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Archiv "Arzneimittel: Was die Regierung tun müsste" (10.02.2006)

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tale (neuneinhalb Jahre) ohne Computerabrechnung, – nach 2002: vier Quartale (ein Jahr) mit oder trotz Compu- terabrechnung.

Seit 15 Jahren regelmäßig not- wendige, für mich ebenso re- gelmäßig erfolgreiche Wider- sprüche und Klagen rechne ich zu überflüssiger Bürokratie.

Dafür bekomme ich keinen Cent, ich zahle vielmehr drauf.

Mein Honorar (Umsatz) pro genehmigter Sitzung Langzeit- Psychotherapie (50 Minuten) hat sich in den letzten 15 Jah- ren um keinen Pfennig bzw.

Cent vermehrt, die von mir seit jeher möglichst niedrig gehal- tenen Praxis(un)kosten dage- gen schon . . .

Dr. med. Klaus Coulin, Mehringer Straße 47 b, 84489 Burghausen

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 6⏐⏐10. Februar 2006 AA331

B R I E F E

Arzneimittel

Zu dem Beitrag „Arzneimittelausga- ben: Endlos scheinende Spirale“ von Heike Korzilius in Heft 1–2/2006:

Gute Informationen liegen vor

Im o. g. Artikel wird die Aussa- ge des KBV-Vorstandes zi- tiert: „Wir sollten mehr über rationale Verordnung reden, über Information und Fortbil- dung“. Dem können wir – die AkdÄ – nur nachdrücklich zu- stimmen, hätten es aber doch für sinnvoll gehalten, wenn Bemühungen der deutschen Ärzteschaft, die diesbezüglich bis auf das Jahr 1911 zurückge- hen, Erwähnung gefunden hätten. Zu diesem Zeitpunkt nämlich, als die Rezepturarz- nei zugunsten der Fertigarznei auf dem Rückzug war, begann – völlig legitim – die Industrie für ihre Produkte zu werben.

Dies aber veranlasste Ärzte auf dem Internistenkongress, eine „Arzneimittelkommissi- on“ zu gründen, deren Aufga- be es sein sollte, Arzneimittel kritisch zu prüfen und die Ärz- te unabhängig zu beraten. Die- se Kommission besteht bis heute, wird von der BÄK und der KBV finanziert und bemüht sich, durch diverse Veröffentlichungen um die von den Gründungsvätern da- mals und heute vom KV-Vor- stand geforderte Information.

Diese Veröffentlichungen sind evidenzbasierte Therapieemp- fehlungen, eine Vierteljahres- zeitschrift „Arzneiverordnung in der Praxis“, das eben in der 21. Auflage erschienene Buch

„Arzneiverordnungen“ (mit aktuellen wirtschaftlichen

Hinweisen), ein elektronischer Newsletter, Therapiesympo- sien und regelmäßige im DÄ erscheinende Berichte über unerwünschte Arzneimittel- wirkungen (UAW). Gewiss:

Wir haben mit unseren be- scheidenen Mitteln keinen leichten Stand gegen 16 000 Pharmareferenten und Werbe- millionen. Dass unsere Be- mühungen von der Pharmain- dustrie nicht gelobt werden und dass unsere Informatio- nen in der „Apothekenrund- schau“ mit ihren 15 Millionen Exemplaren nicht hervorge- hoben werden, ist gut ver- ständlich. Aber das DÄ als un- ser Standesorgan, das ja im Übrigen mit den Veröffentli- chungen der UAW-Berichte unsere Arbeit dankenswert unterstützt, sollte doch bei ei- nem solchen Artikel erwäh- nen, dass auf diesem Sektor bereits Erhebliches geleistet wurde und wird . . .

Prof. Dr. med. D. Höffler, Stellvertretender Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Rappmühlstraße 10, 64331 Weiterstadt

Was die Regierung tun müsste

Versucht die Bundesregierung wirklich, die steigenden Arz- neimittelausgaben in den Griff zu bekommen? Ich meine:

nein. Denn dann müsste sie das tun, was die meisten eu- ropäischen Regierungen längst erfolgreich praktizieren, nämlich die Preise auch für Originalpräparate auf ein sozi- alverträgliches Maß zu be- grenzen. Dann wandern die forschenden Pharmafirmen aus? Noch ein Märchen: Glo-

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bal players entscheiden nach anderen Kriterien. Wann fin- den wir Ärzte endlich den Mut zu sagen, wer verantwortlich ist für die Arzneimittelkosten- Preistreiberei in Deutschland:

die Bundesregierung, die seit Jahrzehnten nicht den Mut aufbringt, die Fantasiepreise der so genannten forschenden Pharmafirmen auf ein akzep- tables Niveau abzusenken.

Dr. med. Alfred Haug, Max-Säume-Straße 1, 28327 Bremen

Von der Industrie dominiert

Bei den Plänen einiger Kas- senärztlicher Vereinigungen, nach dem Vorbild der Pharma- referenten eigene Mitarbeiter zur Arzneimittelberatung in die Praxen zu schicken, frage ich mich ernstlich, ob diese von allen guten Geistern ver- lassen sind. Mit welchen Res- sourcen will man denn gegen 16 000 Pharmareferenten, Gü- terzüge von Werbematerial und eine Unzahl an jedem Wo- chenende aktiver hochrangi- ger, aber mit einer leichten Pharma-Schlagseite ausgestat- teter Referenten antreten?

Doch wohl nicht mit unserer Verwaltungskostenumlage?

Es wäre sicherlich wesentlich einfacher, mithilfe einer Orga- nisation, analog der in Ameri- ka tätigen „No Free Lunch“, für Klinik und Praxis als phar- mareferentenfreie Zone zu werben. Es muss den Kollegen klargemacht werden, dass sie von einem Referenten im We- sentlichen Werbung und nicht objektive Information zu er- warten haben und mit welchen Mechanismen diese Manipula- tion abläuft. Ebenso sollte für die Einsicht geworben wer- den, dass es enorm schwer ist, für die ärztlichen Interessen bei der Diskussion um Arznei- mittelregresse zu streiten, so- lange die Ärzteschaft diesen Balken im biblischen Sinne im Auge hat. „No Free Lunch“ ist im Übrigen selbst im Juristen- paradies der Vereinigten Staa- ten noch nie von der Pharma- industrie verklagt worden.

Denn einen Appell, keine Pharmareferenten mehr zu

empfangen, kann man nicht gerichtlich untersagen lassen.

Dr. med. Wolfgang Stehle, Kiebitzweg 2, 26446 Horsten

Meine Träume

Ich habe zwei Träume –

ŒDas Verordnungs- und Ver- schreibungsverhalten der Ärz- te wird durch industrieunab- hängige Information und Fort- bildung bestimmt.

„Die Ärzte dürfen in ihren Therapie-, Verordnungs- und Beschaffungsentscheidungen nicht in unlauterer Weise be- einflusst werden“ (Zitat aus dem „Kodex der Mitglieder des Vereins Freiwillige Selbst- kontrolle für die Arzneimittel- industrie e.V.“). Das aus dem Altgermanischen stammende Adjektiv „lauter“ bedeutet heute im übertragenen Sinn

„grundehrlich, anständig“.

Ulrich Weigeldt, Vorstandsmit- glied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), hat ein Hauptproblem formuliert, wenn er in dem Artikel „Arz- neimittelausgaben“ von Heike Korzilius so zitiert wird: „Dro- hende Klagen der Pharmain- dustrie machen unsere Infor- mationen so unhandlich, dass sie zur Desinformation wer- den.“ Die Gesundheitspoliti- ker mögen manche Vorstellun- gen entwickeln, um die Arznei- mittelausgaben zu bremsen – neuerdings das Bonus-Malus- System. Weigeldt bezeichnet es zu Recht als „Angststeuerung durch Regress“ und verweist auf die daraus resultierenden ethischen Probleme für die Arzt-Patient-Beziehung. Die Arzneimittelausgaben werden weiterhin ungebremst steigen, wenn die behandelnden Ärzte mit Desinformationen der pharmazeutischen Industrie (durch Anzeigen in der medizi- nischen Literatur, durch 16 000 Pharmaberater und durch – lei- der – sehr viele industrienahe Meinungsbildner) überflutet werden. Der ehemalige Bun- desgesundheitsminister Horst Seehofer brachte es auf den Punkt: „Die Ausgabensteige- rung beruht auf einer aggressi- ven Strategie international agierender Konzerne“ (KBV Klartext, Januar 2006: 10) . . .

Eine rationale (zurückhalten- de) Pharmakotherapie auf der Basis industrieunabhängiger Information ist immer auch ra- tionell – also kostengünstig.

Dass aber auch diese Kosten aufgrund der sich ändernden Bevölkerungsstruktur auf Dauer langsam steigen werden, wird niemand in Abrede stel- len wollen. Bonus-Malus-Re- gelungen und Schuldzuweisun- gen an die Ärzte können das Problem nicht lösen (allenfalls verschärfen), solange industrie- nahe Meinungsbildner desin- formieren und solange der

„Kodex“ den verantwortlichen

„Global Players“ lediglich als Feigenblatt dient und nicht ernsthaft befolgt wird. Unlau- teres Verhalten ist unethisch.

Literatur bei dem Verfasser Prof. em. Dr. Frank P. Meyer, Magdeburger Straße 29, 39167 Groß Rodensleben

Ärzte sind nicht die Schuldigen

. . . Wir Ärzte sollten uns nicht immer als die Verdächtigen und Schuldigen – Worte aus der Gerichtsbarkeit – hinstel- len lassen. Um eine gewünsch- te humane und dem Standard der Medizin entsprechende medikamentöse Therapie zu gewährleisten, sind in Deutsch- land einfach mindestens 25 Mil- liarden Euro an Arzneikosten zu veranschlagen. Dies sollten unsere Standesvertreter auch

unmissverständlich den verant- wortlichen Politikern klarma- chen. Ich stimme Herrn Kolle- gen Ulrich Weigeldt völlig zu, wenn er Bonus-Malus-Systeme für unsinnig hält und die bishe- rige, zum Nachteil unserer Pa- tienten gut wirksame Angst- steuerung durch „Regress“- Drohungen an den Pranger stellt. Überhaupt der Begriff Regress. Regress induziert, dass etwas zurückgezahlt werden soll, was jemand sich unge- rechtfertigterweise angeeignet hat. Hier, in dem Zusammen- hang von Arzneimittelverord- nungen bei drohenden Straf- zahlungen – auch ein Begriff aus der Gerichtsbarkeit – aus zu versteuerndem Gehalt, denn Honorar erhalten wir Ärzte schon lange nicht mehr – nur von Regress zu sprechen, halte ich für völlig falsch und irrefüh- rend. Es sind und bleiben reine Strafzahlungen. Der Arzt, der Einzige, der von einer Medika- mentenverordnung nichts hat, soll als Einziger dafür haften und bluten.Alle anderen „Pro- fiteure“ – der Gesetzgeber (Steu- ern), der Großhandel und die Pharmafirmen (Umsatz), die Apotheken (Prämien und Um- satz) – kommen ungeschoren da- von . . . Moderne Medizin braucht auch moderne, neue Arzneimittel, freie Ärzte und nicht nur Verdächtige, Schuldi- ge und Strafandrohungen!

Dr. med. Hans-Jörg Wiedemann, Untere Bahnhofstraße 12, 91186 Büchenbach

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A332 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 6⏐⏐10. Februar 2006

B R I E F E

Fortbildung

Zu der Meldung „Nachweispflicht für Klinikärzte“ in Heft 1–2/2006:

Von der Politik nicht ernst genommen

Nun ist die Zwangsfortbildung auch beim Klinikfacharzt an- gelangt, für den allerdings noch die Auflage 150 fachspe- zifischer Punkte im Unter- schied zum niedergelassenen Facharzt (Begründung hier- für?!) hinzukommt. Man fragt sich, ob der jeweilige Ärztliche Direktor mit seiner bisweilen

zu erkennenden Distanz zur Basis(-Arbeit) die richtige Kontrollinstanz darstellt und wem dieser seine eigene Punk- tesammlung vorlegt. Oder reicht z. B. im Falle konfessio- neller Krankenhäuser hier dessen Zwiesprache mit dem lieben Gott? . . . Da wir Ärzte jeden Blödsinn mitmachen, (und im Punktesammeln sind wir wirklich geübt!) dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir durch die Politik und deren Gehilfen aus Jurisprudenz und Management wie Idioten be- handelt werden.

Dr. Hans-W. Christl,

Gustav-Leo-Straße 9, 20249 Hamburg

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