetzten Kin- des; Handtremor); Sensibili-
') der kinderarzt 1982; 5: 677-682
tätsstörungen; eventuell Schwinden der Sehnenrefle- xe, Lichtscheu; Tachykardie bis 180 pro Minute (ohne gleichzeitiges Fieber); Hyper- tonie bis zu einer Höhe von mehr als 140 mmHg = 18,7 kPa.
Als eine der wesentlichen Ur- sachen wird die Aufnahme kleinster Quecksilbermengen angesehen. Bei den beiden Kindern lagen Quecksilber- Blutspiegel und - -Urinaus- scheidung deutlich über den Grenzwerten der Literatur.
Der Hersteller des phenylmer- curiborathaltigen Mund- und Rachenantiseptikums Glyce- ro-Merfen® weist in der neue- sten Packungsbeilage darauf hin, daß das Präparat bei Kin- dern bis zu 6 Jahren nicht an- gewendet werden darf, anson- sten nur kurzfristig (bis zu 2 Wochen), danach mindestens 2 bis 3 Wochen Pause, Ent- sprechendes ist bei der Ver- ordnung anderer quecksilber- haltiger Arzneimittel zu be- achten. Bei Anwendung über diesen Zeitraum hinaus wird Quecksilberbestimmung in Blut und Harn in kürzeren Ab- ständen angeraten.
FÜR SIE GELESEN
Therapieverbesserung durch Ganglienblocker bei subarachnoidalen
Blutungen
In einer randomisierten Studie wurden 148 Patienten innerhalb 48 Stunden nach Auftreten einer subarachnoidalen Blutung über einen Zeitraum von drei Wochen entweder mit der herkömmlichen Medikation oder zusätzlich mit den Ganglienblockern Proprano- lol und Phentolamin (oder nur mit Propranolol) behandelt. 134 Pa- tienten beendeten diese Studie.
Die Untersuchungsergebnisse zeigten nach vier Wochen in der zusätzlich mit Ganglienblockern behandelten Gruppe ein deutlich geringeres Auftreten von neurolo- gischen Störungen als in der Gruppe mit normaler Behandlung;
der Rückgang war bei den weibli- chen Teilnehmern der Studie so- gar nahezu statistisch signifikant (p = 0,053). Auch hatte ein besse- rer gesundheitlicher Verlauf in der Ganglienblocker-Gruppe bessere Operationsresultate zur Folge (p = 0,030. Nach einem Jahr wurden ebenfalls weniger Todesfälle und seltener Arbeitsunfähigkeit kon- statiert, wiederum mit einem signi- fikanten Unterschied im Verhältnis zu den Frauen (p = 0,030).
Die Verfasser der Studie kommen zu der Schlußfolgerung, daß die frühzeitige Gabe von Beta-Blok- kern bei Patienten mit subarach- noidalen Blutungen (vor allem bei Frauen) das Auftreten von neuro- logischen Störungen reduziert. Ei- ne Verlängerung der Studie unter Anwendung von langwirkendem
Propranolol und Placebo bestätig- te die Ergebnisse mit einer signifi- kanten Verminderung der Anzahl der Todesfälle (p = 0,026) sowie einem Absinken von nicht zufrie- denstellenden Operationsresulta- ten in der Ganglienblocker-Grup- pe (p = 0,003). Srb
Walter, P.; Neil-Dwyer, G.; Cruickshank,J. M.:
Beneficial effects of ad renerg ic blockade in patients with subarachnoid haemorrhage, Brit.
Med. Journal 284 (1982) 1661-1664
Quecksilberhaltige Arzneimittel
BEKANNTMACHUNG DER BUNDESÄRZTEKAMMER
DIE ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT GIBT BEKANNT:
Bei Verordnung
quecksilberhaltiger Arzneimittel an Feer-Syndrom (Akrodynie) denken
32 Heft 33 vom 20. August 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B