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Brenner, Michael: Israel. Traum undWirklichkeit des jüdischen Staates. VonTheodor Herzl bis heute, München 2016

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Lehrgang „Pädagogik an Gedächtnisorten“

Sommersemester 2016

Vorbereitungsseminar für die Reise nach Israel mit Axel Schacht und Adelheid Schreilechner

Brenner, Michael: Israel. Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates. Von Theodor Herzl bis heute, München 2016

Rezension von Ingrid Tschugg 30.Mai 2016

Michael Brenner beschäftigt sich in seinem Buch mit der Geschichte Israels. Dabei geht es ihm nicht um eine reine Ereignisgeschichte, sondern er beschäftigt sich mit den Personen, die sich seit dem 19. Jahrhundert mit der Perspektive eines jüdischen Staates beschäftigten, und den Ideen, die sie dabei entwickelten.

Der anwachsende Antisemitismus im 19. Jahrhundert war für einige Juden der Anlass dafür, Ideen für eine Verbesserung zur Lebenssituation der jüdischen Bevölkerung in Europa zu entwerfen. Im Jahr 1897 wurden dazu vier Wege konzipiert: Walther Rathenau, ein Berliner Industrieller und späterer deutscher Außenminister schlug den Weg der Assimilation vor.

Theodor Herzl, der Wiener Feuilletonredakteur der Neuen Freien Presse, konkretisierte nach der Wahl des Antisemiten Karl Lueger zum Wiener Bürgermeister seine zionistischen Pläne. Im August 1897 berief er den ersten Zionistenkongress in Basel ein. In Wilna wurde der Allgemeine Jüdische Arbeiterbund gegründet, die erste jüdische sozialistische Bewegung. Die „Bundisten“ sahen eine Lösung der sogenannten

„Judenfrage“ im Sozialismus nicht im Nationalismus. Als geographisches Lebensgebiet gaben sie Osteuropa und Amerika an. Und in Odessa trafen sich ab Dezember 1897 wöchentlich jüdische Intellektuelle, in denen sie über die Zukunft der jüdischen Bevölkerung debattierten. Simon Dubnow, einer dieser Intellektuellen, verfasste eine zehnbändige Weltgeschichte des jüdischen Volkes. Dubnow begründet den Diasporanationalismus, 1897 verschriftlichte er seine Vorstellungen. Er betrachtete wie Herzl die Juden als Nation, sah ihre Zukunft jedoch in Europa, nicht in einem bestimmten Staatsgebiet – wie die Bundisten. Nach Dubnow habe die jüdische Diaspora ein historisches Anrecht auf ein Leben nach Europa. Den Sozialismus lehnte er ebenso ab, wie die Assimilation der Juden. Er forderte Autonomierechte für die Juden als Nation mit eigener Sprache und Kultur.

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Im Jahr 1897 öffneten sich somit für die Juden vier verschiedene Wege – die durch Ideen und konkretere Vorstellungen weiterentwickelt wurden. Bei einer oberflächlichen Betrachtung der Geschichte des Staates Israel aus heutiger Sicht sieht es so aus, als wäre die Gründung des Staates Israel von Anfang eine logische Folge der zionistischen Bewegung gewesen. Nur gab es bis in die 1940er Jahre viele verschiedene Ideen und Vorstellungen.

Angedacht wurde eine Autonomielösung für die jüdische Bevölkerung innerhalb des britischen Mandatsgebietes. Ideen für eine Einstaaten- und Zweistaatenlösung wurden diskutiert. Und schließlich gab es Ideen, dass sich Juden nicht nur in Palästina, sondern in anderen Ländern niederlassen könnten. Es gab diesbezüglich auch Verhandlungen mit verschiedenen Ländern. Eine Frage, die sich durch die meisten Ideen durchzieht, ist die Frage, inwieweit der „Judenstaat“ ein normaler Staat wie alle anderen sein sollte bzw. inwiefern dieser Staat ein Vorbild für alle anderen sein soll bzw.

kann.

Nach der Gründung des Staates Israel meinten David Ben Gurion – der erste Ministerpräsident Israels – und seine Mitstreiter, Herzls Traum von einem „Judenstaat“ verwirklicht zu haben. Jedoch entstanden neue Träume. Nach dem militärischen Triumph Israels im Jahr 1967 träumte die Rechte von einem Groß-Israel in biblischen Grenzen. Mitte der 1990er Jahren – nach dem Abschluss der Friedensverhandlungen zwischen den Palästinensern und den Jordaniern – entwickelte die Linke eine Vision von einem Neuen Nahen Osten.

Michael Brenner hält fest: „Die Umsetzung der Gründerträume in die Realität und die Aufgabe der Realität für neue Träume gaben Raum für Konflikte und Widersprüche, die bis heute die israelische Gesellschaft spalten und ihr Bild nach außen prägen.“ (2016, S.22)

Das Buch habe ich ausgewählt, weil ich mich für die Geschichte des Staates Israel interessiere. Den Blickwinkel, aus dem Michael Brenner diese Geschichte erzählt, finde ich beeindruckend. Die Ideen, die auf Grund des wachsenden Antisemitismus seit dem 19. Jh. entwickelt wurden, sind in dem Buch sehr gut und verständlich beschrieben. Das Vorwort ist sehr dicht an Informationen, danach ist es angenehm zu lesen. Ich habe viel über die Menschen – die meisten Männer – erfahren, die diese Ideen entwickelt und verfolgt haben.

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