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THEO VAN DOESBURG

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Academic year: 2022

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THEO VAN DOESBURG

Der am 30. 08. 1883 (in Utrecht) als Emil Marie Küpper geborene Künstler benutzte als Pseudonym den Namen seines Stiefvaters.

Nach einem kurzen Besuch an der Schule für Dramatische Kunst (Schauspielunterricht) in Amsterdam, beschloss van Doesburg den Beruf des freien Künstlers und Schriftstellers zu ergreifen.

Die frühesten praktischen Arbeiten des autodidakten Künstlers entstanden 1904, während seine kunstkritischen Artikel erst ab 1912 publiziert wurden. Dennoch wird der niederländische Künstler, der nach der Gründung der Künstlergruppe „De Sphinx“

(1916) gemeinsam mit P. Mondrian, B. Van der Leck, V. Huszar, J. J. P. Oud und J. Wils die erste Nummer der Zeitschrift

„De Stijl“ herausbrachte (kunsttheoretische Basis der De Stijl Gruppe), bis heute als einer der wichtigsten Theoretiker der Klassischen Moderne angesehen. Der über gute Kontakte zum Bauhaus (1922 vergeblicher Versuch Dozent am Bauhaus zu werden, hält stattdessen einen Stijl-Kurs in Weimar ab) verfü- gende Doesburg avancierte nicht nur zum Dogmatiker der De Stijl-Bewegung, sondern ist mit seinen Theorien richtungswei- send für die gesamte konstruktivistische Bewegung in Europa (ab 1922 intensiver Kontakt zu El Lissitzky ). Der De Stijl-Künst- ler el aber nicht nur durch seine theoretischen Überlegungen und seine Propagandareisen zur Durchsetzung der Ideen des De Stijls (Belgien, Frankreich, Italien, Deutschland,....) auf, son- dern lieferte mit seinen praktischen Arbeiten in den Bereichen Graphik, Malerei und Architektur gleich die entsprechenden examplarischen Beispiele mit.

Wichtige Graphiken und Malereien:

1916-17 Die Kartenspieler (Tempera auf Leinwand)

1917 Abstraktion der Kartenspieler, oder Komposition IX (Öl auf Leinwand)

1918 Komposition XIII (Öl auf Leinwand) 1921 Skizzen und Studien zur großen

Pastorale

1921-22 Große Pastorale - Farbvergla- sung (Drachten, Landwirt- schaftsschule)

1920-22 Komposition XXII (Gouache auf Papier, auf Karton aufge- zogen)

1923 Kontra-Konstruktion der Maison Particulière (Gouache auf Licht- druck)

1924 Kontra-Komposition V (Öl auf Leinwand)

1925-26 Die Kontra-Kompositionen und die hierbei eingeführte Diago- nale führte erst zum Bruch mit

Mondrian und schließlich zum Manifest des Elementarismus 1929 Simultane Kontra-Komposition (Öl auf Leinwand)

Kurz nach der Gründung der Künstlergruppe „Abstraktion-Création“ in Paris (Theo van Doesburg fungierte als Mitbegründer) verstarb der Künstler am 7. 3. 1931 nach einem Herzanfall in Davos.

Abstraktion der Kartenspieler, Komposition IX, 1917

Große Pastorale, Drachten (Landwirt- schaftsschule), 1922

Wichtige architektonische Arbeiten:

1917 Villa Allegonda, Katwijk aan Zee (mit Oud)

1917 Ferienhaus De Vonk, Noordwijkerhout (mit Oud) 1917 Haus Lange, Alkmaar (mit Wils) 1917 Haus in St. Antoniuspolder (mit Wils)

1918 Hotel - Restaurant Da Dubbele Sleutel (mit Wils)

1919 Einrichtung für das Haus de Eigt, Katwijk aan Zee

1919-21 Wohnsiedlung Spangen, Rotterdam (mit Oud u. Riet veld)

1926-28 Cafe Aubette, Strassburg (mit H. Arp & S. Taeuber-Arp) Die Kartenspieler, 1916-17

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Auszüge aus: Rechenschaft der De Stijl Gruppe (auf dem internationalen Künstlerkon- gress in Düsseldorf, veröf- fentlicht: De Stijl, V. Jahrgang 1921/22, Seite 59)

1. Ich spreche hier für die Stijl- gruppe in Holland, welche ent- standen ist aus der Notwendigkeit, die Konsequenzen der modernen Kunst zu ziehen, das heißt allge- meine Probleme in der Praxis zu lösen.

2. Für uns gilt der Bau, das heißt das Organisieren seiner Mittel zur Einheit (Gestaltung).

3. Diese Einheit ist nur möglich durch Unterdrückung subjektiver Willkür in allen Ausdrucksmitteln.

4. Wir geben alle subjektive Auswahl von Formen auf und bereiten die Ver- wendung eines objektiven universalen Gestaltungsmittels vor.

5. Diejenigen, die diese Konsequenzen des neuen Kunstgedankens nicht fürch- ten, nennen wir fortschrittliche Künstler.

6. Die fortschrittlichen Künstler Hollands haben sich von vornherein auf einen internationalen Standpunkt gestellt. Auch während des Krieges ....

7. Die internationale Einstellung war gegeben durch die Entwicklung unserer Arbeit selbst. Also aus der Praxis gewach- sen. Auch durch die Entwicklung der ... fortschrittlichen Künstler anderer Länder ergaben sich die gleichen Notwen- digkeiten.

Versuch, allgemeinverständliche elementare Grundbegriffe der bildenden Kunst aufzustellen

Das Wesen der bildenden Kunst

1. Alles was uns umgibt, ist Ausdruck des Lebens, Alles was lebt, hat bewus- ste oder unbewusste Erfahrung seiner Umwelt (z.B. Kind greift nach Mond - kann Distanzen anfangs nicht abschätzen. Das Kind muss den Raum und seine Beziehung zu diesem selbst erfahren, um ein Dichtbei oder ein Weitfort denieren zu könnnen).

2. Bewusst oder unbewusst macht sich jedes Geschöpf seine Lebenserfahrung zunutze.

3. Wir können innerhalb der Realitätserfahrung von den einfachsten Organis- men bis hinauf zu den entwickeltsten Individuen drei Arten von Erfahrung unterscheiden: a) die sinnliche (Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, Fühlen) b) die psychische und c) die geistige (z.B. Für jedes Individuum ist Wirk- lichkeit nur sein Verhältnis zu seiner Umwelt; und zwar ist sein Verhältnis bestimmt durch die Grenzen seiner Erfahrungsmöglichkeiten. Ein Hund weiß mit einem Buch oder Bild kaum etwas anzufangen, möglicherweise erregt der Geruch seine Aufmerksamkeit, eine Wurst dagegen interessiert ihn sehr wohl, mit dieser weiß er auch etwas anzufangen.

4. Einspürung und Lebenserfahrung bestimmen einander wechselseitig.

5. Ist die Lebenserfahrung geistig, d.h. beschränkt sich die Umweltserfahrung nicht ausschließlich auf das Sinnliche oder das Psychische, so wird die Rück- wirkung der Lebenserfahrung entsprechen.

6. In dieser gestalteten Reaktion unserer aktiven Realitätserfahrung liegt das Wesen und die Ursache aller Kunst.

7. Das Kunstwerk ist die Ausdrucks- oder Gestaltungsform dieser geistigen aktiven Realitätserfahrung.

Die ästhetische Erfahrung

8. Alle Künste haben gleichartigen Inhalt. Nur Ausdrucksweise und Aus- drucksmittel sind verschieden. (z.B. bildende Kunst - plastisch - durch Raum, Volumen, Farbe - gestalteter Ausdruck der ästhetischen Erfahrung; Musik -

Kontra-Konstruktion (Maison Particulière), 1923 Simultane Kontra-Komposition, 1929

T. van Doesburg und C. van Eesteren, Maison Particulière (Modell), 1923

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phonetisch - durch Zeit und Ton - gestalteter Ausdruck der ästhetischen Erfahrung...)

9. Ästhetische Erfahrung und Ausdruck dieser Erfahrung bedingen ein- ander wechselseitig.

10. Die ästhetische Erfahrung drückt sich aus in Verhältnissen.

11. Diese Verhältnisse werden offenbar innerhalb der jeder Kunstart eigenen Ausdruckmittel. (Die Ausdruckmittel der verschiedenen Künste ergeben sich aus dem Kontrast positiver und negativer Elemente).

12. Die stärkste Ausdrucksform jeder Kunst liegt in der ausschließli- chen Verwendung der ihr eigenen Mittel. So ist das Ausdrucksmittel der Musik: Töne (positiv) und Nichtton (negativ) - der Malerei: Farbe (posi- tiv) und Nichtfarbe (negativ) - der Baukunst: Fläche/Masse (positiv) und Raum (negativ) - der Plastik: Volumen (positv) und Nichtvolumen (negativ).

Diese und andere Künste - Dichtung, Tanz, Bühne und Filmkunst - sind andere Arten der Gestaltung unserer ästhetischen Erfahrung. Wir können daraus folgern, dass nicht alle Menschen die selben Dinge auf die selbe Weise empnden. So sieht z.B. ein Bauer ein Tier, sagen wir eine Kuh mit anderen Augen als ein Tierarzt, ein Händler oder ein Künst- ler Letzterer sieht im Gegensatz zum Bauern, der das Tier im Rahmen der Gepegtheit, Gesundheit, Melktauglichkeit und Größe betrachtet, die Kuh auch in ihrer Beziehung zum offenem Raum, das Spiel des Lich- tes, erlebt die Vertiefungen und Erhebungen als Plastik; die Körperteile zwischen den Vorder- und Hinterbeinen sieht er nicht zuerst als Bauch oder Brust, sondern empndet sie als Spannung. Den Boden auf dem das Tier steht sieht er als Fläche. Setzt sich das Tier in Bewegung, ent- steht ein bestimmter Ablauf und eine Wiederholung von ungleichmässi- gen Bewegungen, die der Künstler als Rhythmus erlebt).

In der ästhetischen oder gestaltenden Schau werden die Gesetze des Schaffens offenbar; in der bildenden Kunst z.B.

die Gleichgewichtsverhältnisse von Maß, Farbe, Raum usw. Diese Verhältnisse nennen wir die ästhetischen Akzente, die jedem bildenden Künstler mehr oder weniger in seinem Werk das Wesentlichste sind.

13. In der ästhetischen Erscheinung wird die gegenständliche Naturerscheinung des Erfahrungsobjekts um so mehr vernichtet, je stärker die ästhetische Erfahrung ist.

14. Im ästhetischen Erlebnis wird individualistische Differenz zur organischen Indifferenz.

15. Das ästhetische Erlebnis ist ein Erlebnis der gesamten schöpferischen Kräfte des Künstlers.

16. Der ästhetische Wert eines Kunstwerkes, ist abhängig vom Grade der Bestimmtheit der ästhetischen Akzente.

Die gemischt-ästhetische Erfahrung

Wird ein Künstler bei der ästhetischen Erfahrung durch eine andere Eigenschaft des Objekts abgelenkt, so werden die ästhetischen Akzente unbestimmt; sie treten in den Hintergrund. Dadurch gelangt der Künstler nicht zu einem klaren Ausdruck der ästhetischen Erfahrung.

In diesem Falle, bei der prä-exakten Malerei (die Malerei bis zum 20. Jhdt.) können wir von einer gemischt ästhetischen Erfahrung sprechen.

Ist das Verhältnis des Künstlers zu seinem Wahrnehmungsprojekt ein überwiegend ästhetisches, so wird er in seiner Darstellung die ästhetischen Akzente übertreiben. Dies äußert sich in stärkerer Betonung der Raum- und Farbwerte.

Hier hört das Abbilden (Nachahmung) auf und es beginnt die ästhetische Umbildung (Darstellung) in eine andere, kosmische Realität. Auf diese Weise sind alle Kunstwerke,

die in der bildenden Kunst bedeutung haben, entstanden.

In ihnen überwiegen die ästhetischen Akzente alle ande- ren.Will er eine neue, ausschließlich ästhetische Form nden, so wird er zur Rekonstruktion seines Wahrnehmungsob- jekts kommen. Er wird das Wahrnehmungsobjekt, auf seine elementare räumliche Erscheinung zurückführen, aller Zufälligkeit entkleiden, vereinfachen und in künstleri- schen Verhältnissen neu ausdrücken.

Die ästhetischen Akzente treten nun klar hervor, sie sind frei von Bindung und sind im Kunstwerk zu einer eine ästhetische Idee gestaltenden Einheit gruppiert. Hier hört die Umbildung auf und es beginnt die exakte Gestaltung mit exakten Mitteln.

Der Künstler gibt der Realität durch Gestaltung mit rein ästhetischen Mitteln eine neue Form (bis zu dieser Höhe

hat sich die Kunst in unserer Zeit entwickelt...) Cafe Aubette - Großer Festsaal / Filmprojektionswand (Rekonstruktion), Strassburg, 1927

Cafe Aubette - Entwürfe zur Gestaltung des Kino- und Tanzsaals, Strassburg, 1927

Referenzen

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