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Dr. med. Armin Böhme zum 80. Geburtstag

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Dr. med.

Armin Böhme zum 80. Geburtstag

Am 20. August 2007 beging Herr Dr. med. Armin Böhme seinen 80.

Geburtstag. Er wurde in Leipzig als Sohn eines Großhandelskaufmann geboren. Nach der Volksschule be- suchte er von 1938 bis 1946 – durch Kriegsdienst unterbrochen – die Hum- boldt-Oberschule in Leipzig.

Die Wirren des Zweiten Weltkrieges hinterließen nachhaltige Spuren. Be- reits mit 16 Jahren wurde er zum Arbeitsdienst nach Schlesien zu schwe- rer körperlicher Arbeit beim Aushe- ben von Schützengräben verpflichtet.

Mit 17 Jahren erlebte er als Soldat an der Nordwestgrenze Deutschlands das Grauen des Krieges und als Ver- wundeter die katastrophalen Verhält- nisse in den Lazaretten. Wegen der Verwundung erhielt er schließlich einen Ausmusterungsschein.

Von Hamburg schlug er sich allein durch zerstörte Städte und mehrere Frontabschnitte nach Leipzig durch.

Nach bestandenem Abitur 1946 be- gann er im gleichen Jahr an der Uni- versität Leipzig das Studium der Human- medizin, das er 1952 mit Staats- examen und Promotion beendete.

Nach der Pflichtassistentenzeit, 1952 bis 1954, wurde er zum sogenann- ten „Schwerpunktjahr“ in den Groß- betrieb Espenhain verpflichtet und musste dort wegen des bestehenden Ärztemangels bis zur physischen Leis- tungsgrenze arbeiten (teilweise 150 Reihenuntersuchungen pro Tag). Da- nach war er als wissenschaftlicher

Assistenzarzt am medizinisch-polikli- nischen Institut der Karl-Marx-Univer- sität tätig, wo er zahlreiche wissen- schaftliche Beiträge veröffentlichte.

Nach Beendigung der internistischen Weiterbildung erhielt er 1959 die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin.

Trotz eines lukrativen Stellenange- botes während der Teilnahme an der Therapiewoche 1960 in Karlsruhe

kehrte er in die DDR zurück.

Es erfolgte eine Vertiefung seiner Kenntnisse als Subspezialist für Rheu- matologie.

1961 wurde er von dem bekannten Rheumatologen Prof. Dr. Tichy als Oberarzt an das Institut für Rheuma- tologie in Dresden berufen.

Wenn auch durch harte Arbeit ge- kennzeichnet (Leiter einer großen Bettenstation, umfassende ambulan- te Betreuung, verantwortlich für eine Spezialbäder- und physikalische Ab- teilung, wissenschaftliche Tätigkeit, Aufbau und Aktualisierung einer um- fassenden Fachbibliothek, verbunden mit zahlreichen organisatorischen und fachlichen Aufgaben als Sekretär der Rheumagesellschaft der DDR) war dieser schaffensreiche Abschnitt sehr fruchtbringend und prägte sein Leben.

1968 stellte er sich gegen den Ein- marsch der Ostblockstaaten in die CSSR und verweigerte den Einberu- fungsbefehl als Arzt in die Nationale Volksarmee. Daraufhin wurde er von einem Gericht zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Die Haft- strafe wurde dann in eine Bewäh- rungsstrafe von zwei Jahren umge- wandelt.

Das Urteil hatte schwerwiegende berufliche Folgen:

Abbruch der eingeleiteten exter- nen Habilitation an der Universi- tätsklinik Rostock,

Ablösung aus der Funktion als stellvertretender Institutsdirektor, Beendigung der wissenschaftli- chen Tätigkeit,

Verweigerung der Teilnahme an Fachkongressen im In- und Aus- land,

Weiterbeschäftigung nur als Fach- arzt für Innere Krankheiten mit entschädigungslosen Dienstver- pflichtungen an weiteren Polikli- –

– – –

nik-Außenstellen und Rheumabe- ratungen im Bezirk Chemnitz.

Damit wurde seine weitere berufliche Entwicklung zerstört abgebrochen.

Außerdem wurde er zur Teilnahme am Parteijahr der SED und aktiven Teilnahme in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft verpflichtet.

Schon als junger Arzt wurde sein Pri- vatleben durch das politische Regime beeinträchtigt, da die Firma seines Vaters 1953 entschädigungslos ent- eignet wurde und er seine mittello- sen Eltern ernähren musste. Bis zur Wende wurde sein Privatleben stän- dig vom Ministerium für Staatssicher- heit bespitzelt.

Die privaten Repressalien gipfelten 1982 in einer Zwangsevakuierung durch das Ministerium für Staatssi- cherheit aus seiner Komfortwohnung in guter städtischer Lage an den Stadtrand von Dresden.

Trotz aller Schikanen zeigte Herr Dr.

Armin Böhme als tätiger Arzt stets hohe Einsatzbereitschaft und Pflicht- bewusstsein. Mit großem Engage- ment widmete er sich als Spezialist für Rheumatologie seinen vielen Pati- enten. Bereits 6.30 Uhr begann er seine Sprechstunde für Berufstätige.

Er gab selbst im Bewusstsein seiner Überwachung im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit vielen Patienten, die unter dem DDR-Regime litten, psychische Unterstützung.

Die „Wende“ kam für ihn zu spät.

Auf Beschluss des Landgerichtes wurde er mit Aufhebung des Urteils von 1968 rehabilitiert.

Er war bis zum seinem 75. Geburts- tag regelmäßig im Ärztlichen Notfall- dienst tätig, nicht zuletzt bei der Jahrtausendflut in Dresden für die Flutopfer.

Trotz seiner beeinträchtigten Gesund- heit wünschen wir, seine alten Freunde in den alten und neuen Bun- desländern und viele seiner ehemali- gen Patienten, ihm noch schöne Jahre mit seiner Frau und seiner Familie.

Als Kollege, Freund und Wegbeglei- ter über mehr als 60 Jahre rufe ich ihm zu:

ad multos annos.

Dr. med. Jürgen Ranke Facharzt für Innere Medizin Leistikowstraße 2, 14050 Berlin-Westend

Personalia

Ärzteblatt Sachsen 9 / 2007 479

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