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Heben £)ollanb war aber Dresöen öie Siabt, in welcher ber

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(1)

III.

ie erfte fichere üachricht über Schlüter nach feinem Stur5e

„ erhalten wir erft wieber aus bem jahre 1713, mit finben ihn in Detersburg am E)ofe Kaiier Deter’s bes (ßro‘ßen.

Üiefer merfwüröige für“ ftrebie nach europäiicher ®efittung für fich unb {ein Doll. 3n ebenfo rücfftchislofer als gewaltiamer IDeife bachte er bie ‘Sehren, welche er auf 5ahlreichen Reifen ein;

geheimft hatte, für fein Reich 3u verwenben. hollanb war ihm bas vorbilbliche £anb. Dem 5uge aller norööi'ilichen Dölfer jener 5eit folgenb, {achte er in 2Imfterbam Belehrung, 2ln;

regung, erbeitsfräfie. 3m jahre 1698 folgte er bem Könige IDilhelm III. nach <Englanb, von wo er gegen 500 f)anbwerfer mit in {ein Reich überführte. @nglanö felbfi aber war öamals von ben Z‘Eieöerlanben in gewerblicher Begiehung abhängig uni) erft im Begriffe, {ich ielbftänöig 511 entwicfeln.

Heben £)ollanb war aber Dresöen öie Siabt, in welcher ber

norbifche Kaifer mit Dorliebe 5iubien machte. Die Kunftblüihe, welche 21ugu1't ber Siarfe bort hervor5urufen begann, fonnie ihm nicht entgehen. Z'(icht ber ;fürft 1'elbft, befien gan5e £ebensart ihm wohl eher 21b1'cheu als Bewunberung einflößie, locfie ihn an. Seiner berben 21"(atur mochte 2Iuguft’s feinere Sinnlichfeit nicht eben be:

hagen. (Er vermieö es geflifientlich, ben König 5u iehen.

3m Sommer 1698 Fam er 5um erften male nach Dresben.l5s) Das ®erücht ging öem Kaiier bei ben iächfifchen E)ofleuien voraus, er {ei „gang unö gar nicht von äußerlichem IDefen, fonöern gemein, anbenebit ein ;freunb von folchen Derionen, welche von ber alien beuiichen 2Irt herftammen unb alle IDeitläufigfeiten hintenanfelgen".

(2)

peter ber (Stage. 21 I

1)iefem lIrtheil entfprach fein Zluftreten. üichts aber machte bie

£}ofleute mehr erftaunen‚ als Deter’s (Eifer, fich 5u bilben, fein un;

ermüblicher IDiffensburft. 3m September 1711 Pain er 5um 5weiten male auf ber Reife nach Harlsbab nach Dresben, aber franf, von Kolifen geplagt. (Erotgbem befuchte er ®lashütten, bie Kunft:

fammer, bas 5eughaus, ben Bernfteinbrechsler Krüger, ben E)on uhrmacher 5ichtner, bie ;j'reiberger Bergwerfe. 2qu ber Rücl’reife fümmerte er fich um bie ßofherren noch weniger als früher. (Er wohnte in einem f)otel unb hielt fich am liebften im £)ausfnechts:

5immer auf. Das Ballhaus, bie Dulvermühle nnb bie Dapiermühle, bie Hirchengeräthe ber 5chloßl’irche, ein Schiffmobell su befichtigen‚

freute ihn mehr als bie E)ulbigungen ber vornehmen (ßefellfchaft.

21m 22. flovember befuchte er ben berühmten E)ofjuwelier Ding:

linger. (Er fcheint an biefem Kiinftler befonbere 5reube gefunben 511 haben, ebenfo an bem hofmathematil’us ®ärtner, welcher jenem gegenüber in ber ;franenftrafje wohnte, einem ZTianne‚ ber fich burch 5ahllofe mögliche unb unmögliche ®rfinbungen ausseichnete unb als mechanifer großen Ruf befa5. Zliarperger wibmete feinen

&rfinbungen ein ehrenbes Buch unb feiert ihn als ben 2lrchimebes bes 3ahrhunberts. Dort fah peter unter anberem bas mobell 5um neuen Schloß, welches König Zluguft 5u hauen beabfichtigte,

„in bem man bie 21usgierung unb erchitel‘tur ber 5immer von innen genau erfennen“ fonnte, ferner „ein Stücf vom Perpetuum mobile“. (Es wirb auf biefe ®egenftänbe 5nrücl*5ufommen fein.

3m jahre 1712 war Deter wieber in Deutfchlanb. 311 Berlin hielt er fich 3wei {age auf, von welchen einer bem Befuch einer blühenben 21loé in Höpenicf gewibmet warb. Bei biefer ®elegenheit fah er 5um erften male bas Berliner Schloß, in bem er eine mahl5eit einnahm. Dorher war er in Dresben gervefen, wo er vom 17.—25. Hovember auf ber Rücfreife aus Harlsbab nerweilte,

11115 5war wohnte er 511!“ Staunen bes £}ofcs biesmal bei Ding-

linger felbft: ein Haifer bei einem bürgerlichen (ßolbfchmiebel mieber befuchte er von hier aus allerlei 1Derl'ftätten, namentlich aber bas mobell 5um neuen 5chlof; unb 5meimal ®ärtner‘s l}ans mit feinen mechanifchen 1Dunbern.

?

(3)

2 I 2 Berufung nach Rußlanb.

Unmittelbar nach {einer Rüclfehr fchrieb er an ben gelb;

marichall (ßrafen Bruce 5wei merfwürbige Briefe.“”) 3acques

Daniel Bruce, ein <Ebelmann aus alttchottifchem ®efchlecht, war

bamals ®roßmeifter ber ertillerie unb einer b er gelehrteften männer

am Detersburger E)ofe. (Er hat {ich {lets lebhaft mit ber Baufun’ft befchäftigt, ba biete bem ;feftungsbauwefen bamals nahe ftanb.

Seine reiche Bibliothef architel‘tonifcher IDerfe, bie nach {einem 6.'obe 1735 an bie faiterliche Zlfabemie ber IDifienfchaften fam, bewies, bat; es ihm ernft war um bie Kenntnis bes Bauwefens.

Zln bieten, feinen ®iinftling, fchrieb peter im i)ecember 1712, alte 311 einer 5eit, wo man in Berlin ben €ob König 3riebrich’s unb bas (Enbe ber Bauthätigl’eit allgemeinin Bälbe vorausfah, folgenbe 5eilen:

„Bit lleberbringer biefes bei (Euch erfchienen, fo erfunbiget (Euch forgfältiger, ob er auch wirflich ein architector civilis {ey unb fenbet beshalb jemanb ab ober ichreibet nach Dresben; benn ein ®olbarbeiter, bei bem ich in Üresben wohnte, hat ihn mir gez ichicft. (Er wünt'cht einen 3ahrgehalt von anberthalb Q'aufenb

Rthlr. cur. llnb erfahret 3hr, baß er ein gefchicfter meiner fey,

fo ichließet mit ihm einen 1iontraft auf einige jahre. Sehet in;

befien barauf, bat} er nicht 5u viel voraus belomme. üehmet ihn nach geichlofienem Honirafte 5u (Euch unb 30hlet ihm nach (gut;

bünten.“

llnb ber 5weite Brief lautet:

„flach (Empfang biefer 5eilen fuchet einen Derfpeftivmaler an5unehmen für ®artenfiguren, besgleichen ben Gärtner, ber in Dotsbam unb in anberen föniglichen Gärten bie großen Bäume gepflan5t hat. (Er heißt martin hänber (?).“

(Es fcheint bemnady, baf3 Bruce fich in Berlin befunben habe, bort ben Dertrag mit bem architector civilis habe machen tollen, ben ihm Dinglinger 5ugefchicl’t hatte. I)a, wie wir. fehen werben, Schlüter felbft fpäter unb vielleicht {chen bamals am Perpetuurn mobile arbeitete, 1'o bürfte ihn bies mit ®ärtner unb befien freunb in Derbinbung gebracht haben. Zlnbererfeits wurbe unsweifelhaft ber große erchiteft unb fein Berliner IDerf bamals in Dresben {ehr geichätgt. jene großartigen 5chloßbauentwürfe, welche matthäus Daniel Döppelmann 5u jener 5eit gerabe ichuf, (Entwürfe, bie fich

(4)

Schlüter in Suchfen. 213

bis heute in ber fönigl. öffentlichen Bibliothef 5u Dresben erhielten, 160) 5eigen fo unveri‘ennbar ben (Einfluß bes Berliner Schlofies, baß id), als id; bie vorher für sum (Esfurial gehörig gehaltenen Blätter 5uerft in bie f)anb befam, Sd)liiter’fdye 5eidmungen vor mir su haben glaubte. Sie finö eine Durdpbringung öes Berliner Dalaftgebanfens mit beutfdrbarocfem Hunftempfinöen. lluf peter haben hie großen

mobelle in Dresöen fid)tlid; Q3inbrucf gemacht. Daher veranlafite

Dinglinger, fo fcheint es, öafi Schlüter, befien beöeutenbe Kraft in Berlin feierte, ihn auffuchte. Denn ber Kaifer ging felb1't mit großen planen für petersburg um.

Zlus einer anberen Quelle erfahren wir, öaß Schlüter nach bem „Sachfenlanöe“ abgereift war, ‚ehe er nad) petersburg ging.

So fchrieb Johann Jacobi, ber <Er5gießer, am 28. November

1714 an Kaifer peter, als es galt, eine ;forberung von 1205 €hlrn.

geltenö su machen. mir erfehen weiter aus biet'em Briefe, öa5 delüter {eine familie in Berlin 5uriicfließ unb baß bieie fich in feinesrvegs glüdlidfin Derhältniffen befanb. Ztur ein Sohn idyeint Schlüter nach Detersburg begleitet 511 haben ober ihm bahin gefolgt su fein. Heben öer 3acobi’fdwn Sd)ulb waren ned; anbere llnan:

nehmlidyl’eiten für Schlüter hinterblieben. üody waren verfd;ieöene Rechnungen vom deloßbau nid)t rid)tig geftellt. man verfteht baher Deter’s Dorfidyt, bag er bem 2Irdyiteftor nicht alsbalb 5u viel

®elb in öie f)anb geben wollte, wie auch, öaß er fid; nad; feiner burdy ben llnfall am mün3thurm in 5tveifel gesogenen @"üchtigl’eit er;

funbigte.

Wenn es nun audi nid)t völlig fidyer ift, baß Schlüter jener 2lrd)iteftor gemefen fei, fo fprid)t bie Sachlage body {ehr bafür.

Sd)lüter ftanö Bruce and; währenb feines Zlufenthalts in Deters:

burg nahe. Denn befien Dermanbter, ber als Reifefdyriftfteller fpäter befannt geworbene peter f}einrid; Bruce, er5ählt in {einem Bud)e über {eine @rlebnifl'e in Rußlanb,‘“) er habe in Detersburg unter Schlüter‘s £eitung architeftonifdye Stuöien gemacht. (Er war 1692 in IDeftfalen geboren, alle als bies gefchah, ein junger mann von 22 jahren, ber n0d) ben llnorbnungen bes jelb:

marfchalls gefolgt fein bürfte, als er fein 1Difl'en 511 erweitern ftrebte. I)enn gegen bas 21ngebot, delüter beim Zlnfertigen {einer pläne 5u helfen, verfprady biefer, ihn in ben Regeln ber Baufunft

(5)

214 Bau ber 5tabt St. Detersburg.

su unterweifen, 5umal es an geeigneten £)ilfsfräften fehlte unb Schlüter große llufträge hatte, unb war für „Daläfte, f)äufer, 2lfabemien, manufaftureien, Drucfereien u. f. w.“

Die 5rage ift fchon mehrfach aufgeworfen, was Schlüter wohl in Detersburg gebaut ober auch entworfen habe.““) Koch ift fein Hame bort nicht in ben 21cten gefunben werben: fein IDirfen ift gän3lich verfchollen. war es boch nur von fur5er Dauer unb war man boch 311 jener 5eit weniger geneigt, bie geiftige 2‚lrbeit

bes (Entwurfes 511 feiern, als heute. 21ber es ift beseichnenb, baß um bie 5eit bes <Eintreffens Schlüter’s in Detersburg erft ein er;

höhtes fünftlerifches Schaffen begann unb bag ihn ber Haifer als:

balb nach feinem Cobe burch glän3enbe Kräfte 511 erfetgen fuchte, inbem er 1714 ben ausgeseichneten parifer llrdyiteften ‘Seblonb unb ben Bilbhauer Raftrelli nach Deter5burg berief.

?

Die merfmürbige 5chöpfung bes rufftfchen 2llleinherrfchers, jenes Zlmfterbam an ber Iierva, war erft im (Entftehen. Seitbem er ben Schweben ben 5ugang 511r ®ftfee burch (Eroberung ber bie

;fluf5mtinbung becfenben üyenfchan5e abgewonnen hatte, plante er baran, feinem Reiche „ein Senfter 311 fchaffen, bas nach (Europa hinausfchaut“3”)

25m jahre 1703 begann ber plan (Beftalt 311 befommen, es entftanb bie ruffifche f)auptftabt unter ben 2lugen bes faiferlichen

5immermanns von Saarbam. Die gan5e 2Inlage wies auf nieber:

länbifche Dorbilber. Der mächtig breite, burd) flache ®elänbe fich in mehreren 2lrmen 5iehenbe Z"(evoaflu8 bilbet eine 2ln5ahl von 3nfeln; fleinere IDafferläufe theilen biefe weiter, fo bat; ber Der;

Fehr bes nahen meeres fich bis in bas 3nnere ber Stabt erftrecft unb biefem bas IDefen eines ßafenplatges giebt, obgleich von ber

;feftung, bem mittelpunit ber Stabt, bis sur offenen See noch eine (Entfernung von etwa fieben Kilometer tft.

2Ils Schlüter nach Detersburg fam, war ber Stabtbau fchon in vollem ®ange. 3m 5rühjahr 1703 hatte ber Kaifer 'grof3e mengen von Ruffen, Cartaren, Hofacfen, Kalmücfen unb Sinnen nach ber Z'Eevoa gefenbet, fich felbft bie berühmte, noch erhaltene

(6)

Die Stabtanlage. 2 I 5

hätte gebaut unb unter eigener llufficht bie Bauarbeiten begonnen.

Bis su 40000 IDerfleute tollen oft beifammen gewefen {ein. 1704 entftanben bie erften privathäufer‚ feit 1705 {chen folche von ftatt;

licherer Zlnlage an ber jeßigen millionnaja, am linien üewaufer, ber jeftung gegenüber. Den 1Daffilij:i)ftrow‚ b. h. bie birnförmige, ausgebehnte 3nfel im weiten ber Stabt, fchenfte ber Kaifer {einem 6ünftling, bem 5ürften ment'chifoff, ber fie 1716 in gerablinige Straßen abtheilte, einen hollänbiichen Darf in ber mitte berfelben plante, um bamitllnfiebler an5ulocfen, unb an ber Spiße ber 3nfel fein Dalais erbaute. Diefes ift in ber alten ‚form, wie es noch 1717 auf be fer’s plan erfcheint, nicht mehr erhalten, ebenfowenig wie bie häufer ber von ZITenfchifofi 1716 herbeige3ogenen fran:

söfifchen E)ofleute unb Dan5iger Künftler, für welche ber Haifer bie miethe 5ahlte. Die Deutfchen wohnten fonft auf ber 2Ibmiralitäts:

infel, wo fie in ber 21bmiralität, einem bamals {chen langefireclten, formlot'en ®ebäube unb ben anftoßenben Docfs llrbeit fanben.

Dort hielt ein Dan5iger IDirth im Doithaufe einen von Deutfchen

vielbe‘iuchten Schanf. „IDie meiienfaften aneinanber gebaut,” fagt ein Berichterftatter von 1718, „waren viel Heine E)äufer bort ohne Qrbnung sufammengeftümpelt,“ in Straßen ohne Kamen. (Es war ein wohlthätiger (Erlaß, ber 1715 anorbnete, vor ben hausthüren eine Klafter ber Straße 5u pflaftern; fam es boch vor, baß felbft

Dferbe im moraft 5u ®runbe gingen. Denn peter wollte ®rach=

ten nach 21mfterbamer ober Denetianifchem Dorbilbe fchaffen, jeber Straße einen Kanal geben unb fchuf bamit 5unäd7ft nur unergrünb:

liche pfüt5en. Öfrot5 bes 11eberflufies an IDaft'er war bie feucrs:

gefahr groß, Die f?äufer beftanben meift aus nur einem 5immer mit einem großen Bacfofen, Eöchern als 5enftern; es galt {chen für vornehm, biete mit Zlhrienglas ober Schweinsblat'en 511

Derichließen. Die Zlgt bes 5immermanns war bas ein5ige [)anb:

werfs3eug; fie 5immerte bie Balfen roh 3ufammen, welche erit nach bem Derlegen behauen wurben. Die rohen Späne faßtc ber Branb leicht, ben man burch Z'tieberreißen ber vom jener erfaßten

hätten betämpfte. jenem ®ewährsmann „fchauberte oft bie haut“,

wenn er ben Kaifer felbft auf brennenben Dächern arbeiten ich.

über fchon begannen (Einige, fld) Steinhäut'er 5u bauen. peter lelbft wohnte freilich lange in ber berühmten l}ütte, welche bie

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216 Die Künftler.

2lchtung ber Z'(achwelt bis heute erhielt. Der erfte, welcher ein Steinhaus aufführen ließ, war ber Kansler ®raf ®olowin, ber peter wieberholt auf feinen Reifen burch Deutfchlanb begleitet

hatte. Balb folgte Bruce. Des 5ürften menfchitoff haus, brei

Stocl hody, nach italienifcher llrt gebaut, mit roth geftrichenen eifernen platten abgebecft, galt als Sehenswürbigi‘eit: fein fchön ausgeftatteter Saal, bie Kirche, bas (ßlocfenfpiel. Sein Sommer;

haus, 5wei Stocl hoch, gleichfalls italienifcher Bauart, war mifä:

glücft; es hielt nicht troclen wegen bes fchlechten Daches. Der

®arten war unfertig. Die „21rchitecti, (Büttner unb Künftler“, welche ber ;ffirft befchäftigte, wohnten in E)olshäufern‚ bie nach hollänbifcher 2lrt, alfo mit ausgefet5ten Riegelwänben, errichtet waren.

2llle biefe Bauten aber wurben burch bie plane bes Kaifers felbft übertroffen. Sein leitenber Baumeifter war ein 3taliener, Cre55ini. Dieter erhielt fich im (Einfluß bis an Deter’s CEnbe;

boch fcheint es, namentlich in fpäterer 5eit, als wenn er weniger nach fünftlerifcher als nach technifcher Richtung wirffam gewefen wäre. Schon 1703 wirb er als ber (Erbauer ber ‚feftung ge:

nannt, noch 1728 theilt er ben Deutfchen bas ®runbftücf für bie

Deter5firche su. 2Iuch fonft waren bie überall fich einniftenben 3taliener sur Stelle. flach Schlüter wirfte als Bilbhauer (Zarlo Bartolomeo Raftrelli, ber noch um 1700 in paris ein Denb mal bes marquis be Domponne errichtet hatte, 1716 aber in Königsberg lebte, von wo ihn peter ber ®rof3e auf brei jahre mit 1500 @haler (Behalt in feine Dienfte nahm. (Er ift es, ber für bas Schloß Strelna bie Bau; unb (Bartengrunbriffe anfertigte. 164) 3n ber llusführung berfelben wurbe er aber Bruce unterftellt.

Seit bann balb barauf, gleichfalls 1716, 3ean:Baptifte 2lleganbre Seblonb,löä) einer ber gefuchteften 2lrchiteften ber vornehmen IDelt von Darts, ben wohl nur ber ®ehalt von 5500 Rubel

ober faft 6000 Chalern nach petersburg locfte, bort Beben faßte, fcheint Raftrelli vor5ugsweife nur noch als Bilbhauer be:

fchäftigt werben 5u fein. 2lls folcher fchuf er in Detersburg für ben

®arten bes Sommerpalais Statuen. Diefes Dalais war bamals noch Hein, aber bereits in Stein aufgeführt. 1716 hatte man einen Kanal um ben 65arten geleitet unb biefen mit Binbwerfgängen umgeben. Die @rangerie, bie IDafierfunft, bie weißen ZTi‘armow

(8)

Die llfabemie ber miffenfdiaften. 217

ftatuen waren ber Stol5 ber jungen Stabt, bie nur im winter:

palais, einem an ber I'(ewa gelegenen sweiftocfigen Steinbau, ein (5egenftücf befafi. Das mit Bilbhauerarbeiten gefchmüclte Deters:

thor unb bie halbfertige, von 5.'re35ini entworfene, 1714 begonnene

peter=paulsfirche in ber ‚feftung, fowie beren mobell gehörten noch

1718 5u ben wenigen Sehenswürbigt‘eiten von St. Detersburg.

?

(Es war eine nicht eben leichte £age, in welche Schlüter verfth wurbe. 2111 menfchen fehlte es in Detersburg nicht, um ®roßes su leiften. 21us ben vom Kriege 3erftörten finnifchen ©rten, aus bem 3nneren bes £anbes führte peter gewaltige erbeitermaffen herbei. 2lber es waren rohe Kräfte, mit benen fuh wenig anfangen ließ. Selbft bie gewaltige hanb bes 5aren vermochte fie nicht alsbalb nach feinem willen 511 formen, obgleich er fofort Schritte that, um ein neues 65efchlecht von fyanbwerfern 5u fchaffen. 511 biefem IDerfe fcheint auch Schlüter herangegogen werben 3u fein.

wenn gleich erft 1724 bie Kaiferliche 2lfabemie ber IDiffenfchaften eröffnet wurbe, fo {mb 5weige berfelben allem Zlnfcheine nach viel früher in IDirffamfeit gewefen.

Üenn fdpon 1714 legte peter im Som\nerpalais, ber 2lrbeits:

ftätte Schlüter’s nach Bruce’s mittheilung‚ bie Hunftfammer unb bie Bibliothef an, welche 2ltlanten, IDerl‘e über Copographie‚

(Einib, Kriegs: unb Schiffsbau, mechanif unb 1iunft enthielt.

' Seit I719 begann ber Bau eines Zlfabemiegebäubes auf ber Spitge bes 1Dafftlij=i>ftrow, ein Bau, ben johann Daniel Schumacher, ein beutfcher erchitei‘t, aussuführen begann. ““")

Z'(un er3ählt uns, wie erwähnt, 8ruce, Schlüter fei 1714 „mit

<Erbauung vieler paläfte, häufer, 21fabemien, Zlianufat’turen, Buch:

brudereien u. f. w.“ befchäftigt gewefen. Die Zl?abemie ber 1Diffen=

fChaften enthielt aber eine Buchbruderei, Schriftgiefäerei, Buch:

binberei, ferner 5eichnungsftuben, eine 1(upferftecherei, mechanifche IDerfftätten, eine ®lasfchleiferei, Steinfchneiberei, Drechslerei, alfo 2Inftalten, wie bie von Schlüter erbauten, in welchen bie bürger:

lichen Künfte von angeftellten 5achleuten öffentlich gelehrt wurben.

man farm alfo als wahrfcheinlich annehmen, baß auch Schlüter eine biefer £ehrfräfte war, baß er hier wie in Berlin mit feinen

(9)

218 Schlüter*s ummn.

Bauausführungen eine öffentliche profefl'ur verbanb. 3enes lila;

bemiegebäube aber vollenbeten einige jüngere Detersburger 21rchiz teften, nachbem, wie es fcheint, {chen 1719 bie Hunftt’ammer borthin verlegt werben war. Neben Schumacher wirb namentlich materowsly ober maternow genannt, ber auch bie 1717—1727 erbaute, ipäter abgebrochene 3faaffirche entwarf, währenb wir Schumacher 1728 als benjenigen wieberfinben, welcher bie Deters;

firche ber i)eutfchen nach neuem plane errichtete.

(Es bleibt trot5 ber Zlnl'nüpfungspunlte boch unflar, ob bie

2‚Ifabemie ber IDifienichaften, wie fie fich heute noch erhielt, auf Schlüter’s plan 5urücf5uführen iei. Der im ®runbriß aus einem

2Ichtecf mit concaven Seiten beftehenbe große mittelthurm ipricht nicht bagegen, ob er gleich fein meifterwerf iii. 3er in brei Senftev unb ZZit'chengefchofien auffteigenbe, von @rtt'teinen um:

rahmte unb nur nach vorn von einem großen jenfter über ber

@hüre unb ber 5reitreppe 5u berfelben burchbrochene mauerförper, iowie ber fuppelartig abfchlie8enbe, von einem ®lobus befrönte

£)elm erinnern an bie Schlüter‘fchen mün3thurmpläne. 13er ZT'üttel=

theil iit etwas troclen, bie niebere Säulenhalle, bie ihn umgiebt, nicht von hinreichenber Bebeutung. ®as 65an5e ift burchaus beutfch in form unb ®runbgebanfen, boch für delüter etwas matt.

Koch trocfener iinb bie 5afi'aben ber beiben an bie Chür anliegen:

ben breifiocfigen ;flügel. Kur bie barocf gefchwungenen ®iebel ber Dorlagen mit ihren großen €rophäemReliefs am (Enbe ber langen front geben etwas 21bwechfelung. 3m 3nnern finben fich ftatb liche, 5weigefchofiige 21usitellungsfäle mit einer nicht eben gebanfen:

reich angeorbneten 5äulenarchitet‘tun Üie flachen i)ecfen finb in geometriiche Selber einfach abgetheilt. 'Der gan5e Bau macht ben (Einbrucf ber raichen £}erftellung, ber ungenügenben Durch:

bilbung.

?

Schwerer noch ift 511 tagen, an welchen Dalaftbauten Schlüter 21ntheil gehabt haben fönne. 5unächit lenft fich bas 21ugenmerf auf bie beiben faiferlichen Daläfte. Üas Sommerpalais wurbe bereits 1711 gegrünbet; 1716 wurben bie (5artenanlagen mit

(10)

kf;wo-.@ M£;r4w«eflfir‘?ü»;«‘

Das Sommerpalais. 2 I 9

®räben nach hollänöiicher Sitte umgeben. Bruce er5ählt, ber

Kai1'er wäre oft bei Schlüter gewefen unö habe auch {eine (Bruce’s)

DIan3eichnungen eingeiehen.

(Es ift alfo wahrfcheinlich, öaß Schlüter an Deter’s eigenftem IDerl’e, öem Sommerpalais, Zlntheil hatte. (Ein Bericht ber fait'er:

[ich rufiifchen 21faöemie ber Hünfte von 1862 theilt mit, ber Kaifer habe.5chlüter „wie man tagt“ große Bauten aufgetragen, biefer aber nur ben Sommergarten uni) eine ®rotte barin vollenbet. lin;

3weifelhaft hanbelt es fid) um 8as je15t 5erftörte ®rottenhaus an ber fontanfa, einft einem ber eigenartig1'ten Schmucfbauten öes faiferlichen Sommergartens, von bem alte Stiche uns eine gute Doritellung geben. Diefe ®rotte finöet fich {chen auf bem Staötz plane bes ZZ. be Set: von 1717. (Es war ein Davillon bicht am

Canal mit einer berben Barocf:21rchiteftur, welche berjenigen füb=

beutfcher Künft1er fich am meiften näherte, eine Kuppel fait un;

mittelbar über öem würfelförmigen Bau, beffen Detail lebenbig, aber nicht eben von hervorragenöem IDerthe war?“)

Das heutige Sommerpalais aber wurbe vor 1717, al1em Zlnfcheine nach, in {einer fpäteren (ßeftalt nid)t begonnen. IDas in jer’s plan 3u fehen ift, ftimmt nicht mit ben fpäteren Bauten 5uz

fammen, von welchen {chen R. unb 3. Qttens in ihrer Aibeelding

van de nieuwe russ. Hoofe-Residentie en Zeestadt St. Petersburg einen ®runbri‘é geben: ein rechtwinflid) Ianggeftrecltes (ßebäube mit an einer £angfeite vorgegogenen Seitenrifaliten. peter erließ am 2. mm 1714 einen eigenhänöig gefchriebenen llfas,“”) welcher öem Stuffateur befahl, gmifchen ben oberen unb unteren Senftern öie Siguren 5u beiorgen, wie ber Baubirei’tor fie angeben merbe, unb bie ®eftmfe wie bie vorigen su machen. Die Dorhaustreppe tolle man aus (Eichenhols machen, ben Schranf unb bie IDenbel:

treppe nach hollänöifcher ert nebft einer ®allerie gleichfalls von Gidl°“£l°ß— 3“ ber Küche folle man öie 1Dänbe mit Sliefcn be:

legen. IDer bieier Baubirel’tor, wer ber 5tul’fateur fei, tagt bie llrfunbe nicht, mahrfcheinlich ift jeboch mit (Erfterem Schlüter ge:

meint, benn auch biefer Bau ftanö unter Bruce‘s Überleitung.

Später erlitt er vielfache 21enberungen. Die eigenartige erchi=

teftur, bie er in ber mitte bes vorigen 3ahrhunberts hatte

(519.61), nr vielleicht sum Chei[ Schlüter 5u5uwciien— 3rgenö

(11)

.“=,;. Sig.6x.KaiierlidzesSommerpalaisanSt.petersburg.mi;arüngdze(Beftaltung.nachEruslot=50lolom.

(12)

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(13)

222 Das winterpalais.

welche fichere E)anöhabe sur Beurtheilung öer frage bieten bie

formen aber nicht.

mehr ifi bies ber fall beim IDinterpalais ober vielmehr bei

jenem Dalais 2lprarin (fig. 62), welches feit 1754 vor öem Bau eines neuen IDinterpalais niebergerifien wurbe. 035 ift bie ueber;

tragung öes am Berliner Schloß angeregten Baugeöanfens auf l’leinere Derhältnifie, ein im (Entwurf burchaus Schlüter’fchen Zln= _ fihauungen entiprechenbes 1Derf.

lel’ öiefe Daläfte finö längft verfchwunben unb haben öem öbeften Hlafficismus plaig gemacht. Den ruffifchen Haifern mochte

öie inbiviöuelle fecl‘e beutfche Barocffunft befonbers wenig behagt

haben; fie liebten öie ®leichmäßigfeit langer Säulenorbnungen uni) fenfterreihen, bas, was öie Hünftler in franfreich ben

„BTeffiöorftil“ nennen.

?

lieber bie gefellfchaftliche Stellung Schlüter’s mifien wir wenig.

Sie mag äußerlich nidyt ungünftig gewe1'en fein, ba Kaifer peter öem beutfchen lfleifter feine ffheilnahme 5urvenbete. Zlber öiefer war von fchwacher (ßefunöheit, Ieibenö unö überln'irbet von ber Saft ber 65eichäfte; fo fchilöert ihn Bruce, ber wohl nicht wußte, bat} öie Berliner Sd)ulöen brohenö über {einem £ehrer unö befi'en familie lafteten. Schlüter‘s frau verfaufte in Berlin ihre fchönen unb loftbaren möbel, uni) war „um ein Spottgelb“, wie fie fagt.

Seit König friebrich IDilhelm I. herrfchte, war ber £ugus unmoöifch geworben! mu bcm (Erlös wollte fie fich nebfi ihrer familie nach Detersburg wenben. Der öem 21lter von 50 3ahren fich nähernbe meifier war in ber halbfertigen Staöt ohne E)eim, ausgeietgt bem unmirrfchen Klima, gefoltert fomohl von ben Sorgen um öie Seinen, wie um bas ®elingen feines räth1'elvollenlDerles.

(Es ift ein trauriges Schiclfal, welches beiöe ®egner aus ber großen Berliner Bau5eit traf; beiöe 5ahlten ben £eibenfchaften un?) öem bunflen Ürange ihres jahrhunöerts ihre Steuer. IDähz renö (Eofanöer {ich in franffurt a. zn. in bie Subelfüche einfi:hlofi, um ®olb 5u machen, vertiefte fich Schlüter in ben Deriuch, bas Pérpetuum mobile 511 erfinöenl (Es ift biefes (Enöe 5rveier be;

(14)

r+*k15334'5;

l’r.

‘Das Perpetuummobile. 223

beutenber männer von fulturgefdyichtlichem 3ntereffe. Die IDiffen:

fchaften hatten im 17. 3ahrhunbert einen gewaltigen Zluffchmung genommen. (Es begann bie 5eit, in welcher bas beutfche Del? 511 bem ber Dichter unb Denfer wurbe unb bas Reich ber Dhantafie unb ber £ogif um fo vollfommener beherrfchen lernte, je weniger es in ber IDirflichfeit auf ber (Erbe ®ewalt befaß. Künftler aber fmb auf bas €hatfächliche, auf bas praftifche Können gerichtete Haturen.

Die beutfche Kunft ging an bem vormiegenb fpeculativen Sieben ber üation 511 ®rimbe. Die feine £uft äfthetifcher Klarheit benahm ihr ben 2Ithem. mu Schlüter begann bas beutfche Barocf in Berlin, aber mit ihm enbete es auch. 2Inbere Stäbte, namentlich Dresben, nahmen es auf, aber auch bort fchlug bie Plaffifd7e Regel ber fransofen ben freubigen ®eftaltungseifer halb nieber. Zluch Döppelmann befchloß fein Sieben in er5wungener Chatenlofigfeit.

(Eofanber unb Schlüter aber erfaßten, feit bie Kunft ihnen feinen IDirfungsi’reis mehr bot, bie miffenfchaft mit ber erregten Dhan=

tafte bes Künftlers; fie fuchten nach ben let5ten Dingen, nach ben llrfräften, bie su erfchlief5en ihrem lebhaftem (Empfinben bas IDerf eines glücflichen 5unbes fein 5u müffen fd)ien. Das

;fauftifche in ihrem Dafein trat mächtig hervor: ber Drang nach l.}ohem unb bie Kraft bes IDillens, bie unter ben harten ‚feffeln einer mit fich felbft 5erfallenben 5eit niebergehalten wurben.

Das mobell von Schlüter’s Perpetuum mobile war ein Preis;

runbes meffmggerüft‚ acht5ehn 50ll tief unb 5mei (Ellen Durchmeffet mit hohlen, vier 50ll langen (Einfät5en von bemfelben llietall, welche rings an ber 3nnnenfeite angebracht waren. Im biefe war eine Kanonenfugel gelegt. Die @infäige wurben burch je eine Seber bewegt, welche bie Kugel 5u ununterbrochenem Runblauf 5wang.

3eber von ben <Einfätgen griff in verfchiebene Räber, welche be=

fonbere Bewegungen hervorbrachten. über bie jebern unb Räber brachen oft unb beanfpruchten viel 5eit 5ur IDieberherftellung.

Schlüter ließ fein IDerf üiemanben als ben Kaifer fehen unb fchloß fiCh oft mit ihm ein. Sein Cob unterbrach bie Dollenbung bes IDerfes, bas fpäter 1°(iemanb mehr fort3ufiihrcn nerftanb, eine Sphyng, an beten ‚fragen bas lieben eines großen Zliannes 3erfchellte.

(Es ift ein eigenartiges 5eitbilb, einen ber größten jürften ber

®efchichte, einen meitblict‘enben 5elbftherrfdyer von unerfchöpflicher

(15)

224 Schlüter’s G.'ob unb (Stab.

Öfhatt‘raft unb gewaltthätigem Sinne, unb ben bebeutenbften Bilbe hauer {einer 5eit vereint über mobelle unb 5eichnungen gebeugt 311 fehen, um einem funftvollen 2lufbau von Räbermerf unb f)ebeln bas ®eheimnifg ber legten allbemegenben Kraft ab5u:

laufchen. hier einen gebrochenen Künftler, ben fein technifches mißgefchicf unb {ein sum €heil felbftverfchulbetes Unglücf aus einer glän5enben £aufbahn herausgerifien hatten unb ber fich nun an ben ®ebanfen flammerte, burch eine unerh'o'rte (Erfinbung fein

®lücf wieber her5uftelIen; bort ein mann, ber sornig mit bem Stocfe

auf ben (Zifch fcthg, wenn bas Schicffal es wagte, ihm einen

IDunfch 5u verfagen.

Schlüter Yonnte {einem neuen ßerrn nicht bie große, lang erwartete <Entbecfung fertig vorlegen. les fein Nachfolger, ber fransöfifche 2Irchiteft Seblonb, einft eine lelee hatte verfchneibenlafien unb menfchifoff ihn beswegen beim Kaifer verflagte, fiel biefer mit einem Stocf über ben Künftler her unb bearbeitete eigenhänbig ben frangofen, ber aus ber nerfeinerten Suft von Der1'ailles an ben

£}of bes norbi1'chen Civilifationsbarbaren über5ufiebe'ln gewagt hatte.

Eeblonb ftarb balb barauf, ben 50rn unb bie Befchämung im E)er5en. IDie mag es Schlüter ergangen {ein, als {ein Perpetuum mobile nicht 5uftanbe fam, als er Deter’s (Erwartung hinhalten, {eine ®nttäufchung über iich ergehen Iafien mußte?

?

Schlüter ftarb im mai 1714, fern {einer f)eimath unb jamilie.

3m üorben von Detersburg, an ber großen Z'(ervfa‚ liegt bie fogenannte 21pothefer:3nfel. ®ort, mo fich jetgt etwa ber botanifche

®arten befinbet, war bamals ber alte beutt'che Kirchhof. (Es ftanb noch ichlimm um bie ®rabesruhe ber €obten in ber neuen Stabt.

flur 311 oft fanb man bie eben Beerbigten ausgegraben, beifeite geworfen, blos um bes fahlen SterbefitteIs willen,\in bem man fie bem Beben anvertraute. IDer einen lieben lifobten reinlich ge=

bettet hatte, that gut, machen bei ihm aussuftellen, um bie Seichen=

biebe von ihm fern 5u halten, bis er vergefien war ober fein ®ea wanb Iiiemanb mehr locfen Ponnte.

IDir mifien nicht, wo Schlüter begraben wurbe. über es ift wahrfcheinlich, bat? er bort braußen auf bem alten beutfchen Hirchhofe

(16)

König Sriebrid) Wilhelm I. unb Schlüter. 225

liegt. Kun1'tvoll gepflegte Blumen entwachten jet5t bem rufftichen Beben, welcher bie Eeiche eines ber größten beutt'chen Hünftler bargl

?

Üie Hachflänge von Schlüter‘s Eeben {mb{ehr traurig. (Es haben fich 3wei Briefe ber 21. (E. Schlüterin, ber IDittwe bes großen meifters, erhalten, beibe vom 23. 3uni 1714 unb aus Berlin batirt, in welchen fie ben Hutter peter unb bie Kaiierin Katharina um 11nterftütgung für fich unb ihre Hinber anfleht. I)ie Briefe {mb in ben bamals üblichen übertriebenen ®efühlsäufierungen gehalten, wohl bus wm eines Rechtsl’unbigen. über bie traurige Sachlage ipricht für fich felbft. Die arme {frau hatte eben erfahren, baß ber

„bisherige Qberbaubirei‘tor Schlüter, mein im £eben Iiebgeweiener Ehemann“ geftorben iei unb bittet nun ben 5ürften, in befien Dien1't er 5ulet5t gettanben, unb ber „vor ihm bie Pur3e (‚Seit über viele (ßnabe geheget“, um einen IDittwengehalt; unb bie ‚fürttin bittet fie, ihren (ßemahl 3u biefem (Bnabengehalt 511 „bisponiren“. Diefes

®efuch unterftütgte fie mit einer probe einer f)anbarbeit unb mit bem 21ngebot, auf IDunich „curieufe Stühle, Betten, Capeten unb bergl.

unb anbere ®alanterien" 5u beforgen.

@b biefes ®eiuch (Erfolg hatte, weiß ich nicht 5u Tagen. (Es it't unwahrt'cheinlich, benn ein ähnliches ®etuch richtete bie forgen:

volle Stau an "König Sriebrich Wilhelm I. Die Zlntwort ift uns erhalten:

„Supplifantin hätte fich 3u rechter 5eit unb in ber ebiftal ge:

lebten 5eit melben tollen. 3hr ®efuch fann auch um fo weniger ftattfinben, weil ihr verftorbener mann bei bem Schloßbau noch verichiebene Rechnungen 5u juitificiren gehabt, wogegen ber Supplü fantin Drätention nicht 5u Rechten ift‘ f)at fie alfo Seine Hönig=

liche Zliajeität bamit nicht wieber 5u behelligen.

Berlin, ben 2. juli I7I4.”

Der harte Eon bes Schreibens richtet fiel) nicht gegen ben 'h'üuftler, fonbern gegen ben Beamten Sd)lüter, welcher in ber König ;friebrich IDilhelm fo verhaßten IDartenbergitchen 5eit gleich ben 21nberen aus bem Dollen gefchöpft unb fich um bie Rechnung&

legung nicht genügenb gefümmert hatte (Er iii gerecht im Sinne

Gulli",1lubr. Schlüter. 15

(17)

226 Ziachl’lönge.

bes 5ürften, er ift 5u beflagen im E)inblid auf bie Danfbarfeit„

welche bie Nation ihrem Schlüter ichulbet.

21m 28. Z"(ovember 1714 fchrieb auch ber ®ießer johann

3acobi an ben Haifer peter, um wenigftens einen {heil feines (ßuthabens aus ber üaclflafienichaft Schlüter’s 3u retten. Koch 1'ollte ber meiner „einige (Sage ausftehen“ haben. (Er hat, ba er Schlüter {ein ®elö haar in ben „höch1'ten Köthen“ ber familie vorgefchofien, ihm wieber 5u bem Seinen 5u verhelfen. ©b es ihm ge:

lang, fein ®uthaben aussugleichen, erfahren wir nicht. Bei ber Sachlage ift an5unehmen, ba‘ß Schlüter, ber noch in {einer „letgten Kranl'heit“ {eine Schulb anerl*annt unö haare IDiebererftattung ver:

fprochen hatte, mit ber Sorge unö Scham im bergen itarb, einen hilfsbereiten mann um öas Seine gebracht 511 haben.

Dom Derbleib von Schlüter’s familie wifien wir nichts. 27(ur

flicolai berichtet, ein Sohn bes meifters {ei erft in ruffiiche, bann

in fächfiiche Dienfte als 3ngenieur getreten unb 1730 in Dresben

geftorben. 168)

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