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Archiv "Global Health in der medizinischen Ausbildung: Die Universitäten sind in der Pflicht" (21.10.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 42

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21. Oktober 2011 A 2223 GLOBAL HEALTH IN DER MEDIZINISCHEN AUSBILDUNG

Die Universitäten sind in der Pflicht

Kenntnisse über die globalen Einflussfaktoren auf die Gesundheit von Individuen und Bevölkerungsgruppen sind für die Arbeit der jungen Ärztegeneration in einer vernetzten Welt unerlässlich.

D

ie Globalisierung hat nicht nur die Wahrnehmung von (vermeidbaren) Krankheiten auf an- deren Erdteilen intensiviert, son- dern auch zu neuen Gesundheitsri- siken geführt. Aus diesem Grund hat sich innerhalb der Bundesver- tretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) die Glo- balisation-and-Health-Initiative ge- gründet, die 2007 zusammen mit dem Deutschen Ärzteblatt Studie- ren.de in einer Online-Umfrage das hohe Interesse an Global Health im Medizinstudium belegen konnte.

Unter dem Eindruck der er - mutigenden Ergebnisse verfassten die Studierenden ein Positions - papier, um einen Katalog mög - licher Themen vorzulegen und dafür zu werben, Global Health in die medizinische Ausbildung auf- zunehmen.

Aus dieser studentischen Initiative sind an mehreren medizinischen Fa- kultäten neue Lehrveranstaltungen im Bereich Global Health entstanden.

Dozentinnen und Dozenten, die – zu- meist auch ärztlich – selbst mehrere Jahre im Gesundheitswesen von sich entwickelnden Ländern gearbeitet haben, füllen erarbeitete Themenlis- ten mit fachlicher Kompetenz und persönlicher Erfahrung. In der Regel wird dieser Unterricht daher als aus- gesprochen lebendig empfunden.

Hohe Nachfrage bei knappen Seminarplätzen

Die Kurse finden teils im Rahmen von bestehenden Lehrverpflichtun- gen und teilweise über eigene Lehraufträge statt – zu einem gro- ßen Teil allerdings bisher ohne An- erkennung der medizinischen Fa- kultäten. Aber der Bedarf ist da: In

einer Zeit, in der angesichts der Fülle von Wahlpflichtangeboten im 2. Abschnitt des Studiengangs Humanmedizin verschiedene Fä- cher über ungenügende Nachfrage klagen, mussten für den Global- Health-Unterricht an einigen Uni- versitäten wegen knapper Semi- narplätze Interessierte auf spätere Semester vertröstet werden.

Der Fokus von Global Health liegt auf Gesundheit und den so - zialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Faktoren, die sie weltweit – also sowohl in Indus- trieländern als auch in sich entwi- ckelnden Ländern – beeinflussen.

Gleichzeitig werden die vielfälti- gen globalen Verflechtungen in den Blick genommen, durch die sich Vorgänge in einem Teil der Welt auf die Gesundheit von Menschen in weit entfernten Regionen auswirken

Foto: dpa

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21. Oktober 2011 können. Zum Beispiel: Die durch

CO2-Ausstoß geförderte Klimaer- wärmung bedingt unter an derem ei- ne erhöhte Aktivität von temperatur- abhängigen Überträgern verschie- dener Krankheitserreger und Verän- derungen der Niederschläge. Auch die gesteigerte Nachfrage von Bio- sprit im Norden kann im Süden die Ursache für unerschwingliche Nahrungsmittelpreise und damit ei- nen Anstieg von Ernährungsman- gelkrankheiten sein

Global Health: Politik und Wirtschaft im Medizinstudium

All diese Einsichten verlangen neue Formen wissenschaftlicher und po- litischer Kooperation über eta - blierte geografische, institutionelle und thematische Grenzen hinweg.

Im Medizinstudium, das seiner Aufgabenstellung gemäß vor allem in der Vorbereitung auf eine kurati- ve Tätigkeit besteht, muss das Be- wusstsein gesteigert werden, dass andere Gesellschaftsbereiche eine ebenso große – manchmal sogar größere – Bedeutung für die Welt- gesundheit haben als die Medizin.

So wirken sich Wirtschaftskrisen und Kriege, Umverteilungs- und Agrarpolitik nachweisbar stark auf den Gesundheitszustand betroffener Bevölkerungen aus.

Das Themenspektrum ist weit.

Es umfasst milliardenschwere Pro- gramme zur Bekämpfung der schwersten Infektionskrankheiten ebenso wie – exemplarisch – die Initiative einer Dorfgemeinschaft

in Nepal, die den Zugang von Frauen zu den einfachsten Gesund- heitsdienstleistungen zu verbes- sern sucht.

In die Lehre einbezogen werden unter anderem die Ziele der Welt - gesundheitsorganisation, der Ver- einten Nationen (UN-Millennium- Entwicklungsziele), der Nichtregie- rungsorganisationen sowie der neu- en finanzkräf tigen supranationalen Stiftungen (zum Beispiel der Bill- und-Melinda-Gates-Stiftung). Dabei kommen Vertreter des Bundesmi- nisteriums für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung und ihrer Durchführungsorganisa - tion GIZ in den Kursen ebenso zu Wort wie Po sitionen von globalisie- rungskritischen Akteuren.

An den meisten der bisher betei - ligten Universitäten findet der Un- terricht im Rahmen eines Wahl-

pflichtfachs im 2. Studienabschnitt statt, so in Aachen, Bonn, Heidel- berg und Marburg. Ähnliches ist für Ulm geplant. In Frankfurt/M. und Freiburg engagieren sich Studie- rende bisher in außercurriculären Angeboten. Gießen hat seine bishe- rigen Angebote in Tropenmedizin und Internationaler Gesundheit, Medizin und Migration zu einem Schwerpunktcurriculum Global Health gebündelt. Berlin wählte in Zusammenarbeit mit der IPPNW das Modell der Summer School, das auch am Missionsärztlichen In- stitut Würzburg schon seit mehr als zehn Jahren er folgreich durchge- führt und zuletzt in Richtung Glo- bal Health weiterentwickelt wurde – ähnlich wie in den Gesundheits- wissenschaften in Bielefeld.

In Anlehnung an internationale Vorbilder hat sich auf der ersten bundesweiten Tagung in Marburg (Mai 2011) eine Global Health Alli- ance für Deutschland gebildet. Sie richtet sich zunächst an Studieren- de, Lehrende und praktisch Tätige aus dem Bereich der Medizin, will in Zukunft aber auch für Interes- sierte aus anderen gesundheitsrele- vanten Fachgebieten offen sein.

Priv.-Doz. Dr. med. Walter Bruchhausen, Dr. med. Peter Tinnemann (für die Global Health Alliance in Deutschland)

Interessierten aus dem Gesundheitsbereich oder anderen Disziplinen bietet das 84-seitige Infoheft

„Hier & Dort – Einblicke in die Globale Gesundheit“

einen Einstieg in das Thema Global Health.

Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) stellt das Heft unentgeltlich zur Verfügung unter http://bvmd.de/arbeit/scoph/gandhi/

hier_und_dort/

Titelbild „Lehre am Puls der Zeit“, Global Health in der medizinischen Ausbildung

Foto: Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganistion/Dirk Brockmann

TABELLE

Global Health in der medizinischen Ausbildung. Positionen, Lernziele und methodische Empfehlungen

Themenkatalog aus „Lehre am Puls der Zeit“ (Herausgeber bvmd, 2009) Cluster 1

Politische Grundlagen und Aufgaben

• Globalisierung und Gesundheit

• Global-Health-Organisationen

• Handelsabkommen/Lizenzen für Medikamente

• Menschenrechte und Gesundheit

• Entwicklung und Entwicklungs- theorien

• Global Health Governance

• Medizinische Friedensarbeit

• Global-Health-Ethik

Cluster 2

Bevölkerungsbezogene und individuelle Gesundheit

• Globale Krankheitslast

• Gesundheitsindikatoren

• Demografie

• Nicht übertragbare Krankheiten

• Infektionskrankheiten

• Notfall-und Katastrophen - medizin

• Seelische Gesundheit

• Rauchen

• Mutter-Kind-Gesundheit

• Wasser und Abwasser

• Ernährung

• Primäre Gesundheitsversorgung

Cluster 3

soziale/grenzüberschreitende Determinanten von Gesundheit

• Armut und Gesundheit

• Gesundheitliche Ungleichheiten

• Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich

• Transkulturelle Medizin

• Migration und Mobilität

• Krieg, Konflikte und Gesundheit

• Gesundheit von Flüchtlingen

• Umwelt und Klimawandel

• Gesundheitsinformation

• Ethnomedizin

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Referenzen

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